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Mtet zur Maifeier! Dcmonftricrt für üölkerfrieden und Völkerfreiheit! Die Ifeemvorlage in der Budget* homtnilfion des Reichstages. In der Dienstagssitzung war der Staatssekretär n. Iagow erschienen. E» wurde deshalb zunächst über die auswärtige politische Lage debattiert. Genosse o s k e erörterte das deutsch  -belgische Problem, die vielfach gehegte Annahme, daß Belgien   im AriegSfalle an der Seite Frankreichs   fechten werde, bestreiten wir Sozialdemokraten: aber starke Besorgnisse sind in Belgien   vorhanden, Deutschland   werde gegebenenfalls an greifen. Tie dcntsch-belgischen Beziehungen könnten eine loesent liche Besserung erfahren, wenn die deutsche   Regierung klipp und klar erklären würde, alle Befii>rchttingen in Belgien   seien g r u n d los, solange auch andere Biächte die belgische Neutralität rcspck Herten  . Staatssekretär v. I a g o w erklärte, Teutschland halte an der Neutralität Belgiens   fest. Mehr habe er nicht zu sagen. Genosse Ledebour   erklärte, die Antwort des Staatssekretärs g e n Ü g e n i cht. Es sei zuzugeben, daß die Annahme in Belgien  ganz falsch ist, aber der falsche Glaube wird genährt durch die all deutschen   Hetzereien. Wenn Teutschland keinen Angriff auf Belgien  plant, muß doch die Annahme bestehen, Belgien   schlage sich auf die Seite Frankreichs  . Belgien   würde einfach wirtschaftlich Selbstmord begehen, wenn eS so verfahren wollte. 1570 babe Belgien   vom deutsch  -französischen Kriege infolge seiner Neu tralität den größten Nutzen gehabt. Tie Befürchtungen in Belgien  müßten beseitigt werden..* Genosse Scheidemann: Das beredte Schweigen de b ü r ge r l ich e n a r t e i e n zeigt, daß die Verteidigung und Begründung der Militärvorlage nicht mit der auswärtigen politi schen Lage geführt werden kann. Ist denn keine Möglichkeit für die Tiplematie vorhanden, Oesterreich zu einer verständigen Politik zu veranlassen? Oesterreich   hat eine sehr törichte Politik getrieben Allerdings, wenn man selbst so viele Fehler, besonders in der inneren Politik macht, wie Teutschland es tut, kann man anderen Staaten schlecht Vorhaltungen machen. Unsere Diplomatie muß Mittel und Wege finden, die Situation auf dem Balkan   so zu ge stalten, daß weitere Verwickelungen nicht entstehen. Früher hat man Rüstungsvorlagen mit dem Hinweis auf England begrün det. jetzt sind wir in ein besseres Verhältnis zu England gekommen Kann man dasselbe Verhältnis nicht auch mit Frankreich   er- zielen? Staatssekretär Iagow hat. Gelegenheit, den Beweis zu liefern, daß er ein wirklich erstklassiger Staatsmann ist, wenn er auf da« große Kiel   einer deutsch  -französischen Verständigung hin- arbeitet. Er kann sich dabei auf S0 Prozent der Bevölkerung stützen. Wie denkt der Staatssekretär über die Verstand i» gungSkonferenz, die Pfingsten in Bern   zusammentreten chi$? Wenn durch solche Konferenzen nur eine einjährige Rüstuitgs- pause erreicht werden könnte, jubelt in Frankreich   und Deutschland  die Mehrheit der Bevölkerung auf. Staatssekretär v. Jagow Biel Neues kan ich nicht sagen. Wir wünschen den Frieden und wollen auch mit Frankreich   schiedlich und friedlich auskommen Wir mußten aber doch mit der Möglichkeit eines Angriffes auf Teutschland rechnen. Genosse Noske weist auf die hetzerische Tätigkeit einer gewissen Presse hin. Die werktätige Bevöl- kerung will keinen Krieg, sondern Ruhe, Arbeit und Erwerb. Die Wehrvorlagen bringen keine nennenswerten Ber schiebungen der Wehrkraft, da hüben und drüben gerüstet wird. Abg. Prinz C a r o l a t h begrüßt zwar die Berner Konferenz, aber was soll dort geschehen? Man wird schöne Reden halten und sich Selbstverständlichkeiten sagen. Die Konferenz halte ich für aus- sichtslos. Genosse Frank: Aus Frankreich   sind zur Konserenz 120 Par lamentarier aygemeldet, von denen die Mehrheit bürgerlichen Parteien angehört. Eine solche Zusammenkunft ist von hohem mo- raiischem Wert. Genosse Frank behandelte sodann die Skutari frage. Wie kommt das Wolffsche Depeschenbureau gestern zu der Nachricht, die Montenegriner hätten mit ihrer Hauptmacht Skutari geräumt?. Ferner will Oesterreich   gegen Montenegro aggressiv vor. gehen? Staatssekretär V. I a gow: Der östereichisch-montenegrinische Konflikt geht dAweil Deutschland gar nichts an. Genosse Ha a s e: Krupp traktiert! /Wer gut schmiert, der gut fiehrt", sagt ein altes Sprichwort, das heutzutage nirgendwo so sehr gilt, als bei der großen und kleinen Industrie. Man schmiert oder läßt sich schmieren, wie das Geschäft eS verlangt! Vor wenigen Jahren noch wurde bei Krupp  in Essen   ein Beamter Äi.all und Fall entlassen, weil er sich.von Lieferanten der Firma hatte schmieren lassen. Wie peinlich für die Herren, die damals so strenge Richter waren, daß sienun selbst der Sünde bloß sind�I Freilich muß man mit dem Schmieren vorftchtig sein, denn nicht jeder läßt sich von einem Wohltäter bares Geld in die Hand drücken. Aber ein großer Herr hat viel« Mittel, um wohlzutun. Wie heißt's doch imFaust"?..... traktiert sie immer mitPastet- chcn und Wein!" TaSTraktieren" ist wohl bei keinem Privat- unternehmen der Welt zu solcher Vollkommenheit ausgebildet, wie gerade bei Krupp  . Hunderte und Tausmde besuchen alljährlich die Essener Fabrik, die meisten in amtlichem Austrag. Da werden sie in einem eigenen Prachthotel der Firma, dem«Essener Hof", ein» guartiert und Ströme von Sekt ergießt der Himmel über sie und Scharen von gebratenen Tauben läßt er den Glücklichen in den Mund fliegen. Anderen Morgens, werden sie dann in eleganten Zweispännern abgeholt und zur Fabrik gefahren. Oft sieht mau ganze Trupps von Wagen die Straßen Essens durcheilen, beispiels- weife, wenn eine Kriegsschule zurBesichtigung" der Fabrik kommt. von EngerS  , von Hannover  , von anderswo her der Nachwuchs deS deutschen   Ofstzierkorps. Sehr hübsch ist es. zur Mittagsstunde solche Frcmdenrundfahrten zu beobachten. Heitere Freude glänzt auf allen Gesichtern, denn die Arbeit ist getan, der Rundgang durch die sfpbnk. an den glühenden Schmelzöfen vorbei, durch die Reihen der halbbekleideten, schweißtriefenden und nch abrackernden Feuer- arbeiter, war anstrengend und so eigentlich gar nicht nach ihrem Geschmack. Aber jetzt geht die Fahrt zumEssener Hof" und sie wissen: Krupp   läßt sich nicht lumpen! Ein prächtiges Mittagsmahl ist bereit, der Sekt kaltgestellt, die Zigarrenkisten sind geöffnet und der HauSphotogroph der Fabrik hat schon seinen Apparat vor der Gartenterrass« aufgebaut, um die übliche ErinnerungS-Gruppen- aufnähme der Teilnehmer zu machen! Daß die Balkankrise und speziell die Affäre mit Montenegro nichts mit den Beratungen über die Heeresvorlage zu tun haben soll, ist unrichtig. Die Art, wie der Staatssekretär die belgische Frage be- handelt hat, kann keine Beruhigung schaffen. Prinz Carolath hat sonst immer die Verständigung zwischen den Nationen angestrebt. Warum jetzt nicht mehr? Fürchtet er für die Rüstungen? KriegSminisier v. Heeringen betont, der Glaube an die deutsche   Friedfertigkeit könne nicht erzwungen werden. Weiter gab der Minister vertrauliche Erklärungen ab. i Abg. Müller- Meiningen erörterte die Propaganda des Wehrvereins. Andere Generale urteilen z. B. ganz anders als der General Keim, aber sie trauen sich nicht, ihre Meinung zu sagen, weit sie Schwierig. keiten in gesellschaftlicher Beziehung fürchten. Auf die Frage des Geossen Ledebour  , welcher Art die neue> sten Beschlüsse der. Londoner Botschafterkonferenz in der Skutari- frage seien, antwortete Staatssekretär v. Jagow, er habe noch keine Nachricht aus London  , worauf Ledebour antwortete, zur Zeit der Postkutsche wäre eine solche Antwort verständlich ge- wcscn, nicht aber heute. Wie die Stellung Oesterreichs   zur Skutari- frage sei, das zu wissen, sei notwendig. Ebenso müsse die Äom- Mission erfahre», was die Regierung sich unter dem Begriff sla- Wischer Gefahr vorstellt. Ist Herrn v. Jagow bekannt, daß zwischen Oesterreich   und Bulgarien   ein Vertrag abgeschlossen worden ist? Staatssekretär v. Ja g o w antwortete, von einem solchen Vertrage sei-i h m nichts bekannt. Genosse Ledebour   erklärte, diese Unkenntnis sei doch ganz erstaunlich. Wir müssen über die öfter- reichiscke Politik schon deshalb unterrickitet werden, weil zwischen den beiden Staaten weitgehende KriegSvcrpflickitun- g e» bestehen. Entweder weiß der Staatssekretär Jagow wirklich nichts, oder er sagt nicht, was er weih. Genosse S ü d e k u in fordert als wichtige deutsche Aufgabe, mit Belgien   ins Reine zu komme». Das sei von größter Bedeutung für beide Länder. Deutschland   müsse alle» vermeiden, um die aus natürlichen Grün- den in Belgien   vorhandene Neigung zu Frankreich   noch zu ver- stärken. Bei der gestrigen Depesche des Wolfffchen Bureaus handele es sich entweder um ein Börsenmanöver, oder um den Versuch, zu verhindern, daß gestern noch im Reichstage die Regierung wegen der Skutarifrage zur Rede gestellt würde. Was gedenkt die deutsche Regierung zu tun, um zu einem besseren Verhältnis zu Frank- reich zu gelangen? Als früher die Sozialdemokratie eine Ver- ständigung mit England gefordert hatte, wurde ihr ablchneiid ge­antwortet. Jetzt ist bereits eine wesentliche Verbesserung der Be- Ziehungen eingetreten. Staatssekretär v. Jagow schweigt. Genosse Noske erklärt, es müsse den peinlichsten Eindruck cr- wecken, daß der Staatssekretär einfach immer nur sage: Ich weiß nichts! Mir ist nichts bekannt! Trotzdem müsse er die weitere Frage stellen: Sind Oesterreich   und Italien   verpflichtet, im Ver- hältniS ebenso ihr Heer zu verstärken wie Deutschland  ? Auf Kosten Deutschlands   könne doch nicht die militärische Kraft de« Drei» bundes allein festgelegt werden. Staatssekretär v. Jagow hülltesichauchdiesenFragengegenüberinSchwei- gen, so daß Genosse Ledebour die Frag« aufwarf, ob denn die Regierung überhaupt Anfragen deantworten will? Eine Ant- worterfolgteaber nicht. Damit war die Debatte über die auswärtige Politik beendet, die allgemeine Beratung wurde wieder aufgenommen, die Genosse Noske einleitete: Wer wirkliche Reformen im deutschen  Heerwesen will, muß sie in die Vorlage hineinarbeiten, nicht aber Resolutionen fassen. Die neue Vorlage schasse wiederum Lücken, und eS werde nicht lange dauern, bis die Regierung die Ausfüllung auch dieser Lücken fordere. Wenn der Kriegsminister 'agt, man müßte auf glle Eventualitäten gefaßt sein, so stimme die Sozialdemokratie zu. Aber die neue Militärvorlage trage dem nicht Rechnung, sondern nur die Allgemeine Wehrpflicht auf der Grundlage der VolkSwchr. Die Heeresvermehrung mit der langen Dienstzeit sei enormer Schaden für die Bolkswirtschast und habe auch zur Folge, daß die Zahl der ausländischen Arbeiter in Deutschland   vermehrt Iverde, besonders in der Landwirtschaft. Ernstlich müsse überlegt werden, ob die deutsche   Volkswirtschaft die Lasten ohne schweren Schaden ertragen kann. Mir ist von unterrichteter Seite gesagt worden. Ein eigenesFremdenführungS-Bureau" unterhält Krupp   zur Führung und Unterhaltung seiner Gäste. Aber das sind beileibe keine gewöhnlichen Fremdenführer! Kavaliere sind'S, zum großen Teil ehemalige Offiziere! Sic erkalten von der Kasse einen be- timmten Betriebsfond vorauSbezahtt, von dem sie die kleinen, laufenden Trakticrbtträge für die Gäste sofort auslegen können, und über dessen Verwendung sie allmonatlich abrechnen müssen. Größere Auslagen werden nachherliquidiert" oder einfach<ii>f Kruppsche Rechnung angekreidet. ES kommt vor, daß sich selbst hohe Offiziere von diesenFremdenführern" auf Krupps Kosten in de» cinstc» Weinrestaurants und BarS der Stadt herumschleppen, oder zur Abwechselung auch mal nach Düsseldorf  , Köln   oder sogar nach Berlin   mitnehmen lassen! TerFremdenführer" hat dabei natürlich den versteckten Auf- trag, seinen Sckützling nach Möglichkeit auszuhorchen, über Vor- gänge bei den Behörden, bei der Konkurrenz, kurz über alles, was die Firma Krupp   irge:rdwie geschäftlich interessieren könnte.... Ter Geheime Rat Hugenberg  , TirektoriumSvorsitzender bei Krupp  , hat diese Art von Betätigung in derKölnischen Zeitung  " zwar als dasSammeln von Informationen" bezeichnet wie schön st doch so ein Fremdwort, das klingt doch gleich viel anständiger! Aber der Zweck hinter solchem Tun ist doch der gleiche! Wie leicht kann sich in vorgerückter Nachtstunde, bei den verführerischen Klängen der Barmusik einmal so ein Ahnungsloser verplappern. oder sogar seinem freigebigen Führer, her ja selbst Offizier, also Kamerad" ist. einmal ein Schriftstück zeigen, das ihm zu ver- traulicher Behandlung gegeben ward! Am anderen Tag schreibt dann der Fremdenführer einen geheimen Bericht an das Kruppsche Direktorium über das, was er am Abend zuvor erlauscht hat.... Ter Geheime Rat Hugenberg aber verkündet stolz, daß er alle ölchen Geheimberichte, die ja nur zumKleingeschäft" gehörten, überhaupt nie gelesen habe... und dabei gehört besagtes Fremdenführungsbureau" sogar zumRessort" des besagten Ge- Heimen RateSl Noch schlemmerhaficr, als in demBureau für Fremden- ührung" geht es im.Abnahmebureau" zu. Hat irgendein Staat Geschütze bei Krupp   bestellt, so entsendet er einen oder mehrere Beamte meist wieder Offiziere, die für längere Zeit ihren Aufenthalt in Essen nehmen und die Fabrikation des bestellten Ma- terigls überwachen, damit nicht etwa ein Teil, der aus Stahl ge- man werde in Zukunft den letzten tauglichen Mann auf dem Lande ausheben, dagegen sich einiger Reserve auferlegen, soweit die industrielle Bevölkerung in Betracht komme. Wie soll zwischen den einzelnen Landesteilen inbczug auf Pic Stellung von Rekruten ein Ausgleich stattfinden? Bestimmte'-Gebiete, wo die Heimarbeit vorherrscht, ist die Bevölkerung körperlich zurückgegan« gen. Diese Gebiete können»ickit denselben Prozentsatz an Soldaten stellen, wie die Gebute mit besseren Verhältnissen. Es ist doch Tatsache, daß die Anforderungen an die körperliche Beschaffenheit schon zweimal auch in Teutschland herabgesetzt worden find. Generab Wandel bestreitet, t«ß die ländlichen Bezirke bei der Rekrutenaushebung stärker herangezogen werden sollen. Es bestehe keine Sorge, daß Schwierigkeiten bei der Beschaffung des nötigen Menschenmaterials cnljtehen könnten. An der Körpergroße von l,b7 Meter festzuhalten, liegt kein Anlaß vor, weil auch die kleineren Leute sich als sehr brauchbar erwiesen haben. Abg. Müller- Meiningen glaubt nicht, daß genügendes voll brauchbares Menschenmaterial vorhanden ist. Es scheint auch un» ivohrscheinlich, daß jetzt noch jährlich 63 000 taugliche Rekruten auS- gehoben werden können. Statt 03,1 Prozent müssen wir in Zukunft 65,1 Prozent der militärpflichtigen Mannschaften ausheben und komme» damit französischer» Verhältnissen nahe. Von Aerzten wird versichert, daß Augen- und Herzfehler heute nichi mehr in not- wendigem Maße berücksichtigt werden. General Wandel ver­teidigte die Art der Aushebungen gegen die Angrisfe des Abg. Müller-Meiningen. Gcu. Schcidemann trästt eine ausführ- liche Statistik vor, aus der zu entnehmrn ist, daß 63 000 wirklich taugliche Leute nicht zu finden sind. Zur Ucberweisung an die Ersatzreserve blieben dann nur noch einige Mannschaften übrig. Von 1875 bis 1910 hat sich die Bevölkerung über 51 Proz. vermehrt. Wenn auch die Sterblichkeit sich vermindert hat, so bat sich noch lange nicht die Militärtauglichkcit erhöht. Generalarzt Schulz wendete sich in längeren Darlegungen gegen die Ausführungen ScheidemannS,-ebenso General Wand«!..- Gen. NoSfe: Bisher sind doch tatsächlich viele Leute mit körperlichen Mängeln eingestellt worden. Z. B. ist in Chemnitz   ein Mann ausgehoben worden, dem die Bcrus»genossenschaft Rente zahlt, weil der Mann verminderte Erwcrbsfähigkeit hat. So werden geistig minderwertige Leute eingestellt. Wenn in Sachsen   Tausende von Leuten mehr eingestellt werden sollen, wird der Ausfall sicher wieder durch Ausländer gedeckt. Das ist eine Schädigung unserer Volkswirtschaft. Wir unterschätzen die Gefahr nicht, die durch den Einbruch russischer Soldatenholden im Osten Teutschlands entstehen könnte. Aber wir glauben, die von un« vorgeschlagene Webrverfassung bedeutet den besten und größten Schutz gegen die russisch  « Gefahr. Ter Kricgsminister erklärt, es werde unmöglich sein, den Sozialdemokraten die Notwendigteit der HcereSvermehrung beizubringen, und wenn di« Kommission»och zwei Jahre verhandele. Abg. Gröber wirft die Frage auf: wie kommt et, daß trotz deS angeblichen UeberschusscS an Tauglichen seit Ende der 50 er Jahre eine hohe Zahl von Leuten eingestellt worden ist. deren Dienstuntauglichkeit dann beim Militär sich herausstellte? Gen. Ledebour besprach die Ursachen der allgemeinen Erscheinung ziDrehmender Erkrankungen. Sie sind in der rapiden industriellen Entwicklung ohne genügenden sozialen und hygie- nischcn Schutz zu suchen. Wenn der Ariegsminisler erklärt, die Debatten hätten keinen Wert, weil man sich gegenseitig nicht über- KMgen könne, so müsse doch betont werden, daß im Parlament vor dem deutschen   Volke debattiert werden muß. Und auch die bürgerlichen Parteien nebst der Regierung haben die Verpflichtung, vor dem Volke im MeiniingSauelausch und durch eine scMüssige Beweisführung die Heeresvorlage zu vertreten. Gen. S ü d c k u m behandelte die Tauglichkeitsfrag« nochmals eingehend, worauf der Schluß der Generaldebatte eintrat. Die Per mehrung der Infanterie wurde gegen die sozialdemokratischen Stinimen und die des Elsässer�Haegy angenommen. Es folgte die Beraiung der Kavallerie ver mehrung. Gen. Noske bclämpfte die Vermehrung, deren Notwendigkeit nicht nachgewiesen ist. Von den bürgerlichen Parteien nahm ni ch t ein wackt werden sollt«, auS plundrigem Gußeisen gefertigt t�ird, kurz. damit alle Teile die im Lieferungsvertrag geforderte Güte besitzen. Ten Verlehr mit diesen fremdenAbnehmern" besorgen die An- gestellten des Krupp'schenAbnahmebureauS", die fast ohne AuS- nähme ehemalige Offiziere sind. Auch Herr v. Dewitz gehörte zu diesem Bureau. Die Tätigkeit dieser Beamten besteht in der Haupt- sache eben in demVerkehr" mit den Abnehmern, die sie zu der Werkstatt begleiten, wo daS gerade zu besichtigende Material lagert, und denen sie auch sonst möglichst an die Hand gehen sollen. DaS heißt also wieder nichts anderes als:Pastetchen und Wein!" Glaubt so ein Abnehmer einmal etwas bemängeln zu müssen, dann läßt sich so was ja auch am besten mit einemKameraden", beim gemütlichen Glase Wein und der rauchenden Zigarre besprechen! Traktieren Schmieren das wächst«ruf demselben Holz- wenn auch der Name etwa« anders klingt! Ter jährliche Etat der Traktiergelder geht bei Krupp in die Hundertausende, wenn man alleö in allem nimmt, mit den Gehältern für die Traktier« beamtcn, den Kosten des Hotels usw. Diese Traktierunkosten werden selbstredend auf die Geschützpreise aufgeschlagen, die t-ie Steuerzahler nachher zu tragen haben. Der Geist aber, der hinter diesem Tün lauert, da» ist doch nichts anderes, als der Geist der Korruption! Ein preußischer Beamter oder Offizier, der dienstlich oder halbdienstlich bei Krupp zu tun hat, sollte sich doch schämen, auch nur eine Zigarre sich do» diesen Geschäftsleuten schenken zu lassen! Da wäre doch wahrlich ei» strenges Verbot aller in Betracht kommenden Militär- und Marincbehördcn dringend notwendig! Tie Gerechtigkeit gebietet allerdings, hier einzuschalten, daß smon mancher Besucher Krupp  ? daS aufdringlich« Trakrierwesen als unwürdig empfunden hat. Aber was will das besagen, wenn tausende Beamte und Oft'zier« der Versuchung weichen- in unwichtiger Sache scheinbar.die ober doch den bösen Geist des Systems erfahren haben und spater einmal, in einer ernsten Stunde, vielleicht gänzlich erliegen werden. wie eben der neuesteFall Krupp" bewiesen hat!. Der Geheime Rat aber, der nicht ei" bißchen pharisäerhaft se,n will, mag ruhig erklären, daßtraktieren" undbestechen zwei«. lei sei. und daß auch weiterhindie Mittel der Firma Krupp  , große und kleine, die zur Bestechung von höheren und mittleren Beerten verwandt se,n sollen, nur in der Einbildung deS Herrn Lrsdkneqj vorhanden seien,"