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Gewcrkfchaftlicbes. Qntemebmer-Cerronrteii. Viele Unternehnlerorganisationen und die diesen ergebene Presse überbieten sich in Schilderung von Terrorismusfällen, die angeblich von organisierten Arbeitern verübt worden sein sollen. Doch die Absicht dieses Treibens wurde stets zu» schänden, weil sich in jedem einzelnen Falle, wenn man der Schauermär aus die Spur ging, eine direkte Unwahrheit, zum niindesten aber eine kolossale Uebertreibung nachweisen ließ. Diesen Heuchlern wird aber erst die Maske�vm Gesicht gerissen, wenn ihr eigener unverschämter Terrorismus wieder einmal unter einwandfreien Belegen der Oesfentlichkeit eilt hüllt wird. Wir wollen das heute durch zwei besonders krasse Fälle tun.'" Von Unternehmern wird stets bestritten, daß Arbeiter wegen ihrer Gesinnung gemaßregelt werden und aus die schwarze Liste kommen. Daß besonders unter den Metall- industriellen die Aushungerung der ihnen nicht genehmen Arbeiter immer noch lebhaft im Schwange ist, beweist folgender Mitteilungszettel eines Abteilungsleiters an das Einstellungsbureau der Firma Siemens u. Halske   in Berlin   und Siemens-Schuckert  . Dieser Schein hat unter Weglassung der Namen der betreffenden Arbeiter folgende wortgetreue Fassung: Entlassungs-Anzrige. Bei jeder Entlassung ist dem Lobnbureau so« fort eine Anzeige im geschlossenen Brief- umschlage zuzustellen. Nr.... Abt. No. Soundso Mechaniker Vertrauensmann der Roten gut. mittelm., schlecht gut, mittelm., schwach Ja I Nein! Jal Stein I Vertrauensmann der Roten  . Nicht Zu- treffendes ist zu durch« streichen Name Stand War zuletzt tätig als Grund der Entlassung Führung Leistung Ist die Wiedereinstellung in unserem Werk zu empfehlen? Ist die Wiedereinstellung in einem anderen Werke der S.-S.-W. und S. u. H. zu empfehlen? Fall« die Wiedereinstellung nicht empfohlen wird, sind hier die Gründe kurz anzugeben. Obige Erklärungen sind vorurteilsfrei und gewissenhaft ab­gegeben. Charlottenvurg, den........... Nonnendamm Unterschrift des Meisters bezw. Vertreters M a t l h i a s." Diese sogenannte Entlassungsanzeige liegt uns im Original vor: ihre Echtheit ist nicht anzuzweifeln. Zu diesem Terrorismusfall braucht angesichts der deutlichen Sprache, die aus den Zeilen dieser Entlassungs- anzeige spricht, kein Wort der Erörterung hinzugefügt werden. Ein zweiter Fall: Die Leitung des Berliner   Metall- arbeiterverbandes erhielt vor kurzem von einem ihrer Mit- glieder folgendes Schreiben: ..Sehr geehrter Herr!. Gestatten Sie mir bitte, Ihnen mitzuteilen, daß ich trotz der Postkarte, die ich Ihnen in Gegenwart des Fabrikanten schreiben mußte, im Deutschen   Metallarbeiter-Verband bleibe. Da es heutzutage außerordentlich schwer ist, Stellung zu er- halten, so üben die Fabrikanten einen gewissen Druck aus. ES ist die Firma......... bei der ich jetzt arbeite. Sie wollen also bitte die betrffd. Erklärung als Zwangs- fache ansehen und meine Mitgliedschaft weiter anerkennen. Zur weiteren mündlichen Erklärung gern bereit zeichne mit Hochachtung..........* Da diese Terrorismusfälle durch den erbrachten tatsäch- lichen Beweis wohl nun doch von keinem journalistischen Unternehmersöldling bestritten werden können, so wird jeden- falls die Ausrede kommen, daß diese hier vorgebrachten Fälle einzelne Vorkommnisse seien, die für die Regel nichts zu be- deuten haben. Demgegenüber sei von vornherein erklärt, daß die Leitung der Berliner   Ortsverwaltung des Metallarbeiter- Verbandes bereit ist, mehrere hundert gleicher und schlimmerer Terrorismusfälle vorzulegen, und zwar nicht Fälle, die etwa Jahre zurückliegen, sondern in neuester Zeit sich ereignet haben. Und diese Heuchler, die im geheimen ihre Wirtschaft- liche Uebermacht in terroristischer Weise gegen die Arbeiter ausnützen, zetern in schamloser Weise gegen den Terror der organisierten Arbeiter und schreien sich heiser nach Zuchthaus  - gesehen für die Arbeiter. Berlin   und Umgegend. Zum Streik der Konfektionsschneider. Die Verhandlungen sind heute abepd zu Ende gegangen. Die Streikenden werden in einer am Dienstag, den 8. März, vormittags 10 Uhr, in denKonkordia-Festsälen", Andreasstr. 64, stattfindenden Versammlung über die Annahme des Ergebnisses beschließen. Achtung, Schlosser! Der Mindestlohn der Bauschlosser beträgt vom 1. April 1913 ab 69 Pf. pro Stunde. Der Äindestlohn der Neuausgelernten 52 Pf. pro Stunde. Wo diese Bestimmungen des Tarifvertrages nicht eingehalten werden, ersuchen wir die Kol- legen, uns davon sofort Nachricht zu geben. Deutscher   Metallarbeitcrverband. Die Ortsverwaltung Berlin  . Die Marmorarbeiter beschäftigten sich am Freitag in einer äußerst gut besuchten Versammlung mit den Erfahrungen, die sie mit ihrenn im zweiten Jahre bestehenden Lohntarife gemacht haben. Einleitend wies der Borsitzende auf die Entstehungs- geschichte des Tarifes hin und kam zu dem Schlüsse, daß der Tarif die während der tariflosen Zeit ziemlich uneingeschränkte Unter- Nehmerherrschaft auf ein erträgliches Matz zurückgeführt und im großen und ganzen stabile Lohn- und Arbeitsbedingungen ge- schaffen habe. Die nachfolgende Diskussion gestaltete sich sehr lebhaft. Mch- rere Redner stimmten den Ausführungen des Vorsitzenden zu. Von einigen wurde verlangt, daß auch die letzten Reste vorkom- mender Akkordarbeit schleunigst beseitigt werden müßten. Andere Redner unterzogen dieLohnschinderei" einer scharfen Kritik. Im übrigen ging aus der Debatte eine Fülle von Anregungen für die nächsten Tarifverhandlungen, namentlich auch solche sanitärer Natur, hervor. Der Vorstand versprach, die geäußerten An- regungen und Wünsche zu berücksichtigen. Zum Schluß wurde noch bekanntgegeben, daß das GranitwerkSteinerne Renn e", Hasserode   i. Harz  , welches mit Berliner   Firmen im engsten Zusammenhang stehe, gesperrt ist. Es wurde die dringende Aufforderung ausgesprochen, Arbeitsangebote nach dort unbedingt zurückzuweisen. Achtung Gastwirtsgehilfen! Im Original-Hackepeter, I n h. Martin, Münzstr. 20, stellten gestern abend sämtliche Kellner die Arbeit ein. Die Streikenden forderten eure geringe Lohnerhöhung, diese lehnte Herr Martin ab. Auf sachliche Ver- Handlungen mit der Organisation ließ er sich überhaupt nicht ein, da er unter keinen Umständen einen Bertrag abschließen wolle. Diese Stellungnahme kommt daher, daß Herr Martin Mit glied desJnteressenverbandes der Ga st Wirte" ist, der seinen Mitgliedern den Abschluß von Verträgen verbietet. Der Betrieb ist für organisierte Gehilfen gesperrt. Verband der Gastwirtsgehilfe«, Ortsverwaltung Berlin  . Cafe Hobrecht-Reukölln, Inhaber Albert Bochwitz an der Hobrechtbrücke, verweigert die Anerkennung der O r g a n i- sation und des Tarifes. Die dort beschäftigten Gelben an betten ohne Lohn. Der Unternehmer versteht es ausgezeichnet, sich unter Berufung auf seine gelben Angestellten vor dem Tarife abschluß mit der Organisation zu drücken. Das Lokal ist deshalb für organisierte Gehilfen bis auf weiteres gesperrt. Verband der Gastwirtsgchilfen, Zweigverein der Cafeangcstellten, Große Hamburger Straße 18/19. veutTcbes Reich. Zur Aussperrung im Malergctverbe. Eine fatale Sache für die Scharfmacher im Unternehmerver bände ist der nun definitiv erfolgte Abschluß eines Tarife Vertrages zwischen dem..Bund deutscher Dekora t i o n s m a l e r" und den bisher am Rcichstarif beteiligt gewesenen drei Gchilfenorganisationen. Nachdem schon am 6. März die Ver Handlungen in dieser Branche über das Tarifschema abgeschlossen waren und deren Ergebnis von den beteiligten Verbänden ange- nommen werden konnte, wurden am 27. März die Verhandlungen über Löhne und Arbeitszeiten bis auf einige zunächst strittig gebliebene Orte fortgesetzt. Jetzt sind nun alle Differenzen er lcdigt und die Bedingungen bereits in Kraft gesetzt worden. Die getroffenen� Vereinbarungen erstrecken sich auf folgende Städte: Altenburg  , Augsburg  , Bad-Reichenhall  , Berlin   mit Char lottenburg, Bremen  , Breslau  , Cöln, Coblenz, Crefeld  , Dortmund  , Düsseldorf  , Dresden  , Elberfeld  , Eiscnach, Frankfurt   a. M., Frei bürg i. Br., Graudenz  , Hamburg  , Hannover  , Heidelberg  , Heilbronn  , Karlsruhe  , Leipzig  , Lübeck  , Magdeburg  , Mannheim  , München  , Nürnberg  . Ofsenbach, Stuttgart   und Wiesbaden  . Aus dieser Zu ämmenstellung geht hervor, wie weit derBund", der nur große Firmen aufnimmt, bereits verbreitet ist. Da ihm fortgesetzt neue Mitglieder beitreten, hat der Großmannsdünkel deS Unternehmer- Verbandes einen neuen Dämpfer bekommen. Die Abmachungen über Löhne und Arbeitszeit basieren auf den Schiedssprüchen der Unparteiischen und gehen dort, wo diese für die Gehilfen recht minimal ausgefallen waren, oder wo bisher bereits mit vielen Meistern Sondcrtarifc mit höheren Löhnen abgeschlossen worden sind, über die Schiedssprüche hinaus. Tie Lohnerhöhung, die bereits am 3. April in Kraft zu treten hätte, ist eine allgemeine� Das Tarifmuster mit demBund" enthält alle für beide Parteien wichtigsten Bestimmungen des projektierten Vertrages mit dem Unternehmerverbande. Ueber die strittige Frage der B e- kämpfung der Schmutzkonkurre'nz, wegen der der Bund eigentlich gegründet ist, wurde bestimmt, daß darüber, ob im ein- zclnen Falle Schmutzkonkurrenz vorliegt, und was dagegen zu unternehmen ist, die Vertragsparteien selbst entscheiden. Damit ist der Einfluß des Unternehmerverbandes, wenn es sich um Bundesmitglieder handelt, ausgeschaltet. Die Abmachungen über Löhne und Arbeitszeit, die in Kürze auch noch auf weitere dem Bunde beigetretene Städte ausgedehnt werden, gelten als Ueber- gangsbestimmungen. Werden durch weitere zentrale Verhandlungen mit dem Unternehmcrverbande andere Bedingungen festgesetzt, so werden diese auch vom Bunde übernommen. Das Tarifmuster jedoch wird nicht mehr abgeändert. So schwimmen den wagemutigen Herren des Unternehmer- Verbandes die Felle immer mehr davon. In München   gehören bereits die 24 größten Firmen dem Bunde an, der damit die Arbeitsverhältnisse völlig beherrscht; in Leipzig   hat sich ebenfalls eine Ortsgruppe gebildet, der alle großen Geschäfte angehören. In den oben aufgeführten Orten sind große Firmen beigetreten, die die das Gewerbe schädigende Politik der Führer des Unternehmer- verbandoK nicht mitmachen. Inzwischen versuchen diese ihren Mit- gliedern einzureden, die Aussperrung sei glänzend gelungen, und den Anschein zu erwecken, als könne bei den kommenden Vorhand- lungen davon die Rede sein, daß das seinerzeit festgelegte Tarif- muster und die Schiedssprüche über Löhne und Arbeitszeit zugunsten der Unternehmer geändert werden könnten. Man mutz die Urteils- ähigkeit der Malermeister schon sehr niedrig einschätzen, wenn man ihnen zutraut, so etwas zu glauben. Ein allgemeiner Arbeiterstreik ist in dem posenschcn Städtchen o n g r o w i tz am Freitag früh ausgebrochen. Bis auf zwei Zementfabriken haben sich fast alle Arbeiter der Stadt dem Streik angeschlossen._ Hilchegardisten in Krefeld  . Den mehreren Hundert Schutzleuten und Gendarmen, welche bei Aufhebung der Aussperrung ohne jeden äußeren Grund in die Seidcnmetropole des Niederrheins, Krefeld  , kommandiert wurden, ind jetzt jene berufsmäßigen Streikbrecher, die von den bekannten Bureaus aus von Ort zu Ort verkauft und transportiert werden, auf dem Fuße gefolgt. Da, wie nachgewiesen, unter jenen Hintze- gardisten in fast allen früheren Fällen sich daö gefährlichste Ge- indel Zuchthäusler. Zuhälter usw. mit befand, wird die Krefelder   Bürgerschaft künftig alle Ursache haben, um ihre Sicher- heit besorgt zu sein. Selbstverständlich setzt die Staatsautorität ihre Macht ein, damit jene Hintzegardisten ihr sauberes Handwerk ungestört ausüben können. Im übrigen steht die Sache der kämpfenden Färber außer- ordentlich günstig. Der Verrat der christlichen Führer blieb wirkungslos. Es haben sich nur 30 christliche Färber gefunden, die zu Streikbrechern geworden sind. Alle übrigen kämpfen weiter. Ein Teil ist zum Deutschen   Textilarbeiterverband übergetreten. Auch aus den Weberkreisen sind gegen 180 Ucbertritte zu ver- zeichnen. Die Führer des christlichen Verbandes machen ver- zweifelte Anstrengungen, um ihren Mitgliedern ihr elendes Ver- halten zu maskieren. Daß die Hintzegardisten in der Seidenfärberei die gelernten Färber irgendwie ersetzen könnten, ist vollständig ausgeschlossen. In einem Betriebe wurden diese aus den bekannten Ursachen vom Unternehmer bereits wieder herausgeworfen. In einer anderen Fabrik wurden die wenigen christlichen Streikbrecher und die Hintze- gardisten gemeinsam entlassen und damit die Färberei wieder zum Stillstadd gebracht. Dje Zuziehung jener Elemente wird lediglich enorme Schädigungen für die Unternehmer und Belästigungen der Einwohner Krefelds zur Folge haben. Der Kampf geht ungc  - schwächt weiter und wird vom Textilarbeitervcrband dutchgefochten werden. Mit vollem Erfolg für die Arbeiter endete nach 43- w ö ch i g e m Kampfe die Lohnbewegung der Holzarbeiter in Bremerhaven  , Geestemünde   und Lehe  . Die Tischlermeister und Bauunternehmer, die im Unter- nehmerverband für das Baugewerbe organisiert sind, hatten es sich in den Kopf gesetzt, die Ivstündige Arbeitszeit aufrecht zu er- halten, sie wollten von diesem ihrem prinzipiellen Standpunkt nicht abgehen. Auf die am 29. Mai eingereichten Forderungen wurde dem Holzarbeiterverband eine ablehnende Antwort zuteil, in der es u. a. heißt:Eine Verkürzung der Arbeitszeit wird grundsätzlich abgelehnt. Die Versammlung lehnt cS ferner ab. in eine Beratung der eingereichten Forderungen einzutreten, weil dieselben sich in Bahnen bewegen, die einer ischliehung der Betriebe gleichkommen, und weil der Stundenlohn der Tischler zu denen der verwandten Gewerbe im richtigen Verhältnis steht." Auf diese heransfordernda Antwort erfolgte die Arbeitsniederlegung am 6. Juni 1912. Nach dreimonatlicher Dauer des Streiks wurde von dritter Seite der Versuch unternommen, Verhandlungen in die Wege zu leiten, die Unternehmer lehnten diese jedoch ab. Als nach dreivierteljähriger Streikdauer der Amtmann des Bremischen Amtes erneut bei den Parteien anfragte, waren auch die Unternehmer endlich zu Ver- Handlungen bereit. Von dem Zehnstundentag wollten sie allerdings noch immer aus Prinzip nicht abgehen; aber auch dieser Trotz wurde schließlich gebrochen. Der jetzt nach langwierigen Verhandlungen zum Abschluß ge« kommene Vertrag bringt für die Untcrwescrorte sofort die 9 VH stündige tägliche Arbeitszeit; mit dem 1. Oktober 1915 wird die geforderte 56stündige wöchentliche Arbeitszeit durchgeführt. Ter Stundenlohn, der bei Beginn des Streiks 54 Pf. betrug, wird sofort auf 59 Pf. erhöht und steigt während der Vertragsdauer auf 64 Pf., so daß eine Erhöhung des Lohnes von 10 Pf. pro Stunde erreicht wurde. Ter Vertrag bringt die Regelung der sonstigen Arbeits- bcdingungen, eine Erhöhung der Zuschläge für Ueherstunden, Nacht« und Sonntagsarbeit sowie Festlegung der Montagezuschläge. In den letzten Wochen des Kampfes versuchten auch die Hirsch-Duncker- schen Gewerkschaften, im Trüben zu fischen. Von dem Hirsch« Dunckerschcn Sekretariat in Bremen   wurden den Unternehmern Forderungen unterbreitet; nach Aussage der Unterivhmer wollten sich die Hirsch-Dunckerschen mit der S8stündigen Arbeitszeit bc- gnügen. Die Unternehmer haben es jedoch vorgezogen, mit dem Deutschen   Holzarbcitervcrband zu verhandeln und mit ihm einen Vertrag abzuschließen. Trotz mancher Widerwärtigkeiten, die bei diesem langen Kampfe zu überwinden waren, hielten die Streikenden fest ge- schlössen zusammen. Sie führten den Kampf in dem Bewußtsein, einen Gegner niederringen zu wollen, der sich bisher damit brüstete, allein das Recht zu besitzen, die Lohn- und Arbeitsbedingungen zu bestimmen. Mit dem Vertragsabschluß ist dies in vollem Maße ge- lungen. Der Streik begann am 6. Juni 1912, die Arbeit wurde cun 3. April 1913 wieder aufgenommen. Bildhauerstreik in Leipzig  . Infolge Scheiterns der Tarifverhand» lungen mit der Bildhauer-Zwangsinnung stellten am Freitag 63 Bildhauer Leipzigs   die Arbeit ein. Um Vermeidung des Zu- zugs wird gebeten. Theorie und Praxis. Auf dem Gelände der Internationalen Baufachausstellung irr Leipzig, die in wenigen Wochen eröffnet werden soll, wird gegen-- wärtig mit Hochdruck, aber auch mit einer gehörigen Portion Rück- sichtSlosigkeit gegen Leben und Gesundheit der dort beschäftigten Arbeiter gearbeitet. Die Bauarbciterschutztommission in Leipzig  hat deshalb Erhebungen vorgenommen und dabei eine Anzahl Mängel festgestellt, die auf der doch vorbildlich sein wollenden Baufachausstellung nicht möglich sein sollten. Kontrolliert wurden 41 Bauten, an denen beteiligt find 24 Maurergeschäftc, 15 Zim« merergeschäfte, 4 Malerfirmcn, 7 Stuckgeschäft«, 5 Zementgeschäfte und 3 größere Unternehmungen der Metallindustrie. Außerdem kamen nock; eine Reihe anocrcr, namentlich kleinerer Berufe, in Betracht. Festgestellt wurde: An 11 Baustellen war überhaupt keine Baubude; in den vorhandenen Buden war vielfach kein Boden, kein Ofen und keins oder nur ein Fenster. Sitzgelegenheit gibt» nur in beschränktem Maße. Die Firma Kammerer aus Dresden   führt eine Rutschbahn im Vergnügungspark aus. Als Aufcnthaltsraum benutzen die Arbeiter einen Raum des Gerüstes, der 15 Meter hoch gelegen ist und weder Fenster noch Ofen Hat. Durch den Baukontrollcur auf diese ArtBaubude" und noch andere Mißstände aufmerksam gemacht, meinte der Sohn des Unternehmers: Die Leute gehen ja in die Kantine; übrigens ist es überhaupt nicht nötig, bei Ausstellungsbauten Baubuden auf» zustellen! Weitere Mängel wurden sodann an den Gerüsten festgestellt: Schutzgerüste waren so gut wie gar nicht vorhanden, namentlich fchjten sie fast völlig bei den Arbeiten der Eisen- industrie. In sckuviudelndcr Höhe arbeiteten Schlosser und Mon« teure an den Eiscnhallen ohne jedweden Schutz. In dem Aus« tellungsteilAlt-Leipzig" dient den Malergehilfen ein Raum zur Unterkunft, in dem Farben, Leitern sowie allerhand Handwerks- zeug und Arbeitsgerät aufbewahrt werden, olwöohl die blindes- rätlichen Vorschriften das verbieten. Dann mangelt es �fast überall an Aborten; an 13 Arbeitsstellen war überhaupt keiner. Aus 100 und mehr Leute kommen ein oder höchstens zwei Sitze, obwohl für je 25 Arbeiter ein Sitz vorhanden sein soll. Das Ergebnis der Kontrolle, das hier nur kurz skizziert ist, klingt wie Ironie, wenn in den Hallen, die unter solchen Verhält- nisscn erbaut wurden, in einigen Wochen Modelle, Zeitschriften, Verfügungen. Gesetzentwürfe usw. zur Verbesserung des Bau« arbciterschutzes ausgestellt werden, um dem Publikum zu zeigen, was alles zum Schutze und zum Wohle der Bauarbeiter geschieht. Wie es in Wirklichkeit mit dem Bauarbeiterschutz beschaffen ist, das zeigen die Kontrollen der Bauarbeiterschutzkommissionen. Eine wirkliche Durchführung des Bauarbeiterschutzes ist eben nur mög- lich, wenn unabhängige Arbeiterkontrolloßre die Aufsicht üben. Aussperrung in der Papierindustr�. Die Firma I. G. Evpen in Winsen   a. d. Luhe hat ihre Arbeiter ausgesperrt. Anfang März reichten die Maschinisten und Heizer Forderungen auf Erhöhung des Tagclohnes ein. Ihr bisheriger Lohn betrug bei ILstündiger Schicht 4,20 M. resp. 4,50 M. Der Unternehmer lehnte jede Ver- Handlung mit Vertretern der Organisation ab. Als die Maschi- nisten und Heizer daraufhin kündigten, ließ die Firma der Ar- beitcrschaft des ganzen Betriebes die Kündigung zugehen. Die Be- mühungen der Verbandsvertreter, eine Einigung herbeizuführen, 'cheiterten. Im Ausstand befinden sich 160 Arbeiter und Arbeite- rinnen. Zuzug ist fernzuhalten. verantw. Redakt.: Alfred Wielepp, Neukölln. Inseratenteil verantw.: ib-GWe. Berl'N. Druck u. Vertag: Vorwärts Vuchdr. Ii Veriagsanilaij Paul Singer 4 Co., Berlin   5W, Letzte Nach richten. Italiens   Menschenopfer im italienisch-türkischen Kriege. Rom  , 5. April.  (W. T. B.) Nachdem heute die letzte Liste der im italienisch-türkischen Kriege gefallenen Italiener vcröftcnUicht worden ist, beziffert sich der Gesamiverlust auf italienischer Seite auf 92 Offiziere und 1391 Mann. Rückgang der Meischvergiftungen im Solinger Bezirk. Solingens 5. April.%(P. C.) Die Zahl der an Fleischver« giftung Erkrankten ist heute etwas zurückgegangen. Immerhin liegen noch ungefähr 400 Personen im Solinger Bezirk krank danieder. Das Skahrungsmittel-Untersuchungsamt in Solin  - gen nimmt mit den vergifteten Pferdefleischresten Füttcrungsver- üchc an weißen Mäusen vor. Das Ergebnis der bakteriologischen Untersuchung bei dem Pfcrdchackfleisch und den Pferdcwürsten, die die Vergiftungen verursacht hatten, steht noch aus. Ein Torf in Flammen. Salzburg  , 5. April.  (SB. T. B.) In Nußdorf   bei Oberndorf an der Salzach brach in einem Gasthause ein Brand aus. Das Feuer, dessen Ausbreitung vom Winde begünstigt wurde, ergriff die Kirche, der Kirchturm stürzte ein, die Kirche brannte aus und ist gleichfalls dem Einsturz nahe. Bisher sind 21 Häuser ein- geäschert. Aus Salzburg   wurde militärische Hilfe requiriert. Raubüberfall. München  , 5. April.  (SB. T. B.) In einer Wohnung der Georgenstraße erschien heute ssormittag ein unbekannter Mann, der sich dem Dienstmädchen gegenüber als Telephonarbeiter aus» ,ab. Er schnitt das Hörrohr ab. schlug das Dienstmädchen nieder, mebelte es, stahl einen größeren Geldbetrag und entfloh.__ Hierzu 5 Beilagen.