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Nr. 106.

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Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69.

Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 1983.

Sonnabend, den 3. Mai 1913.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 1984.

Auf dem Wege zur Lösung?

Die Botschafterkonferenz hat sich auf Montag vertagt. Die Verhandlungen sind nicht abgebrochen worden und Dester­reich hat den Befehl zum Einmarsch nicht gegeben.

An diese Tatsachen muß man sich zunächst halten und ihr Gewicht wird auch durch all die offiziösen und offiziellen Ver­wahrungen der Wiener Regierung, an der Situation habe fich nichts geändert, nicht gemindert.

Die Botschafterkonferenz.

Vertagung auf Montag.

Beruhigtere Auffassung in Wien .

Wien , 2. Mai. ( Privattelegramm des Vorwärts".) Troß der offiziösen Erklärung, daß an der Situation nichts ge= 3 Uhr 30 Minuten zur Stonferenz im Auswärtigen Amt ein- die Hoffnung gewinnt Boden, daß eine Lösung auf diplomatischem London , 1. Mai. Die Botschafter sind chiva um ändert sei, herrscht hier eine beruhigtere Auffassung und getroffen. Die Sigung war um 5 Uhr 55 Minuten bewege erreicht werde. Die bürgerliche Presse ist geteilter Auffassung. endet. Der russische Botschafter verließ als erster, der Während die offiziösen und christlich- sozialen Organe die Lage peffi österreichisch- ungarische als letzter die Konferenz.

Der österreichische Ministerrat.

Wien , 2. Mai. ( W. T. B.) Der heutige Ministerrat

Die in bezug auf eine etwaige Auflösung der Bot- mistisch burteilen, geben: andere der Meinung Ausdrud, daß noch schafterkonferenz ausgesprochenen Befürchtungen haben sich nicht ene friedliche Lösung aus der Krise gefunden werden könnte. erfüllt. Der österreichische Botschafter hat sich, nachdem die übrigen Botschafter das Foreign Office verlassen hatten, einige Beit mit Sir Edward Grey unterhalten. Kurz darauf zeigte das Foreign Office an, daß sich die Botschafter kommenden Montag wieder vereinigen werden. Inzwischen werden die Botschafter ihren Regierungen über die heute getroffenen Ent­fcheidungen Mitteilung machen.

Ein Husgleich möglich. Die Haltung Rußlands .

dauerte von 11 bis gegen% 3 Uhr. Jn hiesigen maßgebenden Kreisen betrachtet man die Situation vom österreichisch - ungarischen Stand­punkt aus als unverändert, da man der Ansicht ist, daß nur eine vorbehaltlose Unterwerfung Montenegros unter den Willen der Mächte Zwangsmaßnahmen unnötig machen könnte. Eine Unterwerfung ist bisher aber nicht erfolgt; auch liege kein Anzeichen dafür vor.

Montenegros erste Antwort.

näher zu treten, wenn die Ballanverbündeten mit den Mächten frage im Laufe der Friedensunterhandlungen über die endgültige Abgrenzung Albaniens verhandeln würden.

Ein neuer Schritt in Cetinje .

Köln , 2. Mai. Wie die Kölnische Zeitung " aus Berlin

Es ist doch so, daß Oesterreich, trotzdem es erklärt hatte, die Botschafterkonferenz nur deshalb abwarten zu wollen, um anderen Mächten Gelegenheit zu geben, sich seinem Vorgehen anzuschließen, nun doch noch abwarten zu wollen scheint. Das ist freilich auch das einzig mögliche, denn alles andere wäre mehr als je jezt eine unverantwortliche Friedens störung. Gewiß hat die Botschafterkonferenz noch keine definitive Lösung gebracht. Sicher hat auch der König Nikita in seiner Antwort auf die Note der Mächte aufs neue seinen Troz bewiesen. Trotzdem haben sich für eine andere als die gewaltsame Lösung neue Aussichten ergeben. Rußland hat seinen Entschluß wiederholt, auf der Räumung Sfutaris durch London , 1. Mai. Eine Information des Reuterschen Paris, 1. Mai. Die Agence Havas meldet aus London : Montenegro zu bestehen. Und der montenegrinische Bevoll- Bureaus besagt: Obwohl betreffend die dem monte- Montenegro betont in seiner Antwort an die Mächte seine mächtigte in London hat der Botschafterkonferenz mitgeteilt, negrinischen Delegierten Popowitsch anvertraute Nachgiebigkeit ihnen gegenüber und fügt hinzu, die Einnahme daß Montenegro bereit sei, Sfutari zu räumen, wenn es dafür Mission Stillschweigen bewahrt wird, glaubt man, daß die von Stutari stelle in keiner Weise eine Herausforderung auf ihre anderes Gebiet erhalte. Nun erklärt man zwar in Wien , daß ihm telegraphierten Anweisungen derart sind, daß sie einen vorhergegangene Entscheidung dar. Montenegro bedauere jedoch, die man alle territorialen Kompensationen ablehne, daß man Ausgleich möglich machen. Als erheblicher Fortschritt wird der in Aussicht genommene Abgrenzung Albaniens noch nicht zu kennen. höchstens über wirtschaftliche Zugeständnisse mit sich reden Umstand betrachtet, daß Montenegro selbst habe durchblicken Montenegro beziehe sich auf die Mitteilung der Balkanberbündeten laffen wolle, aber auch erst dann, wenn Skutari geräumt sei. laffen, daß es bereit sei, Skutari zu verlassen und daß die an die Mächte vom 24. April und behalte sich vor, der Skutari Aber im Ernste wird wohl auch die Wiener Regierung vor Ausdrücke seiner heute vormittag bei den Mächten eingegangenen dem unverantwortlichen Leichtsinn zurückschrecken, wegen Antwort eine gemäßigtere Haltung zeigten. solcher Bagatellen die europäische Krise zu verlängern und zu Wie das Reutersche Bureau weiter erfährt, hat Rußland. verschärfen. Desterreich- Ungarn eine neue Mitteilung ge­Komplizierter wird freilich die Situation durch die Er- macht, in der es seinen Entschluß wiederholt, auf eignisse in Albanien . Albanien für die klerikale Missions- der Räumung Skutaris durch Montenegro zu beſtehen. Ruß erfährt, hat in der gestrigen Sitzung der Botschafterver­tätigkeit zu gewinnen, das ist ja eines der treibenden Motive land hoffe, daß, wenn irgend eine Macht es für notwendig erfährt, hat in der gestrigen Sitzung der Botschafterver­der Wiener Politik. Und in den Dienst dieser klerikalen Be- halten sollte, neue Maßregeln zu ergreifen, man sich bemühen einigung anscheinend die Mitteilung des montenegrinischen Delegierten Popowitsch eine Rolle gespielt. Diese Mit­strebungen sucht ja der Vatikan mit Hilfe des Bündnis- werde, wenigstens eine andere Macht zur Teil- Delegierten Popowitsch eine Rolle gespielt. Diese Mit­vertrages auch die protestantische Kaisermacht" zu stellen. nah me daran zu bewegen. teilung soll, allerdings wohl in einigermaßen verklausulierter Und nun muß die österreichische Thronfolgerpartei sehen, wie Form, die Möglichkeit der Räumung Stutaris der Handstreich Essad Paschas dieses Ziel zunichte zu machen behandelt haben. Man wird nähere Angaben abwarten droht. Daher die eifrigen Verhandlungen mit Italien , die, wenn auch, soweit festgestellt werden fann, feine end gierten in der Sitzung der Botschaftervereinigung abgege Loudon, 1. Mai. Das Reutersche Bureau" erfährt: müssen. Jedenfalls hat die von dem montenegrinischen Dele-, nach den Wiener Meldungen, erfolgreich sein sollen. Was man über den Inhalt dieser Verhandlungen hört, gültige Entscheidung erreicht wurde, erzielte die Bot- bene Erklärung den Anlaß dazu gegeben, nochmals einen Klingt allerdings äußerst seltsam. Während all dieser Monate aftervereinigung dennoch ein wichtiges Erschleunigen Schritt in Cetinje vorzuschlagen. Dieser Schritt haben wir es zum Ueberdruß zu hören bekommen, daß die indem sie eine weitere Zusammenkunft für Montag verein- der montenegrinischen Regierung über ihre Absichten hinsicht­gebnis, indem sie bewies, daß sie noch intakt ist, und soll, wie man annimmt, eine endgültige Aeußerung Habsburger Monarchie in edler Selbstlosigkeit die Selbständig- barte. Der sehr starke Beweis versöhnlicher Stimmung Monte- lich Skutaris herbeiführen. Ein ultimatum scheint der keit der Albaner fordern müsse, um diese Nation vor der negros bildet einen wichtigen Faktor für die Lage. Einige lich Skutaris herbeiführen. Ein Ultimatum scheint der Unterdrückung durch andere zu bewahren. Die Heiligkeit des Botschafter wenigstens stehen unter dem Eindruck hiervon und Vorschlag nicht einzuschließen, über die Aufnahme Vorschlag nicht einzuschließen, über die Aufnahme Nationalitätsprinzips dulde keine andere Lösung. Bevor aber hoffen, daß es bis zum Montag möglich sein dürfte, durch des Vorschlages bei den Kabinetten, vor allem in Wien , noch dieses edle Ziel verwirklicht ist, soll Albanien zerstückelt Mittel der Diplomatie den Auschauungen der Mächte hinsicht ist einstweilen noch nichts bekannt. und fremder Macht unterworfen werden. Freilich nicht der lip der Durchführung ihrer Entscheidung über Stutari ent­der verruchten Balkanstaaten, sondern der der edlen Beschüßer, gegen zu kommen und auch für jeden annehmbare Mittel zur Desterreichs und Italiens . Ganz offen wird über die Teilung Befriedigung der Wünsche Montenegros zu finden. des Raubes unterhandelt. Desterreich soll Nordalbanien, Es heißt, die Mächte werden in allgemeinen Umrissen die Die Botschafter erörterten auch die Friedensfrage. Italien Südalbanien zu seiner Interessensphäre" machen. Friedensbedingungen entwerfen, um sie den Kriegführenden Noch klingen uns die schönen Worte von nationaler Freiheit vorzulegen, während die Ausfüllung mit Einzelheiten den in den Ohren und schon kündigt sich die Wirklichkeit der Raub- Delegierten vorbehalten bleiben soll, sobald sie in London politik schamlos an. zusammentreten.

Günstige Auffassung in London .

Essad Pascha .

Athen , 2. Mai. ( Meldung der Agence d'Athènes.) Aus Korfu wird gemeldet, Essad Pascha habe in Tirana eine Regierung idem Protektorat proklamiert und die türkische, nicht die gebildet, die Autonomie Albaniens unter türfi. albanesische, Flagge hissen lassen. Essad Pascha habe an den grie­chischen Metropoliten von Durazzo einen Brief geschrieben, in dem er erklärt, die albanesische Regierung erkenne in der Person des Metropoliten die Autorität der orthodoxen Kirche an, die er schützen Freilich sehr einfach wird dieser Raub nicht vollzogen Andauernde Unsicherheit. werde. Essad schließt mit der Erklärung, daß die albanesische Re­werden. Ganz abgesehen von den schweren militärischen London , 2. Mai. ( Privattelegra in m des gierung keineswegs Griechenland feindlich gesinnt Opfern, die namentlich die Eroberung Nordalbaniens, das Vorwärts".) Die letzte Sigung der Botschafterkonferenz fei, da sie ja als Nordgrenze von Epirus die Linie anerkenne, die eine natürliche Festung ist, fordern würde, wäre das Teilungs- hat die Gefahr friegerischer Berwicklungen faum verringert. bei Chimara beginnt. geschäft zwischen Desterreich und Italien nicht sehr einfach. Zwar hört und liest man wohl Ansichten, daß die Lage hoff­Die Friedensverhandlungen. Stalien würde das weit kultiviertere Südalbanien erhalten nungsvoller sei. Man weist auch darauf hin, daß die durch Konstantinopel , 1. Mai. Die Note der Mächte, welche heute mit dem Hafen von Balona, der die Straße von Otranto und die Vertagung gewonnene Zeit Gelegenheit biete, auf Grund überreicht worden ist, enthält noch nicht die Bedingungen damit die Adria sperrt; Desterreich ein wildes Gebirgsland, der von Montenegro gemachten Zugeständnisse zu einer di- für den Präliminarfrieden. Sie ist sehr furz und ersucht von dem es durch die feindlichen Slawenstaaten getrennt plomatischen Lösung der Frage zu kommen. Doch in gut nur um sofortige Einstellung der Feindseligkeiten, wäre. Daß Italien auf solchen Plan einginge, wäre schließ- unterrichteten Kreisen sagt man, daß Oesterreich nun, da es um Bezeichnung der Friedensdelegierten und der Stadt, wo die lich zu verstehen. Wenn aber die Wiener Herren eine solche bestimmt weiß, daß die Ententemächte keine militärischen Delegierten zusammentreten sollen, um die Friedenspräliminarien Politik einschlagen sollten, so nur in der Hoffnung, daß es Maßregeln gegen Montenegro ergreifen werden, allein vor- auf Grund von Bedingungen, die vorher von den Mächten festgestellt sich um ein Provisorium handelt, dem die definitive Ausgehen wird. werden würden, zu unterzeichnen. einandersetzung mit Italien folgen müßte. Die Politik Die Times geben heute Desterreich eine ernste War­Deutschlands wäre von allen guten Geistern verlassen, wenn nung und weisen darauf hin, wie die Monarchie schon einmal War der Generalitreik ein Erfola? fie die Ausführung eines solchen Planes nicht mit allen im Jahre 1859 durch übereilte Schritte zu Schaden kam, die Mitteln zu verhindern suchte. Lombardei verlor und ihre Stellung in Deutschland und Brüssel , 29. April. ( Eig. Ber.) Die Maschinen singen wieder So dauert die Krise, wenn auch nicht in gleicher Schärfe, Europa erschütterte. Damals hatten die Mächte Cavour be- ihr dröhnend Lied; in den Essen leuchtet wieder die Glut. Im noch immer fort. Und wird so lange fortdauern, solange die stimmt, die Forderungen Desterreichs anzunehmen. Aber am Borinage, im Centre, in Charleroi , in Gent , in Verviers , im Mächte und insbesondere Desterreich ihre eigennüßige Ein- Abend desselben Tages, an dem Cavour die Annahme der Lütticher Gebiet dampft wieder nach fast vierzehntägiger Raft der mischungsversuche nicht aufgeben. Weder um Sfutari noch österreichischen Forderungen auf allgemeine Abrüstung nach schwarze Wald der Schlote. In Antwerpen tänzeln die Krane wie Albanien brauchen sich die europäischen Völker im geringsten London und Paris telegraphierte, habe Graf Buol ein ulti- und dort klingt noch ein Echo vom Generalstreit nach. Maß­nur je. Belgien hat wieder sein gewöhnliches Arbeitsantlig. Da zu befümmern. Und es wäre höchste Zeit, wenn endlich ihr matum nach Turin geschickt. Dadurch sei Oesterreich als der regelungen, Rantüne der Unternehmer gegen die Streifenden von Unwille über die Unfähigkeit und Gewiffenlosigkeit der Angreifer gebrandmarkt worden und habe sich alle Sympa- gestern. Kinder der Streifenden ziehen heim. In manchen Orten Diplomatie energischeren Ausdruck fände. thien verscherzt. sind auch noch die kommunistischen" Suppen in Betrieb. Das ist,