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GewerfefcbaftUchea. Beamtengehälter der(lnternekmer- Organisationen. Das Ableben ihres bisherigen Generalsekretärs hat die Nnternehmervereinignng der deutschen Lcderindustriellen der anlaßt, diesen Posten zur Neubesetzung in derFrankfurter Zeitung " sowohl als auch in derKölnischen Zeitung " aus zuschreiben. Als Voraussetzung für etwaige Bewerbungen wird nationalökonomische Schulung, Sicherheit in Handels politischen Fragen und im Verkehr mit den Staatsbehörden gefordert. DasMinde st anfangsgeh alt für diesen Posten beträgt 10 000 Mark, dabei ist der in Frage kommendeZentralverein der deutschen Lederindustrie eine verhältnismäßig kleine Unternehmerorganisation, die nur einen Bruchteil der deutschen Lederindustriellen zu ihren Mitgliedern zählt. Aus der hohen Gehaltsfestsetzung ist zu schließen, daß diese kleine Unternehmervereinigung den Wert organisatorischer Tätigkeit sehr wohl zu würdigen weiß, und man sollte meinen, daß sie denselben Grundsatz auch den Arbeitergewerkschaften gegenüber gelten ließe. Hier aber ist bekannt, daß die mit dem Gehalt eines lederindustriellen Generalsekretärs nicht entfernt vergleichbaren Bezüge der G e Werkschafts angestellten jahraus jahrein herhalten müssen, um die Arbeiter gegen ihre Führer aufzuhetzen. Die GeWerk schaftsgehälter werden von der Unternehmerpresse als ein Mästen von Arbeitergroschen" hingestellt. Die berufsmäßige Scharfmacherei dagegen honoriert man mit 10000 M. als »Mindestanfangsgehalt" l_ Berlin und Umgegend. Die Tarifbewegung der Rohrleger ist jetzt in der Hauptsache abgeschlossen. Nachdem der Berliner Verein des Allgemeinen Melallarbeiterverbandes am Sonntag dem Schieds- spruche des EinigungSamts zugestimmt hatte, nahm am DienStag eine Branchenversammlung der im Deutschen Merallarbeiterverbande organisierten Rohrleger und Helfer zu der Angelegenheit Stellung. Hier empfahl Siering, entsprechend seiner in der Versammlung am Sonntag abgegebenen Erklärung, sich im Interesse der Einigkeit aller Rohrleger und Helfer Berlins dem auf Grund des Schiedsspruches abzuschließenden Vertrage als Organisation anzuschließen und sich im Verhältnis zur Mitgliederzahl in der SchlichtungSkomnnfsion vertreten zu lassen. Die Versammlung stimmte dem einstimmig zu und schlug drei Kollegen als Mitglieder der Schlichtungs kommission vor, die in einer gemeinsamen Versammlung zu wählen ist. Da auch die Unternehmer den Schiedsspruch angenommen haben, so steht dem Abschluß eines neuen Vertrages, wobei nur noch einige Formalitäten zu erledigen sind, nichts mehr im Wege. Die in der Zentrale der Firma Aschiuger beschäftigten Kutscher, Mitfahrer und Stalleute haben vor kurzem einen günstigen Tarif abschloß erzielt. Die Kutscher und Mitfahrer erhielten, wie ver schiedene andere Arbeitergruppen, neben freier Beköstigung und Logis einen Monatslohn von etwa 40 bis 45 M. Die Steigerung dieser Lohnsätze war verschiedenartig und ganz dem Ermessen der Gesellschaft überlassen. Gegen Beköstigung und Logis hatten nun die erwähnten Arbeiter weniger einzuwenden, da die Logisverhält» nisse den hygienischen Anforderungen entsprechen und die Räume wohnlich und sauber gehalten sind. Es kam den Arbeitern vor allen Dingen darauf an, daß in der Entlohnung eine Regelung geschaffen wurde, nach der die Lohnsteigerungen in bestimmten Fristen für alle in Frage kommenden Arbeiter gleichmäßig festgelegt und die monatlichen Löhne in Wochenlöhne umgewandelt werden sollten. Ferner soll die Arbeitszeit, sowie die lleberstunden- und Urlaubsfrage ebenfalls eine Regelung erfahren. Die Direktion verhielt sich diesen Wünschen gegenüber bei den Verhandlungen nicht direkt ablehnend. Wenn sie auch an den Forderungen einige Ab- striche vornahm, so muß doch anerkannt werden, daß die Arbeiter einen ganz nennenswerten Erfolg durch ihre erste Lohnbewegung erzielt haben. Der Tarif bringt denselben neben einer halben Stunde Arbeitszeitverkürzung eine Regelung des Sonntagsdienstes, der freien Tage, sowie auch die Bezahlung etwaiger Ueberstunden. Daneben erzielten die Arbeiter eine Erhöhung des Anfangslohnes für Kutscher von 40 bezw. 45 M. auf den einheitlichen Satz von 54,10 M. pro Monat, die Mitfahrer von 35 bezw. 40 M. auf 49,83 M. Die Arbeitszeit beginnt morgens 146 Uhr und endet in der Regel zwischen 6 und 7 Uhr und in außergewöhnlichen Fällen und bei einzelnen Touren auch nach 7 Uhr abends, spätestens jedoch um 8 Uhr. Sollte dies wider Erwarten nicht möglich sein, So bezahlt die Firma in allen Fällen besondere Aufschläge. Für üe ganze Stunde 50 Pf. und für die halbe Stunde 25 Pf. Die Arbeitszeit wird unterbrochen durch vier Pausen von zusammen etwa 3 Stunden. Das Abendessen wird nach Schluß des Dienstes eingenommen. Der Sonntagsdienst ist ein beschränkter. Wegen des notwendigen Sonntagsdienstes wird jedem Kutscher, Mitfahrer und Stallmann innerhalb 14 bezw. 16 Tagen eine ununterbrochene Ruhepause von 24 bezw. 34 Stunden gewährt. Für Leute, die sich im Laufe ihrer Dienstzeit zu verheiraten gedenken, sind die Löhne besonderer Vereinbarung vorbehalten. Die Lohnzahlung erfolgt jeden Freitag. Unter Fortzahlung des Lohnes werden jedem Kut- scher, Mitfahrer und Stallmann, der mindestens zwei Jahre im Dienst der Gesellschaft steht, vier freie Werktage, und solchen, die mindestens drei Jahre im Dienst der Gesellschaft sind, sechs freie Werktage bewilligt. Bei der Einteilung dieser Ferien soll den etwaigen Wünschen einzelner möglichst Entgegenkommen gezeigt resp. der Beginn ihrer Ferien entsprechende Zeit vorher mitgeteilt werden.' Achtung, Zimmerer! In der Sonntagsnummer derBerliner Volkszeilung" befindet sich ein Inserat, worin Maurer und Zimmerer nach Stolp in Pommern gesucht werden. Um eine Irreführung unserer Berufsgenossen zu vermeiden, verweisen wir auf die Be- kanntmachungen desVorwärts� vom Tage zuvor, wo der Arbeiter- fchaft zur Kenntnis gebracht wird, daß die Bauarbeiter von Stolp sich gegenwärtig in einem schweren Lohnkampf befinden und daß die dortigen Krauter unter Vorspiegelung falscher Tatsachen alle Hebel in Bewegung setzen, um arbeitswillige Maurer und Zimmerer nach Stolp zu schleppen. Der Zuzug von Zimmerern nach Stolp ist darum auf daS strengste fernzuhalten. Die Verbandsleitung. Achtung, Friseurgehilfen! Die Arbeitgeber sind zurzeit eifrig bemüht, Zwangsinnungen zu errichten, um mit Hilfe dieser uns das Koalitionsrecht zu erschweren. Die Neuköllner Zwangs-Jnnung hat beschlossen, nur Gehilfen im Prüfungs, Ausschuß zuzulassen, welche die Meisterprüfung gemacht haben. Diese Maßnahme ist weder ge- setzlich nötig noch praktisch durchführbar, und hat nur den Zweck, die Gehilfenvertreter aus der Kommission zu entfernen. Da serner jede geringste Kleinigkeit als Grund zur Auflosung des Tarifverhältnisses herhalten muß, werden die Kollegen ersucht, sich streng an den Ab« machungen zu halten. Die neue Karte ist von grauer Farbe und dient nur als Ausweis tariflicher Regelung.'Aufgelöst ist das Tarifverhältnis bei Oberländer, Neue Hochstr. 42, Köhler, Rügenerstr. 16, Nowotny, Gleimstr. 5, Schober, Mariannen» Pratze 53, Wollgast , Huttenstr. 25. 1' Verband der Friseurgehilfen. DeutTebes Reich. Zur Aussperrung im Malergewcrbe. Je länger die Scharfmacher im Malergewerbe auf ihrem Schein bestehen, desto sicherer flaut die Aussperrung ab. Das beweist der neueste Wochenbericht des Verbandes der Maler. Danach ist die Zahl der Ausgesperrten(einschließlich Streikender und Arbeitsloser) in der letzten Woche um 2614 auf 10 321 herabgesunken (am 15. März waren dagegen 15 770 Gehilfen aus gesperrt). Im gleichen Zeitraum ist jedoch die Zahl der unter Sonder- und korporativen Verträgen arbeitenden Gehilfen ge stiegen von 14 604 auf 16 261. Von den 16 261 Gehilfen, die jetzt zu neuen Bedingungen arbeiten, sind 12 668 über die Löhne der Schiedssprüche hinaus beschäftigt. Auch neue korporative Tarif- Verträge sind wieder abgeschlossen worden: in Zwickau in Sachsen mit dem Unternehmerverband und der Innung, in Nürnberg mit dem-Bauunternehmerverband, dem ein Teil der Malermeister an- gehört. In beiden Städten wurde ein um einen Pfennig höherer Lohn vereinbart, als die Schiedssprüche festgelegt hatten. In mehreren anderen Städten sind Verhandlungen im Gange. Erloschen ist die Aussperrung, weil alle ausgesperrt gewesenen Gehilfen zu neuen Bedingungen arbeiten, u. a. in Kolberg , Oranienburg , Delitzsch , Plauen , Grund bei Dresden , Merse bürg, Eisenberg , Leipzig , Kaufbeuren , Pasing -Planeg(München hat noch 24 Ausgesperrte), Starnberg . Tölz , Oynhausen, Pyrmont , Kaiserslautern , Mülhausen i. E. u. a. Nicht ausgesperrt haben«5 a. Spremberg . Weißwasser , Koblenz , Gießen , Friedberg-Nauheim, Langen, St. Ingbert , Trier , Völklingen , Fechenheim , Buer, Markranstädt , Ruhla , Pößneck , Arnstadt . Schöne- eck, Ilmenau , Käthen , Burg, Sangerhausen , Limbach, Rudolstadt , Torgau , Krimmitschau. Baden-Baden , Kolmar , Landau , Pirmasens , Rastatt . Schwenningen , Reilbenball, Kissingen , Berchtesgaden , Garmisch- Partenkirchen , Neumarkt , Nördlingen u. a. Interessant sind die Zahlen der zu neuen Bedingungen arbeiten- den Gehilfen in verschiedenen Städten. So arbeiten zu neuen Be- dingungen in Berlin 2156(ausgesperrt sind noch 1296), in Danzig 184(202), in Forst 20(21), Spandau 155(18), Stettin 158(98), Frankfurt a. M. 1225(369), Hanau 68(72), Mainz 193(75), Wies­ baden 597(45), Köln 925(99), Dortmund 350(4), Düsseldorf 428 (56), Remscheid 153(), Solingen 63(5), Meißen 43(20), Lößni- horte bei Dresden 50(6). Dresden 403(327), Altenburg 60(5), Nllrnberg-Fürth 489, München 825, Wllrzburg 100. Unter den Unternehmern, die die Sondertarife anerkannt haben, befindet sich ein großer Teil Mitglieder des Unternehmerverbandes, 'ogar Leute in führender Stellung. UebrigenS wird der Gedanke der Aufhebung der Aussperrung in Unternehmerkreisen lebhaft er- wogen, weil ein maßgebender Teil der Unternehmer zu einer Beendigung des Kampfes drängt. DarauS ist ersichtlich, wie es den Führern deS Unternehmerverbandes auf den Nägeln brennt, die denn auch schon seit mehreren Wochen keine Zahlen mehr bekanntgeben, um sich nicht weiter bloßzustellen; denn an ihre Richtigkeit glaubt 'elbst die große Masse der Malermeister nicht mehr. Ein harter Schlag ist besonders auch die Erklärung des Mi- nisters v. S y d o w im preußischen Abgeordnetenhaus gegen die Zu- lässigkeit von Jnnungsstrafen gegen nichtaussperrende Unternehmer gewesen. Auch die Klagen au) Eintreibung von Konventionalstrafen oder Beebandsstrafen und aus Schadenersatz gegen Mitglieder des Unternehmerverbandes, bis sich mit den Gehilfen einigten, sind von mehreren Gerichten zurückgewiesen worden. Damit ist dem bisher in brutalster Weise von den Unternehmerverbändlern getriebenen Terrorismus ein kräftiger Riegel vorgeschoben worden. Der Bergarbeiterstreik i« Oberschlefien. Die Grubenverwaltungen beschlossen, den Privatpersonen vor« läufig keine Kohlen mehr zu verkaufen. Die Verwaltungen der an der russischen Grenze liegenden Bergwerke holen mittels Automobil Arbeiter aus Russisch-Polen herbei. In einigen Bergwerken, welche achunkundige Ersatzarbeiter beschäftigen, kam es zu Unglücksfällen. Im Bergwerke Heinid sind einige Arbeiter stark verletzt worden. Auch auf dem fiskalischen Bergwerk in Knurow(bei Rybnik haben die Bergarbeiter die Arbeit vollzählig niedergelegt. Desgleichen ist die Arbeit auf den Bergwerken Wolfgang und Makoschauer fast voll- tändig eingestellt worden. Die Arbeiter, die nicht gekündigt haben, ind von den Grubenverwaltungen aufgefordert worden, binnen drei Tagen zur Arbeit zurückzukehren, anderenfalls ihnen der einbehaltene Lohn für sechs Tage einbehalten würde. Die Grubenverwaltungen drohen die streikenden Arbeiter zu ent- lassen. Sie versuchen die Bewohner der von den Gruben ein- gerichteten Schlafhäuser, meistens unverheiratete junge Leute, mit Gewalt zur Arbeit zu bewegen. Es wird den Leuten jegliches Essen verweigert. Da diese Leute nicht im Besitz von Geld sind und meistens auch keiner Organisation angehören, leiden sie große Not Die polnischeGazeta Ludowa" meldet sogar, daß diese Leute, weil sie die Arbeit verweigerten, vereinzelt geprügelt wurden. Die Arbeiter bewahren bis jetzt musterhafte Ruhe und Ordnung. Polizei gegen das Streikpostenstehen. Die Polizeiverwaltung in Krefeld erläßt nachstehende Bekannt- machung: .Bekanntmachung, das sogenannte Streitpostenstehen betreffend. Durch Urteil des Königlichen Kammergerichts vom 19. Februar 1905 ist entschieden, daß die Uebertretung einer Straßenpolizei- Verordnung nicht dadurch straflos wird, daß der Täter sie als Streikposten begangen hat. Den zur Erhaltung der Ruhe, Sicherheit, Ordnung und Bequemlichkeit des Verkehrs von den polizeilichen Aufsichtsbeamten auf Grund der Oberpräsidialver- ordnung vom 13. Februar 1911 getroffenen Anordnungen müssen deshalb auch Streikposten unweigerlich Folge leisten. Zur Durchführung ihrer Anordnungen werden die Polizei- lichen Aufsichtsbeamten notfalls zur Anwendung von Gewalt und zur Fe st nähme de.r Täter zwecks Verhütung weite- rer Straftaten schreiten. Ueber die Notwendigkeit und Zweck- Mäßigkeit ihrer Anordnungen entscheiden die Polizeibeamten nach eigeneni, pflichtgemäßem Ermessen, ohne daß dem Gericht eine Nachprüfung hierüber zusteht, wie das König - liche Kammergericht auch neuerdings am 19. Dezember 1912 entschieden hat. Zur Vermeidung von Irrtümern bringe ich Vorstehendes zur Kenntnis mit dem Bemerken, daß die Polizeibeamteu ihre Befugnisse kennen und nachdrücklich ausüben werden. Krefeld , den 18. April 1913. Die Polizeiberwaltung. Der Oberbürgermeister." Der Zweck der Uebung ist die Unterbindung de? S t r e i k p o st e n st e h e n s. Um das den Arbeitern zustehende Recht der Kontrolle der Arbeitsstätten zu verhindern, schreckt also der Oberbürgermeister und die Pölizeiverwaltung von Krefeld nicht zurück vor Anwendung polizeilicher Gewalt. Die Streikenden wer- ,en eventuell durch gerichtliche Entscheidung feststellen lassen, ob die Verordnung des Krefelder Oberbürgermeisters zu Recht be- teht. Jedenfalls wird auch dieser neueste Streich der Krefelder Zolizeiverwaltung die Arbeiter nicht abhalten, mit aller Energie und Geschlossenheit den Kampf fortzusetzen, bis ein die Arbeiter be- riedigender Abschluß zustande gekommen ist. sehr schmeichelhaften Tatsache scheiterte die beabsichtigte Regelung der Arbeitszeit; die Arbeitszeit mußte geteilt werden. Einer Riesenversammlung der Hafenarbeiter wurde das Resul- tat der letzten Verhandlung vorgelegt. Danach sollte die Arbeits- zeit im Sommer um 7 Uhr, im Winter um 714 Uhr beginnen und mit 2 bezw. IVt Stunden Mittagspause bis abends 6 Uhr währen. Bei der Festsetzung des Beginns der Arbeitszeit mutzte auch auf die Arbeiterbeförderung Rücksicht genommen werden, die mit der Beförderung nach den Werften nicht zusammenfallen durfte. Für die Ewerführer, Getreidearbeiter und Speicherarbeiter bestanden die Unternehmer darauf, daß die Meldung dieser Arbeiter morgens in den Kontoren nicht in die Arbeitszeit falle, was bisher der Fall war. Unter dieser Bedingung würde aber für diese Gruppen die Ver- kürzung der Arbeitszeit etwa nur eine halbe Stunde betragen. In der Versammlung wurde außerdem scharf kritisiert, daß die Früh- stückspause in Zukunft ganz fortfallen soll. Eine Resolution, die aus der Versammlung heraus eingebracht und in der eine andere Regelung vor allem der Meldezeit verlangt wurde, lehnte die Ver- sammlung als nicht weit genug gehend ab. Neue Verhandlungen sind angebahnt. Die Arbeitszeitverkürzung um eine Stunde kommt für etwa 27 000 Arbeiter in Frage. Am 1. Mai sollen die Verhandlungen beendet sein. Die ganze Angelegenheit zieht weite Kreise, haben die Staatsbetriebe doch ihre Arbeitszeit der Neuregelung angepaßt. Chauffeurstreik in Hamburg . Wegen Maßregelung von sieben Kollegen sind am Mittwoch 230 Chauffeure der Hamburger EleklrizitätS- Droschken-Aktiengesellschast in den Streik eingetreten. Sieben Gemäß- regelte sollen nach Ansicht der Direktion nicht genügend Einnahme erzielt haben. Weitere Maßregelungen wurden angedroht. Die Streikenden verlangen außer der Wiedereinstellung der Gemaßregelten Abschaffung der bisherigen Berechnungsmethode, nach der sie in der Halbtagsschicht eine Einnahme von mindestens 25 M. erzielen sollen. Soziales. Verkürzung der Arbeitszeit im Hamburger Hafen . Bei der vorjährigen Lohnbewegung der Hamburger Hafen- arbeirer wurde die Frage der Arbeitszeitverkürzung zurückgestellt, weil zur Regelung dieser Frage erst Verhandlungen mit der Eisen- bahnverwaltung, der Kaiverwaltung, den Speditionsfirmen und der Kaufmannschaft stattfinden mußten. Gefordert und auch zuge- landen war die Verkürzung der täglichen Arbeitszeit um eine Stunde, auf neun Stunden. Die Arbeitszeit sollte in der Weise geregelt werden, daß die Mittagspause fortfiel und lediglich kurze Essenspausen eingerichtet wurden. Tie Eisenbahnverwaltung je- doch erklärte, die Eisenbahnanlagen im Hafen seien derart unge- nügend, daß die Mittagspause von anderthalb Stunden unbedingt zur Rangierung' der ankommenden und abgehenden Güter ver- bleiben müsse. An dieser für die staatliche Kaiverwaltung nicht Polizeischnüffeleien im Schlafzimmer. Der Deutsch -evangelische Verein zur Förderung der Sittlichkeit, dessen Generalsekretär der sattsam bekannte Pastor Lizentiat Bahn ist. hatte sich für Dienstag abend den Düsseldorfer Geheimen Medizinal- und Regierungsrat Dr. Bornträger zu einem Vortrag über die gewohnheitsmäßigen Geburtenverhütungen verschrieben. Da Bornträger im wesentlichen einen Auszug aus seinem an dieser Stelle besprochenen Buch bot, haben wir keine Veranlassung, auf den Vortrag im einzelnen einzugehen. Seine Absicht ging dahin, weitere Kreise zum Kampf gegen dasLaster" der Geburten- beschränkung aufzurufen. Wenn er als Mittel in erster Linie Arbeiterinnen-, Wöchnerinnen- und Säuglingsschutz, Wohnungs- reform und Beseitigung der verteuernden. Zollpolitik nennen würde. könnte er unserer Unterstützung gewiß sein. Aber Bornträger ist ein fanatischer Gegner aller Sozialpolitik. Die Haupthilfe erblickt er in der polizeilichen und gerichtlichen Verfolgung des Handel? und Gebrauchs von antikonzeptionellen Mitteln. Bornträger scheute sich nicht, ganz offen zur Anzeige an den Staatsanwalt in allen solchen Fällen, die das heutige prüde Gesetz mit Strafe be- droht, aufzufordern. Das Gefährliche der Bornträgerschen Agita- tion, die bei der Sorge um den Rekruten- und Proletariernachwuchs in den staatserhaltenden Kreisen Schule macht, ruht in dieser systematischen Züchtung von Denunziationen und Denunzianten. Am Mittwoch früh wurde unter Ausschluß der weiteren Oeffent- lichkeit eine Diskussion über den Vortrag geführt. Die Behauptung Bornträgers, daß die Sozialdemokratie den Geburtenrückgang auf alle Werse fördert, wurde hier von einem Pfarrer Huschenbett (Diesdorf , Kreis Wanzleben) zu erweisen gesucht. Obgleich Huschen- bett nichts weiter anführen konnte, als daß sich in einzelnen'Agita- tionskalendern einige Anzeigen hygienischer Bedarfsartikel finden (während die Tagespresse auch solche Anzeigen streng ausschaltet) und in Parteiverlagen zwei ärztliche Broschüren über Kinder- Verhütung erschienen sind, erging sich der Referent in Vortrag und Thesen in den skrupellosesten Angriffen auf die Sozialdemokratie als angebliche Förderin des Geburtenrückgangs. So stellte These 4 die unwahre Behauptung auf, daß die Sozialdemokratie die krimi- nelle Abtreibung befördere. These 5 sprach davon, daß die Partei das Volksgewissen voii jeder Erziehung zur sittlichen Selbstdiszipli- nierung und Selbstverantwortlichkeit ablenke und ein zynisches Sichausleben befördere. Das ist eine Behauptung, die wir als Verleumdung bezeichnet hätten, wenn wir nicht annehmen würden, daß Pfarrer Huschenbett mit dem Wesen des Sozialismus ganz uiwertraut ist. Sehr interessant war die schließliche Stellungnahme zum Problem. Lizentiat Bohn, der bei seiner Eröffnungsrede noch da- von gesprochen hatte, daß man Gott ein Kind abringen müsse, auch wenn es in Schwäche erzeugt würde, empfahl im Schlußwort die natürliche Einschränkung der Geburtenzahl durch Verlegung des Geschlechtsverkehrs in die Mitte zweier Perioden,(peil zu dieser Zeit bekanntlich die Konzeptionsfäbigkeit herabgesetzt ist. Im gleichen Atem ereiferte sich der Herr Lizentiat gegen dieVerratio- nalisierung" des Geschlechtlebens. Wir möchten wirklich wissen. welcher prinzipielle Unterschied zwischen der Anwendung der ver- pönten sogenanntenmechanischen"'Mittel und deS von Bohn empfohlenen besteht außer dem der größeren Zuberlässigkeit der ersteren!_/ f�auen-Lcreabendc. Schöneberg . Der Leseabend am 28. April fällt wegen einer öffent- lichen Wählerversammlung aus. Er findet am Montag, den 6. Mai, statt. letzte Nachrichten* Der Abzug der türkischen Besatzung. Wien , 23. April. (W. T. B.) Die türkische Garnison von Skutari hat, wie von unterrichteter Seite bestätigt wird, mit allen Ehren unter Bewilligung des Abzugs mit Waffen und Geschützen kapituliert. Essad Pascha ist mit seinen Truppen in der Richtung auf Tirana abgezogen._ Oesterreich-Ungarn verlangt die Räumung Skutaris. Wien , 23. April. (W. T. B.) Mit Rücksicht auf die gegen den einmütigen Willen Europas von den Montenegrinern fortgesetzte Haltung unterbreitete, wie das..Fremdenblatt" meldet, die oster. reichisch-ungarische Regierung den Mächten konkrete vorschlage, welche auf die Anwendung nachdrücklicher regeln abzielen, um die Montenegriner ehestens zur Rau- mung Skutaris zu veranlassen. Die Berhastuug eines Morders. Altona , 23. April. (W. T. B.) Heute früh ist in ,enier Wob- nung in Altona der 17jährige Kellner Rudolf Brodwolf ans Ober- etzlingen verhaftet worden. Lrodwolf hatte Ä Hamburg die 48jährige, von ihrem Manne getrenn, lebeme srau Heinrich ermordet und beraubt. verantw. Redakt.: Alfred Wielepp, Neukölln. Inseratenteil verantw.: Uh. Gimte, Beri'n. Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdr.u Verlagsanstals Daul<singeraEo., Berlin LW. Hierzu 3 Beilagen u.vntcrhaltungsbl.