Kr. 119. 30. ZahrMg. 3. KilM Ks JuriBiirts" öftlintt AcksW Zounllbtvd. 17. UÄISIZ. Partei- Angelegenheiten. Lichterf«ldc. Sonntag, den 18. d. M., früh 8 Uhr, in allen Be« zirken des Ostens Flugblattverbreitung. Die Genossen vom Westen, welche daran teilnehmen, treffen sich um dieselbe Zeit im Restaurant.Zum weißen Mohren", Kranoldplatz, Ecke Ferdinandstraße. Montag, den 19. d. M., abends 8 Uhr: Oeffentliche Gemeinde- Wählerversammlung im„Hohenzollerngarten", Berliner Str. 131, zu welcher die bürgerlichen Kandidaten eingeladen sind. Referent: Gc- nojse Fritz Zubeil und unser Kandidat Genosse Wenzel. Steglitz . Sonntag früh: Flugblattverbreitung zur Stichwahl. Die Wahlleiter holen das Material Sonnabend abend bei Jäckel ab._ ßerllmr Nachrichten. Von der Wahlarbeit der Liberalen meldeten wir in Rr. 117, daß für sie in Berlin ein Heer von Zettelverteilern, Schleppern, Listenführern gegen Bezahlung angeworben wurde. Wir stellten fest, daß man diese Hilfskräfte nicht etwa nur aus den Reihen der Parteigänger des Liberalismus nahm. Durch Zeitungsannoncen wurden Stellunglose und Nebenerwerbsuchende, an denen ja nie ein Mangel ist, zur Be- schäftigung als Listenführer usw. für die Wahlen verlangt. Von einer bestimmten Partei stand in der Annonce nichts, und auch die sich meldenden Personen wurden vor ihrer Anwerbung, bei der sie eine Gebühr von 20 Pfennig zu entrichten hatten, nicht nach ihrer Partei- Zugehörigkeit gefragt. Die.Freisinnige Zeitung' ist wütend darüber, daß diese für den Liberalismus beschämenden Ding« durch den.Vorwärts" festgenagelt worden sind. Um die Aufmerk- samkeit von der Hauptsache abzulenken, korrigiert sie eine Nebensächlichkeit. Sie behauptet:.UebrigenS hat die Fortschritt- liche Volkspartei mit der Art, wie die Stellunglosen für den Wahltag engagiert werden, absolut nichts zu tun. Das ist Sache einer durchaus parteilosen, rein gewerblichen VermittlungS- stelle, die ebensogut wie für Liberale auch für andere Parteien Hilfskräfte anwirbt." Wir teilten noch mit, daß keiner der von uns befragten Stellungsuchenden aussagen konnte, für welche Partei er denn diese Arbeit leisten sollte. Hierzu bemerkt die.Freis. Zeitung":„Wenn sich das so verhält, wie kommt dann überhaupt der.Vorwärts" dazu, zu behaupten, in dem betreffenden Saale hätten die L i b e r a l e n die.Meldestelle" eingerichtet. Schon hier- durch kennzeichnet sich die ganze Geschichte als eine tendenziöse Ausgeburt überreizter Phantasie". So ist'S richtig I Weil die Liberalen nicht, wie wir irrtümlich an- nahmen, selber die Stellunglosen anwerben, sondern sich dazu einer.rein gewerblichen Vermittlungsstelle" bedienen, ist die„ganze Geschichte" eine„tendenziöse Ausgeburt überreizter Phantasie". Das unverfrorene FreisinnSorgan verschweigt, daß die Vermittlungsstelle den Angeworbenen sogleich eine Legitimationskarte über- reichte, auf der man den Namen des als FreisinnSführer bekannten Herrn Georg PintuS samt Adreffe Alte Leipziger Straße 7—9 las. Jntereffant ist, daß eS sogar schon eine.durchaus parteilose, rein gewerbliche Ver« mittlungS stelle" gibt, durch die sich die bürgerlichen Parteien ihr« Hilfskräfte für die Wahlen besorgen lasten. Wir nannten eS eine„Schmach", daß die Gegner der Sozialdemokratie sich Hilf«- kräst« aus den Männern de« Volkes kaufen können, weil die Arbeit»- losigkeit und die Not ihnen die Erwerbsuchenden zutreiben. Die „Freis. Ztg." bekennt:.Wir verstehen nicht recht, wo« hierbei schmachvoll sein soll." Ja, dat glauben wir ihr I * Einige« wäre übrigen« auch noch über die pekuniäre Seite der Angelegenheit zu sagen. Die Wahlarbeit, die da für die Liberalen geleistet werden mußt«, ist recht dürftig entlohnt worden. Auf den ersten Blick»tag es manchem sehr verlockend erschienen sein, daß für Zettelverteiler und Schlepper 4 M.. für Listenfühier 4.l»0 M. gezahlt werden sollten. Um diesen Preis wurde aber eine so reich- liche Arbeitsleistung verlangt, daß man ziemlich zwei Arbeitstage damit ausfüllen könnte. Einer, der gleich anderen sich gemeldet hatte, weil die Rot ihn dazu zwang, schildert unS seine Erlebnisse,«m Mittwoch hatte er. durch die Annonije angelockt, sich an die Meldestelle in der Beuthstraße begeben und nach längerem Warten seine 29 Pf. abgeladen, womit sozusagen daS Engagement perfekt wurde. Er wurde dann auf Donnerstag um S Uhr nachmittag» nach der Turmstrahe bestellt, um im Bureau deS Fortschrittlichen WahlvereinS deS 12. LandtagSwahlbezirkS von dem bekannten freisinnigen Wahlmacher Lewin die nötigen In- struklionen entgegenzunehmen. Gegen 7 Uhr wurde den Ver- sammelten gesagt, daß sie ihr Material entweder an demselben Abend um 9 Uhr oder am Freitag früh um ll£ Uhr in Empfang zu nehmen hätten. Auf Zurufe und Fragen, ob denn daS alle» für den vereinbarten Lohn mitzuleisten fei, wurde denen, die das Material noch am Abend holen würden, 20 Pfennig Fahrgeldvergütung versprochen. Am Wahl- tage hatten die Listenführer nach rhrem von früh'/»L Uhr bi« zum Abend um 8 Ubr dauernden Dienst schließlich noch das Wahlresultat der dritten Klasse nach dem Bureau in der Turmstraße zu bringen und persönlich abzugeben. Die«uSsicht. vielleicht erst um 10 Uhr den Heimweg antreten zu können, veranlaßte manchen, jetzt noch auf den so„fürstlich" entlohnten Posten eine» Listenführer« der Liberalen zu verzichten. Tie Schönheiten des preuhischen Dreiklaffenwahlrechts noch zu verbessern, bemühte sich"Ii Wahlvorsteher, Bauunternehmer GregoriuS in Karls Horst,»r duldete zunächst nur Wähler der betreffenden Klasse im Wahllokal, die augenblicklich wählten: auch verbot er die Nahrung der Wahlerlisten und verwies den sozialdemokratischen �istenführer und den der Demokraten au« dem Wahllokal. Damit nickt genug, ordnete der unkundige Wahlvorsteher"statt der vor- geschriebenen Fristwahlen auch noch Termin« wählen an. Auf bierailf von unseren Genossen berm Landrat sofort eingelegt« tele- phänische Beschwerde wurde dem Herrn die für einen Wahlvorsteher allerdings etwas notwendige Kenntnis der Wahlvorschriften bei- gebracht Die Behörde täte gut, solche ungeeigneten Leute nicht zu Wahlvorstehern zu bestimmen._ Eine Familientragödie. In der Potsdamer Forst auf dem Waldwege zwischen der Provinzialanstalt für Epileptische, dem WilhelmSstift und den Raven«- berge» wurden gestern vornrittag gegen 10 Uhr der Kellner Wielanb °us Potsdam und fein siebzehnjähriger Sohn Max sowie sein zwölf- jähriger Sohn August als Leichen aufgefunden. Wieland wurde gestern früh noch in der Gegend der RavenSberge gesehen und hat 'cheinbar in der achten Stunde den Doppelmo.d an seinen Kindern und den Selbstmord verübt. Der ältere Sohn scheint im Ein- verstäirdniz mit dem Vater gehandelt zu haben, denn er bot ihm. aus der Lage der Leiche erkennbar ,st. die entblößte Brust dar. D« Bat« tötete ihn durch einen Herzschuß. Der jüngere Sohn scheint wohl in der Angst und Bestürzung die Absicht gehabt zu haben, davonzulaufen, aber auch er wurde durch einen gutgezielten Schuß in die Herzgegend getötet. Dann erschoß sich der Vater selbst. Er soll mehrere Kinder gehabt und sich in wirtschaftlichen Sorgen befunden haben._ Die ärztliche Sonntagsruhe wird nach und nach auch in den Vororten eingeführt werden. In der letzten Sitzung des ärztlichkollegialen Vereins W e i ße n s e e wurde einst»»mig der Anschluß an den Groß-Berliner Aerzteverein für Sonntagsvertretung beschlossen. Die Sonntagsvertretung soll in Weißensee am 1. Juli d. I. in Kraft gesetzt werden. Durch den übermäßigen Genuß von Aspirintabletten hat in der vergangenen Nacht die 2S Jahre alle Verkäuferin Else Ott den Tod gefunden. DaS Mädchen, das in einem Zigarrengeschäft in einem der Stadtbahnbogen am Görlitzer Bahnhof beschäftigt war, über- nachtete gestern bei einer Freundin in der Tellstr. 3 zu Neukölln. Bevor sie sich schlafen legte, nahm sie, um ihre heftigen Kopf- schmerzen zu lindern und bald Ruhe zu finden, eine ganze Anzahl Aipirintabletten. Diese hatten zwar zur Folge, daß sie bald ein- schlief, doch wachte sie gestern morgen nicht wieder auf. Die Freundin, die die Verkäuferin besinnungslos auffand, benachrichtigte eine» Arzt, der aber nur noch ihren Tod feststellen konnte. Da dieser seiner Ansicht nach durch den übermäßigen Genuß der Aspirin- tabletten erfolgt ist, wurde die Leiche von der Polizei beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht. Tragödie eines Liebespaares. Ueber den Doppelselbstmord eineS jungen Liebespaare» wird uns folgende« berichtet: Der 2Sjährige Arbeiter Paul Thederjahn aus Wilmersdorf und die ebenfalls dort wohnhafte 21jährige Selma Beuster wurden gestern im Forst bei Eberswalde erschossen auf- gefunden. DaS Pärchen hat gemeinsam den freiwilligen Tod ge- sucht. Tb. lernte vor einiger Zeit die B., die bei einem Kaufmann in Wilmersdorf in Stellung war, kennen. Obwohl er bereits verheiratet ist, jedoch seit einigen Monaten von seiner Ehefrau getrennt lebt, ließ er sich mit der B. in ein Liebesverhältnis ein und gedachte sie auch zu heiraten. Die Ehe- scheidung, die Th. betrieb, war mit großen Schwierigkeiten ver- knüpft, so daß wenig Aussicht vorhanden war, daß Th. sein Ver- sprechen dem jungen Mädchen gegenüber einzulösen vermocht«. So kamen die beiden dahin überein, gemeinsam in den Tod zu gehen. Seit drei Tagen wurden beide vermißt. Gestern erhielt der Dienst- Herr der B. von dieser einen Abschiedsbrief, in dein, die B. mitteilt. sie werde sich samt ihrem Geliebten das Leben nehmen. Die sofort benachrichtigte Polizei in EberSwalde suchte den angrenzenden Forst, in dem die Verzweiflungstat zur Ausführung kommen sollte, ab, konnte jedoch das Drama nicht mehr verhindern. In der Nähe deS Barnimstegs wurde das Pärchen erschossen aufgefunden. Th. hatte erst seine Geliebte und dann sich selbst durch einen Schuß in die Brust getötet._ AuS der Selbstwordchronik. Durch einen Sprung aus dem Küchenfenster ihrer Wohnung im dritten Stock deS Hauses Hochstr. 43 nahm sich die 86 Jahre alte Ehefrau Luise deS Pensionärs Klingebeil das Leben. In einem Anfall von Geistesgestörtheit ritz die Greisin, als sie allein in der Küche war, das Fenster auf und stürzte sich in die Tiefe. Sie blieb mit zerschmetterten Gliedern tot liegen. — Mit Leuchtgas vergiftet hat sich die erst 19 Jahre alte Ehefrau Mlhelmine Christine Bundt geb. Jakobsohn au« der Gaudystraße. In einem Hintenasienen Briefe teilt sie mit, daß Klatschereien sie in der Verzweiflung zu diesem Schritt ge- trieben hätten.— In der Wohnung seiner getrennt von ihm lebenden Ehefrau vergiftet« sich gestern abend der 27 Jahre alte Stallsckiwcizer Paul Güntzel au« der Arndt- straße 20. Der junge Ehemann, der dort in Schlafstelle wohnte, suchte gestern nachmittag seine Frau in der Elbinger Straße auf, um sich nilt ihr wieder zu versöhne». Als diese von einer Wieder» Vereinigung jedoch nicht« mehr, wissen wollte, entleert« er plötzlich eine Flasche Lyiol, die er mitgebracht hatte, und brach dann be- wußtlo« zusammen. Man brachte ihn sofort nach dem Kranken- Hause am Friedrichshain , doch konnten hier die Aerzte nur noch seinen inzwischen eingetretenen Tod feststellen. Die Leiche wurde daraufhin nach dem Schauhauie übergeführt. Gestern vormittag, kurz vor 10 Uhr, sprang die 17 Jahre alte Arbeiterin Erna Scholz aus der Schlestschen Str. 6 aus dem vierten Stockwerk de« Hause« Wassertorstr. 62, wo sie in einer Buchdruckerei beschäftigt war. auf den Hof hinab. Mit schweren inneren Ber- letzungen und ftnochenbrüchen blieb sie hier liegen, ohne jedoch die Besinnung sofort zu verlieren. Ein Arzt von der Hilfswache in der Kommandantenstraße legte ihr Notverbände an und ließ sie dann mit einem Rünzelschcn Krankenwagen nach dem UrbankranlenhauS bringen. Die Schwerverletzte konnte noch angeben, daß unglückliche Liebe sie zu der Verzweiflungstat getrieben habe. Dann verfiel sie in tiefe Ohnmacht, au« der sie kaum wieder erwachen dürfte, da die inneren und äußeren Verletzungen so schwer sind, daß keine Hoffnung mehr besteht, sie am Leben zu erhalten. Grossfeuer am Bahnhof Tempelhof . Unweit deS Ringbahnhofes Tempelhof wütete gestern in den frühen Morgenstunden ein Großfeuer, das anfangs auch die dort liegenden militärischen Baulichkeiten gefährdete. ES brannten die Fabrik« anlagen und Lagerplätze der Deutschen Miroment« und Korkestrich- werke F r i e s e r u. F r ö m l i n g G. m. b. H. in der Straß« An der Ringbahn 26 und der angrenzenden Fabrik der Berliner Stein- holzfußboden-Gesellschaft„Adler" G. m. b. H. Außer der Ortswchr von Tempelhof eilten auch die Feuerwehren von Britz , Mariendorf , Marienfelde , Lankwitz , Buckow und von der Neuen photographischen Gesellschaft in Steglitz zur Hilfeleistung herbei. Im ganze» wurden 10 Rohre ausgelegt, die von Motor- und anderen Spritzen gespeist wurden. Die Löschmannschaften hatten einen schweren Stand, da die Hitze zeitweise geradezu unerträglich war. Tie Schuppen der Militärverwaltung wurden unausgesetzt unter Wasser gehalten. Es gelang auch den Bemühungen der Wehren, daS Feuer auf jene beiden Fabriken zu beschränken, die allerdings fast vollständig nieder- gebrannt sind. In der sechsten Morgenstunde konnte ein Teil der Wehren den Biandplatz wieder verlassen. Di« OrtSwehr hatte aber noch den ganzen Tag über mit den Nachlösch- und AufräumungS- arbeiten zu tun, da sich die Ablöschung der Korkmaffen sehr mühsam gestaltete. Unfälle sind bei den Löscharbeiten nicht vor« gekommen. Der Schaden ist bei den Fabriken sehr erheblich, aber zum größten Teil durch Versicherung gedeckt. Ueber die Ur- fache des Feuers ist noch nichts Bestimmte« ermittelt, doch neigt inan zu der Annahme, daß Selbstentzündung vorliegt. Die Berliner Feuerwehr hatte in der letzten Rächt in der Schreinerstr. 2 im Osten der Stadt einen umfangreichen Dachstuhl« brand zu bewältigen. Da« Feuer zerstörte die Dachstühle deS Vorderhauses und linken Seitenflügel« fast vollständig. Erst nach mehrstündiger Arbeit konnten die Löschzllge wieder in ihre Depots zurückkehren. Auch hier steht die CnlstehungSursache des Brandes noch nicht fest.__ Erschossen hat sich geltem abend gegen SV« Uhr auf dem Fried- Hof der Märzgefallenen ein etwa 30—36 Jahre alter Mann, dessen Personalien bisher noch nicht festgestellt werden konnten. Der Lebensmüde ist 1,70 Meter groß; er war bekleidet mit braunem Anzug, blau und weiß gestreiftem Vorhemd, weißen Strümpfen und schwarzen Schnürstieseln. Schnurrbart sowie Kopfhaar ist rat. Vorort- Nachrichten« Schöneberg . Keilte Einstellung des städtischen Seefischverlaufe« während der Sommermonate. ES ist vielfach die Ansicht verbreitet, daß mit der Einstellung des städtischen SeefischverkaufeS in Berlin und den Bor» orten auch der Verkauf von Seefischen in der städtischen Seefisch- Halle Berlin-Schöneberg während der Sommermonate geschloffen würde. Wie jetzt der Magistrat der Stadt Schöneberg mitteilt, legt die städtische Verwaltung besonderen Wert darauf, die billige Fisch» nahrung gerade in den Sommermonaten wie bisher der Bevölkerung zugängig zu machen. Es dürfte auch vielen noch unbekannt sein, daß die Seefische gerade im Sommer qualitativ am beste» und schmackhaftesten und außerdem am billigsten sind und besonder« bei großer Hitze ein leichtverdauliches Nahrungsmittel abgeben. Di« städtische Seefischhalle Feurigstraße 4 ist nach wie vor täglich ge« öffnet von 8'/,— 1 Uhr und von 4—8 Uhr. Donnerstag« den ganze» Tag. Frische Zufuhr an Seefischen erfolgt täglich. Neukölln. Sein diesjähriges Anbaden hält der Arbeiter-Schwimmverei» Neukölln am Sonntag, 18. Mai, nachmittag« 3 Uhr, in der Bade- anstalt von Johannes Kort, Neukölln, Köllnische Allee 12— 18, ab. Unter anderem gelangen Stafettenschwimmen, Wurst« und Schau- springen zur Vorführung. Nachdem im Garten Kaffeekochen und Konzert. Eintritt frei. Um regen Besuch feiten« der Arbeiterschaft wird gebeten. Lichterfelve. Die bevorstehende Ersatzwahl zur Gemeindevertretung im äst» lichen Bezirk hat unter den bürgerlichen„nationalen Bereinen"— so nennen sie sich, wahrscheinlich zum Beweis für ihren unpolitischen Charakter zum offenen Konflikt geführt. Als im Oktober v. I. der F aktor Kulbe von dem Kommunalverband, der die Kandidaten für Grundbesitzer- und sonstige Interessen ausfindig macht und dann auf den Schild erhebt, aufgestellt wurde, begegnete dieser Kandidatur ein großer Teil der bürgerlichen Wählerschaft mit nicht geringem Mißtrauen, da man Herrn Kulbe alles andere, nur nicht die Qualifikation zum Gemeindeverordneten zutraute. Der Sieg de» sozialdemokratischen Kandidaten, dessen Wahl jedoch von der Gemeindevertretung für ungültig erklärt wurde und weswegen nun die Ersatzwahl stattfindet, hat die Mißstimmung und die Un- Zufriedenheit mit dem bisherigen bürgerlichen Kandidaten in solchem Maße gesteigert, daß der„Südvercin" einen eigenen Kandidaten in der Person des Gemeindebeamten Liese nomi- nierte, während der„K o in in u n a l v e r b a n d", hinter dem als Hauptschieber die Grundbesitzer und der Handwerker-Perein stehen, voll und ganz an ihrem betvährten Herrn Kulbe festhalten, der nicht versäumte, in einer Versammlung sich ausS wärmste als Vertreter der Handwerker zu empfehlen. Darin braucht man natürlich absolut keine Gegnerschaft gegen die Grundbesitzer zu wittern— sonst wäre er nicht aufgestellt worden. Es ist ergötzlich im OrtS- blatt zu lesen, wie die beiden jetzt feindlichen Brüder ihre liebenS- würdigsten Seiten sich zukehren und den' Kandidaten von viS-ä-vi» gewissermaßen als eine Doppelnull bezeichnen. Ein Wortführer des Kommunalverbandes erklärte den Erkorenen deS SüdvereinS unter anderem auch deswegen als ungeeignet zum Gemeindever- treter, weil er die Interessen der Industrie nicht ge- nügend vertreten könne, worauf ihm prompt erwideit wurde,„daß Herr Liese die Wünsche und Beschwerden etwa der Gummifadrir mit ebensolch glühendem Eifer zu vertreten bereit sei wie Herr Kulbe." Es handelt sich also bei beiden bürgerlichen Kandidaten eingestandenermaßen gar nicht darum, Gemeinde-Jnteressen im Falle ihrer Wahl im Gemeindeporlament zu vertreten, sonder» solche gewisser Koterien und Jnteresscntengruppei., die fast aus- nahmSIo« gegen das Gesamtwohl sich richten. Zu diesem schönen Eingeständnis der beiden bürgerlichen Anwärter auf den Ge- meinderatssessel, P r i v a t- Interessen mit„glühendem Eifer" wahrnehmen zu wollen, kommt noch die überaus schätzenswerte Eigenschaft der völligen Abhängigkeit des Herrn Liese, die für die ersprießliche Tätigkeit eines Gemeindeverord- neten nicht nur wünschenswert, sondern absolut geboten erscheint. Die Gemeindewähler mögen sich doch einmal die Frage vorlegen, wie ein abhängiger Beamter der Gemeinde Steglitz eS fertig- bringen soll, als Gemeindeverordneter in Lichterfelde Miß» stände und auch Personen mit gebotener Schärfe zu kritisieren. Man kann daher begreifen, daß unter diesen Umständen die Be- geisterung der bürgerlichen Wähler für ihre Kandidaten eine redst mäßige ist und manche bestimmt mit deren Niederlage rechnen. Aber cö lväre ein verhängnisvoller Optimismus der Arbeiterschaft, wollte sie angesichts des Zwiespaltes im bürgerlichen Lager den Wahlkampf leicht nehmen und eS an intensivster Agitation fehle» lassen. Das Gegenteil muß der Fall sein: mit aller Energie muß der Sieg schon beim ersten Wahlgang errungen werden; denn in der Stichwahl finden sich die beihen feindlichen Brüder wieder zusammen; der Haß gegen die Sozialdemokratie ist stärker als die augenblickliche Mißstimmung darüber, wer die Ehre genießen soll, als Gemeindeverordneter Privat- und Sonder- Jnteressen zu vertreten. Nebenbei sei noch bewexkt, daß schon seit Monaten über das Vermögen des Gemeindeverordneten Wagner in der Dürerstraße das gerichtliche Konkursverfahren e» öffnet worden ist. Obwohl Wagner sein Amt nicht auSuben karun hat er sich bis heute geweigert, das Mandat in die Hände seiner Wähler zurückzugebeiu Es ist ein skandalöser Zustand, daß ein großer OrtSteil infolge dieser Weigerung auf lange Zeit hinaus von jedem Mitbestimmungsrecht in der Gemeinde ausgeschlossen bleibt. Die Gründe, warum Wagner sein Mandat nicht nieder- legt, lieg» ziemlich nahe: Der Bezirk des fallierten Gemeindever. ordneten wurde mit großer Wahrscheinlichkeit an die Sozialdemo- kratie verloren gehe». Und das sucht man solange wie möglich zu verhindern. Um so mehr müssen jetzt die Wähler vom Osten ihre Schuldigkeit tun und alles daran setzen, den ersten soiialdemo» kratischen Eemeindeverordneten ins Rathaus zu schicken. Nieder« Schönhause«. I« der gestrigen Notiz.In« Jrrenhau»' ist ein sinnentstellender fehler insofern vorhanden, als eS in der siebenten Druckzeil« statt, rau S. war auch vorher hinreichend darüber belehrt worden beißen muß: Frau S. war nicht vorher hinreichend darüber be- lehrt worden. Witterungsübersicht vom 1«. Mai 1913. Ctafloaen Swincmde. 763 ,2®® amburg 763 ANQ Jerlin 7620 Franks. a.M 75g NO München! 757 NO Wien 1 760, SO S £| 8? Wittel »« »4 »II i* H« 2 wvlkenl 1 wolkenl 3 halb bl>. 2 wolkig 4 bald od. I halb bd. «t-twnrn Haparando Petersburg SAllh Werdeen Paris \l 754 SB 759®B 762iSD 764'Stin 758» 41 [Ifl w..„ wollen! 2 bedeckt <<* Ii k T 4 10 11 Wetterprognose für Sonnabend, den 17. Mai 191S. Etwa« kühler bei ziemlich frischen nordwestlichen Winden iu»d langsam zunehmender Bewölkung ohne erhebliche Niederschläge. Berliner Bettervnr»«»�
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