Nr. 99.
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Ruhig, Oesterreich!
Freitag, den 25. April 1913.
und
Der unbeugjame König.
Prestige der Mächte verlegt worden ist. So lädt Desterreich- Ungarn die Mächte ein, einen Entschluß zu fassen Wien , 24. April. Die Südslawische Korrespondeng" meldet über die Schritte, die zur Wiederherstellung des Prestiges aus Cetinje : Der König, welcher von einer jubelnden Men unternommen werden sollen. Desterreich- Ungarn erklärt, schenmenge vor dem Konak gefeiert wurde, sagte in einer Anfalls die Mächte einen schnellen Entschlussprache: Die großen Opfer, die das Land für Stutari ge nicht fassen könnten, so würde es gezwungen bracht hat, sind nicht umsonst gebracht worden. Stutari sei fein, felbst Sicherheiten dafür zu schaffen, von heute ab montenegrinisch. Der endliche Besik dieser daß die Entscheidungen der Mächte re- Stadt werde dem Lande zu neuer Blüte verhelfen. Den ihn be spektiert werden daß Montenegro glückwünschenden Gesandten der Baltanstaaten erklärte der König, Skutari räumt. der Fall Stutaris habe eine neue Situation geschaffen, mit der man überall werde rechnen müssen. Die Begeisterung des ganzen Landes über die Einnahme sei ebenso tiefgehend, als es die Erschütterung sein werde, wenn man daran denken sollte, Stutari Montenegro wieder abzunehmen. Niemand könne heute in Montenegro wagen, diesen Gedanken auszusprechen. Weder die Regierung noch der König würden beim Volte Gehör finden. Wenn Europa noch immer daran denken sollte, tutari, für das Montenegro fast verblutete, ihm neuerlich zu entreißen, werde Europa auch die Aufgabe haben, diese Operation selbst durchzuführen.
Ja, leben wir denn in einem Tollhaus? Was ist denn geschehen, daß der Friede bedroht sein, daß ein Weltkrieg aus brechen sollte? Die Montenegriner haben Slutari erobert! Und wenn schon? Man lasse sich doch nicht durch nichtsnugige Phrasen das Gehirn benebeln, nicht durch das aufgeregte Getue dummer Sensationsjournalisten die Ruhe Gut unterrichtete österreichische Kreise halten die Lage rauben. Das fehlte ja wirklich noch, daß über die hochwichtige nicht für gefährlich. Man erklärt, daß es sich nicht Angelegenheit, ob dieser armselige zusammengeschossene um eine rein österreichische Frage handele. Die Entscheidung, Trümmerhaufen montenegrinisch oder albanisch werde, auch welche ganz Europa hinsichtlich Skutaris getroffen hat, ist nur ein Blutstropfen mehr vergossen würde. Montenegro in aller Form mitgeteilt worden; die Schiffe find Es gibt nichts, was für die europäischen Völker entsandt worden, vermutlich doch, um dieser Entscheidung gleichgültiger wäre als Shutari. Hat denn irgend der Mächte Achtung zu verschaffen. Man betont, daß die so jemand auch nur den geringsten Grund gehört, warum dieses ernst erwogenen Beschlüsse Europas nicht durch einen Akt Nest nicht montenegrinisch werden darf? Weil die Majorität Montenegros abgeändert werden können, welcher diese Beschlüsse direkt verlegt. Der österreichische Gesichtspunkt ist seiner Einwohner albanisch ist? Selbst wenn dies richtig wäre, der, daß es die erste Sorge Europas ist, die Räumung wann hat man sich in diesem Kriege, der längst zu einem futaris ohne Verzug durchzusehen. Die blutigen Eroberungszuge geworden ist, um das Nationalitäts- Fragen betreffend das Angebot einer Kompensation für prinzip gefümmert? Und jetzt sollen große Nationen ins Ver- Montenegro können später besprochen werden. derben gestürzt werden, weil es in Desterreich, dessen Eristenz die dauernde Vergewaltigung des Nationalitätsprinzips bedeutet, den Machthabern gefällt, die Heiligkeit der albanischen Nationalität zu proklamieren?
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Die österreichische Note war bis Mitternacht in London nicht bekannt; der Premierminister Asquith hatte noch keine Kenntnis von derselben, als er auf dem Bankett der ausländischen Pressevereinigung sprach.
Zusammentritt der Botschafter.
Wien , 24. April. Nach den an hiesiger zuständiger Stelle aus Cetinje eingetroffenen Nachrichten soll König Nikolaus fest entschlossen sein, Stutari nicht zuräumen.
Nachdem Oesterreich- Ungarn den Mächten seine Vorschläge bezüglich Efutaris mitgeteilt hat, ist bereits für Freitag eine Sibung der Botschafterreunion in London anberaumt worden, damit im Sinne des Vorschlages des Wiener Kabinetts die Entscheidung der Mächte in für effer Feist erfolgen möge.
Die Botschaftervereinigung in London hat gestern einstimmig beschlossen, den Regierungen vorzuschlagen, es sei Montenegro aufzufordern, Stutari unverzüglich zu räumen.
Wien , 24. April. Sämtliche Blätter befassen sich mit der durch die Besetzung Stutaris geschaffenen Lage und verlangen von der Regierung sofortige energische Maßnahmen gegen Montenegro, entweder mit oder ohne Europa . Das offiziöſe Fremdenblatt" gibt sich der bestimmten Erwartung hin, daß sich Europa nunmehr endlich entschließen werde, nach dem Versagen der bisherigen Maßnahmen auch schärfere Mittel anzuwenden, um die Verletzung des Prestige wieder gut zu machen und den Widerstand Montenegros zu brechen.
Südslawische Kundgebungen.
Wien , 24. April. ( Pripattelegramm des Vormärts".) In Dalmatien hat eine wahre Verfolgungsära gegen alle großslawischen Sympathiekundgebungen eingesetzt. Es wurden Professoren wegen Herausgabe einer Gedichtjammlung des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung angeklagt, wegen Teilnahme an Versammlungen diszipliniert, ein A d votat wurde wegen Hochverrats in Untersuchung gezogen und gleichzeitig von der Advokatur enthoben. Ein Staatsanwalt, der sich Amites entsegt, ebenso der Notar selbst. In Ragusa wurde weigerte, gegen einen Notar Anklage zu erheben, wurde seines eine Reihe jüngerer Leute unter Polizeiaufsicht geftellt; dabei hat die Militärverwaltung in Dalmatien ihre Herrschaft so rücksichtslos eingerichtet, daß die Gemeinden sich mit einem Notschrei an die Zivilregierung des Landes gewendet haben. Tschechische Dmenoftrationen.
Die Waffenruhe.
Aus Wien wird telegraphiert und die deutsche Presse brudt es gläubig nach, in Desterreich sei die öffentliche Meinung aufs, äußerste erregt und fordere energische Maßnahmen. Und die Vossische Zeitung", die noch an demselben Tage, als der infame Prochaska Schwindel entlarvt wurde, die Ermordung des Konsuls verkündete und nach Sühne gerufen hatte, bringt auch jest wieder, entgegen den Interessen des deutschen Volkes, einen Brandartikel um den andern. Lug und Trug! Zivio und Slava, hallt es in Agram und Prag durch die Straßen, und die österreichische Polizei hat alle Hände voll zu tun, um die Fahnen von den Häusern herabzuholen, die. Versamm Yungen aufzulösen, die Demonstrationen auseinanderzusprengen, die die Freude der österreichischen Slawen über die NiederIage" der österreichischen Diplomatie bekunden. Und die Deutschen in Desterreich? Tausende Deutsche sollen auf Die Huffaffung in England. die Schlachtbank geführt werden, um ein elendes Städtchen London , 24. April. Die offiziöse Westminster den Montenegrinern zu entreißen und den Albanern zu ver- Gazette" schreibt: Die Verbündeten haben grundsäglich schaffen. Das soll ein Hochziel deutschnationaler Politik die Vermittelung der Mächte angenommen. Die Vermitte fein? Deshalb sollen vielleicht noch unsere Arbeiter hin- lung fann nur auf einer Abgrenzung Albaniens , die ausziehen für Kaiser und Reich, für Sfutari und Albanien , Skutari einschließt, basiert werden. Wenn König für den Klerikalen Thronfolger Desterreichs und den vorläufig Nikolaus auf Stutari bestehen sollte, würde er nicht heute eineberufene Versammlung zur Feier des Falles von noch anonymen König von Albanien ? Ipek, und Serbien nicht Diakowa bekommen, und Skutari wurde polizeilich verboten. Mehrere hundert TeilDie österreichische Erregung wird in den Redaktionsstuben Desterreich würde vielleicht den Sandschak Novibazar nehmer wurden von der Wache zerstreut. Es fanden daran an wieder beseben. Die Mächte sind demnach schließend Umzüge durch die Hauptstraßen und die Vorstadt der Wiener Zeitungen fabriziert, die mit Ausnahme der nicht ohne Hilfsmittel Wenn sie zusammen. Weinberge statt unter och rufen auf Montenegro und Arbeiter- Zeitung " samt und sonders vom Ballplay abhängig halten, werden sie ihr 3 i el ohne große Schwierig bingen allslawischer Lieder. Ein Abgeordneter versuchte wiederfind und von den Wiener Korrespondenten deutscher Zeitungen, feiten erreichen, aber die Lage duldet feinen weiteren bolt, Ansprachen an die Menge zu halten, wurde aber von der die vom Ballplatz und zum Teil auch von der Deutschen Aufschu b. Natürlich wären wir der Anwendung von Polizei verhindert. Mehrere Ansammlungen wurden zerstreut und Botschaft in Wien , die nicht immer so will, wie Gewalt gegen Montenegro äußerst abgeneigt, aber ungefähr dreißig Verhaftungen vorgenommen. es die vernünftigere Politik der Berliner das Ansehen Europas steht auf dem Spiele. Wenn König Zentrale es erfordert, ihre Informationen empfangen. Nikolaus den Mächten erfolgreich Trotz bietet, dann müßten In Wirklichkeit ist es außer der offiziösen nur eine ganz kleine wir für diese Generation auf jede weitere Kooperation zur Schar von gewissenlosen Schreiern, die in diesem allerneuesten Erhaltung des Friedens verzichten. österreichischen Patriotismus machen, vor dessen Folgen die Eine Rede des englischen Ministerpräsidenten. Völker Desterreichs Deutsche und Slawen um alles in London , 24. April. Bei einem Bankett des Vereins der Aus. der Welt aber verschont bleiben wollen. Und von dieser wärtigen Journalisten hielt Premierminister Asquith eine Rede, Das Ende des Generalitreiks. Politik darf sich die deutsche um keinen Preis ins mehr als eine bei der Umwälzung des alten Regimes in der Türkei in der er unter anderem sagte: Die Großmächte, von denen Schepptau nehmen lassen. Brüssel , 24. April. ( Privattelegramm des Vorstart und direkt interessiert ist, haben gemeinsam für einen ehren wärts"). Der außerordentliche Parteitag ist Die europäischen Mächte haben die Zugehörigkeit vollen Frieden untereinander gewirkt und soweit erfolgreich heute zusammengetreten und hat die bereits gestern mitgeStutaris zu Albanien proklamiert. Die österreichische Re- gewirkt. Ihre Vermittelung ist, wie wir hoffen, jest wenigstens teilte Resolution des Streikkomitees angenommen. Die gran gierung fordert ungestüm, daß dieser Beschluß Montenegro im Prinzip von den friegführenden Parteien angenommen worden. teilte Resolution des Streiffomitees angenommen. Die granaufgezwungen werde. Die Zugehörigkeit Stutaris ist gleich- Ich sage nicht, daß nicht schwierige Punkte auftauchen diose Manifestation des belgischen Proletariats ist zu Ende. gültig; nicht gleichgültig aber ist der Friede Europas . Und fönnten und ein solcher Puntt steht heute sehr Einmütig und geschlossen wie sie in den Kampf gegangen, der wird durch jede llebereilung, durch jedes gewaltsame augenfällig bor uns- Punkte, die auch jetzt noch der werden Belgiens Proletarier die Arbeit wieder aufnehmen, Vorgehen, durch jede separate Aftion einer einzelnen Macht selben Eigenschaft der Nachsicht, der gegenseitigen er bereit, wenn es sein muß, die scharfe Waffe, die sie heute nur gefährdet. Was jetzt nötig ist, ist 3eit, Zeit zum Ver- ändigung und Anpassung und der Bereitwilligkeit be- niederlegen, wieder anzuwenden dürfen, spezielle Interessen und Empfindlichkeiten dem beherrschenhandeln, Zeit, um die Grundzüge einer gemeinsamen den Ziele der gemeinsamen Erreichung eines dauer Wiederaufnahme der Arbeit, Anseele referierte und empfahl die fofortige Aktion zu finden. Die darf durch Desterreich nicht haften Friedens unterzuordnen, und ich denke, wir können Streits feinen größeren Erfolg als den bereits δα die Fortführung des gestört werden, ebensowenig wie durch ein Abspringen ohne übertriebenen Optimismus hoffen, daß früher oder später, reichten verspräche. Rußlands . Bleiben die europäischen Mächte einig, so ist aber lieber früher als später, wir das Ziel er. Einige Redner sprachen für die die Stutarifrage ungefährlich. Gefahren beschwört diejenige reichen werden, nach dem wir so lange und so mühevoll gestrebt& ortsegung des Streits. die gestern auch von den Macht herauf, die wird zum Friedensstörer, die jetzt auf haben. Versammlungen in dem Borinage gefordert worden war. eigene Fauft sich von den anderen trennt. Die Pflicht der Die Times" schreiben: Die Mächte, einschließlich Ruß- Andere forderten cine radikalere Fassung der Regierungen und mit in erster Linie der deutschen Iands und besonders auch Englands haben in bemerkenswert Resolution und kritisierten, daß der Kongreß nicht schon es jetzt, solche Separatattion, deren Anfang oder deren Ende gutem Glauben gegen Desterreich- Ungarn gehandelt. Deiter vor der Dienstagssigung der Kammer einberufen wurde. reich Ungarn darf sich darauf verlassen, daß die Mächte es AIIe erklärten aber eine einmütige Durchführung man nicht fennt, zu verhindern. auch in der Frage von Stutari tun werden. Die Haltung Eng des Kongreßbeschlusses für notwendig. Vandervelde und Die forderungen Oesterreichs. lands bleibt selbstverständlich dieselbe, wie sie nach den Erklärungen est rée verteidigten die Haltung der Fraktion und des von Sir Edward Greh ist. Wir sind mit den anderen Mächten Streiffomitees. Sie legten die politischen und moralischen London , 24. April. Das Reutersche Bureau erfährt: übereingekommen, daß ein autonomes Albanien bestehen soll, zu Die Zirkularnote Oesterreich Ungarns an die dem Stutari gehört. Wir beabsichtigen, an diesem Ab. Errungenschaften des Generalstreits dar, der sich als Mächte bejagt: Desterreich- Ungarn fann es nicht ge- tommen festzuhalten. Europa wird die Mittel finden, um Stampfmittel bewährt habe. statten, daß die Lage, die durch den Einzug der Monte- sein wohlüberlegtes und einstimmiges Urteil gegen alle, die ihm negriner in Stutari geschaffen ist, so bleibt, wie sie ist, da das widerstreben möchten, durchzusetzen
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Konstantinopel , 24. April. Amtlich wird gemeldet, daß die Waffenruhe zwischen den Türken und Bul garen unter den bereits geltenden Bedingungen bis zum 4. Mai mittags verlängert worden ist.
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Vandervelde sprach sehr wirkungsvoll. Er betonte, man folle siegesfroh an die Arbeit zurückkehren. Der