kuug der Schichtzeit und das Verbot der Ueberschlchten. Bisherhabe sich aber noch kein deutscher Bundesstaat dazu aufschwingenkönnen.Sachse kam nun auf die Lohnbewegungen zu sprechen.Wenn der Vorstand getadelt worden sei, eine zu vorsichtige Taktikeingeschlagen zu haben, so habe sich im Vorjahre bei dem großenStreik gezeigt, daß die Taktik des Verbandes die richtige'war. Eskönne im Bergbau nicht so leicht gestreikt werden wie in anderenBerufen. Bei einem Streik könne nicht nur das eine oder andereWerk, sondern müsse das ganze Revier stillgelegt werden. Wenndie bedauerliche Zersplitterung der Arbeiterorganisationen nichtvorhanden wäre, dann hätte man da oder dort erfolgreicher vor-gehen können. Der Redner kritisierte dann das Verhaltender christlichen Berga rbeiter bei dem Ruhrarbeiterstreik.Die Haltung der Christen sei bei der günstigen Konjunktur uner-klärlich gewesen, sie könne nur von politischen Gründendiktiert worden sein. Die Gelben hätten es ebenso schlimm ge-trieben wie die Christen. Ein Teil der polnischen Berufsvereine,die ja mitstrcikten, habe die schwersten Vorwürfe gegen den Verbanderhoben; dieser solle zahlreiche Arbeitserlaubniskarten, ausgestelltund so den«treikbruch begünstigt haben. Der Verband habe gegendiesen ungeheuren Vorwurf Klage erhoben. Bei der Verhandlunghabe der Wahrheitsbeweis für diese Behauptung nichterbracht werden können und es sei eine Verurteilung er-folgt. Es wäre tief bedauerlich, daß eine befreundete Organisationsolche unbegründeten Vorwürfe machte. Sachse kam nochmals aufdas Verhalten der Christlichen zurück und bemerkte unter Zustim-mung der Generalversammlung, bei den Christlichen seinicht das Grubenkapital der Hauptseind, sondernder Bergarbeiterverband wäre es, der am meisten be-kämpft werden solle. Wenn die Christlichen wollten, könnte eineVerständigung erzielt werden, sie müßten aber Ernst zeigen, undauch eventuell vor einem Streik nicht zurückschrecken.Redner ging nun auf die Arbeitsnachweise der Zechen-Herren ein. Diese selbst würden ja keine Matzregelung vornehmen,die Zechenherren wüßten dies viel schlauer anzufangen. Das Werk,auf das ein Arbeiter hingewiesen wird, habe nicht die Verpflichtung,den überwiesenen Arbeiter anzunehmen. Den Terrorismus würdendie Zechenherren durch ihre„freundnachbarlichen Abmachungen"und durch schwarze Listen ausüben.Tie Entwickelung des Verbandes sei nicht in demerwünschten Matze vor sich gegangen. Leider habe sich die Mit-gliederzahl nicht aufwärts, sondern abwärts bewegt- Es sei einVerlust um 937S Mitglieder in der Berichtszeit zu verzeichnen. DieHauptursache liege in dem vorjährigen Streik. Hätte man abervoriges Jahr nicht gestreikt, dann wäre die beste Kerntruppe desVerucmdes gegangen, so hätten nur die Lauen dem Verbände denRücken gekehrt.— Sachse bespricht in diesem Zusammenhangmehr innere Verbandsangelegenheiten, so die Unterschlagung desHilfskassierers Kreitz. Der aus dem Meineidsprozeß bekanntefrühere Kamerad Beckmann habe in liberalen Versammlungenden Vorwurf erhoben, seine Frau habe seinerzeit von den gesammel-ten Geldern nichts erhalten. Da müsse festgestellt werden, daßFrau Beckmann eine Unterstützung von den„Roten" abge-lehnt hat.Das B i l d u n g s w e s e n sei vom Verband eifrig gefördertworden. An den Unterrichtskursen der Generalkommiffion und ander Parteischule hätten mehrere Kollegen teilgenommen. Zur Schu-lung der Funktionäre seien aber in den einzelnen Bezirken Unter-richtskurse abgehalten worden. Im Ruhrrevier nahmen anKl) Kursen 300Ö Kameraden teil. Wenn die Winterarbeit überblicktwerde, dann könne man ohne jede Ueberhebung konstatieren, daßein verheißungsvoller Anfang in der Bildungsarbeit gemacht sei.Die insgesamt aufgewandten Kosten hätten nicht gescheut werdendürfen. Es müsse nun dafür gesorgt werden, daß in allen Ver-bandsbezirken auf der beschrittenen Bahn weitergegangen werde.Der proletarische Befreiungskampf erfordere tüchtige Männer undKämpfer. Immer gröfjerfc Anforderungen werden an unfern Ver-band und seine Funktionäre gestellt. Es müsse deshalb Aufgabedes Verbandes sein, den Funktunären das notwendige Rüstzeugmitzugeben.Sachse schilderte nun, wie man versuche, den Verband zu b e-spitzeln. Er betonte, die Polizei suche Material, um den Ge-werkschaftcn einen Strick zu drehen. Da heiße es, noch vorsichtigerals bisher sein. Man möge bei den Landtagswahlen kein Geld ausden Lokalkassen bewilligen. Der Verband habe ein Interesse daran,nicht als politischer Verein gestempelt zu werden. Redner erörtertenoch die Gründung der„V o I k s f ü r s o r g e". Die Mitgliedersollten behilflich sein, diese in die Höhe zu bringen. Er bat zumSchluß um eine sachliche Kritik. Kritisieren Sie, aber kritisierenSie gerecht. Hoffen wir. daß wir in zwei Jahren einen besserenBericht als diesmal geben können.(Lebhafter Beifall.)DenKassenberichterstattete S t ü h m c h er- Bochum, der die Kassengebarung desVerbandes eingehend erörterte. Wir haben im Vorbericht bereitsdie wichtigsten Zahlen wiedergegeben, so daß wir darauf verweisenkönnen. Redner wandte sich in seinen Ausführungen auch gegendie Anträge, die Unterstützungssätze zu erhöhen. Der Bergarbeiter-verband sei keine UnterstützunAseinrichtung. sondern in ersterLinie eine Kampforganisatiom Er hätte erwartet, daß aus denReihen der Mitglieder Anträge gekommen wären, einen Extra-beitrag auszuschreiben, damit die Lücke in der Kasse, die der vor»jährige Slreik gerissen habe, wieder ausgefüllt werde. Stühmeyerwandte sich dann gegen einen Antrag Caternberg, daß bei Streiksden Verbandsangestellten das Gehalt um ein Drittel zu kürzensei Redner ist der Ansicht, daß die Beamten selbst das Gefühlhaben müssen, daß sie, wenn die Kollegen im Kampfe stehen, auchein Opfer bringen müssen. Es sei bisher von den Angestelltenviel mehr bezahlt worden, als der Antrag fordere. Man solledaher den Antrag ablehnen.Den Bericht der Firma Hausmann u. Ko., Druckerei und Buch-Handlung, gab deren Geschäftsführer S ch r e i t e r- Bochum. DieEinnahmen und Ausgaben dieser Firma balancieren im Jahre 1911mit 224 177 M. und im Jahre 1912 mit 219 861 M.Für den Kontrollausschuß berichtete Mundsbcck-Oespel. Der Ausschuß hatte 27 Beschwerden in der Berichtsperiodezu erledigen. Diese Beschwerden wurden eingereicht: eine wegenVersetzung eines Angestellten an eine andere Arbeit, eine wegenStreikabbruchs auf Zeche„Glück-auf-Segen", eine wegen Verweige-rung von Kur und Arzneien'für einen früheren Angestellten, einewegen Verweigerung von Rechtsschutz, drei wegen Verweigerungder Gemaßregeltenunterstützung, acht wegen Ausschluß, drei wegenNichtanstellung tn Verbandsdienste, eine wegen des Wahlregle-ments zum Aktionsausschuß, eine wegen Verweigerung der Kartell-beitrüge, zwei wegen Zahlungsverweigerung von Strafen und Ge-richtskvsicn für Frauen und zwei wegen Verweigerung der Um-zugSbeihilfc. Von den 27 Beschwerden wurde in vier Fällen derVorstandsbeschluß ausgehoben, und in einem Falle wurde dem Be-schwerdesührer die Umzugsbeihilfe gewährt. Die übrigen 23 Be-schwerden mußten abgewiesen werden.— Der Ausschuß hat wieder-holt die Kasse revidiert und stets Bücher und Kasse in bester Orb-nung befunden.In der N a ch m i t ta g s s i tz u n g wurde über den Vorstands-bericht debattiert. Die Diskussion dauerte nur zwei Stunden, dannmachte ihr ein Schlußantrag ein Ende. Die Redner erklärten imallgemeinen ihr Einverständnis mit der Tätigkeit des Vorstandes.Sie besprachen in der Haupt;ache Bczirksangelegenheiten. Verlangtwurde die Herausgabe einer Monatsschrift zur weiteren Aus-Bildung der Funktionäre.Bei der A b st i m m u n g über die vorliegenden Anträge werdenfast alle abgelehnt. Dem Vorstand überwiesen werden zwei An-•pfuge, die wünschen, daß eine Monatsschrift zur weiteren Ausbildung der Funktionäre herausgegeben wird, ferner, daß für*-berschlesicn eine weitere Agitationskraft angestellt wird.— DemVorstände wird einstimmig Entlastung erteilt.Die Generalversammlung nimmt nun denBericht der Presseentgegen, den Redakteur Wagner-Bochum gab. Er schilderte ein-Wteild die Macht der Presse und zeigte, wie die Preßzentrale deSlLerautmortftcher Redakteur: Alfred Wiejepp, Neukölln. Für de»Zechenverbandes öffentliche Meinung macht. Die Arbeiter würdenleider den Wert der Presse nicht so würdigen, wie das Kapital.Bei dem Streik im Ruhrgebiet hätten alle bürgerlichen Zeitungendie Interessen des Grubenkapitals vertreten. Nur die sozial-demokratische Presse habe sich auf Seiten der kämpfendenArbeiter gestellt. Auch bei Grubenkatastrophen zeige sich die gleicheErscheinung. Die bürgerliche Presse führe die Unglücke auf die„höhere Macht" zurück. Merkwürdig sei es aber, daß diese„höhereMacht" immer nur die Arbeiter treffe. Das Verbandsorgan, dasim Jahre 1912 eine durchschnittliche Auslage von 139 7S9 Exem-plaren hatte, hat in der Bertchtszeit einen außerordentlich schwerenStand gehaht. Es mußte in verstärktem Maße nicht nur gegendas rücksichtslose Grubenkapital, sondern leider auch gegen seinegelben und„christlichen" Helfershelfer den Kampf führen. Obwohldas Verbandsorgan sich in der Berichtszeit buchstäblich gegen eineWelt von Feinden zu wehren hatte, hat es seine vornehmste Auf-gäbe, die schwachen und Bedrückten zu schützen, nicht vernach-lässigt. Hier versagen allerdings die„christlichen" und gelben Ar-beiterzersplitterer völlig. Wir haben mit aller Energie den Kampfgeführt gegen die unhaltbaren Verhältnisse im Bergbau und dieUrsachen aufgedeckt, die zu den Katastrophen auf Osterfeld, Lothrin-gen und Minister Achenbach führten und notwendigerweise immerneue Massengräber zur Folge haben müssen. Auch das unerhörteKesseltreiben gegen pflichttreue und darum unbequeme Arbeiter-Vertreter und Sicherheitsmänner haben wir nach Gebühr gebrand-markt. Verfolgungen aller Art, auch gerichtliche, sind uns darumnicht erspart geblieben. Doch das wird uns nicht abhalten, auchfernerhin wie bisher unsere Pflicht zu tum Wir haben auch in derBerichtszeit versucht, den oft geäußerten Wünschen unserer Käme-raden auf Ausgestaltung unserer Presse nach Möglichkeit gerecht zuwerden. Wenn uns das nur zum Teil gelungen ist, so liegt dasnicht am guten Willen der Redaktion. Auch da setzen uns leiderdie Verhältnisse Schranken. Die Berichterstattung für die einzel-nen Reviere müßte noch besser ausgebaut und damit das Interessefür die Presse gesteigert werden.An den Bericht knüpfte sich eine Debatte, in der DelegierteVorschläge für die Ausgestaltung des Verbandsorgans machten.Helfer- Weißstem wünschte, daß die„Bergarbeiter-Zeitung" inzwei Ausgaben(außer der polnischen) erscheinen soll. Zu diesemZweck soll das Hauptblatt derartig umgestaltet werden, daß es einin sich abgeschlossenes Blatt bildet. Das zweite Blatt soll zu einerBeilage umgewandelt und für die Gebiete, in denen der„christ-liche" Gewerkverein nicht dominiert, mehr den lokalen VerhältnissenRechnung tragen.Kühl mann- Dahlhausen verlangt, daß für die Aufklärungder Massen mehr getan wird. Er begründet einen Antrag, alle14 Tage oder auch monatlich eine vierseitige Beilage in handlicherGröße(etwa 25 X 39 Zentimeter) der„Bergarbeiter-Zeitung" bei-zufügen, welche nur ausschließlich Berichte und Abhandlungen aufdem Gebiete der einschlägigen Gesetzgebung, des Berggewerbege-richts und des Knappschattswesens bringt.Der Vertreter der Generalkommission, Um breit- Berlin.weist darauf hin, daß eine ganze Anzahl Belehrungsmittel bestehen.Unterrichtskurse usw. Die Arbeiterrechtsbeilage des„Korrespondenz-blatts" würde den Wünschen der Dahlhauser Kameraden sicherlichentsprechen. Es dürste daher nicht notwendig sein, eine neueRechtsbeilage für die„Bergarbeiter-Zeitung" zu schaffen.Brandt- Altenessen will, daß der Versammlungskalendcrabgeschafft wird. Dadurch würde Platz für Artikel geschaffen.Die weitere Debatte wurde aus Mittwoch vertagt.'Sechster Verbandstag des Jeutraloerbaudes der Fleischerund Kerufsgenossen Deutschlands.Dresden, den 28. April 1913.Die Debatte über den Vorstandsbericht war ausgedehnt undgründlich, sie wurde von dem Delegierten K 5h l e r- Hamburgeröffnet, der die Gründung der Produktivgenossenschost in Hamburgzu erklären versucht. T c ch a m- Hamburg bemängelte die Heraus-gäbe des gedruckten Geschäftsberichtes in vorliegender Form. DieHaltung des Vorstandes zur Gründung der Hamburger Produktiv-genossenschaft hält er ebenfalls nicht für recht. Auch hält er es fürbedenklich, daß die Verschmelzung zu einem allgemeinen Nahrungs-mittelverband nach Aussage des Vorfitzenden in so weite Ferne ge-rückt sei. Riedl- München betont die Notwendigkeit der Staffe-lung der Beiträge, da es(beispielsweise) in Nordbahern in denkleinen Orten noch Wochenlöhne von 3, 4 und 5 M. gibt, dieseKollegen können keinen Beitrag von 59 Pf. bezahlen. Im wetterenmeint er, daß durch Gründung von Produktivgenossenschastenmancher ältere oder alte Kollege Lohn und Brot finden kann.—Welz- Hannover glaubt, daß man die Fluktuation der Mitgliederdadurch hemmen kann, daß die Gewerkschaftskartelle der einzelnenOrte sich der Sache mehr annehmen. DeS weiteren schildert er diechristliche Organisation der Nahrungsmittelbranche Rheinlandsund Westfalens, die der Ausbreitung deS Zentralverbandes vielSchwierigkeiten in den Weg legt.— Gaier-Köln will, daß derHauptvorstand die Arbeitsvermittlung in den Konsumvereinenbesser organisiert. In der Kölner Genossenschastsfleischerei seien indieser Beziehung sehr schlechte Erfahrungen gemacht worden.—Schäfer- Berlin gibt wertvolle Anregungen, wie man das Organso gestalten kann, daß es wirklich zur Bildung klassenbewußterArbeiter dient. Zauke- Dresden plädiert ebenfalls dafür, daßim„Fleischer" Artikel volkswirtschaftlicher Art gebracht werden.Bergmann- Berlin verweist betreffs Gründung von Produktiv-gcnossenschaften auf �einen früheren ablehnenden Verbandstagsbeschluß. Daß die Gründung eines allgemeinen Nahrnngsmittelver-bandes noch in weiter Ferne stehe, begrüße er lebhaft.—S o n j o n- Hamburg steht hetreffs der Hamburger Gründung derProduktivgenossenschaft auf Seite des Vorstandes. Durck die Gründung einer Pnvcrtschlächterei würde der Lohnkampf gefährdet. Esmache übrigens keinen guten Eindruck, wenn der Leiter einer Ge-werkschaft eine Privatschlächtcrei unterstützt. Zudem haben wirdie„Produktion" in Hamburg, die gegen 299 Metzger beschäftigt,der man dadurch Konkurrenz macht. Die Debatte. wurde durchSchlußantrag beendigt.Nach den Schlußworten des Referenten wurden folgende Be-Müsse gefaßt:Das Fachorgan soll allwöchentlich achtsettig erscheinen.In Zukunft soll den Ortsverwattungen ein gebundener Jahr-gang„Der Fleischer" kostenlos vom Vorstand geliefert werden.—Im weiteren wird der Vorstand beauftragt, eine praktische Organi-sation unter den Lehrlingen zu betreiben.Ferner bringt der Verbandstag zum Ausdruck, daß die Er-richtung von Produktivfleischereien vornehmlich Aufgabe der Kon-sumgenossenschafte'n sein muß und schließt sich demzufolge den am8. Gewerkschaftskongreß in Dresden 1911 gefaßten und in der Re-solution 6 des Gewerkschaftskongresses festgelegten Beschlutz an.Dann wurde dem Vorstand emstimmig Entlastung erteilt.Ueber dasGegenseitigkeitsverhältnis mit den ausländischen Bruderorgani-sationenreferierte Krause- Berlin. Er teilt mit, daß am Montag eineVerständigung mit den Kollegen aus dem Auslande stattgefundenhabe. Das Resultat dieser Besprechung ist Gründung einer i n t er-nationalen Zentralstelle mit dem Sitz in Berlin, Aus-wcchselung der Reiseunter st ützung. Ferner haben dieangeschlossenen Länder die Verpflichtung übernommen, mit allenMitteln auch die unorganisierten Kollegen aus den bestreikten Län-dern fern zu halten. Beschlossen wurde weiter, daß anläßlich desSozialistenkongresses in Wien eine internationale Konferenz statt-finden soll.F i e dl e r-K i e l regte noch an, die Reiselegitimation eben-falls gleichmäßig einzuführen.— Zauke- Dresden rät der öfter-reichischen Bruderorganisation, sich um die separatistische Bewegungzu kümmern und speziell in Reichenberg zu versuchen, die Organi-sation zu sich herüberzuziehen. Die geschaffenen Bestimmungenfanden die Zustimmnng deS VerbandStages.Vorsitzender H ensel referierte sodann über die__Inseratenteil verantw,: Th. Glocke. Berlin. Druck«.Verlag: VorwärtsTarifbewegung in den Genossenschastsfleischereie«.Es gibt zurzeit 21 Konsumfleischereien, davon ist die Fleischereider Produktion in Hamburg die größte; sie beschäftigt 288 Personenund hat eine Arbeitszeit von 8� Stunden; in Leipzig waren EndeFebruar 215 Personen in 8 stündiger Arbeitszeit beschäftigt, inKöln 22, in Altendurg 15, in Gotha sind ebenfalls 15 Personenbeschäftigt, die übrigen Konsumfleischerien beschäftigten unter19 Personen. In 11 Konsumfleischereien sind Tarife abgeschlossen,weitere sind in Vorbereitung. Die Errichtung von Konsumfleische-reien ist u. a. auch in Berlin, Madgeburg und Dresden geplant.Auch gibt es noch Werkskonsumvereinsschlächtereien,so hat z. B. die Firma Krupp eine solche mit zirka 139 beschäf-tigten Personen. Hier sind die Lohn- und Arbeitsbedingungennicht glänzend. In den W e r ks k o n sum s ch l ächte re i enwird es noch Arbeit erfordern, um die Kollegen zum Anschluß andie Organisation zu gewinnen. Redner warnt die Kollegen, auchnicht übertriebene Forderungen an die Konsumvereine zu stellen,sondern wohl zu erwägen und Verhandlung sfähige For-derungen zu erheben. Redner schließt seine Ausführungen mit denWorten, daß gerade die Konsumfleischer ihre Kräfteder Organisation zur Verfügung stellen müssen,damit die Lohn» und Arbeitsbedingungen inallen Fleischereien einer Neuregelung unterzogen werden.Die Arbeitsnachweisfrage bedarf der größten Beachtung, weil diesemanchmal auch von der Konsunwcrwalwng bei Anstellungen nichtberücksichtigt wird. H e n s e l gab dann noch einen Ueberblick überdie Konflikte, die an einigen Orten zwischen Kollegen und Ver-waltung entstanden sind und zum Teil unter Mitwirkung des Vor-standes beseitigt wurden.Es schloß sich hieran eine kurze Debatte, in der im allgemeinenzum Ausdruck komm!, daß die Arbeitsbedingungen in den Genossen-schaftsbetrieben vorbildlich sein müssen.Es wird aufs neue der Beschluß gefaßt, daß in die Genossen-schaftsfleischeveien in der Regel nur Kollegen vermittelt werdensollen, die mindestens 1 Jahr der Organisation angehören undsich agitatorisch betätigt haben.In einer Resolution ersucht der Verbandstag den kommendenGewerkschaftskongreß, Vereinbarung mit dem Zentralverbanddeutscher Konsumvereine zu treffen, um der Lehrlingszüchtereiinnerhalb des Fleischergewerbes, daß neuerdings auch in den Kon-sumvereinen sich einzubürgern droht, energisch entgegen zn treten.Während des übrigen Tages wird in geschlossener Sitzung derPunktTaktik nnd Lohnbewegungenerörtert.Jugendbewegiiiig.Arbeiterjugendbildung in Dresden.Der Jugendbildungsverein kann auf eine fünfjährige erfolg-reiche Tätigkeit zurückblicken. Die diesjährige Generalversammlungzeigte wiederum schöne Fortschritte, die zum Teil der Neuregelungder Leitung und dem dadurch bewirkten innigen Zusammenarbeitenmit der erwachsenen Arbeiterschaft zu danken sind. Mit wenigenMitteln sind künstlerische und geschmackvolle Veranstaltungen ge-boten worden, u. a. zwei Sinfoniekonzrrte und ein Handwerks-burschenliederabend, die äußerst zahlreich besucht waren. Die Auf-klärungs- und Agitationsarbeit wurde planmäßig betrieben. JnZ-gesamt fanden 1599 Veranstaltnngen statt, darunter 9 Vortrags-reihen, 311 Einzelvorträge, 133 literarische Abende, 188 Spielabende,71 Wanderabende, 112 Lieder- und GesangSabende, 123 Diskussions-abende, 137 Mitgliederversammlungen, 35 Exkursionen, 69 künstlerische Veranstaltungen, 89 Tageswanderungen und 182 Halb-tagswanderungen. Die gewaltige Erziehungsarbeit wurde gelohntdurch das Wachsen der Mitglicderzahl: am Anfang de? Berichts-jahres 2483, am Schlüsse 3654, davon sind 899 weibliche Mitglieder.Der monatlich erscheinende„Jugendruf" in der„Dresdener Volks-zeitung" und die gut ausgestatteten Jugendheime in einzelnen Be-zirken kamen der Bewegung gut zustatten. Auch die Gruppe Rat»'-beul hat sich gut entwickelt, trotz des Feldzugs der Behörden, die sieabsolut zu einem politischen Verein stempeln wollten. Die Ein-nahmen und Ausgaben bilanzieren mit 3299 M. Die Einsetzungeiner literarischen Kommission, die die Aufgabe hat, die Gruppen-Programme nach künstlerischen und ästhetischen Gesichtspunkten zuprüfen und den Jugendlichen auch sonst mit Rat und Tat zur Seitezu stehen, hat sich gut bewährt. Ihr ist das gute Gelingen derverschiedenen Feste und besonders der Konfirmandenfeiern zuzu-schreiben. Der Jahresbericht bildete in allen Teilen em sehr er-freuliches Bild der Fortentwickclung des Jugendbildungsverein?.SrncKts- ZeitungBestohlru und beinahe gelyncht.Ein Akt seltener Diebessrechheit, durch welche der Bestohleneselbst beinahe das Schicksal erlitten hätte, als vermeintlicher Diebeiner Lynchjustiz unterzogen zu werden, kam in einer Verhandlungzur Sprache, welche gestern die 2. Strafkammer des Landgerichts IIbeschäftigte. Angeklagt wegen schweren Diebstahls im sträfschärfen-den Rückfalle war der GelegenheitSkellncr Paul Krohn. Der schonmehrfach vorbestrafte Angeklagte, auf dessen Schuldkonto zahlreicheEinbruchsdiebstähle in Charlottenburg und Schöneberg fallen, drangeines Nachmittags in die am Königslveg gelegene Wohnung einesKaufmanns Lehmann ein, nachdem er sich durch Klingeln undKlopfen vorher überzeugt hatte, daß sich anscheinend niemand inder Wohnung befand. Tatsächlich hatte sich Herr L. aber geradezu einem Mittagsschläfchen niedergelegt, so daß er daS Klingelnuberhörte. Als er munter wurde, sah er sich plötzlich dem An-geklagten gegenüber, der gerade im Begriff war, einen Schrank auf-zubrechen. Im nächsten Augenblick begann eine wilde DiebeSjagddie Treppen hinunter und die Straßen entlang. Als der Einbrechersah, daß es kein Entrinnen mehr gab, drehte er plötzlich in allerGemütsruhe um, ging auf L. zu und packte ihn an den Armenmit der gleichzeitigen Erklärung an die Umstehenden, daß L. einEinbrecher sei. Da der wirkliche Einbrecher gut gekleidet war, derBestohlene jedoch in seiner Mittagsschläfchentoilette war, ergriffdas Publikum für den frechen Patron Partei und machte Miene,über den„Einbrecher" herzufallen, bis jemand den Vorschlagmachte, daß alle beide zur Polizeiwache gebracht werden müßten.Hier klärte sich dann der Sachverhalt auf und der Einbrecher saßin seiner eigenen Falle.Das Gericht erkannte gegen Krohn auf 3)4 Jcchre Zvchthaicsund die üblichen Nebenstrafen.Nichtiger Kartellvertrag gegen Krankenkassen.Im Oktober 1998 schlössen sieben Zahnärzte in Solingen und.Umgegend einen schriftlichen Vertrag auf die Daner von 19 Jahren,wonach sie sich verpflichteten, den Krankenkassen gegenüber für jedeEinzelleistung mindestens die Mindestsätze der amtlichen preu-ßischen Taxe für Zahnärzte zugrunde zu legen und den Kassen aufdiese Sätze höchstens 19 Prozent Rabatt zu gewähren. Sie ver-pflichteten sich ausdrücklich ehrenwörtlich zur genauen Befolgungdes Abkommens und setzten für jeden Fall der Zuwiderhandlungeneine von dem betreffenden Vertraysgenossen zu zahlende Konven-tionalstrase von 59 M. fest.' Zwei der Unterzeichner dieses Ver-trags, Zahnärzte in Solingen, fochten den Vertrag später an,indem sie geltend machten, das Abkommen sei, ebenso wie von ihnen,so auch von den anderen Vertragsgenosscn nicht gehalten worden;jedenfalls verstoße der Vertrag aber wegen der Bindung duxchEhrenwort gegen die guten Sitten.Das Landgericht Elberfeld erklärte den Bertrag für nichtig.Das Oberlandesgericht in Düsseldorf wies jedoch die Klage ab.Auf die von den Klägern eingelegte Revifio« hat am Dienstagdas Reichsgericht das Urteil des OberlandeSgerichtK aufgehobenund im Einklang mit dem Urteil des Landgerichts den Bertrag fürnichtig erklärt.Buchdrucker«, ju Berlogsanstalt Paul Dinger n. fo,