Sinne des Magistrats! Der Bertreter der bürgerlichenMinorität sagte der Mehrheit ins Gesicht, daß derjenige leinsoziales Empfinden hätte, der gegen die Steuer-befreiung stimmte. Die Mehhreit der Leute mit einem Ein-kommen von 660—900 M. hätte kaum die Mittel, um den not-wendigsten Unterhalt zu bestreiten. Deshalb hätte man diesoziale Pflicht, diese Steuerswfe freizulassen. Vertreter derMehrheit erklärten, daß ein großer Teil aus dieser Steuer-stuf« nicht zu den Notleidenden gehöre. Das sozialeTmp finden könne man ganz anders beweisen, als dadurch, daßman den Leuten die lumpige Summe von 9 M. jährlichschenke. Gerade wenn man gerecht und sozial denke,dürfe man diese Stufe nicht freilassen!! Man könnenicht einsehen, daß hier eine soziale Frage vorliege.Mit solchen Argumenten wurde von.liberalen' Herrendie Steuerbefreiung bekämpft. Und die Mehrheit ließ sich auch beider Abstimmung von diesen sozialen Erwägungen leiten. Der An-trag des Ausschusses, die Einkommen von 660—900 M- von derSteuer zu befreien, wurde mit 42 gegen 3ö Stimmen abgelehnt.Die Hungernden werden also von der.freisinnigen' Stadt-verWallung weiter zur Steuer herangezogen. Die Brutalität undHartherzigkeit haben den Sieg davon getragen. In den Parla-menten und Versammlungen aber wird der Freisinn weiter sein»warmes Herz für die Notleidenden und Darbenden" beteuern!Tic Opfer der Strastburger Aschermittwochs-Mobilisierung.Die Mobilisierurtg der Straßburger Garnison durch denehemaligen Zahlmeisteraspiranten Wolter ist, wie voraus-zusehen war, für die Straßburger Generalität nicht ohneFolgen geblieben. Ter Gouverneur von Straßburg, Generalvon E g l o f f st e i n. hat den„nachgesuchten" Abschied er-halten. Sein Nachfolger wird der General von Eber-Hardt, bis jetzt Divisionskommandeur in Hannover. DerKommandeur des 15. Armeekorps in Straßburg. Generalvon Fabeck, verläßt diesen Posten, um das Kommandodes 11(württenrbergischen) Armeekorps zu übernehmen. Anfein« Stelle tritt in Straßburg Generalleutnant v o n D e i m-I i n g, der bekannte Hererovernichter und Säbelrasfeler, derbisher Diprsionskommandeur in Freiburg i. B. war.Die Leidtragenden hierbei sind natürlich die deutschenSteuerzahler, die die sehr erheblichen Pensionen, Umzugskostenusw. tragen müssen._Kinderarbeit in der Landwirtschaft.DaS Kiuderschutzgesetz hat der gewerblichen Ausnutzung derKinder einige Schranken gesetzt, und wenn eS da auch noch mancheszu verbessern gibt, so ist doch ein Anfang gemacht und bei energischerAnwendung der vorhandenen gesetzlichen Bestimmungen läßt sichmanches Unheil verhüten. Die Agrarier haben es leider verstanden.die Ausdehnung dieses Kinderschutzes auf landwirtschaftliche Betriebezu verhindern. Immer mehr zeigt sich aber, wie gerade in derLandwirtschast die Ausbeutung der Kinderarbeit einen Grad erreichthat. der eine wirklich sozial gesinnte Regierung zu schleunigenTaten drängen würde. Bezeichnende Beispiele von dem, waS aufden GutShöfen möglich ist, bietet der Bericht deS Schul-arztes im Fürstentum Lippe über seine Erfahrungenin den sogenannten HirtenschUIen. Diese spezielle Schuleinrichtungbesteht hier und da noch und hat den Zweck, den Landwirten eineAusnutzung der Kinder in der Viehwirtschaft zu ermöglichen. Daheißt es u. a.:.In einer Schule wurden folgende Angaben gemacht: Einzehnjähriger Junge hat dieses Frühjahr drei Näckite hinter-«inander im Schweinestalle wachen müssen und nureine Stunde Scklaf gehabt. In derselben Schule hat ein andererKnabe voriges Jahr und dieses Jahr zeimal mehrere Wochen langeine um die andere Nacht im Schweinestalle auspassenmüssen. Beide Knaben haben dann mit Erlaubnis de« Lehrersin der Schule geschlafen. Von einer anderen Schule heißteS: Viele Kinder sind bei den Bauern untergebracht und dortübermäßigen Anstrengungen ausgesetzt, siehaben keine Zeit zu Schularbeiten, müssen früh herausund spät zu Bett und sind daher schläfrig. Einemanderen Knaben hat ein Lehrer Geld zu Seife gegeben, da ersich ständig hat im Teiche waschen müsien. Ein anderer Lehrerderselben Schule erklärte, er habe stets für derlei Kinder Seifebereitliegen. In einer anderen Schule wurde infolge derlandwirtschaftlichen Arbeiten geradezu über Ab-nähme der Intelligenz bei den älteren Knaben gellagt.Die Kinder müssen, sobald sie au« dem Nachmittagsunterrichtheraus sind, tagtäglich mit der Hacke auf den benachbarten Güternbis zum Sonnenuntergänge arbeite n."Bei einer derartigen intensiven Ausnutzung der kindlichen Arbeits-kraft ist allerdings die Abnahme der Intelligenz kein Wunder, aberwas kümmert das die Agrarier I Intelligente Arbeiter sind ihnenim Grunde verhaßt— der dümmste Arbeiter ist ihnen der liebste.Sozialdemokratische Bildungsarbeit.Die.Kölnische Volkszeitung', da« bekannte ZentrumSorgan. läßtsich in der Polemik mit der OpperSdorff-Gruppe ein wertvolles Ge-stäudnis entschlüpfen. Eines der Blätter sden Namen nennt die.Kölnische Bollszeitung' nicht) jener Gruppe hatte bemängelt, daßdie Kölner katholischen Arbeitervereine gemeinsam mit den.inter-konfessionellen' Gewerkschaften AolkSbildungSabende veranstalteten.Darauf schreibt die.Kölnische LollSzeitung' in ihrer Nummer 242vom 20. März:»Der Schreiber dieser Sätze hat gar keine Ahnung davon,daß es sich hier um eine Veranstaltung handelt, den B e-strebungen der Sozialdemolratie, die ihrer-seits die allgemeine Bildung derArbeiter eifrigfördert, ein Gegengewicht zu bieten und für die katholischenund die in den christlichen Gewerkschaften organisierten Arbeiterauf diesem Gebiete eiwaS ähnliches zu leisten...Hier haben wir zunächst eine für die sozialdemokratischenBildungsbestrebungen rühmliche Anerkennung aus gegnerischer Feder,zugleich aber das unverblümte Eingeständnis, daß die Klerikalennicht deshalb in Volksbildung(sie ist allerdings danach I) machen,weil sie diese fördern wollen, sondern daß unsere Bildungsarbeit siedazu gezwungen hat._Fortschrittlich-nationalliberale Einigung in Westfalen.Die Vorstände der Forrschrittlichen VollSpartei und der National-liberalen Partei einigten sich über ein taktisches Zusammengehen allerLiberalen bei den bevorstehenden LandtagSwahlen in den KreisenHagen- Schwelm, Hamm-Soest, Dortmund- Stadt und-Land.Hörde. Bochum-Herne, Gelsenkirchen-Sladt und-Land und Witten-Hattingen._Tie„Bolts-Zeitung" am Schleifstein.Die..Berliner VoltSzeitung' verfolgt seit einiger Zeit in ihremlokalen Teile die Methode, die organisierte Arbeiterschaft in einerWeise anzuschwärzen, daß der in Frage kommende Redakteur sichdes heißesten Danleo der..Äreuzzeitung", per„Post" und der.Arbeilgeber-Zeiluna" sicher sein kann. Von Zeit zu Zeit tauchenda.TerroriSmus"-Geschichten aus. die von moralischer Verwüstungi« der freien Gewerksäiastsbewegung zeugen sollen; in Wirklichkeit»ber den geistigen Tiefstand und das mangelnde Verantwortlich-keitSgefühl ihrer Erfinder und Verbreiter dokumentieren. Fastallen diesen Geschichten ist gemeinsam, daß man den Dingen nichtaus den Grund zu gehen und sie richtigzustellen vermag, weil Zeitund Ort der angeblichen Handlung und die Namen der Beteiligtensorgfältig verschwiegen werden. Die letzte derartige Karfrcitags-leistung der„Vollszeitung'-Lokalredaktion trägt die Ueberschrift:.WcrkstättenterroriSmuS" und sieht so auS:.Einer unserer Leser aus Arbeiterkrcisen schreibt uns:Sehr geehrte Redaktion!Als langjähriger Leser Ihres geschätzten BlaiteS bin ich vonIhrer Gerechtigkeitsliebe überzeugt. Infolgedessen»veiß ich, daßdieser Notschrei eines bis auf. Blut schikanierten Menschen nichtungehört verhallen wird.Vor Monaten habe ich schon zum TerroriSmuS meinerOrganisationskollegen einen Beitrag geliefert.Dieser Tage erlebte ich eine frische Auflage.Ich habe den Mut gehabt, einem der größten Hetzer dieWahrheit zu sagen; dem folgte eine Einladung zu einerWerkstattsitzung. Um nicht als Feigling zu gelten, habe ich ihrFolg« geleistet. In dieser Werkstattsrtzung wurde natürlich derTeufel von seiner Großmutter in ausgiebigsten Schutz genommen,ich hingegen dem Femgericht ausgeliefert.Einer von den Herren der Kommission hat die Direktiveerteilt: der Kollege(nämlich meine Wenigkeit) müßte schon längstaus der Bude rausgegrault sein! Er(das Kommissions»Mitglied) würde mit mir überhaupt nicht in einer Bude arbeitenusw. Hierauf folgte das Charakteristische: Meine anwesendenKollegen, etwa zekm Mann an der Zahl, wurden vom Vorsitzen-den aufgefordert, ihre eventuellen Beschwerden über mich betreffsKollegialität usw. vorzutragen. Eine lange, peinliche Pause tratcien. Niemand wollte so gemein sein, sich über mich grundloszu beschweren. Aber die Herren von der Kommission stehen nichtumsonst auf ihren Stellen.. Als Praktiker wissen sie auch Ratin fataler Situation. Ich wurde aufgefordert, das Zimmer aufkurze Zeit zu verlassen, damit über mich beratschlagt werde.Es verging eine volle Stunde. Tie Sitzung wurde geschlossen.Mich gründlich schneidend, defilieren meine Kollegen an mirvorbei. Also verfemt, in Acht und Bann gesetzt— und alles imGeheimen!Ich zog die Konsequenz: Ich ging am anderen Morgen einerArbeitsanzeige nach. Leider war die Stelle schon besetzt. Als ichdann um 8 Uhr morgens an meiner alten Arbeitsstelle antretenwollte, wurde ich entlassen(der Chef war unterdessen schonmürbe gemacht worden). Also für die Festtage brotlos gemacht,als Ernährer von vier kleinen Kindeirn im Alter von neun Rio-naten bis zu zehn Jahren! Ein Familienvater, der schon wegenseiner Schiverhörigkeit einen harten Kampf ums Dasein führenmuß. wird auf Initiative der Arbeiterbewegung in Verruferklärt, mit seiner Familie verfolgt, vielleicht aus Verzweif-lung in den Tod getrieben— weil er der Oganisation keinenGeschmack abgewinnen konnte!"Dieser Musterarbeiter, der entlassen wird, nachdem er unent-schuldigt eine Stunde nach Arbeitsbeginn zur Arbeitsstelle kommt.geniert sich also nicht, ohne irgendwelche Beweise dafür in der Handzu haben, seinen Arbeitgeber dieser Entlassung wegen als Werk-zeug organisierter.Hetzer" hinzustellen. Eine Schlußfolgerung, vonder er selbst stkcht einmal wissen kann, wieweit sie der Wahrheitnahekommt oder da» Gegenteil von ihr ist, gibt er als Tatsachean. Man kann daraus ersehen, wie weit oder wie wenig manauch seinen übrigen Angaben trauen darf. Sache einer Redaktion,die vorgibt, der Arbeiterbewegung sympathisch gegenüberzustehen,wäre es aber, sich vor Veröffentlichung derartiger Movdgeschichtenauch bei der Gegenseite zu erkundigen..Eines ManneS Rede istkeine Rede, man soll sie hören alle Heede". Das wäre wohl daSallermindeste, was man verlangen kann, wenn sich die Redaktionder„VolkSzeitung" nicht zu dem Grundsatz der anständigen Presseaufschwingen kann. Mitteilungen von aus der Arbeit Entlassenen.die auch beim besten Willen gar zu leicht subjektiv gefärbt seinkönnen, überhaupt nicht zum Gegenstand von Publikationen zumachen._Die beleidigte MajestSt.Zur Rede Wilhelms II. im LandwirtschastSrat, in der er vonseinen Erfolgen in der Landwirtschaft durch Einführung von Pett-luser Roggen u. a. gesprochen hat, machte die.Frankfurter Volks-stimme' ein paar harmlose Bemerkungen. Ihr Inhalt ging un-gefähr dahin, daß Wilhelm II. ein tüchtiger Landwirt sei. Dies«Anerkennung erregte den Zorn der Patrioten. Aus der Bündler»Parade im ZirluS Busch wurde sie der heiligen Entrüstung derMonarchisten preisgegeben, die mit dem gesitteten.Pfui' und demdiesen Kreisen sehr vertrauten.Schweinehunde' darüber quittierten.Die.Post' verlangte ganz energisch das Eingreifen der Gerichte.Sollten sie in diesem Falle versagen, so müsse die Volksvertretungdafür sorgen, daß diese.Pretzbanditen' der gerechten Bestrafungüberliefert werden, kommandierte da« Scharfmacherorgan. Wirklichbat jetzt der Staatsanwalt seine Arbeit begonnen. Dem GenossenW il irisch, dem Verantwortlichen der.Volksstimme', ist dieserTage die Anklageschrift zugestellt worden. ES gibt also noch Staats-anwälte in Preußen: die Reaktionär« können beruhigt sein. Oballerdings auch das Gericht in der harmlosen Notiz eine BeleidigungdeS Kaiser» entdecken wird, möchten wir bezweifeln.Der Verzweiflungsspmmg eines mWandelte« Rekruten.AuS Saarbrücken wird eine überaus grausame Soldaten.Mißhandlung gemeldet, auf die-näher eingegangen werden mutz,um derartige Scheußlichkeiten für die Zukunft zu verhindern.Der Relrut Alt, der beim 70. Infanterieregiment in Saarbrückendiente, hatte seinen Vater besucht und den Urlaub um eine Stundeüberschritten. Als Alt in der nächsten Nacht beim Auskleiden war,kam der Sergeant, machte dem Rekruten über fein ZuspätkommenVorhaltungen und bemerkte, daß hoffentlich„die Artillerie heutenacht noch auffehren werde". Um 3 Uhr nachts ist Alt dann vonden älteren Leuten mit Klopfpeitschen mißhandeltworden. Der sogenannte„Heilige Geist' ist leider unerkannt ent-kommen. Aber damit nicht genug, fühlte sich der Musketier Furre:bemüßigt, den Rekruten auch noch zu mißhandeln. In seinerVerzweiflung ist der Mißhandelte dann aus dem Fenster deSzweiten Stockwerks auf den Kasernenhof gesprungen und dortschwerverletzt liegen geblieben. Er hatte ein Bein und beideArme gebrochen. D«r Musketier Furrer wurde wegen U n-gehorsams, da Rekrutenstuben von alten Leuten nicht betretenwerden dürfen, zu der höchstzulässigen Strafe von— sechsWochen Gefängnis verurteilt. Wegen der Mißhand-l u n g e n ist der rohe Mensch also straffrei ausgegangen. Daßder Sergeant auch nur einen Verweis wegen seiner erwähntenBeutzerung erhalten hätte, ist dem Bericht aus Saarbrücken nichtzu entnehmen.Das ist die„Kameradschaft", die vielfach im Heere herrscht.und eS ist traurig, daß sogar die Musketiere sich an ihren jüngerenKameraden in so gemeiner Weise vergreifen. Tie Offiziere wissen.daß solche Mißhandlungen leider an der Tagesordnung sind, solldoch Wilhelm I. selbst einmal gelegentlich einer Diskussion übermilitärische Ausbildung geäußert haben:.Zwei Jahre lang würdeder Mann durch Dressur und Instruktion vollständig übermannt.erst im dritten Jahr lerne er sich fühlen, bekäme er Sinn für dieWürde deS Rocks, für den Ernst des Berufs und zöge der Standes-geist bei ihm ein, ohne welchen eine Armee nicht existieren könne."Die Mißhandlung des Rekruten Alt war so ein Dressurjtück, undes wäre besser, wenn die Mustetiere den„Standesgeist" aufgebenwürden, um die Rekruten kameradschaftlicher zu behandeln. AlleUnteroffiziere und Musketiere sind ja nun nicht von der obengeschilderten Art, doch müßten die Militärbehörde und die Offizieremehr dafür Sorge tragen, daß solche Zustände endlich radikal auS-gerottet werden. Für die Musketiere kommt als strafmildernd inBetracht, daß es ihnen selbst im ersten Jahre beim ÄommiS nichtbesser ergangen ist, waS auch die ausgedienten Mannschaften stetszu ihrer Entschuldigung anführen. In erster Linie ist an einerWiederholung der Soldatenmißhandlungen der Umstand schuld,daß, wenn ein untüchtiger Soldat in einer Korporalschaft sich be-findet, und er bei militärischen Hebungen Fehler macht, zum Bei-spiel beim Kompagniecxcrzieren schlecht exerziert, die ganze Kor-poralschaft dafür nachexerzieren muß. AuS Rache wird dann so einbedauernswerter Mann mißhandelt, öfter heißt eS sogar noch, derMann ist obstinat, obwohl er beim besten Willen nicht? bessere»leisten kann. Da sollte man solche Leute, die'nicht mitkommenkönnen, rechtzeitig entlassen, was auch dazu beitragen würde, daßso grausame Mißhandlungen aufhören.Am verwerflichsten ist es. wenn Vorgesetzte den Anlaß zu einerMißhandlung geben, und sicher wäre eS an der Zeit, wenn in denÄapitulantenunterricht einige Stunden über anständige BeHand-lung Untergebener aufgenommen würden. In einer VolkSmiliz miteinjähriger Dienstzeit, in der wirklich kameradschaftlicher Geistherrscht, könnten so beklagenswerte Vorfälle, wie die MißhandlungdeS Rekruten Alt in Saarbrücken, nicht vorkommen.'China.Ein Politisches Attentat.Schanghai, 22. März. Ter frühere Minister Sung-schiaojen, aus den vorgestern auf dem Bahnhof ein Atten-tat verübt wurde, ist heute früh gestorben. Vor seinem Todeempftng er einen Brief, der mit.Der eiserne Plann" unterzeichnetwar und in welchem der Täter erklärt, ihn für den GeneralHuanghsing gehalten zu haben und seinen Irrtum bedauert. DerTod Dungschiaojens, von dem man sich noch viel versprach, wirdallgemein beklagt,WriKa.Eine französische Niederlage in Mauretanien.Poris, 22. März. Die vor einiger Zeit amtlich veröffentlichteDepesche, wonach in dem Kampf im Adrar-Gebiet in Mauretanienein Leutnant und vier Soldaten getötet worden seien, wird durcheine soeben eingetroffene briefliche Mitteilung dahin berichtigt, daßin diesem Gefecht außer dem Offizier, drei Unteroffizieren undeinem europäischen Soldaten noch 40 Senegalschützen und 15 ara-bische Reiter den Tod gefunden haben, und 30 Senegalschützen vonden Maureta'niern gefangen genommen wurden.Sosiales.Wie die Behörden die Wohnungsnot„lindern".In Königsberg besteht seit einigen Jahren eine derart großeWohnungsnot, daß an den letzten Umzugsterminen regelmäßig eineAnzahl Familien obdachlos waren und in Notstandsquartierenuntergebracht werden mußten. Auch am 1. April d. I. werdenwiederum eine Reihe Familien keine Wohnung haben. DaS istdem Magistrat bekannt, da zu ihm bereits die Familien, die ob-dachlos werden, gekommen sind und ihn um ein Obdach ersuchthaben. Trotzdem hat er— was ganz unglaublich erscheint— geradejetzt zur BerschSrsung der Wohnungsnot beigetragen. Er hat denBewohnern der Obdachlosenquartiere geschrieben:„Die Ihnen überwiesenen Wohnräume in der Baracke Plantagekönnen Ihnen über den 1. April 1913 hinaus nicht mehr zur Ver-fügung gestellt werden und müssen spätestens bis dahin von Ihnengeräumt sein, andernfalls das Polizeipräsidium Ihre zwangsweiseEntfernung veranlassen wird."Und der Polizeipräsident hat den Bewohnern der Baracken fol-gendes mitgeteilt:„Nachdem Ihnen der Magistrat eröffnet hat, daß Sie die Ihnenbisber zur Verfügung gestellten Unterkunftsräume zum 1. April1913 räumen müssen, fordere ich Sie unter Hinweis auf 8 361Ziffer 8 des Strafgesetzbuches auf, bis zu diesem Tage für sichund Ihre Familie ein anderweitiges Unterkommen zu beschaffen."Also zuerst werden die Obdachlosen au« ihren Quartieren ver-wiesen und dann wird ihnen Haftstrafe angedroht, falls sie sich keineWohnungen beschaffen. Dabei gibt es keine Wohnungen zu ange-messcnen Preisen, die zu beziehen sind. Die Wohnungsnot ist eineüberaus große. Der Magistrat weist die Obdachlosen wohl daraufhin, daß die Wohnungsbaugenossenschaften eine Anzahl Klein-Wohnungen zum 1. April fertigstellen würden, doch die können vonvielen Prolctarierfamilicn nicht bezogen werden, weil sie viel zuteuer sind. Der Arbeiter mit einem Einkommen von 900 bis1000 M. kann unmöglich eine Wohnung beziehen, die bis 400 M.pro Jahr kostet. Und die Genossenschaften haben Kleinwohnungenerrichtet, die bis 500 M. Miete einbringen sollen.(Siehe auch 2. Beilage.)Hetzte Pfochrfcbten,Die Friedensvermittelung der Mächte.Sofia, 22. März.(W.T.B.) Wie die Bulgarische Tele.graphenogentur meldet, haben die Bertreter der Großmächte heutenachmittag einzeln dem Ministerpräsidenten Geschow die gleiche«Mitteilungen wie der sorbischen Regierung überreicht. Die Groß-mächte erklären gleichzeitig, daß von Annahme dieserGrundlagen an dir Feindseligkeiten aufhöre»müssen. Ministerpräsident Geschow sprach den Vertretern derGroßmächte seinen Tank aus und erklärte» er werde, bevor er Ant-wort erteile, sich mit den Berbündete« in» Einvernehmen setze»,Blutige Zusammenstöße zwischen Serben und Bulgaren.Wie«. 22. März.(P. C.) Hier» erhalten sich beharrlich die Ge-rücht«. daß in UeZküb, wo sich eine serbische Besatzung, aber bul.garische Behörden befinden, zwischen Bulgaren und Serben'blutige Unruhen ausgebrochen sind, bei denen GeneralNeokow getötet worden sein soll. In Küprülü sollen am20. März gleichfalls Kämpfe zwischen Bulgaren und Serben statt-gefunden haben, bei denen zahlreiche Soldaten auf beiden Seite»getötet und verwundet worden sind.Droheuder Streik im Pariser Baugewerbe.Paris, 22. März.(P. C.) Nach einem Telegramm au»St. Etienne haben die dortigen Maurer de» Generalstreik prokla-miert. Es verlautet, daß noch verschiedene andere Arbefterverbändeder um Paris liegenden Ortschaften sich dem Vorgehen der Maureranschließen werden. Falls eine gütliche Einigung zwischen Arbeit»gebern und Arbeitnehmern nicht zu erzielen ist. ist es nicht auSge.schlössen, daß auch Pari» von einer Krise im Baugewerbe bedrohtwird.Die Sturmkatastrophe in Nordamerika.New Dork, 22. März.(58. T. 58.) Nach weiteren Meldungenüber die Wirlungen des Orkans im Süden und mittleren Westendürfte die Zahl der Toten 200 erreichen. In Alabama allein sind,wie gemeldet wird, 100 Personen umgekommen. Eine Meldungaus Chicago gibt die Zahl der Verletzten im mittleren Westen aus600 an. Die Verkehrsverdindungen sind noch vielfach unterbrochen.Ueberall ist großer Sachschaden entstanden.