Gewcrkfchaftlicbes.Qntemebmer-Cerronrteii.Viele Unternehnlerorganisationen und die diesen ergebenePresse überbieten sich in Schilderung von Terrorismusfällen,die angeblich von organisierten Arbeitern verübt worden seinsollen. Doch die Absicht dieses Treibens wurde stets zu»schänden, weil sich in jedem einzelnen Falle, wenn man derSchauermär aus die Spur ging, eine direkte Unwahrheit,zum niindesten aber eine kolossale Uebertreibung nachweisenließ.� Diesen Heuchlern wird aber erst die Maske�vm Gesichtgerissen, wenn ihr eigener unverschämter Terrorismus wiedereinmal unter einwandfreien Belegen der Oesfentlichkeit eilthüllt wird. Wir wollen das heute durch zwei besonders krasseFälle tun.'"Von Unternehmern wird stets bestritten, daß Arbeiterwegen ihrer Gesinnung gemaßregelt werden und aus dieschwarze Liste kommen. Daß besonders unter den Metall-industriellen die Aushungerung der ihnen nicht genehmenArbeiter immer noch lebhaft im Schwange ist, beweistfolgender Mitteilungszettel eines Abteilungsleiters an dasEinstellungsbureau der Firma Siemens u. Halske inBerlin und Siemens-Schuckert. Dieser Schein hatunter Weglassung der Namen der betreffenden Arbeiterfolgende wortgetreue Fassung:„Entlassungs-Anzrige.Bei jeder Entlassung ist dem Lobnbureau so«fort eine Anzeige im geschlossenen Brief-umschlage zuzustellen.Nr....Abt. No.SoundsoMechanikerVertrauensmannder Rotengut. mittelm., schlechtgut, mittelm., schwachJa I Nein!Jal Stein IVertrauensmannder Roten.NichtZu-treffendesist zudurch«streichenNameStandWar zuletzt tätig alsGrund der EntlassungFührungLeistungIst die Wiedereinstellung in unseremWerk zu empfehlen?Ist die Wiedereinstellung in einemanderen Werke der S.-S.-W. undS. u. H. zu empfehlen?Fall« die Wiedereinstellung nichtempfohlen wird, sind hier dieGründe kurz anzugeben.Obige Erklärungen sind vorurteilsfrei und gewissenhaft abgegeben.Charlottenvurg, den...........Nonnendamm Unterschrift des Meistersbezw. VertretersM a t l h i a s."Diese sogenannte Entlassungsanzeigeliegt uns im Original vor: ihre Echtheit ist nichtanzuzweifeln. Zu diesem Terrorismusfall braucht angesichtsder deutlichen Sprache, die aus den Zeilen dieser Entlassungs-anzeige spricht, kein Wort der Erörterung hinzugefügt werden.Ein zweiter Fall: Die Leitung des Berliner Metall-arbeiterverbandes erhielt vor kurzem von einem ihrer Mit-glieder folgendes Schreiben:�..Sehr geehrter Herr!.Gestatten Sie mir bitte, Ihnen mitzuteilen, daß ich trotz derPostkarte, die ich Ihnen in Gegenwart des Fabrikanten schreibenmußte, im Deutschen Metallarbeiter-Verband bleibe.Da es heutzutage außerordentlich schwer ist, Stellung zu er-halten, so üben die Fabrikanten einen gewissen Druck aus.ES ist die Firma......... bei der ich jetzt arbeite.Sie wollen also bitte die betrffd. Erklärung als Zwangs-fache ansehen und meine Mitgliedschaft weiter anerkennen.Zur weiteren mündlichen Erklärung gern bereitzeichne mit Hochachtung..........*Da diese Terrorismusfälle durch den erbrachten tatsäch-lichen Beweis wohl nun doch von keinem journalistischenUnternehmersöldling bestritten werden können, so wird jeden-falls die Ausrede kommen, daß diese hier vorgebrachten Fälleeinzelne Vorkommnisse seien, die für die Regel nichts zu be-deuten haben. Demgegenüber sei von vornherein erklärt, daßdie Leitung der Berliner Ortsverwaltung des Metallarbeiter-Verbandes bereit ist, mehrere hundert gleicher und schlimmererTerrorismusfälle vorzulegen, und zwar nicht Fälle, die etwaJahre zurückliegen, sondern in neuester Zeit sich ereignethaben. Und diese Heuchler, die im geheimen ihre Wirtschaft-liche Uebermacht in terroristischer Weise gegen die Arbeiterausnützen, zetern in schamloser Weise gegen den Terror derorganisierten Arbeiter und schreien sich heiser nach Zuchthaus-gesehen für— die Arbeiter.Berlin und Umgegend.Zum Streik der Konfektionsschneider.Die Verhandlungen sind heute abepd zu Ende gegangen. DieStreikenden werden in einer am Dienstag, den 8. März, vormittags10 Uhr, in den„Konkordia-Festsälen", Andreasstr. 64, stattfindendenVersammlung über die Annahme des Ergebnisses beschließen.Achtung, Schlosser! Der Mindestlohn der Bauschlosser beträgtvom 1. April 1913 ab 69 Pf. pro Stunde. Der Äindestlohn derNeuausgelernten 52 Pf. pro Stunde. Wo diese Bestimmungendes Tarifvertrages nicht eingehalten werden, ersuchen wir die Kol-legen, uns davon sofort Nachricht zu geben.Deutscher Metallarbeitcrverband. Die Ortsverwaltung Berlin.Die Marmorarbeiter beschäftigten sich am Freitag in eineräußerst gut besuchten Versammlung mit den Erfahrungen, die siemit ihrenn im zweiten Jahre bestehenden Lohntarife gemachthaben. Einleitend wies der Borsitzende auf die Entstehungs-geschichte des Tarifes hin und kam zu dem Schlüsse, daß der Tarifdie während der tariflosen Zeit ziemlich uneingeschränkte Unter-Nehmerherrschaft auf ein erträgliches Matz zurückgeführt und imgroßen und ganzen stabile Lohn- und Arbeitsbedingungen ge-schaffen habe.Die nachfolgende Diskussion gestaltete sich sehr lebhaft. Mch-rere Redner stimmten den Ausführungen des Vorsitzenden zu.Von einigen wurde verlangt, daß auch die letzten Reste vorkom-mender Akkordarbeit schleunigst beseitigt werden müßten. AndereRedner unterzogen die„Lohnschinderei" einer scharfen Kritik.Im übrigen ging aus der Debatte eine Fülle von Anregungen fürdie nächsten Tarifverhandlungen, namentlich auch solche sanitärerNatur, hervor. Der Vorstand versprach, die geäußerten An-regungen und Wünsche zu berücksichtigen. Zum Schluß wurde nochbekanntgegeben, daß das Granitwerk„SteinerneRenn e", Hasserode i. Harz, welches mit Berliner Firmenim engsten Zusammenhang stehe, gesperrt ist. Es wurde diedringende Aufforderung ausgesprochen, Arbeitsangebotenach dort unbedingt zurückzuweisen.Achtung Gastwirtsgehilfen! Im Original-Hackepeter,I n h. Martin, Münzstr. 20, stellten gestern abend sämtlicheKellner die Arbeit ein. Die Streikenden forderten eure geringeLohnerhöhung, diese lehnte Herr Martin ab. Auf sachliche Ver-Handlungen mit der Organisation ließ er sich überhaupt nicht ein,da er unter keinen Umständen einen Bertrag abschließen wolle.Diese Stellungnahme kommt daher, daß Herr Martin Mitglied des„Jnteressenverbandes der Ga st Wirte"ist, der seinen Mitgliedern den Abschluß von Verträgen verbietet.Der Betrieb ist für organisierte Gehilfengesperrt.Verband der Gastwirtsgehilfe«, Ortsverwaltung Berlin.Cafe Hobrecht-Reukölln, Inhaber Albert Bochwitz an derHobrechtbrücke, verweigert die Anerkennung der O r g a n i-sation und des Tarifes. Die dort beschäftigten Gelben anbetten ohne Lohn. Der Unternehmer versteht es ausgezeichnet,sich unter Berufung auf seine gelben Angestellten vor dem Tarifeabschluß mit der Organisation zu drücken. Das Lokal ist deshalbfür organisierte Gehilfen bis auf weiteres gesperrt.Verband der Gastwirtsgchilfen, Zweigverein der Cafeangcstellten,Große Hamburger Straße 18/19.veutTcbes Reich.Zur Aussperrung im Malergctverbe.Eine fatale Sache für die Scharfmacher im Unternehmerverbände ist der nun definitiv erfolgte Abschluß eines TarifeVertrages zwischen dem..Bund deutscher Dekorat i o n s m a l e r" und den bisher am Rcichstarif beteiligt gewesenendrei Gchilfenorganisationen. Nachdem schon am 6. März die VerHandlungen in dieser Branche über das Tarifschema abgeschlossenwaren und deren Ergebnis von den beteiligten Verbänden ange-nommen werden konnte, wurden am 27. März die Verhandlungenüber Löhne und Arbeitszeiten bis auf einige zunächst strittiggebliebene Orte fortgesetzt. Jetzt sind nun alle Differenzen erlcdigt und die Bedingungen bereits in Kraft gesetzt worden.Die getroffenen� Vereinbarungen erstrecken sich auf folgendeStädte: Altenburg, Augsburg, Bad-Reichenhall, Berlin mit Charlottenburg, Bremen, Breslau, Cöln, Coblenz, Crefeld, Dortmund,Düsseldorf, Dresden, Elberfeld, Eiscnach, Frankfurt a. M., Freibürg i. Br., Graudenz, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Heilbronn,Karlsruhe, Leipzig, Lübeck, Magdeburg, Mannheim, München,Nürnberg. Ofsenbach, Stuttgart und Wiesbaden. Aus dieser Zuämmenstellung geht hervor, wie weit der„Bund", der nur großeFirmen aufnimmt, bereits verbreitet ist. Da ihm fortgesetzt neueMitglieder beitreten, hat der Großmannsdünkel deS Unternehmer-Verbandes einen neuen Dämpfer bekommen.Die Abmachungen über Löhne und Arbeitszeit basierenauf den Schiedssprüchen der Unparteiischen und gehen dort, wodiese für die Gehilfen recht minimal ausgefallen waren, oder wobisher bereits mit vielen Meistern Sondcrtarifc mit höheren Löhnenabgeschlossen worden sind, über die Schiedssprüche hinaus. TieLohnerhöhung, die bereits am 3. April in Kraft zu treten hätte,ist eine allgemeine�Das Tarifmuster mit dem„Bund" enthält alle für beideParteien wichtigsten Bestimmungen des projektierten Vertrages mitdem Unternehmerverbande. Ueber die strittige Frage der B e-kämpfung der Schmutzkonkurre'nz, wegen der der Bundeigentlich gegründet ist, wurde bestimmt, daß darüber, ob im ein-zclnen Falle Schmutzkonkurrenz vorliegt, und was dagegen zuunternehmen ist, die Vertragsparteien selbst entscheiden. Damitist der Einfluß des Unternehmerverbandes, wenn es sich umBundesmitglieder handelt, ausgeschaltet. Die Abmachungen überLöhne und Arbeitszeit, die in Kürze auch noch auf weitere demBunde beigetretene Städte ausgedehnt werden, gelten als Ueber-gangsbestimmungen. Werden durch weitere zentrale Verhandlungenmit dem Unternehmcrverbande andere Bedingungen festgesetzt, sowerden diese auch vom Bunde übernommen. Das Tarifmusterjedoch wird nicht mehr abgeändert.So schwimmen den wagemutigen Herren des Unternehmer-Verbandes die Felle immer mehr davon. In München gehörenbereits die 24 größten Firmen dem Bunde an, der damit dieArbeitsverhältnisse völlig beherrscht; in Leipzig hat sich ebenfallseine Ortsgruppe gebildet, der alle großen Geschäfte angehören. Inden oben aufgeführten Orten sind große Firmen beigetreten, diedie das Gewerbe schädigende Politik der Führer des Unternehmer-verbandoK nicht mitmachen. Inzwischen versuchen diese ihren Mit-gliedern einzureden, die Aussperrung sei glänzend gelungen, undden Anschein zu erwecken, als könne bei den kommenden Vorhand-lungen davon die Rede sein, daß das seinerzeit festgelegte Tarif-muster und die Schiedssprüche über Löhne und Arbeitszeit zugunstender Unternehmer geändert werden könnten. Man mutz die Urteils-ähigkeit der Malermeister schon sehr niedrig einschätzen, wenn manihnen zutraut, so etwas zu glauben.Ein allgemeiner Arbeiterstreik ist in dem posenschcn Städtcheno n g r o w i tz am Freitag früh ausgebrochen. Bis auf zweiZementfabriken haben sich fast alle Arbeiter der Stadt dem Streikangeschlossen._Hilchegardisten in Krefeld.Den mehreren Hundert Schutzleuten und Gendarmen, welchebei Aufhebung der Aussperrung ohne jeden äußeren Grund in dieSeidcnmetropole des Niederrheins, Krefeld, kommandiert wurden,ind jetzt jene berufsmäßigen Streikbrecher, die von den bekanntenBureaus aus von Ort zu Ort verkauft und transportiert werden,auf dem Fuße gefolgt. Da, wie nachgewiesen, unter jenen Hintze-gardisten in fast allen früheren Fällen sich daö gefährlichste Ge-indel— Zuchthäusler. Zuhälter usw. mit befand, wird dieKrefelder Bürgerschaft künftig alle Ursache haben, um ihre Sicher-heit besorgt zu sein. Selbstverständlich setzt die Staatsautoritätihre Macht ein, damit jene Hintzegardisten ihr sauberes Handwerkungestört ausüben können.Im übrigen steht die Sache der kämpfenden Färber außer-ordentlich günstig. Der Verrat der christlichen Führer bliebwirkungslos. Es haben sich nur 30 christliche Färber gefunden,die zu Streikbrechern geworden sind. Alle übrigen kämpfen weiter.Ein Teil ist zum Deutschen Textilarbeiterverband übergetreten.Auch aus den Weberkreisen sind gegen 180 Ucbertritte zu ver-zeichnen. Die Führer des christlichen Verbandes machen ver-zweifelte Anstrengungen, um ihren Mitgliedern ihr elendes Ver-halten zu maskieren.Daß die Hintzegardisten in der Seidenfärberei die gelerntenFärber irgendwie ersetzen könnten, ist vollständig ausgeschlossen.In einem Betriebe wurden diese aus den bekannten Ursachen vomUnternehmer bereits wieder herausgeworfen. In einer anderenFabrik wurden die wenigen christlichen Streikbrecher und die Hintze-gardisten gemeinsam entlassen und damit die Färberei wieder zumStillstadd gebracht. Dje Zuziehung jener Elemente wird lediglichenorme Schädigungen für die Unternehmer und Belästigungen derEinwohner Krefelds zur Folge haben. Der Kampf geht ungc-schwächt weiter und wird vom Textilarbeitervcrband dutchgefochtenwerden.Mit vollem Erfolg für die Arbeiterendete nach 43- w ö ch i g e m Kampfe die Lohnbewegung derHolzarbeiter in Bremerhaven, Geestemünde undLehe. Die Tischlermeister und Bauunternehmer, die im Unter-nehmerverband für das Baugewerbe organisiert sind, hatten essich in den Kopf gesetzt, die Ivstündige Arbeitszeit aufrecht zu er-halten, sie wollten von diesem ihrem prinzipiellen Standpunkt nichtabgehen. Auf die am 29. Mai eingereichten Forderungen wurdedem Holzarbeiterverband eine ablehnende Antwort zuteil, in deres u. a. heißt:„Eine Verkürzung der Arbeitszeit wird grundsätzlichabgelehnt. Die Versammlung lehnt cS ferner ab. in eine Beratungder eingereichten Forderungen einzutreten, weil dieselben sich inBahnen bewegen, die einer ischliehung der Betriebe gleichkommen,und weil der Stundenlohn der Tischler zu denen der verwandtenGewerbe im richtigen Verhältnis steht." Auf diese heransforderndaAntwort erfolgte die Arbeitsniederlegung am 6. Juni 1912. Nachdreimonatlicher Dauer des Streiks wurde von dritter Seite derVersuch unternommen, Verhandlungen in die Wege zu leiten, dieUnternehmer lehnten diese jedoch ab. Als nach dreivierteljährigerStreikdauer der Amtmann des Bremischen Amtes erneut bei denParteien anfragte, waren auch die Unternehmer endlich zu Ver-Handlungen bereit. Von dem Zehnstundentag wollten sie allerdingsnoch immer aus Prinzip nicht abgehen; aber auch dieser Trotzwurde schließlich gebrochen.Der jetzt nach langwierigen Verhandlungen zum Abschluß ge«kommene Vertrag bringt für die Untcrwescrorte sofort die9 VH stündige tägliche Arbeitszeit; mit dem 1. Oktober 1915 wird diegeforderte 56stündige wöchentliche Arbeitszeit durchgeführt. TerStundenlohn, der bei Beginn des Streiks 54 Pf. betrug, wird sofortauf 59 Pf. erhöht und steigt während der Vertragsdauer auf 64 Pf.,so daß eine Erhöhung des Lohnes von 10 Pf. pro Stunde erreichtwurde. Ter Vertrag bringt die Regelung der sonstigen Arbeits-bcdingungen, eine Erhöhung der Zuschläge für Ueherstunden, Nacht«und Sonntagsarbeit sowie Festlegung der Montagezuschläge. Inden letzten Wochen des Kampfes versuchten auch die Hirsch-Duncker-schen Gewerkschaften, im Trüben zu fischen. Von dem Hirsch«Dunckerschcn Sekretariat in Bremen wurden den UnternehmernForderungen unterbreitet; nach Aussage der Unterivhmer wolltensich die Hirsch-Dunckerschen mit der S8stündigen Arbeitszeit bc-gnügen. Die Unternehmer haben es jedoch vorgezogen, mit demDeutschen Holzarbcitervcrband zu verhandeln und mit ihm einenVertrag abzuschließen.Trotz mancher Widerwärtigkeiten, die bei diesem langenKampfe zu überwinden waren, hielten die Streikenden fest ge-schlössen zusammen. Sie führten den Kampf in dem Bewußtsein,einen Gegner niederringen zu wollen, der sich bisher damit brüstete,allein das Recht zu besitzen, die Lohn- und Arbeitsbedingungen zubestimmen. Mit dem Vertragsabschluß ist dies in vollem Maße ge-lungen. Der Streik begann am 6. Juni 1912, die Arbeit wurde cun3. April 1913 wieder aufgenommen.Bildhauerstreik in Leipzig. Infolge Scheiterns der Tarifverhand»lungen mit der Bildhauer-Zwangsinnung stellten am Freitag63 Bildhauer Leipzigs die Arbeit ein. Um Vermeidung des Zu-zugs wird gebeten.Theorie und Praxis.Auf dem Gelände der Internationalen Baufachausstellung irrLeipzig, die in wenigen Wochen eröffnet werden soll, wird gegen--wärtig mit Hochdruck, aber auch mit einer gehörigen Portion Rück-sichtSlosigkeit gegen Leben und Gesundheit der dort beschäftigtenArbeiter gearbeitet. Die Bauarbciterschutztommission in Leipzighat deshalb Erhebungen vorgenommen und dabei eine AnzahlMängel festgestellt, die auf der doch vorbildlich sein wollendenBaufachausstellung nicht möglich sein sollten. Kontrolliert wurden41 Bauten, an denen beteiligt find 24 Maurergeschäftc, 15 Zim«merergeschäfte, 4 Malerfirmcn, 7 Stuckgeschäft«, 5 Zementgeschäfteund 3 größere Unternehmungen der Metallindustrie. Außerdemkamen nock; eine Reihe anocrcr, namentlich kleinerer Berufe, inBetracht. Festgestellt wurde: An 11 Baustellen war überhaupt keineBaubude; in den vorhandenen Buden war vielfach kein Boden,kein Ofen und keins oder nur ein Fenster. Sitzgelegenheit gibt»nur in beschränktem Maße. Die Firma Kammerer ausDresden führt eine Rutschbahn im Vergnügungspark aus. AlsAufcnthaltsraum benutzen die Arbeiter einen Raum des Gerüstes,der 15 Meter hoch gelegen ist und weder Fenster noch Ofen Hat.Durch den Baukontrollcur auf diese Art„Baubude" und nochandere Mißstände aufmerksam gemacht, meinte der Sohn desUnternehmers: Die Leute gehen ja in die Kantine; übrigens istes überhaupt nicht nötig, bei Ausstellungsbauten Baubuden auf»zustellen! Weitere Mängel wurden sodann an den Gerüstenfestgestellt: Schutzgerüste waren so gut wie gar nicht vorhanden,namentlich fchjten sie fast völlig bei den Arbeiten der Eisen-industrie. In sckuviudelndcr Höhe arbeiteten Schlosser und Mon«teure an den Eiscnhallen ohne jedweden Schutz. In dem Aus«tellungsteil„Alt-Leipzig" dient den Malergehilfen ein Raum zurUnterkunft, in dem Farben, Leitern sowie allerhand Handwerks-zeug und Arbeitsgerät aufbewahrt werden, olwöohl die blindes-rätlichen Vorschriften das verbieten. Dann mangelt es �fastüberall an Aborten; an 13 Arbeitsstellen war überhaupt keiner.Aus 100 und mehr Leute kommen ein oder höchstens zwei Sitze,obwohl für je 25 Arbeiter ein Sitz vorhanden sein soll.Das Ergebnis der Kontrolle, das hier nur kurz skizziert ist,klingt wie Ironie, wenn in den Hallen, die unter solchen Verhält-nisscn erbaut wurden, in einigen Wochen Modelle, Zeitschriften,Verfügungen. Gesetzentwürfe usw. zur Verbesserung des Bau«arbciterschutzes ausgestellt werden, um dem Publikum zu zeigen,was alles zum Schutze und zum Wohle der Bauarbeiter geschieht.Wie es in Wirklichkeit mit dem Bauarbeiterschutz beschaffen ist,das zeigen die Kontrollen der Bauarbeiterschutzkommissionen. Einewirkliche Durchführung des Bauarbeiterschutzes ist eben nur mög-lich, wenn unabhängige Arbeiterkontrolloßre die Aufsicht üben.Aussperrung in der Papierindustr�. Die Firma I. G. Evpenin Winsen a. d. Luhe hat ihre Arbeiter ausgesperrt. Anfang Märzreichten die Maschinisten und Heizer Forderungen auf Erhöhungdes Tagclohnes ein. Ihr bisheriger Lohn betrug bei ILstündigerSchicht 4,20 M. resp. 4,50 M. Der Unternehmer lehnte jede Ver-Handlung mit Vertretern der Organisation ab. Als die Maschi-nisten und Heizer daraufhin kündigten, ließ die Firma der Ar-beitcrschaft des ganzen Betriebes die Kündigung zugehen. Die Be-mühungen der Verbandsvertreter, eine Einigung herbeizuführen,'cheiterten. Im Ausstand befinden sich 160 Arbeiter und Arbeite-rinnen. Zuzug ist fernzuhalten.verantw. Redakt.: Alfred Wielepp, Neukölln. Inseratenteil verantw.: ib-GWe. Berl'N. Druck u. Vertag: Vorwärts Vuchdr. Ii Veriagsanilaij Paul Singer 4 Co., Berlin 5W,Letzte Nach richten.Italiens Menschenopfer im italienisch-türkischen Kriege.Rom, 5. April.(W. T. B.) Nachdem heute die letzte Liste derim italienisch-türkischen Kriege gefallenen Italiener vcröftcnUichtworden ist, beziffert sich der Gesamiverlust auf italienischer Seiteauf 92 Offiziere und 1391 Mann.Rückgang der Meischvergiftungen im Solinger Bezirk.Solingens 5. April.%(P. C.) Die Zahl der an Fleischver«giftung Erkrankten ist heute etwas zurückgegangen. Immerhinliegen noch ungefähr 400 Personen im Solinger Bezirkkrank danieder. Das Skahrungsmittel-Untersuchungsamt in Solin-gen nimmt mit den vergifteten Pferdefleischresten Füttcrungsver-üchc an weißen Mäusen vor. Das Ergebnis der bakteriologischenUntersuchung bei dem Pfcrdchackfleisch und den Pferdcwürsten, diedie Vergiftungen verursacht hatten, steht noch aus.Ein Torf in Flammen.Salzburg, 5. April.(SB. T. B.) In Nußdorf bei Oberndorfan der Salzach brach in einem Gasthause ein Brand aus. DasFeuer, dessen Ausbreitung vom Winde begünstigt wurde, ergriff dieKirche, der Kirchturm stürzte ein, die Kirche brannte aus und istgleichfalls dem Einsturz nahe. Bisher sind 21 Häuser ein-geäschert. Aus Salzburg wurde militärische Hilfe requiriert.Raubüberfall.München, 5. April.(SB. T. B.) In einer Wohnung derGeorgenstraße erschien heute ssormittag ein unbekannter Mann,der sich dem Dienstmädchen gegenüber als Telephonarbeiter aus»,ab. Er schnitt das Hörrohr ab. schlug das Dienstmädchen nieder,mebelte es, stahl einen größeren Geldbetrag und entfloh.__Hierzu 5 Beilagen.