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Nr. 68. 30. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Abg. Dr. Mugdan und die Bäckerei­

Verordnung.

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Freitag, 21. März 1913.

Der Abg. Dsann erklärte 1891 im Reichstag, man habe aller-[ gelegenen Räumen vorgenommen wird, ohne Sonne, ohne Lüftung, dings geglaubt, daß das, was Bebel über Zustände in den Darm- ohne Reinigung, unter Verhältnissen, wie sie doch nun einmal tat­städter Bäckereien sagte, unmöglich wäre. Darauf habe die Darm- sächlich mit der großen Mehrzahl der heutigen Kellerbäckereien ver­städter Polizei eine Untersuchung vorgenommen. Diese habe leider bunden sind so ist es wiederum unverständlich, wie ein Mediziner. ergeben, daß die Zustände in den Bäckereien noch schlimmer waren, der im öffentlichen Leben steht, der die Berichte der Gewerbe­Genosse Dr. Ignaz Zader, der sich zurzeit auf einer Reise als sie in Bebels Broschüre geschildert waren. Und so wie in aufsichtsbeamten und Gesundheitsbeamten, der die einmütige Ver befindet und deshalb erst jetzt die Nummer des Vorwärts" diesem Falle bestätigten aller Orten die amtlichen Nachprüfungen urteilung der Kellerbäckereien durch alle Mediziner und Hygieniker, vom 6. März mit der Antwort Bebels auf Mugdans Er- die Richtigkeit der Bebelschen Angaben. Und jetzt, 22 Jahre später, welche in der Frage das Wort genommen haben, kennen sollte, einen flärung zu Gesicht bekommen hat, sendet uns zur Veröffent- erklärt Mugdan im preußischen Abgeordnetenhause, daß die Bebelsche Sazz wie diesen zweiten aussprechen kann. lichung folgende Abfertigung des Herrn Abg. Dr. Mugdan: Broschüre neben viel Wahrem außerordentlich viel unwahres" ent­schriften der Bädereibefiger entnommene Behauptung zu beweisen, halte, ohne auch nur den Versuch zu machen, diese den Schmäh­was ja schon deshalb unmöglich ist, weil sich seitdem- Dank Bebel und dem Eingreifen der Gesetzgebung- die Berhältnisse wesentlich geändert haben.

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Dritte Behauptung: Wenn mehr Arbeiter an Tuberkulose sterben als andere Leute, so nur deshalb, weil es mehr Arbeiter in der Welt gibt.

Als ich vor mehreren Wochen die Bemerkungen Mugdans über die Bädereiverordnung usw. im preußischen Abgeordnetenhause las, trieb es mich, wie sicherlich manch anderen Mediziner, sofort auf frankheit" betitelt habe, begründete ich einleitend dieſe( nicht etwa In dem Heft der ,, Arb.- Ges.- Bibl.", welches ich die Proletarier­dieselben zu reagieren hatte ich mich doch soeben erst wieder an­läßlich der Neuauflage meiner von Bebel zitierten Arbeit über die von Sozialdemokraten erst in die Welt gesetzte) Bezeichnung für die Hygiene der Bäcker usw. im Wehlschen Handbuch der Hygiene mit Bebelschen Broschüre mit dem Aufschwung der modernen Hygiene den Kreisen der Besitzenden bis hinauf in hohe und höchste Kreiſe Die oben erwähnte zeitliche Koinzidenz des Erscheinens der Schwindsucht, die freilich nicht bloß Proletarier dahinraffe; auch in den Verhältnissen im Bädergewerbe eingehend beschäftigt. Damals( im Anschluß an N. Kochs umwälzende Entdeckungen) erklärt auch suche und finde die Krankheit ihre Opfer. Aber doch sei jene Be­unterließ ich es in der Annahme, daß es sich vielleicht um Worte das Faktum, daß bald darauf auch im Ausland, in England sogar zeichnung zutreffend, weil so unverhältnismäßig mehr Be­handele, die in der Hitze des Gefechts gefallen und vom Kollegen schon furz vorher, ähnliche methodische Untersuchungen, wie sie Bebel siglose daran sterben. Nach Korofi starben 1876-1882 in Budapest  Mugdan bei ruhiger Ueberlegung und passender Gelegenheit forri- vorgenommen, über die scheußlichen Zustände in den Bäckereien ver- an Lungentuberkulose 0,39 Reiche, 9,25 Mittelklasse, 90,36 Arme. giert werden würden, und weil ich es weiter für richtig hielt, Bebel anstaltet und die Bäckereien der Kontrolle durch Gesundheits- und als dem in erster Reihe Beteiligten und Genannten die Exekution Gewerbeaufsichtsbeamte unterstellt wurden. In Hamburg   tamen Ende der 1890er Jahre auf je 1000 Steuer­zu überlassen. In London   ver- zahler mit einem Einkommen Nachdem das letztere jegt in so bündiger Weise von Bebel be- vember 1889 einen Bericht der von ihr zu dem Zweck ein­öffentlichte die medizinische Zeitschrift Lancet" schon am 30. No- von über 3500 M. 1,07 Todesfälle an Schwindsucht, jorgt und auch mein Name dabei genannt worden ist, nachdem von gesetzten Untersuchungskommission, welchem Bericht 1890 eine Reihe bon 1200-900 3,93 " unter 900 Seiten Mugdans keine von seinen Behauptungen zurückgenommen anderer folgten, weiterhin die fortlaufenden Berichte der officers of und im Jahre 1910 starben daselbst 9-10 mal so viel Leute mit 5-6( geschätzt) oder auch nur gemildert worden ist, will ich das Versäumte nach health( Waldo usw.), die Untersuchungen und Enqueten der Arbeiter- Einkommen von 900-1200 M. an Schwindsucht, als mit einem Ein­holen und glaube damit in der Sache selbst nicht zu spät zu kommen, organisationen und parlamentarischen Kommissionen in Desterreich, fommen von 25 000-50 000 m. abgesehen von der Frage nach Bebels Verdienst um die Bäcker­in Dänemark  , in Frankreich   usw. Der Stein war nun einmal ins die von Mugdan aufgestellten schiefen und unrichtigen Behauptungen Rollen gebracht und wird auch nicht mehr zur Ruhe kommen, bis m. W. bisher noch keine Richtigstellung gefunden haben. nit all dem Schmug im Bädergewerbe gründlich aufgeräumt ist trotz der sich immer wieder erneuernden Proteste und Petitionen der Bäckerei- und Hausbesitzer und leider! ihres Schutzpatrons, des Kollegen Mugdan.

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Was Bebels Anteil an der Aufdeckung und Veröffentlichung der Zu­stände im Bäckereigewerbe und an der sich daran schließenden parlamen­tarischen Enquete und Gesetzgebung im Deutschen Reiche betrifft, so kann nur grobe Voreingenommenheit, die unfähig ist, dem politischen Gegner gerecht zu werden, ihm das Verdienst bestreiten, als Erster in Deutschland   durch seine systematische Schilderung der Verhältnisse im Jahre 1890 und durch die sich anschließende, nachdrückliche Verfolgung des Gegenstandes im Parlament die Gesetzgebung endlich zum Ein­schreiten veranlaßt zu haben.

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In der Sigung des preußischen Abgeordnetenhauses stellte Mugdan  weiter eine Reihe von Behauptungen auf, die auf jeden nicht mit der Materie Vertrauten durch die Sicherheit, mit der diese Unrichtig­feiten vorgetragen wurden, verblüffend wirken mußten.

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Alter von 15-30 Jahren 1,8 Wohlhabende, 10 Mittelstand, dagegen In Bremen   starben auf je 10 000 Lebende an Tuberkulose im 32 Aermere, also 17-18mal so viel Arme als Reiche.

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In Halle   starben 1901-1909 at Tuberkulose  , die Sterblichkeit höherer und mittlerer Beamter- 100 gefekt, im Alter von 15 bis gelernte 30 Jahren ungelernte f Und ähnlich lauten die Zahlen, die Weinberg für Stuttgart  , Neefe   für Breslau  , Bertillon   für Paris   usw. ermittelt haben, aber wozu noch mehr der Beispiele häufen, um eine Sache zu beweisen, Erste Behauptung:( Selbstverständlich sollen saubere für die es eigentlich gar keines Beweises bedarf, die nicht nur jedem Zustände in den Bäckereien herrschen.) Aber darum handelt Mediziner bekannt ist, sondern sich für jeden von selbst versteht, der Und darauf allein kommt es in diesem Streit an. Wenn selbst es sich bei der Bäckereiverordnung gar nicht, sondern nur an das Wohnungselend der Arbeiter in unseren Großstädten und bor Bebel diese noch ganz grauenhaften, mittelalterlichen Zustände um bauliche Bestimmungen. daran denkt, daß die Tuberkulose eine ansteckende, eine übertragbare, im Bäckergewerbe"( Prof. Emmerich) mit all den Details und Be­Das ist unrichtig. Nur§§ 1-5 enthalten bauliche Bestimmungen, eine Wohnungs- und Gewerbefrankheit ist. Preisich und Schüz Tegen von einem Mediziner( oder Nichtmediziner) geschildert worden Forderungen von Luft und Licht, Lage der Bedürfnisanstalt usw., fanden bereits im Alter von 1-2 Jahren bei 66 armen Kindern in wären ohne indessen an die Deffentlichkeit zu bringen, ohne die was Mugdan für die Sauberkeit im Bädereibetrieb für unwichtig zu 21,2 Proz. Tuberkelbazillen im Nagelschmuß, und Wolff- Eisner Polizei und die Parlamente zur Nachprüfung zu zwingen, und ohne halten scheint.§ 6 handelt von Waschgelegenheit, Umkleideraum, fand, daß in der Umgebung tuberkulöser Mitglieder der Drts­die Folgen zu zeitigen, welche Bebels Vorgehen in der Gesetzgebung Kleiberaufbewahrung auch doch nicht gleichgültig für die Er- frankenkasse der Staufleute mindestens, mindestens, 90 Prozent positiv und in der Stellung der Bädereibetriebe unter die Kontrolle der reichung sauberer Zustände bei der Brotbereitung.§7 fordert reagierten, dagegen bei den in besseren Wohnungsverhält Gewerbeaufsichtsbeamten tatsächlich gehabt hat so wäre doch gründliche Reinigung der Hände und Arme vor dem Zurichten und niffen lebenden Privatpatienten nur 20-25 Broz. Nein, es Bebel derjenige gewesen, dem jeder, insbesondere jeder im öffent- Teigmachen und die dazu benötigte Reinheit des Wassers, Hand- sterben nicht bloß absolut mehr Arbeiter an Tuberkulose als andere lichen Leben stehende Mediziner, zu Dant verpflichtet wäre. tücher usw.§ 8 verlangt ausreichende Siggelegenheit in den Arbeits- Leute, weil es mehr Arbeiter in der Welt gibt, sondern relativ viel Aber jene Voraussetzung trifft obendrein nicht zu. Mugdan ver- räumen an Stelle des jetzt noch üblichen Sizens und Liegens auf mehr Arbeiter, wie bei allen ansteckenden Krankheiten; die Schwind­schiebt vollständig den strittigen Punkt, wenn er immer wieder den Tischen, auf welchen die Brotbereitung vor sich geht.§ 9 ver- sucht ist vorläufig immer noch die Krankheit des Proletariats. darauf zurückkommt, daß Ramazziri, Hirt u. a. schon lange vor Bebel bietet das Ausspucken auf den Fußboden, das Rauchen, Schnupfen Gern würde ich auch noch auf die Frage der Verbreitung der auf die Schäden der Bäckereiarbeit, der überlangen Arbeitszeit und und Kauen von Tabat,§ 11 die Benutzung der Arbeitsräume zu Tuberkulose unter den Bäckern eingehen, eine Frage, die ebenfalls insbesondere der Nachtarbeit für die Bäder hingewiesen haben. Das anderen Zweden( Windelntrocknen!),§ 12 verlangt die Beseitigung in jener Sißung berührt worden ist, und nicht kurzerhand mit ein hat ebensowenig im 18. wie im 19. Jahrhundert irgendwelche von Ungeziefer, tägliche Lüftung, Waschungen des Fußbodens usw. paar Worten zu erledigen ist, aber ich fürchte ohnehin schon, den Wirkungen gehabt, sozusagen keinen Hund vor den Ofen gelodt.§ 13/14 enthalten Forderungen bez. Mindestbekleidung bei der Arbeit, Raum des Vorwärts" über Gebühr in Anspruch genommen zu Erst als durch die Details Bebels der ganze Jammer, die ganze Zu- Aufgeben derselben bei ansteckenden und ekelerregenden Krant- haben und muß diejenigen, welche sich für die Frage intereffieren, rückgebliebenheit des Gewerbes, die gesundheitlichen Gefahren und die heiten usw. Es ist mir unerfindlich, wie jemand, der die Bäderei- auf die demnächst erscheinende Publikation im Handbuch der efelerregenden Zustände bei der Herstellung des täglichen Brotes an verordnung jemals zu Gesicht bekommen resp. über§ 5 hinaus Hygiene" verweisen. Mit Parteigruß Ignaz zadet. die breiteste Deffentlichkeit gebracht wurden, und das zu einer Zeit, gelesen hat, behaupten kann, sie enthalte nur bauliche Bestimmungen. wo die Hygiene ganz besonders reinliche Lebensmittelzubereitung Zweite Behauptung: Es ist für die Hygiene ganz gleich­verlangte und den Zusammenhang zwischen Magen- und Darm- gültig, ob eine Bäderei im Keller oder im Erdgeschoß liegt. erkrankungen( Thphus, Cholera, Tuberkulose usw.) und infiziertem Wenn Mugdan damit sagen wollte, daß auch eine Bäckerei Trinkwasser und Nahrungsmitteln lehrte erst da tam es zu jener unter Tage sauber gehalten, eine über Tage schmußig sein kann, durchschlagenden Wirkung, dem Aufsehen innerhalb und außerhalb so ist das eine Binsenwahrheit, zu der man sich nicht auf die Hygiene des Reichstags, dem Entrüstungssturm der in ihren heiligsten zu berufen nötig hat. Aber wir haben es doch nicht mit theoretischen Interessen bedrohten Bäckermeister. Jetzt erst erfuhr die Welt, Möglichkeiten und Ausnahmen, sondern mit der schmutzigen Wirklich wie entsetzlich es um die Zubereitung der Badwaren, um die feit zu tun, und wenn da behauptet wird, daß es gleichgültig ist, ob Arbeitsbedingungen der Lehrlinge und Gesellen, die Arbeits- und die Arbeit in tages hellen oder dunklen, auch bei Tage fünstlich er­Schlafräume, die Wasser- und Klosettverhältnisse usw. stand. leuchteten, meist naßtalten und schmutzigen, zwei Meter und tiefer den Blick und voller Sehnsucht nach dem Land jenseits dieses Berges...

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Der Menschheit Paffionsweg.

Wie groß ist doch das Leid in der Welt! Ungeheuer groß! Furchtbar! Herzzerreißend! Empörend! So groß ist heute das Leid, daß es die Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Heere formiert es. Auf der einen Seite die Leidenden. Die, die sich zu­sammenscharen, vor Augen das Leid dieser Welt, im Herzen die große Hoffnung, austilgen zu können, was Ursache dieses Leidens, Veranlassung zu dem Seufzen, dem Jammern der Vielen, ach so Vielen ist.

Auf der anderen Seite jene, die mit vom Leid gebleichten Knochen sich Throne bauen, auf denen sie sißen und herrschen über dies Leid, sich zum Genuß. Die Altäre errichten von den Leibern dieser Leidenden, das Leid zu preisen. Die voller Freude dem Seufzen der Leidenden lauschen, denn es ist ihnen Halleluja. Mit Tränen des Leids sprengen sie dort, was ihnen heilig ist, denn es ist ihnen Weihwasser der Luft.

Und wie angenehm ist das Sigen auf diesen Thronen für diese Leidlosen. Denn es bedeutet Genießen ohne Schaffen. Heilig finden sie das Verweilen an diesen Altären, denn es sind ihnen Stätten unverdienter Freuden.

Ausgehend von ihren Lustopfern, verbreitet sich um sie der Hauch scheinbarer Ewigkeit ihres Tuns, des Unveränderlichen und Unvergehenden ihres Treibens. Wie sicher fühlen sie sich deshalb in ihren Tempeln. Wie angenehm ist es da diesen Lustmenschen, dort zu weilen. Denn es umgaufelt dort fatamorganisch den Blick, ver­hindert das Schen, erschwert das Hören

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Da kommen den Berg herab Priester des Gottes Mammon. Seine besten und edelsten sind es. Beschwörend heben sie die Hände. Signale wollen sie geben dem Heer des Leids. Einen anderen Weg sollen sie nehmen. Nicht zur Höhe sollen die Leid­beschwerten ziehen. Am Fuße des Berges der Luft sollen sie halten. Da sollen sie sich niederlassen. Von da aus sollen sie bewundernd schauen und sich freuen über die Möglichkeit nie endenden Ge­nusses, den sie den anderen bereiten. Dann sei das Leid bei ihnen Freude. Die Liebe, die sie den anderen bezeugten, ließe dann auch das in graue, dicke Nebel gehüllte Land des Leids zum sonnigen Glücksfeld werden.

Wir wollen euch führen! Kommt, kommt, folget uns! Geschäftig suchen sie den Weg zu ebnen. Eifrig die Bahn ab­zustecken. Emsig tragen sie herbei, was ihnen gut erscheint, die Kluft zu füllen zum Wohnen am Fuße des Berges, auf dem Gott Mammon thront und seine Jünger ihm unter Zimbelflang und Harfenschlag Opfer bringen, Blutopfer von denen, die nicht ihres Stammes sind.

Doch was diese Priester der schönen Worte heranbringen, ist nur leichter Sand. So viel sie auch in die Kluft streuen, der Flügelschlag des Leids weht ihn hinweg und nie, nie können die, die nicht nur im Tal wandeln, sondern zur Höhe ziehen wollen, über die Kluft, wenn sie warten wollten auf den Erfolg der Flugsand­streuer, die Propheten der schönen Worte und der angenehmen Gesten.

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Die Augen der Leidenden sind hell. Sie dringen durch den Qualm der Opferfeuer. Sie sehen auf den Grund der Feste; sie erkennen die Art und Weise der Bauherren der Tempel; es ent­schleiert sich ihnen die Verbindung der Orgien der geilen Lust dort oben und der Zwang zum Entbehren hier unten. Sie erkennen, wie dies Leid bei ihnen und in ihnen und die niedrigen Genuß­feiern dort oben nur zwei Teile der gleichen Sache sind.

Aus der Partei.

Die belgische Arbeiterpartei.

Jahresbericht über das Jahr 1912 herausgegeben, der den Dele­Der Generalrat der belgischen Arbeiterpartei hat soeben seinen gierten zum Parteitag, der nächsten Sonntag zusammentritt, zur Information dienen soll. Der stattliche, 175 Seiten starte Band umfaßt neben dem eigentlichen Geschäftsbericht des Generalrats fürzere Berichte der Parlamentsfraktion, des Genossenschaftsver= bandes, der Parteiorgane Le Peuple" und" Vooruit", der zwischen dem Berge der Lust und der öden Wüste des Leids. Es türmen sich die Leichen, es häufen sich die Knochen. Doch: Nicht zurück! ist ihre Losung. Vorwärts! ihr Panier.

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Jetzt ist es erreicht! Die Brücke ist geschlagen. Blutig sind ihre Pfeiler, blutig ihre Bogen.

Welch ein Hohn, welch ein Geschick! Das wird, das kann der Weg zum Glück nicht sein, jammern die Freunde stillen Wartens und des einfältigen Harrens. Doch darüber stürmt das Heer des Leids wie Wetterschlag, wie Sturmgebraus. Das Seufzen der Verwundeten, das gebrochene Auge der Toten sagt ihnen: Nur vor­wärts! Vorwärts! Ihr müßt hinauf oder herunter zu uns. Kämpfet! Ihr habt die Macht! Nur haltet aus. Mut, Mut, und ihr seid unbesiegbar!

Dort oben harrt der Preis! Ein hoher, ein hehrer Gewinn! Zerstöre die Tempel des feilen Goldes, vernichte die Altäre der niedrigen Gier, reinige den Gipfel dieses Berges von den Kanzelit der feilen Luft.

Am Ziel! Am Ziel!

Die Tempel stürzten. Die Altäre fielen. Die Kanzeln sind nicht mehr. Der Nebel zerstob, der hier alles umlagerte. Und frei drang der Blick der Sieger hinaus ins Land.

Sonnig liegt es da von ihnen. Wie leicht ist der Sinn, wic froh das Herz. Sieg! Sieg! Am Ziel! Am Ziel!

Sie hörten ja nicht mehr den dumpfen Flügelschlag des Leids. Helle Klänge der Freude umgaben sie rings umber. Innige Laute des Glückes. Und die alten Kämpfer, wie fühlten sie sich jung, die jungen, wie fühlten sie sich voller Kraft.

Neu war ihnen die Umwelt. Neu waren aber auch die Ge­fühle, die in ihnen aufstiegen. Frei waren sie! Frei! Frei! Sie strömten hinaus. Herfu lisch fühlten sie ihre Kräfte wachsen, um Besitz zu nehmen von all dem Herrlichen, das sie errungen, von dem Großen, das sie wollten.

Dort unten ziehen die anderen dahin. Furchen im Gesicht. Das Leid hat sie gegraben. Krankheit im Geblüte. Das Leid hat fie vergiftet. Mißgestaltet ihre Formen. Das Leid hat sie zerzaust. So wandeln sie dahin. Endlos lang sind ihre Reihen, festge­schlossen ihre Züge. Doch Blize sprühen aus ihren Augen. Blize der Erkennenden, Strahlen der Hoffenden, die wissen: die Erfüllung Und größer wird ihr Mut. Beharrlicher ihr Drang nach fommt. Seligkeit verbreiten sie um sich. Glanz geht von ihnen oben. Ueber die Kluft wollen sie. Auf den Berg und über den Und der Geist der Menschheit, der bisher verbannt im dun­

aus und leuchtet auf ihrem langen, langen Weg, der abgestedt ist von den blutigroten Bannern der Freiheit und der Revolution. Hart ist der Weg, den das Heer der Leidenden wandeln muß. Nicht leicht ist das Gehen auf ihm. Die Bahn ist oft versperrt. Das Leid geht ja mit ihnen, Untiefen erzeugend, Hindernisse auf richtend. Viele bleiben zurück. Viele stürzen. Denn das Leid drängelt, immer weiter will es auf starten Flügeln und mit dumpfem, hartem Flügelschlag.

Droben auf dem Berge stehen die Tempel des Genusses, der feilen Freude. Der Rauch der Mammonsopfer umzieht düster die Flur. Das ist ein Jauchzen da oben. Voller Freude opfern sie ihrer Rust  , in geiler Brunst frönen sie ihrer Begier.

Dort unten aber zichen sie heran, die Träger des Leids, frei

Gipfel hinweg in das Land des Glückes, der Freiheit und Schönheit. Die Flugsandstreuer jammern ob solchen Sinnes. Und sie streuen und streuen. Der Wind fegt darüber hin und alles ist verschwunden, vorüber, was sie so dauernd wähnten. Sie erklären, sie beschwören.

Die Leidenden gehen ihre Bahn. Sie ziehen dahin, näher und näher ihrem Ziel. Die Kluft gähnt ihnen schwarz entgegen. Sie zögern nicht. Opfer fallen. Sie wanken nicht. Unverwandt ist ihr Blick auf die Höhe gerichtet.

Da fendet Gott Mammon seine Furien. Mitten hinein braust es in wilder Gier in das Heer des Leides. Lücken werden gerissen. Männer fallen, Frauen stürzen, Kinder werden zermalmt. Viele verschwinden in dem gähnenden Schwarz der unheimlichen Kluft

felsten, im tiefsten Verlies des Mammonstempels geschmachtet hatte, er war nun frei, erfüllte das Land, erfüllte die Welt. Gr weilte unter allen, füßte die Stirn der Sieger, und seinen Wei­fungen beugten sie sich alle voller Ehrfurcht.

Da zog von Ferne ein lichtes Gespann heran. Hell tönte sein Geläute durch die Luft über Berg und Tal. Und alle tamen zu schauen und zu staunen. Es ist der Wagen des Glückes, flantiert von der Freiheit, der Schönheit und dem Wohlstand.

Kommt mit! Kommt mit! Herein! Herein! rufen die Götter des Glückes. Und alle nehmen Plak, alle finden Raum bei ihnen. Da fuhren fie dahin, die sonst vom Leid Bedrückten, von dem Gipfel ihres Kampffeldes zu den lichten Höhen der Heimat des Glückes, des Wohlstandes, der Freiheit und der Schönheit.