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Nr. 94. 30. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts" Berliner Volksblatt

Hbgeordnetenbaus.

170. Sizung. Sonnabend, den 19. April, bormittags 10 Uhr.

Sonntag, 20. April 1913.

Warum wird der Zweckverband nicht bereingezogen? Die billigen auferlegen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Vororttarife haben in erster Linie den Bauspekulanten Milliarden eingebracht. Ministerialdirektor Dr. Freund legt dar, daß das Zivedver­bandsgesetz eine Heranziehung des Zweckverbandes zu den Kosten ausschließe..

Am Ministertisch: v. Breitenbach, Dr. Lente. Abg. Dr. v. Woyna( ft.) ist für die Vorlage, denn im Verzuge Der elektrische Betrieb auf den Berliner Stadt, Ring- liege Gefahr für die Betriebssicherheit. Der Staat soll den Strom und Vorortbahnen. felbst erzeugen. Traurig ist es, wie sich die Großindustrie unter Während die Regierung 50 Millionen gefordert hatte, beantragt einander bekämpft hat. die Kommission, zur Vorbereitung elektrischen Betriebes auf Minister v. Breitenbach erklärt, daß die billigen Vororttarife den von Stadt- und Ringbahnzügen befahrenen Strecken 25 Mil- bie wünschenswerte Dezentralisation der Berliner Bevölkerung lionen zu bewilligen. Weiter verlangt die Kommission eine gefördert habe. Von der Einführung des Normaltarifs, wie sie Dentschrift über die Ergebnisse von Versuchsfahrten mit Trieb- Abg. Würmeling wünscht, fann doch keine Rede sein, gestellen, über die zu wählende Stromart, ihre Erzeugung und Abg. Kreitling( Vp.) wendet sich entschieden gegen die Be­Verwendung, sowie über die Wirtschaftlichkeit elektrischer Zugförde. laftung des elektrischen Betriebes mit der Tilgung und Verzinsung rung auf weiteren Berliner Vorortbahnen. Nach dem Kommissions des Anlagefapitals, die der Minister in der Kommission zuerst ab= antrag soll bei den Tariferhöhungen auch auf die Verzinsung und gelehnt hatte und polemisiert gegen die antiberlinischen Ausfüh­Tilgung des ganzen bisher für die Berliner Stadt, Ring- und rungen der Abgeordneten v. Pappenheim und Würmeling. Berlin Vorortbahnen aufgewendeten Kapitals bedacht genommen werden. zahlt% aller Staatssteuern! Ein Zentrumsantrag will die Regierung ermächtigen, zur als­baldigen Verbesserung der Verkehrsverhältnisse auf diesen Bahnen 6,62 Millionen Mart und für Versuche mit elektrischen Betriebs­mitteln 3 Millionen Mark zu verwenden.

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Abg. Hoffmann( Soz.):

Kinder in die Gepäcknete,

Die Arbeiterwochenkarten auf 15 kilometer Entfernung wollen Sie nur" um 50 Pf. pro Woche verteuern, d. H. um 26 M. pro Jahr, für jedes Familienmitglied, das nach Berlin fahren muß. 600 000 Menschen wohnen in Berlin in einräumigen Woh­nungen zu mehr als 5 in einem Zimmer da will das Zentrum das Hinausziehen aus dem Wohnungselend noch verhindern. Ach, wären die Berliner alle katholisch dann hätten Sie vielleicht ein warmes Herz! Daß die Tausende sich am Sonntag draußen auf dem Lande oder auf ihren Parzellen erholen sollen, wollen das Zentrum und die Konservativen erschweren und verteuern.

Der Landtag muß sich einmal das Recht erkämpfen, in die Be­stimmung der Fahrpreise hineinzureden, die heute Verwaltungs­sache ist. Freilich, dieser Landtag in seinem Haß gegen Berlin würde es vielleicht noch schlimmer machen als selbst diese Regierung!( Sehr wahr! links.)

erzeuge

Das Zweckverbandsgesetz ist so schlecht, daß wir ja seine baldige Aenderung vorausgesagt haben. Jetzt wollen Sie es ja ändern aber nicht, indem Sie in der notwendigen Weise die Regelung der Schul- und Armen lasten zugunsten Berlins machen, wo die armen Gemeinden ihre Kranken und Schwangeren einfach hinschiden! Ich brauche wohl nicht zu versichern, daß uns weder das Der Zentrumsantrag will der Regierung das elende Trinkgeld Dampf- noch das Elektrizitätskapital beeinflußt hat; bei uns ist von 3 Millionen bewilligen. Sieh mal, mehr können wir heute Minister der öffentlichen Arbeiten v. Breitenbach führt aus, nischt zu wollen!( Seiterkeit.) Die Verkehrszustände haben längst nicht, fomm ein ander mal wieder!" daß die Verkehrssteigerung den elektrischen Betrieb unbedingt not- den elektrischen Betrieb notwendig gemacht. Sehen Sie sich doch Hat man denn die Vorotzüge nicht deshalb eingeführt, um überhaupt bewältigen 8 u wendig mache, sonst fönne überhaupt die Verantwor- mur einmal morgens früh die unerhörten, menschen den Fernverkehr tung für den Betrieb nicht mehr getragen werden. unwürdigen Zustände auf unseren Stadt, Ring- und Vor- können? Dafür soll Berlin nun bezahlen. Da mag das ( Hört! hört!) Die bisherigen Lieferanten der Zugkraft, ortbahnen an und am Sonntag noch den vervielfachten Verkehr. Zentrum Berlin nur mit seiner Liebe verschonen! die 2okomotivfabriten, haben aber einen Sturm gegen Es ist bewunderungswürdig, daß nicht viel mehr In der Kommission hatte es sogar verlangt, daß das ganze je­unser Beginnen entfesselt, obgleich die Interessen dieser blühenden unglüd geschieht. Baden doch die Leute am Sonntag, to mals für Stadt- und Ringbahn aufgewendete Kapital durch die Industrie gar nicht gefährdet sind. Von einer allgemeinen fie bis zu 20 in den Abteilen fahren müssen, die Fahrpreise verzinst werde. Und das nahm die Kommission an, Einführung des elektrischen Betriebes auf den ganzen Staatsbahnen troßdem der Minister die Massenflucht der Fahrgäste voraussagte. ist schon aus militärischen Gründen gar keine Rede. Wir um nur stehen zu können. Müßte die Bahn Strafen zahlen für So haßt diese Mehrheit Berlin ! Ja, ein Antrag verlangte, durch erwarten vom elektrischen Betrieb eine Steigerung der Sitzpläge Ueberfüllung die Ueberschüsse würden sich stark vermindern. Im Fahrpreiserhöhung für eine solche Verminderung der Frequenz pro Stunde von 11 700 auf 24 400. Statt 24 Büge im Höchstfall Norden, Osten, Südosten, selbst im Westen und Südwesten ist Ab- der Bahn zu sorgen, daß keine Betriebsänderung nötig werde! werden wir 40 Züge fahren können. Das tann ein noch io hilfe unaufschiebbar, und wenn das hier für die Ringbahn als( Sört! hört! links.) verbesserter Dampfbetrieb nicht leisten. Ber unnötig bezeichnet wurde( durch Abg. v. Pappenheim ), so sehen Von der Steuerkraft Berlins reden Sie nicht die lassen Sie stärkter Dampfbetrieb wäre außerdem um 18 Millionen teurer, selbst Sie sich doch nur das Ineinanderwachsen der Stadt und der Vor- sich still gefallen, aber möglichst ohne Gegenleistung auf dem Gebiet ohne Kohlenpreissteigerung. Alle Weltstädte mußten zum elektrischen orte an, die die Ring- und Vorortbahn längst zur Stadtbahn ge- des Wahlrechts oder sonstwo. Betrieb übergehen. Am zweckmäßigsten wird Wechselstrom sein. macht haben. Die Rauch- und Geräuschplage in den immer dichter Wir verlangen, daß der Staat den elektrischen Strom selbst Vieles spricht dagegen, die Stromlieferung den großen Elettrizitäts­unbekümmert um die bereitwilligst gewährten Infor­werken zu übertragen, da sonst ihre Macht noch bedeutend gestärkt besiedelten Vierteln an der Ringbahn spricht doch auch für die mationen der Interessenten, die einige Kommissionsmitglieder be­ärde. Eigene Stromerzeugung wird besser sein. Die Tarif­erhöhung ist unentbehrlich. Wir stimmen den Kommissionsbeschlüssen, übernehmen für Wollen die Gegner der Elektrisierung etwa die Verantwortung fähigten, die ältesten Regierungspraffiter als ganz unfähig hinzu­stellen!( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Das Privat­die die Wannseebahnen und die Stettiner Vorortlinien ausscheiden, tapital sucht durch ein gemischtes System möglichst viel noch zu fürs erste zu. Den Zentrumsantrag lehne ich ab. Bum Schluß betont der Minister die große Bedeutung Berlins für das Wirt nach Art der von Johannisthal und von der Jannowißbrücke? Wir retten. Darauf dürfen wir uns nicht einlassen. Wenn die Staats­schaftsleben des ganzen Reiches und Staates, appelliert an die nicht!. Das Reichsgericht hat lebthin den Fiskus schadenersatz- berwaltung vernünftig vorgeht, kann der Staat gar nicht mit einem führenden Elektrizitätsfirmen, ihren Weltruhm nicht durch Profit- pflichtig gemacht wegen der unzureichenden Bahnzustände in Berlin . eigenen Werk schlechte Erfahrungen machen. Wenn Sie die Regierungstechniker Denken Sie daran, wie 1380 furze Zeit nach Ablehnung der wut erschüttern zu lassen und ersucht um Annahme des Gesetzes. Abg. v. Pappenheim ( f.) will feineswegs eine Verkehrsver- Bahnhoferweiterung in Steglih das furchtbare Unglüd passierte! ahnungslos hinstellen warum beantragen Sie nicht ihre befferung verschleppen, will auch nicht Dampfinteressenten vertreten, Saben Sie den Mut, die Vorlage danach abzulehnen? Die an- bfebung? Jch, der Sozialdemokrat, mußte Ihnen wirft aber der Regierung vor, von einem großen Konzern beeinflußt gekündigte Tariferhöhung bekämpfen wir im Interesse aller er zurufen:" Saben Sie doch mehr Vertrauen zu den Regie­zu sein. Wir sehen nicht flar über die Kosten, um so weniger, als werbstätigen Menschen aufs schärfste. Das Anlagetapital mit rungstechnikern!"( Hört! hört! links.) Da müssen sich die Beamten den Boden hat der doch recht unfähig vorkommen und denken, daß sie den Staat auf Verlangen der Heeresverwaltung alle Einrichtungen des Dampf- 4 Milliarde anzusehen ist Phantasie betriebes nebenher bereitgehalten werden müssen. Diese schwere Fiskus für ein Butterbrot bekommen. Und den Fernverkehr ruinieren würden, wenn nicht err v. Pappenheim auf­finanzielle Belastung mahnt uns zu größter Vorsicht, und es ist auf der Stadtbahn rechnen Sie gar nicht mit? Und die Bewohner passen würde.( Heiterkeit.) Besonders auch die auch noch nicht sicher, daß der Telegraphenbetrieb durch den elet- der Vororte werden doch gezwungen, zur Benuzung der trischen Bahnbetrieb nicht gestört werden wird. Der Redner polemis Fernzüge erst mal nach Berlin zu fahren. Den Frach­siert unter dem immer lebhafteren Beifall der Rechten immer tenverkehr nach dem Zentralviehhof und der 3en­fchärfer gegen das Gesetz und sagt schließlich, daß man doch erst tralmartthalle rechnen Sie ja auch nicht mit. Ein flares einmal die vielen, seit Jahren zurüdgestellten Wünsche aus dem Bild kann auch die Regierung nicht geben über die Gebarung der Lande erfüllen solle, statt so sehr viel für Berlin zu tun.( Großer Stadtbahn allein. Beifall rechts.) Die Verzinsung des aufzuwendenden Kapitals wird durch die Oberstleutnant Groener vom Großen Generalstab der Armee Verkehrssteigerung gededt werden; eine Tariferhöhung erklärt, daß die eeresverwaltung nach eingehender Prü- rechtfertigt sie in feiner Weise. Dazu kommt noch die Ersparnis fung feine Bedenten gegen die Einführung des elektrischen durch Elektrizität. Da soll aber Betriebes im Rahmen der Vorlage habe.

Unterstaatssekretär Michaelis vom Finanzministerium bemüht fich, den Abg. v. Pappenheim darüber zu beruhigen, daß das Finanz­ministerium der Vorlage zugestimmt hat. Die Meliorationsbahnen im Lande werden nicht darunter zu leiden haben. Eine Verzinsung des Anlagekapitals der Stadtbahn würde von uns sogar mit Freuden begrüßt.

Abg. Schmieding- Dortmund tritt für die Beschlüsse der Kom­mission ein.

Abg. Dr. Würmeling( 8.) spricht für die Mehrheit seiner Partei gegen die Vorlage und tritt für den 8entrumsan. trag ein, zunächst nur 9,6 Millionen zu bewilligen.

Kleines feuilleton

Elektrisierung.

neue Unglücksfälle

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Berlin um mindestens 8 Millionen Mark zur Ader gelassen werden. Und die eigenen elektrischen Werke des Staates werden auch Ueberschüsse liefern, wie sie das ja auch in privatem Besitz tun. D. A. Schulze führt in der Welt auf Reisen aus, daß die Ab­schaffung der 2. Klaffe die Tariferhöhung überflüffig machen würde, und Stadtrat Wilander- Schöneberg erklärte, daß ein Wagen 3. Klaffe 1% mal mehr Personengeld bringt als ein Wagen 2. Klasse.

Wollen Sie am Ende auch, daß der Fahrpreis von Solingen nach Remscheid die Kosten der Millionenbrüde beden müsse? Nein, Sie wollen einfach Berlin eine neue indirekte Steuer von 8 bis 15 Millionen

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,, rote Gefahr"

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wurde von den Gegnern der Elektrisierung an die Wand gemalt, jo 3. B. von der Deutschen voltsw. Korr.", die von Beziehungen der goldenen zur roten Internationale sprach, weil wir einem längst zeitgemäßen Borschlag der Regierung zustimmten. Man wirft uns vor, daß wir der Tariferhöhung zustimmen. Indessen hat der об Minister erklärt, daß die Tariferhöhung sowieso kommt Verhindern können wir sie Glektrisierung oder nicht! trotz allem Kampf nicht. da ist sie uns schon mit einer Verkehrs­berbesserung lieber, die die tägliche Gefahr für tausende Menschen befeitigt.

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Mit Presseverleumdungen und längst widerlegten Märchen über militärische Gefahren suchte man dem Dampfkapital zu helfen. Stets ist schlecht und ist verkehrt, was uns bei dem Pro­fite stört!" Fast ein Jahr hat die

Verschleppungsmonopoltommiffion gebraucht, und der Minister selbst mußte sich schließlich gegen eine bom Berichterstatter vorgetragene Streitschrift des Lokomotiven­tapitals" wenden!( Sört! hört! links.) Freilich ist dieser Satz in der Korrektur des Kommissionsberichts gestrichen worden, ohne den Minister danach zu fragen. Wir stimmen für den Kommissions­getragen und dort eine ganze Anzahl von Anhängern gefunden, während sich Thalbiber, wenn auch nicht negativ, so doch immerhin steptisch dagegen stellt und die Möglichkeit eines bündigen Beweises vermißt.

Dann kommt das Zusammentreffen des Siegers mit dem ge­fangenen Franzosenkaiser. Sicher auch ein weltgeschichtlicher Moment, den Friedrich Wilhelm Schulze sich so denkt: Der Helden­tönig war ganz erfüllt von dem Gedanken, wie doch alle irdische Größe eitel sei und dem anderen: Welch eine Wendung durch Bekanntlich hat schon Fridtjof Nansen vor kurzem die Tradition Gottes Fügung!" Der Heldenfönig selber aber erzählte Anton der ersten Entdeckung Ameritas durch Nordländer um das Jahr b. Werner: 1000, wie sie in verschiedenen isländischen Sagas niedergelegt ist, " Der Kaiser tam mir auf der Treppe, die zur Haustür in das Reich des Mythus verweisen wollen. Durch Stefansson er­führte, einige Stufen heruntersteigend, mit abgezogenem Käppi hält die alte Auffassung wieder eine wissenschaftliche Stüße. Die und mit einer Verbeugung entgegen. Während ich seinen Gruz Expedition, die auf Kosten des tanadischen Staates unternommen erwiderte, bemerkte ich auf der linken Brustseite wird, ist auf drei Jahre, von 1913-1916, berechnet, während welcher feiner Uniform ein kleines, aufrechtstehendes Zeit die Expeditionsteilnehmer unter den Gingeborenen wohnen Schwert... ich war ganz fonsterniert, hörte werden. Das Schiff der Expedition wird mit drahtloser Tele­faum, was er sagte und fragte mich nur: was graphie versehen werden und beständig Mitteilungen von der Um­hat das Schwert zu bedeuten? Dieser Gedanke welt durch die drahtlose Station auf Nap Nome, der nördlichsten berließ mich auch drin während unserer Unter der Welt, erhalten können. Außer den sprachwissenschaftlichen Gr redung nicht und als ich wieder draußen war, war das gebnissen rechnet man auch noch auf geologische, die sich auf Fest­erste, daß ich Perponcher fragte, ob jemand wisse, was das stellung der vermuteten Kupferfelder auf Viktorialand erstrecken Schwert vorstelle, und ich erfuhr dann, daß es der schwedische sollen. Schwertorden sei!"

Da fiel ihm ein Stein vom Herzen, da konnte er wieder ruhig

Notizen.

Ein neues Filmtheater. Das frühere Theater Groß­Berlin wird unter dem Namen Cines Balast" am Sonnabend von der Cinesgesellschaft" in Betrieb genommen. Zu Beginn der Winter­saison wird der kombinierte Betrieb Barieté und Kino bringen, bis dahin nur Filme. Ein neues Delbruckverfahren". Aus dem Leser­

Was sie denken. Der Oberlehrer Friedrich Wilhelm Schulze ( Water Inhaber der Landwehrdienstauszeichnung zweiter Klaffe; er selber leider militärdienstuntauglich) pflegt seinen Sekundanern den altpreußischen Patriotismus ins Herz zu pflanzen, indem er an den entscheidenden Momenten der Geschichte den Männern an der Sprite die Schädeldecke aufklappt und in ihre erhabenen Ge­danten hineinleuchtet. Etwa so:" Als am 18. Januar 1871 der Heldengreis, eben noch König, jetzt schon Kaiser, im Spiegeljaal des Versailler Schlosses dastand, umgeben von seinen Paladinen, umbrauft von den Heilrufen der deutschen Bundesfürsten, da ge= dachte er jener bitteren Zeit, da er mit seiner teuren, ach! so lange schon berblichenen Mutter, der uns etvig unvergeßlichen Königin Luife im falten Schneegestöber vor dem forsischen Werwolf fliehen mußte, und ein Tränlein der Rührung stahl sich in sein Auge." Die grausame historische Wahrheit weiß es allerdings besser. In dem weltgeschichtlichen Augenblid der Gründung des deutschen Kaiserreichs war der alte Wilhelm verhaltenen und verbissenen Grolles voll wie ein Wachtmeister, der, bei der Besichtigung hinter tem Eskadronschef stehend, bei einem Mann im zweiten Glied schlafen! einen ungeputzten Senopf entdeckt. Und warum? Weil der Groß- Dieser Mann, den in Augenblicken, da andere den eisernen Herzog von Baden feine Knöpfe nicht pardon! weil der Groß- Schwingenfchlag der Weltgeschichte hören, eine ihm nicht zusagende herzog von Baden das Hoch nicht auf den Kaiser von Deutschland , Ehrenbezeugung, ein offener Uniformrod, ein unbekannter Orden sondern nur" auf den Deutschen Kaiser ausgebracht hatte! glühend interessieren, heißt Wilhelm der Große! Allerdings nur Jetzt hat der Stiefelmaler Anton v. Werner, der unter den im engsten Familienkreise. Fittichen des Hohenzollernablers Jahrzehnte hindurch preußische Die blonden Eskimos. Eine Expedition nach dem Land der Geschichte gemalt hat, seine Memoiren erscheinen lassen, banales blonden Estimos" wird für dieses Frühjahr von dem isländisch- kreise wird uns mitgeteilt, daß die unter diefer Spizmarke an­Zeug. Weltgeschichte aus der Stiefelperspektive geſehen, aber mit amerikanischen Sprachforscher Wilhjalmur Stefansson, in Beglei- gezeigte Ausstellung im Buchgewerbesaal sich um ein photographi­manch einem interessanten Beitrag zu dem, was" ste" in wichtigen tung des dänischen Philologen William Thalbiber, der sich bereits ches Kopierberfahren und nicht etwa um ein Drud verfahren Augenblicken denken. pon 1905 bis 1906 in Angmagjalit auf Ostgrönland zum Studium handelt. Da ist der Tag bon Sedan; das französische Heer geschlagen, der eingeborenen Sprache aufgehalten hat, unternommen werden. eingeschlossen, rettungslos verloren, und General Reille kommt, Außer der Schiffsbesaßung nehmen im ganzen zehn Wissenschafter neuentdeckten Prinzregent- Luitpold- Land" nunmehr aufgegeben. Filchner hat den Blan einer zweiten Expedition nach dem um die Kapitulation und den Degen Napoleons anzubieten. Der an dem Unternehmen teil. Das Ziel ist Viktorialand , eine Insel Das Expeditionsschiff Deutschland " wird nunmehr nach Deutschland König Wilhelm", erzählt Friedrich Wilhelm Schulze seinen Sefun- von der Größe Irlands , die im Norden von Amerika zwischen Grön zurückkehren. danern, war tief erschüttert, und auf seinen heldenhaften Zügen land und der Beringsstraße liegt. Sie ist zum erstenmal von weißen stand der Gedanke geschrieben, daß dieses der bitterste, der härteste Menschen besucht worden, als der isländische Harvard - Student Werra zwischen Eschwege und dem Dorfe Schwebda wurden Reſte Vorgeschichtliche Funde. In der Ebene nördlich der Gang für einen alten Kriegsmann sei." Die grausame historische Stefansson dorthin tam und sich ein Jahr unter den Eingeborenen von Pfahlbauten gefunden. Wahrheit, durch den Mund Anton v. Werners, berichtet aus dem aufhielt. Viktorialand hat, soweit man urteilen kann, etwa 2000 Munde Wilhelms I. selber: Einwohner, die nicht alle wie die Eskimos in Grönland und Ronfisziert und freigegeben. Das Wiener Land­Seine Majestät beschrieb das Kostüm des Gene- anderen Orts an der Küste wohnen. Ein großer Teil von ihnen gericht hat die Beschlagnahme des im Anzengruber- Verlage er­rals Reille mit allen Einzelheiten, machte mir die Bewegun- wohnt vielmehr hoch oben im Lande. Das Merkwürdigste an diesen schienenen militärischen Romans, Die Kaserne" von Johann gen vor, wie Reille mit abgezogenem Käppi, ein Spazierstödchen Estimos ist aber, daß viele von ihnen blond find, blaue Augen und Ferch aufgehoben. Der Roman wurde vor kurzem im Feuilleton in der Hand, in die Brusttasche griff, um das Schreiben Napo- helle Augenbrauen haben, und daß fie ferner bedeutend größer find, ber Wiener Arbeiter- Beitung" abgedruckt. Er war wegen angeblicher leons herauszuholen, und äußerte dazu mit einer Art der als es Estimos zu sein pflegen. Dieser Umstand brachte Stefansson Aufreizung gegen die Armee beschlagnahmt worden. Entrüstung oder Entsezen: Und denken Sie, auf den Gedanken, daß sie nicht rein estimoischer Abstammung-Coot im Irrenhause. Der angebliche Entdecker des dabei hatte er den Uniformrod ganz aufwären, sondern Nachkommen Eriks des Roten und seiner Leute, die Nordpols Coot ist, wie seine Schwester mitteilt, als unheilbar irr­geknöpft und man jah darunter feine weiße feinerzeit( 982 als Geächteter) von Jeland und Grönland hinüber finnig in eine Privatirrenanstalt in Banama untergebracht worden. efte. Für das militärische Auge des Kaisers anscheinend nach Winland", d. h. der kanadischen Ostküste, gelangten. Stefanffon Die gegen ihn gerichteten Angriffe sollen nicht zuletzt die Ursache etwas ganz Unglaubliches." hat diese Theorie der Geographischen Gesellschaft" in London vor seiner Erkrankung sein.

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