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Nr. 109.

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Berliner Volksblaff.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 1983.

Dienstag, den 6. Mai 1913.

Die Skutarikrise beendet.

König Nikita hat also doch dem Drucke der europäischen Mächte nachgegeben und die Entscheidung über Skutari bedingungslos den Mächten überlassen. Man darf erwarten, daß die Räumung der Festung unverzüglich erfolgen wird.

Der Botschafterkonferenz lag der Berzicht bereits vor. Sie hat ihre Befriedigung über die neue Tat­sache Ausdruck gegeben und sich dann auf Donnerstag ver­tagt, um, wie es in dem furzen Bericht über die Sigung heißt, über die Zukunft der Stadt Maßnahmen zu beraten.

Die Zukunft Stutaris ist aber unlöslich verknüpft mit der Zukunft Albaniens , und so darf man wohl an­nehmen, daß die Botschafterkonferenz auch die albanische Frage als eine gesamteuropäische ansieht, die ihrer Regelung untersteht und nicht dem Ermessen von Oesterreich und Italien allein. In der Fortdauer der Konferenz darf man zugleich ein Zeichen erblicken, daß auch in der albanischen Sache in den nächsten Tagen nichts Endgültiges geschehen, sondern die Beschlüsse der Botschafterkonferenz abgewartet werden.

Expedition: S. 68, Lindenstrasse 69. Fernsprecher: Amt Moritzplatz , Nr. 1984.

habe Europa von dieser Schwierigkeit befreit, und er glaube, daß das Haus mit ihm darin übereinstimmen werde, daß dieser Entschluß weise gewesen sei im Interesse der Monte­negriner selbst, ebenso wie der übrigen Balkanstaaten und sicher­

Italien wiegelt ab.

Die Regierung hat eine Mitteilung von außerlich des europäischen Friedens. ordentlicher Wichtigkeit erhalten, weshalb ich mich für verpflichtet halte, dem geehrten Abgeordnetenhause zur Kenntnis zu Rom , 5. Mai. Ueber den Entschluß Montenegros , das Schick= bringen, daß nach der erwähnten Mitteilung unseres Gesandten in sal Stutaris in die Hände der Mächte zu legen, bemerkt die Cetinje der König von Montenegro beschlossen hat, die" Tribuna", daß die Mächte nur das Londoner Protokoll über die Großmächte von der nördlichen Grenzen von Albanien anzuwenden haben, in dem ver­bedingungslosen Räumung Stutaris zu verständigen. Der Ministerpräsident schloß: Ich langt wird, daß Montenegro Skutari zu räumen hat, das wahr­Stutaris zu verständigen. Der Ministerpräsident schloß: Ich scheilich die Hauptstadt des neuen Staates sein wird. Das Blatt brauche nicht zu sagen, daß dieses erfreuliche Resultat dem ent- sagt: Man kann die Gefahr eines Vorgehens Desterreichs gegen schlossenen Schritte zuzuschreiben ist, welchen die Monarchie in Montenegro wohl als beseitigt betrachten, wenigstens was die dieser Frage getan hat.( Lebhafter Beifall. Eljenrufe, stürmische Stutarifrage anbelangt. Bezüglich der Frage über die Ordnung Rufe: Es lebe der König!) Ich habe die Ehre, gleichzeitig die im Innern Albaniens hatten Desterreich und Italien im Mitteilung zu machen, daß die Monarchie mit derselben Entschlossen- Prinzip beschlossen, dort ein Offupationsforps zu landen, um den heit, die sie bisher bekundet hat, fordern wird, daß diese in Aus- normalen Zustand wiederherzustellen und dem neuen Staate die ficht gestellte Räumung nunmehr unverzüglich auch tatsächlich Straft zu verschaffen, die ihm fehlt, um ihm die Achtung vor den erfolgt.( Langanhaltender Beifall. Eljenrufe.) Grenzen zu sichern, die ihm die Londoner Konferenz vorgezeichnet daß Esad Pascha sich zum König von Albanien proklamiert habe Hatte. Das Vorgehen wurde beschlossen infolge des Gerüchtes, und daß Dichavid Pascha auf Balona marschiere, um es zu besetzen.

Nachdem der Ministerpräsident diese Erklärung abgegeben hatte, wurde der Ministerrat, welcher gleichzeitig mit der Sigung stattfand, fortgesetzt.

Die Auffassung in Wien .

Der Kronrat in Cetinje .

Aus den heute eingelaufenen Nachrichten geht hingegen hervor, daß Essad Pascha seine Truppen einschiffen will und Dschavid Pascha gezwungen sein wird, dasselbe zu tun. Der Großwejir hat seinen Generalen befohlen, unverzüglich in das Osmanische Reich zurückzukehren. Es ist wahrscheinlich, daß diese, wenn sie erfahren, was sich gegen sie in Tarent und Dalmatien vorbereitet, sich be­eilen werden, ihre friedlichen Absichten kundzugeben. Wenn ferner Effad Pascha sich mit Kemal verständigt und Dichavid Pascha seine Truppen nach Anatolien abgehen läßt, so würde sich die Bedeutung der österreichisch - italienischen Expedition bedeutend verringern, wenn sie nicht überhaupt vermieden wird. Italien hat feinerlei Groberungspläne, da es ein außerordent­lich friedlicher Staat ist, der nur verlangt, seinen Handel und seine Industrie entwideln zu können. Niemand wäre glücklicher als Italien , wenn sich nach Regelung der Stutarifrage die Beun­ruhigung über die Sicherheit im Innern Albaniens legte, welches bereits eine anerkannte provisorische Regierung hat, der man, wenn sie die Kraft dazu hat, die Aufgabe und die Ehre überlassen könnte, die Verwaltung des neuen Staates zu organisieren. Definitiver Waffenstillstand. Konstantinopel , 5. Mai. Zwischen der Pforte und den Balkanverbündeten wurde die Einstellung der Feindseligkeiten bis zum Friedensschluß nunmehr definitiv Rußland als Schiedsrichter.

Wien , 5. Mai. Der hiesige Standpunkt wird dahin Die Hoffnung, daß trotz aller Vorbereitungen der öster- gekennzeichnet, daß selbstverständlich nur bedingungslose reichisch- italienische Raubzug nach Albanien vermieden werden Räumung Einfluß auf die Entschließungen Europas haben wird, ist allerdings nicht sehr groß. Aber sie braucht noch fönne, und daß die Räumung tatsächlich unverzüglich ins nicht aufgegeben zu werden. Dem Prestige der österreichischen Werk gesetzt werden müsse, andernfalls Desterreich- Ungarn Machthaber( bei vernünftigen Menschen ist es allerdings Sorge tragen werde, daß es nicht bei der Ankündigung bleibt. schon längst und für immer zum Teufel gegangen) ist durch Was Albanien anbetrifft, erklärt man hier, daß das die Räumung von Stutari nach allen Regeln der diplomati - Interesse Desterreich- Ungarns und Italiens fortbesteht, schen Etikette vollauf Genüge geschehen. Die österreichische das zur Herstellung der Ordnung in diesem Lande bestehende schen Etikette vollauf Genüge geschehen. Die österreichische Programm von den beiden Mächten durchzuführen. Man Regierung fann also, wenn sie will, endlich in vernünftige weist dabei darauf hin, daß zwar die Weldungen über das Bahnen einlenken. Der saubere Plan, Albanien aufzuteilen, Borgehen Essad Paschas in Albanien ausschließlich aus findet im eigenen Lande starken und sich vermehrenden Wider- montenegrinischen und griechischen, also interessierten Quellen spruch. Man empfindet es doch selbst in den bürgerlichen stammen, deren Bestätigung abzuwarten sei, die aber jeden Kreisen als zu verrückt, daß Oesterreich mit den größten falls das Bestreben der Nachbarn Albaniens beweisen, dieses Opfern an Gut und Blut das barbarische Nordalbanien er- zu einem Intrigenherd zu machen. obern und dafür Italien Südalbanien und damit die Herr­schaft über die Adria ausliefern solle, mit der sicheren Aus­Paris, 5. Mai. Nach einer Blättermeldung aus Cetinje sicht, früher oder später darüber in einen schweren Konflikt fand gestern unter dem Vorsitz des Königs Nikolaus eine mit dem jezigen Bundesgenossen zu geraten. Die Stimmung außerordentliche Beratung statt, an der alle für das albanische Abenteuer ist daher in Desterreich beträcht- Minister und Generale teilnahmen. Die Mehrheit der Generale lich gesunken. Umgekehrt wächst in Italien die Gier, die habe sich dafür ausgesprochen, daß die Regierung die Forde vereinbart. neue Beute, die sich so unverhofft darbietet, zu erringen. Und rungen der Mächte betreffend Stutaris erfüllen möchte. so hat wiederum einmal das Bild gewechselt. Die Gefahr Das Ministerium habe seine Demission gegeben. London , 5. Mai. Nach einer Meldung der Daily Mail" aus der Friedensstörung durch Oesterreich ist Es werde dies allgemein als ein Beweis dafür angesehen, daß Sofia hat die bulgarische Regierung nunmehr, dem Allianz­heute etwas geringer und dafür die durch die Anhänger der Räumung Skutaris das Uebergewicht be- vertrage entsprechend, Rußland als Schiedsrichter über Italien um so größer. halten hätten. die Differenzen wegen Verteilung der eroberten Ge­Aber eine so eingreifende Besitzverschiebung an der Gesandte in Cetinje im Auftrage Ssasonows von neuem angenommen und man hofft daher, daß die Streitigkeiten auf Nach einer anderen Meldung habe der russische biete angerufen. Die russische Regierung hat das Anerbieten adriatischen Küste berührt auch aufs stärkste die Interessen mit der größten Entschiedenheit den König Nikolaus zur gütlichem Wege beigelegt werden dürften. der anderen Mittelmeermächte, Frankreichs und Englands. Nachgiebigkeit gedrängt, der König habe auch end­Und so gewinnt die Nachricht des Temps" an Wahrscheinlich eingesehen, daß ein weiterer Widerstand unnük und ge­lichkeit, daß die Tripelentente und vor allem England fährlich sei. gegen jeden Versuch einer österreichisch - italienischen Sonder­aftion in Albanien protestiert habe. Würde ein mili- Cetinje, 5. Mai. König Nikolaus hat die Demission tärisches Eingreifen in Albanien notwendig, um die Ordnung des Kabinetts Martinowitsch angenommen. herzustellen, so dürfte dieses nur international sein. Die Begründung des Verzichts.

Die Demission angenommen.

Ein Schiffskampf.

Konstantinopel , 4. Mai. Nach einem im Kriegsministerium ein­getroffenen Telegramm vom 1. d. M. wurde ein feindliches Küste Kleinafiens näherte, durch die Küstenbatterien heftig be. Kriegsschiff, als es sich der Reede von Gülnar an der fchoffen. Das feindliche Schiff ging zurück und erwiderte das Feuer. Das Gefecht dauerte eine Stunde 23 Minuten. Das

Arbeiterfeindlicher Uebereifer.

Aus Bayern wird uns geschrieben: Pas trop de zèle ( nur nicht zuviel Eifer) mahnt ein französisches Sprichwort. Sollte der Philosoph auf dem Ministerfauteuil, der sprachge­wandte Freiherr von Hertling von dieser Mahnung nie etwas gehört haben? Jedenfalls hat er sie bisher immer in den Wind geschlagen. Wären wir seine Freunde, würden wir ihm raten, für den fünftigen Teil seiner Regierung sich dieses fran­3ösische Wort zum Motto zu setzen.

Gegen den Willen der Tripelentente wird nun Italien Cetinje , 5. Mai. ( Amtlich.) Die Krise bezüglich der Forde- feindliche Schiff erlitt am Vorderteil und am Backbord Beschädi­wohl nicht so leicht zu handeln wagen, so sehr es auch die rung nach Räumung der Stadt Stutari ist in dem von den Groß- gungen, feine Kanonen am Borderteil und am Steuerbord wurden Aussicht auf den Raub loden mag. Die deutsche Regie- mächten gewünschten Sinne gelöst worden. Da sich Montenegro zum Schweigen gebracht. rung aber müßte von allen guten Geistern ver einer großen Pression Europas gegenüber befand und Iaffen sein, wenn sie nicht alles daran setze, die beiden keine Möglichkeit sah, daß es durch einen verlängerten Widerstand Bundesgenossen von einem Abenteuer abzuhalten, das sie gelingen könnte, aus dieser Krise siegreich hervorzugehen, hat es untereinander verfeinden, die schwersten Gefahren für den gestern den Mächten nachgegeben und erklärt, das Schicksal europäischen Frieden herbeiführen und Deutschland in Ver- Skutaris in die Hände der Mächte zu legen. Der König hat sich im widelungen hineinreißen könnte, bei denen auch nicht das letzten Momente zu diesem schweren Schritte entschloffen. Der Stönig geringste deutsche Interesse in Frage fame. it tief überzeugt, hierdurch seinem Lande und seinem Bolle gegenüber ein käme. großes Opfer für den allgemeinen Frieden zu Das Ergebnis der Botfchafterkonferenz. bringen, ein Opfer, welches einmütig von allen Seiten, fogar unter Androhung des Verlustes der Unabhängigkeit Montenegros , von ihm London , 5. Mai. Die Botschafterkonferenz verlangt wurde. Bei seinem Entschlusse ließ sich der König auch hat sich heute nachmittag 5% Uhr auf Donnerstag durch Rücksichten auf seine Verbündeten leiten, indem er befürchtete, bertagt. daß, wenn er bei seinem Widerstande beharrte, er ihre mit so vielen Das Reutersche Bureau empfing nach der Sigung vom Opfern erfauften Siege gefährden könnte. In der vergangenen Auswärtigen Amt folgende Mitteilung: Die Tatsache, daß Nacht hat der König durch Vermittelung des englischen Gesandten rechtes der Eisenbahner, es reiht sich an das Jesuitenschauspiel der König von Montenegro das Schidial Stutaris in die an Sir Edward Grey eine Depesche gesandt, welche in Kürze mit folgendem Satyrspiel, um abgelöst zu werden von größtent Hände der Mächte gelegt hat, gereicht den Regierungen der folgendes befagt: Meine Regierung hat in ihrer Note vom Mächte zur großen Befriedigung. Die Mächte werden jetzt 30. April die Gründe ihres Verhaltens in der Stutarifrage dar­Mächte zur großen Befriedigung. Die Mächte werden jetzt gelegt. Dieses Verhalten war durch die unerschütterlichen Grund­erwägen, welche Abmachungen für die Zukunft hinsichtlich der fäge der Gerechtigkeit geleitet. Noch einmal verkünde ich mit meinem Stadt getroffen werden sollen. Volte meine durch die Geschichte und durch die Eroberung geheiligten Rechte. Meine Würde und die Würde meines Boltes gestatteten mir nicht, isolierten Aktionen nachzugeben, und deshalb lege ich das Schicksal Stutaris in die Hände Europas .

Die Räumung Skutaris. London , 5. Mai. Das Reutersche Bureau ist zu der Erklärung ermächtigt, daß König Nikolaus von Monte­negro sich entschlossen hat, Skutari zuräumen.

Die Nachricht in Desterreich.

Budapest , 5. Mai. In der heutigen Sigung des Ab­geordnetenhauses ergriff Ministerpräsident Lukacz das Wort zu folgender Mitteilung:

Der erste Teil der wenig glorreichen Hertlingschen Re­gierungszeit hebt an mit der Einschränkung des Koalitions­

Eifer für die Militär- und Deckungsvorlage, und nun kommt ein neuer Erlaß, der die Entrechtung der Eisenbahner zu einer vollkommenen machen soll. All das ist begleitet von höchstem Ungeschick, der für diese Zwecke besonders gegründeten Baye­rischen Staatszeitung", die bei Freund und Feind schärfster Kritik und durchaus berechtigter Abneigung begegnet. Diese Kombination von Staatsanzeiger, Norddeutscher Allgemeiner Zeitung, Osservatore Romano in bayerischer Sauce vermag feiner ihrer Aufgaben zu genügen, am allerwenigsten der, den Ruhm des bayerischen Ministerpräsidenten wirksam zu ver­London, 5. Mai. Oberhaus. Viscount Morley breiten. Die Politik des Herrn Bethiman Hollweg, wie die des machte dem Hause Mitteilung von dem Entschlusse Montenegros Kardinal- Staatssekretärs, wie der Herren Erzbischöfe und- und bemerkte, dieser Entschluß beseitige das, was während der im geziemenden Abstande die des bayerischen Ministerpräsiden­lesten fünf oder sechs Tage die hauptsächlichste und ge- ten, dann aber noch die aller klerikalen Organisatoren bis hin­fährlichste Schwierigkeit gewesen sei. Der Entschluß unter zu den so waderen christlichen Arbeiter- Sekretären zu

Die Mitteilung im Oberhause.