Nr. 104.
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Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 1983.
Mittwoch, den 30. April 1913.
Das Spiel mit dem Völkerfrieden.
Es wäre zum Lachen, wenn es nicht zum Verzweifeln märe: König Nitita ist der Gebieter Europas , und in seinen Händen ruht Sie Entscheidung über Krieg und Frieden der Kulturnationen! Das ist das glorreiche Ergebnis der euro päischen Diplomatenkunst, das ist vor allem das herrliche Ergebnis der österreichischen Politik. Vergebens wäre die Frage, was in aller Welt der Besitz Skutaris bedeute-die öfter. reichischen Offiziösen selbst versichern uns, es handle sich gar nicht um Stutari, sondern um das Prestige, um die Ehre Desterreichs. Als hätte eine Regierung nicht bereits die Ehre verloren, die einen Prestigekrieg, den ruchlosesten aller Kriege, begönne! Weil sich die österreichischen Diplo maten in ihrem Drange, Albanien zu katholizieren, in eine Sackgasse verrannt haben, soll Gut und Blut für eine Sache eingesetzt werden, von der die österreichische Regierung selbst erklären muß, sie sei an sich gleichgültig. berühre in feiner Weise ein Lebensinteresse des Staates. Es ist ein fach toll.
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Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1984.
auch nicht im Einklang zu stehen mit dem Gebaren des öster- Die Nachricht, daß Erbprinz Danilo Stutari mit reichischen Gesandten in London . So schreibt die" Times" der Armee verlassen habe, wurde den Botschaftern kurz heute, daß man nach der letzten Botschafterkonferenz nicht den vor Beginn der Sigung durch das Reutersche Bureau geringsten Grund hat, anzunehmen, daß der österreichisch übermittelt. Zuerst wurde angenommen, diese Meldung ungarische Gesandte von der bisher eingenommenen ver- tönne bedeuten, daß König Nikolaus endlich doch im Begriffe nünftigen Haltung abweichen wird. Weiter meint das Blatt, sei, sich den Ansichten der Mächte anzuschließen, später daß sich Desterreich das eigene Vorgehen in der albanischen aber war der allgemeine Eindruck der, daß die montene Frage nur für den Fall vorbehalten habe, daß alle Mittel, das grinischen Truppen entweder nach Centinje oder AntiUrteil Europas zu erzwingen, fehlschlügen. Die nächste bari gingen, um einem etwaigen Vorrücken zu begegnen oder, Aktion Europas , so meint das Organ des Aus- was für wahrscheinlicher gehalten wurde, um den Tarabosch wärtigen Amtes, hänge notwendigerweise von der Antwort und die Gegend von Boyana zu besetzen, welche die Montene ab, die Montenegro auf die letzte Note der Mächte geben werde. griner letthin als Entschädigung für den Verlust Skutaris geDer dem Herrn Popowitsch von der montenegrinischen Re- fordert haben. gierung übersandte Protest wird als nichtssagend behandelt.
Preissturz an der Londoner Börse .
London , 29. April. ( Privattelegramm des Vorwärts".) Die Meldung aus Wien , daß Desterreich beschlossen habe, selbständig gegen Montenegro vorzugehen, weil die von der geftrigen Botschafterkonferenz angenommene Resolution die Ehre und Interessen Desterreichs nicht gewährleiste, hat auf der Börse großen Preissturz hervorgerufen.
Ueber einen
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Desterreichs selbständiges Vorgehen.
Wien , 29. April. Die Neue Wiener Abendzeitung" meldet: Bekanntlich hat sich Desterreich- Ungarn freie Hand vorbehalten für den Fall, daß die Botschaftervereinigung nicht die Anträge Desterreich- Ungarns genehmigen sollte. Dieser Fall ist jest eingetreten, nachdem in der gestrigen Botschaftervereinigung in London eine Einigung nicht erfolgt ist. Diese Feststellung kennzeichnet die Situation. Gegenwärtig findet ein sehr reger Meinungsaustausch zwischen Wien und Rom statt. Ministerkonferenz in Wien .
gezwungen.
Und dabei ist heute die albanische Politik Desterreichs noch sinnloser geworden. Jener Essad Pascha , der uns als heldenmütiger Verteidiger Stutaris geschildert worden ist, dem Das Ergebnis der Botfchafterkonferenz. der Drden pour le mérite beinahe sicher schien, der hat sich, wie Rußland warnt vor erusten Schwierigkeiten. man jegt weiß, mit dem König Nifita verständigt, den früheren Kommandanten der Festung ermorden lassen, die Festung den London , 29. April. Wie das Reutersche Bureau erfährt, Wien , 29. April. Heute mittag fand eine Konferenz der Montenegrinern übergeben und sich dafür selbst zum König des war die gestrige Konferenz der Botschaftervereinigung die gemeinsamen Minister statt, an der auch der GeneralstabsMontenegrinern übergeben und sich dafür selbst zum König des längste, welche bisher stattgefunden hat. Sie dauerte von chef Freiherr Konrad v. Hötzendorff teilnahm. von Desterreich so heiß gewünschten autonomen Albaniens pro- 31 Uhr bis 63% Uhr. Der Sigung, bei der Staatssekretär Grey flamiert. König Esjad und König Nikita sind sicher eben den Borjiz führte, waren Besprechungen des österreichisch - Ein öfterreichisches Ultimatum an Montenegro? bürtige Herrscher, sie verstehen sich vortrefflich, und da ist es ungarischen und des russischen Botschafters mit Grey Wien, 29, April. Von autoritativer Seite wird dem denn kein Wunder, daß der neue König auch seinen Beitritt vorausgegangen. Es ist ein beruhigendes Moment Korrespondenten der Frankfurter Zeitung " mitgeteilt, daß zum Balkanbund verkündet, dem er als Morgengabe Stutati in der jetzigen Lage, daß für Donnerstagnachmittag eine Korrespondenten der„ Frankfurter Zeitung " mitgeteilt, darbringt. weitere Stonferenz angesetzt ist und daß, um einen Aus- Desterreich- Ungarn ein Ultimatum morgen an Montenegro Doch was als Operette beginnt, droht tragisch zu enden, drud von amtlicher Seite zu brauchen, selbst jezt kein abgehen lassen wird. Die Botschafterreunion am Donnerstag wenn die österreichischen Klerikalen dem mohammedanischen Grund zum Pessimismus vorhanden ist". In Ermange- müsse zeigen, welche Mächte sich dem Schritte Desterreicheiner lung bestimmten Information über die Ent Ungarns anschließen werden. Prätendenten ihre fünftige Missionsstätte gewaltsam entreißen scheidungen der Konferenz, falls überhaupt entscheidende wollen. Essad im Verein mit Dschawid Pascha verfügt über Beschlüsse gefaßt wurden, lassen Andeutungen aus gut Die Botschafterkonferenz wird Donnerstag zur Entscheidung eine militärische Macht, die in dem zerklüfteten, weglosen informierten Streisen die Annahme Berechtigt erscheinen, Berglande einen nicht zu unterschäßenden Faktor bildet. Was daß es, nachdem sich die Botschafter mit ihren Re- Wien, 29. April. Die Wiener Allgemeine, Zeitung" der Guerillakrieg in Albanien bedeutet, das haben ja die gierungen ins Einvernehmen gefekt haben, bis zur meldet: In der am Donnerstag stattfindenden Sigung Türfen immer wieder erfahren, bis sie sich zuletzt an dem nächsten Sigung ermöglicht werden könnte, Desterreich der Botschaftervereinigung in London wird sich entschei Versuch, die wilden Stämme zu unterwerfen, verblutet haben. Ungarn die von ihm gewünschten Mitteilungen über das Sen, ob und welche Mächte an den von Desterreich- Ungarn Aber nicht nur um das militärische Problem handelt es zu machen, was die Mächte zunächst zu tun bereit sind. eventueil, nämlich für den Fall, daß der König von sich, das schließlich die Großmacht so oder so bewältigen Wan hat den Eindruck, daß der letzte Schritt Essad Montenegro nicht unbedingt nachgibt, zu sich, das schließlich die Großmacht so oder so bewältigen Basch as die Lage ernstlich verwickelt, aber doch gehen unternehmenden Zwangsmaßregeln teilnehmen würde. Jeder Versuch in Albanien vorzugehen, ruft sofort über die möglichen Folgen dieses Schrittes die An- werden. die Italiener auf den Plan. Schon erklärt Italien eine sichten so sehr auseinander, daß es unmöglich ist, im Sonderaktion Desterreichs wegen Sfutari nicht zugeben zu allgemeinen zu sagen, wie er angesehen wird. Italien gegen eine Separetaktion Desterreichs. können; es will auch dabei sein, nicht um Stutari den Punkt freilich herrscht völliges Einverständnis, daß dieser Neuen Freien Presse" ans Rom gemeldet: Die italienische Wien , 29. April. Von besonderer Seite wird der Montenegrinern zu nehmen Italien steht diesem Problem Schritt nämlich das Ergebnis eines llebereinkommens fehr gleichgültig gegenüber- sondern um Desterreich zu be- mit Montenegro war, ein Ausgang, der in diploma - Regierung wirkt mit allem Nachdrud für ein gemeinjames Vorgehen der Mächte und ist gegen die Ueberaufsichtigen; ein Bundesgenosse aus Mißtrauen heute, viel- tischen Streifen nicht allzu große Verwunderung erregte. In tragung eines europäischen Mandates an eine einzige Macht. leicht morgen der Feind. diesen Streisen hatte man von Anfang an vermutet, daß hinter Ebenso sucht man mit aller Energie Montenegro zur NachAll diese Gefahren schrecken aber anscheinend die Wiener dem Einzug der Montenegriner in Sfutari weit mehr stecke, giebigkeit zu bewegen. Wie es heißt, hat der König von als bekanntgegeben wurde. Regierung nicht mehr. Ihre Offiziösen versichern, daß DesterIn gut informierten österreichischen Kreisen wird hier kein Italien selbst bei seinem Schwiegervater, König Nikita, reich nicht länger mehr warten, sondern handeln werde. Alle Sehl daraus gemacht, daß das Bibersireben der Botschafter, dringliche Vorstellungen erhoben. Die Antwort der montemilitärischen Maßnahmen zum Einmarsch seien getroffen, der weiteren Schritten gegen Montenegro zuzustimmen, ein Gefühl der Montenegro fich weiter weigern, die Forderung der Mächte negrinischen Regierung wird für morgen erwartet. Sollte Chef des Generalstabes zur Abreise nach Cattaro gerüstet. Gereiztheit verursacht hat. Vor der Sigung der Botschafter Etwas ruhiger sieht man die Situation in andern Haupt- wurde geäußert, Desterreich- Ungarn würde heute noch einmal auf Räumung Stutaris zu erfüllen, so wird auf Grund eines europäischen Mandates eine Intervention städten an. Für eine österreichische Separatattion herrscht er- fragen, welches die Entscheidung der Mächte sci. Wie erklärt durch Oesterreich- Ungarn , Italien und Engsichtlich nirgends Stimmung. Die Vermittelungsversuche wurde, teilt Desterreich- Ungarn nicht die Ansicht anderer Iand erfolgen. dauern fort, man spricht noch immer von Kompensationen, Mächte, daß durch Hinauszögern etwas zu gewinnen sei. Es von einer gemeinsamen militärischen Demonstration Dester- Schriite, für den sich Europa angesichts der Herausforderung ist int Gegenteil der Meinung, daß ein Aufschub irgendwelcher Montenegro und Serbien . Wien , 29, April. In den Kreisen der Balfandiplomaten reichs, Jtaliens und Englands. Montenegros entschließt, die age nicht nur für Europa selbst, erklärt man, daß Serbien verpflichtet und bereit sein werde, Rußland aber fündigt ernste Schwierigkeiten sondern auch für König Nikolaus noch schwieriger ge- Montenegro, sobald es von Desterreich Ungarn angegriffen an, wenn Desterreich sich von den übrigen Mächten trennt. Doch ftaltet. Desterreich- Ungarn kann daher einer Hinauszögerung werden sollte, diesem Waffenhilfe zu leisten. Man ob die Stimme der Vernunft in Wien noch Gehör findet, ob auf unbestimmte Zeit nicht zustimmen. Durch seine benachbarte spricht sogar davon, daß auch die anderen Balkanstaaten dazu bis Donnerstag, wenn die Botschafterkonferenz wieder zu Lage ist es unmittelbar interessiert und, obwohl es angesichts verpflichtet feien, doch wird in anderen Kreisen die entgegensammenkommt, eine Lösung gefunden ist, oder ob vorher seiner Beziehungen zu Montenegro nicht zum Aeußersten gesetzte Meinung ausgedrückt. schon Unwiderrufliches geschieht, das weiß man nicht. Und zu gehen wünscht, ist es sich doch klar, daß etwas von daß man es nicht weiß. nicht weiß, ob wegen des Größen- bestimmter Art geschehen muß. Einfache Flottenals nuglos erwiesen, demonstrationen haben sich und Konstantinopel , 29. April. Die Tatsache, daß Essad Pascha wahnsinns der kleinen ferbischen Stämme, wegen Abenteurer Montenegro wird, falls es Shutari nicht räumen will, sich zum König von Albanien proflamieren fonnte, wird als neuer wie Nifita und Essad, die verantwortlichen und unverantwort Es wird indessen Beweis der merkwürdigen Situation Europas angesehen. dazu gezwungen werden müssen. lichen Beherrscher der Wiener Hofburg das Signal geben, das nicht angenommen, daß dies mit Waffengewalt geschehen Efsad Pascha in vollständiger Uebereinstimmung mit den Stein ins Rollen bringt, das ist fürwahr eine müsse, doch würde jede militärische Aktion, die notwendig Montenegro urd Serbien vorgegangen ist, gilt hier als Schande und eine Schmach für die, die heute noch werden sollte, von solcher Art sein müssen, daß der Erfolg unumstößlich. Man versichert, daß Essad seinen Vorgänger töten ließ. um seinen Plan die Geschicke der Völker in ihren unfähigen Händen halten. gesichert sein wird. Dies wäre in der Stürze der österreichisch- assan Riza nur darum ungarische Standpunkt, wie er. heute nachmittag dargelegt durchzuführen. Es gilt als ausgeschlossen, daß die Albanier seine Die internationale Situation: Broklamation zum König ratifizieren.(?) Die Pforte verhält sich London , 29. April. ( Privattelegramm des Was Rußland anbetrifft, so wird erklärt, daß es not dem Vorgehen Essads gegenüber äußerst skeptisch. Der Umstand, " Vorwärts".) Die verschiedensten Gerüchte über die Vor- wendig sei, darauf zu sehen, daß die Entscheidungen daß die serbischen Truppen in Alessio Essad Pascha begeistert gänge auf der gestrigen Gesandtenkonferenz find im Umlauf. Europas anerkannt würden, und es wird wieder empfingen und er mit seinem Heer sich auf dem Wege nach Während die einen die baldige Auslösung des holt, daß Rußland noch immer die Stellung Durazzo befindet, zeigt zur Genüge, welche Kräfte hinter Effad europäischen Konzerts prophezeien, find andere beibehalte, welche es gemeinsam mit den Bascha stehen. Eine der martantesten Persönlichkeiten unter den nicht geneigt, zu glauben, daß Oesterreich auf eigene Faust anderen Mächten eingenommen habe, daß aber Politikern Albaniens erblidt in dem Staatsstreich Essad Pafchas das durchsezen will, was ihm von ganz Europa versprochen eruste Schwierigkeiten entstehen würden, wenn Desterreich allein ein Auseinanderfallen Nord- und Südalbaniens und den bevor worden ist. Das Geschrei der Wiener offiziösen Presse scheint vorgehen sollte. stehenden albanischen Bürgerkrieg.
wurde.
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Der Streich Essad Baschas.
Daj