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bei Mangel des Testaments das Erbrecht des Staates treten I selbst jetzt noch nicht bereit zu sein scheint, jich für besiegt zu folle, eine Reform, deren Ertrag die Regierung selbst nur auf erklären, fönnte Bulgarien , mehr aus militärischen als aus 15 Millionen anschlägt. politischen Gründen, dazu zwingen, die Tschataldichalinie an zugreifen. Die Feindseligkeiten werden daher nicht aufhören, bis die von den verbündeten Balkanstaaten aufgestellten hauptsächlichsten Friedensbedingungen von den Türken an genommen worden sind.

Um gleich ganze Arbeit zu machen, will die Regierung auch den bisherigen Kriegsscha von 120 Millionen in Gold verdoppeln und sich diesen neuen Goldschatz auf dem sehr merkwürdigen Weg der Ausgabe von unterwertigen Silber­münzen und Bapiergeld verschaffen.

Eile tut not.

Es wird noch ausführlicher über die einzelnen Gesetze Beschleunigung der diplomatischen Aktion London , 28. März. Die Times" drängen auf eine zu sprechen sein, bis der Wortlaut vorliegt. Aber schon jetzt der Wächte. Es sei nicht so sehr Feinheit der diplomatischen läßt sich sagen, daß man es mit einem stümperbaften. Sprache nötig, als ein paar der be Säge, deren Sinn dilettantischen Verlegenheitsprodukt zu tun nicht misverstanden werden könnte. Ce fei die Pflicht hat, das in dieser Form nie Gefes werden kann, das der Wächte, Montenegro an der Erstürmt uitg dem Reichstag in Wirklichkeit die Aufgabe, die Deckung futaris zu hindern. Sie könnten eine Ignorierung ihrer zu finden, ganz allein überläßt. Vorstellungen nicht ohne große Verluste an dem Prestige zu lassen, auf dem die Autorität des einigen Europas beruhe. Ebenso müßte den Kämpfen bei Tschatalbicha ein Ende gemacht werden. Das Blatt schließt: Die Zeit der Erwägungen und Ratschläge ist vorbei. Jest ist die Beit für Entscheidungen gekommen, die prompten und gründlichen Nachdruck erhalten müßten. Wird Europa den Augenblick wahrnehmen, oder wird es sich mit Verhandlungen und Protokollieren weiter treiben lassen, wohin das Glück der Waffen bei Tschataldscha es bringen mag?

Wie diese Aufgabe gelöst werden wird, ob wirklich diese ungeheuerliche Vergendung von Gut und Kraft, die die neuen Vorlagen bedeuten, in ihrem ganzen Umfange Wirklichkeit werden wird, das hängt vor allem ab von dem Wider stand, den die Volksmassen diesen tollen Plänen ent­gegensetzen werden. Am nächsten Dienstag tritt der Reichs­tag zusammen und binnen zwei Wochen schon sollen die Vor­lagen zur Verhandlung kommen. Die Zeit ist furz und um so intensiver muß sie dazu ausgenutzt werden, der Vorschlägen der Herrschenden das entschlossene Nein der Massen entgegenzusetzen!

Der Balkankrieg.

Die Friedensbereitschaft der Balkanmächte.

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Die Abgrenzung Albaniens .

Wien , 28. März. Die Reichspost erfährt über die Ab. grenzung Nordalbaniens, daß zwar die Städte Prizrend, Jpet, Djakowa und Dibra nicht Albanien zu­gesprochen, daß aber weite Gebiete dieser Städte in das autonomie Albanien einbezogen wurden. Der Hafen San Giovanni di Medua soll neutralisiert und Wien , 28. März. Der Berichterstatter der Politischen unter internationale Stontrolle gestellt werden. Er soll der Korrespondenz" in Sofia erfährt von kompetenter Seite, daß Serbien zugestandene afen für die freie Aus­die Einigung der verbündeten Balkanstaaten über die An- und Einfuhr werden. nahme des Vorschlages der Großmächte als

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Adrianopels letzter Widerstand.

Fortjesung des Krieges dienen follte; denn die Tschataldschaarmee sei imftande, den Fall Adrianopels zu rächen. Die Zeitungen heben den Heroismus Sütri Paschas und der Garnison hervor. Der Fall Adrianopels sei vorauszusehen gewesen. Die Verteidigung habe nur den Zwed gehabt, einen Teil der bulgarischen Streitkräfte zu binden. Tanin" sagt, der Fall Adrianopels könne die Zürkei nicht nötigen, die übertriebenen Forderungen der Verbündeten an­zunehmen. Die Armee sei entschlossen, sich gegen die neuen milie tärischen Unternehmungen der Verbündeten zu verteidigen. Die Mächte müßten auf die Verbündeten einen Drud ausüben.

Politische Ueberlicht.

Berlin , den 28. März 1913. Zentrum und Wahlrecht.

Daß das Zentrum auch im neuen Landtage nur das alte Gaufelspiel zu erneuern beabsichtigt, beweist die Annahme von fünf Thesen, die auf einem Zentrumsparteitag für die Grafschaft Mark in Gelsenkirchen beschlossen wurden. Diese Thesen lauten:

1. Das Landtagswahlrecht ist zwar reformbedürftig, aber die Uebertragung des Reichstagswahlrechts auf Preußen ist nach Lage der Verhältniffe abfolut aussichts 108. 2. Die Ber strebungen, das Reichstagswahlrecht auf Breußen zu übertragen, sind start diskreditiert durch die Sozialdemokratie und die fedis fozialdemokratischen Abgeordneten des Abgeordnetenhauses. 3. Cine schrittweise Verbesserung des Landtagswahlrechts muß das nächste Ziel sein, und zwar zunächst durch Einführung der ge­heimen Wahl für die Urwahlen. 4. Die direkte Wahl ist er strebenswert, darf aber kein Hindernis sein für die Erreichung der geheimen Wahl. 5. So lange das Dreillaffenwahlrecht besteht, muß es unsere größte Sorge sein, daß es nicht verschlechtert wird, wie es durch Auf­hebung der Drittelung in den Urwahlbezirken geschehen würde.

Aus diesen Thesen ergibt sich, daß das Zentrum sich wiederum mit der Erringung der geheimen Wahl begnügen will. Die direkte Wahl lehnt es unter dem Vorwand ab, daß dadurch die Drittelung in Urwahlbezirken fallen und damit gerade den nicht­

Grundlage für die Friedensverhandlungen bereits erfolgt Konstantinopel , 28. März. Das letzte Funtentelegramm besigenden Klassen ein schwerer Nachteil zugefügt werden könne. Daß ist. Die Balkanstaaten beabsichtigen nicht, Schüfri Baschas vom 25. d. Mts. an das Kriegsministerium die direkte Wahl verbunden mit einer Drittelung über den ganz ei die kriegerische Aktion bis zur Erlangung lautet: Der Feind hat einen heftigen Angriff gemacht. Ein blutiger Ort refp. den ganzen Wahlkreis nicht nur keinen Fortschritt, einer Verständigung mit der Türkei fort Stampf hat begonnen. Ich kann nicht wissen, wie der Ausgang fein sondern im Gegenteil nur ein Attentat gegen die minimalen Rechte aufeten, find vielmehr von dem aufrichtigen Willen ge- wird, aber sobald der Erfolg des Feindes festgestellt ist, werbe ich der proletarischen Wähler wäre, bedarf keines Wortes. Aber gerade leitet, mit größter Beschleunigung zum Friedens- fämtliche Befestigungen in die 2uft sprengen. Ich deshalb muß der Sturm aller wirklich ehrlichen wahlrechtsfreund­fchluß zu gelangen. Hinsichtlich der Feststellung der neuen werde nicht zögern, die heiligen Bauten zu zerstören, um zu ver- lichen Elemente gegen das empörende Dreiflassenwahl­Oftgrenze zwischen Bulgarien und der Türkei wird das hindern, daß sie von unreinen Füßen entweiht werden. Ich werde jetzt fystem selbst gerichtet sein. Reformen fo minimaler Art, wie sie Kabinett in Sofia aus strategischen Rücksichten eine Linie ver- die funkentelegraphischen Apparate zerstören. Wenn der Feind fieg- die Wahlrechtsvorlage der Regierung oder das konservativ- ultra­langen, die etwa vom Golf von Saros gegen reich ist, soll er nicht in eine Stadt einziehen, sondern in einen montane Wahlrechtskompromis boten, find nichts als eine Ver. Trümmerhaufen. höhnung der entrechteten Wählermassen. Und daß die preußischen Midia verläuft. Wahlrechtsheloten sich solchen Hohn nicht gefallen laffen, wird das Sentrum empfindlich zu spüren bekommen!

Die Antwort Bulgariens .

Der Einzug der Sieger.

Heute so, morgen so!

Das Mosseblatt orafelt wieder einmal über den

Adrianopel , 27, März. Der König von Bulgarien ist London , 28. März. Wie das Neutersche Bureau erfährt. stimmt Bulgarien in seiner Antwort, die den Mächten heute in brianopel eingezogen. Die türkische Besatzung noch nicht übermittelt worden ist und die sich noch in den hatte in legter Stunde den Versuch gemacht, die große Bahnbrücke über den Adrafluß zu sprengen, was jedoch nur teilweise gelang. Händen der Verbündeten befindet, den Vorschlägen immerhin wurde der König dadurch gezwungen, die Landstraße au preußischen Wahlkampf und die angeblich verpakte Gelegen­Europas zu, mit Ausnahme der vorgeschlagenen Grenzlinie Enos- Midia und der Frage der Kriegs. wählen und die Fahrt in die Stadt zwischen endlosen Reihen beit eines liberal- sozialdemokratischen Zusammengehens. Da­bei ist das Blatt feineswegs blind genug, um die erz entschädigung. Dem Vernehmen nach will Bulgarien einer Fahrt durch die Straßen von türkischen Stiegsgefangenen zu machen. Nach ber Stadt begab er fid reaktionäre Haltung der preußischen Nationalliberalen der fich die Borschläge der Mächte, dem Marmarameer fern zum Militärklub, wo: Sütri Bascha mit feinem General ahlreformt gegenüber zu übersehen. Sa, es geht noch aubleiben, annehmen, falls die Mächte einer stab sich aufhielt. Der König nahm hier die Parade ber bulgarischen weiter und tonstatiert auch, daß die Fortschrittliche Bolts Grenzlinte von Midia zum Golf von Saros Truppen ab, worauf er Schütti Pafcha empfing, welcher ihm partei sich dem Gesch der preußischen Mimikry". der An­auſt immen, welche das Marinarameer und die Darda feinen Säbel überreichte, ben der König dem Verteidiger passung an die reaktionären Zustände, unterwerfe. Das be nelleit den Türfen belassen würde. weise der Fortschritt auch durch seinen tugendhaften Abscheu brianopels mit einigen ehrenden Worten zurüdgab. vor einer faktischen Verständigung mit der Sozialdemokratie". Daran freilich trage die preußische Sozialdemokratie selbst die Hauptschuld: statt positive Arbeit zu leisten". fehe sie ihre Aufgabe darin, den Bourgeois por den Leib zu stoßen". Vor allem aber:

Falls das Recht auf eine Kriegsentschädi. gung im Prinzip zugebilligt wird. will Bulgarien zu gestehen, daß die Höhe der Entschädigung durch die Mächte und die verbündeten Balkan staaten festgesezt wird. Die Tatsache, daß die Türkei

Dem Andenken Max Kayfers.

3ur 25. Wiederkehr seines Todestages.

Die türkische Presse über Adrianopel . Konstantinopel , 28. März. Die türkische Preise nimmt einstimmig den Fall Adrianopels als ein nationales Unglüd auf, das aber, statt zu entmutigen, als Ansporn für die May Kanjer in jener Rede schon, vor mehr wie dreißig Jahren. die liftige, hinterhäftige Fuchspolitik des heuchlerischen. Damals Enoch mit einem demokratischen Mäntelchen drapierten Zentrums scharf und treffend zu charakterisieren wußte. Erwähnung ver dient auch heute noch die großzügige Rede, die Mar Kayser am Bon den vielen Opfern des schmachvollen Sozialistengejekes 10, Dezember 1885 über die von der Reaktion geplante Ber­ist besonders Mar Kayser auch den jüngeren Parteigenossen längerung der Legislaturperiode des Reichstages bieft. Die am noch im Gedächtnis; sowohl die unfagbar raffinierte Grausamfeit der Verfolgungen, die gerade Mar Kanjer von den Polizeischergen Bismards ertragen mußte, wie Kayfers underdrosjene, geschickte, opfervolle parlamentarische und agitatorische Tätigkeit im Dienste der maßlos verfolgten sozialdemokratischen Partei sichern ihm heute noch, 25 Jahre nach seinem frühen und tragischen Tode, das dank bere Gedenken aller Parteigenossen.

( 29. März 1888.)

15. Dezember 1886 im Reichstage gehaltene große Rede Mar Sapjers über das politische und gewerkschaftliche Bereinigungsrecht der Arbeiter war fein parlamentarischer Schwanengefang. Denn vier Wochen später löste Bismarck den Reichstag auf und bei den Faschingswahlen des Jahres 1887 unterlag Mar Kayser sowohl in seinem bisherigen fächsischen Streise wie auch im Breslauer Oft treise den von Franzosenschreden und Kriegsangst zur Wahlurne gejagten Spießerhorden. Und wenig mehr wie ein Jahr danach deckte schon der Rasen den tapferen Stämpfer.

Als bei den Attentatswahlen des Jahres 1878 der sächsische Wahlfreis Freiberg Dederan den 25jährigen Mag Kahier als jüngsten aller Wolfsvertreter in den deutschen Reichstag schidte Die Schrecken des Sozialistengejekes hat Mar Kayser wie kein beiläufig hat derselbe Wahlkreis auch jest wieder in der Person anderer zu tragen gehabt. Daß er im ganzen mehr wie anderthalb des Genossen Hermann Wendel dem Reichstag seinen Benjamin" Jahre seines Lebens hinter Gefängnismauern verbringen mußte, gegeben da gehörte dieser Jüngste schon zu den erprobtesten var nicht das Schlimmste und jedenfalls etwas, das mancher andere Kampfern der Partei. Mit 18 Jahren schon verdiente sich der unserer Kämpfer in gleichem und höherem Maße zu tragen gehabt junge Kaufmann May Kayser die Sporen und zivar in Berlin , wo bat. Niemand aber ist so teuflisch grausam durch das teure Bater­er durch sein rednerisches Talent, seinen schlagfertigen Wib, wie land" gehetst worden, buchstäblich gehebt gleich einem jagdbaren durch seine frische Kraft in den Jahren 1871 bis 1873 mefentlich Wild, wie dieser gutmütige Mann mit den urbanen Formen und zur raschen Entwickelung der Eisenacher Gruppe beitrug. Nach dem milden Charakter. Als Mag Kayser im Jahre 1881 wegen einent furzen Aufenthalt in Maina 30g Kayser it Jahre 1874 angeblicher Anstiftung zur Verbreitung verbotener Schriften" in nach Dresden . Er trat hier in die Redaktion des Bolfsboten" Dresden zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt wurde, sprach das cin, aber insbesondere bewährte er sich als äußerst fruchtbringen Gericht gegen ihn zugleich die Zulässigkeit der Aufenthaltsbeschrän­Der Staatsanwalt den Agitator und Organisator. Die Journalistit war dagegen tung nach§ 22 des Ausnahmegejeges aus. nicht die starke Seite unseres Mar Kayser. hatte einen dahingehenden Antrag gar nicht gestellt, diese Beftim­Auch im Reichstag wußte der junge Politiker bald eine ange mung des Schandgefeßes wurde auch sonst felten oder nie anges sebene Bosition zu erringen. Stayfer war feine agressive Natur; wendet. Nach diesem Paragraphen konnte Personen, welche sich die berföhnlich gestimmt, von gemäßigten Anschauungen die ihut ge- Agitation zum Geschäft machten" und wegen llebertretung des Tegentlich Angriffe aus der eigenen Partei zuzogen gelvann er Sozialistengefeßes verurteilt waren, der Aufenthalt in bestimmten int Reichstag doch bald Respekt bei Freund und Feind durch seine Bezirken oder Ortschaften durch die Landespolizei versagt werden, gründliche Kenntnis der gefebgeberischen Materialien, insbesondere am Wohnsitz des Verurteilten jedoch nur dann, wenn er diesen der Arbeitergesetzgebung, seine Beherrschung der parlamentarischen nicht bereits seit sechs Monaten inne hatte. Kayser fonnte also Geschäftsordnung wie nicht minder durch sein rednerisches Geschic, überall in Deutschland , nur nicht von Dresden , wo er länger als feine Schlagfertigkeit und seinen immer bereiten Wib. Bon let sechs Monate wohnte, ausgewiesen werden. Während er aber noch teren Eigenschaften mag eine parlamentarische Episode Zeugnis in Gefängnis saß, erhielt er die Ausweisung aus Dresden , und geben, die hier unter vielen ähnlichen ausgewählt sei. Der Abg. zwar auf Grund einer veralteten, sonst höchstens noch gegenüber v. Köller( der spätere preußische Polizeiminister, dem Grillen gemeinen Verbrechern angelvendeten Bestimmung des sächsischen berger einst im Reichstage das spöttische Herr v. Möller, es wird Heimatgesetzes. Als Kahser dann das Gefängnis verließ, begann immer döller" widmete) hatte in einer Rede in seiner burschikosen die Sebiagd hinter den Armen. Wohin er sich auch wandte, überall und temperamentvollen Art den ihm zuhörenden Abg. Kayser wie wurde er ausgewiesen, zunächst aus ganz Sachsen , dann aus Bres folgt apostrophiert: Ob der Herr Abgeordnete Kayser seinen dicken lau( seiner Heimat!), aus Elberfeld - Barmen, Solingen , Remscheid , Kopf dazu schüttelt oder nicht, das ist mir ganz egal." In einer Lennep und anderen rheinischen Städten, aus Erfurt usw. Schließ persönlichen Bemerkung zahlte ihm Kayser das wie folgt heim: lich nahin Stayfer gar feine Wohnung mehr, fuhr von Ort zu Ort Berrn v. Köller geniert besonders mein Kopf. Ueber den Kopf und übernachtete im Eisenbahnwagen. Dabei war er deutscher des Hern v. Köller zu reden, hat man feinen Grund der geniert Reichstagsabgeordnetet! Das hatte allerdings das Gute niemand." Stürmische Heiterkeit des ganzen Hauses quittierte über für ihn, daß er wenigstens während der Reichstagsfession in Berlin diese Abfertigung des anmaßenden Junkers. bleiben durfte. Als Kayser später, nach Ablauf der Ausweisungs­Die fozialdemokratische Fraktion, die gewiß nicht arm an frist, nach Dresden zurückkehren fonnte, wurde er hier gewisser guten und selbst glänzenden Rednern war, schickte sehr oft auch bei maßen interniert. denn die Aufenthaltsbeschränkung nach§ 22 des großen Gelegenheiten ihr jüngstes Mitglied vor. So im Januar Sozialistengefeßes war von unbeschränkter Dauer und galt 1883( Mahfer wurde 1881 in Freiberg - Dederan wieder, 1884 im auch für den die Stadt umgebenden Landkreis Dresden ; Kayser sächsischen Wahlkreis Auerbach- Kirchberg neugewählt), wo Stanser durfte deshalb ohne besondere polizeiliche Erlaubnis die Stadt­zusammen mit Wilhelm Liebknecht den sozialdemokratischen An- grenze nicht überschreiten. Diese Bestimmung ist bis zum Tode trag auf Aufhebung aller Ausnahmegesetze zu vertreten hatte. Es Mahsers in Geltung geblieben. Er schrieb im Jahre 1888 felbst ist heute noch und heute besonders ein Vergnügen, nachzulesen, wie darüber in einer an den Reichstag gerichteten Denkschrift:

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Seit vielen Monaten leide ich an einer schweren Halsents zünoung. Der Arzt empfahl mir große Spaziergänge ins Freie, ich kann sie aber nicht ausführen, weil mir der Aufenthalt außer halb bersagt ist. Ein Gesuch, mir das Aufenthaltsgebiet uni 1 oder 2 Meilen zu erweitern, wurde abgeschlagen."

Mit solch schabiger Niedertracht wußte der große", der ciferne" Stanzler feine politischen Gegner zu behandeln. Mit der höhnischen Bemerkung, daß es ja auch in der Stadt Dresden sehr schöne Spaziergänge gäbe, fat der fächsische Bundesratsvertreter im Reichstage den Aufschrei des Mißhandelten ab und damit war die Sache auch für den Reichstag erledigt.

Mar Kaufers schmere Rehlfopfertrantung machte unter folchen Umständen schnelle Fortschritte. Das hielt den Zapferen nicht ab. feine Parteipflichten bis aufs äußerste zu erfüllen. Er unter zeichnete nicht nur den Aufruf zur Einberufung des St. Gallener Barteitags, er tam auch selbst, ein Schwerkranter, zu den Partei­tagsverhandlungen nach St. Gallen . Nach Beendigung des Partei­tages hat Schreiber dieser Zeilen noch ein paar unvergeßliche Abendstunden in Zürich im Kreise einiger Genoffen mit Mag Kayser verlebt. Von Schmerzen und Beschwerden geplagt, stimm­los, aber doch in beiter Stimmung, mit den ihm eigenen lebhaften Geiten das rasche, wizige Wort begleitend, so gab sich Stayser an jenem Abend und so ist er dem Verfasser dieses Auffazes, der ihn lebend nicht wiedersehen sollte, in unauslöschlicher Erinnerung ge­blieben.

Auch den Sterbenden und selbst den Toten verschonte nicht die giftige Verfolgungsmut der Mächtigen. Der Kehlkopfschnitt und die nachfolgende teilweise Entfernung des Kehlkopfes fonnten den Un­glüdlichen nicht mehr retten. Da wollte er in die Heimat, nach Breslau , um in den Armen der Mutter zu sterben. Mit großer Mühe nur war die Erlaubnis zur Ueberführung des Sterbenden nach Breslau von der dortigen Polizei zu erlangen, sie verzichtete nicht einmal auf besondere lleberwachungsmaßnahmen beim Trans port. Nach einigen Tagen schon, am 29. März 1888, erlag Stanser der furchtbaren Krankheit, die Sorge der Breslauer Polizei um die von Kayser gefährdete Sicherheit und Ordnung des Staates hatte aber auch jest noch kein Ende. Am Ostersonntag, den 1. April, wurde der müde Leib des maßlos Verfolgten auf dem jüdischen Friedhof zu Breslau zur letzten Ruhe bestattet. Des starken Regens ungeachtet hatten sich Laufende von Arbeitern auf dem Friedhof, von dessen Halle aus die Bestattung erfolgte, eingefunden, ebenso aber auch mehr wie hundert Polizisten, die eifrigst die Ordnung" aufrecht hielten, jeden Beriudh, ant Grabe zu reden, brutal verhinderten, die roten Kranzschleifen sofort wegnahmen, die weißen zum Teil wenigstens später entwendeten, iroßdem die Jus schriften dentbar vorsichtig und harmlos gehalten waren. Daß bei den von Berlin und Dresden gekommenen Teilnehmern am Be­gräbnis unmittelbar nach ihrem Eintreffen in Breslauer Gasthöfen nach verbotenen Schriften gehaussucht wurde, vervollständigt nur das liebliche Bild preußischer Bolizeifultur.

Seit einem Vierteljahrhundert ruht nun schon Mar Kayser an der gleichen Stätte, Lie auch die Gebeine unseres großen Vor­fämpfers Ferdinand Lassalle birgt. Dankbar gedenken wir heute seiner und wiederholen, was vor 25 Jahren einer unserer Besten im Züricher Sozialdemokraten" jagte:

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Mar Kayser ist gehest worden wie ein wildes Tier. Das baterlandslose Gesindel" aber, das wir mit Stolz uns nennen, es hat in feinem Herzen deur totgehetzten Workämpfer eine Heimat bereitet, es wird den treuen Genossen nicht vergessen." Julius Bruhns ,