Nr. 103.
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Berliner Volksblatt.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.
Fernsprecher: Amt Morikplatz, Nr. 1983.
Dienstag, den 29. April 1913.
Rüftet zur Taifeier!
Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1984.
Demonstriert für Völkerfrieden und Völkerfreiheit!
Eine unwürdige Hetzjagd.
Bertagung des Reichstags.
tervereinigung wurde auf morgen 31 Uhr nachmittags ver ta gt. Das Auswärtige Amt bewahrt große Zurückhaltung, erklärt aber, daß selbst jetzt kein Grund zum Pessi mismus vorhanden sei.
Eine erregte Debatte entfesselte ferner das Bemühen der Rationalliberalen, die in der zweiten Lesung von Zentrum und Sozialdemokraten gestrichene Stelle eines se ch sten Reichsanwalts zu retten. Die Genossen Heine und Kurz vor 9 1hr abends hat der Präsident des Deutschen Haase legten die sachlichen Gründe dar, die die SozialdemoDie Vorstellungen in Cetinje . Reichstags die Verhandlungen geschlossen und die Abgeord- fraten zur Ablehnung der Staatsanwaltschaft im allgemeinen Wien , 28. April. Nach hier vorliegenden Meldungen ist neten mit guten Wünschen zum Pfingstfest entlassen. Die und der geforderten Stelle im besonderen zwingen. InterPlenarsizung hatte um 3 Uhr begonnen. Seit 10 Uhr früh effant war der Verhalten des Zentrums. Durch feine noch gestern, wie von maßgebender Seite mitgeteilt wird, in Cehatte aber schon die Budgetfommission gesessen, so daß deren so harte Bemerkung und durch kein freundliches Zureden inje der Sollettivschrift erfolgt, durch den zahlreiche Mitglieder und mit ihnen viele andere Abgeordnete ließen sich die Herren verlocken, auch nur ein Wort zur Be- Montenegro aufgefordert wurde, Sfutari den Mächten eine nahezu 11 stündige Arbeitszeit hinter sich hatten. gründung ihrer ablehnenden Hltung zu sagen. Sie haben eben 31 übergeben. Die Antwort lautete, daß es der Leider wurden fie für diese ansehnliche Arbeitsleistung feine sachlichen Gründe. Sie genossen schweigend und falt montenegrinischen Regierung mit Rücksicht auf die Osterfeiernicht einmal durch ein dankbares Haus entschädigt. Es war ihre Rache an den Staatssekretär des Reichsjustizamts, der tage im Augenblick nicht möglich sei, eine Entschließung zu im Gegenteil eine Dual, den Schlußverhandlungen des ihnen in der Jesuitenfrage ein wenig zu nahe an ihre emp- fassen. Reichstags als gewissenhafter Abgeordneter beizuwohnen. Das findlichen Hühneraugen geraten war. Natürlich konnte diese Haus war zwar dauernd voll besetzt, weil eine namentliche Verärgerungspolitik des Zentrums für die Sozialdemokratie Abstimmung die andere schob. Aber das Haus war zugleich fein Grund sein, an ihrer grundsäßlich ablehnenden Stellung unglaublich unruhig und unaufmerksam und ungebärdig. dem Reichsjustizamt und dem Reichsgericht zuliebe abzuDas kam daher, daß die meisten Abgeordneten den weichen. Dafür sind zu allem Ueberfluß die Beziehungen der Reisekoffer in der Hand trugen, wenn sie ihn auch in Wirk- Sozialdemokratie zur klassenstaatlichen Justiz sagen wir: keit in der Garderobe abgegeben oder schon zur Bahn cxpediert zu intim! Wenn man die Gefängnisstrafen, die die Mithatten. Jedenfalls waren ihre Gedanken und Wünsche vielmehr glieder der sozialdemokratischen Fraktion in ihrem Parteileben ,, bei Muttern" als im hohen Hause" und bei seinen wichtigen abgesessen haben, zusammenzählen würde, dürfte wohl ein Aufgaben, und daher hörten sie fast gar nicht zu, wenn nicht halbes Jahrhundert herauskommen. gerade irgend ein kleines Sensationchen ihre Neugier fesselte. Sie führten mit einer selbst im Reichstage ungewöhnlichen Zwanglosigkeit Privatgespräche, die fie von Zeit zu Zeit durch ein gemeinsames Hallo unterbrachen, penn zu ihrem Aerger noch ein Abgeordneter es war fast immer ein fozialdemokratischer-die Tribüne bestieg und das Wort er
griff.
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Beim Reichseisenbahnamt brachten die Genossen Baudert und Ulrich die berechtigten Beschwerden der Kleinstaaten gegen die preußische Hegemonie im Eisenbahnwesen vor. Zum Bostetat nahm sich Genosse 3ubeil noch einiger Wünsche der Postunterbeamten an.
Vier namentlich Abstimmungen zwangen die Abgeordneten zur Anwesenheit bis zum Schluß. In dreimaliger AbDie sozialdemokratische Fraktion muß in Zukunft noch stimmung wurde die in verschiedenen Positionen des Etats besser als bisher dafür Sorge tragen, daß durch solche un auftretende Ostmarkenzulage abgelehnt; durch die vierte würdige Treiberei der Parlamentarismus des Deutschen Reiches namentliche Abstimmung fiel der sechste Reichsanivalt. nicht noch mehr als bisher herabgedrückt und in seiner Be-.Der Reichstag hat jeßt einige Wochen Ferien. Zunächst deutung entwertet wird. Wenn durch den Senioren- tagt aber noch die Budgetkommission, die auch wieder einige konvent lange Zeit zuvor, wenn sich ein bestimmter Tage vor Beginn der Plenarversammlungen Ende Mai zu Geschäftsgang noch gar nicht voraussagen läßt, Fristen sammentreten wird. Sie berät die Wehr vorlagen, und vorgesehen werden, so dürfen solche Vorherbestimmungen daher wünschte der Präsident ihren Beratungen noch ausdrüdnicht als tabu betrachtet werden, und die Ab- lich den besten Verlauf.
werden.
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Es wird weiter verhandelt.
Der Wortlaut der Mitteilung. London , 28. April. ( Reuter.) Nach einer Mitteilung des montenegrinischen Delegierten Popowitsch lautet die Note der Mächte folgendermaßen:
Wir haben die Ehre, gemeinsam der Königlich montenegrinischen Regierung zu erklären, daß die Einnahme Skutaris in keiner Weise die Entschließung der Mächte in bezug auf die Nord- und Nordostgrenze Albaniens ändert, und daß daher die Stadt Stutari in möglichst kurzer Frist geräumt werden und den Mächten übergeben werden muß, welche durch die Kommandanten der internationalen Seestreitkräfte vertreten sind. Die Königlich montenegrinische Regierung wird aufgefordert, eine schnelle Antwort auf diese Mitteilung zu machen.
Popowitsch fügte hinzu, er habe Befehl von seiner Regierung bekommen, formell gegen diese ungerechte und grausame Forderung zu protestieren und von neuem die Mächte zu ersuchen, die Angelegenheit zu prüfen. Es sei eine Lebensfrage für Montenegro, daß Montenegro in gleicher Weise behandelt werde, wie die anderen Verbündeten.
Wien , 28. April. Bereits so gut wie sicher ist, daß Skutari nur infolge von Verhandlungen kapitulierte, und es mehren fich die Anzeichen dafür, daß Effad Pascha einen Paft abgeschlossen hat, demzufolge er den Drin als Grenze zwischen Montenegro und Albanien anerkennt, so daß also Skutari an Montenegro fallen würde, wofür ihm Montenegro behilflich wäre, sich zum Oberha upt, Fürsten oder König von Albanien zu proklamieren. Desterreichische Kriegsbegeisterung.
Die montenegrinische Hauptmacht verläßt Sfutari. Wien , 28. April. Die Montenegriner haben nach Erlaß einer Proklamation, über deren Inhalt noch keine Meldungen vorliegen, mit ihren Hauptkräften unter dem Erbprinzen Danilo Skutari verlassen und sind nach Norden abmarschiert. Fünf Bataillone sind in der Stadt geordneten können nicht verlangen, daß einer unerfindlichen Das deutsche Volk unterstützt diesen Wunsch nicht. Es zurückgeblieben. Die bloße Verschärfung der Blockade Vereinbarung zuliebe die Verhandlungen des Reichstags wünscht nicht, daß immer neue Millionen und Milliarden hält man hier um so mehr für fein wirksames Mittel, da in ein Profruftesbett gezwängt und gewaltsam verkürzt für den Militarismus verschleudert werden, während die Montenegro von Serbien mit Lebensmitteln für zwei bis wichtigsten Kulturaufgaben Not leiden müssen. Der soeben drei Monate versorgt ist. Die sozialdemokratische Fraktion hat sich am Montag in dritter Lesung und damit endgültig beratene und gegen nicht daran hindern lassen, zu sagen, was zu sagen notwendig die Stimmen der Sozialdemokratie angenommene Etat des war, wie sie es auch als ihr besonderes Verdienst betrachten Deutschen Reiches beweist erneut, daß leider noch immer nicht kann, daß die sechsstündigen Montagsverhandlungen nicht der Wille des Volkes das oberste Gesez in Deutschland ist. auch noch durch erhebliche Einsparungen" am Sonnabend so nebenbei im Handumdrehen mit erledigt worden sind. Bon allgemeinerer Bedeutung war am Montag eine Erörterung, die Genosse Lensch hervorrief, indem er den Staatssekretär des Reichsjustizamtes wegen der Behauptung Die heutige Sigung der Botschaftertonferenz des Reichskanzlers interpellierte, er, Bethmann Hollweg , habe sollte, wenn es nach dem Geschrei der Ballplazoffiziösen gefich an den Staatssekretär des Reichsjustizamtes mit der gangen wäre, bereits eine Entscheidung in der Skutarifrage Gin köstlicher Vorfall wird aus Agram gemeldet: Die kroatische Bitte gewandt, gegen einen Artikel der Leipziger bringen. Entweder, so erklärten die Aufgeregten in Wien , Landesregierung fündigt gegen die Redaktion ihres Amt 3- Bolkszeitung" wegen Gotteslästerung einzu- müßten von den Botschaftern gewaltsame Maßnahmen be- blattes Narodni Novine" ein Verfahren an, weil das Amtsfchreiten. Der Reichskanzler hatte damals in seiner Rede schlossen werden oder Desterreich werde allein einmarschieren. blatt gestern im nichtamtlichen Teil einen Artikel veröffentlichte, eine Reichsverbandsphrase über die angebliche Religionslofig- Die Botschafter aber haben ihre Sigung auf morgen ver- welcher die Besehung Skutaris durch die Montenegriner keit der Sozialdemokratie zu der seinigen gemacht und sich tagt und in London versichert man, daß kein Grund in Worten höchsten Jubels feiert. Die Landesauf einen Zwischenruf hin mit der echten Bureaukraten- zum Pessimismus vorhanden sei. In der Tat sollte regierung erklärt, daß sie diese Schreibweise streng verurteilt. gewissenhaftigkeit, die den obersten Beamten des Deutschen man in Defterreich einsehen, daß außer den Wiener und Ber- Gleichzeitig verfügte die Landesregierung eine Präventiv Reiches ziert, herausgeredet, daß er Beweise für seine Behaup- liner offiziösen Schreibern niemand in der ganzen Welt eine sensur für in- und ausländische Druckschriften, Broschüren, bildtungen zu Dubenden aus der sozialdemokratischen Bresse gewaltsame Sonderaktion Defterreiths billigen könnte. Wie liche Darstellungen, Ansichtskarten und geographische Karten über liefern fönne; Herr Bethmann Hollweg hat seitdem aus immer die Skutarifrage aus der Welt geschafft werden wird, aktuelle Balkanfragen, in denen die Politik der Monarchie einer reichend Zeit gehabt, die Beweise beizubringen. Er hat aber fie darf nur auf friedlichem Wege erledigt werden. Für abfälligen Kritit unterzogen wird. augenscheinlich keine gefunden. Als Genosse Lensch, dessen die Ehre der klerikalen Hofkamarilla Desterreichs soll kein „ Leipziger Volkszeitung" von ihm besonders genannt worden Menschenleben geopfert werden. Effed Paschas Aussichten in Albanien. war, sofort nach seiner Behauptung bei ihm Nachfrage halten Paris, 28. April. Der Minister des, Aeußeren Pichon empließ, redete sich der Reichskanzler durch seinen Ziviladjutanten fing heute nachmittag Ismail Kemal Bei, den Leiter der Wahnschaffe heraus. Der Herr versuchte auch am Montag, Köln, 28. April. Der Kölnischen Zeitung" wird aus provisorischen Regierung von Albanien. Ismail Kemal erklärte den Reichskanzler wieder rein zu waschen. Es gelang ihm Wien gemeldet: Der Londoner Botschaftervereinigung liegt einem Berichterstatter: das Vorgehen Ejjad Pascha 3 läßt aber nicht, ebensowenig vermochte er feinen gottgewollten ein Verlangen Desterreichs vor, in Cetinje durch die sich nur mit den Worten„ Berrat und Bahnmi" fennVorgesezten von dem harten Vorwurfe zu erleichtern, daß er dortigen Gesandten die sofortige Räumung Stu- zeichnen. Verrat, weil er Albanien durch die Preisgabe Stutaris die in größter Oeffentlichkeit aufgestellte objektiv unwahretaris ungefäumt und schroff zu verlangen und im Weige- enthauptet hat, Wahnwit, weil er uns im Hinblick auf die VerBehauptung bisher noch nicht zurückgenommen habe. rungsfalle ein militärisches Vorgehen der Mächte handlungen über die Grenzen Albaniens in die schwierigste Lage
Das Drängen Desterreichs.
Eine freiwillige Rettungsfolonne unter Führung des zu beschließen. Sollte sich die Botschaftervereinigung gegen versetzt hat, weil er die Unabhängigkeit unseres Landes in schnöder Grafen v. We starp juchte die für Herrn Bethmann Hollweg eine gemeinsame Aktion aussprechen, so würde est er- Weise gefährdet und dem Willen Europas entgegengehandelt hat. reichlich peinliche Sache auf das tote Gleiſe einer kleinen reich- Ungarn allein oder zusammen mit den dazu Ich bin überzeugt, daß die albanesische Bevölkerung Effad Pascha Sozialistendebatte über Religion zu schieben. Es bekam den bereiten Mächten dem Willen Europas Geltung feine Gefolgschaft leistet und daß auch ein großer Teil Herrschaften ihr unglücklicher Versuch aber so schlecht, wie es verschaffen. feiner Truppen von ihm abfallen wird. Unsere Unabhängigkeit fich gehörte. Besonders Genosse Haase fand vortreffliche crheischt die Integrität des Landes, die auch von Oesterreich geund präzise Worte, um gegen das alte Manöver der Gegner, London, 28. April. Wie das Reutersche Bureau erfordert wird. Wir wollen mit aller Welt gut stehen, mit Oesterdie Religion mit der Kirche gleichzustellen und den Kampf der fährt, verließen die Botschafter Desterreich- Ungarns und Ruß- reich ebenso wie mit unseren slavischen Nachbarn.- Ismail Kemal Sozialdemokratie gegen die politische Institution der Kirche lands die heutige Sizung zusammen und hatten eine längere Bei reist heute nach London, um der Botschafterkonferenz die in einen Stampf gegen die Kirche umzufälschen. Besprechung, che sie sich trennten. Die Situng der Botschaf- Gesichtspunkte der provisorischen Regierung Albaniens darzulegen.
Die Botschafterkonferenz.