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Nr. 118. 30. Jahrgang.

2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt

2.

Hochitapler avanciert.]

Freitag, 16. Mai 1913.

Ofenfabrik, dann reiste er für eine Hannoversche Nährmittelfirma. Da er feine ausreichenden Geschäfte machte, wurde er entlassen, geriet in Not und so ist er, wie er sagt, zu der Straftat gekommen. Der Vater des Angeklagten ist verstorben, seine Mutter hat sich mit einem Kapitän wieder verheiratet.

mirals- Gafé und trafen dort die Draak, den Angeklagten Krause mezzos ging er nach Berlin  , war eine Zeitlang Teilhaber einer und einen gewissen Binner und besichtigten noch einmal die Ju­welen. Als es dann zu einer Eifersuchtsszene zwischen der Draak und der Pfeffer kam und die erstere wiederholt mit der Polizei drohte, erhielt sie zur Besänftigung von der Pfeffer ein mit Brillanten und Saphiren besetztes Medaillon im Werte von 15 000 Mark.

Vom Offizier zum Dem Vertrauen zum Monokel und zum Leutnant war eine russische   Dame im März d. J. in Berlin   zum Opfer gefallen. Gestern fand das gerichtliche Nachspiel vor der 12. Straffammer Kolberg, Krause und die Pfeffer fuhren hierauf in einem des Landgerichts I   unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Lilia Automobil nach Friedenau  . Um Geld in die Finger zu bekommen, statt. Die auf Betrug und Hehlerei lautende Anklage richtet sich versette Solberg in einem dortigen Café eine Uhr im Werte von gegen folgende fünf Personen: 1. den Kaufmann, ehemaligen 200 M. für 10 M., am nächsten Tage gab die Pfeffer dem Portier Leutnant Herbert Kolberg, 25. Mai 1886 in Fürstenwalde   geboren, eines Privathotels in der Joachimsthaler Straße, das sie zuletzt vorbestraft wegen militärischen Vergehens; 2. den Kaufmann aufgesucht hatten, einen Brillantring im Werte von 500 M. für Arthur Krause, 24. Mai 1883 geboren, vorbestraft wegen Unter- die Zimmermiete zum Pfande. Ferner wurden drei aus den schlagung und Diebstahls; 3. die verwitwete Margarete Pfeffer, Fassungen gebrochene Brillanten bei einem Pfandleiher versetzt. geb. Levy, 19. Mai 1889 geboren, unbestraft; 4. den Juwelen- Wegen Abnahme der noch in ihrem Besize befindlichen Sachen im händler Jacob Mendelsohn aus der Wörther Straße, 1868 geboren, Werte von 75 000 W. verhandelten die drei ersten Angeklagten mit mehrfach vorbestraft, und 5. Die 21jährige Katharina Draak. dem Angeklagten Mendelsohn, der sich nach längerem Hin und Her dazu verstand, ihnen zwei Ohrringe im Werte von 30 000 m. für 6000 M. abzunehmen. Von diesem Gelde gab Kolberg   dem Krause 400 M., der Pfeffer 300 M. ab. Die drei Angeklagten fuhren alsdann nach Magdeburg  ; sie hatten sich verabredet, von dort ge­trennt nach München   zu fahren und in der Isarstadt wieder zu­sammen zu treffen. Die Pfeffer zog es aber vor, nach Berlin  zurückzukehren und sich der Polizei zu stellen. Die beiden anderen wurden dann bald zur Haft gebracht.

Es handelt sich um den großen Juwelendiebstahl, der am 17. März in einem Kientopp" zum Schaden der Russin Elisabeth von Stoffproff, geborene Komtesse Mavros, ausgeführt worden ist. Die Dame tam am genannten Tage auf der Durchreise hier in Berlin   an. Nachdem sie ihr Gepäck am Bahnhof Friedrichstraße  besorgt hatte, ging sie die Friedrichstraße entlang und betrat das Kaiser- Café. Ihre Handtasche, in der sich außer ihrem Paß, ihrem Portemonnaie und verschiedenen Kleinigkeiten kostbare Schmud­fachen im Werte von zirka 100 000 m. befanden, trug sie bei sich. Sie setzte sich im Café an einen Tisch, an welchem schon die An­getlagte Pfeffer saß, und es entspann sich zwischen ihnen eine Interhaltung. Bald gesellte sich der Angeklagte Krause hinzu, der fich als Leutnant v. Wittersheim  " vorstellte. Als die beiden An­getlagten im Gespräch erfahren hatten, welch kostbaren Inhalt die Handtasche barg, entwarfen sie schnell einen Plan, um sich die Tasche anzueignen. Sie machten sich mit der Dame nach furzer Zeit nach dem Café Excelsior auf den Weg. Auf dem Wege dorthin bat die Russin den Angeklagten Krause, ihr eine Kiste Zigarren zu besorgen und gab ihm 20 M. mit; Krause führte den Auftrag auch aus, betrog aber die Russin, indem er nur eine halbe Stifte kaufte und erklärte, diese koste 22 M., so daß er noch 2 M. bean­spruchte und auch erhielt. Im Café Excelsior rief Krause den Angeklagten Kolberg, der mit der Angeklagten Draat in einem Pensionat in der Potsdamer Straße   als Herr und Frau v. Him­stedt" wohnte, herbei. Er wurde der Russin als Leutnant v. Sim­stedt" vorgestellt. Nach dem Besuche noch eines Cafés begab sich die ganze Gesellschaft nach dem Uniontheater Unter den Linden  . Die Russin war der festen Meinung, daß sie es wirklich mit preu­hischen Offizieren zu tun habe und traute diesen so vollständig, daß sie es zulicß, daß Krause auch ihre Garderobe, einschließlich der Tasche mit den Juwelen, auf eine gemeinsame Garderoben marke abgab und Kolberg   die Garderobennummer an sich nahm. Im Theater nahm Krause neben der Russin Plaz, unmittelbar hinter ihm saßen Kolberg   und die Pfeffer. Leitere verließen in einem günstigen Augenblid leise das Theater, nachdem sie sich die Handtasche hatten aushändigen lassen. Krause redete der Mussin, die sich schließlich über die Abwesenheit der beiden wunderte, vor, fie seien telephonieren gegangen, wollte angeblich nach ihnen sehen und verschwand gleichfalls aus dem Theater. Schließlich merkte die russische   Dame, daß sie geriebenen Gaunern in die Hände ge­fallen war, die sie ihrer kostbaren Tasche beraubt hatten, und er­stattete Anzeige.

Kolberg   und die Pfeffer hatten mit ihrem Raub eine Droschke bestiegen und waren nach dem Pensionat, wo Kolberg   wohnte, ge­fahren. Dort besichtigten sie die Schäße und jeder nahm einen Zeil an sich. Dann gingen sie in ein Weinlofal; wo sie dem tele­phonisch herbeigerufenen Juwelenhändler Lewin die Pretiofen ver­geblich zum Kauf anboten. Zur Begleichung der gemachten Zeche mußte Stolberg   dem Kellner ein Uhrenarmband im Werte von 600 M. für 35 M. verpfänden. Dann fuhren sie nach dem Ad­

Kleines feuilleton.

Belenner verloren.

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Hector Denis.

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Der Angeklagte Kolberg   ist der Sohn des verstorbenen Justiz­rats K. aus Fürstenwalde  . Er war bis vor etwa 1% Jahren Offi­zier in Straßburg  . Er führte dort nach dem Tode seines Vaters, und nachdem ihm sein Erbteil ausgezahlt worden war, ein recht verschwenderisches Leben, hielt sich mehrere Reitpferde und sogar einen eigenen Rennstall. Er quittierte den Dienst, als er wegen unerlaubter Entfernung vom Heere zu einer dreimonatlichen Ge­fängnisstrafe verurteilt wurde. Gelegentlich dieses militärischen Strafverfahrens war er bereits mehrere Wochen auf seinen Geisteszustand hin untersucht worden. Das damalige Gutachten ging dahin, daß auf Kolberg   der§ 51 nicht anwendbar sei, daß er aber ein degenerierter Psychopath und vermindert zurechnungs­fähig sei. Zu der gestrigen Verhandlung war daher Gerichtsarzt Dr. Marr geladen, um ein Gutachten über den Geisteszustand Kolbergs abzugeben.

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Krause hat den Kolberg sechs Wochen vor der Tat in einem Café fennen gelernt. Die Pfeffer war 4 Jahre mit einem Reisenden in der Damenkonfektionsbranche verheiratet; sie ist Mutter eines dreijährigen Sohnes. Ihr Mann hat am 18. März. aus Verzweiflung über die Tat seiner Frau Selbstmord begangen. Die Pfeffer hat bald Reue über ihr Bergehen empfunden, ſie ist in dem Bestreben, den angerichteten Schaden so viel als möglich wieder gutzumachen, von München   nach Berlin   gefahren und hat die ganze Sache der Kriminalpolizei mitgeteilt. Eie hat von den Juwelen nur die paar hundert Mark erhalten, die ihr zur Reise nach München   gegeben wurden.- Die Angeklagte Draat erklärt, Tänzerin zu sein.

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Ueber die Einzelheiten der Straftaten und die Phasen, die ihnen vorangingen und folgten, gehen die Angaben der Angeklagten mehrfach auseinander. Gerichtsarzt Dr. Marg erflärt den Angeklagten Stolberg   für einen psychopathischen, degenerierten Mann, der vielleicht vermindert zu­rechnungsfähig sei; von Anwendung des§ 51 St.-G.-B. könne keinesfalls die Rede sein.

Die als Zeugin vernommene Frau Elisabeth von Stoffyroff erzählt ihr Mißgeschick des längeren in gebrochenem Deutsch. Unter anderem erzählt sie in sehr drolliger Weise, daß es ihr aufgefallen sei, daß alle Augenblicke einer ihrer Begleiter am Telephon war. Als der Leutnant mit dem Monoket" wieder einmal zu telepho nieren hatte und sie sich darüber wunderte, was der Herr denn so viel am Apparat zu tun habe, wurde ihr die Antwort: Der Herr Leutnant hat mit seinen Soldaten zu reden."

Zum Schluß wurden noch die Kriminalkommissare Kuhn und Scherler vernommen. Der erstere bekundete 11. a., daß nach seiner Ansicht der Angeklagte Kolberg   der Hauptakteur in der ganzen Sache gewesen sei Als die Angell. Pfeffer zu ihm gekommen, habe sie noch nicht gewußt, daß ihr Ehemann Selbstmord begangen hatte, sie sei aber sehr bewegt gewesen, als sie die Selbstanzeige erstattete und habe Schnsucht nach ihrem Kinde gehabt. Als Kolberg   und Krauje in München   verhaftet wurden, sind sie sofort geständig gewesen.

Nach Schluß der Beweisaufnahme plädierte Staatsanwalt Dr. Ortlieb auf schuldig gegen alle Angeklagten. Er beantragte gegen Kolberg   und Krause wegen Betruges je 4 Jahre Gefängnis und 5 Jahre Ehrverlust, gegen die Pfeffer wegen Betruges 2 Jahre Gefängnis, gegen Mendelsohn wegen Hehlerei 2 Jahre Gefängnis und 3 Jahre Chrverlust unter Anrechnung von je 6 Wochen Unter­suchungshaft. Gegen die Draak beantragte der Staatsanwalt, da fie am mildesten zu beurteilen sei, wegen Hehlerei 1 Jahr Ge­fängnis und gleichfalls Anrechnung von 6 Wochen Untersuchungs­haft. Die Verteidiger traten für eine wesentlich mildere Beur­teilung ihrer Klienten ein. Sie wiesen alle darauf hin, daß hier durch ein grenzenlos leichtfertiges Verhalten einer Frau die Ans geklagten in die Versuchung gebracht worden seien, eine sich ihnen bietende überaus günstige Gelegenheit auszunuben.

Der Angeklagte Kolberg   macht über sein abenteuerliches Leben u. a. folgende Angaben: Nach Absolvierung des Gymnasiums in Fürstenwalde   bis zur Oberprima ist er 1905 in die Armee einge­treten, 1907 Offizier geworden. Seine Garnison war Breisach  . Dort lernte er eine französische Schauspielerin kennen, der er eine eigene Wohnung einrichtete. Das Mädchen kam dann in den Ver­dacht der Spionage und er erhielt den Befehl, das Verhältnis auf­zugeben. Er tat dies aber nicht, wurde verhaftet und nach zehn­tägiger Untersuchungshaft wieder entlassen. Dadurch seien seine Nerven sehr heruntergekommen. Als er die Nachricht erhielt, daß noch ein ehrengerichtliches Verfahren gegen ihn schwebe, habe er seinen Truppenteil verlassen und sei nach Mailand   gegangen. Auf ein Schreiben seines Kommandeurs, der ihm schrieb, daß die Strafe milde ausfallen würde, kehrte er von dort zurück und wurde vom Striegsgericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Nachher ging er. nach Frankfurt   a. M., dort erhielt er ein Telegramm der Schauspielerin, das ihn veranlaßte, nach Paris   zu reisen. Dort habe er zufällig den Neffen des Präsidenten der Kolumbischen Das Gericht hielt die sämtlichen Angeklagten im Sinne der Republik   fennen gelernt, der ihn überredete, in die kolumbische Anklage für überführt und verurteilte: Kolberg   zu 2 Jahren Armee als Offizier einzutreten. Vorher ging er noch nach Monte 6 Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust, Krause zu zwei Carlo, wo er nach seiner Angabe 7000 M. gewann. Er habe dann Jahren 7 Monaten Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust, die Pfeffer mit der Schauspielerin noch die große Reise durch die verschiedensten zu 1 Jahr 4 Monaten Gefängnis, Mendelsohn zu 1 Jahr Gefäng Länder und Städte gemacht. Die Mutter der Schauspielerin, die nis und 2 Jahren Ehrverlust, die Draak zu 3 Monaten Gefängnis. wohl darauf ausging, Geld von ihm zu erlangen, habe es dahin Der Angeklagten Pfeffer wurde die ganze Untersuchungshaft von gebracht, daß er in Cherbourg   unter dem Verdacht des Mädchen- 2 Monaten, den übrigen Angeklagten nur je 1 Monat Unter handels verhaftet wurde; nach 24 Stunden sci er aber schon wieder fuchungshaft angerechnet. Die von den Verteidigern gestellten entlassen worden. Nach Beendigung des Kolumbischen Inter- aftentlassungsanträge wurden abgelehnt.

| legte unversöhnliche Erklärung abgegeben, das Wort nahm und seine Rede mit einem feurigen Es lebe der Generalstreit" schloß, brach cin förmlicher Sturm auf der Linken los.

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Nach langer Beratung des Gerichtshofes wurde in der siebenten Abendstunde das Urteil gefällt.

gewiß, wählt einer rot, läßt man ihn gern verreden- denn das ist unbeliebt.

Man nimmt ihm Brot und Bett, ihm und den Kindern, mit Stellung und Gehalt ist das vorbei. Erlauben Sie! er fonnt' cs ja verhindern! Die Wahl ist frei.

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So preßt das Pack denn heute diese armen Irwähler aus, die sind vor Furcht ganz stumm Die Schlotbarone und die Landgendarmen, blast sie doch um!!

Notizen.

und dumm

Ignaz

Die wirtschaftliche Organisation der bildenden Künstler, deren Man schreibt uns aus Brüssel  : Der schöne, weißschimmernde Gründung neulich für Berlin   vorbereitet wurde, will in den nächsten Apostelkopf, den jeder Parlamentsbesucher, jeder sozialistische Arbeiter Tagen durch Versendung eines Aufrufe ein großes Werben ver­kannte, wird in der belgischen Kammer nicht mehr auftauchen, auf anstalten. In dem Schriftstück( das uns noch nicht zuging) soll der feinem Stongreß mehr zu sehen sein. Der" Patriarch" des belgischen wollen mit unserem Vorschlag feine übertriebenen llu­Satz stehen, den die Vossische Zeitung" erfreut heraushebt: Wir Sozialismus, dem sich der Student schon in jugendlichem Idealismus verschrieben hatte, ist von seinen Büchern, die noch in der Todes- ionen weden: wir fordern auf zur Teilnahme an einem Kampf, Stunde aufgeschlagen vor ihm lagen, für immer weggeholt worden. der der Künstlerschaft durch die Verhältnisse aufgezwungen ist." Die Welt des Gedankens hat mit dem Tode Hector Denis' einen zu den ersten Aufgaben des Verbandes wird neben der Kranken­Streiter, der Sozialismus einen seiner getreuesten Mitarbeiter und versicherung die Begründung eines Verlagsrechtsinstituts und einer Materialeinfaufsgenossenschaft gehören. Die Organisation will ihre -Neues Volts- Theater. Das angebliche Voltsstüd Hector Denis war eine ebenso populäre wie rührende Gestalt ufgaben so stellen, daß sie für die Gesamtheit der Berliner   Künstler- König Krause" ist, gelinde gesagt, ein Blödsinn, der beleidigt. im belgischen Sozialismus und weit noch über diesen hinaus. herigen Künstlerverbände Berlins   gelangen. Wie fich zeigt, hofft getafelter Couplet, dichter" von Anno Tobat, ein Theater- Kerritiker schaft wichtig wird. Zu solcher Bedeutung konnte feiner der bis: Drei Väter haben bei diesem Krause zusammengewirkt: ein ab­Obwohl ein richtiger Gelehrter, und ganz eigentlich in der man vor allem mit Hilfe genossenschaftlicher Rechtsschutz und Region des Geistigen lebend, suchte und fand er immer Rabattvorteile die getrennten Scharen zusammenführen zu können. des Scherl- Anzeigers und ein Notenfleger von zweifelhafter Drigi den Weg zur Masse, zu der er sich hingezogen fühlte nicht allein Aber es ist ein Hoffen, über dem die Devise schwebt: Blog keine nalität. Als wir die Namen dieses Verfassertrios auf dem Theater durch seine foziale Denkart, sondern ebenso durch eine gewisse übertriebenen Illusionen! Will man sich etwa die energisch drauf- zettel unter der Deviſe Die Kunst dem Volle!" lasen, beschlichen Romantik der Anschauungen, die schließlich seinem ganzen Wirken die uns böse Ahnungen und als dann der steinreich gewordene Fourage­Farbe seines Gemüts gab. Dieses Gemüt freilich wird von allen gehenden Elemente von vornherein vom Leibe halten? onfel" Wilhelm Krause   recht wie ein aus altberlinerischen Theater­guten Geistern bewohnt, von einer vornehmen und zugleich naiven Kapellmeistertrus. Felix Weingartner   nimmt nunmehr gegen die figuren zusammengefleisterter Bossenmacher anfing, sich als König Menschlichkeit geleitet, die ein Grundakford seiner Persönlichkeit war. Berliner   Generalintendantur, die laut reichsgerichtlicher Entscheidung Lear zu produzieren, da tat sie sich vor uns auf: die absolute Blech­Kein Nachruf auch, von welcher Seite er auch fommen mag, der in die Ausschließung seiner fünstlerischen Arbeit von Berlin   durchführen schmiede. Wie konnte die Leitung des Neuen Volts- Theaters wagen, diefen Tagen nicht der moralischen Persönlichkeit des Sozialisten und darf, den Schuß des Schikaneparagraphen, des§ 226 des Bürger- dem Volke" derartiges Zeug als Kunst" vorzusetzen? Und vierzig Politikers, dem Charakter und Menschen Denis Borte der Aner- lichen Gefezzbuchs, in Anspruch. Dieser Paragraph erklärt die Aus- Mal hintereinander müssen nun die Schauspieler den Duart des Selten noch", schrieb Emile Verhaeren  , übung eines Rechts für unzulässig, wenn sie nur den Zweck haben Verfassertrifoliums Keller- Herrmann- Holländer mimen. Vierzig Mal! Belgiens   größter Poet, im Vorjahr anläßlich des Rücktritts Denis' fann, einem Andern Schaden zuzufügen. Weingartner schreibt dem Bedauernswerte Opfer! e. k. von der Universität, traf ich in einem menschlichen Auge auf hellere Güte Grafen Hülfen, das treffe auf seinen Fall zu, und er erklärt Bühnenchronit. Im Deutschen   Theater beginnt am und edlere Rechtlichkeit als in dem Auge Hector Denis'". weiter, er werde in der kommenden Saison in Berlin   20. Mai ein neuer Wedekind- 3yklus. Frank und Tilla Denis, von Proudhon und Comte tommend, die seinen wissen- tünstlerisch wirken". Dieser troßige Entschluß, der gute Wedekind werden die Hauptrollen darstellen. schaftlichen Gang und seine sozialistische Auffassung dauernd be Folgen nicht bloß für Weingartner haben fönnte wirft- Eine Richard Wagner  - Gedächtnisfeier findet stimmten, war von seinen Studentenjahren her Sozialist. Er ge- erfrischend. Aber diese angenehme Wirkung wird leider alsbald be- Dienstag, den 20. Mai, abends 8 1hr, in der Aula der Freien hörte der ersten Arbeiterinternationale an und seither hat er, in trächtlich vermindert. Denn unmittelbar hinterdrein erklärt Wein- Hochschule, Dorotheenstraße 12, statt. lieber Bayreuth   und seine mannigfacher Tätigkeit, als Soziologe, als Parlamentarier, als gartner, er teile Herrn Hülsen seine Absicht mit, damit dieser in Kulturaufgabe" spricht Direktor Nichard Bogeler, ein alter Bor­Wortführer des sozialistischen   Gedankens in ununterbrochener Arbeit die Lage gefegt fei, rechtzeitig dagegen die ihm zweddienlich er- tämpfer für die Wagnerfache. dem belgischen Proletariat gedient. Denis war gleichwohl niemals fcheinenden Schritte zu unternehmen". Weingartner will offenbar Bühnenberein und Parsifal   Die Generalber­marristischer Sozialiſt. In der alten belgischen Arbeiterinternationale forgen, daß der Zusammenprall, den er provozieren will, auf einen fammlung des Deutschen Bühnenvereins   fordert in einer Resolution bekämpfte er die von César de Paepe verteidigte kollektivistische Auf- artigen papierenen Notenwechsel beschränkt bleibt. Der Ausklang die deutschen Bühnenleiter auf, den Parsifal   nach seiner Freigabe faffung und auf dem Baieler Kongreß von 1869 kam es auch zwischen seines Truzbriefes sorgt, dünft uns, für einen bedauerlichen Schuß nicht in ihr ständiges Repertoire aufzunehmen, sondern dem Werke den beiden Freunden zu einer Polemit über den Kollektivismus. unfreiwilliger Stomit. den von Richard Wagner   gewollten Charakter eines Weihefestspieles Denis wurde 1842 in Braine- le- Compte in Belgien   geboren. Das falte Licht. Die Erzeugung einer künstlichen Beleuchtungs- zu erhalten. Insbesonders wird von den Städten, die von ihren Er studierte an der freien Universität in Brüssel  , wo er den Doktor art, die möglichst wenig oder gar- leine Wärme erzeugt, bei der also Bühnenleitern die Aufführung des Parsifal   fordern, verlangt, daß grad erwarb und auch durch lange Jahre Professor sein sollte. die gesamte Energie in Form von Licht verwandt wird, ist die bisher ohne zu große Aufwendung seitens der Direktoren dem Werke eine Er war aaßerdem Lehrer an den verschiedensten Anstalten, so ungestillte Sehnsucht der euch an der Lehrerinnenbildungsanstalt, wo er Geographie lehrte. Duis and glaubt jetzt, daß ihm die Lösung dieser Aufgabe er der ganzen Oberpfalz   beobachtet wurde, wird in der Frank Elektrotechniker gewesen. Charles würdige Ausstattung zuteil wird. Ein prächtiger Meteorfall, der am 16. April in Bei seinen Schülern und Schülerinnen genoß Denis eine wahrhaft lungen sei. Sein Verfahren besteht hauptsächlich in einer sehr abgöttische Berehrung, die besonders zum Ausdruck kam, als er voriges schnellen Unterbrechung des elektrischen Stroms und ermöglicht nach furter Zeitung" geschildert: Bei sternenklaren Himmel, völliger Wind­Jahr von seiner Lehrtätigkeit an der Universität zurüdtrat. An der der Angabe des Erfinders die Benutzung derselben Lampen, die für stille und ziemlich fühler Temperatur erschien das Meteor, das in damaligen Manifestation beteiligte sich die ganze Welt des gebildeten gewöhnlichen Wechselstrom bestimmt waren, für eine weit höhere Gestalt und Größe einer fleinen Feuerfugel glich und sekundenlang Brüssels  . Im Jahre 1892 wurde Denis zum Rettor der Universität Spannung, so daß die Leuchtkraft entsprechend wächst. gewählt, trat aber dann, den Protest der Studenten gegen die Suspendierung der Kurse von Elisée Reclus   unter­sich auch hier als ein auf­rechter, der Freiheit dienender Mann beweisend.

stügend, von seinem Posten zurüc

war.

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Dem Parlament gehörte Denis seit 1894 an, wo er ununter­brochen einer der sozialistischen   Vertreter des Lütticher   Wahlkreises Sein Wort hatte in der Stammer große Geltung feine moralische und wissenschaftliche Autorität, nicht zuletzt fein ehr­würdiges Aeußere hielt die Gegner stets in respektvoller Reserve. Als der alte Mann am 7. Februar, nachdem die Regierung ihre

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Humor und Satire. Landtagswahl. Nun tritt der Bürger offen vor die Listen und offen spricht er frei: Schwägle blau!" Denn wählt er etwa einen Sozialisten- au, Bürger, au! au! au!

Und überhaupt: man hat nichts zu versteden frei spricht man aus, wem man die Stimme gibt;

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einen blendend hellen Schein gab. In gelbem und violettem Lichte zog es mit großer Geschwindigkeit von Südosten nach Nordwesten, einen langen, feurigen Schweif hinter sich lassend. Es plagte zuletzt wie eine Granate in mehrere feurige Trümmer. Zivei Minuten später bernahm man einen etwa acht Sekunden anhaltenden dumpfen Donner und ein merkwürdiges Geräusch, das an Stärke mählich ab­nahm und dem Braffeln eines auf gefrorenen Boden auffallenden Steinregens glich. Die Erscheinung war so seltsam, daß sie auch die ruhende Tierwelt aufschreckte. Bon allen Seiten vernahm man pläglich lautes Gebell der Hunde, und unter den Stimmen der Vögel hörte man besonders die ängstlichen Rufe der Kibize.