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Nr. 98.

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Ericheint täglich.

"

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1983.

Donnerstag, den 24. April 1913.

Die Eritürmung Skutaris.

Cetinje , 23. April. ( Amtlich.) Die montenegri­nischen Truppen sind siegreich in Skutari eingezogen.

Die Ueberraschungen fol­gen einander in diesem unglückseligen Krieg. Angesichts der internationalen Flotte des einigen Europas haben die Montenegriner mit Hilfe der dem Ge­bot der Mächte ach so gehorsamen Ser­ben Skutari gestürmt und die Festung, die so lange widerstanden, nun doch erobert. Ströme von Blut sind geflossen, aber der König Nikita hat feinen Willen durchgesetzt, er hat die Türken besiegt und so nebenbei das übrige Europa die Stellung der Dynastie ist neu gefestigt.

-

Was nun? An sich gibt es nichts,

was den europäischen Völkern gleich­

Karte der Belagerung von Skutari .

Skutari

Kadrum

Koplik

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MONTE

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Obili& Gawalzo

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Amy Kosmarsch

Tarabosch 900m

Oblika

Robof

Sutasi

gültiger sein könnte als die Frage, ob Dulcigno

Stutari zu Montenegro oder zu dem neuen Kunstprodukt der europäischen Diplomatie, Albanien , gehören solle. Und auch daß das Papier, das die Unterschrift der erleuchteten Diplo­maten trägt, zerrissen im Winde flattert, wäre zu ertragen. Eine Bla­mage der europäischen Diplomatie, was weiter? Der Blamagen sind so biele, daß die Gewohnheit sie den Herren schon erträglich gemacht haben muß. Und so könnte der Fall Stutaris

CHES

Bojang

Liaresi

MEER

S.Vicolo

Alter Drin

Gojanni

Berditza

Midia Pistol

Buschati

Soisi( Broiza)

Belaj

Haimelli

$ Pelegrino

Daitschi

Kakarriko

Pto San Giovanni di Medua

Türkische Vorposten linie

0

5

10

15 Km.

Hafeny S.Gioy di Medug

Martin

Türkische Truppen mim Montenegriner Serben

Drin Mündung

Troschiani Kalmeti

Mlessio 8621

Der Fall der Festung.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 1984.

milie und der Armee stürmische Ovationen bereiteten, Rönig Nikolaus hielt vom Balkon eine Ansprache an die Menge. In Cetinje herrscht unbeschreibliche Begeisterung. Die Ver­treter der verbündeten Balkanstaaten erschienen im Palast und beglückwünschten den König, der sie umarmte.

Jubel in Belgrad .

Belgrad , 23. April. Die Nachricht von der Eroberung Skutaris hat hier die größte Freude hervorgerufen. Die Häuser sind geflaggt, und in der Stadt, insbesondere vor dem Polais, wurden stürmische Sundgebungen veranstaltet. In der Stupshtina teilte Ministerpräsident Paschitsch mit, daß ihm die freudige Nachricht von dem Fall Skutaris von dem serbischen Gesandten in Cetinje zugegangen sei. Die Stupschtina beschloß unter stürmischen Bivio - Nufen, die montenegrinische Stupschtina zu dem Siege zu beglückwünschen. Die Opposition hatte verlangt, daß die Sigung zum Zeichen der Freude geschlossen werde. Dieser Antrag wurde abgelehnt und die Situng auf eine halbe Stunde unterbrochen.

Sympathiekundgebungen der Tschechen.

Prag , 23. April. Wie die" Bohemia" meldet, sind die all= slawischen Fahnen an den Häusern in Prag , welche aus Anlaß der Einnahme von Stutari durch die Montenegriner ausgehängt waren, auf Anweisung der Polizei entfernt worden, ebenso wurden zahlreiche Sympathietelegramme an die montenegrinische Regierung von der Postverwaltung angehalten.

Es

Die Auffaffung in Wien .

und

Wien , 23. April. ( Privattelegramm des Borwärts".) Mit dem Fall Stutari kommt der europäische Friede vor die legte, vielleicht aber auch vor die ernsteste Schwierigkeit. Davon, daß der König von Montenegro aus der Stadt, an deren Eroberung er so viel gewagt hat und die so viel montenegrinisches Blut getrunken, nicht gutwillig und freiwillig abziehen wird, ist un zweifelhaft. Und er handelt hier sicherlich nicht auf eigene Faust, denn diefe blutige Belagerung war doch nur möglich, weil hinter ihr auch der leidenschaftliche Wille des Kleinen Volles selbst stand. Auf der anderen Seite erscheint durch die Beschlüsse der Londoner Botschafterkonferenz und durch die Flottendemonstration an der Stutari- Frage das ge samte Europa engagiert, und es ist wieder undenkbar, daß dieses die vollzogene Tatsache" des Falles der Festung akzeptieren das Ende dieses Krieges bedeuten, wenn nicht unser öster! östlichen und südwestlichen Front eine ganze Reihe Befestigungen, tönnte. Welche Mittel jenes sagenhafte Europa aber abwenden reichischer Bundesgenosse auf seinen Schein be- auf denen nunmehr die montenegrinische Fahne weht. Heute früh tönnte, um Nitita aus Stutari herauszubringen, ist absolut nicht zu stünde, den Europa ihm ausgestellt hat. unternahmen die Türken mit frischen Truppen einen erkennen. Die eigentliche Gefahr ist aber die, daß Stutari heute zu So wird denn eine Lösung für diese Frage gefunden Gegenangriff, wurden aber mit beträchtlichen Verlusten einer Frage des Prestige von Desterreich- Ungarn ge werden müssen und uns kann jede Lösung recht sein, wenn zurückgeschlagen. Unsere Verluste sind groß, jedoch worden ist, und daß man in Wien in dieser Sache, wenn man noch nicht genau festgestellt. Auf allen Befestigungen um fie nur eine friedliche bleibt. Denn ein Krieg um futari herum und in der Stadt selbst bemerkt man leb- ſchon einlenten tönnte, teineswegs eintenten wollen Sfutari wäre heller Wahnsinn, eine Unmöglichkeit, die keine Hafte Bewegung. Die Kämpfe dauern fort. Der Fall Stutaris wird. fann also sehr leicht geschehen, daß sich Desterreich Ungarn trennt Regierung ihrem Volke zumuten darf. Die Aussichten für steht bevor. von Europa eine solche Lösung sind aber auch durchaus nicht ungünstig. das Unternehmen, Montenegro zur Raison zu bringen, auf In Paris wie in London fordert man, daß ein Ausgleich Wien , 24. April. Die Südslawische Korrespondenz eigene Rechnung und Gefahr betreibt. Aber das könnte, ja müßte gesucht und gefunden werde, daß Montenegro Entschädi- meldet aus Cattaro : Soeben" trifft die Nachricht ein, daß dazu führen, daß Desterreich in Montenegro einmar­gungen erhalte, die ihm den Verzicht erleichtern. Und in Skutari gefallen ist. Die montenegrinischen Trup- schiert; und ob es dann bloß bei dem Striege" der Großmacht mit Wien hat man die Pflicht, diese Ausgleichsverhand- pen zogen bereits in die Stadt ein. König Nikolaus und dem Zwergstaat verbleibt, ist heute ebenso eine offene Frage, wie lungen nicht zu stören. Denn eine Gefahr für den Frieden die Prinzen werden heute ihren feierlichen Einzug in die sie es trotz der Haltung des offiziellen Rußlands immer war. Ganz fönnte nur entstehen, wenn Desterreich- Ungarn sich in das eroberte Stadt halten. Essad Pascha hatte, da er die Nuß - unzweifelhaft steht Europa vor dem ernste sten Augenblic Abenteuer einer Sonderaktion einließe, sich von losigkeit weiteren Widerstandes einsah, den Truppen den Be- der Rückwirkung des Ballantrieges auf seinen Frieden. den übrigen Mächten trennte. Daß dies nicht geschehe, dafür fehl zur Einstellung des Widerstandes gegeben, muß auch die deutsche Regierung all ihren Einfluß fallen war. Der zweitägige Kampf um die Stadt wurde nachdem der Tarabosch in die Hände der Montenegriner ge­Wien, 23. April. Nach einer Aeußerung von maßgebender bei dem Bundesgenossen zur Geltung bringen. durch die serbische Artillerie entschieden, welche die türkischen Stelle kann der Fall Stutaris an der von den Mächten be­Der letzte Sturm. Batterien der Reihe nach zum Schweigen brachte. Die Monte- schlossenen 3ugehörigkeit der Stadt zu Albanien Wien , 23. Aprib Die Südslawische Korrespondenz" negriner hatten in dem Kampfe in der Nacht von Montag nichts ändern. Zweifellos wäre aber die Durchführung dieses meldet aus Cattaro : Den letzten Berichten aus Cetinje zu auf Dienstag alle entscheidenden Stellungen genommen. Der Beschlusses ohne die Einnahme Stutaris leichter gewesen; indessen folge wird seit 36 Stunden um den Besitz Skutaris ge- Plan des nächtlichen Generalsturmes soll von dem ferbischen werde der Beschluß jedenfalls durchgeführt werden. Der Generalsturm begann Montag früh, General Bojovitsch und dem montenegrinischen Kriegs­Stutari soll verteidigt werden. nachdem die Festung und auch die Stadt 48 Stunden lang minister Martinowitsch ausgearbeitet worden sein. In London , liegen Meldungen vor, daß König Nikita konzentrisch beschossen worden waren. Schwere serbische Die Türken scheinen durch die Angriffe der montenegrinischen den Befehl gegeben hat, sogleich nach dem Einzug der monte­Artillerie beteiligte sich an dem Bombardement. Die Truppen, welche mit großer Tapferkeit vorgingen, überrum- negrinischen Truppen in Stutari die Befestigungswerte Geschütze wurden von serbischen Wannschaften belt worden zu sein. Die Stellungen bei Brdica fielen sehr in stand zu sehen, die Forts ausgiebig zu ver­in montenegrinischer Uniform bedient. Das Bom- rasch. Die Stadt Skutari soll durch die Kanonade zum proviantieren und Vorkehrungen für eine wirksame Ber­bardement soll den größten Teil der Stadt zerstört haben, in größten Teil in Trümmer gelegt sein. In Ce- teidigung der Festung zu treffen. der Brände ausbrachen. Die türkische Besagung leistete tinje herrscht ungeheurer Jubel. Die Sperre der Grenzen heroischen Widerstand. Um Brdica fanden blutige Rämpfe wird heute aufgehoben werden. statt. Die Montenegriner stürmten mit dem Bajonett vor. Zrozdem ganze Reihen durch das Feuer der türkischen Batterien niedergeworfen wurden, Cetinje , 23. April. Das Protokoll betreffend die drangen die Montenegriner unaushaltsam vor. Der Sturm Uebergabe Skutaris ist von Eisad Pascha gegen den Tarabosch wurde durch Abteilungen von unterzeichnet. Die Garnison hat die Stadt mit Bombenwerfern eröffnet. Die Verluste auf seiten der ihren Waffen verlassen. Die türkischen Truppen

tämpft.

Ehrenvolle Uebergabe.

Die offizielle Meinung.

In Cetinje treffen noch immer Freiwillige, insbesondere aus Rußland und aus den süd slawischen Provinzen Desterreichs ein, darunter viele Studenten, die nach turzer militärischer Ausbildung zur Front abgehen. General Wutotitsch ist zum Militärgouverneur von Skutari ernannt worden.

Montenegriner follen jehr groß sein. Die türfifche verließen zuerſt die Stellungen, weise von den Monte Der Generalitreik in Belgien .

Besazuk unternahm wiederholt Gegenangriffe, negrinern nicht besetzt worden waren. Um 11 Uhr nachts Der Beschluß des Streifkomitees. teilweise mit Erfolg, doch scheint der Widerstand der Türken flatterten die montenegrinischen Fahnen auf dem Tarabosch Brüssel, 23. April. ( Privattelegramm des immer schwächer zu werden. Die montenegrinischen Fahnen und auf Brdica. Hierauf verließen die Türken die übrigen Das Nationale Streikkomitee flattern seit heute früh auf mehreren Vorwerken. Brdica ist Stellungen. Auf der Zitadelle wurden die montenegrinischen Vorwärts".) genommen, die legten Redouten am Tarabosch halten sich noch. Fahnen gehißt. Hierauf befeßten die montenegrinischen trat heute vormittag in Brüssel zusammen. Nach einer Dis­Es scheint, daß der Fall der Stadt, in der furchtbare Panit Truppen die Stadt. Auf der ganzen Front verkündeten kussion, in der alle Redner ihre Befriedigung über den herrschen soll, unmittelbar bevorsteht. Salven aus den montenegrinischen Geschüßen die Besetzung Verlauf des Generalstreiks aussprachen und in der sie die Be. der Stadt. In Cetinje wurde die Nachricht vom Falle Stuendigung Die montenegrinische Darstellung. taris um 2 Uhr nachts durch ein an den König gerichtetes endigung des Streits empfahlen, wurde eine Resolution Cetinje , 22. April. ( Amtlich.) In der vergangenen Nacht Telegramm des Kronprinzen bekannt. Kanonenschüsse und Destréc, Vandervelde und Anseele einstimmig angenommen, ergriffen die montenegrinischen Truppen an der Glodengeläute verkündeten der Bevölkerung der Hauptstadt, die den Erfolg des Streiks bestätigt: Front sämtlicher Linten die Offensive. Der Bajonett- das Ereignis. Die Bewohner verließen die Wohnungen und 1. als eindrucksvolle Demonstration der Solidarität und kampf dauerte die ganze Nacht. Die Zürfen verloren an der zogen vor den Palast, wo sie dem König, der Königlichen Fa- Disziplin der Arbeiterschaft,