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Br. 103. 30. Jahrgang 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt

Reichstag.

151. Sigung. Montag, den 28. April 1918, nachmittags 3 Uhr.

Dritte Lesung des Etats.

Die Fortsegung der Etatsberatung beginnt mit der nament­lichen Abstimmung über die Ditmartenzulage beim Militäretat, die die Abgeordneten Schulz( Rp.). Graf Bestarp( L.), Baffermann ( natl.), Dr. Müller- Meiningen  ( Bp.) wiederherzustellen beantragen. Die Ostmartenzulage wird mit 179 gegen 110 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen abgelehnt. Der Militäretat und der Etat des Reichsmilitärgerichts wird darauf debattelos erledigt. Beim

Dienstag, 29. April 1913.

abspenstig zu machen. Der Verein Kieler Fahrradhändler" bers Abg. v. Trampczynski( Bole): Einer materiellen Erörterung öffentlicht nun im Deutschen   Automobil- und Fahrradhändler" eine über die Verfassungsmäßigkeit des preußischen Enteignungsgesetzes Bekanntmachung, in der er mitteilt, daß ihm auf eine Eingabe an ist der Staatssekretär des Reichsjustizamtes bisher immer aus­die Truppenteile in Stiel geantwortet worden ist, daß sämtgewichen. Doch offenbar nur deshalb, weil seine Gründe die lichen Beamten, Offizieren und Mannschaften verboten ist, öffentliche Kritit nicht vertragen.( Sehr wahr! bei den Polen  .) bört! bei den Sozialdemokraten.) das Fahrradhaus Frischauf" zu betreten.( hört! Staatssekretär Dr. Lisco: Auf diese Frage kann ich heute nicht Der Militär- Etat ist schon eingehend antworten, da ich nicht vorbereitet bin, bin aber erledigt, so daß ich den Kriegsminister hierüber nicht mehr befragen gern bereit, im nächsten Jahre ausführlich darauf zu antworten. tann; ich frage aber den Staatssekretär des Reichsmarineamts, ob as die Anfrage des Abg. Lensch betrifft, so ist mir bekannt dieses Verbot auch bei den Marinetruppen erlassen ist. Wir protestieren dagegen, daß die Armeeverwaltung fich dazu bergibt, in den Herrn Abg. Lensch hat wissen lassen, daß der Artikel, von dem geworden, daß der Herr Reichstanzler durch seinen Vertreter solche privaten Dinge einzugreifen.( Beifall bei den Sozialdemo- er gesprochen, in der Leipziger Volkszeitung  " nicht gestanden fraten.) hat.( Hört! hört! rechts.) Ich bin mit dieser Angelegenheit nicht Bizeadmiral Capelle: Zum ersten Bunkt beziehe ich mich auf befaßt worden.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Der Herr meine Ausführungen in der zweiten Lesung; die Zahlen des Abg. Reichstanzler hat deshalb auch von mir in dieser Beziehung keine Ibrecht erfassen nur einen Teil der Arbeiter. Zum zweiten Antwort bekommen können. Das ist das einzige, was ich von dieser Buntt bemerke ich, daß im Jahre 1911 6 Leute, im Jahre 1912 Sache weiß.( hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) 9 Leute der Lungenheilstätte überwiesen worden sind. Ich kann das außerordentlich bedauern, aber einen Vorwurf gegen die Militär­verwaltung fann ich nicht darin erbliden. Es ist ja bekannt, daß die Schneider der Lungentuberkulose in starkem Maße unterliegen. Ueber den britten Punkt ist mir nichts Abg. Albrecht( Soz.):

Etat des Reichsjuftizamtes.

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Abg. Dr. Lensch:

Am Bundesratstisch: Dr. Delbrüd, b. Seeringen, b. Zirpis, kühn, Golf, Dr. Lisco. Bor Eintritt in die Tagesordnung erklärt Abg. Graf Westarp( t): Der Abg. Keil hat in der Sonn­abend- Sigung von einem Sta Lenderunternehmen gesprochen, das mit einem durch unlautere Mittel erschlichenen Profit von 25 Broz. arbeitet. Er hat die dahinter stehende Gesellschaft eine Gesellschaft mit beschräntter moral genannt. Er tann nur auf ein Schreiben Bezug genommen haben, in dem eine Druckerei firma aufgefordert worden sein soll, den Preis eines Bolts­talenders fälschlich um 25 Prozent zu erhöhen. Er hat auf eine Gesellschaft hingewiesen, der neben anderen Mitgliedern außer halb des Hauses auch Herr Erzberger   und ich angehören. Ein Schreiben der genannten Art ist von unserer Gesellschaft weder aus­Der Herr Reichskanzler hat damals ausdrücklich erklärt, er habe gegangen noch veranlaßt worden. Die Pressenotiz tann fich nur den Staatssekretär des Reichsjustizamts gebeten zu prüfen, ob gegen auf eine andere Gesellschaft bezogen haben, mit der die unsrige einen Artikel der 2. V." strafrechtlich einzuschreiten sei. Richtig wegen Hebertragung des Kalenders verhandelt hat.( Hört! hört!) bekannt. iſt, daß der Herr Unterstaatssekretär Bahnschaffe mir Wir selbst könnten daher nur als Geschädigte in Frage kommen. nachher mitgeteilt hat, eg handele sich nicht um Jede mittelbare oder unmittelbare Beteiligung an dem Unternehmen ist für uns sagungsgemäß ausgeschlossen. Ich muß meine Zahlen in bezug auf den ersten Buntt voll- einen Artikel der 2. V.". Aber ich habe den Herrn Staats­Die Genehmigung zur Fortsegung einer erhobenen Bribattlage Die Genehmigung zur Fortsetzung einer erhobenen Privatklage ständig aufrecht erhalten. Ich verlange auch gar nicht, daß Frauen fetretär dann allgemein gefragt, welche Antwort er auf die An­des Abg. Vogtherr( Soz.) gegen Profeffor Guhr in Charlotten- überhaupt nicht beschäftigt werden; sie sollen nur nicht solche Arbeit regung des Reichstanzlers gegeben hat. Darauf sagte Grzellenz burg wird versagt. machen, die sonst von Männern hergestellt wird. Mit Lisco, er weiß bon der ganzen Sache überhaupt folcher Arbeit soll man nicht aus bloßen Sparsamteitsrüdsichten nichts. Das ist nun allerdings eine sehr erstaunliche Auskunft. Der Reichskanzler be­Frauen beschäftigen.( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Jn( Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) bezug auf den Krankheitszustand hat Herr Vizeadmiral in der Hauptet hier in öffentlicher Sigung, daß er mit dem Staatssekretär zweiten Lefung ausdrücklich gesagt: Dieser Vorwurf trifft die Ver- des Reichsjustizamtes eine Unterredung gehabt habe wegen eines waltung recht schwer." Es ist also alles vollständig wahr, was ich Artikels nur den Namen des Blattes hat er in dubio gelaffen­gejagt habe. und hier muß nun der Herr Staatssekretär Lisco erklären, er tönne fich Er Der Marineetat wird hierauf bewilligt. überhaupt auf gar nichts befinnen. faɓ Es folgt der doch daneben, als er gewissermaßen bei diesem Vor­gang zum Zeugen gerufen wurde, hat aber durch keine Miene oder Handlung gezeigt, daß er von der ganzen Sache nichts wisie. Im übrigen habe ich schon Herrn Unter­In der zweiten Lesung fühlte der Reichskanzler sich berpflichtet, staatssekretär Wahnschaffe erklärt, ich hielte es für eine Anstands­eine Rede seines faiserlichen Herrn zu verteidigen, und glaubte unter Pflicht, daß der Reichskanzler diesen Vorwurf, den er in öffent­anderem folgendes hinzufeßen zu müssen: Müssen wir uns nicht licher Sigung gegen die sozialdemokratische Bresse erhoben hat, tagtäglich in der sozialdemokratischen Bresse Berhöhnungen auch in öffentlicher Sigung zurüdnimmt.( Lebhafte des christlichen Glaubens gefallen laffen? Ich habe teine Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Ich bedauere außerordent­Notizen hier, fönnte sie Ihnen aber zu Dußenden geben. Ich habe lich, daß der Reichskanzler dieser selbstverständlichen Anstandspflicht In der zweiten Lesung rügte ich, daß bei der Herstellung der bor turzer Zeit, ich glaube in der Leipziger Voltszeitung", einen nicht entsprochen hat.( Erneute lebhafte Zustimmung bei den Sozial Garderobe auf den Bekleidungsämtern nur 200 männliche und Artikel gesehen, in dem Einrichtungen des chriftlichen Glaubens in demokraten.) Das Urteil über diese Handlungsweise überlasse ich 1500 weibliche Arbeitsträfte beschäftigt seien. Der Herr einer Weise dargestellt worden sind, daß ich mich an den Staats- dem Hause und der Deffentlichkeit.( Bravo  ! bei den Sozialdemo­Bizeadmiral Capelle bestritt dies und behauptete, es feien 600 fekretär des Reichsjustizomts mit der Bitte gewandt habe, zu unter- traten.) männliche Arbeiter beschäftigt. Ich muß meine Behauptung aber suchen, ob da nicht auf strafrechtlichem Wege einzu Unterstaatssekretär Wahnschaffe: Ich kann bestätigen, daß ich aufrecht erhalten; ich habe lediglich von demjenigen Teil der Beschreiten sei." Was dort über die sozialdemokratische Bresse am Tage nach der Rede des Herrn Reichskanzlers dem Herrn Abg. Kleidungsämter gesprochen, in dem die Kleider hergestellt behauptet worden ist, ist objektiv unwahr. Wenn ens mitgeteilt habe, daß die Bemerkung des Herrn Reichs­werden. Ich weiß sehr wohl, wenn man die Schuhmacher es wirklich der Fall wäre, daß in der sozialdemokrati- tanzlers auf einer Verwechselung beruhe. Der Herr Reichs­und sonstige Dekonomiehandwerker hinzurechnet, daß da noch ichen Presse Einrichtungen des christlichen Glaubens ber- tanzler hat also in loyalster Weise dem Herrn Abg. Lensch gegen­einige Hundert hinzukommen. Ferner hatte ich angegeben, in höhnt oder herabgesezt würden, so würde diese Presse ununter- über gehandelt.( Rufe bei den Sozialdemokraten: Er hat die Be­Stiel feien von 70 Bivilschneidern, die dort beschäftigt werden, brochen Gegenstand der Verfolgung wegen Gotteslästerung sein. hauptung öffentlich aufgestellt 1) Als mir der Abg. Lensch dann 18 an die Lungenheilstätten verwiesen worden. Auch das bezweifelte Das ist aber so gut wie nie der Fall, weil eben solche Ver- nabe legte, ob nicht der Reichskanzler das hier auch im Plenum Bizeadmiral Capelle, weil er darin einen schweren Vorwurf gegen höhnungen des christlichen Glaubens in der sozialdemokratischen erklären würde, habe ich geantwortet: Wenn der Reichskanzler das die Marineverwaltung erblicken würde. Mein Gewährsmann teilt Bresse nie vorkommen.( Gelächter rechts. Sehr richtig! bei den tun würde, so würde er doch den Vorwurf gegen die mir mit, daß ich mich um zwei verrechnet habe, es find 16 an die Sozialdemokraten.) Wenn Sie lachen, lachen Sie damit nur sozialdemokratische Presse im allgemeinen nicht zurüd­Lungenheilstätten überwiesen worden, auch ein sehr erheblicher die deutsche Justiz aus( Sehr gut! bei den Sozialdemo- nehmen tönnen.( Große Unruhe bei den Sozialdemokraten; Prozentjaz. Vier bis fünf find darunter, die schon zum zweiten fraten), weil sie ihr dadurch den Vorwurf der Pflichtver- Rufe: Beweise!) Jch fönnte Ihnen eine ganze Menge Material Male der Lungenheilstätte überwiesen wurden. gessenheit machen. Ich frage nun den Heren Staatssekretär des darüber vorlegen( Rufe bei den Sozialdemokraten: Heraus damit Dann habe ich noch folgende Frage an den Staatssekretär zu Reichsjustizamtes, um welchen Artikel in der Leipziger   Volksztg. das Material ist da, ich kann es in zehn Minuten bringen. richten. Der Arbeiterradfahrerbund" Solidarität", der 150 000 Mit von der ich bestreite, daß ein solcher Artikel in ihr enthalten( Rufe bei den Sozialdemokraten: Bitte, tun Sie es nur!) Daß glieder zählt, befigt eine eigene Fahrradfabrit, um war oder in welchem anderen sozialdemokratischen Blatt in der der Staatssekretär Lisco von der Sache nichts mei, ist ja er­feinen Mitgliedern billige und gute Fahrräder zu liefern, Erklärung des Reichstanzlers es sich gehandelt hat, und welche Ant- flärlich. Es tommt häufig vor, daß die oberste Jaftizbehörde in das Fahrradhaus Frischauf". Dieses wird von Fabritanten und wort er auf diese merkwürdige Zumutung des Reichskanzler gegeben die Lage versezt wird, zu prüfen, ob irgend ein Artikel der sozial­Händlern start bekämpft, man versucht, der Fabrik die Rohmaterialien hat.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) demokratischen Presse mit dem Strafgeset kollidiert; es wird dann

Marineetat

wird ein Antrag Baffermann( natt.) auf Wiederherstellung einer in der zweiten Lesung gestrichenen Beamtengehaltsposition im Hammelsprung mit 150 gegen 112 Stimmen abgelehnt.

Abg. Albrecht( Soz.):

Kleines feuilleton.

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Abg. Dr. Lensch( Soz.):

Sie steht als ein errechnetes Minimum, als eine ins Monu­mentale gefteigerte geometrische Funktion. Sie ist tatsächlich mehr Funktion, als Materie, mehr Statit, als sinnlich wahrnehmbare Form. Es hält schwer, dem, der sie nicht fah, eine Vorstellung von Diesem Bauwerk zu vermitteln. Der Boltswis sprach von Gaso­ meter  . Das trifft ungefähr das Richtige, wenn man sich solch einen Riefenteffel etagenweise von unten nach oben sich verjüngend denkt. und dann alle Wandungen fort, daß nur das Gerüst bleibt, und burch Glas, durch ein beer blizender Scheiben in der Wirkung noch zerbrechlicher gemacht wird. Man muß das einem gewohnte Gefühl für Stabilität vergessen; man kann sich nicht gleich damit ab­finden, daß der gittrige Koloß( das einzig passende und doch ganz widersinnige Wort) ungefährdet zu beharren vermag. Noch weit energischer zwingt das Innere der Halle zum Umstellen unserer ge­wohnten Empfindungen. Der erste Eindruck ist überwältigend; vielleicht sucht man gerade barum nach einem möglichst ungewöhn lichen Vergleich. Man möchte meinen, in dem Brustkorb eines bor­fintfluflichen Ungeheuers zu stehen. Ein Chaos von riesenhaften Gräten hebt sich, wölbt sich, stößt zur Seite, stößt aufwärts; vielleicht wird es im nächsten Augenblid in sich zusammenbrechen, wird uns begraben, uns verschluden.

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Müßig steh'n zuerst die Leichen Der in Preußen Auserfor'nen; Bald doch, auf ein Glockenzeichen Sammeln sich die Hochgebor'uen. Und nun tann man die Gespenster Ziemlich deutlich unterscheiden: Da sind jene, die das Fenster Des Gefichts mit Glas bekleiden. Dann bemerkt die Wißbegierde Die entschieden größ're Gruppe, Welcher jene Augenzierde Aus gewicht'gen Gründen schnuppe. Wirklich, mancher alte Knabe Weiß das Glas nicht anzupaffen, Denn er hat im Ahnengrabe Seinen Kopf zurückgelassen. Doch nun aufgepaßt! Denn alle, Die behaftet find mit Köpfen, Wollen jetzt im Redeſchwalle Sich in Klagen drob erschöpfen, Daß die Vögel ihr gemeines Lied zu zwitschern sich nicht scheuen, Und daß sich des Sonnenscheines Gar der Böbel will erfreuen.

Fridotta

Wizige Weisheit. In den M. N. N. bemerkt Heinz Sharpf: Wenn du einen Menschen durchschauſt, macht er sich oft unsichtbar. Je geraber ein Charakter, desto frummer wird ihm dies oft genommen. In der Jugend" meint ein Globetrotter: Wenn Sie überall lesen Verboten", Berboten", dann sind Sie in Deutschland  !"

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Chauvinismus oder Wissenschaft? Die Generalversammlung der Deutschen Chemischen Gesellschaft bat am Conn­abend brei Ehrenmitglieder gewählt: den Erfinder des Gasglüh lichts Auer von Welsbach, den Erfinder des Salvarsans Paul Ehr­ lich   und den Chemiter Paul Sabatier   in Paris  , der mit großen Erfolgen auf dem Gebiete der organischen Chemie gearbeitet hat. Die ersten beiden wurden ohne Widerspruch gewählt, aber der dritte nicht. Gegen ihn erhob sich ein Herr von Löben, ein Chemiter am taiserlichen Reichsschabamt. Er meinte, feit Sabatier borgeschlagen wurde( etwa vor zwei Monaten), hätten fich Dinge abgespielt, die man damals nicht bermuten fonnte und die es trob der wissenschaftlichen Leistungen Sabatiers unangebracht sein ließen, einen Franzosen   zum Ehrenmitglied der Gesellschaft zu wählen. Der greise Geheimrat& mil Fischer, heute wohl der bedeutendste Chemiter Deutschlands  , diente dem Herrn alsbald nach Gebühr. In fichtlicher Erregung erklärte er: Die Chemische Gesellschaft habe es ausschließlich mit der Wissenschaft zu tun, chau­vinistische Gefichtspunkte dürften nicht maßgebend sein. Der Gine Konstruktion von solcher Kühnheit ist noch nicht dagewesen; chauvinistische Borstoß gegen den Franzosen  " hatte teinen Erfolg; ob fie notwendig war, ob sie eine Förderung der architektonischen Sabatier wurde gewählt, aber nicht ohne Widerspruch. Nicht Entwicklung bedeutet, wer möchte das entscheiden. Da aber noch weniger als neun Mitglieder der wissenschaftlichen Gesellschaft immer heroischer Wille Frucht brachte, so darf man Sicherheit beteiligten sich an der in wissenschaftlichen Streifen unerhörten erwarten, daß auch diese Halle der Massen, die der Stadtbaurat Rundgebung, die weit schärfer zu verurteilen ist als chauvinistischer Berg baute, einen Fortschritt und eine Klärung nicht nur der Radau, den unreife Burschen in Weinlaune vollführen. Eisenbetontonftruftion, sondern auch des Kunstgefühls der Zeit bewirten wird. Eins freilich bleibt zu fragen: to werden die zehn­Eine Halle der Maffen. Wer von Zeit zu Zeit in Breslau   tausend Menschen stets herkommen? Katholikentag, Bündlerber­landete, hatte den zwingenden Einbrud, daß es mit dieser Stadt sammlungen, so etwas gibt es doch nicht alle Tage. Boltskonzerte nicht recht borangehe. Sie wuchs wohl an Wienschen und Häusern; find vorgesehen. Aber auch darüber hinaus gäbe es ein Mittel, die das Bodenkapital war wie überall in Deutschland   fleißig dabei, Salle reichlich zu nuken: Bolfsversammlungen ohne Ansehen der Straßen zu ziehen und Terrain zu erschließen. Aber trotz alledem Barbei. fonnte der Fremdling, der aus Berlin   oder aus Frankfurt   a. M. tam, oder selbst nur aus Dresden   und Leipzig  , die Empfindung Die Holz- Sammler. Aus Heidelberg   wird uns geschrieben: nicht loswerden, daß die öftliche Einfallspforte des Reiches sta- Unter dem Aufruf für Arnd Holz finden sich als Bittsteller so gniere. Das Tempo der Stadt hatte mit dem des übrigen Deutsch  - notorische Krösusse, daß folgender Vorschlag vielleicht öffentlichen lands, mit dem, das den Reisenden, der etwa von Dormund nach Beifall findet: Der Schriftsteller Hermann Sudermann  , der John Galsworthy  , das im vorigen Jahr zuerst in Köln   und - Theaterchronit. Das soziale Schauspiel Kampf von Düffeldorf fährt, machtboll umrauscht, nicht Schritt gehalten. Es allein an Theatertantiemen bis 5000 M. jede Woche bezieht, soll eine bor   furzem mit großer Wirkung in Wien   an der Freien Volts­Lag etwas wie eine oftelbische Lähmung über Breslau  . Das müssen einzige dieser Wochen für seinen Leidensgenossen zurüdstellen.- in Szene ging, wurde vom Berliner   Deutschen   Künstler­wohl auch die Stadtväter so beurteilt haben; barum entschlossen Magimilian arden, der ein Jahreseinkommen von zirka 200 000 fie fich, die Sochkonjunktur patriotischer Begeisterung, bie bas Mart hat, soll für ein einziges Vierteljahr diejenige Summe schenken, theater, vom Münchener   Schauspielhause und Frankfurter   Stadt­theater zur Aufführung angenommen. Jahr 1913 bringen mußte, auszunußen und etwas zu machen, die er an seinen bekanntlich recht minderwertigen Honoraren ge wovon ganz Deutschland   sprechen sollte. Natürlich wurde es eine winnt. Ludwig Fulda  , der nicht nur eine hochrentabe Feder, Die Sezession und die Jubiläums Aus. Ausstellung; was hätte es auch anders werden sollen. Die beste sondern auch einen Millionär als Bater befigt, möge ebenfalls eine Stellung. In der sehr opportunistisch gehaltenen Rede, mit der ber Verwaltung, das gerechteste Wahlrecht, die niedrigste Beleggiffer Quartalseinnahme abtreten. Max Liebermann  , der reichste Kunsthändler- Präsident der Sezession deren jüngste Ausstellung er= für den Wohnraum, die höchste Ziffer für Part- und Gartenland, Maler, der jemals lebte, von seinem Erbe Her Millionär und einer öffnen ließ, war mit einigem Schmerz gefagt worden: Die Berliner  bas alles sind keine Attraktionen. Gine Ausstellung aber, die der höchstbezahlten Farbenkünstler, malt vielleicht zugunsten von Sezession ist die einzige deutsche Künstlervereinigung, die von der bringt alle Neugierigen auf die Beine, schafft Zufuhr und Zeitungs- Arno Holz ein leichtverkäufliches Bild. Feier des 25jährigen Regierungsjubiläums ausgeschlossen ift. artifel und rüdt jo, wenn auch auf often eines Defizits, das Ver- einer der reichsten Leute in Baden, könnte ebenfalls eine Landschaft glaubt dagegen feststellen zu können, daß die Sezeffion eingeladen Der Vorsigende der Jubiläums- Kunstausstellung Fr. Kallmorgen  borgene an den hellen Tag. Eine Ausstellung also, patriotisch ge- herschenken. Siegfried Wagner   möge auf seine Zantiemen falbt und mit allerlei Sentimentalitäten gepudert; vor allem aber nur für eine Woche verzichten, Tantiemen, die nur durch die wurde und daß die Verhandlungen sich nur wegen der unerfümbaren eine Ausstellung mit der größten Ruppel der Welt. Die größte eminente Borsicht ermöglicht werden seinerzeit in der Wahl seines Forderungen" zerschlugen. Spannung, die bisher durch Eisenbeton überwunden wurde. So- Baters. Wozu also noch erst jener langatmige Appell an unsere 16. Mai ab im Lessingtheater die Lannersche Operette Das Münchner Gärtnerplastheater spielt vom zusagen: Eiffelturm. Eine Riesenhalle für zehntausend Menschen; Nation? ein Unternehmen, vom Standpunkt der Ausstellungstaktit recht interessant, wichtiger aber als Dokument ber architektonischen Ent­widlung. Die Stilbildung entscheidet sich eben nicht mehr an den Schlössern und Kirchen, sondern an den Wohnhäusern, den Arbeits­räumen, den Bersammlungshallen für die Massen. In diesem Bufammenhang bedeutet die Breslauer Halle der Zehntausend eine

Etappe

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R. B.

Hans Thoma  , heute

Humor und Satire. Herrenhau 3. Draußen Lenz und linde Lüfte; Neues Hoffen wird gepredigt. Drinnen haben Ahnengrüfte Ihres Inhalts fich entledigt.

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bühne

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" Alt- Wien".

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Notizen.

Die russischen Schauspieler organisieren fich. In Rußland   haben sich fürzlich die Theaterunternehmer zus fammengetan. Nun wollen sich auch die russischen Schauspieler wirts schaftlich zusammenschließen. Ihr erster Rongreß, der in voriger Woche in Mostau tagte, sprach fich für die Gründung einer Bühnens genossenschaft nach dem deutschen Vorbilde aus.