verband beigetreten. Aber ich bekam verschiedene Streitigkette» und bin deshalb wieder ausgetreten. ES behagte mirnicht, jeden Sonntag in die Versammlung zu gehen und so hoheBeiträge zu bezahlen. Eines Tages bekam ich eine schriftliche Ausforderung, mich an einer Flugblattverbreitung zu beteiligen. Dashatte ich noch immer abgelehnt und deshalb schickte ich, als dieseAufforderung kam, auch mein Mitgliedsbuch zurück und erklärtemeinen Austritt.— Präs.: Sie gingen dann nach Berlin.—An gelt.: Nein, zunächst nach Magdeburg und erst dann nachBerlin.— Präs.: In Berlin haben sich nun wieder politischeWandlungen in Ihnen vollzogen.— A n g e k l.: Ich hatte auch inBerlin leinen Anschluß. Ich suchte ihn zunächst bei der Arbeitsstellenvermittelung des Verbandes der Metallindvstriellen. Aberdie Leute hatten einen zu großen Lokalpatriolismus. Arbeitbekam nur, wer schon sechs Monate in Berlin gearbeitet hatte. Ichsah mich daher in anderer Weise nach Arbeit um, bekam aber erstdurch den Verband der Metallindustriellen Arbeit.— Präs.: Sie. sind doch aber dann wieder dem Deutschen Metallarbeiterverband beigetreten?— Angekl.: DieKollege» waren alle in diesem sozialdemokratischen Verband undersuchten mich, ebenfalls beizutreten. Ich wollte zuerst nicht.Aber man sagte mir, es wäre nicht schön von mir, wenn ich alleindraußen bliebe. Deshalb bin ich schließlich beigetreten.— Präs.:Sie haben aber noch ein Weiteres getan. Sie sind sogarVertrauensmann geworden. Sie müssen der Sachedoch also ein persönliches Interesse entgegengebracht haben.—Angekl.: Die Tatsache ist richtig. Es wollte niemand die Einkassicrung der Beiträge übernehmen und deshalb habe ich michschließlich dazu bereit erklärt. Als ich meine Arbeit verlor, hat mirübrigens der Hauptvertrauensmann gesagt, daß er mit mir sehrzufrieden gewesen sei.— Präs.: Warum sind Sie nun wiederaus dem Metallarbeiterverbande ausgetreten?—Angekl.: Weil mir Verschiedenes nicht paßte.— Präs.: Alsoohne bestimmten Anlaß?— Angekl.: Jawohl.— Präs.: AlsSie nun wieder nach Wien gekommen waren, hat sich abermalsbei Ihnen eine politische Wandlung vollzogen?— A n g e k l.: Ichtrat dem Christlichen Gewerkschaflsverbande bei.— Präs.: Siewaren sogar einige Zeit Obmann?— Angekl.: Jawohl, geradedeshalb wurde ich von den Sozialdemokraten verfolgt und aus derArbeit gedrängt.— Präs.: Sie haben doch aber lange Zeit beim„Vulkan" gearbeitet und dort sind Arbeiter der verschiedenstenParteirichtungen tätig. Ihre Entlassung kann also nicht von einerbestimmten Partei veranlaßt worden sein.— Angekl.: Manhat mich hinausgeekelt. Man hat sich sogar, als ich beiHübner und Mayer arbeitete, von mir zurückgezogen unddie Arbeiter haben eine richtige Demonstration gegenmich veranstaltet.— Präs.: Sie haben doch aber verschiedeneArbeitsplätze aus eigenem Antrieb verlassen I— Angekl.: Das istrichtig, aber am häufigsten war die Sozialdemokral ie der Anlaß.Kaum hatte ich Arbeit gefunden, als auch schon telephonisch dieNachricht dorthin gegeben wurde, mich herauszuekeln. In Ber-sammlungen soll beschlossen worden sein, mich nicht arbeiten zulassen. Diese ganze Aktion gegen mich geht von den Machthabern derSozialdemokratie aus. Deshalb wird von den organisierten Arbeiternüberall verlangt, daß ich entlassen werde, und deshalb kann ich keineArbeit mehr bekommen. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, daß ich vogelfreibin und ich habe mich auch an die Staatsanwaltschaft um Schutz gegendiese Verfolgungen gewandt. Aber die Staatsanwaltschaft verwiesmich an die Polizei und die Polizei kam mit Zuständigkeitsbedenken.Dadurch wurde meine Lage immer verbitterter, ich fühlte mich voll-kommen schutzlos und ich habe Nächte lang darüber nachgedacht,was werden solle. Ich hatte mir schon vorher den Revolver gekaust.Aber ich wollte die Sache zunächst einstweilen beiseite legen und da-her verschloß ich den Revolver. Nur wenn ich keine Arbeit bekommenwürde, sollte etwas geschehen.— Präs.: Es ist Ihnen aber gerade indieser Zeit Arbeit angeboten worden, die Sie abgelehnt haben.—Angekl.:Jchsollte einmal eineStelle für 13Gulden wöchentlich bekommen,wofür ich die Arbeit eines ungelernten Hilfsarbeiters leisten sollte.Das paßte mir nicht.— Präs.: Warum nicht.— Angekl.: Dasist nicht standeswürdig, und jeder Sozialdemokrat wird das einsehen.— Präs.: Sie hätten aber doch wenigstens Arbeit und Verdienstgehabt. So aber haben Sie Ihre Gesamtersparnisse von 2500 Kr.verzehrt. Wann war denn das Geld zu Ende.— Angekl.:Im Februar 1913. Ich habe nun auf einen Zufall gehofft,der mir Arbeit geben sollte. Als mein Geld alle war,sah ich, daß die Ersparniffe von 23 Jahren weg waren. Dakam mir der Gedanke: Jetzt kannst Du nichts mehr verlieren,jetzt wirst Du Dir bei den Roten Ruhe schaffen. Präs.:Was wollten Sie denn dem Abgeordneten Schuhmeier antun?Angekl.: Ihn erschießen.— Präs.: Aver damit hatten Sie docherst recht nicht Ruhe. Sie mußten doch sofort damit rechnen, der-haftet zu werden l— A n g e k l.: Da? konnte ich mir gar nicht denken.Tagebl." vom Staatsanwalt beschlagnahmt worden. Hoffentlichmacht der Sittlichkeitswächter ganze Arbeit und läßt nun auch dieschuldigen Originale, die viel verführerischer sind als die kleinenVervielfältigungen, einstampfen und verbrennen.— Richard Strauß hat der Wiener Konzerthausgesellschafteine Komposition für großes Orchester gewidmet, die sich„FestlichesPräludium" betitelt.— Kunst in der Eisenbahn. Der Bund deutscherVerkehrsvereine und der Verlag R. Voigtländer in Leipzig erlasien' ei» Preisausschreiben für farbige Steiuzeichnungen, die u. a. auchzum Schmuck der Eisenbahnwagen geeignet sind. Man denkt dabeian Landschafts- und Städtebilder.— Brand u. Co. Die Geschmacklosigkeit moderner Reklamewurde hier neulich gegeißelt, als ein Hamburger Tingeltangel sichNietzsches Namen bediente. Ein ähnlicher Fall wird uns aus Berlinmitgeteilt. Auf dem Theaterzettel des Theaters an der KöniggrätzerStraße, das Ibsens„Brand" aufführt, macht eine Firma Brand u. Co.für ihren Weinhandel Propaganda. Sie benutzt außer der fatalenNamensgleichheit das Zitat ans Ibsens„Brand" dazu:„Ideen stillenleinen Durst". Smart, nicht wahr?— Eine Lupusheil st ätte wurde in Gegenwart vonVertretern der Wissenschaft aus ganz Deutschland und der städtischenBehörden in Gießen ihrer Bestimmung übergeben. Es ist damitdas erste Krankenhaus in Deutschland entstanden, in dem die be-dauernSwerten Opfer dieser schrecklichen Krankheit einer Spezial-behandlung unterzogen werden, und gleichzeitig eine Stätte ge-schaffen, in der sich die wissenschaftliche Erforschung dieser Form derTuberkulose betätigen wird.— E i n Denkmal für Wilbur Wright. Zur Er-innerung an die Leistungen Wilbur Wrights, der gemeinsam mitseinem Bruder Orville die erste durch mechanische Kräfte getriebeneFlugmaschine konstruierte, wird unter dem Protektorate der britischenAeronautischen Gesellschaft ein Denkmal errichtet werden.— Eine staatliche Sinfoniekapelle. In der gesetz-gebenden Körperschaft des Staates Pennsylvanien wurde derAntrag eingebracht, eine Sinfoniekapclle zu begründen, der einestaatliche Subvention von 300 000 Dollar auf zwei Jahre gewährtwerden soll unter der Bedingung, mit 43 Künstlern 33 Konzertewäbrend der Saison zu geben. Dem staatlichen Leiter des öffent-lichen Unterrichts soll dabei ein Recht der Ueberwachung eingeräumtwerden.— Der Mut des Bücherwurms. Der russische Biblio-graph Bitowt in Moskau, der ein Verzeichnis sämtlicher Bücher,die seit 1708 in Rußland gedruckt wurden, hergestellt hatte— einWerk van 20 Bänden, das eben zum Druck reif war— ist durcheine FeuerSbrunst um das Ergebnis seiner zwanzigjährigen Arbeitgebracht worden. Er will aber die Arbeit sofort noch einmal be-ginnen.— Die Konsultation auf der Straße. Eines Tageseilte, so erzählt der„Gil VlaS", ein bekannter Arzt Lyons schleunigenSchritts über die Straße, um zu einenr Schwerkranken zu gelangen,als ihn eine Dame, die ihn nur flüchtig kannte, anhielt.„Nur einenAugenblick, Herr Doktor, ich weiß ja, Ihre Zeit ist kostbar. Aberaeben Sie mir doch einen kleinen Rat I"„Gern, Madame," sagteder Arzt und blieb stehen,„bitte, ziehen Sie sich ausi.«Wie konnte ich verhaftet werden, wenn ich nichts weiter wollte, alsmir aus einer verzweifelten Stimmung heraus Ruhe zu verschaffen.—Präs.: Aus Ihrem ganzen Vorgehen geht hervor, daß von einerverzweifelten Stimmung bei Ihnen gar keine Rede sein kann. Wie kannman von einer verzweifelten Stimmung bei einem Mann reden, der vonseinen Ersparniffen lebt und der, als das Geld alle ist, auf einenLotteriegewinn hofft. Weiter halte ich Ihnen vor, daß Ihre Behauptung, Sie seien schutzlos gewesen, nicht nur nicht richtig, sonderndirekt unwahr ist. Gerade Sie sind doch derjenige, der eS verstanden hat, sich Recht zu verschaffen. Sie haben Ihre Kameradenwegen Erpressung angezeigt. Und dann geht aus Ihrerganzen Darstellung deutlich hervor, mit welcher Ruheund Uederlegenheit Sie die Tat ausgeführt und welchgroße Befriedigung Sie nach der Tat gezeigt haben.—Weshalb haben Sie nun die Tat nicht in Stockerau ausgeführt?—Angekl.: Ich bin unterwegs ausgestiegen und planlos herum-geirrt.— Präs.: Gewiß, Sie sind in Klosterneuburg spazierengegangen, aber Sie haben doch auch in einem Gasthaus zum Nacht-mahl 3 Pilsener getrunken und einen Gulyas verzehrt. Das läßtdoch auch nicht darauf schließen, daß Sie sich in einer sohochgradigen Gemütsbewegung befunden haben.— Angekl.: Ichsah die anderen Leute essen und da habe ich mir auch etwas zumEssen bestellt. Ich bin dann nach Wien zurückgefahren, habe Schuhmeieraufgelauert, zog den Revolver und da war auch schon das Malheurpassiert. Ich hatte losgedrückt und Schuhmacher lag auf dem Boden— Präs.: Wußten Sie in dem Augenblick, was Sie wollten?—Angekl.:(Nach einigem Besinnen): Ich habe schießen wollen.—' r ä s.: Sie wollten also den Abg. Schuhmacher niederschießen?—Angekl.: Das kann ich heute nicht sagen.— Präs.: Sie wollenuns anscheinend glauben machen, daß Sie beim Schuß nicht HerrIhrer Sinne waren.— Angekl.: Das war ich auch nicht.—r ä s.: Nun, dieses Verhalten macht einen sonderbaren Eindruck.Sie möchten auf der einen Seite die Pose beibehalten, auf deranderen Seite aber eine gewisse Abschwächung herbeiführen.—Angekl.: WaS ist den» da abzuschwächen?— Präs.: In der Voruntersuchung haben Sie erklärt, daß Sie sich haben rächen wollen.— Angekl.: Ich wollte mir Ruhe verschaffen. Ich habeniemals etwas anderes gesagt. Wenn in den Protokollen etwas au-deres steht, so hat das der.Polizeikommissar nach Gutdünken herein-gebracht.— Präs.: Sie haben sich die Protokolle mehrfach vorlesenlassen, bevor Sie sie unterschrieben haben, und Sie find auch nichtder Mann, der sich falsche Protokolle gefallen lassen würde.Es wurde nunmehr außer der Reihe Artillerieoffizier Pum-merer als Schießsachverständiger vernommen. Er gibt an, daß,wenn das Geschoß wie ein Dumdumgeschoß hätte wirken sollen, esnicht angefeilt hätte sein dürfen.— S t a a t s a n w.: Es ist aber Tat-sache, daß der Angeklagte das Geschoß eigens dadurch für seine Tathergerichtet hat, daß er den Stahlmantel an der Spitze spaltete, umdamit eine verheerende Wirkung zu erzielen.— S a ch v e r st.:Das wird jedenfalls sein Plan gewesen sein, aber an sich wirddas durch eine solche Maßnahme nicht herbeigeführt.— A n g e k:Ich bin kein Schütz� Aber ich habe mir gesagt, daß ich etwastun müsse, um, wenn ich daneben schieße, wenigstens eine tüchtigeFleischwunde herbeizuführen. Die Kugel sollte, wenn sie aus demLauf herauskommr, auseinandergehen. Wenn es nach mir gegangenwäre, dann hätte Schuhmeier durch den Schuß einen Kopfstich be-kommen und die Kugel wäre nicht in den Kopf eingedrungen.—S t a a t s a n w.: Die ganze heutige Vernehmung des Angeklagtenmacht den Eindruck, daß der Angeklagte zurückziehen will. Ich stelleest, daß der Angeklagte, wenn er in der Lotterie gewonnenhätte, er an der Börse spekuliert hätte und Schuhmeierund alle anderen sozialdemokratischen Führer wären ihm gleich-gültig gewesen.— Rechtsanwalt O r n st e i n, Vertreter der FamilieSchuhmeier: Wer find denn die Machthaber der Sozialdemokratie,die gegen den Angeklagten gearbeitet haben sollen?— Angekl.:Ich habe mir vorgenommen, auf Ihre Fragen keine Antwort zugeben.Am Schluß der Sitzung wurde eine Reihe von Tatzeugen ver-nommen, die im einzelnen angaben, wie der Angeklagte vorgegangenist. Sie bestätigten, daß der Angeklagte nach Abfeuerung desSchuffes gerufen hat:„Das ist meine Rachel" oder„DaS ist meineWaffe!" Als man ihn festgenommen hatte, rief er:„Auslassen I"und fügte hinzu:„Wer mir nichts tut, dem tue ich auch nichts, ichbin froh, daß ich keinen Unschuldigen getroffen Habel"Die Verhandlung wird am Dienstag fortgesetzt.Zentralverband der Slhiffszimmkrer Deutschlands.Hamburg, den 18. Mai.Der Verband hält nach dreijähriger Geschäftsperiode vom 18.bis 22. d. M. im Hamburger Gewerkschaftshaus seine Gcneralver-ominlung ab.Der gedruckte Geschäftsbericht besagst daß das Aufblühen desHandels nach der letzten Krise und der gesteigerte Verkehr derSchiffbauindustrie ganz enorme Aufträge zugeführt hat, so daßeinzelne Werften auf Jahre hinaus mit Arbeiten versehen sindund neue Aufträge nur noch zu langfristigen Lieferungsbedingungenübernehmen. Der Untergang des englischen NiesendampfersTitanic;" im April 1912 war Anlaß, zu der Forderung, auf denPaffagierdampfern genügenden Bootsraum für alle an Bord be-Endlichen Menschen zu schaffen. Die deutschen Bootswerftenwurden auf Grund dieses Anlasses von den Reedereien ebenfallsmit Aufträgen versehen, ja ein Teil der Aufträge mußte noch demAusland überwiesen werden, weil die Bootswerften wegen Ueber-Häufung mit Arbeit die verlangten kurzen Lieferungsfristen nichtannehmen konnten. So war auch für die Bootswerften ein sehrlotter Geschäftsgang zu verzeichnen. Anders gestaltete sich diesBild für die F l u ß s ch i f f s w e r f t e n. Die groß« Dürre desSommers 1911 und der damit verbundene niedrige Wasserstandder natürlichen und künstlichen Wasserstraßen ist für die Vinnen-'chiffahrt von unheilvollem Einfluß gewesen. Nicht nur, daß in»er für die Schiffahrt günstigen Jahreszeit die Kähne monatelangnur mit halber Fracht verkehren konnten, wurde auch durch dieEinführung der Notstandstarife, der Ermäßigung der Frachten fürFutter- und Düngemittel usw. auf den preußischen Eisenbahnendie Konkurrenzfähigkeit der Binnenschiffahrt in hohem Matze un-günstig beeinflußt. Doch durch die reichliche Arbeitsgelegenheit aufden Seeschiffs- und Bootswerften fanden die über-lüssigen Arbeitskräfte von den Flutzschiffswerften reichliche Ar-beitsgelegenbeit.Die Zahl der Lohnbewegungen ist wohl in keiner Geschäfts-Periode so groß gewesen wie in der verflossenen. Namentlich zeichnet'ich das Jahr 1912 in ganz hervorragender Weise durch die Zahlund den Umfang der Lohnbewegungen aus. Ueberall trat das Be-'treben in unseren Mitgliederkreisen klar zutage, als Ausgleich fürdie unerträglichen Teuerungsverhaltnisse eine Erhöhung der LöhneLöhne herbeizuführen. Daß dieses in den allermeisten Fällenohne Arbeitseinstellung möglich war, ist vor allem der äußerstgünstigen Konjunktur zu verdanken, die schon ohne Streik den„Mangel an Händen" fühlbar machte. Das Jahr 1911 brachte18 Lohnbewegungen ohne Arbeitseinstellungen, die für 228 Personeneine wöchentliche Lohnerhöhung von 324 M. erzielten: das Jahr1912 aber brachte 8 7 Lohnbewegungen, wodurch für 2273 Personenzusammen 2909 M. wöchentlicher Lohnerhöhung erreicht wurden,außerdem erreichten 190 Personen eine Arbeitszeitverkürzung voninsgesamt 1093 Stunden pro Woche. Außerdem fanden in beidenJahren noch 21 Angriffs-, 17 Abwehrstrciks und 10 Aussperrungentatt, die mit teilweisem Erfolg, zum Teil aber resultatlos ver-liefen. Die Gesamtausgaben betrugen für die Kämpfe:Lohnbewegungen..... 217 M.Angriffsstreiks...... 6 399„Abwehrstreiks...... 6 398,Aussperrungen...... 12 953„Insgesamt 26 167 M.Der Bestand der Hauptkasse stieg, wie aus dem Berichts zu er-ehcn, vom JahresschlußMark auf 134 684,13 M.Der durchschnittliche Mitgliederbestand betrug im Jahre1911: 3666, im Jahre 1912: 3683. Am Jahresschluß 1911 betrugderselbe 3311 und am Schluß des Jahres 1912: 3763, so daß indiesem Jahre eine Zunahme von 232 Mitgliedern zu verzeichnen ist.Bei einer Mitgliederzahl von 4070 wurden im Jahre 1910 anArbeitslosenunterstützung 8393 M., an Krankenunterstütznng 13743 M.verausgabt, im Jahre 1911 bei 3666 Mitgliedern für Arbeitslosen-Unterstützung 7403 M., für Krankenunterstützung 13 743 M. DasJahr 1912 brachte bei 3683 Mitgliedern eine Ausgabe für Arbeits-losenunterstützung von 9716 M. und für Krankenunterstützung von14 623 M.Der Vorstandsbericht besagt dann weiter, daz der Austrag,Stellung zur Verschmelzungsfrage zu nehmen, nicht leicht zu lösenlvar. Ter Verbandsvorstand versuchte, mit dem DeutschenMctallarbeiterverband wie mit dem Holzarbeiter-verband anzuknüpfen; doch machte der MctallarbeiterverbandVorschläge— die als Grundlage der Verhandlungen dienensollten—, die der Vorstand des Schiffszimmererverbandes ablehneninußte, da die Trennung in reine Holz- oder Metallarbeiter fürdiesen Beruf unmöglich ist.Eine Konferenz der Verbände der Schiffszimmerer, Holz-arbeiter und Metallarbeiter führte dann zur folgenden Erklärung:„Der Vorstand des Verbandes der Schiffszimmerer erklärt,daß er nach Lage der Dinge nur den geschlossenen Anschlußunseres Verbandes an den.Holzarbeiterverband empfehlen kann,weil die meisten unserer Mitglieder nur in Holz arbeiten undaus taktischen Gründen eine Spaltung in Holz- und Metall-arbeiter nicht erwünscht ist. Mit der Absicht der Vorstände desHolz- und Metallarbeiterverbandes, nach erfolgtem Uebertrittunseres Verbandes eine Regelung der Zugehörigkeit ibrer Mit-glieder nach ihrer vornehmlichen oder ausschließlichen Beschäfti-gung vorzunehmen, erklären wir uns einverstanden."Ferner besagt der Bericht, daß diese Lösung der Anschlußfragefür die Schiffszimmerer keine ideale ist, daß es aber unter denobwaltenden Umständen die einzig mögliche Lösung ist. DieGeneralversammlung wird also auch hierüber wohl die richtigeEntscheidung treffen.Wir wünschen den Beratungen guten Erfolg im Interesse dergesamten Arbeiterbewegung."Ziigeuclbewegiing.Wie Jungdeutschland Jugendheime schafft.Auf der Hauptversammlung des Jungdeutschlandbundes inBerlin teilte der Geschäftsführer, Generalinajor z. D. Jung, mit,daß der Bund auch in der Gründung von Jugendheimen Fortschrittemache. In Wahrheit ist der Bund an diesem Erfolge völlig un-schuldig. Die Heime werden von behördlichen Organen init Hilfeöffentlicher Mittel errichtet und skrupellos dem Bunde ausgeliefert.Eine Petition des Magistrats der Stadt Hameln an den Kriegs-minister, die um Zuweisung eines neu zu errichtenden Truppenteilsnach Hameln bittet, gibt Aufschluß darüber, wie diese Jugendheimezustande kommen. Es heißt darin u. a.:Als Se. Exzellenz, der Generalfeldmarschall V. d. Goltz, dieherrliche Jungdeutschlandbewegung ins Leben rief,da fand sein Ruf in der Stadt Hameln den kräftigsten Widerhallmit der Wirkung, daß noch in diesem Monat das erste Heimdes Jungdeutschlandbundes im ganzen Deutschen Reiche in Gegen-wart des Feldmarschalls eingeweiht werden wird.Dieser Bau ist nur dadurch möglich geworden, daß die StadtHameln dazu den Bauplatz unentgeltlich zur Ver-fügung gestellt und dem Bunde ein Darlehe ic von50 000 Mark gewährt hat.Das Verfahren der Stadt Hameln ist ein unerhörter Mißbrauchstädtischer Mittel. Arbeitereltern, denen das Wohl ihrer Kinder amHerzen liegt, werden diese nicht in ein Jugendheim schicken, das,einem ebenso unpädagogischen wie politischen Zweck, der Bekämpfungder Arbeiterbewegung dienen soll.*Hub Indurtrie und Handel.Krupp und die ungarische Kauoueufabrik.AuS Budapest wird uns geschrieben: Die Firma Krupp,deren BestechungSaffäre vor kurzem in Deutschland Aufsehen hervor-rief, hat nun im Zusammenhange mit der neu zu errichtenden ungari«chen Kanonenfabril eine eigene kleine ungarische Skandalaffäre.Wie bereits gemeldet wurde, hatte die ungarische Regierung die Er-richtung einer Kanonenfabrik in Raab beschloffen, die von den Skoda-werken errichtet werden soll. Als der Etat der neu zu errichtendenKanonenfabrik veröffentlicht wurde, fand man darin einen Para-graphen, wonach die ungarische Regierung eine Million Kronen andie Firma Krupp zu zahlen hat— für die Ueberlassung der Ge-Heimnisse der Tiegelstahlfabrikation. Diese Begründung erregte inganz Ungarn ein sehr peinliches Aufsehen. Es ist jedermannbekannt, daß die Geheimnisse der Tiegelstahlfabrikation nichtvon der Firma Krupp gekaust werden müßten. Esgibt in Ungarn selbst eine große Anzahl von Fabriken, dieTiegelstahl fabrizieren. Wofür soll also die ungarische Regierungder Firma Krupp eine Million zahlen? Die Erklärung ließ nichtlange auf sich warten. Es stellte sich heraus, daß die ungarischeRegierung durch die Vermittelung eines Reichstagsabgeordueten Ver-Handlungen mit der Firma Krupp gepflegt hatte, bevor noch dasGeschäft mit den Skodawerken abgeschlossen war. Als dann dieSkodawerke in Aktton traten, einigten sie sich mit der Firma Kruppauf die Weise, daß sie Krupp eine Million Kronen Entschädigungversprachen. Diese Million soll nun die ungarische Regierung be-zahlen. Außerdem hat sich die ungarische Regierung verpflichtet, dieKanonenrohre bei der Firma Krupp zu kaufen,— zu einem exorbitanthohen Preise(3,30 Kr. das Kilogramm). Die Frage, die nun inUngarn lebhaft wird, ist die: Wie viel hat bei diesem wunderbarenGeschäft der Abgeordnete verdient, der die Sache der Firma Kruppvor der ungarischen Regierung vertrat?Lage des deutschen Arbeitsmarktcs.Im Monat April 1913 hat sich das Verhältnis von Angebotund Nachfrage am deutschen Arbeirsmarkte nicht unerheblich ver-' ch l e ch t e r r. Es kamen im Berichtsmonat bei den an den„Ar-bejtsmarkl" berichtenden Arbeitsnachweisen auf je 100 offene Stellendurchschnittlich 123,3 Arbeitsuchende, das find 4.6 mehr als im Vor-monat. Im Vergleich zum Parallelmonat 1912 ergibt sich eineSteigerung des Andranges um 6,8. Daß von März auf April eineErhöhung des Andrangsniveaus eintritt, ist an sich keine ganz un-gewöhnliche Erscheinung, lvohl aber verdient die seit Februar 1913bestehende Verschlechterung gegenüber dem Vorjahre ernste Beachtung.um so mehr ols bereits der Monat April 1912 eine höhere An-drangSziffer gebracht hatte als der Vergleichsmonat 1911. DieHauptursache der ungünstigen Veränderung der Arbeitsmarltlagebildet das Daniederliegen der Bautätigkeit. Vereinzelt haben sichwährend der letzten Monate auch in anderen Gewerbszweigenbeachtenswerte Hemmungen des Geschäftsganges gezeigt. Die Ver-'chlechterung gegenüber dem Vorjahre zeigt sich bei weitem nicht inallen Teilen Deutschlands. In Posen, Westpreußen und Ostpreußenist die Andrangsziffer im Vergleich zum April 1912 von 104,73 auf99,23 gesunken. In Schlesien ging sie sogar von 136,26 auf 139,42zurück. Für Pommern, Brandenburg und Mecklenburg ergabsich eine Steigerung von 113,30 auf 130,24. In Berlin kamenim Berichtsmonat auf je 100 offene Stellen durchschnittlich 129,17Arbeiffuchende gegen 118,30 im Vorjahre. In Mittel- und Süd«___________________________________ 7_ u___ deutschland, auch im Nordwesten, ist die Andrangsziffer gestiegen.vorn �hresfchtuß ÄlÖ'bis Jrthresjchlüfe*1912 von 59 681,41 1 In Westfalen, Heffen-Nassau und im Rheinland« zeigte sich dagegen.........— 1 eine Erleichterung.