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GcwerkfcbaftUcbea. Gewerhfcbaften überflüffig. Die Gewerkschaften sind überflüssig weil sie Arbeits­losenunterstützung zahlen! Auf diese grandiose Idee kommt ein Dr. Kurt R o e n i s ch in der WochenschriftDer Arbeit- geber". Die Theorie ist so eigenartig reizend, daß wir die Leser damit bekannt machen müssen. Schon darum, weil sie auch endlich gründlich mit der Marxschen Theorie aus- räumt. Daß die gewerkschaftliche Arbeitslosenunterstützung einmal Karl Marx entthronen würde, daran hat noch kein Laie gedacht. Am ineisten allerdings werden die zünftigen Wissenschaftler, die den Marx schon xmale tiefgründig wider- legt haben, erstaunt sein, daß sie ganz ztoecklos zu den tiefften Quellen der Erkenntnis hinabstiegen, wenn die Sache doch so einfach und so handgreiflich klar ist, wie Kurt R o e ni s ch in ein paar Lapidarsätzen unwiderleglich beweist. Doch hören wir ihn höchstselbst. Er schreibt: .Das Problem der Arbeitslosigkeit ist von den sozialistischen Theoretikern bis auf den heutigen Tag überwiegend unter dem Ztamen der.Theorie der industriellen Reserve- a r m e e" bearbeitet worden, die seiner Zeit Karl Marx als Er- klärung für die kapitalistische Arbeitslosigkeit entwickelte. Marx' Lehr- besagte bekanntlich in nuce, daß die technische EntWickelung der gefährlichste Feind des Arbeiters sei. Sicher ist, daß. wenn diese graue Theorie nur einigermaßen mit der Wirklichkeit über. einstimmt, jeder Versuch, der Arbeitslosigkeit innerhalb des Kapitalismus Herr zu werden, vergeblich sein muß. Das genaue Gegenteil aber ist der Fall. In wachsendem Matze und init wachsendem Erfolge gehen die Arbeiter daran, durch S e I b st- Hilfe die Folgen der Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Was der Sache nun einen pikanten Beigeschmack verleiht, ist der Umstand, daß gerade die freien Gewerkschaften am eifrigsten an der Arbeit find, das Beweismaterial gegen ihre schöne Theorie zu liefern. Nicht weniger als 6 075 522 M. haben sie allein im Jahre 1910 ihren Mitgliedern an Arbeitslosenunterstützung aus- gezahlt; und mau kann fast sagen, daß täglich die Zahl der Ge- werkschasten wächst, die die Arbeitslosenunterstützung einführen. Meist geht das nicht ohne harte innere Kämpfe ab. Konsequente Köpfe unter den Mitgliedern merken eben, daß diese Art der ge- werkschaftlichen Betätigung sich zu dem sozialistischen Programm der Verelendung in erheblichen Widerspruch setzt. Gegen die Arbeitslosigkeit der Diarx und Genossen ist im Kapitalismus schlechterdings kein Kraut gewachsen. Die tatsächlichen Erfolge der gewerkschaftlichen Arbeitslosenversicherung beweisen also, daß diese Theorie ein Irrtum ist. Ist sie das aber, gibt es keine indu- strielle Reservearmee, die dem Unternehmer hedingungsloS zur Verfügung steht, dann gibt es auch keine Ausbeutung deS Arbeiters durch den Unternehmer, und der Hauptzweck der Ge- werkschaften, den Unternehmer und in ihm die kapitalistische Wirt- schaftsweise zu bekämpsen, ist überflüssig geworden." Daß mit der Einführung von Arbeitslosenunterstützung die ArbÄtslosigkeit um keinen Schiinmer eingeschränkt wird, ihre Ursachen unvermindert wirksam bleiben, das ist dem genialen Oekonoinen desArbeitgebers" ein undurchdring- liches Geheimnis, ein unlösbares Rätsel. Für ihn ist die Arbeitslosmunterstützung einKraut gegen die Arbeitslosig- keit". Von solch verblüffender Logik hat man sich noch nicht erholt, dann überrascht der GeisteAblitz, die Gewerkschaften seien überflüssig, weil sie durch die Zahlung von Arbeitslosen- Unterstützung die Vortrefflichkcit der bestehenden Gesellschafts- ordnung bewiesen. Es gibt einfach keine Ausbeutung des Arbeiters durch das Kapital! Das verrät Kurt der staunen- den Mit- und Nachwelt, schade, daß diese Zierde der Wissen- schaft nicht früher aufgestanden ist. Er hätte die Schädlichkeit der ganzen Sozialpolitik nachweisen und ihre Inangriffnahme verhindern können. Das industrielle Menschenvernichten, die greuliche Kinderausbeutung, das Morden in 18stündigen Arbeitszeiten, in giftigen Dämpfen, bestand ja nur in der Phantasie, das waren Labsale, Jungbrunnen für die Arbeiter. Und eine dumme, blöde Regierung half den Humanitäts- duselern, den Arbeitern die paradisischen Herrlichkeiten mit dem Schnickschnack eines sogenannten Arbeiterschutzes zu per- kümmern. Kurt muß unbedingt Ehrenmitglied der Scharf- macherzunst werden._ Berlin und dmgegmd. Achtung, Zimmeret! Hiedurch machen wir bekannt, daß die Baufirma Georg Schröder, Berlin , Stettiner Straße 20, gegen­wärtig in Leipzig auf der DaufachauSstellung Zimmerarbeiten aus- führt. Am 20. März d. I. ist es zwischen der Firma und den dort beschäftigten Zimmerern wegen Verweigerung des Höhen- zuschlages zu Differenzen gekommen. Ueber die Anfstellungs- bauten der Firma Schröder haben unsere Leipziger Kameraden deshalb die Sperre verhängt. Zuzug ist streng fernzuhalten. Die Verbandslcitung. Die Forderungen der Putzerträger. Die Putzerträger stehen in einem EntlohnungSshstem, daS höchst unleidlich und längst nicht mehr zeitgemäß ist. Sie sind nämlich bei ihren eigenen Berufsgenossen, den Putzern, beschäftigt und werden von diesen entlohnt. Bor Jahren war diese Ent- lohnungsweise schon einmal beseitigt, in den Zeiten des baugewerb- lichen Niedergangs hatten die Unternehmer es jedoch verstanden, die Bezahlung der Putzerträger von sich abzuwälzen. Die Träger fordern nun, aus diesem Verhältnis wieder herauszukommen, und zwar so, daß sie in ein direktes Arbeitsverhältnis zum Unter- nehmer treten und von diesem auch entlohnt werden. Ihr Bestreben richtet sich deS weiteren auf einen geregelten Tarifvertrag, da ein solcher bisher weder für die Putzer noch für die Putzerträger besteht. Am Freitag fand eine Versammlung der Putzerträger statt, in der die geschilderten Zustände zur Sprache kamen. Da augen­blicklich im Baugewerbe Verhandlungen zwischen den Unter- nehmern und dem Deutschen Bauarbeider-Verband gepflogen werden, so glauben die Putzerträger, daß die Gelegenheit gegeben sei, nunmehr auch mit ihren nur allzu berechtigten Forderungen hervorzutreten. In einer Obmännersitzung der Putzerträger sind demgemäß schon Beratungen gepflegt und daS Resultat in folgen- den Sätzen formuliert worden: Lohn vom Unternehmer. 9 Mark Tagelohn bei neunstündiger Arbeitszeit. Sonnabend eine Stunde früher Feierabend. Lohn- zahlung auf der Baustelle. R o f e r, von der Sektion der Bauhilfsarbeiter, griff auch in die Diskussion ein und wies darauf hin, daß auch unter den Putzern der lebhafte Wunsch besteht, einen Tarif zu schaffen. Er- reichen könnten jedoch die Träger nur dann etwas, wenn sie mit den Putzern zusammengehen. Nur wenn diese beiden Gruppen gemeinsam ihre Forderungen vertreten und einreichen, kann ein ersprießliches Resultat erzielt werden. Dies wird um so eher möglich sein, als auch die Putzer genau so unter dem heute üblichen Arbeitsverhältnis leiden wie die Träger. ES soll in nächster Zeit eine Obmännersitzung von beiden Gruppen stattfinden, wo die Fragen gemeinsam besprochen werden sollen.'_ Tie Tarifbeweguug der Sternsetzer, Pflasterer und Bervfsgeuoffen. In einer Versammlung aller im Tarifgebiet gelegenen Filialen erstattete der Vorsitzende der Schlichtungskommission, Schenke. Bericht über die Tarifverhandlungen. Die letzte Sitzung mit den Unternehmern war paritätischer und offizieller Natur, nachdem verantw. Redakt.: Alfred Wielepp, Neukölln. Inseratenteil verantw, vorher Besprechungen unverbindlicher Art stattgefunden hatten. Von den Unternehmern wurde der Antrag gestellt, daß der Lohn vom Sonnabend aus betriebstechnischen Gründen einbehalten wer- den könne, ohne daß dem Modus von einzelnen Arbeitern Wider- stand entgegengesetzt wird. In der kurzen Debatte stimmten alle Redner dem Antrage zu. Jedoch waren sich alle Redner einig, daß, sobald ein Arbeiter den Betrieb verlasse, er auch seinen vollen Verdienst ausgezahlt erhalten müsse. Bezüglich der Ausbildung der Lehrlinge herrscht unter den Unternehmern im Tarifgebiete keine Einigung. Verlangt wurde, daß in der Schlich- tungskommiffion auf die Innung ein Druck ausgeübt werde dahin, daß die Beschäftigung der Lehrlinge auch im Winter erfolgt. Tie Steglitzer Innung hat sich bereit erklärt, ihre Lehrlinge nach Berlin in die Fachschule zu schicken. Zu eigentlichen Tarifverhand- langen ist eS bei den Sitzungen noch nicht gekommen. Der Streik in der Herreukonfektion. In einer Versammlung, die am Mittwoch im Gewerkschafts- hause unter sehr zahlreicher Beteiligung stattfand, wurde den Streikenden von Krienke mitgeteilt, daß die Arbeitgeber neuer- dings beschlossen hätten, eine Aussperrungaufder ganzen Linie vorzunehmen, wenn die Konfektionsschneider nicht alsbald die Arbeit aufnehmen. Ebenso haben sie vor einigen Tagen, wie in dieser Versammlung mitgeteilt wurde, bestritten, daß Herr Magistratsrat von Schulz den Parteien seine Vermittelung an- geboten habe. Demgegenüber stellte der Referent fest, daß Herr Magistratsrat von Schulz seine Vermittelung zweimal an- geboten hat und einen Brief in Händen hat, in welchem die Arbeit- geber verlangen, daß er zunächst in dem Sinne auf die Arbeiter einwirken solle, daß sie das von den Arbeitgebern gestellte Ultima. tum annehmen. DaS ist von dem Vertreter des«schneiderverbandes abgelehnt worden, jedoch hat derselbe ausdrücklich erklärt, daß seine Organi- sation zu Verhandlungen bereit sei, die sich auf der Basis der ge- stellten Forderungen zu bewegen hätten. Die Erklärung der Unternehmer, daß sie demnächst sämtliche Arbeiter in ganz Deutschland aussperren würden, löste in der Ber- sammlung große Heiterkeit aus. Die Persammelten gaben der Ansicht AuSdrui� daß, wenn die Unternehmer verhandeln wollen, sie dies auf andere Weise er- reichen könnten, als wenn sie fortgesetzt drohen und abstreiten, daß ihnen jemand seine Vermittelung angeboten hat. Der Schneider. verband hat, wie der Referent ausführte, keine Ursache, den Ar- beitgebern wegen etwaigen Verhandlungen nachzulaufen, wenn er auch nicht die Wsicht hat, den Streik länger als nötig zu führen. Die Arbeiter find entschlossen, wie aus der ganzen Stimmung der Versammlung hervorgeht, ihre Interessen energisch zu wahren. Deutsches BetcK. Zur Aussperrung im Malergewerbe. Schon kriselt es bedenklich in den Reihen der Unternehmer. Nach der Aufhebung der Aussperrung in Hannover ist es schon in verschiedenen Städten zu Tarifabschlüssen gekommen, so in Bochum , Jena , Plauen i. V. Man muß daher Verständnis haben für den Stoßseufzer der Macher im Unternehmerverbande, die schwere Be- klemmungen haben, daß ihr Plan so gar nicht geglückt ist. Sie be- klagen es. daß sich die Gehilfen durch die unsinnige Aussperrung nicht zu einem Angriff durch Niederlegung der ArbeA in den nicht- aussperrenden Betrieben provozieren lassen. Denn dadurch könnten die Unternehmer versuchen, den gründlich verfahrenen Karren noch einmal flott zu machen. Gegen den Terror der Scharfmacher werden jetzt Stimmen aus den eigenen Reihen der Unternehmer laut. Im rheinisch-westfälischen Industriegebiet haben sich manche Meister durch den Beschlutz der Innungen, wonach nichtauSsperrende Mitglieder mit 20 M. Geldstrafe pro Gehilfe und Tag bestraft werden sollen, einschüchtern lassen. Da ist es denn interessant, daß in dem Zentrumsorgan von Rccklioghausen mehrere Meister ein Eingesandt" veröffentlichen, in welchem sie ihre Kollegen auf die Ungesetzlichkeit einer solchen Strafe aufmerksam machen. Mit Recht wird in dem Eingesandt auf§ 152 der Gewerbeordnung verwiesen, der jedem Teilnehmer den Rücktritt von solchen Ver- einbarungen freistellt. Weiter wird auf K 88 der Ge- wcrbeordnung aufmerksam gemacht, der besagt, daß den Jnnungs- Mitgliedern eine Verpflichtung zu Handlungen oder Unterlassungen, die mit den Aufgaben der Innung in keiner Verbindung stehen, nicht auferlegt werden darf. Das Eingesandt macht weiter darauf aufmerksam, daß alle etwa von den Mitgliedern des Unternehmerverbandes hinterlegten Wechsel oder sonst eingegangene Verpflichtungen in dieser Ange- legenheit gesetzwidrig seien und daß deshalb kein Kollege sich einschüchtern lassen solle. Gegen den Jnnungsvorstand in Reck- linghausen sei wegen des in Rede stehenden Beschlusses bereits Klage erhoben._ Eine polizeiliche Haussuchung sollte am DonnerSlagvormittag im Bureau des Metallarbeiter- Verbandes in Breslau erfolgen. 12 Beamte hatten sich ein- gefunden, um noch Material zu einem Strafverfahren wegen»Be- günsligung" zu suchen. Sie soll erfolgt sein durch Bezahlung einer auf Grund des§ 153 der Gewerbeordnung erkannten Geldstrafe. Es kam nicht zu der Haussuchung. Die Verwaltung legte vielmehr sofort den Beschluß vor. wonach die Strafe bezahlt worden ist. Was wird aus der großen Staatsaktion werden? Eine allgemeiue Lohnbewegung im oberschlesischeu Bergbau. In der oberschlesischen Bergarbeiterbewegung ist durch daS Ein- greifen des Bergarbeiterverhaudes die Situation wesentlich ver- ändert. Die polnische Bergarbeitervereinigung hatte bekanntlich schon im vergangenen Herbst eine Lohnbewegung eingeleitet, ohne sich aber mit den anderen Bergarbeiterorganisationen zu verstän- digen. Die damals gestellten Forderungen fanden bei den Unter- nehmern kein Gehör. Und eine Petition wurde vom preußischen Landtag, nachdem sie auch vom Fürsten Henckel von Donnersmarck , der sein Landtogsmandat den Polen zu verdanken hat, scharf be- kämpft war, abschlägig bcschieden. Dann beschloß eine Konferenz der Vertrauensleute der polnischen Berufsvereinigung, nochmals die Unternehmer zu fragen, wie sie sich zu den Bergarbeitevwünfchen stellten. Auch dieser nochmalige Versuch zeitigte keinen Erfolg. Am 10. März fand dann eine weitere Konferenz der polnischen Ver- trauensleute in Königshütte statt, die den Beschluß faßt«, unter Einhaltung der Kündigungsfrist den Streik vorzubereiten. Bis zum 21. März sollten die Unterschriften zur Kündigung gesammelt und nach dem Zentralbureau der polnischen Berufsvereinigung gesandt werden. Von all diesem Tun waren die übrigen Bergarbeiterorgani- sationen nicht unterrichtet. Am 18. März wurde auch schon ein Flugblatt unter dem Titel:Proklamierung des Generalstreiks in Obcrschlesien" verbreitet. Ter Bcrgarbeitervcrband konnte diesem Treiben nicht untätig zusehen, das für die Arbeiter schon von vorn- herein sehr nach einem Fiasko aussah. Er sandte zwei Vertreter, Löfffler und Ritzmann, zu der Leitung der polnischen BerufSver- einigung und fragte diese, was sie eigentlich vorhabe. Zu einem Streit sei die Einigkeit aller Bergarbeiter notwendig. Den Versuch zu unternehmen, diese herzustellen, habe die polnische Berufs- Vereinigung bisher unterlassen. Auch sei der in Königshütte gefaßte Beschluß nur von Mitgliedern der polnischen Berufsvereinigung gefaßt und darum auch nur für diese matzgebend. Der Berg- arbeiterverband ließe sich keine Beschlüsse von einer andern Organi- sation aufzwingen, er würde die Bewegung mitmachen, erst müsse aber der Versuch gemacht werden, ob auch die anderen Verbände > dazu bereit seien. Darum sei eine Konferenz sämtlicher Organi- : Uh.Gl«cke. Berlin . Druckst. verlaa:LorwartSBuchdr.tx LerlagScmstaU sationSdertreter notwendig. Die Leitung der polnischen Beruf»- Vereinigung sah nun, daß sie einen taktischen Fehler begangen habe und lenkte ein. ES fand darum am Karfreitag eine Sitzung statt. die das Ergebnis ihrer Beratung in folgendem Aufruf niederlegte: An die Bergarbeiter Oberschlesiens ! Am 21. März d. I. waren im Bureau der polnischen Berufs- Vereinigung die Vertreter folgender Organisationen versammelt: l. Polnische Berufsvereinigung, 2. Verband der Bergarbeiter Deutschlands , 3. Gewerkverein christlicher Bergarbeiter. Sie nahmen Stellung zu der Lage, die durch daS Ablehne« der berechtigten Arbeiterforderungen und durch den Streikbeschluß der polnischen Berufsvereinigung geschaffen ist Einmütig wird ausgesprochen, daß die Unternehmer deS oberschlesischen Bergreviers sehr wohl in der Lage sind, den For- derungen der Arbeiter entgegenzukommen. Da aber die Unter- nehmer bis jetzt jedes Entgegenkommen abgelehnt haben, sehe» sich die Organisationsvertreter veranlaßt, den Arbeitern de« Streik zu empfehlen. Der Streik soll aber unter Einhaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist beginnen. Die Vertreter der drei Verbände fordern oarum alle Bergarbeiter auf, die zirkulierenden Kündigungslisten und Zettel zu unterschreiben. Diese müsse« bis Freitag, den 28. März, in den Bureaus der einzelnen Per- bände einlaufen. Die weiter zu ergreifenden Maßnahme« werden sodann von den Organisationsleitungen beschlossen. Di: Bergarbeiter werden dringend ermahnt, Disziplin zu halten. Vor allen Dingen mutz verhütet werden, daß wilde unüberlegte Einzelstreiks ausbrechen. Dadurch kann die gerechte Sache der Bergarbeiter geschädigt werden. Der Gewerkverein der Bergarbeiter H. D. war nicht in der .Konferenz vertreten, aber es ist anzunehmen, daß auch dieser sich der Bewegung anschließt. Hoch die Solidarität und Einigkeit der Bergarbeiter Ober«. schliesienS! Mit Glückauf! Für die polnische Berufsvereinigung: Alb. Sosinski. Für den Verband der Bergarbeiter Deutschlands : Heinr. Löffler. Für den Gewerkverein christlicher Bergarbeiter: Ant. Kowalczyk." Die katholischen Fachabteiler waren ebenfalls zu der Konferenz geladen, aber nicht erschienen. Der Zentralvorstand dieserArbeiter- organisation" erklärte brieflich, daß er die Interessen der Arbeiter nach den Weifungen der päpstlichen Enzyklika.vertreten" werde. Danach werben sich die Fachabteiler, wenn eS in Oberschlesien zum Streik kommt, mit den Unternehmern in �wechselnder Liebe be- tätigen". Durch das Eingreifen des Bergarbeiterverbandes ist wenigstens etwas Einheitlichkeit in die Bewegun�gebracht. sie ist darum erfolg- versprechender für die Bergarbeiter gestaltet. Beendete Aussperrung der christlichen Metallarbeiter in Menden i. W. Am Donnerstag wurden durch folgende Verein- barung zwischen der Firma Schmöle u. Co. und den Arbeitern. vertreten durch eine fünfgliedrig« Kommission, die Differenzen bei dieser Firma beigelegt: 1. Die Sperre gegen die Firma Schmöle wird aufgehoben. 2. Die Aussperrung der Mendener Arbeiter wird aufgehoben. 3. Die Arbeiter werden wieder eingestellt. Maßregelupgen finden nicht statt. Die Zugehörigkeit oder der Beitritt zur Or- ganisation soll keinem Arbeiter verwehrt werden. 4. Nach Wiederaufnahme der Arbeit wird der ArbeiterauS- schuß auf die in den Satzungen vorgesehene Mitgliederzahl er- bäht(mindestens 2 Mann). Neuwahlen finden gemäß der Satzungen statt. 5. Ueberftunden werden nach Möglichkeit vermieden. Sind solche notwendig, werden sie mit den einzelnen Betriebsabteilung gen vereinbart. 6. Die Firma Schmöle u. Co. erklärt sich bereit, nach Wiederaufnahme der Arbeit die Löhne der großjährigen Ge- Hilfen, soweit solche unter 4,50 M. verdienen, wohlwollend zu prüfen. 7. Die sanitären Einrichtungen in den einzelnen Betrieben sollen für die Folge unter Rücksprache mit dem Arbeiterausschuß geregelt werden. 8. Die Firma Schmöle u. Co. erklärt sich bereit, auf eine allgemeine einheitliche Regelung des SamSta�-NachmittagS-Ar- beitS-Frühschlufles hinzuwirken. Die Arbeit vnrd nach Maßgabe der Betriebsverhältnisse am Dienstag, den 25. März, wieder auf- genommen. Dieses Ergebnis des Kampfes, der ein halbes Jahr gedauert hat, ist für die Arbeiter äußerst mager, da auch nicht in einem Punkte die ursprünglichen Forderungen der Arbeiter erfüllt worden sind. Bezeichnend ist eS, daß man die ebenfalls auSge- sperrten Mitglieder des deutschen Metallarbeiterverbandes, die der Berichterstattung über die Verhandlungen beiwohnen wollten, auS dem Versammlungslokal hinauswies. Die Former der Firma Rautenbach in Solingen stehen nach wie vor im Streik. Die Firma sucht durch den bekannten Streikbrecheragent Färber aus Barmen Vorarbeiter. Dieselben müssen sich in Barmen melden. Es sollen dann diese Borarbeiter für die Firma Rauten dach gewonnen werden. Zuzug von Formern ist nach Solingen fernzuhalten. Alle Arbeitsannahme in Solingen geschieht am besten durch die Geschäftsleitung der dortigen Metallarbeiter-OrtSverwaltung. Hualand- Streik in der Turiner Automobiliudnstrie. Rom . den 19. März 1913.(Eig. Ber.). Nachdem der Verband der Automobilfabriken Turin » am 18. d. M. die in einem Memorandum niedergelegten Forderungen deS Personals zurückgewiesen hat, hat der Perband ver Metall- arbeiter am 19. d. M. den Ausstand proklamiert. Der Sttelk. dem eine seit Wochen dauernde Agitation voraufgegangen war, betrifft rund 6000 Arbeiter, die zum großen Teil hoch qualifiziert und ausnahmslos organisiert sind. Sieg der Londoner Taxameterkntscher. London , 20. März 1913.(Eig. Ber.) Nach einer Dauer von 11 Wochen ist der Streik der Londoner Taxameterkutscher nun mit dem Zusammenbruch der Arbeitgeber- organisation beendet worden. SSte erinnerlich sein wird, traten die Arbeiter am 1. Januar des JahreS in den Ausstand. Werl sie den Gesellschaften nicht den verlangten hohen Preis für Benzin bezahlen wollten und konnten. Die Gesellschaften haben sich letzt alle bereit erflärr, den Arbeitern den Brennstoff zu dem früheren Preise(8 Pence für die Gallone von 4% Liter) zu überlassen. Ter Friedensschluß wurde durch eine Erfindung möglich gemacht. ES gelang einer der größten Gesellschaften, ihre Wagen mit einer tnllr- geren Mischung zu treiben, deren Benützung allerdings eine geringe Veränderung am Motor nötig macht. Dadurch gelang eS dieser Gesellschaft, den Klauen der Monopolisten zu entgehen, deren Preis. treibereien den ganzen Kampf verursacht haben. Sie bot den übri- gen Gesellschaften ihr« Erfindung zum Selbstkostenpreis an. um so dem Kampfe ein Ende zu bereiten; aber diese schlugen das Anerbieten ab. Darauf trat sie auS dem Verbände der Automobil- droschicnbesitzer aus und einigte sich mit ihren Arbeitern. Die« war da» Signal zum Zusammenbruch der Arbeitgederorganisafton. In einigen Tagen werden alle Taxameterführer wieder an der Arbeit sein. ES heißt, daß die Arbeitgeber in diesem Kampfe gegen 500 000 Pfund Sterling(10 Millionen Mark) verloren haben. Paul Singer& Co.. Berlin SW. Hierzu 5 Beilagen.