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Nr. 86. 30. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Sonnabend, 12. April 1913.

137. Gigung. Feitag, den 11. April 1913, nachmittags 1

Am Bundesratstisch: Kühn. Die

hr.

Beratung der Deckungsvorlagen

wird fortgesetzt.

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ist, daß sich im Kopfe der Besitzenden der Gedanke festsetzen muß, lage. Es wird in ihr geradezu ein 3errbild des deutschen  daß jeder neuen Wehrforderung eine Wehrsteuer Familienlebens gezeichnet, lediglich aus finanziellen Gründen. folgen muß, wie die Thränen auf die Ziviebel( Heiterkeit), dann( Hört! hört!) Die Regierung sollte vielmehr alles tun, um den werden wir sicher rubigeren Zeiten entgegengehen.( Sehr bestehenden Uebelständen entgegen zu treten und die Familien richtig! links.) Die Staffelung wird ja sicher beschlossen werden. bande zu stärken.( Sehr richtig! rechts, Lachen bei den Sozial­Richtig wäre aud eine Rücksicht auf die Kinderzahl demokraten.) Das Anfechtungsrecht eines Testaments, das jetzt nur Die Doppelbesteuerung der Aktiengesellschaften ist ganz un- den Erben zusteht, soll dann der Fiskus erhalten. Welch erbitterte berechtigt. Sie foll in letzter Stunde auf Betreiben Prozesse dadurch zwischen den Erben und dem Fiskus entstehen werden, agrarischer Kreise gegen den Willen der Verbündeten fönnen Sie sich ausmalen. Im Gesetz ist ferner davon die Rede, Regierungen hineingekommen seien.( Hört! hört! links.) Daß sich daß die Regierung nicht beabsichtigt, auch Verwandten zweiten in dem Entwurf andererseits auch eine Begünstigung des Grades und Geschwistern das Erbrecht zu nehmen. Das ist die Er­Abg. v. Payer( Vp.): Der einmalige Wehrbeitrag hat im all landwirtschaftlichen Grundbesites befindet, ist ja nur klärung der gegenwärtigen Regierung. Alle Regierungen wechseln gemeinen eine freundliche Aufnahme gefunden. Auch wir erheben selbstverständlich. Daß die Bundesfürsten an sich von dafür bin ich ein lebendes Zeugnis.( Heiterkeit.) Es werden feinen prinzipiellen Widerspruch dagegen. Freilich wird er in der Reichssteuern befreit sind, steht keineswegs fest. Im übrigen handelt neue Finanzbedürfnisse entstehen, sehr bald, verlassen Kommission erheblich umgeändert werden. Einig war es sich hier nicht um eine juristische, sondern eine moralische Sie sich darauf( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten), und dann man auch darin, daß eine Besitzsteuer diesmal die Laften auf- Frage.( Sehr wahr!) Der Entschluß der Fürsten  , sich auch als wird eine neue Regierung vielleicht über diese zarten Bedenken hin­bringen müsse. Damit ist aber die Einigkeit auch schon Steuerzahler wie jeder andere zu betrachten, ist im Volte mit großer wegkommen und wird sagen, die allgemeine Rechtsauffassung spricht zu Ende. Die Sozialdemokratie hat zu erkennen ge- Freude und Dankbarkeit aufgenommen worden. Dreiviertel diefer sich jetzt dafür aus, daß auch in solchen Fällen die Erbschaft für die geben, sie werde, obwohl sie Gegnerin der Wehrvorlage ist, Freude würde aber berschwinden, wenn die Fürsten   etwa nur bereit Allgemeinheit in Anspruch zu nehmen ist. an der Gestaltung der Deckungsvorlagen positiv mitarbeiten; das wären, im Gnadenwege ein von ihnen selbst zu bemessendes Zweifellos nötigen die Kosten dieser Wehrvorlage dazu, die be Zentrum aber verlangt, daß dieselbe Mehrheit und zwar Scherflein zu den Ausgaben der Wehrvorlage beizutragen. Man sigenden Klassen zur Dedung heranzuziehen. Aber auch das, was eine bürgerliche, die Deckungs- und die Wehrvorlage bewilligen follte im Intereffe der Beteiligten selbst vorsichtig auf diesem Ge- man dem Befiz auferlegen will, hat seine Grenzen, wenn man nicht muß. Das ist eine ganz unhaltbare Forderung, die zu ganz biete sein.( Sehr wahr! links.) Den Beratungen der Kom- die Erwerbsfreudigkeit und den Sparsinn ernsthaft ge­lächerlichen Konsequenzen führen muß.( Sehr richtig! links.) mission sehen wir nach den Erfahrungen mit der letzten Finanz- fährden will.( Sehr richtig! rechts, Lachen bei den Sozialdemo Nun zu den Vorlagen. Um zu der Verstärkung des reformkommission nicht mit großem Vertrauen entfraten.) Wir haben viele Finanzreformen erlebt, das heißt neue Kriegsimages in Gold und Silber Stellung zu nehmen, reicht gegen. Wir werden aber unser möglichstes tun, um Unheil zu Steuern mit dem Namen Finanzreform".( Sehr wahr! b. d. Soz.) das Material nicht aus( Sehr richtig! bei der Volkspartei), zumal verhüten und um die Lasten gerecht und auch mit Rücksicht auf die Es werden noch viele Finanzreformen kommen, und wir werden das, die Sachverständigen diametral entgegengesetzter Meinung sind. wirtschaftlichen Folgen dieser Belastung zu verteilen.( Ledhafter Bei- was zur Sicherheit des Reiches notwendig ist, unbedingt bezahlen müssen. Bei den Deckungsvorlagen find die für die laufenden fall links.) Alle Luxusausgaben müssen gestrichen werden.( Buruf bei Ausgaben die wichtigsten.( Sehr wahr! bei der Volkspartei.) Sie den Sozialdemokraten: Sie selbst haben das früher nicht gemacht!) Abg. Frhr. v. Gamp( ft.): Mit der Vorlage der Wehrbeiträge ist so weit mein Einfluß reichte, habe ich das immer getan. Die bieten aber nichts als das herkömmliche Bukett der verschiedensten Steuerentwürfe, durch nichts zusammengehalten als durch den die Zusage einer allgemeinen Besigsteuer zur Gesichtspunkt, daß fie alle mehr Geld bringen sollen. Das Erb- Dedung der Militärvorlage erfüllt. Dem stimmen wir Regierung hätte auch die Pflicht, sehr viel schärfer den Haus­halt der Gemeinden zu kontrollieren( Widerspruch links) recht des Staates wird nicht so viel bringen, als die zu, protestieren aber dagegen, daß das Reich auch in Zukunft auf und nicht zu dulden, daß sie Anleihen lediglich für Lurus­Schöpfer der Vorlage glauben; besser wäre es, alle die Erbschaften alle indirekten Steuern verzichten soll. ausgaben machen.( Buruf bei den Sozialdemokraten: Welche start anzufassen, die ohne Testament an den Fiskus fallen würden. Vorlagen, die vor allem den arbeitenden Klassen zugute kommen, Gemeinden sind denn das?) Ich hoffe, daß wir zu den wirtschafts Mit dem Weiterbestehen der Zuckersteuer werden nicht möglich sein. Wir sind dem Herrn Reichsschatziekretär, wir uns abfinden; mit ihrer Ermäßigung wird es noch gute Weile den ich trotz der Erklärung des Herrn Süde fum für den Vaterlichen Prinzipien der Zeit vor hundert Jahren zurückkehren und haben. Dagegen finden wir uns nicht ab mit dem Weiterbestehen der Wehrbeitragsvorlage halte, für diese Vorlage dankbar. Daß mit schönen Worten, sondern auch mit Taten.( Bravo  ! rechts.) wirklich in Reich, Staat und Gemeinden Sparsamkeit üben, nicht des Reichszuschlags auf den Umsagstempel. Der Grundstücks- fie feit ihrer Einbringung an Sympathie verloren hat, bestreite ich. Reichsschaziekretär Kühn: Die Einwendungen des Vorredners markt ist durch das Wertzuwachssteuergesetz ohnehin schwer genug Im Gegensatz zu anderen Steuern, die immer die Kreise für gerecht belastet; hätten wir gewußt, wie es wirken würde, so hätte wohl halten, die sie nicht zu zahlen brauchen,( Heiterkeit) sind hier gerade gegen die Vorlage über das Erbrecht des Staates werden natürlich niemand im Hauſe ihr zugestimmt. Wie kann der Schatjekretär die vom Wehrbeitrag Betroffenen gern bereit, ihn zu leisten. Die geprüft und so weit wie möglich berücksichtigt werden. Was aber die sagen, Handel und Verkehr werden nicht geschädigt, wenn der Ab- Feststellung eines Verkaufs- oder Verkehrswertes von Landgütern ist von ihm kritisierte Begründung betrifft, so ist sie nicht neu, sondern schluß der Versicherungsverträge mit 30 Millionen meist fa si unmöglich, das sollte auch dem Senatspräsidenten hat in demselben Wortlaut fchon 1908/09 vorgelegen, ohne damals Mart mehr belastet wird!( Sehr wahr! bei der Volkspartei.) Struz, den Herr Südekum zitierte, bekannt sein. Aus dem Fehlen angegriffen zu werden. Die Bemerkungen über das Familien­Die Finanz Wir sind auch gegen den Weg, der mit den veredelten einer Bestimmung über die Beteiligung der Landes- leben sind einfach die Feststellung einer Tatsache. Matrikularbeiträgen beschritten wird. Damit ist das Ver- fürsten an dem Wehrbeitrag darf man keineswegs schließen, daß verwaltung findet sich im übrigen damit ab, daß ihr von der Gegen­wart feine Kränze geflochten werden. Wer vieles nimmt, wird jedem sprechen nicht erfüllt, daß die Kosten weiterer Rüstungen durch die Fürsten   ohne weiteres verpflichtet sind, ihn zu etwas nehmen.( Große Heiterkeit.) Dank kann die Regierung dafür eine Besitzsteuer aufgebracht werden sollen. Ein Matrikular- zahlen. Jedenfalls aber muß festgelegt werden, daß auch die nicht erwarten. Einer

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durch

Das wird namentlich bei

Abg. Emmel( Soz.):

beitrag ist keine Steuer, am allerwenigsten eine Reichssteuer. Un- Landesfürsten denselben Wehrbeitrag zu zahlen haben. würdig ist ferner die Drohung der zwangsweisen Einmaßvollen Etaffelung des Behrbeitrages stimmen wir zu. Die Rede des Grafen Westarp ließ keinen Zweifel darüber, daß führung einer Befigsteuer durch das Reich in einem Daß die Aktiengeselilchaften in maßvoller Weise zur Be­Einzelstaat, und die Durchführung dieser Drohung ist ganz unmöglich, steuerung herangezogen werden, scheint mir bei dem Ernst der von der patriotischen Opferwilligkeit, die er im Munde führt, in seinem Herzen nichts zu finden ist. Den Konservativen ganz abgesehen davon, daß das angedrohte Zuwachssteuergesetz 2age, in der wir uns befinden, durchaus geboten. steuertechnisch und volkswirtschaftlich nur eine sehr schlechte Zensur Herr v. Bayer flagte bei der Veredelung der Matrikularbei- wären indirekte Steuern weit lieber gewefen. Natürlich bemühen verdient.( Sehr richtig! bei der Volkspartei.) träge über den Eingriff in die Finanzhoheit der Einzelstaaten. Dann sie sich, die Opfer des Grundbesizes möglichst niedrig zu ge Gegenüber den Verlegenheitsvorschlägen der Re- aber verlangte er eine Reichsvermögenssteuer, die einen viel stalten, und das Zentrum hätte ihnen am liebsten geholfen, wenn gierung, die wir ablehnen, haben wir nur pofitive Vorschläge zu stärkeren Eingriff in die Finanzhoheit der Einzelstaaten darstellt. nicht die Wahlen von 1912 eine gar so beredte Sprache gesprochen machen, in erster Linie die Erbanfallsteuer, die wirklich Am besten wäre es, über die Art der Aufbringung der Mittel durch hätten.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Wir Sozialdemo eine Besigsteuer ist und für die auch im Bundesrat eine die Einzelstaaten gar nichts in das Gesetz aufzunehmen; traten find Mehrheit vorhanden ist. Dann schlagen wir die Reich 3 wir bleiben dann auf den Boden grundsätzliche Gegner indirekter Steuern, der Verfassung, daß bermögenssteuer vor. Gegenüber den hohen Ausgaben Fehlbeträge Matrikularbeiträge aufzubringen find. wir wenden uns auch gegen jede weitere Belastung der Arbeiter. des Reiches helfen auf die Dauer die armseligen Notbehelfe nicht, Eine Veranlagung zur Vermögenssteuer durch das Reich, selbst wenn Die wichtigste Aufgabe des heutigen Staates ist ja die Aufrecht. die die Regierungen uns präsentieren. Formell greift die Reichs- eine Reichsvermögenssteuer existierte, wäre ganz undenkbar; man erhaltung der Ausbeutung, dem dienen Justiz, Polizei vermögenssteuer allerdings in die Selbständigkeit der Einzelstaaten kann neben die staatliche Veranlagung nicht noch eine durch das und Militär. Ich erinnere nur an das Wort vom Schießen auf ein; tatsächlich sind ihre Finanzen aber durch die Steuergesetzgebung Reich feßen. Höchstens fönnte man noch einen Reichsvermögens Vater und Mutter. Die Arbeiter haben also gar keinen An­des Reiches zerrüttet und können durch eine vernünftige Reichs- steuerkontrolleur schaffen. Auch wir kaprizieren uns wie die laß, Lasten für den Staat zu übernehmen. Indirekt zahlen sie ja vermögenssteuer wieder in Ordnung gebracht werden.( Sehr richtig! Nationalliberalen nicht auf eine bestimmte Steuer, die Hauptfache ist genügend, da sie ja auch alles das aufbringen müssen, was die Be­linfs.) Weifn die Einzelstaaten zu sehr Widerstand leisten, so wird auch für uns eine Verständigung zwischen den bürger- fitzenden zahlen, denn der Befiß und das Kapital allein find nicht schließlich auch ihre Einkommensteuer angetastet werden lichen Parteien im Interesse des Vaterlandes.( Bravo  ! wertbildend.( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Graf müssen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Die Reichs- rechts!) We starp ties auf die Steuern der Arbeiter für Partei und Ge­bermögenssteuer geht ihren Weg. Die Verweisung auf 1813 halten Abg. Graf Posadowsky( wild): Es scheint einmütige Absicht wertschaften hin. Das sind keine Steuern, sondern freiwillige wir nicht für angebracht. So edle Gefühle, wie sie damals zutage des Hauses, die Deckungsvorlagen nur gemeinsam mit der Wehr- Mitgliedsbeiträge.( Graf West arp: Wer sie nicht getreten, sollte man nicht als Vorspann ausnutzen zur Durch vorlage zu verabschieden. Ich begrüße das, wie auch die zahlt, wird auf die Straße gesezt!) Dazu bedarf es doch bringung von Heeresforderungen, deren Notwendigkeit doch erheblich Absicht, dem Besiz die Kosten dieser Vorlage aufzuerlegen. Der Mitwirkung der Kapitalisten; wenn übrigens Arbeiter problematischer ist.( Sehr wahr! links.) Richtig ist ja, daß es sich Ich will nur zur Borlage über das Erbrecht des Staates mit Streitbrechern, Hinzegardisten und ähnlichen Elementen nicht dabei um eine Besitzsteuer handelt. Der Hauptwert dieser Steuer sprechen. Ich bedaure außerordentlich die Motivierung dieser Vor- zusammenarbeiten wollen, so beweist das nur, daß sie trotz dieses

Kleines feuilleton.

Homburger Kaisertage. Die bürgerlichen Blätter, die den Raum, die Zeit und die Leser dazu haben, melden:" In Homburg   verlebt man jetzt goldene Tage. Der Kaiser hat angeordnet, daß der Bedarf der Hofhaltung ausschließlich von Homburger Geschäftsleuten bezogen wird und daß keine Bevorzugung stattfindet. Bei dem Einkauf von Dbst, Badware und Fleischware wird täglich ein anderer Geschäfts­mann berücksichtigt, so daß feiner zu furz fommt."

Dafür laufen diese Sechserrentiers auch der Prinzessin nach, wo fie sie zu sehen bekommen, und umlagern die Geschäfte, in denen die Hoheit fauft denn das haben sie noch nie gesehen..

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Patriotismus schön. Aber während sie demütig den Landes­Herrn grüßen, wachen sie ängstlich darüber, daß der Nachbar Christeinicke auch nicht ja etwa ein Paar Stiefel mehr zu besohlen befommt als sie selbst.

Und man hat sie durchaus richtig eintariert, als man jene Ver­fügung herausbrachte. Denn sonst hätte das Hurraaah! auch nicht so schön laut gellungen, und die Zeitungen hätten nicht so schmalzige Artikel gebracht, und all die kleinen Bürger wären nicht so programmäßig aus dem Häuschen geraten, als ihr geliebter Kaiser  einzog.

In Wiesbaden   ist es so, und sieht man scharf hin überall. Theater.

Dokument des Auftrags zu entreißen, und stempelt es mit bürger­meisterlichem Siegel. Eine gründlich abgeschmacte, ja unmögliche Erfindung, deren plumpe Kriminalistik bei allen großen Bivatreden auf die Kunst die Möglichkeit der Sympathie mit Beit von vornherein im Reim erstickt. Den Meister freilich ficht das wenig an. Stein Schatten trübt seinen schönen Seelenfrieden, als er sich an das Wert macht. Bärbelchen, die Tochter, sein größter Stolz, die er teinem Freier gönnt, steht ihm Modell zu der Maria. Triumphierend zeigt er den Natsherren und dem verehrten Dürer das glücklich voll­endete Gebilde, die fromme Reinheit in der Jungfrau und des Engels Zügen regt ihn nicht im geringsten zu störenden Vergleichen an. Was er getan, rächt sich ganz äußerlich dadurch, daß die Affäre schließlich doch herauskommt und eine schwere Menge Unheil ( unter anderem Mord und Totschlag) stiftet. Nach Nürnberg  , aus dem er flüchtete, mit Bärbelchen zurückgekehrt, verteidigt er sich vor Gericht rhetorisch, indem er an die Schönheit seines Werkes appelliert. Ein Betrug, der jener Schöpfung zum Leben verhalf, kann unmöglich mit dem allgemeinen Maß gemessen werden! Natürlich wird er verurteilt. Und da genügend Zeit vorhanden, erlebt man noch zwei weitere szenische Verwandlungen: Beit steht am Pranger; und Veit ersticht sich an der Seite seines Bärbelchens, die aus Kummer ob der Schande ins Wasser sprang.

Herr Seraußnid und Fräul. Thimig spielten die beiden Hauptrollen gewiß nicht ohne Feinheit, doch ohne daß es ihnen irgendwie gelang, das Manko dichterischer Phantasie in den Figuren aus Eigenem zu erfeßen. Die stärkste Illusion ging vom Defora tiben, der ausgezeichneten Wiedergabe des Englischen   Grußes in des Meisters Werkstatt aus.

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dt.

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Humor und Satire.

Der bayerische   Preußenritt.

Wer faust daher auf wildem Gaul? Wer nimmt so voll das große Maul? Und fommt sich als der Slügste vor? Das ist der Herr Generalmajor. Er reitet stramm und reitet stolz, Und mit des Wizzes" Flegelholz Trifft er, bevor mans hindern kann, Den Kamerad und Zentrumsmann. Hallo, das war ein ander Dings! Und sieben Bänke weiter links Da hat es böse aufgeblist Und eine fiel und diese sigt! Da holt der Generalmajor Bon neuem seine Blempe vor Und haut wie ein Berserker drein Und fällt zum zweiten Mate rein. Und aus der linken Ecke wird Dem tapfern Helden so pariert, Daß er sich alsogleich befund Wie ein begoff'ner Pudelhund. Kasernenhof und Parlament, Die sind verschieden eminent Dort sperrt man seine Lade auf Und hier bekommt man eine drauf.

Notizen.

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Baug.

- Theater chronit. Der Verein Versuchsbühne" bringt Neuen Volkstheater am 25. April Hebbels Trauerspiel Julia" zur Aufführung. Theater jenseits der Grenze. In Desterreich ist Schniplers Drama Professor Bernhardi"( mit Rücksicht auf die Pfaffen) verboten. Wie hilft man sich? Indem man das Drama in Budapest   spielt( als Gastspiel Barnowskys) und die Wiener im

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Königliches Schauspielhaus: Veit Stoß  . Schauspiel von Tim Klein. Ein Stück, wie sie zu Dußenden geichrieben werden von regsamen, vielseitig talentierten jungen Leuten, die ihren durch Bildung und Lektüre unterstügten guten Deutsches Schauspielhaus  . Harry Walden   zieht Willen, was zu dichten, für die Verheißung dichterischen könnens jetzt für sein Gastspiel den Fuldafchen Dummtopf" aus den dicken halten. Es gibt da Einfälle, die, so lange sie im Lichtbereiche der Staubschichten der letzten Bühnenjahre hervor. An seiner Leistung Gedanken schweben, nicht so übel scheinen, denen leider nur gar fein gemessen, dürfte bei dieser Wahl der Antrieb, der gleich und gleich im Vermögen, fie in lebendig wirkende Gestaltung umzusetzen, zur Seite gern auf dieselbe Bant zusammenrückt, im Spiel gewesen sein. Fulda  steht. Dem jugendlichen Autor hatte wohl etwas wie die dee eines gibt in dem Dummkopf" einen Schwächling an Weltverstand für Künstlerdramas, dessen Held in ungezähmter Leidenschaft des emen höchst vortrefflichen Burschen aus; er sagt, der Bursche sei Schaffensdranges und von dem Hochgefühle seiner Einzigkeit" be- einer von den Menschen, die ein Phantasieleben führen, und setzt ihm rauscht, jeden Sinn für die Gebote menschlich bürgerlichen Rechts als Zubehör die Brille absoluter Gutmütigkeit auf die Nase, die ihn verliert und feine Ueberhebung tragisch büßen muß. Aber Held gänzlich unfähig zu machen hat, die Realitäten des Lebens zu sehen, Extrazug hinüberbefördert. und Schicksal, in dem jenes Algemeine sich vollzieht, die Organe wie sie wirklich sind. Gleichwohl erklärt ein gesuchter Biychiater Eine moderne Gemäldegalerie in Dresden  . poetischer Verbildlichung entbehren wie der Dialog( von wenigen den jo Hergerichteten für geistig durchaus normal. Fulda   ver- In Dresden   ist für die modernen Bilder in der königlichen Samm­Ansätzen abgesehen) vollständig alles eigene intimere Interesse. band die Figur mit einer Handlung, aus der sich allerlei lung schon lange mehr fein genügender Naum. Man plant daher Wenn im Anfange noch im Tenor eindrucksvollere Wendungen an- erheiterndes Nebentbert abspinnen ließ: eine unter absonder- einen besonderen Neubau für sie. Der Rat hat jetzt dafür einen flingen, verläuft sich die Geschichte je länger desto mehr in ein Ge- lichen Umständen geerbte Million wird wie eine unwillkommen Beitrag von 500 000 M. bewilligt. wirr langweilig- gleichgültiger Begebenheiten. ärgerliche Last freudig an eine lauernde Verwandtschaft Flugpreise. Zum Betverb um den von der Daily Veit Stoß  , der zur Reformationszeit lebende Nürnberger   Bild- weggeschenkt, und eben diese Leistung bringt dem kleinen Bantbeamten Mail" ausgefeßten Preis von 200 000 M. für einen Flug über schniger, der Schöpfer des berühmten Englischen   Grußes in der Justus Häberlein den Namen Dummkopf ein. Die Handlung unter den Atlantischen Ozean   meldeten sich nach der Ümschau" dortigen St. Lorenzfirche, figuriert bei eleift als Urfundenfälscher hält mit Schwankeinzelheiten, aber in der Zeichnung der Hauptfigur der Engländer Gordon und der Deutsche Rumpler, für den aus Kunstbegeisterung! Der alte sterbenstrante Bürgermeister, der versagte Fulda   vollständig und Harry Walden   wiederum war ganz 100 000 M.- Preis für einen Flug um Britannien Blériot und Cody. zur Beförderung seines Seelenheils ein frommes Bildnis stehlen Fulda  . Mit sichtbarem Wohlgefallen gab er sich der Gelegenheit will, neigt dazu, einem Welschen, dem Konkurrenten Veits, die Arbeit hin, den gutherzig- schwachsinnigen Simpel Justus in den seicht zuzuweisen. Veit aber, überzeugt, in einem solchen Werk sein Höchstes fühligen Tönen einer Marlittanei abzuspielen. Er weiß, daß solche zu erreichen, benugt des alten Mannes Sterbestunde, um ihm das Betteljuppen ihr beifalltobendes Publikum haben.

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Zur Erhaltung der Indianermusik wurde jezt in den Vereinigten Staaten   ein besonderes Bureau geschaffen. Die vorhandene Indianermusik soll gesammelt und in den Indianerschulen -ch. verwendet werden.