Lin entkleidender tag.Ist blutigerer Hohn und frechere Provokation je verübtworden? Heute am Ersten Mai, an dem Tage derDemonstration für Völkerfreiheit und Völkerfrieden, treten inLondon die Diplomaten zusammen und von ihrem Entscheidsoll das Lebensschicksal der Nationen abhängen!Die österreichische Regierung erklärt, die Botschaftenkonfercnz nur deshalb abwarten zu»vollen, uni den MächtenGelegenheit zu geben, sich den österreichischen Zwangs-niaßnahmen anzuschließen. Sie sei aber entschlossen, unterallen Umständen vorzugehen. Unterdessen wird zwischen Ron:und Wien ununterbrochen verhandelt. Italien will keinseparates Vorgehen Oesterreichs und steht darin zunächst ausder Seite der Tripelentente und nicht auf der des Dreibund-genossen. Es scheint aber andererseits entschlossen, im FalleOesterreich losgeht, selbst vorzugehen, um seine Interessen inAlbanien wahrzunehmen. Aber nicht im InteresseOesterreichs, sondern im eigenen. Schon spricht die italienischePresse von einem Vorgehen in Sudalbanicn, von einerBesetzung V a l o n a s, der heißbegehrten Hafenstadt an derAdria. Und so könnte die erste Folge der österreichischen„Energie" die Aufrichtung der italienischen Herrschaft in Süd-albanien sein, also gerade da?, was die österreichische Politikbisher stets als unerträglich bezeichnet hat. Aber selbst wenncS gelänge, vorerst eine gemeinsame italienisch-österreichischeAktion zustande zu dringen, diese Gemeinsamkeit wäre nichtvon Dauer und bürge in sich die Keime schwerer künstiger5konflikte. Und eine solche Politik der Sprengung des Drei-bundes sollte von der deutschen Regierung gefördert,sie sollte nicht vielmehr mit allen Mitteln verhindert werden?Gerade die schwere Komplikation, die durch den Hand-streich E s s a d Paschas in Albanien eingetreten ist, läßtjede Separataktion einer Macht unverantwortlich erscheinen, sounverantwortlich, daß man trotz all des Tobens der WienerPresse noch immer nicht daran glauben möchte, daß keineandere Lösung als die gewaltsame gefunden werden wird.fnk Rand für das örtemichifcbe Verbrechen., Aus Wien wird uns vom 29. April geschrieben�Das Ultimatun?, das Oesterreich-Unganr Europa ge-stellt hat— man könnte schier von einem Erpressungsversuchreden— ist erfolglos geblieben und die gestrige Botschafter-konferenz hat deir Beschluß, den Oesterreich gefordert hat,iiicht gefaßt. Also, erklären die Ballplatzoffiziösen, sei derAugenblick gekommen, daß Oesterreich selbständig handelnmüsse und handeln werde. Es habe nun freie Hand erlangtund werde sie zu gebrauchen wissen. Was wird nun geschehen?Daß man sich in Wien auf den Krieg mit Montenegro alle»Ernstes vorbereitet und die Kanonen schon förmlich geladenwerden, daß also, niilitärisch betrachtet, der Einmarsch inMontenegro jeden Augenblick erfolgen kann, ist sicher; manmacht auch kein Hehl daraus. Inr Gegenteil, man demon-stricrt damit: offensichtlich zu dem Zwecke, dein Nikita klar-zumachen, daß es, wenn er in seiner Stützigkeit verbleibt,denn doch Ernst werden könnte, man unterstreicht all die Bor-bereitungen, um ihn noch im letzten Augenblick einzuschüch-tern. Aber ein gewisses Zögern deutet doch wieder daraufhin. daß man sich der weltgeschichtlichen Lächerlichkeit diesesKrieges der Fünfzigmillionen-Großmacht mit deni armseligenZwergstaate immerhin bewußt ist. und auch nicht recht weiß,wie der Krieg geführt werden solle, bei dem die Bezwingungdes Gegners eigentlich nicht ins Auge gefaßt wird. DieHoffnung, daß sich der Skutarifkandal schließlich doch nochschlichten lassen werde, hat also im Augenblick zwei Chancen:erstens, daß der montenegrinische Dickkopf, die Aussichtslosig-keit seiner„Eroberung" erkennend, im letzten Moment doch nocheinlenken werde, und zweitens, daß sich Oesterreich, den Un-sinn dieses„Krieges" begreifend, den Ausgleichsversuchenverschiedener Mächte zugänglicher zeigen werde, als es jetztder Fall ist, wo ihm das marktschreierische Bedürfnis, sich„stark zu zeigen", uni alle Vernunft gebracht hat.Der Ausgleich könnte einleuchtenderweise nur darin be-stehen, daß Montenegro fiir den Fall der freiwilligen Räu-,nung irgendwelche Kompensationen zugesichert werden, wo-rauf offenbar der Wunsch Rußlands zielt und was. da an demSkutarifkandal niemandes Herz hängt, von allen Mächtenakzeptiert werden würde, wenn Oesterreich-Unganr zustimmen wollte. Natürlich hätte auch in Oesterreich kein Menschetwas dagegen, wenn den Montenegrinern irgendwie derMund gestopft werden könnte: doch ist rnan hier jetzt in demRausche der Prestigepolitik so gefangen, daß nian sich Gottweiß was zu vergeben fürchtet, wenn man das leiseste Zeichenvon„Schwäche" gäbe. Eine gewisse Hoffnung bietet Italien:ohne Zustimmung des Kompagnons bei der Griindung Albaniens kann Oesterreich den Einmarsch eigentlich nichtwagen, und diese Zustimmung ist bisher recht fraglich geblieben. Betvahrt man sich in Rom die Besonnenheit undverharrt der Wiener Abenteuerpolitik gegenüber in der bisherigen Zurückhaltung, so kann dein armen Oesterreich dasSckiauipiel dieses albernen Krieges vielleicht doch noch er-spart bleiben.Im übrigen können den genarrten Schwarzgelben nochweitere erkleckliche Lächerlichkeiten blichen. Es ist zun: Bei-spiel gar nicht ausgeschlossen, daß die Herrschast des HerrnNikita mit Skutari zugrunde geht, daß mit dem Verlustder„eroberten" Stadt auch die Dynastie Njegusch verlorensein wird. Was werden die Schwarzgelben dann machen?Dann könnte Montenegro an Serbien fallen, und dann, niitder Verschmelzung der beiden Serbenstaaten, käme Serbienan die Adria. was aber, wie man weiß, als österreichischeHauptgefahr ausgerufen ist. Dann aber wäre wieder die Er-Haltung der Dynastie Negusch. die Erhaltung Montenegrosdie österreichische Lebensnotwendigkeit, und dann können dieSchwarzgelben wieder mit Serbien Krieg führen f ii rMontenegro! Und was wird sein, wenn Oesterreich Skutaribefreit haben wird, wem wird eS Skutari übergeben? Das warbis vor wenigen Tagen, wenigstens auf dem Papier, keineFrage: Skutari gehört zu Albanien. Aber der HandstreichEssad Paschas— auch einer der Helden der österreichischenoffiziösen Presse—, den zu preisen b's vorige Wockie schwarz-gelhe Pflicht war, wogegen er von diesem Sonntag an vonjedem guten österreichischen Patrioten zu verfluchen ist—bat in diesen Papierplan ein arges Loch gerissen. Den EssadPascha, den Albanerkönig von Montenegros Gnaden, wirdOesterreich doch nicht an- und hinnehmen können: dem kannes Skutari doch nicht übergeben. Aber Essad Pascha repräsentiert doch wieder das. was von Albanien militärischexistiert, und um das Albanien zu begründen, das auf demBallplatz ausgeheckt worden ist. muß seine Waffenmacht erstgebrochen werden. Offenbar gehört auch das zu OesterreichsZukunftsgaben, und so kann eS noch ernstlich dahin kommen,daß Oesterreich, um den albanischen Staat zu begründen, mitden Albanern Krieg wird führen müssen! Wenn der Prä-tentent auf dem Thron Albaniens nicht auszukaufen seinwird, so blüht Oesterreich allen Ernstes die Aufgabe, erstSkutari den Montenegrinern abzunehmen und dann die Albaner zu bekriegen, um sie zu veranlassen, Skutari zu nehmen!Und für diese Tollhäuslerei wird Gut und Blut der Völkerin Oesterreich gefordert, und sie sollen es sein, um die sichganz Oesterreich einmütig und begeistert zu scharen habe!Und für diese Vernunftlosigkeiten eschauffiert sich auchdie bürgerliche Presse im Deutschen Reich und diese hohlePrestigepolitik nennt sie eine Offenbarung von Kraft! � InWahrheit ist mit deni Handstreich des Essad Pascha die WienerAlbanerpolitik vollends zusanlmengebrochen, und um der getäuschten Illusionen des Ballplatzes willen die europäischeWelt dauernd in Unruhe zu halten, ist eine eckste Anmaßlich-keit! Daß Deutschland gar so lüstern danach sein sollte, dieBlamage seines Bundesbruders mitzutragen, zeigt eine Gut-mütigkeit an. die schon an Einfalt grenzt.Tie Auffassung in London.London, 30. April.(Privattelegramm des„V o r w ä r t s".) Die Spannung, die das offiziöse WienerKommunique zuerst in London hervorrief, hat merklich nach-gelassen, was heute morgen auf der Börse deutlich zum Ausdruck kam. Einzelne Blätter reden von einem Bluff derösterreichischen Kriegspartei, während andere die Gefahroffenbar überfteiben. Tie„Times" schreibt, daß der poliftscheHinimel uni einen Schatten dunkler geworden sei, mehr be-deute das Kommunique nicht. Das Blatt zählt die Gründeauf, weshalb es nicht im Interesse Oesterreichs sei, einenübereilten Schritt zu tun:Wir können uns nicht entschließen zu glauben, daß Oester-reich-llngarn alle Früchte seiner Geduld und Mäßigung, die esbisher an den Tag gelegt, aufgeben wird, falls es nicht undbis es nicht findet, daß Europa es tatsächlich im Stiche gelassenhat. Es ist nötig zu sagen, daß wir jetzt nicht die geringsteSpur einer solchenAbsicht von feiten Europasentdecken können. Im Gegenteil, die Mächte bezeigen samtund sonders den unbeugsamen Entschluß, von dereinmal gefaßten Entscheidung nicht abzugehen. R u tz l a n d ist indieser Hinsicht ebenso fest entschlossen, als die übrigen. Wirerfahren von Paris, daß die russischen Botschafter in allenwichtigen Hauptstädten identische Erklärungen abgegeben haben,die ausdrücklich besagen, daß, nachdem Rußland die Note unter-zeichnet hat, die König Nikolaus zur Aufgabe SkutariS auf-fordert, eS daran f e st h ä l t, daß Montenegro den Ort nichtbekommen darf. Bon Petersburg hören wir dasselbe. Nichtskann klarer oder kategorischer sein.Die„Times" schließt:„Die Mächte sind daher in bezugauf das Wesentliche einig und nur geteilt in bezug auf die Artdes Vorgehens. Wir glauben nicht, daß eine von ihnen deswegen einen europäischen Krieg riskieren wird. In linksliberalen Kreisen, wo man anfänglich im Skutaristreit fürden König Nikita eintrat, weil er gar so klein ist, hat sich inden letzten Wochen ein bemerkenswerter Meinungsumschwungvollzogen. Man sieht dort jetzt die Räumung Skutaris durchMontenegro als die einzig mögliche Politik an, um den per-fahrenen diplomatischen Karren aus dem Dreck zu ziehen.Diese Vereinheitlichung der öffentlichen Meinung Englandsist eine weitere Bürgschaft für die Erfüllung der österreichi-schen Forderungen und es muß dies auch ein weiterer Grundsein, daß sich Oesterreich nicht zu übereilten Schritten hin-reißen lassen sollte."„Daily Telegraph", der die Lage sehr ernst auffaßt,appelliert an die deutsche Regierung, den Verbün-deten zurückzuhalten oder ihm wenigstens starken und nach-drücklichen Rat zu erteilen.Mahnungen der englische« Regierung.London, 30. April.»West min st er Gazette" schreibt»Die albanesische Frage ist leine solche Frage, bei der die Mächte einlange? und breites reden und sodann von der Bühne abtreten dürfenin der behaglichen Ueberzeugung, daß für keine von ihnen eineLebensfrage auf dem Spiele stehe. Gleichdiel, ob ihre Worte wirksamwären oder nicht, daS Abkommen, das sie erzielten, war ein Kom-promitz zur Erhaltung des Friedens und ihrer Lebensintereflen. Wenndas Abkommen zusammenbricht, fällt dieLage in das ge-fährliche Chaos zurück, aus dem dieBotschafterkonferenz siebefreite. Die Freunde Montenegros, die das Konzert beschwören,nicht zu handeln, werden dem König Nikolaus keine dauerndeStellung in Skutari verschaffen, sie könnten aber die Dingeso gestalten, daß nicht Albanien, sondern Oe st erreich- Ungarnsein Nachfolger in Skutari sein wird, oder fiekönnten einen Konflikt zwischen Oesterreich-Unganr und Rußlandherbeiführen. Es besteht ein natürliches Empfinden zugunsten derschwächeren Partei, auch wenn fie im Unrecht ist. Aber hier müssenwir uns erinnern, daß Nachsicht gegen den König Nikolaus einwirkliches Unrecht gegen Oe st erreich- Ungarn bedeutete,daS den verbündeten Balkanstaaten auf Veranlassung der Mächte und aufGrund ihrer Zusicherung, daß Skutari albanisch sein solle, sehrwesentliche Zugeständnisse gemacht hat. Oesterreich-UngarnS Stellungist so stark, daß es Geduld beweisen kann in der Gewißheit, daß dieMächte ihr Wort halten werden, während eS anderenfalls denChauvinisten Rußlands einen erwünschten Vorwand gäbe, denHandel rückgängig zu machen. Wir hoffen, daß dieserGesichtspunkt, sowie die komplizierten Verhältnisse.die zwischen Oe st erreich- Ungarn und Italien ent-stehen könnten, in Wien dauernd berücksichtigt bleiben.Andererseits müssen wir hier daran denken, daß Oesterreich-Ungarnenischlossen ist, die Mächte beim Wort zu nehmen, und daß sie, wennsie sich drücken oder die Taktik des AufschiebenS verfolgen, denKönig Nikolaus in Skutari nicht halten, sondern seine Vertreibungnur zu einer gefährlichen Frage für sich selbst machenwerden.Dns Vorgehen Oestemichs.Wien, 30. April. Die„Neue Freie Presse" meldet:lieber den Verlauf der nächsten'Tage verlautet: DieAktton Oesterreich-Ungarns wird mit größter Rasch-h eit durchgeführt. Morgen oder übermorgen erwartet mandie Bekanntgabe des Entschlusses der italienischen Re-g i e r u n g. Sodann wird Oesterreich-Ungarn allein odergemeinsam mit Italien an König Nikolauseine befristete Aufforderung zur Räumung.Skutaris richten. Sollte dieser Forderung nicht entsprochenwerden, wird der österreich-ungarische Gesandte in Cetinjeabberufen, und die militärischen Operationenwerden unverzüglich beginnen.Oestcrreichische Preßstimmen.Wien, 30. April. Die bürgerlichen Blätter begrüßenfreudig den Entschluß der Regierung, die Durchführung der inter-nationalen Abmachung über Skutari jetzt selbst energisch indie Hand zu nehmen. Sie betonen dabei, daß das VorgehenOesterreich-Ungarns an die Stelle einer europäischen Gesamtaktiontreten und Oesterreich-Ungarn jeden Anschluß einer anderen Machtwillkommen heißen würde. Sie erwägen auch die Möglichkeit, daßKönig Nikolaus in letzter Stunde nachgibt, wodurch ein Ein-schreiten gegen Montenegro mit bewaffneter Hand vermiedenwürde, halten es aber nicht für wahrscheinlich. Der eventuellenBeteiligung Italiens an dem Vorgehen der Monarchie stehendie Blätter mit großer Sympathie gegenüber. Die BeteiligungItaliens wäre«in großer Gewinn und würde dem diplomatischenBündnis zunehmende Volkstümlichkeit sichern. Die Haltung derdeutschen Regierung und die Stimmung des deutschen Volkes fürOesterreich-Ungarn wird mit aufrichtiger Genugtuung empfunden.Eine italienische Darstellung.Rom, den 30. April. Die öffiziöse Tribuns veröffentlichteinen Artikel, in welchem die Schwierigkeit der Lage be-tont wird, deren Gefahren infolge des Handstreichs EssadPaschas sich vermehrt hätten, und in welchem der Wunsch aus-gesprochen wird, daß die morgige Vereinigung der Botschafter end-lich ein Uebereinkommen erzielen werde, das eine gemeinsameAktion Europas gestatte, die allein ein Herauskommen aus dergegenwärtigen Sackgasso mit möglichst geringer Gefahr undkleinstem Schaden gestatten könne. Eine weitere Unschlüssigkeitoder Verzögerung könnte die Wirkung haben, die am meistenbetroffen«acht, zu alleinigem Vorgehen zu be-stimmen, und fügt hinzu: Wir waren immer gegen ein isoliertesBorgehen Oesterreichs und haben getan, was bei uns stand, umein solches zu verhindern, nicht aus irgendeinem Gefühl des Arg-wohns, sondern weil wir immer der Ansicht waren, daß das isolierteVorgehen einer Macht Gefahren in sich schließe, die jedermannklar vor Augen liegen.Die Tribuna ftagt dann, waS Italien tun solle. Angesichts dieser feierlichen Frage gäbe es und könne es im Volke undbei der Regierung keine Unentschlossenheit geben. Italien werdeniemals zugeben können, daß die Lage aus der gegenüber-liegenden Küste des Adriatischen Meeres ohne seine Teil-nähme entschieden werde. Italien könne in diesemEntscheidungsaugenblick nicht beiseite bleiben. Wenn Italiensich nicht bereit zeigte, seine Pflicht zu tun und den ihm zufallen-den Teil der Aufgabe zu erfüllen, würde es nur das Recht haben,sich über sich selbst zu beklagen, wenn die weitere Entwicklung derLage auf dem Balkan zum Schaden seiner höchsten Interessen vorsich gehen würde. Die Tribuna beschränkt sich darauf, die Slot-wendigkeit hervorzuheben, daß Italien nicht untätig bleibe, und dieAufmerksamkeit der Regierung auf diese Notwendigkeit zu lenken.Die Wahl der Mittel und der Form komme ausschließlich derRegierung zu. welche die ganze Verantwortung trage.Die Tribuna bemerkt dann weiter: Nach den letzten Ereignissenum Skutari und in Albanien, die einen byzantinischen Charaktertragen, ist der Weg ftir uns leichter. Wenn sittliche und Gefühls-gründe gegen eine Zwangsaktion Italiens gegen Montenegrosprachen, die nicht ein Teil einer europäischen Gesamtaktion war,so gibt es keinerlei Einwand gegen unsere Teilnahme an einemVorgehen, das darauf abzielt, die Herstellung der Ordnung unddie Ausführung der Entscheidungen Europas in Albanien zusichern. Nehmen wir für den Fall, daß das europäische Konzertversagt, Anteil an diesem Werke, so werden wir die internationaleWürde Ivahren und zugleich unsere Interessen durch das einzigeMittel schützen, das auf internationalem Gebiete wirksam ist. Wirwerden unsere Aktion in den Grenzen halten, dieuns durch unsere Abmachungen gezogen sind. Wir werden demnachGrund haben, zu erwarten, daß auch Oesterreich, so sehr esfür den Fall eines Vcrsagens des europäischen Konzerts auf dieVerteidigung seiner Interessen bedacht sein mag, sich gleichfalls indiesen von den älteren gegenseitigen Abmachungen klar gezogenGrenzen halten werde. Die Herzlichkeit, in welcher diese Ab-machungen sich entwickelt haben und immer respektiert worden sind,lassen uns in dieser Hinsicht keinerlei Zweifel hegen.HnarcHc m Hlbamen.Ermordung Niazi Beys.Rom, 30. April.»Giornale d'Jtalie" meldet aus Brindisi:Niazi B e y und sein Adjutant schifften sich gestern in Valonaan Bord des Dampfers.Adriatico" nach Brindisi ein, als sieauf der Landungsbrücke von einigen Revolverschüssen� e t ö t e t wurden. Es scheint, daß die Mörder I s s a B o l j e-. i n a z und mehrere Begleiter waren, die sich nach der Tat ruhigentfernten. In Valona herrscht völlige Anarchie. Tie Bc-völkerung lebt in der größten Furcht, da sie Repressalien vonD s ch a v i d P a s ch a. der ein Freund Niazi Beys war, befürchtet.Dschavid steht mit 2S 000 Mann türkischer Truppen in der Gegendvon Sdieri.(?) Auch die Annahme erscheint als wahrscheinlich.daß Balona von Dschavid Pascha angegriffenwird. Der italienische Konsul hat die Regierung ersucht.schleunigst Kriegsschiffe zum Schutz der italienischen Inter-essen zu entsenden.Niazi Beh hat neben Enver Beb als erster das Signalzur jungtürkischen Revolution gegeben. Im Jahre t90S führteer seine Truppen von Resna, wo er als Vizemajor stand, in dieBerge, womit der Kamps gegen Abdul Samid begann. Im Aprill90S führte er die Vorhut der Revolutionsarmee nach Konstant,-nopel und nahm Abdul Hamid gefangen. Zw" Jahre spaternahm er seinen Abschied aus der Armee.Daz Opfer- und aunderjaljr 1913.Im Jahre 1913 wird der finanzielle Zusammenbruch desReiches mit solcher Gründlichkeit vorbereitet, daß der Name„Opferjahr" wohl für alle Zeiten erhalten bleibt. 1913 istaber auch ein Wunderjahr. General Wandel und GeneralOberarzt Schulz teilten am 29. April der erstaunten Budget-kommission mit. daß man im Jahre 1913 beim AushebungS-geschäft so viele für den Militärdienst Brauchbare gefundenhabe, daß man nicht nur den durch die Vorlage geforderten