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Tägliche Ruwdjchau". Das letztgenannte Organ meint unter der UeberschriftNiedriger hängen": .Man lese noch einmal nach, was dieselbeNorddeutsche" ohne Nennung irgendeines Namens und so melde über den Feld- zug gesagt hat, den die franzöfischen Zeitungen in diesen Tagen gegen uns führten! Welche abgeklärte Väterlichkeit! Und nun auf einmal ganz und gar rabiater Korporalston!... Und nun dieser hitzige Eifer nach der anderen Seite zur Freude und Ermunterung aller jener Blätter, welche die Wehr- vorläge auf das giftigste bekämpfen. Beschämung über Beschämung. Die rechtsstehendeDeutsche Zeitung" ruft dazu auS:Da haben wir die deutsche Jämmerliihkeit auf einem Höhepunkte," und tut die Frage:-D a r f sich ein großes Volkvon solchen Männern regieren lassen?" Das sind scharfe, bittere Worte; sie mögen zu scharf sein. Aber einzig und allein Schuld der Regierung ist eS, daß eine solche Sprache von solcher Seite aus einem GefüU der Verzweiflung heraus geführt wird." Man sieht, die Militärclique und das Rüstungskapital fühlen sich als Herren der Situation. Vielleicht fliegen schon in allernächster Zeit einige der Herren Minister und Unter- staatssekretäre._ Man pfeift auf den Reichstag . Am Sonnabendabend, als die Oeffentlichkeit noch von den Krupp-Enthüllungen Liebknechts im Reichstage erregt war. erschien als Sonderausgabe eine Doppelnummer desMilitär- Wochenblattes", die nichts weiter enthielt alsPersonal- Veränderungen" und zwar nur derKöniglich preußischen Armee". Seit die große Heeresvorlage vom Jahre 1912 von sämtlichen bürgerlichen Parteien bedingungslos geschluckt worden ist, erscheinen solche Beförderungsnummern in rascher Folge, einmal wegen der vielen neugeschaffenen Offizierstellen, dann aber auch, um dem Prinzip derVerjüngung des Osfizierkorps" noch mehr Geltung zu verschaffen. So ist erst vor wenigen Wochen ein kräftiger Ruck in dieOchsentour", d. h. in den Beförderungsapparat gekommen, der u. a. unter der Straßburger Generalität wegen der bekannten Ascher- mittwoch-Tragikomödie arg aufräumte. Sieht man sich die neueste Beförderungsliste an, so weist sie wie ihre Vorgängerinnen eine Flut von Namen und Chargen auf. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, daß all diese Beförderungen, Versetzungen, Pensionierungen und so weiter schon auf die neueste Wehrvorlage zu- geschnitten sind, die vom Reichstag noch nicht einmal durchberaten, vielweniger bewilligt worden ist. Unbekümmert um die schweren Schläge, die die parlamentarische 5lritik dem militaristischen System in den letzten Tagen versetzt hat, schaltet und waltet das Militärkabinett schon so. als ob ihm die 4000 angeforderten Offiziere nebst entsprechenden Kommando- stellen schon in Bausch und Bogen bewilligt wären. Die neue Wehrvorlage will die Zahl der zu den Stäben kommandierten Offiziere erheblich vermehren, um angeblich bei einer Mobil- machung genügend Offiziere für Rescrveformationen zur Ver- fügung zu haben. Im Militärkabinett ivartet man gar nicht erst ab, ob der Reichstag alle die angeforderten Ruhepöstchen, denn etwas anderes ist die Versetzung zu einem Regiments- stabe nicht, bewilligt, sondern fängt schon eifrig an, die Stäbe mit Majoren und Hauptleuten zu komplettieren. Rund 100 Stabsoffiziere und Hauptleute sind jetzt schon allein nach der vorliegenden Personalliste den Regimentsstäben überwiesen worden. Auffallend ist in dieser neuesten Beförderungsliste auch die große Zahl der Beförderungen zum Oberstleutnant. Die mit dieser Beförderung bedachten Herren werden in kürzester Zeit ebenfalls bei einem Regimentsstabe untergebracht werden. Sollen doch nach der neuen Wehrvorlage nicht weniger als 412 Stellen fiir Stabsoffiziere und 292 Stellen für Hauptleute oder Rittmeister bei den Regiments- bezw. Bataillonsstäben neugeschaffen werden. Während der Kriegsminffter sich noch mit dem Reichstage herumschlagen muß. arbeiten die unverantwortlichen Instanzen, der eigentliche-Sitz der Militärdiktatur, schon so vor, als ob es überhaupt keine Volksvertretung gäbe. Als mildernder Umstand kommt freilich für sie in Betracht, daß die bürgerliche Opposition bisher jeden ernsten Willen vermissen läßt. Militär- kabinett und Generalstab sind der festen Ueberzeugung, daß trotz Krupp -Krach und trotz aller sonstigen Enthüllungen die Wehrvorlage von der Reichstagsmehrheit angenommen wird. Sie schätzen eben die Militärfrömmigkeit der bürgerlichen Parteien, ihr Zusammenknicken vor dem Willen desobersten Kriegsherrn", dann aber auch die Macht des Rüstungs­kapitals richtig ein. Mag.schließlich ein Kriegsminister �auf der Strecke bleiben und auf der anderen Seite"ein Oberfeuerwerker a. D. alS Agent der Krupp-Korruption in die Wüste geschickt werden, die Wehrvorlage wird deswegen doch Gesetz. Wenn Absolutismus und Militärdiktatur bei uns so weiter arbeiten. werden sie allmählich die Stimmung erzeugen, aus der der Gedanke der Miliz zur Tat wird. Die Reichstagsersatzwahl i« Bamberg ist für das Zentrum verhältnismäßig günstig ausgefallen: eine Folge der von den Ultramontanen mit größter Energie be- triebenen Agitation. Nach den bis jetzt vorliegenden Mit- teilungen, die wahrscheinlich noch kleine Korrekturen erfahren werden, haben erhalten: unser Kandidat Vogel 4141, Krauß (liberal) 3256, Leicht(Zentrum) 14 127. Gegen die Haupt- wähl im vorigen Jahr hat die Wahlbeteiligung um ungefähr 2700 Stimmm abgenommen; denn damals erhielten der Zentrumskandidat«Dr. Schädler) 14 724, der sozialdemokra­tische 5026, der liberale 4439 Stimmen. Demnach hat der Zentrumskandidat nur ungefähr 600, der sozialdemokratische aber beinahe 900 und der liberale gar an 1200 Stimmen verloren.__ Die Heeresvorlage im elsah-lothringische« Landtag. Gestern, am Dienstag, kam im clsaß- lothringischen Land- tage die neue Nüstungsvorlage und ihre Deckung zur Sprache. Die sozialdemokratische Fraktion hatte, wie wir gestern schon kurz mitgeteilt hatten, in der letzten Sitzung ein« Jnter- pellation eingebracht, die Auskunst über die Stellungnahme der elsaß -lothringischen Bundesratsbevollmächtigten zur neuen RüstirngZoorlage verlangte. Genosse Peirotes begründete die Interpellation, wonach das Parlament wissen will, was die elsaß - lothringische Regierung veranlaßt habe, die Zustimmung zu dieser, so tief in daS Erwerbsleben des Volkes eingreifenden Vorloge zu geben. Der Staatssekretär Zorn v. Bulach verlas hierauf die Antwort des Statthalters, nach der in altbekannten Redensarten Erklärt wurde, die Maßnahmen der Reichsregstimi� entsprängen oefenfiver Natur. Tie elsaß -lothringischen Bundesratsvertreter würden es als ihre heiligste Pflicht betrachten, zum Schutze des �rterlandeS ihre Stimme abzugeben. t Der ZentrumZredner sprach sich gegen die Rüstungsvorlage sowie für ein internationales Schiedsgericht aus; das war aber auch alles, wozu er sich aufschwang, um gleich hinterher eine Ver- beugung vor dem Statthalter zu machen und die Haltung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zur elsaß -lothringischen Verfassungsfrage zu kritisieren. Genosse Emme! brachte eine Resolution ein, die ausdrückt, daß die Stellung der Regierung zur neuen Heeresvorlage den Interessen des Landes widerspricht. Inzwischen hatten die Zentrümler eine andere Resolution ein- gebracht, die so lendenlahm war, daß sie sogar indirekt zum ÄuS- druck brachte, das Parlament verzichtet auf das Recht, die Re- gierungshaltung zu kritisieren. Nachdem von sozialdemokratischer Seite die schwächliche Hai- tung des Zentrums gebührend gebrandmarkt war, änderte das Zentrum seine Resolution in eine schärfere Fassung um. In namentlicher Abstimmung wurde die sozialdemokratische Resolution abgelehnt, die der bürgerlichen Parteien dagegen angenommen. DaS elsaß-lothringische Volk lann4>auS dieser Debatte ersehen, daß die Opposition im Zentrum weiter nichts als Komödie ist, Sie strecke» die Waffe»! Welch ein Jubel herrschte in liberalen Kreisen, als eS vor einiger Zeit in der Nachwahl den Nattonalliberalen gelang, den Kon- sirvativen den Wahlkreis Oletzlo« Lyck- Johannisburg abzunehmen. Man träumte von einem.ungeahnten Aufstieg des Liberalismus" im Osten und glaubte, daß nun bald alle konservativen Mandate in Ostpreußen in den Besitz der Nationalliberalen übergehen würden. Jetzt wird aus Lyck gemeldet, daß die Nationalliberalen beschlossen hatten, sich an der Landtagswahl nicht zu beteiligen, sondern den Konservativen das Feld ohne Kamps zu überlassen. Und das wenige Jahre nach dem.herrlichen Aufschwung de» Libera- liSmus' in diesem Kreise. Damit ist eS nun vorbei. Der kurze Sommernachtstraum des Liberalismus im Osten ist zu Ende. Der Karlsruher Stadtrat und die Arbeiter- gesangvereine. Zu dem an den beiden Pfingstfeiertagen in Karlsruhe statt- findenden Bundesfest der badischen Arbeitergesangvereine hatte der Karlsruher Stadtrat, weil zu dem Feste etwa 10 000 Fremde in die badische Residenzstadt kommen, die Zusage gegeben, die sogen. Einzugsslraßen auf städtische Lwsten zu schmücken und Fahnenstangen mit Fahnen aufzustellen sowie freien Eintritt in den Stadtgarten zu gewähren. Diese Zusage hat er wieder zurück- genommen, weil ihm ein Flugblatt übermittelt wurde, das bor drei Jahren Mannheimer Arbeitersänger gegen die in anderen Vereinen singenden Arbeiter verbreiteten. Darin war die Auf- forderung enthalten, nicht solchen Vereinen anzugehören, die dem Loyalitätsdusel der vaterländischen Lieder huldigen, und denen es bloß um Ehrenpreise zu tun sei. Wie der Oberbürgermeister in einer Bürgerausschußsitzung zugestand, ist diese? Flugblatt dem Magistrat von einer basischen Staatsbehörde wahrscheinlich von der Regierung selbst zugegangen. Auf Grund dieses fürchterlichen Flugblattes nahm nun der Karlsruher Stadtrat seine den Ärbeitersängern gewährten Ver- aünstigungen wieder zurück, obwohl er beim letzten Sängerbundes- scst der bürgerlichen Gesangvereine einen Darzuschuß von 5000 M. bewilligt hat. Zwischen der sozialdemokratischen Bürger- ausschuß-, der sozialdemokratischen RathauSfraktion und dem Karlsruher Bürgermeister kam cS deshalb zu einem harten Zu- sammenstoß Das Arbeitersänger-BundeSfest findet natürlich trotzdem in Karlsruhe statt._ Rolland. Die Befestigung VlissingenS. Haag, 23. April. Die Kammer begann heute die allgemeine Beratung über einen Gesetzentwurf, der Mittel zur Versiärkung der Küstenverteidigung fordert. Die Regierung schlägt bor den Bau ein'eS Forts bei Vlissingen , dessen Kosten auf 5 360 000 Gulden geschätzt werden, Verstärkung der Arttllerie in den bestehenden FortS Hoek van Holland , Dmuiden und Harssen, die auf 730 000 Gulden geschätzt Witt», und den Ausbau des FortS Kykduin, der auf 4 760 00 Gulden veranschlagt wird. Der fort- schrittliche Deputierte General Eland schlug vor, anstatt das Fort Vlissingen zu erbauen, sich auf einfache Verteidigungswerkc an der Ooster-Schelde zu beschränken. Der Sozialdemokrat Hugenholtz stellte fest, daß die Forderungen von vierzig Millionen Gulden für die VerteidigungS- zwecke auf zwölf Millionen dank der sozialistischen Agitation herab- gesetzt worden feien. Er glaube, daß eine Festung bei Vlissingen für die Unabhängigkeit des Landes gefährlich sein würde, denn England würde Holland als den Verbündeten Deutschlands an- sehen und seine Neutralität nicht mehr schützen wollen. DaS Nord- see-Ablommen verlange keineswegs einen Ausbau der Verteidi- gungSmaßregel« der Signatarmächte. Der Mgeordnete de Beaufourt(liberal) war der Ansicht, daß die Errichtung eine« Forts bei Vlissingen weder durch die Landes- Verteidigung noch durch die Interessen der Aufrechterhaltung der Neutralität erfordert werde. Der Sozialist Troelstra betonte, nach seiner Ansicht bedeute die Vorlage eine reaktionäre Maßnahme, welche dem Lande drückende Verpflichtungen auferlege, picht im Interesse der �Landesverteidigung, sondern zur Aufrechterhaltung der Neutralität, was gemäß den internationalen Verträgen nicht erforderlich sein. UebrigenS gebe das Fort in keiner Weise eine Garantie dafür, daß eine fremde Macht sich des HafenS Vlissingen nicht bmächtigen oder an einem anderen Punkte der niederländi- schen Küste nicht landen könne. Man werde durch diese Vorlage also vie schöne neutrale Lage des Landes nicht verbessern. Man spiele Deutschlands Spiel und nehme zu England eine weniger freundliche Haltung ein. Der Bau dieses Forts würde einen inter - nationalen Streit heraufbeschwören. Die Sitzung wurde sodann auf Freitag vertagt. Rußland. Ein Armeeskandal in Rußland . In der Budgetlommission der Duma wurde wieder ein hübsches Stückchen Korruption aufgedeckt. Die gemäßigten Abgeordneten Sawitsch und Graf v. Bennigsen brachten folgenden Erlaß des Generals Marthnoff, bisher Militärchef des Amurgebiets (Ostsibirien) zur Sprache: .Auf Befehl Sr. Majestät bis Kaisers übernehme ich wieder das Kommando der 35. Jnsanteriedivifion. In den zwei Jahren, in denen ich Chef de? Amurgebiets war, habe ich mich bemüht, die finanziellen Unordnungen, die sich dort eingenistet hatten, zu bekämpfe». Ich habe dabei keinen Erfolg gc« habt. Aber ich bin überzeugt, daß nahe bevorstehende Er- eignisse gründliche Umgestaltungen herbeiführen werden, durch die die wahrhaft anormalen Zustände, in denen sich die Verteidigung unserer Grenzen befindet, beseitigt werden." Der Ministerpräsident Kokowzeff erklärte in hohem Tone, Graf Bennigsen zitiere ein Schriftstück, dessen Herkunst er nicht kenue, und zog sich dann, als Bennigsen den Fall klarlegte, auf den bequemen Standpunkt zurück, die Dinge im fernen Osten gehörten zur auswärtigen Politik und diese gehe die Duma nichts an. Worauf der Präsident der Kommission erklärte, die Sache werde in der Duma zur Sprache kommen. Inzwischen hat das fortschrittliche Blatt.Ruskaja Molva" in Petersburg Schriftstücke veröffentlicht, die ein Licht auf die Sache werfen. Danach hat der Untersuchungsrichter Oberst Da» niloff die Eröffnung eines Strafverfahrens gegen den G eneralleutnant Siwitsti und Genoffen wegen einer ganzen Reihe Verbrechen beantragt Darauf telegraphierte immer nach den amtlichen Schriftstücken der Mäni st erpräsident an den General Marthnoff: er kenne Siwitski seit dreißig Jahren persönlich und fordere daher die Ein- stellung der Verfolgung. Marthnoff antwortete, die Verbrechen seien aufgedeckt und amtlich angezeigt. Er müsse daher dem Verfahren seinen Gang lassen. Worauf Kokowzeff die Uebersendung der Akten nach Petersburg verlangte. Marthnoff lehnte auch das ab und erhielt darauf Anweisung, sich zur Verfügung des Oberkommandos zu stellen und den An- geschuldigten SiwitSky zu seinem Vertreter zu bestellen. Auch dessen weigerte sich Marthnoff. Darauf erging am 16. Februar tclegraphischer Befehl deS Ministerpräsidenten, jede Verfolgung des SiwitSky einzustellen. Zugleich wurde Marthnoff auf einen untergeordneten Posten zurückversetzt. Sein Nachfolger wurde SiwitSky! Allerdings eine wahrhaft erstaunliche Geschichte: ein ehrenhafter General unter dem Halunlengeschmeiß des zaristischen Beamtentum?! Wunderbar auch) daß er sich nicht schon längst alS.schlecht an»- gepaßt" an dieses unsaubere Milieu erwiesen hat. Herr Kokowzeff aber, der nur den geheiligten Ueberlieferungen seiner Sippe gefolgt ist, wird nicht zu fürchten brauchen, daß ihm diese Sache bei seinem Herrn den Hals brechen könnte. Sie sind ja einander wert. Und über die Erbsengeschosse aus den Redekanonen der Duma wird er sich lächelnd hinwegsetzen. Der Sumpf mutz anders ausgefegt werden. Hua der Partei. Aus den Organisationen. Der sozialdemokratische Verein für den 12. sächsischen Reichs- tagswahlkreis(Leipzig -Sladt) hat in dem verflossenen Geschäftsjahr (30. Juni 1012 bis 31. März 1013) trotz der Ungunst seiner Lage um 365 Mitglieder zugenommen. Er zählte am 31. März 4362 Mitglieder(3320 männliche und 632 weibliche). 2060 Ausnahmen standen 1716 Abgänge gegenüber, die zum nicht geringen Teil dem 13. Kreise zugute kommen, der um den 12. Kreis herumliegt. Die Einnahmen betrugen in den 0 Monaten zusammen 25 034,44 M.; darunter Beiträge 16 206,70 M., Sparkonto 0137 M. An den Partei­vorstand wurden abgeliefert 2377,60 M., an den Bezirksvorstand 1670,60 M. Drucksachen und Referate erforderten 2430 M., die Gleichheit" 640 M.. die.Neue Zeit" 306 M.. die Bibliothek 70ö M. Da« Gehalt des angestellten Hauskasfierers betrug für die neun Monate 1667,12 M. DaS Sparguthaben belauft sich gegenwärtig aus 11 437,84 M, Dem Bildungsbedürfnis der Mitglieder wurde Rechnung ge- trogen durch Abhaltung zweier Kuffe über:»Die EntWickelung in Natur und Gesellschaft" und.Die Geschichte deS Sozialismus ". Jeder Kursus dauerte 13 Abende. Die über 8000 Bände zählende Bibliothek wurde rege benutzt. Von 1907 bis 1012 hat der Verein allein 13 163 M. für sie aufgewendet. Seit diesem Jahre leistet das Gewerkichaftskartcll(die Bibliothek steht allen organisierten Arbeitern offen, nicht nur den Parteimitgliedern) einen Zuschuß von 2 Pf. für daS Mitglied und pro Jahr, etwa 1600 M. In der Hauptversammlung war der Antrag auf Einführung der U r w a h l bei Delegationen zum Parteitage, der Landesversamin- lung usw. gestellt worden. Die Versammlung lehnte jedoch den An- trag gegen eine erhebliche Minderheit ab. Zum Borsitzenden wurde der Genosse Buhl wiedergewählt. Die Maifeier wollen die Parteigenossen Leipzigs durch einen Demonstralionszug nach Stötteritz begehen. Die Demonstranten sammeln sich in 13 Versammlungen und marschieren dann nach dem Brauereigarlen in Stötteritz , wo seit Jahren die großen Feste der Leipziger Arbeiter(Maifeier und GewerkschaftSfcst) abgehalten werden. Dort sprechen in zwei Versammlungen die Genoffen Geyer und Lange. Em Industrie und Kandel . Fremder Einfluß in der deutschen Industrie. Tic Enthüllungen Liebknechts über Krupp haben dazu ge- führt, daß in Elsatz-Lothringen Erhebungen über die Beteiligung französischen Kapitals an deutschen Jndustrieunternehmungen an- gestellt werden sollen. Im Zusammenhang damit erinnert die Köln . Ztg." daran, daß der Einfluß fremden Kapitals nicht auf diesem Gebiet allein zu beobachten ist. Sie schreibt: Auch außer- halb der elsaß -lothringischen Landesgrenzen gibt es Unternehmen genug, die unter ausländischem Einfluß stehen, oder in denen sich doch ausländische Einflüsse geltend machen, obwohl die betreffenden Unternehmungen auf deutschem Boden gelegen sind. Es darf in diesem Zusammenhang beispielsweise andieBurbacherHütte erinnert lverden, die im Jahre 1866 durch belgische Eisenindustrielle begründet wurde, und in der heute noch belgisches Kapital die ausschlaggebende Rolle spielt. Sie fühlt sich anscheinend auch ganz als belgische Gesellschaft, denn ihre Geschäftsberichte erscheinen in französischer Sprache. Nachdem sie die D ü d e l i n g e r und Eich er Hütte, die ebenfall»- im Besitz ausländischer Kapi- talisten waren, in sich aufgenommen hat, dürste der Einfluß aus- ländischen Kapitals noch gewachsen sein, obwohl der Schwerpunkt des Unternehmens auf veutschem Boden gelegen ist und sich durch die jüngst abgeschlossene Interessengemeinschaft mit dem Eschweiler Bergiverksverein noch mehr nach der deutschen Seite hin ver- schoben hat. Die Gesellschaft hält denn auch ihre Hauptversamm- lungen häufig im Auslände, mitunter allerdings auch in Deutschland ab. Bis zu einem gewissen Grade gehört hierher auch der Lothringer Hüttenverein Aumetz-Friede, der war eine ganze Anzahl deutscher Industrieller und Bankier? in einem BerwaltungSrat hat, dessen Gesellschaftssitz aber nach Brüssel gelegt ist, obwohl das Unternehmen auf deutschem Poden, in Kneuttingen in Lothringen arbeitet und vermöge� der bekannten Jnteressenteiigemeinschaftsvyrträge in engster Verbindung mit den» Fassoneisenwalzwerk L. Mannstaedt u. Co. und der Düsseldorfer Eisen- und Drahtindustrie steht. Regelmäßig hält diese Gesell- schaft ihre Versammlungen in Brüssel ab, so daß deutschen Ak« tionären der Besuch außerordentlich erschwert wird. Auch dort wird in f ranzösischer Sprache verhandelt. Wie groß der ausländische Einfluß beim Lothringer Hüttenverein ist, läßt sich nicht übersehen. Auch die D e u t s ch- L u x e m b u r g, s ch e Bergwerks- und Hütten- A.-G. könnte genannt werden, da au ihr ebenfalls ausländische Kapitalisten beteiligt und auch in ihrer Verwaltung vertreten sind. Bei ihr ist indes der aus- ländische Einfluß in den Hintergrund gedrängt und der Schwer- Punkt nach der deutschen Seite hin verschoben. Aehnlich wie bei der Burbacher Hütte und bei dem Lothringer Hüttenverein Aumetz- Friede liegen die Dinge aber noch bei einer Anzahl änderer, namentlich elsässischer Unternehmungen. Zugleich damit bürgern sich mambe Gewohnheiten deS Auslandes in der Haltung solcher Gesellschaften gegenüber der Oeffentlichkeit ein. So ist es bei- spielsweise bei der Burbacher Hütte für die Presse regelmäßig mit Schwierigkeiten verknüpft, rechtzeitig, d. h. vor der Hauptversamm- lung, in den Besitz eines Geschäftsberichts zu gelangen und Zu- trirt zu den Hauptversammlungen der Gesellschaft zu erhalten. Letzteres gilt auch von dem Lothringer Hüttenverein Aumetz-Friede. in desieu Versammlungen das Erscheinen von m, abhängigen Presse- Vertretern nur ungern gesehe» wird. Man ist eben lieberunter sich" und zieht es vor, über den Verlauf der Versammlungen einen ziemlich farblosen Waschzettel herauszugeben, obwohl natürlich die Oeffentlichkeit bei derartigen Unternehmungen besonderes Inter- esse daran hat, möglichst genau über alle Vorgänge in den Aktionär- Versammlungen unterrichtet zu werden. Reuer Bankkonkurs. Die Berliner Bankfirma Angreß u. Svon- holz hat ihre Zahlungen eingestellt.