sich in dem Brunnen, der nur reines Grundwasser enthielt, schädliche Gase nicht angesammelt haben konnten, ist ein Arbeiter eingestiegen ohne die erwähnte Vorsichtsmaßregel zu beachten. Als er nach einiger Zeit nicht wieder herausstieg, stieg ein zweiter Arbeiter nach, nach diesem der dritte und vierte. Dem am Knie au Posten stehenden Schutzmann fiel es auf, daß die Arbeiter nicht wieder zum Vorschein kamen. Er machte den borübergehen den Leutnant Dittmar vom i. Pionier« Bataillon aufmerksam und alarmierte die Feuerwehr. Der Leutnant Dittmar stieg an geseilt in den Schacht! die Feuerwehr schaffte die vier im Grund Wasser liegenden Arbeiter ans Licht. Die von zwei Aerzten mit der Samariterkolonne der Feuerwehr zwei Stunden lang gemachten Wiederbelebungsversuche mit selbsttätigen Atmungsapparaten waren erfolglos. Die Leichen wurden in das Charlottenburger Leichen schaühaus gebracht. Bolle Klarheit wird erst die eingeleitete Untersuchung ergeben� Einstweilen bleibt nur die Annahme übrig, daß schädliche Gase sich in dem Schacht angesammelt haben, die die Arbeiter beim Ein steigen sofort betäubten. Die schädlichen Gase sind allmählich rnt wichen, so daß der Offizier und die Feuerwehrmannschaften ein- gestiegen find, ohne Schaden zu nehmen. Walderholungsstätten vom Roten Kreuz. Bei prächtigem Frühlingswetter haben die an der Peripherie Grotz-BerlinS belegenen Walderholungsstätten vom Roten Kreuz Anfang Mai wieder ihre Pforten zur Aufnahme von erholungs- bedürftigen Männern, Frauen und Kindern geöffnet. In ihnen können täglich etwa 1700 Patienten Aufnahme finden. Für die An stalten für Erwachsene(Männer-Erholungsstätte in der Jungfern Heide und Männer-Erholungsstätte in Friedrichshagen und Frauen Erholungsstätte im Grunewald bei Eichkamp und in der Schon holzer Forst) erfolgt die Ueberweisung meistens durch die zuständige Krankenkasse und die Fürsorgestellen für Lungenkranke. Selbst- zahler finden gegen Entrichtung von 60 Pf. täglich Aufnahme und Verpflegung. Die Walderholungsstätten für schwächliche und kränk- liche Kinder befinden sich in Schönholz, Eichkamp und Sadowa. Die Kinder erhalten dort Verpflegung, ärztliche Aufsicht, Beschäftigung durch geprüfte Kindergärtnerinnen, nach Bedarf: Luftbäder, Sool und Brausebäder, Atemübungen. Den Schulunterricht erteilt eine städtische Lehrerin. Die Ueberweisung der Kinder erfolgt vielfach durch die Fürsorgestellen für Lungenkranke und durch die Armen- direktionen, auch finden Selbstzahler Aufnahme. Soweit nicht an- dere Stellen� die Kosten übernehmen, sind für jedes Kind 20 M. monatlich bei halber Kur(nur Tagesaufenthalt, einschließlich Fahr kosten) und 30 M. monatlich bei ganzer Kur(Tages- und Nacht' aufenthalt) zu entrichten. Für ganze Kur ist vorläufig nur die Er holungsstätte in Schönholz eingerichtet. Für Anmeldungen und sonstige Auskünste ist das Bureau der Walderholungsstätten in Berlin SW, Friedrichstratze 207, täglich von 10 bis 1 Uhr geöffnet. Gegen den Plan der städtischen Nord-Südbahu sind von den� Gemeinden Treptow , Johannisthal . Weißensee, Hernis- dorf und Schmargendorf Einsprüche erhoben worden. Diese stützen sich auf Z 17 des Kleinbahngesetzes, in welchem be stimmt ist, daß während der öffentlichen Auslegungsfrist „jeder Beteiligte im Umfange seines Interesses Einwendungen gegen den Plan erheben" kann. Das Recht des Einspruches wird auch dem»Vorstand des Gemeindebezirkes" hinsichtlich der„Richtung des Unternehmens" oder der dem Unternehmer im öffentlichen Interesse aufzuerlegenden„Anlagen" zuge- billigt. Die genannten Gemeinden fühlen sich dadurch be- nachteiligt, daß der Entwurf an verschiedenen Straßen- kreuzungen die Unterführung künstiger Schnellbahnen nicht ausreichend berücksichtige. Hierzu ist zu bemerken, daß die Gemeinden als„Beteiligte" im Sinne des Gesetzes nicht zu betrachten sind, ihnen steht also ein Einspruchsrecht kaum zu. Für die in absehbarer Zeit zu bauenden Schnellbalmen ist an den voraussichtlichen Kreuzungsstellen genügend Vor- sorge troffen worden: wünschen die Gemeinden, welche etwa an das Groß-Berliner Schnellbahnnetz Anschluß suchen. westere Anlagen der gedachten Art. so müssen sie sich mit der Unternehmerin, das heißt der Stadtgemeinde Berlin , ins Benehmen setzen und sich mit dieser namentlich über die Kostenfrage auseinandersetzen. Das Kind im Gepäcknetz. Montagabend gegen 10 Uhr wurde in einem Abteil HI. Klaffe eine» Nordringzuges im Gepäcknetz von einem Zahlmeisteraspiranten ein neugeborenes, in Watte eingewickeltes Kind männlichen Geschlechts aufgefunden. Der Zahlmeisteraspirant gab das Kind am Zoologischen Garten dem Bahnhofsvorsteher, und dieser ließ es durch die Polizei nach dem Säuglingsheim in der Mollwitzstraße bringen. Zur Arbeitszeit der Berliner städtischen Arbeiter wird uns ge- schrieben: Im.Vorwärts" vom 27. April d. I. wird vom Magistrat infolge einer in Nr. 09 gebrachten Zuschrift.Zur Lage der An- gestellten der städtischen Straßenbahnen" mitgeteilt, daß der Magistrat bei Regelung der Lohnverhältnissc der in städtischen Betrieben be- schäftigten Arbeiter auch beschlossen bat. für das Personal der städtischen Straßenbahnen den neunstündigen Arbeitsiag einzuführen. Nun gibt eS aber eine Reihe anderer Betriebe, in denen noch zehn und mehr Stunden gearbeitet werden muß. Von diesen Arbeitern wird nun die Frage aufgeworfen, warum der Magistrat nicht auch für diese eine Regelung resp. Verkürzung der Arbeitszeit beschlossen hat. Sind denn drese Arbeiter minderen Rechts? Die zehnstündige Arbeitszeit besteht z. B. noch in der Parkverwaltung. Im Außen- betrieb der Wasserwerke besteht die neunstündige Arbeitszeit, während im Jnnenbetrieb die Arbeiter zehn Stunden und das Maschinenpersonal zwölf Stunden(Zwei- Schichtsystcm) ar- besten müssen. Die Deputation der Wasserwerke hat bezüglich der Verkürzung der Arbeitszeit fiir letztere stets einen ab- lehnenden Standpunkt eingenommen. Man ist in den heißen Jahres- zeiten dem dringenden Antrage der Arbeiter insofern entgegen- gekommen, als in den Hitzeperioden es in das Belieben der Be- triebsdirigenten gestellt wurde, das Maschinenpersonal. acht Stunden arbeiten zu lassen. Die Folge war. daß jeder Dirigent ganz beliebig verfuhr und nur wenige Tage verkürzt gearbeitet wurde. Die Ver- waltung hat aber auch hierin erst dem Zwange nachgegeben, indem infolge der enormen Hitze in den geichloffenen Räumen, die un« erträglich war, und der langen Arbeitszeit Arbeiter dem Zusammen- brechen nahe waren und ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden mußte. In Betracht kommt noch, daß an die Werke in dieser Zeit größere Anforderungen gestellt werden, folglich von den Ar- vettern auch«ine Mehrarbeitsleistung gefordert wird. Die Be- triebssicherheit und das Ansehen der Stadt Berlin erfordern es. die achtstündige Arbeitszeit für das Maschinenpersonal und die neun- stündige für alle übrigen Arbeiter gleich wie in den Gas- werlen zur Einführung zu bringen. Die bevorstehende heiße JohreSzeit verlangt dringend Beschleuni- gung dieser Angelegenheit. Auch in den Pumpstationen der Äanalisationswerke besteht noch die zwölfstündige Arbeitszeit. Obige Gründe treffen auch hier zu; für sämtliche Arbeiter der Kanalisationswerke die achtstündige Arbeitszeit baldigst einzuführen. liegt im Interesse der Werke selbst. Die Anträge vorstehender Arbeiter waren dem Magistrat durch den eingereichten Tarifentwurf ebenfalls bekannt. Die Verkürzung der Arbeitszeit für diese Be- triebe ist dringend notwendig. Aus dem dritten Stockwerk abgestürzt ist gestern in der Wiener Straße 31 eine dort wohnende Frau Gunthe. Die Ursache, weshalb Frau G. sich aus dem Fenster stürzte, scheint in elender Klatschsucht ' vermstwortlicha: Kedakwrr: Alfred«ielepp, Neukölln. Für den zu suchen zu sein. Sie schlug unten auf einen Wagen auf und blieb dadurch vor dem Tode dewahrt. Die Lebensmüde hatte schwere äußere Verletzungen sowie Verrenkungen erlitten und wurde nach dem Krankenhaus Bethanien gebracht. Radrennen im Olympia-Park . Dienstag, 20. Mai. Die Abend rennen hatten trotz der guten Zusammenstellung des Programms nur einen schwachen Besuch aufzuweisen. Sin F l i e g e r m a t ch mit der Besetzung Arend-Ellegaard-Rütt in drei Läufen konnte von Rütt in zwei Läufen in großartiger Fahrweise gewonnen werden. Arend konnte im zweiten Lauf einen knappen Sieg vor Rütt und Ellegaard erringen. Arend machte mit Ellegaard gleiche Punktzahl, doch gab ihm sein erster Platz den Vorrang vor dem Dänen. Ein Dauerrennen über 45 Kilometer wurde in zwei Läufen von Didier, Nettelbeck, Seros und A. Stellbrink bestritten.— Im 20-Kilometer-Lauf hatte Stellbrink vom Beginn die Spitze und gab sie trotz aller Anstrengungen seiner Gegner, die mit ihm in gleicher Runde endeten, nicht ab.— Der zweite Lauf(23 Kilo meter) gestaltete sich abwechselungsreich. Stellbrink ging mit der ührung ab, hart bedrängt von Seros, doch schon nach einigen linden setzt der Motor von Siellbrink aus und alle seine Gegner ziehen an ihm vorbei. Didier greift seinen Landsmann Serös an, doch ohne Erfolg, und später kann Nettelbeck vor Didier auf den zweiten Platz rücken. Allein kurz vor dem Schluß geht Didier an Rettelbeck vorbei und auch Stellbrink wird schneller.— Vier Runden vor Schluß hat Seros Radschaden, der ihn um den ersten Platz bringt. Didier kann als Sieger in 17 Min. 41 Sek. das Band passieren! 2. Serös, 790 Meter! 3. Nettelbeck, 920 Meter; 4. Stell- brink, 2790 Meter. In beiden Läufen konnte der 20-Kilometer- Rekord geschlagen werden. Yorort-JVachncbtem Schöneberg. Die Stichwahlen brachten der Sozialdemokratie 5 Wahl- männer und den Liberalen S3 Wahlmänner. Das Gesamt- r e s u I t a t ist nunmehr 142 sozialdemokratische Wahl- männer, während die Liberalen 443 Wahlmänner auf sich vereinigten. Am Montag, den 2 6. Mai, finden noch einige Stichwahlen und ungefähr 7 Neuwahlen statt, an denen die Sozialdemokratie nur im 92. UrWahlbezirk der 3. Abteilung in aussichtsvoller Wahl steht. Aus der Stadtverordnetenversammlung. Zunächst wurden die Sommerferien wiederum auf die Monate Juli und August festgesetzt. Alsdann gelangten Petitionen zur Beratung. Die Bewohner der 'ogenannten Insel führen Klage über Mißstände in postalischer Be- ziehung und ersuchen um Errichtung einer Postanstalt, zun, mindesten edoch um die Aufstellung eines Briefmarkenautomaten. Der Post- iskus hat dies abgelehnt. Genosse Bern st ein bemerkte, daß es zu den Eigentümlichkeiten der Reichspost gehöre, entweder abzulehnen oder aber in ganz stillen Gegenden ganz unbemerkbar eine Post- anstatt zu errichten. Dem Verkehr werde selten Rechnung getragen. Beschlossen wurde, die Petition dem Magistrat zur Berücksichtigung zu überweisen: ebenfalls die Petitton um Errichtung einer Bedürfnisanstalt-in der Nähe des Bahnhofs Schöne- berg. Hier weigert sich der Eisenbahnfiskus, den berechtigten Wünschen der Anwohner auch nur im geringsten Rechnung zu tragen. Nunmehr wurde Bericht gegeben über die Gründung eines Hypotheken- bankvereinZ zur Beschaffung zweiter Hypotheken. Danach kann jeder Eigentümer und Mtbesitzer eines im Schöneberger Stadlbezirk belegenen HauSgrundstückeS Mitglied werden. Bei der Aufnahme ist ein Einttittsgeld von 500 Mark zu entrichten. Dasselbe ist zur Hälfte sofort, zur anderen Hälfte bei Stellung des Beleihungs- antrages, spätestens aber innerhalb eines JabreS nach der Aufnahme zu-zahlen. Ein Rückforderungsrecht ist ausgeschloffen. Gegenstand des Unternehmens ist die Beleihung mit Hypotheken zur zweiten oder späteren Stelle hinter der ersten Hälfte des Grundstückwertes und die AuS- cjabe verzinslicher Pfandbriefe. Die Beleihung ist nur zulässig, wenn ämtliche voreingetragenen Hypotheken und Grundschulden mit jähr- ich mindestens Proz. der ursprünglichen Forderung zu tilgen und 'eitens des Gläubigers grundsätzlich unkündbar sind. Die Beleibung darf 80 Proz. des durch sorgsättige Ermittelung festgestellten Per- kaufswertes des Grundstücks nicht übersteigen. Der Darlehns- nehmer hat 2 Proz. des Kapitals für einmalige Abschlußprovision zu zahlen. Der Zinssatz des Darlehns ist um IVz Proz. und oweit das Darlehn die ersten sechs Zehntel des BelelhungswerteS übersteigt, um la/4 Proz. höher als der Zinssatz der vom Darlehns- nehmer gewählten Pfandbriefe. DieZimen von dem im Grundbuch eingetragenen Kapital sind vierteljährlich im voraus zu entrichten. Der Vorstand besteht aus dem Direltor und drei weiteren Personen. Der AufsichtSrat aus 20 Personen. Der Vorsitzende und sein Stell- Vertreter sowie 10 weitere Mitglieder und 4 Stellvertreter werden vom Magistrat aus den Mitczttedern der städtischen Körperschaften und zwar mindestens zur Hälfe aus den Stadtverordneten ernannt, die übrigen 9 Mitglieder und 3 Stellvertreter werden von der Generalversammlung aus den Mitgliedern des Vereins gewählt. An der Spitze des Ganzen steht ein Magistratskommissar. Den Pfand- briefgläubigern haftet an erster Stelle das gesamte Vermögen des Vereins, an zweiter Stelle das Vermögen der Stadt. Sämtliche !-rakttoneil erklärten sich mit dieser Vereinsgründung einverstanden. Hierauf gelangte der Entwurf der neuen Dienstordnung für die städtticheii Arbeiter zur Debatte. Ein großer Teil der Stadtverord- neten, mit Ausnahme der Sozialdemolraten, verließ fluchtartig den itzungssaal, um ihr Interesse für Arbeiterfragen im ErfrischungS- räum zu betätigen. Die Gesamtkosten der Einführung der Dienst» ordnung werden auf 10 000 M. geschätzt. Für die im Schichtwechsel 'tehenden Arbeiter des Pumpwerkes sowie für die Heizer des Kranken- Hauses ist die Einführung der achtstündigen Arbeitszeit in Aussicht genommen. Die Frist der Fortzahlung des Lohnes in Krankheitsfällen soll von 3 auf 13 Wochen erhöht werden. Die Verlängeruni ' Tage, nach 3 Iah der Urlaubszeit soll nach einem Jahre ren 5 Tage, nach 5 Jahren 7 Tage, nach 7 Jahren 10 Tage, nach 10 Jahren 12 Tage betragen, wobei der Sonntag nicht in Anrechnung kommen soll. Handwerker, die in iädtischeu Diensten stehen, werden ebenfalls den Grundsätzen unterstellt. Die S o n n t a g s a r b e i t für die Kanalisationsarbeiter oll in Fortfall kommen, den Straßenreinigern soll jeder� dritte Sonntag freigegeben werden. Der Sonnlagsstundenzuschlag soll für die ersten drei Stunden 75 Proz. betragen. Des Sonntags sind tatt 3 Arbeitsstunden deren 4 zu leisten, mit demselben Arbeits- rerdienst, um so den freien Sonntag zu decken. Genosie M o h s drückte sein Befremden über die Dürftigkeit der Vorlage aus und meinte, es wäre bedauerlich, daß eine Dienstordnung an der einund- einhalbes Jahr gearbeitet worden sei. so winzig auskalle.� Die bis 10 000 M. geforderte Nachbewilliguna sei für die vielen Dienststellen viel zu gering. Auch müssen die Arbeiter den verlängerten Urlaub mit einarbeiten, da neue Kräfte nicht eingestellt würden. Die Bestimmung, daß Arbeiter nur biS� zum 40. Lebensalter eingestellt werden, sei unhaltbar. Die Staffelung des Lohnes müsse einheitlich gestaltet werden. Die Aufmachung der neuen Dienstordnung zeige, daß Schöneberg in Arbeilersachen nicht voran marschiere. Oberbürgermeister Dominikus«klärt, daß sich nicht über- shen laste, wie weit Nachforderungen notwendig seien, darum solle ein Vorschußkredit bewilligt werden. Verschlechterungen weise die Vorlage jedoch nicht auf. Wenn nach fünf Jahren das Endgehalr chon erreicht werden soll, dann bedeute das eine grundstürzende Aenderung und das müsse abgelehnt werden. L i n i k u S(fortschr. -rakt.) wünschte erst den finanziellen Effekt festgestellt zu wissen, bevor seine Fraktioir zustimmt. Bamberg (Lib.) bält die Kritik des Genossen Mohs für un- berechtigt, wenn auch die neue Dienstordnung für die städtischen Arbeiter seinen Wünschen nicht entspreche. Die Genossen Küter, Bern st ein, Molkenbuhr wiesen auf die Interesselosigkeit der bürgerlichen Parteien in Arbeiterfragen hin und meinten, daß eine Lohnerhöhung von 50 Pf. pro Mann und Woche unter den heutigen teueren Verhältnissen doch recht minimal sei. Die Ein- stellung von Arbeitern nur bis zum 40. Lebensjahr zeige gerade kein besonderes soziales Verständnis. Das Reich habe diesen Standpunkt schon längst verlassen. S a l i n g e r(Lib.) meinte, es wäre nun genügend über diese Ordnung gesprochen worden, das übrige könnte auch im Ausschuß gesagt werden. Bamberg (Lib.) versuchte die Flucht seiner Parteifreunde dadurch zu erklaren, daß sie seine Rede bereits kennen und nicht noch einmal hören wollten.— Hierauf wurde die Vorlage einem Ausschuß überwiesen, dem die Genossen Küter, Mohs und O b st angehören. Es folgte geheime Sitzung. In dem gestern veröffentlichten Wahltableim ist im 1. UrWahlbezirk irrtümlich ein Oberzollselretär als sozialdemolratischer Wahl- mannskandidal vermerkt. Die sozialdemokratischen Urwähler werden sofort erkannt haben, daß es sich hier um eine Verwechselung handelt. Lichtenberg . Die Stichwahlen zur Wahl der Wahlmänncr finden heute, Mittwoch, in denselben Lokalen und zur gleichen Zeit wie die Hauptwahln statt. Es ist dringende Pflicht aller Ge- Nossen , nicht nur an den Wahltisch zu treten, sondern auch an der Wahlarbeit sich zu beteiligen. Das Zentralwahlbureau ist wieder bei Pieckenhagen in der Scharnweberstraße. Dort werden diejenigen Genossen zur Wahlhilfe erwartet, die nicht bereits in den Bezirks- lokalen zur Wahlarbeit bestimmt sind. Lichterselde. Auf zur Gemeiudevertreterwahl! Heute nachmittag von 4 bis 8 Uhr soll die Entscheidung fallen, ob die Arbeiterschaft des I. Bezirks(Osten) das für ungültig erklärte Mandat des Genossen Kaspar Wenzel den Gegnern überlassen, oder dasselbe gleich in der Hauptwahl für uns behaupten will. Der monatelange Kampf der bürgerlichen Vereine hat sich im letzten Augenblick als bloße Farce entpuppt. Einmütig haben dieselben unter sich erklärt, daß die Ausstellung der Kandidaten Kulbe und Liese nur dazu diene, die Sozialdemakratie in die Stichwahl zu bringen, um dieselbe sodann um so leichter besiegen zu können. Arbeiter. Parteigenossen! Macht diese Spe- kulation zuschandenl Bringt, was w a h l b e r e ch t i g t ist, zum Wahllokal. Erblicke jeder seine Ehre darin, unseren Genossen mit einem imposanten Stimmenergebnis in die bisher sozialistenreine Gemeinde- Vertretung zu entsenden. Das Wahllokal ist Hennings Restaurant, Jungfern« stieg 5/6. Jeder Genosse finde sich pünktlich im Wahllokal ein. Die Arbeiterschaft Groß-BerlinS wird gebeten, Lichterfelder Ar- beiter auf ihre Wahlpflicht aufmerksam zu machen. Ebenso ersuchen wir olle Genossinnen, sich von 4 Uhr ab im Wahlbureau, eben» falls in Hennings Restaurant. Jungfern stieg 5/6, im hinteren Garten(linker Pavillon) einzufinden. Mit der heute Mittwoch nachmittag von 4—8 Uhr bei Hennig, Bahnhof Ost, stattfindenden Gemeindevertreterwahl be- chäftigte sich eine überaus stark besuchte öffentliche Per- ammlung. Der Kandidat Genosse Wenzel entwickelte in markanten Zügen das sozialdemokratische Kommunalprogramm, dabei zeigend, wie rückständig die von der bürgerlichen Gemeindevertretung betriebene Kommunalpolitik ist. Ein vom eingeladenen, aber nicht erschienenen bürgerlichen Kandidaten eingelaufenes Schreiben, worin betont wird, daß die Gemeindewahl nicht vom parteipolitischen Gesichtspunkt zu betrachten sei, unterzog der Redner einer ein- gehenden Kritik. ES war Wenzel ein leichtes, den Nachweis zu ühren, daß die Gegner bisher bei allen Kommunalwahlcn ihre Agitatton in parteipolitischem Sinne betrieben haben. Von zwei erschienenen Anhängern der bürgerlichen Richtung sprach einer zur Diskussion, ohne jedoch irgendwelchen Eindruck auf die Versammelten zu machen. An den Wählern der dritten Abteilung liegt es nun, am heutigen Tage dem sozialdemokratischen Kandidaten Genossen Kaspar Wenzel zum Siege zu verhelfen und damit die Mauer nieder- zuwerfen, die ihr bisher den Eintritt in das völlig von bürgerlichen Vertretern besetzte Gemeindeparlament versperrte. Motzen(Kreis Teltow). Sein viertes Stiftungsfest hält am Sonntag, den 25. Mai, im Motzenbahnhof(Jnh. Julius Purann) der Arbeiterradiahrerverein ab. Da die Arbeiterschaft unter der Lokalfrage erheblich zu leiden hat, wird allseitig ersucht, das Fest rege zu unterstützen. Die Korso- fahrt findet nachmittags um 3 Uhr statt. Zossen . Daß die hiesige Polizeibehörde mit zweierlei Maß mißt, hat sich kürzlich wieder mit aller Deutlichkeit gezeigt. Während nämlich der von der Arbeiterschaft am ersten Mai geplante Frühausflug mit Musik vom hiesigen Bürgermeister sowie vom Amtsvorsteher ver- boten wurde, konnten am letzten Sonntag vor dem Gottesdienst evangelische Arbeiter ungeniert mit Musik durch die Stadt marschieren. ES waren etwa 12 auswärtige Bereine, die— wenn auch in ge- ringer Personenzahl— die Straßen beherrschten. Die sonst von der Behörde gehegte Befürchtung, daß durch derartige Umzüge bei andersgesinnten Personen AergerniS entstehen könnte oder daß gar Gefahr für die öffentliche Sicherheit bestehe, scheint diesmal sonder- barerweise nicht vorgeherrscht zu haben. Potsdam . Durch Säuredämpfe vergiftet wurde der hier Lindenstr. 42 wohn- hafte Arbeiter Karl Rich, der in der Dextrinfabrik von O. Kutzner am Kiewitt beschäftigt war. R. war in der ersten Etage und sollte einen Ballon Salpetersäure transportieren. Der GlaSballon platzte und durch die ausströmenden Säuredämpfe zog sich R. eine Ver- giftung zu. an deren Folgen er tags darauf im städtischen Kranken- Hause starb. Nieder« Schönhauser Da am Freitag, den 23. Mai, in verschiedenen UrWahlbezirken sich Stichwahlen notwendig machen, werden die Genossen ersucht, sich an demselben Tage nachmittags 2'/, Uhr bei Rettig. Blankenburger Straße 4, zahlreich einzufinden. Die Wahl findet um dieselbe Zeit und zwar für die I. Abteilung von 3— gi/z, für die ll. Abteilung von 4—5 und für die HI. Abteilung von SVa— 8Va Uhr statt. Sitzungstage von Stadt- und Gemeindeverttetungeu. Tempelhof . Donnerstag, den 22. Mai, nachmittags 5ft, Uhr, im Ge> meindesitzunaszimmer, Dorsstr. 42. Rosenthal. Am Donnerstag, den 22. Mai, abends 6 Uhr, in der Aula der Gemeindeschule, schillerstraßc. Bruchmühle. Am Donnerstag, abendS K Uhr, im Kemcind«-. dnrcau. Diese Sitzungen sind Sfsentlich. Jeder Gemeindeangehörige iß de, rechtigt, ihnen als Zuhörer beizuwohnen. Lnseratenteilverantw.zTH. Glocke, Berlin . Druck«.Verlag-Vorwärts Buchdruckerei u. Verlagsanstalt Paul Singer«.Co,
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten