sitzenden des Stcigerverbandcs, der auf das Fehlen der Lutten alsMitursache der Katastrophe in der Presse hingewiesen hatte.Noch 14 Tage nach dem Unglück, meinte der Minister, habe sichein Ministerialbeamter überzeugen lönnen, daß genügend Luttenvorhanden waren! Und am Schlüsse sagte Herr Sydow:„Es ist immer gut, so etwas von hier aus auszusprechen,da sonst das Gift der Verleumdung— das bezieht sich auf dieaußerhalb des Hauses stehende Presse— weiter um sich frißtuno dem nicht genügend entgegengetreten wird."Auf diese Bemerkungen antwortet der angegriffene SteigerWerner in der letzten Numme� des von ihm geleiteten Steiger-organs mit einem offenen Brief an den Minister. Indiesem Brief heißt es:«Sie haben durch diese schwerbeleidigende Aeußerung unterden Gruppcnarbeitern des Ruhrreviers großes Kopfschütteln her-vorgerufen. So mancher hat sich gesagt: Es ist wirklich keingutes Zeichen, wenn der oberste Staatsbeamte im Bergbau solcheUrteile fällt. Der Ausdruck Verleumdung setzt doch voraus,daß Sie der Meinung sind, ich behaupte wissentlich etwas Un-wahres und wolle nur beleidigen. Die Ausführungen, die vonmir bezüglich des Lothringer Unglücks und auch der anderen Un-glücke gemacht worden sind, haben einen ganz anderen Zweck.—Im vorigen Jahre schlugen fünftnal die Wetter und zwarauf Zeche Osterfeld, wo KZ Mann, auf Zeche Lothringen, wo116 Mann, auf Zeche Achenbach, wo 43 Mann, auf Zeche Neu-mühl, wo 5 Mann, und auf Zeche Wcstende, wo ebenfalls 5 Manntot blieben.—Eine solche Häufung von Unglücken, bei denen auch eineganze Reihe meiner Berufskollegen ihren Tod fanden, mutz ihreUrsache haben... Sie sagten, es wäre eine Verleumdung, daßLutten gefehlt hätten.— Ich nehme ohne weiteres an, daß Sieden guten Glauben haben, die Lutten wären vorhanden gewesen.— Damit haben Sie aber noch nichr das Recht, von Verleum-dung zu sprechen, denn das eine müssen Sie mir ohne weitereszugestehen, daß ich aus meiner bergmännischen Praxis herausüber Luttenmangel sehr genau orientiert bin. Ich weiß es ausErfahrung, daß es viele hunderte Male im Ruhrrevier vor-kommt, daß man dem Steiger schwarz auf weiß befiehlt:„BauenSie Lutten ein;" trotzdem ist es nicht möglich, welche zu be-kommen...Die Verhältnisse auf Zeche Lothringen lagen so klar für denKenner der Verhältnisse, daß es eine Selbstverleugnung, ein Un-' sinn wäre, wenn man Ihre Ansicht für zutreffend hielte undglaubte, es seien Lutten dagewesen. So dumm, Herr Minister,sind keine Arbeiter, die vor einem Ouerschlag Tag für Tag 26bis 36 Kilo Dynamit verschießen, daß sie die Wetterlutten16 Meter zurücklassen. In diesen Sprengstoffgasen zu arbeitenist keine Kleinigkeit. Und wenn die Lutten so weit zurück sind,so ziehen die Gase nicht mehr ab.Wenn Sie auch ausführen, der Referent der Ministerial-abteilung habe noch 14 Tage nach dem Unglück persönlich fest-stellen können, daß genügend Latten vorhanden gewesen seien,so ist das eine Ansicht, über die die Betriebsbeamten nur einmitleidiges Lächeln haben.Unser Grubenbetrieb funktioniert bei solchen Sachen soschnell und ist auch darauf eingerichtet, daß schon 16 Minutennach dem Unglück drei Worte des Betriebsführers genügen, umdie ganze Untersuchung hinters Licht zu führen."Werner verlangt, daß wegen der Katastrophe ein Prozeß gegendie verantwortlichen Ortsältesten und Steiger(die noch leben) an-gestrengt werden soll. Dann würde sich zeigen, ob Lutten dawaren und warum Lutten nicht eingebaut wurden, so daß sichSchlagwetter ansammeln mußten, die zur Katastrophe führten.Die Schuldigen des Unglücks werden bloßgestellt werden. Mangelan Material, der intensive Druck auf die Kohlenförderung, Ueber-anstrengung der Beamten sowie eine Reihe von kleinen Mißständenseien es. die Massenunglücke verursachen. Auf diese Ursachen seienauch die Katastrophen auf„Neumühl",„Osterfeld" und„Lothrin.gen" zurückzuführen.Wir sind neugierig, ob der Herr Minister den Vorschlag Wer-ners, einen Prozeß einzuleiten, nachkommen wird.Landtagsersatztvahlim Wahlkreise Flatow-Teutsch-Krone-Tchneidemühl.Amtliches Wahlergebnis: Bei der LandtagSersatzwahl im Wahl-kreise 8 Marienwerder erhielten Rittergutsbesitzer Dr. Roesicke-Goers-dorf bei Dahme(k.) 333, Gutsbesitzer Mallach-Wittkow, KreiS Deutsch-Krone(Z.) 13 Stimmen und Oberstleutnant z. D. Fischer-Jllow,KreiS Flatow, 1 Stimme. Gewählt ist somit Dr. Rocsicke(!.)Herr Generalmajor v. Klöden als Landtagskandidat.Das Wiesbadener Zentrumsorgan, die„Rheinische Volksztg.",ist ermächtigt zu erklären, daß im Einverständnis mit dem Vorstandedes Bundes der Landwirte die Zentrumspartei für den Landtags»Wahlkreis Rheingau-St. GoarShausen-Meisenbeim unter allen Um-ständen an der Kandidatur des Herrn v. Klöden f e st h ä I t.frankrdcb.Die Verhandlungen über die dreijährige Dienstzeit.Paris, 26. März. Der Hecresausschußdcr Kammerzog den Gegenvorschlag des Generals Pedoya, welcher eine Dienst-zeit von 27 Monaten beantragt, nickst in Ewvägung. Der Aus-schütz besprach zuerst den Artikel des RcgierungSvorschlages, welcherdas Prinzip der dreijährigen Dienstzeit festlegt. Georges Lcygueslegte dar, wie dringlich eS sei, die noch leeren Stellen der Grenzezu besetzen angesichts der Möglichkeit einer Invasion über Belgien.Er legte dar, daß Deutschland Vorsichtsmaßregeln treffe und allesins Werk setze, um seine Truppen mit der größten Schnelligkeitmobilisieren und zusammenziehen zu können. Niemand in Frank-reich wünsche einen Krieg mit Deutschland, aber niemand wollevon Deutschlands Gnade abhängig sein.foivwnd.Bau einer neuen strategischen Bahn in Südsibirien.Aus Petersburg wird uns geschrieben:Hand in Hand mit der aggressiven Politik der russischen Di-plomatie im fernen Osten geht ein neuer energischer Vorstoß, dendie russische Regierung auf dem Gebiet des mittelasiatischen Bahn-baueS unternimmt. Nock) ist die kostspielige Amurbahn, derenBau vor einigen Jahren begonnen wurde, nicht fertiggestellt, undschon schreitet die Regieruirg an die Errichtung einer neuen ge-»valtigen Bahn, die von der Grenze des europäischen Rußlandsüber Mmolinsk nach Semipalatinsk gehen soll. Die Vorarbeitensind von dem Verkehrsministermm beendet und zurzeit finden be-reits die Kommissionserörterungen über die Einzelheiten desBaues statt. Während darüber noch manches im unklare» ist,hat der Ministerrat durch seine Vertreter in der Kommission er-klärt, daß die Richtung»ach Semipalatinsk in Anbetrachtpolitischen Bedeutung dieser Linie als definitivanzusehen sei. Damit ist offiziell zugegeben, daß der Hauptzweckdieser Bahn kein wirtschaftlicher, sondern ein militärisch-stratc-gischer ist. denn die Richtung nach Semipalatinsk bedeutet nichtsanderes, als die Beherrschung der nordwestlichenMongolei durch Rußland. In diesem Sinne wird die ge-plante Bahn auch von der kapitalistischen Presse aufgefaßt. Dieliberale„Rußkoje Slowo", das meist verbreitete bürgerliche Blattin Rußland, schreibt erbittert, der jetzige Ministerpräsident Kokow-zew habe„unglücklicherweise" den Bau dieser Bahn um 4 Jahreverzögert. Wäre die Konzession für diese Bahn schon 1969 er-teilt worden, so wäre der Bau jetzt schon beendet„und wir könntenruhig sein über das Schicksal der nordwestlichen Mongolei". Deut-lichcr als durch diese Worte kann der jüngste mittelasiatische Vor-swß des russischen Imperialismus nicht gekennzeichnet werden.Huö der Partei.Ter sozialdemokratische Bezirksverband Thüringen,dem die Reichstagswahlkreise der Thüringer Kleinstaaten: Weimar,Meinigen, Coburg, Gotha, Altenburg, Schwarzburg-Rudolstadt,Schwarzburg-Sondcrshausen und die beiden Reuh angegliedert sind,beginnt seine Wirksamkeit am 1. April. Sekretäre sind die Ge-Nossen B a u d e r t und Leber. Die Adresse für Zusendungen ist:Sozialdemokratisches BezirkssckrctariatThüringen, Weimar, Pabststraße.poltxeUiches, OcrichtUches ulw.Bürgerliche Preßhcldcn.Ter Verantwortliche der B i e l»c f e l d e r„V o l k S w a ch t",Genosse Dreckshage, wurde vom Schöffengericht zu Detmoldwegen Beleidigung des Redakteurs Staercke von der liberalen„Lippe-schen Landeszeitung" zu 56 M. Geldstrafe verurteilt. Die Beleidi-gung wurde in einem Bericht der„Volksmacht" über eine Straf-kammerverhandlung gefunden, in dem der Klageeifer des liberalenRedakteurs zurückhaltend kritisiert war.Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, daß die bürgerlichen Zci-tungen in Detmold nach der Reichstagswahl eine» Rekord aufgestellthaben, indem sie sich gegenseitig mit 46—56 Beleidigungsklagen an-ödeten. Die Hälfte dieser Bagatellprozesse ist entschieden— unddas hat die Zeitungen ein paar Tausend Mark gekostet—; die andere Hälfte aber wurde durch einen Generalvergleich aus der Weltlleschafft._Soziales.Hütckindrr.Nach wie bor wird den Agrariern die Verwendung schulpflichtiger Kinder zum Hüten gestattet, obwohl dieses System zuden schiversten Mißständen geführt hat. Kann die Regierungnichts dagegen tun? Die Königliche Regierung zu Königsberg hatin den Jahren 1369 und 1874 versucht, die großen Uebelstände,die mit der Verabfolgung von Erlaubnisscheinen an hütende, unddienende Schulkinder verbunden sind, auf ein möglichst geringesMaß einzuschränken. In einer Verordnung vom 23. März 1886schreibt die Regierung, die seitdem gemachten Erfahrungen hättenklar erwiesen, daß das Hütsivesen immer noch eine große Aus-dchnung habe, daß das öffentliche Schulinteresse darunter auf dasEmpfindlichste leide. An einer anderen Stelle der Verfügungheißt es wörtlich:„Wir erwarten mit Bestimmtheit, daß im unterrichtlichen underziehlichen Interesse das ernsteste Bestreben der Lehrer und Schul-inspektoren sein wird, die Zahl der hütenden und dienenden Kindervon Jahr zu Jahr herabzumindern und so das völlige Aufhöre»dieses Ausnahmewcsens allmählig vorzubereiten, zumal in mehrerenKreisen letztgenannter Endzweck so gut wie erreicht ist.Also bereits im Jahre 1836 ivar von der Regierung die Be-seitigung des Hütekindersystems ins Auge gefaßt worden. Heute,»ach 27 Jahren besteht es immer noch, und jetzt beschränkt sichdieselbe Regierung darauf, die Verordnung vom 23. März 1886lediglich in Erinnerung zu bringen. Nach den Bedingungen von1386 können also auch jetzt noch schulpflichtige Kinder zum Hütenverwendet werden. Nach der Verordnung wird der Erlaubnis-schein vom Kreisschulinspektor erteilt, wenn folgende Bedingungenzusammentreffen:a) wenn das Kiitd entlveder gar keine Ernährer und Versorge r hat, oder wenn seine Eltern nach einer Bescheinigung desLandrats außerstande sind, es zu unterhalten, so daß der Ein-tritt in fremde Dienste das einzige Mittel ist, eS vor Bettelnund Vagabondiercn zu schützen;d) wenn das Kind nicht bloß fließend lesen kann, sondern sichauch im Schreiben, Rechnen und in der Religion genügende Kennt-nisse erworben, seit dem Eintritt in das schulpflichtige Alter,namentlich aber im vorangegangenen Winterhalbjahr, die Schuleregelmäßig besucht und sich durch Fleiß und gute Führung alszuverlässig und ordentlich erwiesen hat;c) wenn dasselbe das elfte Lebensjahr vollendet hat;ck) wenn der Dienstherr, falls er im vergangenen Jahre einKind in seinem Dienst gehabt, dieses regelmäßig zur Schule ge-schickt hat.Der Erlaubnisschein ist, auch wenn diese Bedingungen zu-treffen, zu untersagen:a) wenn Mädchen zum Viehhüten verwendet werden sollen;d) wenn jemand mehr als ein Kind zum Hüten und Dienenüberlassen haben will;c) wenn eine Verwendung des Kindes außerhalb des Kirch-spicls stattfinden soll, in welchem dasselbe seine Heimat hat;ck) wenn in der Schule Halbtagsunterricht eingeführt ist.Die Hüte- und dienenden Kinder müssen während der Hüte-zeit vom 1. Mai bis 1. November mit den übrigen Kindernwöchentlich zwölf Stunden Schulunterricht erhalten.... AnSonn- und Feiertagen ist den Kindern diejenige Zeit freizulassen,welche sie zur Teilnahme an dem Gottesdienst ihrer Konfessionnach den Ordnungen ihrer Kirche nötig haben.An diesen Bestimmungen hat die Königliche Regierung imLaufe der 27 Jahre nichts zu revidieren gehabt, obwohl sie seiner-zeit der Ansicht war, daß das völlige Aufhören dieses Hütekinder-Wesens vorzubereiten sei. Die Regierung hat lediglich die Ver-ordnung durch die Bestimmung ergänzt, daß schulpflichtigenKindern während ihres letzten Schuljahres ein Erlaubnisschein zumHüten oder Dienen nicht erteilt werden dürfe.Das ist die ganze„soziale Fürsorge", die im Interesse derHütekindcr von der Regierung im Laufe von 27 Jahren cnt-faltet worden ist. Tie Notwendigkeit des Verbots jeder Erwerbs-arbeit schulpflichtiger Kinder auch in der Landwirtschaft ist derRegierung nicht entgangen. Gestatten ihr die Agrarier nicht, eird-lich zu einem solchen Verbot überzugehen? Eine in noch so starkenagrarischen Fesseln liegende Regierung sollte sich endlich daraufbesinnen, daß. wer den Schutz der Kinder vernachlässigt, die größteSünde begeht. Bislang aber hat ja die Regierung noch nichteinmal die Enquete über die Beschäftigung von Kindern in derLandwirtschaft veröffentlicht.Berufskrankheiten in den Bereinigten Staaten.New Aork, 15. März 1913. Dreizehn Millionen Berufs-Er-krankungen und ein durch sie verursachter Lohnausfall von 756Millionen Dollar(3 Milliarden Mark) sind nach den Feststellungender American Association of Labor Legislation(amerikanischerVerband zur Förderung der Arbeiterschutz-Gesetzgebung) alljährlichin den Vereinigten Staaten zu verzeichnen. Ganze Arbeiterarmeensinken Jahr für Jahr vorzeitig ins Grab, weil die Raffgier desUnternehmertums nicht ein Partikelchen der gleißenden Dividendenaufzugeben gewillt ist, um sanitäre, vorbeugende Maßnahmen zutreffen. Teilnahmslos verhalten sich die Einzelstaaten. Im ganzenGebiete der Vereinigten Staaten haben wir bis jetzt nur einGesetz zur Bekämpfung der Berufskrankheiten: es wurde vomBunde erlassen und verbietet die Verwendung des weißen PhoS-phors bei der Fabrikation von Zündhölzern.Die Phosphornekrose tritt in ihrer ganzen Furchtbarkeit auchfür den Laien erkenntlich zutage. Daher die vereinzelte gesetz-geberische Maßnahme! Das Volk in seiner erdrückenden Mehr-heit geht darum so teilnahmslos an den Berufskrankheiten vor-über, weil es die Ursachen derselben nicht erkennt. Mit den Be-triebsunfällen, die täglich 166 Arbeiterleben fordern, beschäftigtsich die Oeffentlichkeit; von den viel verheerenderen Berufskrank-heitcn nimmt sie kaum Notiz.Die American Association of Labor Legislation mußte sich beider Berechnung der Gesamtzahl der Berufserkrankungen auf diedürftigen, sich nur als Stichproben darstellenden Zusammenstellun-gen des Bundesbureaus für Arbeiterangelegenheiten stützen. Dasamtliche Material erstreckt, sich auf einen Teil der Textilindustrieund der Baugewerbe mit ihrer starken Staubentwickelung, derHutfabrikation mit ihren Onecksilbervergiftungen, der Tunnel-und Brückenbauten mit ihrer Chaissonkrankheit und des Bergbauesmit seinen asthmatischen Leiden. Da das statistische Material inden industriell am höchsten entwickelten und deshalb die stärkstegewerkschaftliche Organisation wie eine bessere(besser ist hierallerdings nur ein relativer Begriff) Arbeiter-Schutzgesetzgebungaufweisenden Staaten gesammelt ist, so darf man getrost an-nehmen, daß die angegebene Zahl von 13 Millionen Berufs-Er-krankungen pro Jahr trotz ihrer unglaublichen Höhe noch zu niedriggegriffen ist.Ueber die Sterblichkeit der von Berufskrankheiten Ergriffenenliegt ein noch dürftigeres Material vor, als über die Berufs-krankheiten selbst. Immerhin ergibt sich aus dem Buellctin Nr. 79des Bundesbureaus für Arbeiterangelegenheiten, daß in einemJahre 22 238 Arbeiter und Arbeiterinnen an Berufskrankheitenstarben, die auf Staubentwickelung zurückzuführen sind. DieBundesbehörde, welche sich als Instrument der herrschenden Parteibemüht, die bestehenden Zustände in rosigem Lichte erscheinen zulassen, muß dabei noch selbst zugeben, daß nur ein Teil der Be-rufskrankheiten von den behandelnden Aerzten den Behörden ge-meldet wird.Letztes Jahr veröffentlichte das Bundesbureau für Arbeiter-angelegenheiten eine belehrende Broschüre über die Ursachen, dieSymptome, den Verlauf, die Behandlung und die Verhütung derBerufskrankheiten. Nach der Broschüre werden Berufskrankheitenbeobachtet u. a. in 27 Industriezweigen, die Arsen, in 138, welcheBlei und Bleiweiß verarbeiten; in 36, in deren Betrieb die Staub-entWickelung stark ist. Zudem kommen noch vor allem die Mon-tanindustrie mit ihrer riesigen Arbeiterzahl und ein erheblicher,oben nicht inbegriffener Teil der chemischen Industrie in Betracht.Fordern die 36 staubentwickelnden Gewerbe im Jahre über 22 666Arbeiterleben, so greift man sicherlich nicht zu Hoch mit der An-nähme, daß über 56 666 gegen Lohn beschäftigte Personen pro Jahran Berufskrankheiten sterben.Da der Erlaß von Verhütungsgesetzen nur sehr schwer, dieDurchführung eventueller diesbezüglicher Vorschriften noch schwererzu erreichen ist, so wäre es am zweckmäßigsten, wenn die Arbeiter-schaft unter prinzipieller Wahrung ihres Standpunktes zunächstdarauf drängte, daß die Berufskrankheiten unter die Bestimmungender Haftpflicht- und Unfallentschädigungsgesetze fallen. Dem Aus-bau dieser Gesetze ist die Volksstimmung nicht ungünstig. Wennes erst einmal nicht mehr billiger ist, die Arbeiter dem Siechtumund dem Grab zu überantworten, werden die Unternehmer schonBorkehrungen zur Verhütung der Berufskrankheiten treffen.Em Industrie und Kandel.Großhandelspreise und Konsum.Nachdem die Preise der wichtigsten Verbrauchswaren seit An-fang Dezember 1912 im Durchschnitt wieder fortgesetzt gestiegenwaren, hat der Monat Februar eine geringe Ermäßigung des Preis-niveauS gebracht. Von einem Nachlassen der Teuerung kann freilichnoch keine Rede fein, wenn man die Belastung desKonsumsmit früheren Jahren vergleicht. Die Preishöhe sank zwar imBerichtsmonat sogar noch etwas unter den Stand der vorjährigenParallelzeit; praktisch will das jedoch nichts besagen, da das Waren-Preisniveau im Februar 1912 um nicht weniger als 16,12 Proz.über den Februar 1911 hinausragte. Um den allgemeinen Preis-stand am Warenmarkt recht exakt zu erfassen, schlägt man folgendesVerfahren ein: man bildet aus dem festgestellten Jahreseinkommenfür 17 der wichtigsten Waren eine Verbrauchsei nbeit zu166 Tonnen, in die jede Ware mit dem gehörigen Prozentsatz ein-gerechnet ist, und erhält damit einen ziemlich sicheren Maßstab fürdie Beurteilung der Preisschwankungen in ihrer Einwirkung auf denKonsum. Der M o n a t S i n d e x für eine solche Einheit berechnetesich für den Monat Februar der Jahre 1967 bis 1913 auf Mark:Februar 1967 1968 1969 1916 1911 1912 1913Index 5638,96 5981,38 5759,91 5837,98 5717,41 6639,33 6499,71Zu- resp.Ab-nähme, Proz. 4-6,1-3,76 4l.26-2,48-ss16,12-2,16Gegen 1967 steht der Index im BerichtSmonat um 15,3 Prozenthöher. ES fei nebenher darauf hingewiesen, daß sich z, B. daSLohneinkommen der deutschen Bergarbeiter im Steinkohlenbergbauin der gleichen Zeit nur um zirka 3 Prozent gebessert hat. DerRückgang gegen das Vorjahr ist durch die Preissenkung am Marktder vegetabilischen Nahrungsmittel bedingt. GegenFebruar 1911 und 1912 ergab sich hier folgende Bewegung derIndexziffern:Februar 1911 1912 1913Weizen.... 654,13 698.73 657,87Roggen.... 794.75 1665,87 886,84Kartoffeln... 487.62 1627,18 619,85Reis..... 26,92 24,97 23,62Brotgetreide und Kartoffeln sind trotz des Preisrückganges derletzten Monate noch immer erheblich teurer als im Februar 1911.Die Fleischpreise stehen nach wie vor weit über den Notierungen derVorjahre. Die Indexziffern für animalische NahrungL-mittel verzeichneten nämlich folgende Gestaltung:FebruarSchweine..Rinder...Kälber...Hammel..Die Spannung derimmer 36,4 Proz. Bei1911 1912 1913. 799,75 852,25 1091,16. 855,46 872.26 943,66. 181,56 178,25 369,25. 66,86 58,13 76,67Schweinepreise gegen 1911 beträgt nochden wichtigsten Genuß mittel» be-kündeten die Indexziffern im Februar gegen die beiden Vorjahrefolgende Gestaltung:Februar 1911 1912 1918Kaffee... 131.56 161,66 145,75Zucker... 94,28 166.66 97.45Tabak... 75.66 78,66 86,46Sehr bemerkenswert ist die Ermäßigung der Kaffeepreise, diesich seit einiger Zeit anbahnt und auf daS erhebliche Anwachsen derKaffeevorräle Brasiliens zurückzuführen ist. Die Preise derwichtigsten Roh- und Betriebsstoffe schließlich sind im Be-richtSmonat im allgemeinen uirverändert geblieben. Nur Baum«wolle erfuhr abermals eine Ermäßigung, steht aber noch inimerhöher im Preis als vor einem Jahre. Gegen das Vorjahr werdensämtliche Rohstoffe teurer bezahlt.