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Nr. 96. 30. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

145. Sigung. Montag, den 21. April 1918,

nachmittags 2 Uhr.

Am Bundesratstisch: v. Heeringen.

Militär- Etat.

Vierter Tag.

Die Beratung beginnt beim Kapitel

Garnisonverwaltungs- und Serbiswesen". Abg. Werner( Hersfeld  , Antis.) wünscht eine Besserstellung der Kasernenhofinspektoren.

Abg. Idler( natl.) bemängelt die Art der Vergebung von Arbeiten durch verschiedene Garnisonverwaltungen.

Abg. Pauly- Cochem  ( Zentrum) wendet sich gegen die Berüd­fichtigung ausländischer Firmen bei den Arbeiten zur Unter­haltung der Gebäude. Zur Bedeckung sollte nur deutscher   Schiefer

verwendet werden.

werde.

Abg. Dr. Belzer( 3.) verteidigt die Zulage für die Offiziere der Bejagung auf Burg Hohenzollern  , die von den Abgg. Stücklen und Gothein zu Unrecht bemängelt feien. Weiter wünscht der Redner, daß nach Hechingen   ein Bataillon verlegt Abg. Dr. Neumann- Hofer( Vp.) Klagt darüber, daß die Kom­mandeure der Truppenübungsplätze den Wünschen der umwohnenden Bevölkeruns zu wenig Rechnung tragen, speziell bezüglich der Grasnuzung.

Abg. Rupp- Baden( f.) wünscht Reformen auf dem Gebiet der Servisvergütung; speziell für Pferde sei die Vergütung viel zu niedrig.

Dienstag, 22. April 1913.

Abg. Noske( Soz.):

eine

erkannt worden. Das ist keine Erklärung. Ist der Grund etwa der, daß viele Militärärzte in jedem franken Soldaten zunächst einen Ich bin erstaunt darüber, daß der Kriegsminister für die Wieder­Betrüger und Simulanten sehen, was schon vielen braven herstellung der Regierungsvorlage eintritt. Die neue Nüstungs­Soldaten das Leben gekostet hat?( Sehr wahr! bei den Sozial- vorlage ist in erster Linie durch die Treibereien gewisser demokraten.) militärischer Kreise verursacht worden. Der Reichskanzler Weiter sollte doch auch in solchen Fällen die Militärverwaltung hat an die Opferwilligkeit der bessergestellten Kreise sich mit der Zivilverwaltung ins Benehmen sehen, damit keine angesichts der Heeresvorlage appelliert. Wenn irgend lebertragung der Krankheit auf die Zivilbe Gruppe von Angehörigen der besitzenden Klasse in Deutsch­völkerung stattfindet. Zum Schluß bitte ich, den Leuten, die land Anlaß hat, bei diefer Gelegenheit opferwillig zu sein, ihre Kinder auf so schreckliche Weise verloren haben, einen angefo find es die kommandierenden Generäle, für die sich der Kriegs­messenen Schadenersatz zu geben. Es handelt sich um minister aber jetzt ins Zeug legt, weil ihnen zugemutet wird, einen 20 Leute, deren Gesuche man wohlwollend prüfen sollte.( Beifall geringen Teil ihrer hohen Bezüge zu opfern.( Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) links.) Diese Herren, die ein jährliches Einkommen bis zu 60 000 m. haben, könnten doch wohl das Opfer von 900 M. bringen.( Sehr richtig! links.) Der Reichstag   hat allen Anlaß, an den Beschlüssen der Budgetkommission festzuhalten.( Lebhafter Beifall links.) Der Titel wird gegen die Stimmen der Rechten nach den Beschlüssen der Budgetkommission angenommen. Beim Kapitel Verwaltung der Remontedepots" bemerkt

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Generalarzt Schulz: Die Typhusepidemie in Hanau   ist auf eine Reihe verhängnißvoller Umstände zurückzuführen, auf den Genuß eines Kartoffelsalates, in den durch eine Kartoffelschälerin Typhus bazillen   hineingebracht waren; eine Unsauberteit in der Bataillonstüche fann zur Entstehung der Massenerkrankung nicht herangezogen werden. Klagen über schlechtes Essen sind an die Ver­waltung nicht gekommen. Wenn der Vorredner sich beflagt, daß die Krant heit so spät erkannt wurde, so bemerke ich ihm, daß sehr häufig Typhus Abg. Schmidt- Meißen  ( Soz.): Der Abg. Haeusler hat erst nach der zweiten Woche erkannt wird und jeder gewissenhafte darauf hingewiesen, daß an den hohen Offizierstellen Millionen Arzt wird sich hüten, die Diagnose zu schnell zu stellen. Dem erspart werden könnten. Statt dessen spart die Militärverwaltung Vorwurf, daß viele Militärärzte in jedem franken Soldaten zunächst bei den Arbeitern der Remontedepots. In Sachsen   ergistieren einen Simulanten sehen, muß ich mit allem Nachdruck entgegen- drei solcher Verwaltungen; dort erhalten die Arbeiter im Sommer treten. Ueber die gegenseitigen Mitteilungen von Erkrankungen 1,90 M. pro Tag( hört! hört! bei den Sozialdemokraten), im zwischen Zivil- und Militärbehörden bestehen gesegliche Vor Winter 1,50 M.( Hört! hört!) Entsprechend find die Löhne aller chriften, die in Hanau   jedenfalls auch befolgt worden sind. Sategorien. Die Arbeitszeit beträgt 10-13 Stuuden. Bei diesen Die Unterstügungsgesuche werden durchaus wohlwollend ge- Löhnen müssen die Arbeiter sich für ein Jahr verpflichten, und müssen prüft werden. schriftlich anerkennen, daß sie sich Abg. Hoch( Soz.):

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Ich bedaure sehr die Art und Weise, wie die Militär­

verwaltung meine Ausführungen behandelt. Die Herren wollen

der Gesindeordnung unterwerfen

( Lebhaftes Hört! hört!). Natürlich reicht der Lohn nicht aus, und Abg. Schmidt- Meißen  ( Soz.): Beim letzten Herbstmanöver in Sachsen   wurde der Güter- offenbar aus den Hanauer Vorgängen nichts lernen.( Sehr richtig! die Frauen müssen mitarbeiten, und das benutzt die Militär­berkehr wochenlang auf mehreren Stationen völlig gesperrt; bei den Sozialdemokraten.) Dabei handelt es sich um Dinge, die verwaltung, um die Frauen zu ganz elenden Bedingungen es trat in Riesa   vom 9. September bis zum 13. Oftober eine Ver- fich an anderen Stellen leicht wiederholen können, wenn nicht zu beschäftigen. Besonders traurig ist die Lage der Arbeiter bei fehrsstockung ein. Das geht weit über das Maß des Zulässigen bessernd eingegriffen wird. Was ich hier vorgetragen habe, stügt Krankheit; da erhalten die männlichen Arbeiter 75 Pf.( Hört! hört!), hinaus. Die Militärverwaltung sollte darauf Rücksicht nehmen, daß sich auf durchaus einwandfreies Material. Der die Frauen 25 Pf.( hört! hört!) Bekommt die Militärverwaltung in Deutschland   auch einige Leute existieren, die das Geld ver Vertreter der Militärverwaltung erklärt hier aber einfach: es denn zu diesen Löhnen Leute? Nun, sie beschäftigt in Massen dienen müssen, das die Militärverwaltung verbraucht.( Sehr steht nicht in den Akten, also existiert es nicht. ausländische Arbeiter( pört! hört!), das ist der Schutz richtig! bei den Sozialdemokraten.) Ich will keineswegs meine Vorwürfe auf sämtliche Sanitätsoffiziere der nationalen Arbeit, von dem hier immer die Rede ist. ausdehnen, aber es steht fest, daß sie auf sehr viele dieser Aerzte Die Militärverwaltung sollte schleunigst für Remedur sorgen.( Bei­zutreffen. fall bei den Sozialdemokraten.) Kriegsminister v. Heeringen: Es ist eine selbstverständliche Pflicht der Militärverwaltung, daß sie für die Gesundheit der Soldaten sorgt. Ebenso selbstverständlich ist es, daß wir bei einem so traurigen Fall, wie dem Hanauer, den Ursachen nachgehen. Es muß aber bestimmt in Abrede gestellt werden, daß hier eine Schuld der Ver waltung vorliegt. Wir haben die Vorgänge untersucht, schon ehe der Abg. Hoch mit seinen Angriffen fam. Wenn Abg. Hoch uns Der Bundesratsvertreter war nicht im stande, auch nur eine bestimmte Angaben macht, so werden wir sie prüfen, aber mit so der von mir angeführten Tatsachen zu widerlegen.( Sehr wahr! allgemeinen Angaben lommt man nicht weiter. Wenn der Abg. Hoch bei den Sozialdemokraten.) Ich habe ihnen ja die üblichen Säge von den niedrigen Preisen für die Speisen sprach, so kann das doch mitgeteilt, und es ist schlimm, daß die Militärbehörde sich danach bei dem Kartoffelsalat nicht in Betracht kommen, und Kartoffelsalat richtet, um den Landwirten nicht Konkurrenz zu machen. Dabei ist doch an und für sich ein ganz schönes Essen.( Heiterkeit.) Den werden von den Landwirten diese Löhne an Ledige gezahlt, von Angriffen gegen unsere Sanitätsoffiziere muß ich entschieden der Militärverwaltung dagegen an Verheiratete.( Hört! hört! entgegentreten.( Beifall rechts.) bei den Sozialdemokraten.)

Abg. Koßmann( 3) flagt über Manöverschäden; die Flurschäden werden zu spät und zu niedrig abgeschätzt. Generalleutnant Staabs: Die Heeresverwaltung ist dauernd und nachdrücklich bestrebt, die Abschätzung der Flurschäden zu beschleunigen und gerecht zu gestalten. Bei den Manövern ist die Schulung des Eisenbahnpersonals außerordentlich wichtig und die Heeresverwaltung ist der Eisenbahnverwaltung dankbar, wenn sie dieser Aufgabe in weitem Maße entgegenkommt.

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Das Kapitel wird bewilligt. Es folgt das Kapitel Militär­bauwesen". Abg. Weinhausen( Vp.) wünscht Etatisierung der Bautechniker und Bauunterbeamten. Generalleutnant Staabs: Die Militärverwaltung steht dieser Anregung sympathisch gegenüber; ein entsprechender Antrag ist aber früher von der Budgetkommission abgelehnt worden.

Abg. Hubrich( Vp.) wünscht Besserstellung der Bausekretäre. Das Kapitel wird bewilligt. Es folgt das Kapitel Militärmedizinalwesen".

Abg. Hoch( Soz.):

Schon am 11. Januar habe ich die Militärverwaltung auf die Typhusepidemie in Hanau   hingewiesen. Aus ihrer Antwort sowie aus der mir in der Budgetkommission erteilten habe ich die Ueberzeugung gewonnen, daß sie die Vorgänge nicht mit der nötigen Gründlichkeit untersucht hat. Die Uebertragung der Krankheit soll durch eine als Kartoffelschälerin beschäftigte Frau erfolgt sein, aber Unsauberkeit in der Küche soll nicht geherrscht haben. Das ist nicht richtig. Es wurde polnischer Salat angefertigt, zu dem fehr viele Kartoffeln zu schälen waren, und den Salat ließ man über Nacht stehen. Das ist schon sehr bedenklich. Große Lieferanten verdienen sehr viel an der Militärverwaltung, fleine Lieferanten aber

werden von ihr ſehr gebrückt. Das Effen beim Eisenbahnregiment war schon monatelang vor Ausbruch der Epidemie sehr schlecht geworden; die Verstorbenen hatten schon monatelang vorher in Briefen an ihre Verwandten darüber

geklagt. Die Lebensmittelpreise sind in Hanau   sehr hoch. Trotz­dem kauft die Militärverwaltung eber wurst für 55 Pf. das Pfund.  ( Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Dafür tann teine gute Ware geliefert werden. Es ist gesagt worden, die An­zeichen, daß es sich um Typhus   handelte, sind in Hanau   sehr spät

Kleines feuilleton

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Abg. Hoch( Soz.):

Sächsischer Generalmajor v. Weißdorf  : Die Löhne bei den Remontedepots werden nach den Dienstanweisungen festgesett und richten sich nach den in der Umgebung der Depots üblichen Säßen. Auf die Uebertreibungen des Vorredners brauche ich wohl nicht näher einzugehen.( Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Abg. Schmidt- Meißen  ( Soz.):

Beim Kapitel Umzugs- und Reise sowie Trans­porttosten" ergreift das Wort Abg. Noske( Soz.):

Ich muß nochmals betonen, daß ich meine Angaben hier auf Grund einwandfreien Materials gemacht habe. Aber man kann hier sagen, was man will, die Herren wissen das immer Der Reichstag   muß Verwahrung einlegen gegen ungerechtfertigtes besser, obwohl sie nicht die Fühlung mit den Soldaten haben, Hin- und Herschicken von Truppen und gegen die Verwendung von die wir haben. Ich habe nicht bloß allgemeine Angaben gemacht. Soldaten fär nicht militärische Zwecke. Um derartiges Allerdings darf ich es nicht wagen, dem Kriegsminister die Briefe scheint es sich bei der Verwendung von Pionieren auf vorzulegen, die mir zugegangen sind, das ist nicht möglich bei der der Saalburg   zu handeln, die dort nicht mit modernen In­Rücksichtslosigkeit, mit der heutzutage gegen alle diejenigen vor- strumenten, sondern mit solchen altrömischer Soldaten gegangen wird, die im Verdacht stehen, Sozialdemokraten Schanzarbeiten ausführen.( Hört! hört! bei den Sozial­zu sein, oder sozialdemokratische Abgeordnete zu informieren. demokraten.) Das ist eine Verwendung von Soldaten für ( Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.)

Der Titel wird bewilligt.

Beim Kapitel Pferderationen für die komman dierenden Generale", wo die Budgetkommiſſion Abstriche vorgenommen hat, ersucht

Kriegsminister v. Heeringen, die Regierungsvorlage wieder her­zustellen. Die Beschlüsse der Budgetkommission würden eine er­hebliche Verminderung des Einkommens der komman­dierenden Generäle bedeuten.

Abg. Edler Gans zu Buttlig( tons.) erklärt, daß seine Partei für die Wiederherstellung der Regierungsvorlage stimmen werde.

private Liebhabereien des Kaisers.

Auch die Heranziehung der Rathenower   Husaren nach Berlin  dem Dienst zu tun. Wir haben kein Geld, um es für unnüße zu einer privaten Familienangelegenheit hat nichts mit

Zwecke zu verpulvern, und wir müssen uns verbitten, daß die Söhne des Voltes im Soldatenrock als Paradetruppen für Prinzen und ihre Bräute verwendet werden.( Sehr wahr bei den Sozialdemokraten,) Gegen solche Verschleuderung von Reichsmitteln muß der Reichstag  protestieren. Witrde der Kriegsminister die Stimmung im Volfe fennen, so würde er gegen solche Verwendung von Reichsmitteln Einspruch erheben.( Beifall( bei den Sozialdemokraten)

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war feiner von den vielen, die dem ortsüblichen elbflorentiner Kaiser von Rußland  " den Weg nehmen darf vom Munde des Lataientum mit Leib und Leben verfielen. Er war ein Forderer, Schauspielers zum Ohr des Publikums." So spie der Ingrimm dem das Lebensziel der bloßen Streber, der Fraß aus der Königs- eines Dichters dem Dresdener Hof auf die Schwelle. frippe, nicht genügte. Seine Künstlerschaft wollte sozial bauen, und In eben diesem Briefentwurf an Bechstein sagt Otto Ludwig  : weil er oben auf blöden Stumpfsinn stieß, wurde er zum politischen Ich sehe ein, daß ein dramatischer Poet seine eigenen Stücke sehen Die patriotische Kunst" wirkt herausfordernd! Es hat sich in Anfläger. Das hat ihm der feile Servilismus der Krippenseelen muß, um gefördert zu werden." Er mußte aber vorderhand auf Preußen etwas begeben, das bei dem unbeteiligten Dritten sehr viel mit dicken Haßstrichen angefreidet. Unter anderen ein Dr. Schäfer, diese Gelegenheit noch verzichten, seinem andrängenden, auf­Schmunzeln erwecken wird. Anton von Werner  , der nationale der in einem jest wieder ausgegrabenen Jahrbuch Freie Gaben für begehrenden dramatischen Talent die wichtigste Schulung zu bieten. Stiefelmaler, und die hohe Stelle", die bei uns in allen offiziellen Herz und Gemüt", das 1855 erschien, eine byzantinisch geschriebene Die Knechtseligkeit des sächsischen Hofes war so grenzenlos groß. Kunstdingen entscheidet, waren bisher ein Herz und eine Seele. Abhandlung über den sächsischen König Friedrich August II.   ver- daß sie auch den schlicht- natürlichsten Wünschen fünstlerischen Lebens Anton redete in der Akademie gegen die Sezession, und die hohe öffentlichte. Aus diesem Auffaze erfährt man, daß Wagner in den Luft, Licht und Boden mißgönnte. Ludwigs derber Satz von den Stelle" zeigte sich unerbittlich gegen die Rinnsteinkunst. Und diefer politischen Klubs der Revolutionszeit aus feinem Herzen höfifchen Steißsaugern merkt sich gut. Im Kapitel Dresden   und Hohenzollernmaler ist mit seinen großen patriotischen Schinken teine Mördergrube machte: er ging dem Königtum mit offenem die Kunst" wird das Wort fortan Dienste tun. ( Sedanpanorama usw.) nicht zur Ausstellung im Glaspalast zu Angriff zu Leibe. Das eben wurde ihm von Schäfer schwer gelassen worden. In dem Jahre, wo S. M. sein Jubiläum feiert verdacht. Höhnisch bezeichnete er den Hofkapellmeister als einen und der von ihm bevorzugte Akademiedirektor 70 Jahre alt wird Menschen, der in seiner übersprudelnden Genialität aus Gnade und Ein großes Wagnis unternahm die Dresdener   Volts­und die nationale Woge berghoch geht! Barmherzigkeit den König wenigstens noch zum Präsidenten der Singakademie, als sie im großen Saale der Brauerei Fried­neuen projektierten sächsischen Republik machen wollte". Aufgeregt richshain am Sonntag nachmittag Beethovens Missa nagelte er die Tatsache fest, daß Leute, die des Königs solemnis" zur Aufführung brachte. Dieses Wert stellt dem Brot essen", gegen diesen in den Vereinen redeten. Das war Chor dermaßen heifle Aufgaben, daß es selbst für die bestdiszipli­freilich ungeheuerlich für die grünweißen Krippenschnorrer, und zu nierten, tüchtigsten Chöre eines der allerschwierigsten Probleme bleibt. vermerken ist nur noch, daß diese Sippschaft noch heute in Elb- Man konnte also wohl dieser Aufführung durch einen Volfschor mit florenz   wunderbar blüht und gedeiht und jeder kräftig gefunden einigen Befürchtungen entgegensehen. Aber es zeigte sich, daß alle Luftbewegung im Kunstleben die Ventile verstopft. Befürchtungen grundlos waren. Was der Dresdener Chor hier

Welch' eine Wendung!

Die Voff. Zeitung", die diesen amüsanten Beitrag zur Hof geschichte beisteuert, verrät auch die Motive: Man findet eben diese Wernerschen Bilder, die der König von Preußen seinerzeit angefauft hat, herausfordernd und aufreizend und nimmt zarte Rücksicht auf die Stimmung der westlichen Nachbarn.

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Mufik.

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Die Weltgeschichte" ist doch manchmal nicht ohne Ironie! Die Hoffreise befehren sich zu unserer Anschauung, die in den Wie damals in Dresden   das freie Ausleben der Kunst gebemmt darbot, ist hoher Anerkennung wert. Dieser trefflichen Leistung Schlachtenbildern immer sehr wenig Kunst und sehr viel chauvinistische wurde, erfährt man auch aus dem Konzept eines Briefes, das sich gegenüber wird jeder Sachkundige von der Arbeitskraft und dem künstleri­Heze gefunden hat. Und die Patrioten zetern, von der zahmen in einem Notizbuch des Dichters Otto Ludwig   fand. Esschen Ernst der Dresdener   Gäste eine hohe Meinung haben müssen. Hier Boffin angefangen, ob der Unterdrückung berechtigter nationaler stammt offenbar aus dem Jahre 1845, war an Ludwig Bechstein   in wurde der Beweis geliefert, daß keine künstlerische Aufgabe, so schwer Empfindungen und allzu ängstlicher Rücksichtnahme auf die nationale Meiningen   gerichtet und wird erst jegt bekannt. Bon Ludwigs sie sein möge, einem Voltschor unüberwindliche Hindernisse in den Eigenliebe anderer. Trauerspiel Die Rechte des Herzens" ist darin die Rede. Eduard Weg stelle. Die Männerstimmen des Chors find den frischen, träf­Devrient interessierte sich dafür und empfahl es der Generaldirektion des tigen Frauenstimmen keineswegs gleichwertig. Es muß das Be­Knechtseligkeit unten und oben. Die sächsische Königsstadt an Dresdener Hoftheaters in den letzten Tagen seiner Amtierung als Ober- streben des Chorleiters fein, die stumpfen, glanzlosen Tenöre, die der Elbe tut sich etwas darauf zugute, daß ihr Name im Leben so regiffeur; er legte dies Amt, wie Ludwig sagt, nieder vielfältig getränkt matten Bässe durch geeigneteres Material zu ersetzen. Durch diesen bieler großer Künstler genannt werden muß, und mit schier gewerbs- und behindert im tüchtigsten Streben, die gefallene theatralische Kunst Mangel an Glanz kamen einige der ekstatischen Höhepunkte um ihre mäßigem Eifer wird an der schon legendär gewordenen Ueberliefe- wieder zu erheben", auch er also einer von denen, die von der Dresdener   volle Wirkung. Nichtsdestoweniger bleiben die Sicherheit des Chor= rung weitergesponnen, Dresden   sei so eine Art Elysium der Künstler Kunstmisere weggeschreckt wurden. Das Drama Ludwigs wurde ensembles, die Klarheit der Stimmenführung und die fein abgetönte gewesen. Aber immer treibt von Zeit zu Zeit ein fräftiger Wind- aber trotz Devrients Fürsprache von der Dresdener   Bühne abgelehnt Nuancierung zu bewundern. stoß ben dicken blauen Dunst dieser Legende auseinander. Das ist und zwar aus Gründen, die der Dichter schon vorweg bedacht und Der Leiter, Musikdirektor Johannes Reichert, hat sich mit jezt wieder einmal der Fall und zwar von zwei Seiten her auf befürchtet hatte. Das Stück war in die Zeit nach dem Polen  - diesen in langwieriger und mühsamer Arbeit erreichten Ergebnissen einen Zug. Zwei Dokumente, aus alten Papieren an den Tag ge- aufstande der dreißiger Jahre verlegt und barg Erinnerungen an( das Programm spricht von 80 Chorproben zu diesem Werk) als ein holt, bezeugen, wie sehr die Männer, deren Namen heute großen die Stimmungen, die das polnische Flüchtlingstum schwärmerisch berufener musikalischer Erzieher, als eine starke, treibende Straft und Klang haben, in Dresden   unter drückender Stickluft litten. berherrlichten. Das eben verlegte ihm den Weg auf die Dresdener als eine Persönlichkeit von tünstlerischer Kultur erwiesen. Auch die

Der Hundertjahrstag der Geburt Richard Wagners bringt Bühne. Denn auch in Dresden   bauchrutschte man vor dem russischen Solisten trugen das Ihrige bei zum Gelingen der Aufführung. Die verschollene Einzelheiten aus des Meisters Dresdener   Tagen ans Machthaber, dem Hort des in Revolutionsängsten fröstelnden Ab- Altistin Fel. v. Normann und der Tenorist Emil Enderlein Licht. Empört über das höfifche Regiment stürzte sich der königlich solutismus, und so fam's, daß, mit Ludwigs Worten, die Polen   taten sich besonders hervor. Frl. Gertrude Sachse war die Sopran­sächsische Kapellmeister in die Revolution. Er hat sich später bemüht, über in dem Trauerspiel für Konterbande angesehen wurden: an partie anvertraut, der Bassist Herr Rudolf Kratina war noch in diese Episode seines Lebens zu schweigen, aber der Steckbrief des diesem Hof, der so ganz an Rußlands   Steiß fich legter Stunde für den behinderten Herrn Zettmahr eingesprungen. Dresdener Stadtgerichts, das ihn zu den besonders gefährlichen festgesogen hat, daß nicht der Name eines russischen Herrschers, Das Berliner   Blüthner- Orchester führte den wichtigen instrumentalen Individuen" rechnete, stempelt seine Rolle immerhin deutlich ab. Er ja nicht einmal ihr Titel Die Majestät von Rußland  " oder" Der Teil gut aus.

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