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großen Vorsprung abzugewinnen. Sollten die deutschen Lust. Militaristen wirklich der Ansicht sein, daß sich dieses Ziel er- reichen laßt? Als die Nachricht von den geplanten Luft- riistungen Pier einlief, waren die ersten Worte der englischen Cbauvinisten: Wir müssen auf diese deutsche Herausforderung eine Antwort geben. Glaubt jemand, diese Antwort werde ausbleiben? Oder sollte man sich wirklich embilden, daß englische Erfindung und Tatkraft auf dem Gebiete der Luft- schiffabrt versagen werde? Am Ende des vorigen Jahrhun» derts stand es um die englische Automobilindustrie infolge der damals noch bestehenden veralteten Gesetzgebung sehr schlecht. Wie schnell hat nicht die englische Automobil- industrie die deutsche und französische eingeholt, die damals einen so großen Vorsprung hatten! Wo ist heute die Er- findung oder Entdeckung, die auch nur auf kurze Zeit von irgendeinem Lande monopolisiert werden könnte? Die Luftschiffahrt ist kein deutsches Monopol. Und doch scheint diese Illusion die Gemüter der Leute zu beherrschen, die die schwer erworbenen Groschen des Volkes wie schillernde Seifen- blasen in die Luft steigen lassen. UeterancnfMorg« und auswärtige Politik in der Mgetkommiiilon. In der FreitagZsitzung der Budgetlommission des Reichstages wurde zunächst über eine erhöht« Fürsorge für die Veteranen be« raten. Abg. Erzberger fragte an, ob auch dann eine Erhöhung der heute 120 M. betragenden Beihilfe auf ISO M. in Aus­sicht genommen sei, wenn das Petroleummonopol dem Reiche nicht eine Einnahme von 7 Millionen Mar! bringen werde. Genosse RoSke rügte, daß im Jahre 1S1I nicht die ge-- famte vom Reichstag bewilligte Summe zur Unterstützung der bedürftigen Veteranen verwendet worden ist. Schatzsekretär Kühn bemerkte, daß die Zahl der unterstützten Veteranen von 10 10 biö in diesem Jahre von 183 OOtf auf 245 000 gestiegen ist. Er be- absichtige, den Regierungen einen Gefetzentwurs vorzulegen, der eine Erhöhung der Beziige, wie überhaupt eine bessere Regelung bringen solle. Der Kyffhäuserbund moniere el, daß heute Veteranen eine Unterstützung erhalten, ohne bedürftig zu sein. Bei dem projektierten Gesetz werde dieser Einwand eine große Rolle spielen. Bon den Rednern aller Parteien wurde die Beschleunigung des in Aussicht gestellten Gesetzes gefordert. Sodann wurde die Debatte über die auswärtige Politik wieder aufgenommen. Abg. Baff ermann brachte die schwebenden Fragen in Ostasien zur Sprache, besonders den zwischen Rußland unv der Mongolei abgeschlossenen Vertrag, ferner die Situation in China und die Bemühungen fremder Nationen, weitgehende geschäft- Itche Beziehungen in China anzuknüpfen. Unterstaatssekretär Zimmer m a» n beantwortete die Fragen in zum Teil vertraulichen Ausführungen. Bei dein Mongolei - vertrage, den Rußland im November vorigen Jahres mit dem Hutuchtu von Urga abgeschlossen hat, wird in Frage gezogen, ob der Hutuchtu legitimiert war, für die ganze Mongolei vertragschließend aufzutreten. Besonders für die innere Mongolei werde diese Legilimation bestritten: in der äußeren Mongolei habe sich wohl die Mehrzahl der Fürston dem Urgavertrag angeschlossen. Der Ver- trag gebe Rußland ein« bevorzugte Stellung in der ganzen Mongolei . Bekanntlich habe China schon 1881 den Russen eine Reihe von Rechten in der Mongolei eingeräumt, u. a. Zollfreiheit und Konsulate in 10 Orten, Noch unserem Vertrage mit China von 1801 könnten wir nach dem Grundsatz der Meistbegünstigung dieselben Rechte in der Mongolei beanspruchen. Bisher sei dies nicht geschehen, da deutsche Interessen dort kaum bestanden. Neuerdings hätten die deutschen Äaufleute in Charbin und Tientsin angefangen, sich des Handels nach der Mongolei an- zunehmen. Das Land sei ziemlich arm: wir hätten aber da« Interesse, es dem Handel aller Nationen offen zu halten, und wir hätten den Wunsch, daß die Verhandlungen zwischen Rußland und China zu demselben Ergebnis führen möchten. Zwischen dem Hutuchtu und dem Dalai Lama von Tibet scheine«in Vertrag ab- geschlossen worden zn sein; der nähere Inhalt entziehe sich der diesseitigen Kenntnis. In der Fikagc der Anerkennung der chinesischen Republik sei durch den Entschluß de« amerikanischen Präsidenten am Tage nach der Präsidentenwahl eine neue Lage geschaffen. Bisher habe unter den Mächten die Absicht bestanden, in dieser Sacht gemeinsam vorzugehen. Wie sich die anderen Mächte nach dem Vorgehen der Amerikaner zu stellen gedenken, sei noch nicht festgestellt. Ter Unterstaatssekretär gab sodann eine Darlegung über die Geschichte der Anleiheverhan dlungcn. Amerika sei, wie bekannt, von dem Mächtekanzern zurückgetreten. Tie deutsche Regierung wünsche nach wie vor das Zustandekommen der Anleihe im wohlverstandenen Interesse China «, das ohne die Anleihe nur zu leicht Konzeffionsjägern in die Hände fallen könnte. Und, anstatt aus dem Wege ernster Reformen sich zu konsolidieren, au« den finanziellen Schwierigkeiten nicht herauskäme. Genosse Bernstein ging in längeren Ausführungen auf die Darlegungen deö Regierungsvertreters«in. Im Interesse Deutsch - lands würde cs liegen, wenn eS mit der Anerkennung der chinesischen Republik voranginge. Abg. A! ü l l c r- Meiningen vertrat die Meinung, Deutschland sei in China sehr stark ins Hintertreffen geraten, während der neue Präsident der Vereinigten Staaten ungemein geschickt operiert habe. Genosse Ledcbour kritisiert die Stellung der deutschen Regierung in der Frage der chinesischen Anleihe und forderte gleichfalls schnelle Anerkennung der ch i n e s i s ch e n R e p u b l i k, ferner die Besetzung der diplomatischen Stellen mit Leuten, die über praktische Erfahrungen verfügen. Genosse N ö s k e wies darauf hin, daß das deutsche Kapital in China sich nicht auf der Höhe einer ge- sundcn Unternehmungslust befunden habe. Daran möge zum Teil auch die recht unglückliche deutsche Politik in Ostasien schuld sein. Es sei doch ein toller Zustand, daß Teutschland in China nicht einen Beamten sitzen habe, der nur einigermaßen Land und Leute kennt. Beachtlich sei auch, daß Tsingtau (im deutschen Kiautschau- gebietj ein förmliches KonspirationSnest für die chinesische Mon- archistenpartci geworden ist. Tarauf möge die Regierung achten, um Schädigungen deutscher Interessen zu verhüten. Der Ver- treter des Reichs marineamtS erklärte, daß die deutsche Verwaltung in Tsingtau angewiesen ist, mit aller Strenge daraus zu achten, daß strikte Neutralität beachtet wird. Abg. Erz­ berger kam auch auf den Artikel in derKölnischen Zeitung " gegen Frankreich zu sprechen. Die Regierung solle sich, falls sie dieNorddeutsche Allgenwine Zeitung" nicht benutzen will, anderer amtlicher Zeitungen bedienen. Bei Zeitungen, wie der Kölni- schen, sei schwer unterscheiden, ob ein Art'kel offiziös oder Re- dättionSarbeit ist. Ter Etat des Auswärtigen Amtes wurde im weiteren Ver- laufe der Sitzung erledigt. Im Bericht vom Donnersiag ist ein Satz in der Rede des Genossen Scheidemann verstümmelt wiedergegeben worden, den wir hier im richtigen Wortlaut wiederholen: Von den Forderungen Rumäniens auf Silistria, die der Herr Staatssekretär erwähnt hat, glaube ich sagen zu dürfe,', daß sie staatsrechtlich wenig zu halten sind." Forderungen des liiilltarismus. Vermehrte Reservisteuubungen. Tropfenweise wird dem deutschen Volke der'Umfang der Heeresvorlage zu Gemüte geführt. So berickitet dieNordd. Allg. Ztg." vom Freitagabend, daß in der Anlage 1 L des Gesetzentwurfs für die Wehrvorlage unter«Sonstiges" auch eine Vermehrung der Uebungen des Beurlanbtenstandes an- geführt sei. Hiernach werden in diesem Jahre etwa 38 Alst Mann mehr als sonst durchschnittlich 14 Tage einbe- rufen werden. Welche Ueberraschung wird die Vorlage noch bringen? Gute Konjunktur für Pserdezüchter und Pferdehändler. DieNordddeutsche Allg. Ztg." bringt folgende Mit- Leitung: TieKorrespondenz Piper" schreibt: In der W e h r b o r- läge stich 27 000 Pferde mehr angefordert, wovon natürlich der überwiegende Teil für die Kavallerie und Feldartillerie zu be­schaffen ist. ES liegt auf der Hmch, daß dieser Mehrbedarf nicht lediglich durch Einstellung von Rcmonten gedeckt werden kann, wie sie unter der erneuten Ergänzung des Friedenspräsenzgesetzes (V. 1. ReichSheer, Preußen, Beilage 1, Nr. 94) angeführt ist. Der Hauptteil des Mehrbedarfs muh vielmehr durch freihändigen Ankauf von volljährigen Pferden gedeckt werden, und dieser Ankauf findet selbstverständlich im Jnlande statt. In Ausführung, dieser Maßnahme werden die RemonteankaufSkom. Missionen im Verlauf der Monate September und Oktober 8000 Rettpferde und 9000 Zugpferde, insgesamt 17 000 volljährige Pferde, freihändig kaufen." Es liegt auf der Hand, daß diese Art der Pferdebeschaf- fung deni Reiche sehr teuer kommen wird. Denn Züchter und Händler werden bei der starken und beschleunigten Nach- frage den Fiskus tüchtig zu schröpfen suchen. Tie Leidtragen- den sind natürlich wie immer die Steuerzahler. Eine sonderbarePrämie". Je näher die Zeit der ZahlungSpslicht für die rüstungS- begeisterten Patrioten kommt, um so mehr kühlt sich ihre ursprüng- lich an den Tag gelegte Begeisterung ab, die sich sogar schon bis zu einem ziemlich starken Unwillen gegen da» ihnen auf- erlegtenationale Opfer" verdichtet hat. Alle Hinweise auf die große opferreiche Zeit von 1813 ziehen nicht mehr, um die um ihren Geldbeutel besorgten Uebcrpatrioten in den früheren Be- geisterungSzustand zu versetzen. Daß sich in erster Linie die Konservativen, denen die DecknngS- vorläge zur neuen Rüstungsforderung auf den Leib zugeschnitten ist, verzweifelt gegen dienationale" ZahlungSpflicht wehren, weiß jeder, der die angeborene Steuerfchcu dieser mit Liebesgaben au» dem Reichssäckel gefütterten Junker kennt. Und so nimmt es denn nicht wunder, wenn hier und da ein solcher Patriot die Feder schwingt, um seine heiligsten Güter ,u verteidigen. So hat auch dem bekannten Fabritdirektor Tafel- Nürnberg, früher ein recht». stehender Nationalliberaler, jetzt aber ein strammer Konservativer, in derBayrischen Reichspartei", deren stellvertretender Vorsitzender er ist, die Sorge um die ZahlungSpflicht der Besitzenden die Feder in die Hand gedrückt, und er sucht in einem drolligen Eiertanz deinen Gefühlen über die Vermögensabgabe Luft zu machen. Bor allem entrüstet sich dieser Wackere üder die angebliche Steuerfreiheit der sozialdemokratischen Ar. d e i t e r. Er ineint nämlich, daß die Opfer von 1813 und 1913 nur da» gemein haben, daß in beiden Fällen der national Denkende zur Leistung herangezogen wird, während die nicht nationalen Teile de» Voltes von ihr befreit bleiben. Interessant ist vor allem der Schluß seine» in der bündlerischenKulmbacher Rundschau" erschienenen Lamentoi überdie RcichsvermögenZ. abgab«": Schärfste Kritik der Wehrvorlage aus sozialdemokratischem Niunde hört man ja jetzt schon trotz der Befreiung der sozial. demokratischen Wähler von der Zahlpflicht. Man wird mir ent- gegnen, daß ja auch nationale Elemente von der Abgabe befreit sind. Das ist richtig, aber einmal bin ich der Meinung, daß diese, wenn eine energische Staffelung vorgenommen Worden wäre, eine kleine Gabe zur Mehrung unserer Wehrmacht gern geleistet hätten. Eher würde cS noch einen Sinn haben, gerahe die nationalen Kreis« mit geringem Einkommen und nur diese von der Abgabe zu befreien. Ich nenne als Beispiel nur die Angehörigen der nationalen Arbeiterschaft. Das hätte insofern Berechtigung, als diese ohnehin durch ihre exponierte Stellung der Pflege des nationalen Sinnes außerordentliche Opfer bringen. Mit der Befreiung der internationalen Elemente setzt man da- gegen auf internationale Gesinnung von Reich» wegen eine Prämie aus, und ich fürchte, daß das mehr schaden als nutzen wird." Dem Mann muß geholfen werden. Er verdient einen Orden. Er hat offenbar von der drückenden Last der indirekten S t e u e r rt, die speziell auch von deninternationalen Elementen" aufgebracht»Verden , und zu den Rüstungsausgaben Verwendung rinden, keine Ahnung. Deshalb redet er auch reichlich konfus von einer Prämiierung der internationalen Gesinnung von Reichs wegen. ES muß schließlich auch solche Käuze geben. Sie Flottendcrnonftration. Die Teilnahme Frankreichs . Paris , 3. April. DieA g e n c e H a v a s" deröffent- licht folgende Note: Nachdem die r u s s i s ch e R e g i e r u n g mitgeteilt, daß sie Frankreich und England an der F lo t t e n d e m o n st rat i o n beteiligt zu sehen wünsche, hat die Regierung der Republik beschlossen, an dieser feierlichen Bestätigung des Willens Europas teilzunehmen. !)er Kommandant deSEdgar Ouinet". der nach Korfu ent- andt worden war. hat infolgedessen Befehl erhalten, sich mit !>en Kommandanten der englischen Schiffe ins Einvernehmen zu setzen, um sich gemeinsam mit ihnen nach Antivari zu begeben. Tie Botschafterkonferenz. London , 4. April. Die Konferenz der Bot- chafter bat zwei Stunden gedauert und sie hat sich als- ann auf Dienstag morgen vertagt. Bezüglich der Flot- tendemonstration wurde alles geregell. Alle Mächte mit Ausnahme von Rußland werden daran teilnehmen. Die verschiedenen Schiffe haben den telegraphischen Auftrag er- halten, sich an die montenegrinische Küste zu begeben, um lort eine effektive Blokade zu beginnen, deren Ein- zelheiten die verschiedenen Schiffskommandanten regeln sollen. Die internationale Flotte wird von dem rangältesten Offizier befehligt werden, der, wie man anmmmt, ein Eng» I ä n d e r oder Oesterreicher sein wird. Bor Antivari . Wien , 4. April. DieNeue Freie Presse" meldet aus Cattaro » In der Richtung gegen Antivari sieht man die Kriegsschffsjc der D c nr o ii st r a t i o n S f l o t t c. Es sind zwölf große Ein- Helten, davon in erster Reihe die sechs öfterreichisch-ungarischen Kriegsschiffe, in Keilform aufgestellt und von der Torpedoboots- flottille umgeben. Die zwei italienischen Kriegsschiffe sind mehr gegen Süden verankert, neben ihnen drei Torpedobootszerstörer und vier Torpedoboote. Weiter entfernt sieht man noch vier andere Schiffe, von denen man aber die Farben der Flaggen nicht unterscheiden kann. Aus allen Schloten steigt dichter Rauch. Die biadetzkh" verließ um 10 Uhr die Formation und kreuzte längs der albanesischen Küste, mit großer Geschwindigkeit zwischen den Torpedobooten manövrierend und verschwand dann am Horizont. Die übrigen Kriegsschiffe blieben zurück. Die russische Liebesgabe Petersburg , 4. April. Die ausländische Presse bringt verschiedentlich Kommentare zu der Nachricht, in San Gio- varaii di Medua seien Schiffe mit für Montenegro be- stimmtem aus Rußland stammendem Kriegsma- terial eingetroffen. Die Petersburger Telegraphenagentur erfährt darüber folgendes: Das betreffende Material war Montenegro bereits im Herbst 1911 geschenkt worden, aber von Montenegro nicht rechtzeitig ausgeführt worden. Im Januar dieses Jahres beschloß Montenegro , das ihm ge- hörige Material auszuführen. Rußland hatte keinerlei Beziehung zu diese»n Transport.(?) Oesterreichische Kommentare. Wien , 4. April. Die Blätter besprechen in e r n st e r W e i s e die Nachricht, daß ein russisches Schiff in Antivari Krieg?- Material auslade, und erblicken hierin eine Beteiligung R u ß l a n d S. wenn es auch nicht das offizielle sei, an dem Widerstande Montenegros und Serbiens gegen die Beschlüsse Europas , denen die russische Regierung zugestimmt habe. Die Presse verlangt energisch Aufklärung vom Petersburger Kabinett und betont, daß jeder Versuch einer russischen Zwiespäl- tigkcit in der Frage von Skutari dem Frieden Europas schaden müsse. Für jeden Fall treten die Blätter entschieden dafür ein, daß Skutari unter allen Umständen, so wie eS Europa beschlossen habe, albanesisch werden müsse, nötigenfalls, wenn cS nicht mit Europa sei, ohne Europa . Die Monarchie werde, wenn sie auf ihrem Willen beharre, auch nicht allein bleiben. Demonstrationen für den Balkanbund. Wien , 4. April. DieNeue Freie Presse" meldet auS Spa- la i o in Dalmatien : Hier fanden große Demonstra- tionen zugunsten der Valkanvölker statt mit Hoch- rufen auf die Könige von Serbien . Montenegro und Bulgarien . Die Gendarmerie nahm gegen 20 Verhaftungen vor. Das Amtsblatt veröffentlicht eine Kundmachung, in welcher die Be- oölkerung aufgefordert wird, sich jeder Straßendemonstration zu enthalten, und in der angekündigt wird, daß der Statthalter die strengsten Maßregeln zur Hintanhaltung von Kundgebungen jed» Art getroffen hat. Bor Skutari. Wien , 4. April. DieNeue Freie Presse" meldet aus Callaro: Gestern ist aus Cetinje die Nachricht eingetroffen, daß am Mittwoch am T a r a b o s ch ein großer Kampf stattgefunden habe, bei dem die Montenegriner großeVer- l u sl e erlitten hätten. Der Verkehr zwischen Cattaro und Cetinje ist unverändert: der tägliche Auiomobildienst hat bisher keine Störung erlitten: demnach sind alle Nachrichten über eine Grenzsperre unbegründet. Tie Südslawische Korrespondenz meldet: Die montene- grinischen und serbischen Truppen hatten bei den letzten Kämpfen vor Skutari zweitausend Totc und fast ebenso- viel Verwundete._ politische(leberlicdt. Berlin , den 4. April 1912. Umversitäten. Im Abgeordnetenhaus« unterhielt man sich am Freitag bei der fortgesetzten Beratung de« KultuSetatS einige Stunden über die Uni- versitäten. Schon längst sind die preußischen Universitäten nicht mehr die freien Lehr- und Lerninstitute, die sie ehemals waren. sondern Institute, die sich in den Dienst der herrschenden Klassen gestellt haben, und der Staat betrachtet sie darum auch nicht als bloße Bildungsanstalten, er sucht vielmehr mit Hilfe der allzu be- reiten Professoren seine politischen Ziele auch mittelst der Ilniversi- täten zu verfolgen. Daß er damit den Anschauungen der Land- tagSmehrheit folgt, hat die Beratung de» EtatSkapitelS aufs neue bewiesen. Zwar hat eS nicht an dankenswerten Anregungen auch von bürgerlicher Seite gefehlt, aber der Grundzug der Debatte, in deren Mittelpunkt der Klinikerstreik stand, war doch ein durch und durch reaktionärer. ES ist eine völlige, vielleicht absichtliche Ver- kennung der Tatsachen, wenn man, wie es von verschiedenen Seiten geschehen ist, dem Klinikerstreik in Halle eine nationale Seite ab- Zugewinnen sucht. Nein, nicht Nationalgefühl, sondern nackter Egoismus, Futterneid war es. der die deutschen Studenten ver- anlaßte, gegen die ausländischen Studenten vorzugehen, und ganz besonders richtete sich ihr Verhalten gegen die russischen Studenten, denen in ihrem Vaterlande die Möglichkeit, sich p bilden. genommen ist und die nun in Deutschland eine gastliche Stätte zu finden hoffen. Liebknecht hatte durchaus recht, als er die Be- wegung-ine durch und durch reaktionäre nannte. Aber was tut die preußische UnterrichtSderwaltung Z Anstatt die jungen Herren. die sich solche Uebergriffe erlauben, in die Schranken zu rufen, unter- stützt sie ihr chauvinistisches Tun, indem sie für die russische» Studierenden Ausnahmebestimmungen erlassen will. Daß sie damit den Beifall der reaktionären Landtagsmehrheit findet, versteht sich ebenso wie daß die Vertreter des schwarzblauen Blocks sich wie toll gebärdeten, weil Liebknecht eS gewagt hatte, der Katze die Schelle umzuhängen und auf den mehr und mehr schwindenden Idealismus in der Studentenschaft hinzuweisen. Die Debatte geht Sonnabend weiter. Aus der sozialdemokratische« Reichstagsfraktio«. Die sozialdemokratische Reichstags fraktion beriet am Freitag in einer sehr langen Sitzung in eingehender Weise die neuen Steuer- vorlagen.* Als Redner zu den Steuervorlagen wurden bestimmt die Ge- nossen Südekum, Segitz und E m m e l. Volksbetrug". überschreibt die, Westfälische Rundschau " tNe. 75), da» unabhängige katholische Blatt des Münsterlandes, einen Artikel, in dem sie sich mit der Hallung der Zentrumsfüh'rer und der ZenlrumSpresse zu den Wehrvorlagen auSeindersetzt. Der Redakteur Klostermann, der