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Verkäufer des Gutes nur den tatsächlichen Wert don 2.4 Millionen Kronen erhalten haben, und daß der ganze Rest, also eine Provision von 3 050 OVO Kronen, in der Hauptsache zwei als Vermittler fungierenden Abgeordneten der Regierungspartei zugefallen sei. Die Herren bestreiten das zwar, aber sie klagen nicht, trotzdem das Blatt sie dazu auffordert. Da es sich um zwei sehr regierungstreue Paria- mentarier handelt, die überdies zur engeren Garde des Polizei- Tisza gehören, wird die Sache schon stimmen. frankrdcb. Tie Soldatenrevoltc in Toul  . Paris  , 19. Mai. Zu den Vorfällen in Doul meldet die Agence Havas: Als der Platzmajor von Toul   allein auf dem Uebungsfelde Dommartin, auf welchem Soldaten gegen das Gesetz über die dreijährige Dien st zeit demonstriert hatten, anlangte und sie ausforderte, aus- einander zu gehen, erwiderten die Manifestanten:Lieber den Krieg! Wir wollen tvohl uns schlagen, aber nicht drei Jahre hier bleiben!" Zivilpersonen, Mitglieder von Schützen- vereinen, mutzten den Platzmajor, welcher noch verhandelte, befreien. Als eine Abteilung Kavallerie auf seinen Befehl erschien, zerstreuten sich die Manifestanten in Unordnung. Ein Leutnant in Zivil, der die Ordnung wieder herstellen wollte, wurde von ungefähr 13 Manifestanten übel behandelt. Zivilisten befreiten ihn, wiesen die Manifestanten zurecht und führten mehrere von ihnen zur Wache. Um 7 Uhr abends war die Ordnung wiederhergestellt. Der kommandierende General des 29. Korps traf abends in Toul   ein; er ist vom Kriegsminister beauftragt, einen Bericht über die Angelegen- iieit zu erstatten. Alle Offiziere erhielten den Befehl, sich nach den Kasernen und Baracken zu begeben. Spanien  . Attentatsjustiz. Aus Madrid   wird gemeldet: Die Untersuchung des Staats- anwalts im Prozeß gegen den Urheber des Anschlags gegen den König am 13. April hat folgendes ergeben: Der Angeschuldigte S a n ch e z A l e g r e hat gegen König Alfons zwei Rcvolverschüsse abgefeuert. Als er bereits von den Schutzleuten überwältigt auf dem Boden lag, ertönten zwei weitere Schüsse, die entweder ebenfalls von dem Angeschuldigten gegen den König oder gegen die ihn überwältigenden Schutzleute abgegeben oder auch von allein losgegangen sein können infolge der Bewegun- gen, die Sanchcz Alcgre machte, um sich von den Schutzleuten zu befreien. Der Anschlag war lange vorher überlegt. Aus diesem Grunde hat der Täter die Todes st rafe verwirkt. Falls er begnadigt werden sollte, würde gegen ihn, unabhängig von der an die Stelle der Todesstrafe tretenden Strafe, auf dauernden Verlust der politischen und bürgerlichen Rechte zu erkennen sein. Die Verhandlung des Prozesses beginnt in kurzem. Also zum Tode verurteilt, ehe der Prozeß überhaupt statt- gesunden hat! Die.unabhängigen" Richter wissen nun, wie sie sich zu verhalten haben. Tic Meinung des Verteidigers. Madrid  , 19. Mai. Der Verteidiger des wegen des Anschlags auf den König angeklagten Sanchcz Alegre hat ein« Bar- teidigungSschrift ausgearbeitet, in der er erklärt, daß der Angreifer Epileptiker und daher für seine Tat nicht voll verantwortlich sei; gegen ihn könne höchstens auf acht Jahre Zuchthaus erkannt werden. Portugal  . Mogolhöes Limo. Verschiedene Zeitungen hatten den letzten Putichversuch in Lissabon   auf die Initiative des Senators Magalhäes Lima zurückgeführt. In einem Schreiben an die internationale Presse wendet sich Lima   gegen diese Behauptung. Er ist seit fast einem Jahre außerhalb der Grenzen Portugals   auf einer Vortragsreise begriffen und ist an den Lissaboner   Vorgängen gänzlich unbeteiligt. Magalhäes Lima wird am kommende Sonnabend auch in Berlin   in einer öffentlichen Versammlung über Frei- denkerfragen reden. Cnglanci. Tie russischen   Schergen iu Aegypten  . London  , 17. Mai.  (Eig. Ber.) In Alexandrien   ist kurz vor Pfingsten der russische   Genosse Arles don russischen Schergen verhaftet worden. Genosse Arles   ist Mitglied der russischen Sozialdemokratie und ist in dieser Eigenschaft aus Rußland   flüchtig. Er ist auch der Organisator des Verbandes der Seeleute der russischen Handelsmarine und Redakteur des VerbandsorgansMoriak  "(Der Seemann  ), das er nach seiner Flucht aus Rußland   zuerst von Konstantinopel   und dann, als der Balkankrieg ausbrach, von Alexandrien   aus herausgab. Bei seiner Verhaftung wurden ihm die Bücher und die Mit- gliederliste des Verbandes konfisziert. 92un versucht die russische   Regierung, die Auslieferung des Verhafteten durch- zusetzen. Dagegen protestiert die englische Arbeiterbewegung mit aller Energie. Die Gcrichtsverhältnisse Aegyptens   sind etwas verwickelt. Es beliehen dort Konsulargerichtshöfe, die sich mit Kriminal- Prozessen gegen Ausländer und Zivilprozessen zwischen Aus- ländern derselben Nation befassen: ferner einheimische Gerichts- Höfe für die Aegypter und gemischte Gerichtshöfe, die haupt­sächlich Zivilsachen zwischen Ausländern verschiedener Nation oder Ausländern und Einheimischen regeln. Arles   ist nach den Bestimmungen der Konsulargerichtsbarkeit verhaftet worden, denen zufolge in Aegypten   ein kleines Rußland  cristiert, wo die Henker und Schergen des Väterchens nach Belieben schalten und walten können. Wird England nun den russischen Genossen ausliefern, den die russische   Polizei als flüchtigen politischen Verbrecher verhaftet hat? Wird England das Asylrecht in einem Lande, das es als sein eigen betrachtet, mit Füßen treten? Als vor etlichen Jahren Abdul Hamid   verlangte, man sollte ihm aus Aegypten   einige Jungtürken   ausliefern, schlug der englische Agent Lord Cromer   dieses Ansinnen rundweg ab. Ilnd was der Lord Cromer   vermochte, so schreibt der'Dafly Citizen". das wird der allmächtige Lord Kitchener   doch sicher vermögen. Die Nachricht von der Verhaftung des Genossen Arles  wurde dem Genossen Keir Hardie   tclegraphisch aus Wien   von dem Genossen Adler mitgeteilt. Keir Hardie   teilte darauf die Tatsachen sofort dem Sir Edward Grey   mit, den er ersuchte, einzuschreiten und zu verhindern, daß Arles   und die Gewerkschaftspapiere der russischen Regierung ausgeliefert würden. Schon haben eine Reihe englischer Ärbeiterorgani- sationen beini Auswärtigen Amte gegen die Verhaftung des politischen Flüchtlings in Aegypten   protestiert; so das Londoner  Gewerkschaftskartell, die Britische Sozialistische   Partei. Auch die Gesellschaft der Freunde der russischen   Freiheit hat Schritte zur Befteiung des Genossen Arles   unternommen. Scharfmacher und Gesandter. London  , 17. Mai.  (Eig. Bcr.) Es ist eins recht erfreuliche Er- scheinung der Zeit, daß die organisierte Arbeiterschaft aller Länder ein immer größer werdendes Interesse an der auswärtigen Politik und der Diplomatie der Regierungen bekundet. Auch die Personen- frage in der Diplomatie gewinnt für die Arbeiterschaft Bedeutung. was der Protest des Gewerkschaftskartells von Groß- New Jork gegen die Ernennung eines notorischen Scharfmachers zum Gesandten am englischen Hofe beweist. Vor kurzem hat der amerikanische   Präsident den Herrn Page zum amerikanischen  Gesandten in England ernannt. Dieser Herr ist ein Mit- glied der Firma Doubleday, Page u. Co.. Verleger, Buch- drucker und Buchbinder in der Garden City  , Long Island  , New Jork. Die Firma ist ein erbitterter Feind der organisierten Arbeiterschaft. Ihre Buchbinder befinden sich schon seit 12 Monaten im Ausstand. Bei den Buchdruckern steht daß Geschäft auf der Liste der ungerechten Arbeitgeber. So unerträglich sind die Arbeits- Verhältnisse in dieser Firma, daß selbst die Streikbrecher während eines Buchdruckerstreiks eS nicht länger aushalten konnten ünd davon- liefen. Gegen die Ernennung eines der Prinzipale dieses Ausbeuter- geschäfts zum Gesandten in England haben Min die organisierten Arbeiter von Groß-New Aork energisch Protest eingelegt und die Londoner   Arbeiter ersucht, ebenfalls gegen die Person des neuen Gesandten bei der englischen und amerikanischen   Re- gierung zu protestieren. Das Londoner   Gewerkschaftskartell ist dieser Aufforderung nachgekommen und hat an Sir Edward Grey  und an den Präsidenten Wilson eine Resolution geschickt, in der dieser aufgefordert wird, die Ernennung des Herrn Page rückgängig zu machen und ihn durch einen Mann zu ersetzen, dessen Anschauungen mehr im Einklang mit denen der amerikanischen  Arbeiter stehen und der der organisierten Arbeiterschaft Groß- britannienS annehmbarer ist. Sir Edward Grey   wird aufgefordert, gegen die Ernennung des Herrn Page zum Gesandten in England Protest einzulegen. Das Londoner   Gewerkschaftslartell hat die Resolution auch an alle Gewerkschaftskartelle in Groß- britannien mit dem Ersuchen geschickt, in ähnlicher Weise bei der Regierung gegen die Ehrung des Scharfmacher? zu protestieren. Herr Page wird sich voraussichtlich auf einen lebhaften Empfang in England vorbereiten müssen. ftolland. Ein Borstoß gegen die organisierten Kricgsschiffsmatrosen. Amsterdam  , 17. Mai.  (Eig. Bcr.) Aus Nicderländisch-Jndien kommt die Nach- richt, daß dort nicht weniger als 97 Matrosen und Marine- soldaten wegen antimilitaristischen Verhaltens entlassen worden seien. Dieses Vorgehen ist die Folge eines Zirkulars, das der Marineminister Colyn jüngst erlassen hat und in welchem er die Kommandanten der Kriegsschiffe auffordert, alles Schiffs- personal zu entfernen, das sich irgendwie disziplinwidrig be- tätige oder aniimilttaristisch angekränkelt sei. In erster Linie werden die Funktionäre des Matrosenverbandes geopfert. Der Minister hofft hierdurch nicht nur den Sozialismus unter den Schiffsmannschaften zu vernichten, sondern erstrebt damit auch. die Berufsbemannung der Flotte durch eine Marinemiliz zu ersetzen. Von dieser letzten Maßnahme erhofft er eine Auf- lehnung des Bürgertums gegen die moderne Arbeiter- bewegung. Da die Arbeiterbewegung auf die Flotte über- greift, will der Minister nun vortäuschen, er sei gezwungen gewesen, die Bemannung aus den zuverlässigen bürgerlichen Kreisen zu nehmen. Orden für Wahlloften. Amsterdam  , 18. Mai.  (Eig. Bericht.) Eine spaßhafte Ge> schichte bringt ein wenig Humor in die Wahlkampagne. Kurz nach den vorigen Generalwahlen im Jahre 1999 teilte da» sozialdemo« kratische Zentralorgan ,Het Volk" mit, daß der frühere klerikale Minister Kuyper einen jüdischen Talmi-, Baron" Lehmann, einen schwerreichen Mann von absoluter BedeuwngSlosigkeit und sehr wenig christlicher Lebenshaltung für einen hohen Orden in Vorschlag ge- bracht habe, weil er eine große Geldsumme für den klerikalen Wahl- fondS zur Verfügung gestellt hatte. Die Sache machte damals großes Aufsehen und führte zu Enthüllungen über die Beziehungen des frommen Ministers mit Damen der Halbwelt, die der»christ- lichen" Politik Kuypexs nicht gerade zum Vorteil gereichten. Jetzt ist bekannt geworden, daß der Baron Lehmann wiederum für einen hohen Orden in Vorschlag gebracht wurde. Der Borschlag soll diesmal vom... Prinzen Heinrich, dem Gatten der Königin, ausgegangen sein, und zwar in dessen Eigenschaft als Ehrenpräsident des Roten Kreuzes; Lehmann hat. um den heißersthnten Orden endlich zu ergattern, sämtliche Kosten einer nach Griechenland   ge- sandten Ambulanz auf sich genommen. Der vorsichtige klerikale Minister HeemSkerk hat sich aber, wenigstens vorläufig, geweigert, dem Vorschlag Folge zu leiste». Er will, wie eine Haager Zeitung berichtet, erst nach den Juniwahlen seine Entscheidung treffen. WaS die Wahlen mit einer Ordens- Verleihung für die Ausstattung einer Ambulanz zu schaffen haben, wäre natürlich unerklärlich, wenn man die Vorgeschichte nicht kenne» würde: Der Minister hält eS für die klerikalen Wahlaussichten zu- träglicher, die anrüchige Kuypersche OrdenSaffäre vor den Wahlen nicht wieder neu zu beleben. Zu spät, alle Welt lacht über den Baron Lehmann und den vorsichtigen Minister! Hfrika. Verlustreiche Kämpfe in Tripolis  . Benghafi, 18. Müi- General Mambretti telegraphiert aus T e r n a: In Boraussicht einer Operation gegen das Lager bei Ettarigi verließ ich am Morgen des 16. mit einem Teil meiner Streitkräfte die Befestigungslinien, um die Zugänge zum feind- lichen Lager festzustellen. Gegen 11 Uhr bemächtigte sich meine Kolonne nach erbittertem Kampfe der verschanzten Höhen von Sidi Garda und Raselain. welche sie vom Feinde stark besetzt gefunden hatte. Während die Truppen ausruhten, erfolgte gegen 1 Uhr nach- mittags ein neuer lebhafter Angriff des Feindes auf ihre Flanken, besonders auf die linke Flanke in der Richtung des Araber- und Beduinenlagerö von Partuba. Der erbitterte Kampf endete mit einem Rückzug des Feindes, als unsere Reserven in Aktion traten. Am Abend kehrten unsere Truppen in Ordnung nach Der na zurück. Die feindlichen Verluste sind sehr schwere. Die V c r l u st e ans italienischer Seite betragen: Sieben Offiziere und 7 2 Soldaten tot, 29 Offizicrc, 239 Mann der- w u n d c t die Mehrzahl davon seicht. Klus der Partei. Ein unhaltbarer Beschluß! Wie bereits mitgeteilt, hat die Berliner   Generalversamm- lung sich in einer außerordentlichen Sitzung mit dem Fall B o r ch a r d t befaßt und den Protest gegen seine Kandidatur zurückgewiesen. Für uns scheidet die persönliche Seite der Angelegenheit völlig aus, doch sehen wir uns im Interesse der Gesamtpartei zu folgender Feststellung genötigt: Die Generalversammlung hat sich die cinsttnlmige Ent- scheidung der Untersuchungskommission zu eigen gemacht, die dahin geht, daß Borchardt gegen andere ParteigenossenVor- würfe in einer gröblichst leichtfertigen und unverantwortlichen Weise erhoben" hat. Danach hätte als einzig mögliche Konsequenz erwattet werden müssen, daß Borchardt die Fähigkeit zur Bekleidung des Landtagsabgeordneten- Mandats aberkannt werde. Den Spruch der Untersuchungskommission zu akzeptieren, jedoch die Konsequenzen daraus abzulehnen, ist ein Widerspruch. Denn das Parteiinteresse verlangt, daß alle Vertrauenspersonen der Partei völlig vorwurfsfrei dastehen. Wir möchten deshalb der Erwartung Ausdruck geben, daß dieser Widerspruch durch ein in dem Parteistatut vorgesehenes Verfahren ein Schieds­gericht beseitigt werde._ Ein Nichtbestätigter. In W i l d e n s p r i n g im Thüringer Wald   wählte der Ge- meinderat den Genossen Eduard K l e t t als Schultheißenstelloertreter. Obwohl Klelt diesen Posten schon früher zur allgemeinen Zufrieden- heit bekleidet hat, versagle der zuständige- Landrat die Bestätigung, da Klett   Sozialdemokrat und Vorsitzender der Ortsgruppe Wilden- spring ist. Nun hat die S Ä w a r z b u r g- R u d o l st ä d t i s ch e Regierung das Wort, die im Landtage den Etat au? den Händen der Sozialdemokratie nimmt.___ Aus den Organisationen. Der sozialdemokratische Verein für die ReichStagSwahIlreise München I und II hat im letzten Jahre eine Einnahme von 69 689,99 M. Dazu kommt der Kassenbestand vom I.Juli 1912 von 21, 228, öl M. Dem stehen Ausgaben von 69 694,87 M. gegenüber. Somit beträgt der Kassenbestand am 1. April 1913 21 228,23 M. Nach dem soeben herausgegebenen Geschäftsbericht wurde das letzte Jahr durch die große langanhaltende Arbeitslosigkeit, die besonders im Baugewerbe in einem seit Jahren nicht mehr vorhandenen Um- fang herrschte und noch herrscht, schwer beeinträchtigt. Trotz- deni kann konstatiert werden, daß die nie ruhende münd« liche und schriftliche Agitation einen größeren Mitglieder- Verlust ve-hindert hat. Aufgenommen in den Verein wurden 2347 Mitglieder, davon 498 Frauen, denen ein Verlust von 24öS(1369 durch Abreise, 952 durch Austritt, 98 durch Tod, 45 durch Streichung) Mitgliedern gegenübersteht. DaS Versammlungs­wesen war ein rege-Z, der Wunsch nach Aufklärung war überall vor- Händen. Der Wissensdrang der Genossen wurde nach Möglichkeit gestillt, sei es durch Vorträge und Kurse, die der BildungSauSschuß arrangierte, oder durch Abhaltung zahlreicher Volks- und Sektions- Versammlungen. In den öffentlichen Versammlungen wurden in der Hauptsache die wahnwitzigen Rüstungsvorlagen, die unerträgliche Verteuerung des Lebens und die Aus- Pressung de§ Volkes durch ungerechte Steuern behandelt. Ein besonderes Augenmerk wurde der Agitation unter den Frauen geschenkt. ES fandcu vier große öffentliche Frauonversammlungen statt. Der proletarische Frauentag am 2. März 1913 fand seiiicn sichtbaren Ausdruck in sieven sehr gut besuchten Versammlungen. Außerdem fanden noch in den einzelnen Sektionen 64 öffentliche Frauenversammlungen und 36 Frauenabende statt. Eine sehr rührig«. Tätigkeit entfalteten die Genossen in den Sektionen und Ortsvercinen. Es fanden 69 öffentliche und 322 Settionsversammlungen statt. Die Sektionen und Ortsvereine hatten eine eigene Einnahme von 15191,85 M. und einen Kassenbestand von 7935,86 M. Zur Vor­bereitung der im nächsten Jahre stattfindenden Gemeindewahlen wurde ein Aktionsausschuß gewählt. Der Ausschuß hat seine Tätigkeit schon seit längerem begonnen. Die Agitation und finan- zielle Fundierung der Wahlen zur Angestelltenversicherung für die freie Vereinigung der Arbeitgeber wurde mit gutem Erfolge durch- geführt. Die Zahl der Miiglieder beträgt 18 348. Die Zahl der Ortsvereine ist von 15 auf 18 gestiegen. Berfolgungen der Arbeiterbewegung in Bosnien   und der Herzegowina. Unter dem Druck der Kriegsspannung ist die Arbeiterbewegung in Bosnien   und der Herzegowina einer beispiellosen Verfolgung durch die österreichischen Behörden ausgesetzt. Dem I n t e r- nationalen S ö z i a l i st i s ch e n Bureau iu Brüssel wurde darüber geschrieben: .Unsere politischen Rechte, die ohnehin sehr gering sind, wurden immer mehr eingeschränkt, die Zensur wurde immer schärfer. So wurde der verantwortliche Redakieur des Parteiorgan-! wegen eines Artikels, in welchem dagegen protestiert wird, daß sich Oesterreich  in die Balkanfrage mischt, zu drei Monaten Arreststrafe verurteilt. Durch die teilweise Mobilisierung wurden unsere Organisationen sehr geschwächt. Die Krise erreichte ihren Höhepunkt am 3. Mai. An diesem Tage wurde das AuSnahmcrecht proklamiert. Durch das Ausnahme- recht wurde die Partei, die illegal bestand und die Gewerkschaften. die legal waren, aufgelöst. Alle gewerkschaftlichen Organisationen sowie die Redaktion unseres Parteiblattes hatten im Arbeiterheim ihre Bureaus. Das Arbeiterheim ist Eigentum der Gewerkschaft-!- kommission und bewertet sich aus 159 999 Kronen. Am 3. Mai, um 8 Uhr morgens, als der Ausnahmezustand proklamiert wurde, kamen fünf Regierungsbeamte in das Arbeiterheim, erklärten, daß die poli- tischen und gewerkschaftlichen Organisationen aufgelöst seien und forderten die Uebergabe des Vermögens und der Gelder der Organi- sationen. Sie übernahmen alle Kassenbücher und zirka 21 999 Kronen. Alle Bureau? der Gewerkschaften wurden versiegelt- Mit den Regierungsbeamten kam auch eine Abteilung Militär ins Arbeiterheim  , die von allen Lokalitäten, der Restauration, den: Lesesaal und den sonstigen Räumen Besitz nahm. Im Parteisekretariat hat der Kompegnielommandant sein Bureau eingerichtet. 359 Sol- daten liegen im Arbeiterheim. Obzwar wir im Fall eines Kriege« schärfere Maßregeln erwarteten, haben wir doch nicht erwartet, daß man uns von unserem eigenen Hause verjagen und die Gewerkschafts- organisationeu auflösen werde, die Arbeitslose und Kranke zu unter- stützen haben. Die Mitglieder dieser Organisationen, von welchen ein großer Teil beschäftigungslos ist. können keine Unterstützungen bekommen, da das Vermögen der Organisationen von der Regierung konfisziert wurde. Am 6. Mai mußte auch die Redaktion aus dem Arbeiterheim ausziehen: binnen vier Stunden mußte die Redaktion geräumt sein. In der Nummer des ParteiblaUeS vom 3. Mai wurden 1499 Zeilen konfisziert. Nach den jetzigen Verordnungen untersteht die Zeitung der Zensur der Militärbehörde; dort liegt sie sechs Stunden uud dann erst darf sie ausgegeben werden. Im Falle einer Kon- stSkation des Blattes muß der konfiszierte Teil mit anderem Material ausgefüllt und erneut zur Zensur geschickt werden. Unter diesen Umständen kann da? Blatt bis auf weiteres nur zweimal wöchentlich erscheinen. Die Arbeiterbewegung ist durch diese-! Vorgehen sehr stark ge- troffen. Die junge Partei, die während der kurzen Zeit ihres Be- stehen« schon große Erfolge zu verzeichnen hat, appelliert an da« internationale Proletariat, daß es ür seiner Presse und in den Parlamenten seine Stimme gegen solche Schikanen erheben möge.