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2. Beilage zum ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 290.

Die gute Erute in Rußland  .

Sonntag, den 10. Dezember 1893.

ein allgemein in Rußland   angewandter Ausdruck. Die Steuern Ich sagte das Herausfchlagen der Steuern. Das ist werden aus den Bauern wirklich herausgeschlagen, da der nicht zahlungsfähige Bauer einer törperlichen Strafe aus­gesetzt ist; man peitscht ihn einmal, zweimal, dreimal, bis er fich durch die Bezahlung der schuldigen Summe lostauft.

10. Jahrg.

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Anzahl verringerte sich immer mehr. Um sich die Möglichkeit In denjenigen Städten, in denen noch keine Organisationen zu verschaffen, die auf ihm lastenden ungeheuren Abgaben zu bestehen, müssen Organisationen geschaffen werden, besonders in zahlen, vermiethete fich der Bauer bei dem benachbarten Groß- den großen Handelsstädten Bremen  , Halle, Chemnik, Stuttgart  , Volle zwei Jahre herrschte bei einem großen Theil, fast grundbesitzer, und zwar in der Form, daß er das Geld immer Mannheim  , Frankfurt   a. M., Breslau  , Danzig  , Königsberg   i. Pr. bei der Hälfte der europäisch- russischen Bevölkerung Hungers im Voraus nahm und sich deshalb sehr ungünstige Bedingungen und Stettin  . noth. Das Uebel nahm noch nie dagewesene Dimensionen gefallen laffen mußte, so daß ihm fast nie genug Zeit blieb, feinen Die Agitationstommission richtet an die Kollegen und Ge­an und nur mit Schrecken fonnte man die Beschreibungen eigenen Boden wenigstens so zu bearbeiten, wie es ihm bei seiner noffen dieser Städte die dringende Bitte, ihr die Adressen gleich­über die Leiden des Volkes leſen. Selbst die Regierung, elenden wirthschaftlichen Lage möglich war. In einigen Ort- gesinnter Kollegen zuzuschicken. die dem Leiden des Volkes immer eine erhabene schaften pflügt der Bauer gar nicht mehr feinen Boden, sondern Wenn der erneute Kampf Erfolge zeitigen soll, so muß die Ruhe entgegenstellte, zeigte fich etwas beunruhigt! streut einfach die Saat aufs Feld und greift dann zur Egge. Agitationskommission gestärkt werden. Die Hungersnoth bedeutet den Ruin des Bauern. Der Bauer Schon in den fiebziger Jahren fiel der Niedergang der alle gleichgesinnten Vereine und Kollegen die dringende Bitte, Wir richten daher an aber ist die zahlende Macht des Staates. Gleichzeitig fürchtete ackerbauenden Bevölkerung in Rußland   allen auf. Anfangs die Agitationskommission mit Geldmitteln zu unterstüßen. die Regierung den Ausbruch der Unzufriedenheit des Volkes, der neunziger Jahre kam es so weit, daß die Miß­welche thatsächlich in verschiedenen Ortschaften bereits zum Aus- ernte zur Regel und eine erträgliche Ernte zur glüdlichen Bresse sein. Wir richten an alle zielbewußten Kollegen die Ein wesentliches Kampfmittel ist und wird in Zukunft die bruck zu kommen begann. Was nun? Wohin gelangen wir im Falle Ausnahme wurde. dringende Aufforderung, für weiteste Verbeitung des Handels­einer neuen Mißernte? Unter den Dienern des russischen Das heurige Jahr bildet eine solche Ausnahme. Wir sehen, Angestellten"( Redaktion Berlin   SW., Solmsstr. 24)" Sorge zu Baren war faum ein vernünftiger Mensch, der nicht die große daß die Regierung alles that, was in ihrer Macht war, um den tragen; das Blatt hat bisher unermüdlich unsere Interessen ver verhängnißvolle Bedeutung dieser Frage verstanden hätte. Nur Bauern zu verhindern, von dieser Ausnahme Nugen zu ziehen. theidigt, wir müssen dafür Sorge tragen, daß das Blatt in den eine Hoffnung blieb ihnen: Die Hoffnung auf einen Das Herausschlagen der Steuern erzeugt jest in den weitesten Kreisen der Kollegenschaft gelesen wird. Man abonnirt glücklichen Zufall, auf eine gute Ernte für das Jahr 1893. Man russischen Dörfern eine ebensolche Hungersnoth, wie im vorigen den Handels- Angestellten", der alle 14 Tage erscheint und fann sich daher ihre Freude vorstellen, als diese ihre Hoffnung infolge der Dürre.- 55 Pf. pro Quartal toftet, bei der Post( Nr. 2820a) und bei sich zu verwirklichen schien, als die neue Ernte eine ziemlich gute zu werden versprach. Die offizielleu und offiziösen Schrift Beuthstr. 3. allen Spediteuren, sowie bei der Buchhandlung des Vorwärts", fteller jubelten, als ob das Schicksal der sie beeinflussenden Per­Die Agitationskommission hat beschlossen, in der nächsten fonen günstig entschieden und sicher gestellt wäre. Beit ihr Hauptaugenmerk auf die Die Ernte von 1893 war in der That ein schönes Geschenk legen, die Thätigkeit der Gewerbegerichte auf die Handlungs­alte Forderung zu für die russische   Regierung. Ohne sie wäre es dem Baren gehilfen auszudehnen. Nur Gründe der Bequemlichkeit, nicht thum sehr schlecht gegangen. Aber obgleich das Sprichwort sagt: Dem geschenkten Gaul sieht man nicht in's Maul, mußte bei dem Eintreiben der Steuern nicht nur entsetzlich, sondern dieser Institution ausschlossen. Wir müssen durch rege Agitation Das ist entfeßlich, doch die russische   Regierung benimmt sich fachliche Gründe waren es, die die Handlungsgehilfen bisher von man bei näherer Betrachtung zugeben, daß das Ge= felbst ohne Berechnung. Hier ein belehrender Fall, den wir einer und durch den Nachweis der unhaltbaren Zustände, der Recht­schent bei weitem nicht so hoch war, als es an fänglich schien. Die Ernte erwies fich durchaus nicht Minifteriums für das staatliche Vermögen. Im Jahre 1885 begann die gefeßgebenden Körperschaften ausüben, diese Bequemlichkeit offiziellen Quelle entnehmen, nämlich dem Bericht des losigkeit unter der die Handlungsgehilfen leiden, einen Druck auf überall als eine gute. Im Gegentheil. Das Getreide gedieh man die Rüdstände im Streife Ronenburg im Gouvernement fallen zu lassen. in vielen Ortschaften in diesem Jahre gar nicht und die Rjäsan, einzutreiben. In einem Dorfe, welches aus 50 Höfen Die Agitations- Rommission richtet an alle Kollegen die Bauern waren von neuem dem Hunger preisgegeben. Doch bestand, behielten nur 6 Bauern ihr Erbtheil; in einem andern, dringende Aufforderung, über Gerichtserkenntnisse Mittheilung nicht genug damit. Die Mißernten der vorangegangenen Jahre welches aus 80 Höfen bestand, behielten nur 10 Bauern ihr an den Unterzeichneten gelangen zu lassen, die deutlich zeigen, hatten dermaßen die an und für sich geringe Wohlhabenheit des Erbtheil. Im allgemeinen" heißt es in dem von uns zitirten wie die Handlungsgehilfen unter der jeßigen Rechtsprechung Bauernthums untergraben, daß viele Felder( in manchen Ort- offiziellen Berichte- tann man ohne Uebertreibung sagen, leiden. Die juristische Bearbeitung dieser Fälle bat in freund­schaften bis zu einem Drittel der Ackerfläche) unbefäet blieben daß in den Dörfern der ehemaligen Leibeigenen, wo die Rücklicher Weise Herr Rechtsanwalt Dr. Herzfeld, W, Leipzigerstr. 95, und zwar infolge Mangels an Arbeitsvieh. Ein stände eingetrieben werden, nicht mehr als ein Drittel übernommen. französisches Sprichwort sagt nécessité fait loi( Die Nothwendig ihr Erbtheil behalten. Alle übrigen verpachteten ihr Besitz­teit schafft Gefehe) und in Rußland   hat es sich verwirklicht. Ethum." Und nun an die Arbeit, Kollegen! Ohne Kampf kein Sieg! Die Agitations Rommission wurden Pflüge erfunden, in welche sich die Bauern felbst, sowohl Männer als Frauen, anstatt der russische Bauer sein Erbtheil verpachtet? Da die Abgaben, welche Sie verpachteten ihr Grbtheil... Wist Ihr aber, wie der der Handlungsgehilfen Deutschlands  . Pferde einspannten. Es ist aber wohl selbstverständlich, auf dem Boden lasten, oft die Einnahmen übertreffen, empfängt J. A.: Julius Türt, SW, Solmsstr. 24. daß eine solche Bearbeitung des Feldes durchaus kein be- der Eigenthümer nicht nur nichts von dem Pächter, sondern er beten. Alle Arbeiterblätter werden um Abdruck dieses Aufrufs ge­friedigendes Resultat herbeiführen fonnte. Die Ernte endlich zahlt noch eine gewiffe Summe zu. Das ist unwahrscheinlich und und das ist das Wichtigste brachte auch da, wo fie gut aus- dürfte deshalb zum mindesten unklar erscheinen. An einem Bei­gefallen war, den Bauern wenig Freude. Brot hatten sie spiel wollen wir's erläutern. Nehmen wir an, daß die Abgaben, immerhin nicht, ebenso wenig wie in den Jahren der Miß die auf dem Boden lasten, 10 Rubel betragen und die ernte. Das scheint sonderbar, ist aber Thatfache. Ginnahme 7 Rubel, dann läßt sich der Nachtheil des Boden­besitzes mit 3 Rubel feststellen. Deshalb sagt der Pächter, mußt bu mir, wenn ich deinen Boden ohne Nachtheil für mich nehmen soll, wenigstens 3 Rubel zuzahlen. In der Wirklichkeit zahlt er aber mehr.

Der Grund ist darin zu suchen, daß während der Jahre der Mißernte der Bauer mit Steuern und Einzahlungen sehr in Nüd­stand gekommen war. Ueberdies hatte die Regierung den Hungernden nicht umsonst eine Unterstüßung gewährt, sondern unter der Bedingung, diese Unterstüßung bei der ersten sich bietenden Möglichkeit zurück zu erstatten.

In diesem Jahre hielt man diese Möglichkeit für gekommen und so stellte die Regierung an die Bauern die Forderung, zu zahlen: i. die Steuern, 2. die Rückstände der letzten Jahre, 3. die Vorschüsse. Diese Forderung zwingt die Bauern, die ganze Ernte dieses Jahres auf den Markt zu bringen. Der Markt, welcher ohnedies infolge des Bollkrieges mit Deutsch­ land   beschränkt war, erweist sich als überfüllt; die Preise fallen ungeheuer und der Bauer, der der Regierung alles gab, was er durch den Verkauf des Getreides auf dem Markte erzielen konnte, bleibt sowohl ohne Nahrung als ohne Geld. Ein neues Hungerjahr bricht somit an, ein Hungerjahr durch die Regierung selbst herbeigeführt.

Uebrigens wäre es ein Jrrthum, wollte man die Mißernten der vorangegangenen Jahre ausschließlich den zufälligen metereo­logischen Einflüssen zuschreiben. Friedrich Engels   bezeichnete die Ursachen dieser Mißernten sehr treffend, indem er sagte, fie seien das Resultat jener sozialen Revolution, die Rußland   seit der Abschaffung der Leibeigenschaft, d. h. seit dem Jahre 1861

erlebte.

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So steht es um unseren bäuerlichen Grundbesitz! So find unsere landwirthschaftlichen Zustände. So fägt unsere Regierung selbst an dem Aft, auf welchem G. Plechanow.

fie sitzt!

Soziale tebersicht.

An die Handlungsgehilfen.

Die Zeit der Geschäftsstille nach Weihnachten   muß zu unauf­haltsamer Agitation benutzt werden. Schon sind unsere Gegner bei der Arbeit, den ungeheuren Eindruck, den die Aufbeckung der traurigen Verhältnisse im Handelsgewerbe durch die Statistik der Reichskommission gemacht hat, wieder zu verwischen, schon wird es für unmöglich erklärt, eine Berkürzung der Arbeitszeit, eine Festsetzung der Ladenzeit zu bestimmen. All' jene traurigen Gründe, die bei Vertheidigung der Sonntagsarbeit ins Feld ge­führt wurden, werden wieder hervorgeholt, die bürgerlichen Und in der That wurde der russische Bauer bei der Ab- Parteien sind fräftig bei der Arbeit, jeden Fortschritt in der schaffung der Leibeigenschaft in die schrecklichsten ökonomischen Lage der Handlungsgehilfen zu verhüten und der ganze Werth Verhältnisse versetzt. An den Boden gebunden, dem zu ent- der Statistit wird bald vergessen sein, wenn wir nicht energisch sagen er nicht das Recht hatte, mußte er für denselben un an die Arbeit gehen und unermüdlich die Verkürzung der täg­geheuere Steuern zahlen, welche nicht selten sein Einkommen lichen Arbeitszeit und Ladenzeit fordern. Wo es möglich ist, bei weitem übertrafen. Sein wirthschaftliches Inventar befand sich müffen aufs neue Versammlungen einberufen werden, um den immer im elendsten Zustande. Der Boden mußte gedüngt Gegnern zu zeigen, daß die Handlungsgehilfen nicht mehr gewillt werden, aber der Bauer hatte wenig Vieh und diese geringe sind, sich jede Unterdrückung ruhig gefallen zu lassen.

Sonntagsplauderet.

Worten des Juden Nathan einen handelsklugen Sinn unter. Kluge Handelschaft geht ihm über die Gutthat.

Liebe und Tropetenblasen sind gar gut zu manchen Im großen wie im tleinen Stil kann man seine Indi­Dingen. Liebe und Trompetenblasen hilft manch schweres vidualität bethätigen und sich Besitz schaffen. Mit großen Werk vollbringen." So fingt der gute, alte Viktor Scheffel  , und kleinen Spezialitäten kann man Gewinn ergattern und der immer noch unserer biermörderischen, herrlichen Korps- sich dann breit niederlassen und ausrufen: Seht, ich bin ein burschenschaft   feuchtfröhlicher Kumpan ist. Es ist ein Mensch. Ja, wer das Trompetenblasen verstünde, oder Jammer auf Erden, wenn man vom Trompetenblasen nichts andere Künste auch! versteht und nichts von anderen Spezialitäten. Wie will

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Warum fann unsereins nicht sein, wie der Barbier, man sich fortentwickeln, der Höhe nachstreben nach berühmten auf den der junge Herr v. Hülsen den Kaiser aufmerksam Mustern, wie will man sich konkurrenzfähig erhalten? Ach, machte und von dem ich neulich in den Blättern so viel wenn man so gar keine Spezialität erlernt hat, so gar kein Rühmens las. Niemand von der Zunft der Perrücken Budelkunststückchen zum Ergößen der Herrschenden. Ein macher lebt in Berlin  , der es wie jener Barbier versteht, undressirter Mann schleicht man unter den Vielzuvielen einen Schnurrbart so aufzuwirbeln, daß die Zierde des umber, auf der Stufenleiter der Gesellschaft flimmt Männerantliges den richtigen Ausdruck soldatischer Schneidig­man feine einzige Staffel aufwärts und zum Schluß keit bekommt.

Aufruf!

An die Arbeiterschaft Deutschlands  . Ein heißer Kampf ist es, der uns seitens unserer Arbeit­geber" aufgezwungen wurde. Schon längst fühlten die Arbeiter der mechanischen Schuhfabriken zu Berlin   das drückende ihrer age; was sie zurückhielt den Fabrikanten die Stirn zu bieten, das war die Sorge um ihre Familien. Die Forderungen, welche wir stellten, waren äußerst bescheidener Natur und dennoch wurden wir abgewiesen. Die Unternehmer fümmerte es wenig, daß der Winter vor der Thür, sie frugen nicht, ob unsere Fa milien vor dem äußersten Mangel geschützt. Es tam zum Bruch.

Eine 9 stündige Arbeitszeit, 10-15 pet. Lohnerhöhung, Ein­richtungen, die in sanitärer Beziehung den Gesezen entsprechen, Abschaffung des Materials und vor allen Dingen eine menschen­würdige Behandlung das war es, was wir von den Fabri­fanten verlangten.

Nun, Kollegen und Genossen! Wir legen Euch diese For­derungen zur Prüfung vor. Ihr werdet gleich uns zu der Ueber­zeugung gelangen, daß wir in den Kampf getrieben worden sind, den wir nun auch bis zu Ende zu führen gewillt sind. Wir hoffen denn in dem Kampf, der uns aufgezwungen, auf Gure petuniäre und moralische Unterstüßung. Das Ringen um den Sieg wird ein überaus hartnäckiges sein, da die Fabrikanten das Aeußerste daran setzen, uns zu beugen und dann um so mehr zu knechten. Unsere Parole aber ist: Siegen oder Unter­liegen.

Mit proletarischem Gruß und Handschlag

Die Ausgesperrten. J. A.: König, Frankfurterstraße. Die Arbeiterblätter werden um Abdruck gebeten.

Lehrkurse über Gesetzeskenntniß den unteren Polizei­Organen ertheilen zu laffen, wäre seitens der Behörden ein recht löbliches Beginnen, denn die Uebertretungen, die sich die ersteren namentlich Arbeitern gegenüber zu Schulden kommen lassen, find oft der trasfesten Art. In Magdeburg   glaubte sich in einer Versammlung des Vereins deutscher Schuhmacher", Bahlstelle

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blasen seines Kollegen in Apoll  , des Herrn v. Wildenbruch, seinen goldenen Lohn trägt und wie Herr v. Wildenbruch zum uckermärkischen Shakespeare wurde, so wollte Herr Wichert für sein Theil wenigstens ein Stück Rönigsberg­schen Shakespeare's werden. Die Schablone ist so leicht zu treffen! Alte Sargdeckel werden gesprengt und aus den Särgen steigen in Glorienbeleuchtung todte Herrscher. Alle Weisheit, alle Erfahrungen späterer Geschlechter werden den Ahnherren in den Mund gelegt und das staunende Bürger­thum im Theater nimmt einen patriotischen Kurs in un­bedingter Fürstenverehrung vor. Besiegt liegen die Feinde erhabener Fürstengröße zu Boden, Flinten knallen, Kanonen donnern und die künftige Größe brandenburg­preußischer Nation wird mit Hurrah auf der Bühne und im andächtigen Zuhörerraum begrüßt. Wie Herr v. Wilden­bruch in seinem neuen Herrn den Kurfürsten Friedrich verliert man den Stolz und das Bewußtsein feiner Herr v. Hülsen, der junge Offizier und Sohn des Wilhelm zu seinem Helden macht, der die Leute vom alten Menschenwürde. Denn was ist ein Mensch, ein früheren Generalintendanten der königlichen Schauspiele, ist Kurs zerschmettert, so machte es auch Wichert. Auch bei würdeloser, dessen Trachten nicht nach Besih geht, fragt der auch sonst ein Kenner der Berliner   Gesellschaft und des ihm ist der Held des Dramas jener bittende Bürger, dem Herr Finanzminister. Der Besiz ist die nothwendige Be Berliner Gesellschaftslebens. Sein flug- praktischer Sinn, die hösische Geschichtsschreibung den Beinamen des großen fchäftigung menschlicher Individualität, sagt Herr Miquel, seine heitere Offenheit, sein Geschick im Erzählen von Kurfürsten gab. Auch sein Beispiel soll vorbildlich sein und hunderte und aberhunderte Millionen von Menschen luftigen Anekdoten gewannen ihm die Geneigtheit des für die Gegenwart. Der Kurfürst hat die slavischen find stumme Hunde. Mit andächtigen Schwärmern mag Kaisers. Heute freilich drücken dem lebensfrohen Mann Horden" geschlagen und für seine Krone will er das Herzog­der weise Miquel nichts gemeinsam haben. Er klagt nicht, Amt und Würde. Heute lasten mancherlei Arbeitssorgen thum Preußen und seine Hauptstadt Königsberg   gewinnen. wie der Dichter im Vorspiel zu Goethe's   Faust: Gieb meine auf ihn. Er ist aus der Reihe der Leutnantswelt empor- Preußen war zweihundert Jahre lang dem Reiche Polen  Tugend mir zurück, er bricht nicht in bittere Verzweiflung gestiegen und wirkt als Intendant des Hoftheaters zu zu Lehen gegeben. aus, wie der gescheiterte Philosoph Ulrik Brendel in Jbsen's Wiesbaden. Die Bürger von Königsberg   fühlten sich frei und wohl Drama, der um ein paar abgelegte Ideale winselt. Er Den jungen, elastischen Männern sollen es die alten auf Grund ihrer verbrieften Privilegien und wollten sich stellt sich in stramme Positur und sagt mit wilder Fronie nicht gleichthun wollen. Das habe ich in den letzten Tagen nicht als Eroberte behandeln lassen. Auf Recht und Ver­31 Bebel, seinem Genossen von ehemals, wie Nathan der an einem besonderen Beispiel gesehen. Herr Kammergerichts- trag pochte der Schöppenmeister Rohde, das Haupt der Weise zu seiner Pflegetochter Recha sprach:" Begreifft Du rath Ernst Wichert   wollte auch gerne Trompeten blasen. Herr Partei, die sich nicht ergeben wollte. Aber der Kurfürst nun, um wie viel leichter andächtig schwärmen als gut Wichert huldigt außer seinem Amt auch der Dichtkunst. fam mit seinen brandenburgischen Reitern und seinen handeln sei?" Ich theile die Ansicht des Herrn Ahl- Heiß mühte er sich sein ganzes Lebenlang, aber über ge- Artilleriften und die Thore Königbergs wurden ge= wardt nicht, und ich bin persönlich überzeugt, daß der weit diegene Langeweile und flache Harmlosigkeit tam er nicht sprengt, und die papierenen Rechte zerrissen. Kraft berühmte und gelehrte Rabbi Miguel zu Cordova nicht der hinaus. So war er grau geworden, kahl und Vorsitzender seiner Herrschergröße" gab der Kurfürst sich sein Ahn des Herrn Miquel ist; aber ich meine, der unermüd- des Vereins Berliner   Presse. Aber wenn der Literaten- eigenes" Recht." Mein Wille ist höchstes Gesetz", sagt liche Steuern- Erfinder Miquel lege den allgemein- menschlichen Ehrgeiz an Einem frißt! Er sah, wie das Trompeten- ler; mir soll der Bürger nicht mit verstaubten Rechten

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