2. durch des Eindruck auf die öffentliche Meinung, die jetztüberzeugt ist vo« der Uoumgänglichkeit der Wahlrechtsreform.3. weil die Regierung gezwungen wurde, zuzugebe», daßdie Kommisfio« für die Revision des Gemeinde- und Provinz-Wahlrechts auch daS Kammervahlrecht wird erörtern können.55 Die Resolution besagt schließlich: Durch den Generalstreiksei alles erreicht, was jetzt erwartet werde« konnte, und dieWirksamkeit dieser Waffe sei wiederum er-wiesen worden. Kein Friede werde im Landeherrschen, bevor das g l e i ch e W a h l r e ch t erreicht ist.Unter diese» Umständen sei dem Parteitage die sofortigeWiederaufnahme der Arbeit vorzuschlagen.DaS Komitee beschloß die telegraphische Einberufungdes Parteitags zu morgen Donnerstag, vormittagslN Uhr. Z» Referenten wnrdeu Anseele, Deströe undVandervelde ernaunt.Vie Secleutung cies kfominerbefcKlulTes.Brüsiel, 22. April. Cffiig. Bcr.) Dem Fremden in denFormalismus des belgischen Parlamentarismus nicht Eingeweihten wird das Ergebnis der heutigen Kammersitzungrätselhaft genug erscheinen. Auf Antrag eines Klerikalen istdie Resolution eines Liberalen mit den sozialistischen Stimmenangenommen worden und ein Votum, womit sich die Regierung einverstanden erklärt hat, kann für den Kongreß derArbeiterpartei als Basis eines Friedensschlussesin Frage kommen.Betrachtet man nun den Beschluß der Kammer im ganzen.so wird man eine ausdrückliche Anerkennung der Forderungder Linken nicht finden: es ist keineswegs verbürgt oder auchnur angedeutet daß sich die zur Beratung» der Wahlreformfür Gemeinde- und Provinzialvertretuna zu berufende Kom-Mission auch mit dem Wahlrecht für die Legislative beschäftigensoll. Von der Revision ist man so noch weit genugentfernt.Immerhin, eS ist der Ton, der die Musik macht, und derTon der Mehrheit war heute ein ganz anderer, und vorallem— die Rechte hatte ihren Kapellmeister gewechselt.Herr W o e st e, der am Freitag die Opposition heraus-gefordert und sogar Herrn Broqueville wegen ungenügenderEnergie die Leviten gelesen hatte, war heute stumni und dersanftere Libaert suchte heute unverkennbar der Auf-regung der Opposition vorzubeugen. Jedermann fühltees: der Generalstreik, dessen Wucht in der zweitenWoche den Hoffnungen der Reaktionäre entgegen, nochgewachsen war, hat den Uebermut der klerikalenScharfmacher gebrochen. Sie wollen wohl um des„Prinzips"wegen nicht kapitulieren, aber sie sind es zufrieden, wennihnen ein stiller Abmarsch gewährt wird. Trotzdem— siebleiben Gegner, von denen man sich jeder Perfidie zu versehenhat, und der Kongreß der Arbeiterpartei wird sehr ernsthaftdie Frage beraten, ob der ungeheuere moralische Erfolg, dender Generalstreik der Sache der Revision und der deS Proletariats gebracht hat, eS erlaubt, dem Proletariat eine Ruhe-pause vor den unausbleiblichen weiteren Kämpfen zu gönnen.Bei' üdichlull der liülitärdebalten.Kasscnkontrolleure oder Volksvertreter?Dks Beratung des Militäretats ist am Mittwoch vom Reichs-löge zu Ende geführt worden. In seinem sachlichen Ergebnis hatauch dieser letzte Tag die geradezu katastrophale Niederlagedes gegenwärtigen Kriegsministeriums nur der-vollständigt. Fm großen wie im kleinen folgte Schlag auf Schlaggegen die uniformierten Herren, die sich nur mühsam gegen die.Kanonaden und gegen das Kleingewehrfeuer, denen sie abwechselndausgesetzt waren, zu verteidigen vermochten.Unser Genosse Hofrichter brachte die vielen Beschwerdenzur Sprache, die die F e st u n g s st ä d t e gegen die Militär-»erwalwng erheben; der Zentrumsabgeordnete Tr.imbornkonnte trotz aller polltischen und persönlichen Gegnerschaft zu Hof-richter nicht umhin, die Berechtigung der vorgetragenen Beschwerdenanzuerkennen, ja, sie in einigen Punkten noch zu ergänzen. AuchVertreter anderer FestungSstädte und anderer Parteien schloffensich den Beschwerden an. Genosse Liebknecht erhob Einspruchgegen den TerroriSmuS, den die Militärbehörde aus politi-schen Gründen, besonder? auS ihrem fanatischen Haß gegen dieSozialdemokratie heraus, gegen die Lieferanten ausübt, die ihr ausirgendeinem Grunde oder an der Hand irgendeiner polizeilichenDenunziation als Sozialdemokraten verdächtig erscheinen. GenosseDavid söhn kennzeichnete die Methode der Militärverwaltung,alle ihr« Exerzierplätze mit meterhohen Mauernzu umgeben und auf diese Weise dem Volke noch mehr als früherjeden Einblick in die militärische Erziehung auf den Exerzierplätzenzu wehren. Unser Genosse konnte sich dabei auf die geplante �Im-mauerung des Exerzierplatzes an der Schönhauser Allee beziehen.Der Nationalliberale Zimmermann trat im Interesse de? beut-schen Buchhandel« gegen einen Plan der Militärverwaltung auf.den Bertrieb der Generalstabskarten zu verteuern undzu erschweren. Auch in dieser Frage mutzte daS Kriegsministeriumdem fast einmütigen Entscheide deS Reichstages weichen.Die wichtigste Angelegenheit aber bildete ein Vorstoß deSReichstages gegen die RüstungSlieferanten, derzwar leider nicht so kräftig geführt wurde, wie ihn die Sozialdcmo-traten und ein Teil der Fortschrittler wünschten, der aber besondersdurch die Debatte zu einem niederschmetternden Schlags für dieHeeresverwaltung und für den zu ihrem Beistande herbeigeeiltenStellvertreter des Reichskanzlers, den StatSsekretär Delbrück,wurde.Die Budgctkommission hatte unter dem Druck der Liebknecht-schen Enthüllungen über die Methode der Munitions- und Kanonen-fabriken einen Antrag eingebracht, der vom Reichskanzler die Ein-fetzung einer Untersuchungskommission verlangte, zu der vomReichstag zu wählende Mitglieder deS Reichstags und andere Sachverständige hinzugezogen werden sollten. Der sozialdemokratischenFraktion ging dieser Antrag nicht weit genug. Sie verlangte dieEinsetzung einer Kommission des Reichstages zur Prüfung derRüstungslieferungen und daneben die Einbringung eines Gesetz-eniwurfs, der der Kommission die Rechte ordentlicher Gerichte ver-leiht, soweit es sich um die Vernehmung von Zeugen und Sachver-ständigen und um die Anordnung der Durchsuchung und Beschlag-nähme handelt.Es ist auf den ersten Blick klar, daß die sozialdemokratischenAnträge nicht nur den Vorzug der Konsequenz haben, sonder« daßsie auch allein die Gewähr dafür bieten, daß die unerhörten Dinge,über die die letzten Tage ein wenig den vschleier gelüftet haben, bisauf den Grund untersucht werden können. Ter Antrag der Budget-lommission leidet an dem schweren Nachteil, baß er es in das Belieben der Regierung stellt, wie groß die Kommission sein soll, wieviele Mitglieder und was für welche sie haben soll, und wie tieffle mit ihren tlnterswbunyen m dir Dinge selbst eindringen soll.Ter Regierung aber ging selbst dieser bescheidene Antrag derBudgetkommission noch viel zu weit. Nachdem der Kriegsministereiniges gegen unseren Genossen Ledebour gepoltert hatte, dermit scharfen Worten die Mitschuld der Regierung an den Rüstungs-treibereicn und damit Ihre Unfähigkeit zur objektiven Leitung derUntersuchung festgestellt hatte, holte der Staatssekretär Del-brück zu einer seiner beliebten staatsrechtlichen Erörterungenaus, durch die er in glatten Worten aber mit holpriger Logik eineangebliche Berfassungswidrigkeit der sozialdemokratischen Anträgezu beweisen versuchte. Aber auch gegen die Resolution der Budgetkommission habe der Reichskanzler„verfassungsmäßige Bedenken"Es handele sich um einen Alt der Exekution, in die der Reichstagnicht dreinzureden habe, die Aufstellung des Programms der Kom-Mission sei nach Lage der Verfassung Sache des Reichskanzlers.Der Reichskanzler will zwar so gnädig sein, nach seinem Ermessensachkundige Mitglieder des Reichstages mit heranzuziehen, abervom Reichstag selbst will er sich diese Mitglieder nicht in seine KomMission hineinwählen lassen.So höflich der Staatssekretär seine Worte auch zu setzen bc-müht war, so enthielten sie in ihrem Kerne doch eine unerhörteBriiskirrung und Hcrabschuug des Reichstages. Sie atmeten ganzdie hochmütige Schulmeisterei, die Bethmann tzollweg mit besomderer Borliebe gegen den Reichstag herauskehrt, und die bureaukratische Anmaßung, mit der sich die Handlanger des persönlichenRegiments von jeher an der Volksvertretung für die Unterwürfigkeit schadlos zu halten suchen, zu der sie sich nach oben hin in gott>gewollter Abhängigkeit verpflichtet fühlen.Nur die Konservativen und Frcikonservatioen ließen durch denMund des Grafen Westarp erklären, daß sie mit dieser Aus-fassung der Regierung einverstanden seien, ja. der hochgeiborendHerr Graf suchte in seinem vornehm näselnden Polizeipräsidenten-tone den Reichstag noch dadurch besonders hcrabzudrücken, daß erihm eigentlich nur die Befugnisse einer ctatrechtlichen Kontrolle,also im wesentlichen nur eine Art Kassenkontrolle zugestand.Es war erfreulich, daß der Regierung und ihren konservativenHelfershelfern fast der gesamte Reichstag wie ein Mann entgegen-trat. Ter Zentrumsabgeordnete Erzberger wandte sich ent»schieden gegen den Staatssekretär und den Grafen Westarp, nachderen Ausführungen der Reichstag nur noch eine reine Registrier-Maschine sein würde. Der Nationalliberale Paasch« und derFortschrittler Müller- Meiningen schlössen sich dieser Auffassungan; besonders der letztere trat mit zutreffenden Gründen für densozialdemokratischen Antrag ein. Von sozialdemokratischer Seitesprachen die Genossen Frank und Ledebour. Frank hielt derRegierung vor, daß sie noch gar nicht zu wissen scheine, welcheUnsumme vo n Mißtrauen sich im Volke gegen sie auge-sammelt habe. Dieser Bemerkung schloß sich sogar der Abgeord-nete Spahn vom Zentrum ausdrücklich und nachdrücklich an, wo-bei er sich besonders auf eine Zuschrift berief, die ihm am selbenTage von einem hohen Justizbcamten zugegangen war.Ter Staatssekretär Delbrück zog es gegenüber diesemKreuzfeuer vor, vorsichtig den Rückzug anzutreten. Erleichtertwurde es ihm und seinem uniformierten Kollegen durch die Ab-stimmung des Reichstages, die leider nicht den richtigen Schluß ausden vorhergegangenen ganzen Debatten zog. Die sozialdemokratischenAnträge wurden abgelehnt; für sie stimmten nur die Sozialdemo-traten und die Polen geschlossen und die Fortschrittler zum größtenTeile.. Der rechte Flügel dieser Partei, darunterdie Abgeordneten Kopsch, Payer, Heckscher, Braband, Ahlhorn, stimmten dagegen. Die Resolution der Bndgetkom-Mission wurde schließlich mit großer Mehrheit angenommen.Vom rein menschlichen Standpunkte auS konnte man in derbewegten Debatte um die HeereSvorlag« und um den Militäretatmehr als einmal eine Art Mitleid mit dem alten Graukopf haben,der das System des heutigen Militarismus vor dem Reichstage zuvertreten hat.' Als einzelner Mensch ist der Kriegsministervon Hecringen nur zu einem winzigen Bruchteil schuld an denBorgängen, die eine leidenschaftliche Erbitterung des Volkes gegenden heutigen Militarismus in seiner Rücksichtslosigkeit, Anmaßungund Unersättlichkeit hcrangezüchtet haben. Die eigentliche Schuldträgt das System, trägt die kapitalistische Raubgier im Bereinmit der halbabsolutistischen Verfassung des Deutschen Reiches.Beides hat in den letzten Wochen Stöße und Schäden erlitten.Aber noch befinden wir uns in den Anfängen der Gegenwehr.Vom Ziele, vom Volkshcer des freien Volkes, find wir noch weitentfernt.Im Kampfe um dieses Ziel dürfen wir weder an„Rüstungs.Verständigung" noch an..friedliche Vereinbarungen" denken.Krieg dem kulturvernichtenden, Volksfeind.lichen Militarismus— das bleibt unsere Losung!»**Die gestrige Sitzung der Budgetkommission hat der Regierungklar gemacht, daß sie die Mißachtung des Budgetrechtesdes Reichstags nicht weiter treiben darf. Sie hat deshalb denRückzug angetreten und den Etattitel, der den Erwerb derteueren Grundstücke in der Wilhelm» und Viktoriastratz- für dasMilitärkabinett enthielt, zurückgezogen. Hoffentlich fruchtet dieseLektion auch für die Zukunft.politische deberficktBerlin, denMassenfabrikation.Eine förmliche Massenfabrikation von Gesetzen findet jetzt imAbgeordnetenhaufe statt. Der Landtag will, bevor er aufgelöstwird, noch schnell zeigen, was er zu leisten imstande ist. Schadenur, daß die Güte der Gesetze in keinem Verhältnis zu ihrerMenge steht. Der Gesetzentwurf über Matznahmen zur S t ä r-kung des Deutschtums in den Provinzen West.preußen und Posen, die neue Polenvorlage, die das Abge-ordneteuhaus am Mittwoch gegen die Stimmen des Zentrums, derFortschrittler, der Sozialdemokraten und der Polen endgültig indritter Lesung verabschiedete, widerspricht direkt der Verfassung.Das ist der Hakatistischen Mehrheit wiederholt mit aller Deutlich-keit gesagt und nachgewiesen worden, aber über solche Zwirnsfädenstolpert das Dreiklassenparlament nicht. Die Mehrheit wollte dieVorlage möglichst ohne weitere Debatte erledigen. Um den Scheinzu wahren, ließ man wenigstens noch einen Vertreter der Polenreden/ dem ein Konservativer kurz erwiderte. Dann machte derübliche Schlutzantrag der„Diskussion" ein Ende.Aus der Verhandlung ist zu erwähnen, daß der Landwirt»schaftsminister die vom Grafen Pr a s ch m a gerügte Nichtbeant.wortung der Anfrage BorchardtS wegen der Affäre vonLeckow damit entschuldigte, daß er, da er bis üi Uhr„unge-frühstückt" gewesen sei. während BorchardtS Rede gerade eineStärkung zu sich genommen habe und deshalb dessen Rede erstam anderen Tage kennen gelernt habe.. Sonderbar— gibt esdenn keine Gebeimräte mehr zur zeitigen Informierung?Ten Fall von Leckow selbst bestritt Herr v. Schorlemer. ErTyrh? nichts von den Borchardtschen Andeutungen in den— Aktengefunden. Als ob man solche diskrete und zarte Sachen in dieAkten brächte! z23. April 1913.Gleichfalls in zweiter und dritter Lesung nahm das Hausden Entwurf betr. Abänderung der rheinischen Zusammenlegung--und Grundstücksteilungsgesetze an.Der Rest der Sitzung wurde ausgefüllt durch die Beratungdes Gesetzentwurfs betr. die Bereitstellung von Staatsmitteln zurFörderung der Landeskultur und der inneren Kalo-nisation. Die Kommission beantragte die Annahme des Ent-Wurfs in Verbindung mit einer Resolution, die weitere Matz-nahmen zur Förderung der inneren Kolonisation von der Rogierung verlangt. Ein fortschrittlicher Antrag will statt LS Millionen 115 Millionen für die innere Kolonisation bewilligen. Not-gedrungen erklärten sich sogar die Konservativen sür die Förde-rung der Baucrnansiedlung, die sie ja sonst nicht gerade lieben,die anderen bürgerlichen Parteien begrüßten die Vorlage, die Lide«ralen forderten Einschränkung der Fideikommisse. Der Landwirt»schaftsminister lehnte die von dem rechtmäßigen, aber an derMandatsausübung verhinderten Reichstagsabgeordneten für Schwetz,v. Satz-Iaworski, verlangte Ansiedlung polnischer Bauern ab undmachte den Junkern die Freude, zu erklären, daß das Ziel derinneren Kolonisation nicht die Zerschlagung des Grotzgrundbe-sitzeS sein könne.Tann vertagte man sich auf Donnerstag, wo Genosse L c i n e r tals Erster sprechen wird.Di�Schliche des internationale» Rüstungskapitats.-Die Krupp-Enthüllungen im Deutschen Reichstage habenin/stllen Ländern bewirkt, daß man dem Rüstungskapital etwasschärfer auf die unsauberen Hände sieht. Dabei zeigt sich, datzdie Rüstungsfirmen überall chit unehrlichen Mitteln arbeiten.So weist nach einer Meldung der„Frankfurter Zeitung" einNew Jorker Blatt, die„Evening Post", darauf hin, daß auchin der amerikanischen Bundeshauptstadt ein Bündnis zwischenGrotzinteressenten und Rüstungshetzern bestünde. InWashington wird der Flottenverein von Kriegsschifferbauern.Nickelstahlfabrikanten und ähnlichen Interessenten finanziert.Ueber die französischen Krupps, die Firma Schneideru. Creuzot, bringt die„Humanits" allerlei Enthüllungen.ES heißt da, daß vor einer Reihe von Jahren in den großenenglischen, deutschen, französischen und österreichischen Waffen-fabriken ein Kartell geplant war, das die Lieferungen fürdie verschiedenen Nationen planmäßig unter sich verteilensollte. Die Besprechungen gelangten jedoch nicht zum Abschluß.Die Bestellung der französischen Kanonen für Bulgarien undSerbien wurden, nach der„Humamtö", nur mit Hilfe einesfinanziellen D r it ck e s auf die bulgarische und dieserbische Regierung erlangt.„Post" und Auswärtiges Amt.Zwischen dem Auswärtigen Amt und der„P o st" alsVertreterin des kriegslüsternen Rüstungskapitals bestehenseit etwa zwei Jahren recht gespannte Beziehungen, da dasAuswärtige Anit nach Ansicht der..Post"°Hintermänner iitder Wabrnehmimg deutscher Interessen nicht die gewünschtePatriot isäx Schneidigkeit entwickelt.. In der letzten Zeitscheint sich diese Spannung noch beträchtlich erweitert zuhaben, denn an seiner Spitze veröffentlichte gestern dasKanzlerblatt, die„Norddeutsche Allgemeine Zeitung", folgende derbe Abfertigung der„Post":„Wir finden in einem deutschen Blatte, in der„Post", auSAnlaß der Nancyer Vorgänge beschimpfende Ausfälle gegen dasfranzösisch« Volk im ganzen. Derartige Machwerke verstoßengegen echten Patriotismus und wahre deutscheGesittung. Sie liefern dem Auslande, zu Unrecht Vera!?-gemeinert, den Vorwand,«igen« chauvinistische Treibereien mitdeutschen Maßlosigkeiten gleicher Art zu entschuldigen. Im Jntcr-esse des Ansehens und der Würde des deutschen NamenS, densie kompromittieren, mutz eine derartige Sprache. o\9eines hochstehenden Volkes unwürdig, energischzurückgewiesen werden."Es war vorauszusehen, daß die„Post" auf die Beschul-digung, daß sie weder„echten Patriotismus", noch„deutsche Gesittung" und den der„Würde d esdeutschen Namens" angepaßten Anstand besitzt, miteinem ihrer bekannten Schimpfartikel antworten würde, undtatsächlich eröffnet sie in ihrer heutigen Morgennummer eineheftige Schimpfkanonade auf das Kanzlerblatt und seineInstrukteure im Auswärtigen Amt.Das Zedlitzsche Scharfmacherblatt beginnt mit einergroben Verhöhnung der„Nordd. Allg. Ztg." und geht dannauf die obige Notiz dieses Blattes mit folgenden Worten ein:„Was zunächst das von der„N. A. Z." apostrophierte„Mach.werk" anbetrifft, so bat der Geist und die Stimmung, ans denenheraus jener Aufsatz geschrieben wurde, uns so viele lebhafte Zu»stimmungSerklärnngen auS unserem Leserkreise(selbst vonsehrhoherSeite) eingetragen, daß wir die Kritik deS halb-amtlichen Blattes leicht verschmerzen können. Auch die plumpeGrobheit der halbamtlichen Auslassung regt uns nicht auf; den»seit dem Sturze Bülows ist das der� obersteGrundsatz der Redaktion des halbamtlichenOrgans geworden; grob gegen Deutsche, krie�chend gegemAusländer aller Art. Wenn aber da»Blatt sich erdreistet, un« ein« Vorlesung über„echten Patriotin-muS" zu halten, so weisen wir eine derartige Ueberhedung mitHohngelächter zurück. Ausgerechnet die.MorddeutscheAllgemeine Zeitung" ist berufen, über Patriotismus zu sprechen! �JencS Blatt, das nach Bismarcks.seines früheren BrotgeberS, Sturze in der beschämendsten Weiseüber den deutschen Nationalheros hergefallen ist; daS seit Bülow»Abgang noch immer versagt hat, wenn es galt, zur Ver«tcidigung deutscher Interessen, zur Wahrung des deutschen An-sehens und der deutschen Ehre ein offenes, mannhaftes Wort zusprechen! Wenn eS das Zeichen eines„echten Patriotismus"'st.über die eigene, für deutsche Interessen eifernde und kämpfendePresse mit dem Bakel herzufallen und vor jedcrausländi-schen Unverschämtheit feige zu ducken, so gestehenwir offen, daß diese Art Patriotismus eine traurige Abartdeutscher Vaterlandsliebe ist. Und ein solches Blatt hat den tran.rigen Mut. eine Sprache als„kompromittierend für das Ansehenund die Würde des deutschen Namens" zurückzuweisen, die.ed'g»lich auS einer Scham und einer inneren Empörung geboren wc-i-den ist. welche in diesen Tagen jedem deutschen Manne, iitdftnur den Fischblüterndes halbamtliched Pia:- e s.in der Seele gebrannt hat. Nicht die gelegentlichen Schars«» rnder Aeußerung nationaler Entrüstung kompromittieren das An.sehen und die Würde des Deutschen Reiches, sondern kourpro.mittierend für den deutschen Namen wirken lcdrglich dmSchlappheiten, deren Zeuge wir in den letzten rochen ge»Wesen sind."Tas Jnteressaniesle aber ist, daß die„Kost" in diesemKampf gegen das Auswärtige Amt von der Zreße derMilitärinteressenten und des Rüstungskavrtals unterstütztwird, besonders natürlich von Blättern, wie die..BerlinerNeuesten Nachrichten", die„Deutsche Zeitung und d,c