Nr. 165. SO. IahrgllUtz.3. KmW i>es Jotiörts" Kerl« AcksdlÄ.Donuerstag, 1. Mai 1913.Sexverksckaftlickes.Berlin und Gmgcgcnd.Achtung. Metallarbeiter! Aus Budapest erhalten wir dieNachricht, daß von einer dortigen Firma versucht wird, deutscheMetallarbeiter nach Budapest zu bekommen. Verschiedene Kollegen,die sich daraufhin gemeldet haben, sind getäuscht worden, da sienicht das bekommen haben, was ihnen versprochen war. Wir er-suchen deshalb die Kollegen, wenn sie irgendwelches Angebot nachUngarn bekommen, sich zuvor in unserem Bureau, Linienstr. 83/85,zu melden, damit in genügender Weise Vorsichtsmaßregeln ge-troffen werden, die geeignet sind, unsere Lio liegen vor Schaden zubewahren.Deutscher Metallarbeiter-Verband, Ortsverwaltung Berlin.Die Lohnbewegung der Maler.Am Dienstag war der große Saal der.Neuen Welt" wiederdon einer Mitgliederversammlung des Verbandes der Maler'ge-füllt.— Der Bericht, den M i e tz über den Stand des Lohnkampfesgab, ließ erkennen, daß wesentliche Aenderungen nicht eingetretensind. Die Äampfesstimmung der Ausgesperrten und Streikendenist immer noch ungetrübt und die Entschlossenheit, auszuhalten, bisannehmbare Friedensbedingungen geboten werden, ist nach wie vorbei allen am Kampfe Beteiligten vorhanden. Vergebens haben dieArbeitgeber gehofft, den Verband durch Belastung seiner Kassekampfunfähig machen zu können. Die Filiale Berlin gewährt denStreikenden und Ausgesperrten zu der Unterstützung aus der Haupt-kasse noch einen wöchentlichen Zuschuß von 8 M. und außerdemzum 1. Mai einen Mietszuschutz. Die Kämpfenden sind also inder Lage, es noch lange auszuhalten. Wie es in dieser Hinsichtbei den Arbeitgebern steht, das ist freilich eine andere Frage. Damag wohl mancher, der mit grimmer Gebärde den Kampf predigte,jetzt das Ende herbeisehnen.— Es soll übrigens Aussicht vorhandensein, daß es in nächster Zeit zu einer Vereinbarung zwischen denParteien kommt. Oberbürgermeister Mermuth hat den Ver-such unternommen, die Vertreter der Parteien zu neuen Verhand-lungen zusammenzuführen. Eine Vorbesprechung hat bereits statt-gefunden. Man will erst den Abschluß der Verhandlungen imMaurer- und Zimmerergewerbe abwarten. Nach Beendigung der-selben sollen die Verhandlungen der Maler wieder aufgenommenwerden unter Leitung der Unparteiischen, denen Vertrauensmännerder Parteien zur Seite gestellt werden sollen.Die Versammlung beschäftigte sich außerdem mit dem bevor-stehenden Verbandstage. Auch bei diesem Punkt der Tagesordnungspielte die Lohnbewegung eine gewisse Rolle. Ein Antrag an denVerbandstag wurde beschlossen, des Inhalts, daß die Entscheidungüber die Fortdauer eines Streiks nicht mehr von einer Zweidrittel-Mehrheit der Beteiligten, sondern von einer Zweidrittelmehrheitder in der Versammlung Anwesenden erfolgen soll.— Ein andererAntrag besagt, daß über die endgültige Annahme von Tarifver-trägen nicht der Verbandstag, sondern die Mitglieder, entweder inVersammlungen oder durch Urabstimmung entscheiden sollen.—Ferner wird an den Verbandstag der Antrag gestellt, Berlin mitseinem Vorortsgebiet als besonderen Gau mit dem Filialvorsitzen-den als Gauleiter zu konstituieren. Ein weiterer Antrag will, daßdie Filialbeamten, die jetzt nach erfolgter Wahl vom Hauptvorstandemit sechswöchiger Kündigung angestellt werden, alle zwei Jahre zurWahl gestellt werden._Achtung, GastwirtSgehilfen! Zum Streik im.Hackepeter",Münzstr. 20, Jnh. Martin, ist ergänzend mitzuteilen, daß sich unterden Arbeitswilligen auch der Gastwirt Heinrich Starke,Jmmanuelkirchstr. 13, Fernspr. Kgst. 1264, befindet. Der GastwirtStarke ist ein ehemaliger Angestellter des„Verbandes deutscherHoteldiener", welcher Verband sich im Jahre 1909 mit dem„Ver-band der GastwirtSgehilfen" verschmolzen Hai. Der Betrieb bleibtfür organisierte Gehilfen gesperrt.»Erledigt find die Differenzen mit dem Inhaber deS„Hacke-Peter", Grüner Weg Ecke Andreasstraße, Herrn D o b b e I. Eskam hier ein Vertrag zwischen der Organisation und Herrn D.zustande, nach welchem die Forderungen des Verbandes anerkanntwurden. Die Sperre ist aufgehoben.»Tarifliche Vereinbarungen wurden ferner mit der FirmaE n g e l m a n n u. Comp., G. m b. H., Inhaberin der Hacke-peterbetriebe Schöneberg, Hauptftr. 139, und Berlin Reinicken-dorfer Str. 14, abgeschlossen. In Betracht kommen hier zirka 20Angestellte, Kellner und Hilfspersonal.Verband der Gastwirtsgehilfen, Ortsverwaltung Berlin I,Deutlches Reich.Streikbrecherkrawalle in Solingen-Wald.Seit dem 4. Februar streiken die Arbeiter in der Gießerei Gebr.Rautenbach m Wald bei Solingen. Von den 120 streikendenFormern und Gießereiarbeitern sind 100 bereits anderwärts unter-gebracht nur noch 20 befinden sich am Platze. Der Betrieb soll vonder berüchtigten Ferberkolonne, meist ungelernten Arbeitern, auf-rechterhalten werden. Die Herren Streikbrecher genießen natürlichden besonderen Schutz der Behörden und sind auch hier mit Re-volvern, Schlagringen und anderen Mordinstrumenten bewaffnet.Schon vor Wochen bedrohten sie Streikposten mit ihren Waffen,und der davon benachrichtigte Polizeikommissar Naumann gabeinem Vertreter deS Streikkomitees und dem Verantwortlichen un-seres Parteiblattes die Erklärung ab, daß, sobald ihm der Beweisvon der Richtigkeit der gemachten Angaben erbracht werde, den Ar-beitswtlligen die Revolver abgenommen würden. Durch skandalöseVorgänge am Sonntag und Montag ist nun dem PolizeikommissarNaumann dieser Beweis erbracht worden; er stand quasi imKugelregen. Doch die Streikbrecher befinden sichimmer noch auf freiem Fuße und sind im Besitzejhrer Revolver!Natürlich berichtet die bürgerliche Presse, daß die KrawalledonStrelkenden provoziert worden seien. Durch 100 Zeugenkann bewiesen werden, daß Streikende an diesen Vor-g ä n g e n g ar nicht beteiligt Ware,:.Der Vertauf wird uns wie folgt dargestellt: Sonntagmittaggegen 12 11h L machte eine Anzahl Streikbrecher einen Spaziergang,kehrte jedoch �lch ganz kurzer Zeit wieder in den Betrieb zurück.Hier machten sie es sich recht bequem. Sie setzten sich in das Fensterder ersten Etage und beichimpften die vorübergehenden Passanten.Als diese sich das verbaten, begann auf sie ein Bombardement mitEisenstücken, dle stch me Streikbrecher schon zurechtgelegt hatten.Die benachrichtigte Polizeibebörde mußte die Störenfriede zur Ruhebringen. Doch bald gmg dieselbe Szene von neuem los. EinArbeitswilliger sprang dabe, mU der Drohung auf die Straße, heutewerde er den Streckenden einen Denkzettel geben, worauf ihn jedocheinige seiner Kumpane m,t Gewalt ,n den Betrieb zurückführten.AIS nachmittags em unbeteiligter Arbeiter am Betriebe vorbei-ging, warfen sie auch diesen mit Eisenstücken. Als der Arbeiter sichdös verbat, stürzten acht dieser„nutzlichen Elemente" aus dem Be-triebe heraus und packten ipn. Ein Streikbrecher hielt ihm dabeieinen Revolver auf die Brust D'eier Vorfall rief eine ungeheureErregung bei der Einwohnerichaft hervor. Nach kurzer Zeit sam-melte sich eine nach Hunderten zahlende Menichenmenge an, dieimmer größer wurde, und die Straßen in der Umgebung deS Be-triebs voll besetzte. Erregte Rufe flogen hin und her; schließlichlombardierten sich die Passanten und die Streikbrecher gegenseitigmit Steinen. Die Streikbrecher Wcwen u. a. auch mit langen�fcnsttmgen bewaffnet Ein Polizetbeamter versuchte, die Ruhe-störer in den Betrieb zurückzudrängen. Diese leisteten jedoch Wider-stand und schlugen nach dem Beamten, so daß dieser|gezwungen war, von seiner Waffe Gebrauch zu machen. Erst nach-dem einige Streikbrecher verwundet waren, gelang es, sie in denBetrieb zurückzubringen. Im Betfiebshofe ging dann der Radauweiter. Abends gegen 8 Uhr trat etwas Ruhe ein.Montagabend setzten sich die Tumulte in verstärktem Matzefort Schon von 7 Uhr abends ab trieben sich die Streikbrecherauf den Straßen in der Nähe des Betriebes herumund belästigten ununterbrochen die Passanten,wodurch die Erbitterung der Arbeiterbevölkerung aufs höchste ge-steigert wurde. Gegen 9 Uhr passierten fünf mit Revolvernbewaffnete Streikbrecher, die außerdem die Taschenvoll Steine und Eisen st ücke hatten, den Ort Mangenberg.In der Nähe der Wirtschaft, m der sich das Streikbureau befindet,schimpften sie auf die dort anwesenden Personen. Als diese sichdas verbaten, wurden sie von den Streikbrechern mitSteinen beworfen; einer gab kurzerhand fünf R e v o l-verschüsse auf die Menge ab, von denen glücklicherweisenur einer einen Arbeiter leicht traf. Darauf zogen sich die fünfStreikbrecher nach dem Tor des Betriebs zurück, wo unterdessensich die anderen Arbeitswilligen eingefunden hatten. Die Erregungder ungefähr 5—600 Personen zählenden Menschenmenge stieg nachdieser Schießerei immer mehr, und empörte Rufe gegen die Re-volverhelden wurden laut. Nach einem Kommando:„Jetzt aberlos!" stürmten zirka 20 bewaffnete Streikbrecherdas Lokal, in dem das Streikbureau tagte, wobeisie mit Steinen und Eisen st ücken warfen und u n-unterbrochen schössen. Mindestens 100 Schüssewurden bei dieser Gelegenheit von den Streikbrechern abgegeben.Ein noch schulpflichtiger Junge, der ganz abseits stand, wurde a mKopf verletzt, außerdem wurde ein Arbeiter, der weder amStreik noch an den Unruhen beteiligt war, so schwer verletzt, daßer ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Zwei Schüsse fielenin die Wirtschaft hinein, von denen einer die Tochter desHauses am rechten Arm streifte. Als die Revolver-Helden mit Hilfe der endlich erschienenen Polizeiin den Fabrikhof hineingedrängt waren, begannensie von dort aus ein Bombardement mit Steinen,Bierflaschen und Eisen stücken. Der Polizei, die ver-suchte, in den Hof einzudringen, schlugen sie das Top vor derNase zu.Nach der Schlacht sah es fürchterlich aus. Viele Fensterscheibender Nachbarhäuser sind demoliert, darunter auch das Schaufenstereiner Bäckerei; hier blieb ein zwei Pfund schweres Eisenstück imSchaufenster liegen. Die Polizei, die erst eine halbe Stunde spätererschien, unterzog sich lediglich der Aufgabe, die angesammeltenMenschen zurückzudrängen. Dienstag früh befand sich nochkeiner der Revolverhelden im P o l i z e i g e w a h r-s a m. Die Einwohner sind also den Angriffen dieser Revolver-Helden nach wie vor schutzlos preisgegeben.Der Kamps in der Binnenschiffahrt.In einer Reihe von Versammlungen in den Haupthafenortender Elbe, der Oder und der Märkischen Wasserstraßen haben dieMaschinisten und Heizer am 27. und 28. April in gut besuchtenVersammlungen zu dem Angebot des UnternehmervevbandesStellung genommen. Da? Angebot der Unternehmerwurde allgemein als unannehmbar bezeichnet, umals Grundlage eines dreijährigen Tarifvertrages gelten zu können.In allen Versammlungen wurde unter großem Beifall anerkannt,daß Verhandlungskommisfion und Verbandsleitung keine Müheund Kosten gescheut haben, um die berechtigten Forderungen derKollegen zur Anerkennung zu bringen. Eine Reihe von widrigenUmständen aber habe den Kamps verlängert und erschwert. Nacheingehender Aussprach« wurde in sämtlichen Versammlungen ein-stimmig beschlossen, auf einen Tarifvertrag infolgeder geringen Zugeständnisse zu verzichten unddie Arbeit tariflos wieder aufzunehmen. Der Ver.bcmdsleitung wurde das größte Vertrauen ausgesprochen und dabeiwurde gelobt, den Verband in unwandelbarer Treue auch in Zu-kunft mit allen Mitteln und Kräften zu unterstützen.Der Geist unter dem Maschinenpersonal ist� angesichts deslangen, harten Kampfes geradezu bewunderungswürdig. Nirgendszeigte sich Mißmut oder Niedergeschlagenheit. Die Versammlungenwurden unter dreifachem, brausendem Hoch auf den Verband ge-schlössen.Der Arbeitgeberverband für Binnenschiffahrt hat gestern be-schlössen, nachsiehende Mitteilungen an die Arbeiterverbände ge-.langen zu lassen:1. An den Zentralverband der Maschinisten und Heizer:„Durch ein von Ihnen neuerdings verbreitetes Flugblatt werdendie Mitglieder Ihres Verbandes zu neuem Kampfe aufgefordertund zwar zum Kampfe in Permanenz. Diese Tatsache nötigtunS zu der Erklärung, daß wir uns an unsere Vorschläge vom28. Januar d. I. nicht mehr gebunden erachten und dieVerhandlungen mfi Ihnen als durch Ihre Schuld abgebrochenansehen müssen"2. An den Deutschen Transportarbeiterverband(Mitglied-schaft der Binnenschiffer):„Ihre Mitteilung vom 26. i». müssenwir als ausdrückliche Ablehnung unserer Vorschläge vom 28.Januar d. I. ansehen. Wir halten uns deshalb an dieseVorschläge nicht mehr gebunden, wie wir auch dieVerhandlungen als durch Ihre Schuld abgebrochen betrachten."Die Scharfmacher haben also im Arbeitgeberverband wiederdie Oberhand gewonnen und der Verband setzt sein« unzuverlässigeund zwiespältig« Haltung fort. Offenbar rechnet man mit deranhaltenden Trockenheit und dem daraus notwendig entstehendenNiedrigwasser, das zur Versommerung und damit zur Einstellungder Schiffahrt führt. Während dieser Zeit spart man die Mann-schaftslöhne und will die Unterhaltung der Mannschaften den Or-ganisationen aufbürden. ES bleibt abzuwarten, wie diese denSchlag parieren werden.Der Streik in Oberschlesien.Am Dienstagmorgen Haben alle Bergarbeiter im BergrevierZabrze sich dem Streik angeschlossen.ES streiken jetzt 89 099. Die Polen geben die Zahl der Strei-kenden sogar auf über 92 000 Mann an. Gestern fand in Kattowitzeine Versammlung der Delegierten der polnischen Berufsvereini-gung statt. Zu der Versammlung hatten sich 150 Delegierte ein»gefunden. Es wurde einstimmig beschlossen, weiter im Streik aus-zuHarren. In der Versammlung wurde bekannt gemacht, daß diebesser gestellten Bergleute beschlossen hätten, auf Zuwendungenaus der Streikkasse zu verzichten zugunsten der nichtorganisierten Bergarbeiter und derjenigen Streikenden, diezahlreiche Familie haben.Terrorismus gegen Sicherheitsleistung.Brauereibesitzer Rad in Aldingen veranlaßte die Arbeiterdurch Drohung zum Austritt aus der Organisation. Einem Ar-berter, der sich nicht einschüchtern ließ, kündigte er. stellte ihm jedoch,da er ein tüchtiger Arbeiter war, die Weiterbeschaftigung in Aus-ficht wenn er folgenden Revers unterschreivc:„Der linterzeichnete H. verpflichtet sich, die Mitgliedschaftbeim Verband« der Brauereiarbeiter unverzüglich aufzugebenund demselben während der Beschäftigung in der Brauerei vonI. Rad nicht wieder beizutreten. Als Sicherheitsleistung werdendem Unternehmer nach und nach 50 Mk., sage fünfzig Mark,vom Lohn einbehalten, welche der Kleinrinderschule m Aldingenzufallen, wenn der Unterzeichnete seine Versprechungen nichthält."Wie erfinderisch doch die Unternehmer find, um ihrem Terrordie nötige Wirkung zu geben. Reichsverband und Scharfmacherwerden diesen Fall hoffentlich auch ihrem Material über den Terro-rismus einverleiben.Soziales.Absolutistische Gelüste.Es gibt infolge der Herrengelüste von Bürgermeistern inPommern eine ganze Anzahl kleiner Städtchen, in denen die Stadl-verordneten in ewiger Fehde mit ihrem Bürgermeistsr liegen. Derneueste Streitfall dieser Art ist jetzt in Triebsee, im KreiseGrimmen, ausgebrochen. Dort wurde gegen eine starke Mino-rität von den Stadtvätern der Gehalt des Bürgermeisters aufge-bessert. Das nahm dieser zum Anlaß in einer Form zu danken,die das Protokoll der Stadtverordneten so aufzeichnet:„... er danke der Majorität dafür, daß sie ihm die Jahreseiner Referendarzeit bei der Gehaltsbemessung angerechnethätten. Diejenigen Mitglieder, die gegen diese Festsetzung ge-stimmt hätten, seien nicht so intelligent, das Gehalt eines ju-ristischen Bürgermeisters aufzubessern, sondern hätten nur einVerständnis für Ochsen, Kühe und Schweine. Es seien Elementeim Kollegium, die nicht würdig seien, im Kollegium zu sitzen.''Die Stadtverordneten nahmen darauf einstimmig eine Re-solution an, die vom Bürgermeister Genugtuung verlangt AlsAntwort erhielten sie einen Brief, in dem eingangs gesagt wird:„Auf die mir seitens des Bürgcrschaftlichen Kollegiums mittelseines Zettels übermittelte Resolution... erwidere ich, daß ichmeiner... in Gegenwart des gesamten B. K. abgegebenen Er-klärung nichts weiter hinzuzufügen habe. Wenn es etwa meint,die Angelegenheit trotzdem weiter verfolgen zu müssen, so mag eSdasselbe ruhig wn, ist es ja gerade noch in der Hebung bezüglichder Führung nutzloser Prozesse. Es bleibt ihm also eventuell eineBeschwerde beim Herrn Regierungspräsidenten und Erhebung derPrivatklage unbenommen."Die Hommerschen Bürgermeister scheinen anzunehmen, daß,wenn eine Krähe der andern kein Auge aushackt, auch ein Bürger-meister frei von Rektifikation ist— notabene, wenn er stramm kon-servativ sich gebärdet..Borsicht bei Kautionen!Das Erschleichen von Kapitalien unter dem Deckmantel der ge-sicherten Kaution ist in Berlin immer noch ein Gewerb«, dem �ständig leider zahlreiche Leute, oft mit ihren gesamten Ersparnissen,zum Opfer fallen.In der letzten Sitzung der 1. Kammer des Berliner Kaufmanns-»erichts wurde ein Fall verhandelt, in welchem die Jagd nach derKantion ausnahmsweise nicht glückte. Verklagt war ein Unter,nehmen, das sich„Berliner Elektrizitäts-Haus" nennt und dessenInhaber die Kaufleute Abramowski und Czeskleba sind. Wie dieVerhandlung ergab, betrieben die Beklagten die Filialgrünidereiin größerem Maßstabe. Sie mieteten in den verschiedensten Ge-genden der Stadt Läden und suchten Filialleiter mit Kaution.Diese„Kaution" betrachteten sie dann nach ihrem eigenen Zuge-ständnis als Kapital, mit dem sie nach Belieben schalten und waltenkonnten. Auch dem Kläger in diesem Prozeß, dem Verkäufer P..sollte gegen Stellung einer Kaution von 2000 M. die Leitung einerFiliale übertragen werden, P. hatte sich aber vorsichtigerweise aus-bedungen, daß das Geld auf der Bank sichergestellt werden sollte.Er wollte diese Sicherheit in Pfandbriefen im Nominalwerte von1500 M. und in 500 M. bar leisten. Als der Kläger am L Märzantrat war die erste Frage des Inhabers„Wo ist das Geld?" undals P. erklärte, die Ueberweisung an die Bank solle noch heute vorsich gehen, wies ihn der Inhaber barsch mit den Worte« ab:„Stornhat es keinen Zweck. Wenn Sie das Geld nicht ausliefern, danngilt der Vertrag für aufgehoben. Wir haben geuug Bewerber, diesich darum reißen. Gestern hat erst einer für 5000 M. eine Filialeübernommen." Der Kläger erkundigte sich jetzt bei der Bank derBeklagten und erfuhr, daß diese dort ein ganz minimales Gut-haben besitze. Als sich dann Kläger noch einmal fchristlich zur Ver-fügnng stellte, lief ein Antwortschreiben ein. in dem eS bezeichnenderweise heißt:„Wir müssen über die Kaution verfügen kSnueu.So haben wir es immer gemacht, und so werden wir eS auch inZukunft handhaben. Bewerber haben wir genug." Charakteristischist auch, daß die„hinterlegten" 4prozentigen Pfandbriefe demKläger mit 5 Proz. verzinst werden sollten. Der Vorsitzende, Magi-stratsrat Techow, meinte, daß unter diesen Umständen die Pfand-briefe doch zum mindesten sofort lombardiert werden sollten.Das KaufmannSgericht verurteilte die Beklagte zur Zahlungdes Monatsgehalts von 299 M.— Die Art, wie Beklagte die Kautionverwenden wolle, bedeute eine völlige Ignorierung d«S Begriffs„Kaution". Kläger brauchte sich nicht darauf. einzulassen«Stellungnahme zu den Berichten der technischen AufsichtSbemntrn.In die ReichsversicherungSordnnng ist seinerzeit durch Kam-missionsbeschluß der§ 857 eingefügt worden, nach de« der Vor-stand der Berufsgenossenschaft alljährlich unter Hinzuziehung dergewählten Arbeitervertreter zu den Berichten der technischen Ans-sichtsbeamten Stellung nehmen und die Maßnahmen anregen soll,die zur Verbesserung der UnfallberhütnngSvorschrift�t geboten er-scheinen.Zur Durchführung dieser Bestimmung hat baS MekchS-Berstchc-rungsamt an die Berufsgenossonschaffen ein Rmidschoeiben«lassen,das durchaus nicht genügt.Zunächst sagt das Amt ganz richtig, daß unter de» Berichten,über die beraten werden soll, die Einzelberichte zu verstehen sind,welche die technischen Beamten den Genossenschaftsvorständen überihre Tätigkeit erstatten müssen. Sodann wird aber bemerkt daß.da diese Einzelberichte meistens nicht durch Druck vervielfältigt wer.den, an ihre Stelle ine_ von den Genossenschaftsvorstanden demReichs-ÄZersicherungsamt über die Tätigkeit der technischen Auffichts-beamten alljährlich einzureichenden zusamwensassenoen Berichteden Verhandlungen zugrunde gelegt werden können.Das Rundschreiben beruht Wohl auf Besprechungen mst denVertretern deS Verbandes der Berufsgenossenschafte». DaS Reichs-VersicherungSamt mit seiner Bestimmung über die Borlage derzusammenfassenden Berichte ist zu Unrecht de« Wünschen der Be-rufsgenossenschaften nachgekommen.Die zusammenfassenden Berichte deS GenvssenfchastSvorstandeSgeben bei weitem nickst alles wiever, was die einzelnen Berichteder technischen Aufsichtsbeamten enthalten. Manche Anregung»Bemerkung oder Wahrheit, die sich im objektiven Einzelbericht destechnischen Auffichtsbeamten findet, wird in den Gesamtlbertcht deSGenossenschaftsvorstandeS aus irgend welchen Gründen oder Rück-sichten nicht aufgenommen. Deshalb gibt der zusinmnenfassendcBericht natürlich kein vollkommenes, oft sogar«in falsches Bild.Auf diese Weise wird man den Vertretern der Arbeiter, denen janach der Anweisung des Reichs-BersicherungSamtes nnr die zu-sammengefaßten Berichte des GenossenschaftsvorstandeS vorgelegtwerden sollen, manches vorenthalten. Dadurch kann aber der Zweckder gemeinsamen Verhandlungen, Verdesserungen der Unfallvep-hütungSvorschristen anzuregen oder herbeiznfüihven, leicht in Fragegestellt werden.Das Reichs-BersicherungSamt sollte dahin wirken, daß üba�llda, wo nicht etwa die absolute Gewißheit einer völlig aenaueiJti-jektiven Wiedergabe der einzelne« Berichte der tw�ffche» Ms-