Nr. 86. 30. Jahrgang.
3. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Gerichts- Zeitung.
" Frau Staatsanwalt Braun".
Streditschwindeleien en masse lagen einer Ankice zugrunde, welche gestern die 1. Straffammer des Landgerichts III beschäftigte. Angeklagt wegen Betruges bzw. schwerer Urkundenfärschung war der Amtsanwalt a. D. Ernst Braun und dessen Ehefrau Margarete. Der Angeklagte Braun hatte Jura studiert und es bis zum Referendar gebracht. Da es dann mit dem Examen haperte, ging er zur Amtsanwaltschaft über, bei der er längere Zeit als Anwärter tätig war. Als er auch hier zweimal durchs Examen fiel, war es auch mit dieser Karriere aus. Er geriet in eine sehr schwierige materielle Lage, in der er bald nicht mehr aus noch ein wußte. In dieser Situation soll hauptsächlich die Ehefrau, die sich mehrfach als Frau Staatsanwalt Braun" oder„ Frau Assessor Braun" aufspielte, ihre Zuflucht zu allen möglichen Kreditschwindeleien ge= nommen haben. Alle möglichen Leute, gewerbsmäßige Darlehnsgeber, Handwerker, ein Gemüsehändler und selbst eine ehemalige Kochfrau, die allein 2000 m. verlor, wurden angepumpt. Schließlich nahm die Frau B. sogar zu Wechselfälsch ngen Zuflucht, indem fie mehrere Wechsel über erhebliche Summen mit dem Namen ihrer Mutter und anderer Personen fälschte. Um sich mit dem Nimbus bermögender Leute zu umgeben, mieteten die Angeklagten am Horstweg eine Zwölfzimmerwohnung, für die sogar ein schwarzer Diener engagiert wurde. Zu den Geschädigten gehört u. a. auch die Firma Jonas u. Co., von der die Angeklagten wertvolle Schmuckfachen entnahmen, die sich eine halbe Stunde später schon im Pfandhause befanden. Außerdem ließ sich die Angeklagte auf gefälschte Bestellscheine hin Schmucksachen aushändigen, die sie angeblich für Bekannte zu besorgen hatte. Bor Gericht behauptete der Angeklagte Braun, daß er infolge aller möglichen Fehlschläge seinerzeit tatsächlich nichts gehabt habe; nur in der Hoffnung auf eine Erbschaft hin sei er verschiedene Kreditgeschäfte eingegangen, die ihm jezt als Betrug ausgelegt würden. Die mitangeklagte Ehefrau, die alle Schuld auf sich nahm, war des Betruges geſtändig. Staatsanwaltschaftsassessor Schröbert beantragte gegen Braun 3 Monate und gegen die Frau Braun 1 Jahr und 3 Monate Gefängnis. Das Gericht erkannte an, daß die Angeklagten unverschuldet in eine sehr pretäre Situation gefommen waren, welche sie dann auf die schiefe Ebene gebracht habe. Das Urteil lautete gegen B. auf 6 Wochen, gegen die Frau V. auf 6 Monate Gefängnis; in einigen Fällen wurde auf Freisprechung erkannt.
wurden in einer Verhandlung aufgerollt, welche die Baronin Cäcilie von Schendel unter der Anklage der Kuppelei vor die 4. Straffammer des Landgerichts II führte.
Sonnabend, 12. April 1913.
ziehen und überhaupt auch Bücher zu führen, die eine Uebersicht Cresta ganz auf die Flagge seines Patriotismus verzichten werde über die jeweilige Vermögenslage gestatteten. Dies hatte zur und die französische Staatsbürgerschaft annehme. Was gedenkt aber Folge, daß der Angeklagte, nachdem er längst seine Zahlungs - der Botschafter Tittoni zu tun, nachdem er seine so ganz mertunfähigkeit hatte erkennen müssen, noch große Bestellungen auf Kredit machte und dadurch zahlreiche Firmen, darunter viele kleine würdigen Ehrbegriffe unvorsichtigerweise der Deffentlichkeit preisGeschäftsleute, erheblich schädigte. Nach dem Gutachten des General- gegeben hat? Uebrigens hat der Prozeß nicht nur den Kläger und sekretärs Cahén vom Gläubigerschußverband für Handel und seinen Eideshelfer, Tittoni, bloßgestellt, sondern überhaupt die AnIndustrie" beliefen sich die Passiven auf 120 000 Mart, denen so schauungen über internationale Ehrlichkeit, die in gewissen Kreisen gut wie gar keine Masse gegenüberstand, so daß die Gläubiger fast gang und gäbe sind. leer ausgehen.
"
Der Staatsanwalt und ebenso der Vorsitzende des Gerichts be
Explosion eines Hochofens. tonten, daß gegen derartig leichtfertige Geschäftsleute mit aller In der Nacht zum Freitag ereignete sich auf dem Eisenwerf Schärfe des Gesetzes vorgegangen werden müsse. Das Urteil lautete der Dortmunder Union eine beftige Hochofenexplosion, die Mit Rücksicht auf die bisherige Unbescholtenheit des Angeklagten 2eicht verlegte gefordert hat. Der Hochofen flog buchstäb dem Antrage des Staatsanwalts gemäß auf 300 M. Geldstrafe. drei Tote, einen Schwerverletten und wurde von der Verhängung einer Freiheitsstrafe Abstand ge- lich in die Luft. Die Hochofenmaffe, Erz und flüssiges Eiſen,
nommen.
Die Ablehnung einer Frage an den Mitangeklagten ist eine Beschränkung der Verteidigung.
Das Landgericht Frankfurt a. D. hat am 8. Oktober 1912 den Oberpostassistenten Friedrich Schüler zu Beeskow wegen Widerstandes und den damaligen Stadtwachtmeister Lebendig wegen Körperverlegung im Amte zu Strafe verurteilt. Am 5. November Hause in Streit und 2. wollte diesen schlichten. Er faßte Sch. an 1911 gerieten Sch. und der Mitangeklagte W. vor einem Wirtsden Arm um ihn mit Gewalt fortzuschaffen, wogegen Sch. fich sträubte. Als Sch. ihn vor den Bauch stich, zog er sein Seitendie Revision des Angeklagten Sch. hob am Montag das Reichsgewehr und schlug mit dessen flacher Seite Sch. auf den Kopf. Auf gericht das Urteil auf und verwies die Sache an das Landgericht zurück. Der Verteidiger des Angeklagten hatte gebeten, noch eine rage an den Mitangeklagten 2. richten zu dürfen, aber das Gericht hatte diese Frage ohne weiteres abgelehnt. Nach Ansicht des Reichsgerichts durfte dieses Verlangen nicht schlechthin abgelehnt werden, ehe nicht festgestellt war, ob die zu stellende Frage erheblich war. Das Landgericht hätte erst den Verteidiger darüber hören müssen, was er fragen wollte. Da dies aber nicht geschehen ist, mußte angenommen werden, daß der Angeklagte in seiner Verteidigung beschränkt worden ist.
Hus aller Welt.
zwei
wurde nach allen Seiten geschleudert. Die Gewalt der Explosion war so groß, daß die Gießblöcke des Hochofens, d. h. die Vorrichtungen für die Erzmassen, vollständig verschwunden sind. Der Hochofen selbst ist dem Erdboden gleich gemacht. Ein Arbeiter wurde 50 Meter von der Explosionsstelle entfernt mit dem Stabe in der Hand auf einer Schladenhalde gräßlich verstümmelt tot aufgefunden.
Bestialische Banditenrache.
Ein Verbrechen von furchtbarer Roheit ist gestern in der Kleinen Drei Verbrecher überfielen einen reichen Hausbefizer, von dem sie vermuteteten, daß er spanischen Stadt Antes verübt worden. viel Geld bei sich habe. Sie banden ihn an einen Baum und durchsuchten ihn. Als sie bei ihm kein Geld fanden, gerieten sie in große Wut. Sie stachen ihn mit ühren Meffern die Augen aus und stalpierten ihn. Nachdem sie ihn durch mehrere Revolverschüsse getötet hatten, warfen sie die Leiche auf den Schienenstrang, wo sie von einem vorüberfahrenden Zuge furchtbar zugerichtet wurde. Leider sind die Mörder entkommen. Bis jetzt fehlt noch jede Spur von ihnen.
Kleine Notizen.
Schweres Bauunglüd. Bei Bauarbeiten an dem Forsthause in Schoehen( Niederbayern ) ist ein Baugerüst eingestürzt und hat dic darauf Arbeitenden in die Tiefe gerissen; dabei sind sieben Arbeiter schwer verlegt worden.
Mutter mit einem Beil nieder. Er lief darauf auf das Häuslicher Unfrieden soll der Grund zur Tat fein.
Feld und erhängte sich. Beide Frauen sind tödlich verletzt.
Folgen des Alkohols. In dem Orte Kirchhundem ( RheinEin Gefchäftspatriot am Dranger. land) tam es in einer Wirtschaft zu einer wüsten Schlägerei. Aus Rom wird uns geschrieben: Ein in vieler Hinsicht inter - Mehrere junge Leute aus dem Dorfe Heinsberg gerieten mit dem effanter Urteilsspruch ist soeben von dem römischen Strafgericht Wirt in Streit. Mehrere Arbeiter hatten für den Wirt Partei gegefällt worden. Ein Herr Cresta, früher Präsident der italienischen nommen, und nun ging man mit Messer und knüppeln Die Angeklagte ist aus sehr einfachen Verhältnissen hervor- Handelskammer in Paris , hat die Zeitschrift„ Rassegna dei lavori aufeinander los. Hierbei erlitten sechs Arbeiter gegangen und auf dem Lande aufgewachsen. Vor einigen Jahren fam sie nach Berlin und wurde hier bald eine bekannte Erschei- publici" wegen Verleumdung verklagt, weil dieses Blatt ihn schwere Verlegungen. Einer ist an den Verlegungen bereits dem ehemaligen Gutsbesitzer Baron von Schendel eine Ehe ein, tischen Kundgebungen teilgenommen zu haben Mühlheim- Ruhr drei Rottenarbeiter von einem Bersonennung in den Balllokalen. Vor etwa drei Jahren ging fie mit beschuldigt hat, während des libyschen Krieges an patrio- erlegen, mehrere andere kamen mit blutenden Köpfen davon. Gerädert. Freitagnachmittag wurden auf der Strecke Duisburg so daß aus der ehemaligen„ Cilli Schulz" eine„ Baronin" wurde. und gleichzeitig mit der ottomanischen Regierung wegen zug erfaßt. Einer von ihnen wurde buchstäblich in zwei Zu derselben Zeit wurde sie, da die Kriminalpolizei entdeckt hatte, des Verkaufs von Kriegsmaterial in Unter- Teile gefchnitten. Ein anderer wurde lebensgefahrdaß sich in ihrer damals Nollendorfstraße gelegenen Wohnung tolle handlung gestanden zu sein. Der Privatkläger Cresta gab die lich verlegt, während ein dritter Arbeiter mit leichteren Dinge abgespielt hatten, wegen Kuppelei zu 3 Tagen Gefängnis Tatsache der Unterhandlungen zu, die übrigens durch zahl- Verlegungen davon kam. berurteilt. Sie trat dann zu einer inzwischen ebenfalls wegen eiche Zeugen außer Zweifel gestellt wurden; angeblich hatte er aber die Ehedrama. In Krausenbach bei Aschaffenburg schlug der Kuppelei vorbestraften Frau Sybilla von Nordhausen in gewisse Unterhandlungen itur getrieben um dann den Waffentransport der 34 jährige Landwirt Heinrich Bauer seine Ehefrau und deren zarte Beziehungen. Eine Eifersuchtsszene zwischen den beiden Frauen führte zu einer Brügelei, die später eine Anklage wegen italienischen Regierung anzuzeigen und seine Kaperung zu Körperverletzung zur Folge hatte. Auf eine Anzeige der Frau veranlassen. Der frühere Minister des Aeußeren und der jetzige ubon Nordhausen , bei der sich die Liebe in gärend Drachengift ver- französische Botschafter in Paris , Tittoni, erklärte vor Gericht. Ein deutsches Torpedoboot gestrandet. Bei dem gestern vors wandelt hatte, wurde gegen die Frau Baronin Anklage wegen daß er den Cresta als tadellosen Ehrenmann kenne und schäzte und mittag herrschenden Nordwest- Schneesturm ist bei Swinhoeft Kuppelei erhoben. Die erste Verhandlung vor dem Schöffengericht daß die Botschaft, zu der er in regelrechten Beziehungen stand, von zwischen Misdroy und Dievenow das Torpedo boot V3 Tergab, daß die Angeklagte verschiedenen Dämchen aus dem Palais feinen Unterhandlungen gewußt habe. Das Begaunern des Feindes gestrandet. Kurz darauf sind von Swinemünde der Kunstde Danje" Unterschlupf gewährt hatte. Das Urteil lautete feiner- scheint offenbar dem Erminister als durchaus ehrenhaft und an- mannsche Bergungsdampfer„ Herkules" unter Mitnahme von zeit auf 3 Monate Gefängnis. In der Berufungsinstanz ermäßigte ständige Taktif. Auf Grund der übrigen Zeugenaussagen kam aber Marinemannschaften des Panzerkreuzers„ Friedrich Karl" und des die Strafkammer jeht die Strafe auf 10 Tage Gefängnis. das Gericht zu der Ueberzeugung, daß Cresta seine Unterhandlungen, Kreuzers„ töln" zur Hilfeleistung nach der Unfallstation abgebei denen es sich um Hunderttausende drehte, ausschließlich zu dem dampft. Um 7 Uhr abends wurde gemeldet, daß die MannDer finanzielle Zusammenbruch des früheren Pächters der Zweck geführt hatte, um durch Lieferung von Waffen an und in Misdroy gelandet ist. schaft des gestrandeten Torpedoboots gerettet Kammersäle, des Restaurateurs Hermann Palm aus Neukölln, den Feind ein gutes Geschäft zu machen. Die drei hatte gestern vor der 4. Straffammer des Landgerichts II ein ge- Angeklagten wurden daher freigesprochen, weil das Gericht Freireligiöse Gemeinde. Sonntag, den 13. April, bormittags richtliches Nachspiel. Die Anklage gegen Balm lautete auf Konkurs- den Wahrheitsbeweis für ihre Behauptungen als erbracht anfab. 9 Uhr, Pappelallee 15-17, Rigdorf," Idealpassage", und Tegel , Schliepers bergehen. Der Angeklagte, welcher früher Inhaber des be- Der Kläger wurde zur Tragung der Kosten und Leistung des furter Straße 6: Vortrag von Herrn Dr. M. Brie:„ Heinrich Heine ". straße 30: Freireligiöse Vorlesung. Vormittags 11 Uhr, Kleine Frankbor längerer Zeit den Restaurationsbetrieb in den Kammersälen" Schadenersages an die Beklagten verurteilt, wobei man die Kosten Damen und Herren als Bäfte sehr willkommen. in der Teltower Straße, in dem Gebäude der Handwerkerkammer. auf 10000 2ire für jeden Beklagten festießte und die Trotzdem es sich um ein Riesenunternehmen mit großen Umfäßen Bestimmung des Schadenersages der Entscheidung des Zivilgerichtes handelte, unterließ es der Angeklagte, eine Eröffnungsbilanz zu überwies. Es heißt nun, daß nach diesem vernichtenden Urteil Herr
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Der Zusammenbruch der„ Kammersäle".
tannten Cafés Ruhwald in Woltersdorfer Schleuse war, übernahm
Allgemeine Kranken- und Sterbefasse der Metallarbeiter
( E. S. 29), Samburg. Filiale Berlin 5.) Heute, Sonnabend, ben 12. April, abends 8, Uhr, Mitgliederversammlung bei Hoffmann, Dragonerstr. 15: Statutenberatung.
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Posen
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famen Umfätze an Vor
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Gegr. 1867
Um Verwechslungen zu vermeiden achte man genau auf die alte Stiller- Firma!
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25-27 28-30 31-35 36-38
39-40
450 550 625 750 825