aber ist e5 nicht militaristisch. In den Köpfen unserer Mlitaristen existiert das Militär als ein höheres Wesen, das sich selbst die blutige Paffe erlauben darf, als„Schützer* deS Volkes den Schutz des Volkes zu gefährden. Daß ein Schöffengericht dieses Urteil gefällt hat, beweist, wie entsetzlich die militaristische Verunstaltung der Gehirne in bürgerlichen Kreisen bereits vorgeschritten ist. Das Gnde des ßalbanbneges. Ein neuer Zusammenstoß zwischen Griechen und Bulgaren . Athen , 22. Mai. (Meldung der Agence d'Athsnes.) Gestern nacht überschritten beträchtliche bulgarische Streitkräfte unter Verletzung der neutralen Zone bei Voultsista und Kotsaki die Brücken über den Anghitisflutz und drangen in unbestreitbar von den Griechen besetztes Gebiet ein. Es entspann sich ein heftiger Kampf, der noch andauert. Der Ausgang des Kampfes ist ungewiß. Die griechische Regierung protestierte energisch gegen die Verletzung des geschlossenen Abkommens, machte Bulgarien für alle Folgen verantwortlich und forderte die Zurückziehung der Truppen. Wenn die Bulgaren diese Forderung nicht erfüllen, wird der Streit voraussichtlich ernsten Umfang annehmen. Sofia , 23. Mai. Zu dem Zwischenfalle am Angista- lAnghüiss.Flusse wird von bulgarischer Seite gemeldet: Vorgestern abend eröffneten griechische Truppen das Feuer gegen den bulgarischen Posten, der zwischen den Brücken von Vultlchista und Kütschükkoeprus im Umkreise von 200 Metern am linken Ufer des Angistaflusses aufgestellt war. Das Ge- Wehrfeuer dehnte sich bald auch auf die anderen Posten in dieser Gegend aus, aus der die Griechen die Bulgaren ver- treiben wollten; die Griechen stellten jedoch bald darauf daS Feuer von selbst ein, ohne daß die Bulgaren Verluste erlitten hätten. Die Bulgaren halten die Stellungen auf den Höhen am Angistaflusse besetzt. Der die griechischen Truppen kam« mandierende Oberstleutnant hat den Kommandanten des bulgarischen Regiments um eine Unterredung gebeten, um den Zwischenfall zu ordnen. Klagen über serbische Ausschreitungen. Saloniki, 23. Mai. (Meldung des Wiener K. K. Telegr.-Korresp.« Bureaus.) In dem bulgarischen Dorf Zagari im Bezirk Monastir kam es zwischen einem serbischen Korporal und dem OrtSältesten zu einem Streit, in deffen Verlauf der Ortsälteste den Korporal durch einen Schutz verwundete. Serbische Soldaten töteten darauf den Orts ältesten und fünf andere Ortsbewohner. Viele Personen wurden mitzhaudelt und eine grötzere Anzahl Dorfbewohner nach Monastir gebracht und dort eingekerkert. Keine weiteren Folgen. Athen , 23. Mai. (Meldung der Agence d'Athsnes.) Das Ge» rücht, datz Befehle gegeben seien, Kavalla und andere von den Bulgaren besetzte Punkte anzugreifen, ist unrichtig. Die griechische Regierung hat die Gewitzheit, datz die letzten Konflikte, obgleich sie ernst waren, keine weiteren Folgen haben werden.— Der König ist nach dem Golf von Zagesi abgereist, wo er mit dem Chef der ersten Armee die Lage prüfen und versuchen wird, mit den Bulgaren ein Uebereinkommen zur Schaffung einer neutralen Zone von großem Umfange zu treffen, um für die Zilkunft neue Zusammen st ötze zu vermeiden. franhreicb. �.Ein Zusammenstoß zwischen Sozialisten nnd Regierung. Paris , 23. Mai. In der Deputiertenkammsr brachte heute der Sozialist V a i l l a n t eine Interpellation einwogen des VerbotsderfürSonntag an dorlluräso fddere« geplanten Kundgebung und forderte für daL Volt von Paris das Recht, derer zu gedenken, die für die Arbeiterklasse gefallen seien. Das Zentrum und die Rechte wechselte mit der äußersten Linken heftige Zwischenrufe. Als Vaillant von der Reaktion sprach, die sich gezeigt habe seitdem Larthou Ministerpräsident sei, betonte dieser unter dem Beifall des Zentrums und der Linken, er nehme die Verantwortung auf sich. Vaillant erwiderte, die Em- bringung des Gesetzes über die dreijährige Dienstzeit sei der Beginn des Bürgerkrieges.(Lebhafter Widerspruch auf zahl- reichen Bänken.) Als der Lärm zwischen der Rechten und der äußersten Linken wieder begann, stellte Kammerpräsident Deschanel die Ruhe wieder her. Vaillant sagte zum Schluß, die betörte Regierung sei in derselben Lage, wie eine Regierung gleicher Art. die infolge der Dreyfus-Angelegenheit von allen Republikanern gestürzt worden sei. Das Land werde die Wiederherstellung des Kaiserreichs zu verhindern wissen.(Heftiger Widerspruch auf der Linken und im Zentrum.) Der Minister des Innern Klotz antwortete und er- innerttz daran, daß die Berichte der Präfekten die Kund- gedungen gegen die dreijährige Dienstzeit angezeigt hätten, welche Gegenkundgebungen im Gefolge hätten. Ein ministe- rielles Rundschreiben habe diese alle untersagt.(Beifall im Zentrum und auf der Linken.) Ter Sozialist Willm bekämpfte das Verbot der Kund- gebung, die bisher immer friedlich verlaufen fei. Hat man sie, so fragte er, nur untersagt, weil die geplante Kundgebung sich gegen die dreijährige Dienstzeit richtet, würde man sie gestatten, auf das bestimmte Versprechen hin, Ruh? zu halten?(Beifall auf der äußersten Linken.)' Minister Klotz erklärte sich für die Tagesordnung Lacour, die die Maßregeln der Regierung billigt. Mit 343 gegen 130 Stimmen wurde dieser Tagesordnung die Priorität erteilt und diese selbst schließlich mit 381 gegen 180 Stimmen angenommen.__ Ein Zwischenfall. Paris , 23. Mai. Als die äußerste Linke für den P a t r i o t i s- m u S der Manifestanten gegen die dreijährige Dienstzeit sprach, den vorher der Minister Klotz angezweifelt hatte, erklärte Präsident Deschanel, der Minister habe nicht sagen wollen, daß die Gegner der dreijährigen Dienstzeit nicht patriotisch wären. Alle Meinungen mutzten in der Kammer frei zum Ausdruck kommen, niemand habe das Recht, diejenigen, welche anderer Meinung feien, deS mangelnden Patriae t i 5 m u S anzuklagen. � Murren im Zentrum und auf der Rechten, lebhafter Beifall auf der äußersten Linken, an dem sich Cailla ux beteiligt.) Ein Gegenprojekt gegen die dreijährige Dienstzeit. Paris , 23. Mai. Ter van dem ehemaligen Kriegsminifter M e f s i m y und dem ehemaligen Minister Paul Boncour als Gegcnentwurf gegen die Regierungsvorlage ausgearbeitete Gesetzesantraz, welcher die Zustimmung der Ver- treter der linksrepublikanischen Gruppe erhalten haben soll, be- stimmt u. a, die f r e i w e r d e n d e Altersklasse soll so lange unter den Fahnen zurückbehalten werden, bis die Rekruten mobilisierungsfähig seien. Demnach solle die älteste JahreSklasse der Kavallerie und Artillerie anstatt am 1. Oktober erst zwischen dem 20. und 30. März folgenden Jahres, die älteste Klasse der übrigen Waffengattungen zwischen dem 10. und 20. Februar des folgenden Jahres heimgeschickt werden. Air- statt 36 Monate würden die Soldaten durchschnittlich nur 2 S M o- natc dienen. Dafür sollen aber die Reservisten 5 Jahre lang in„Disponibilität" bleiben und zu längeren und häufigeren Dienstübungen einberufen werden. England. In den Klauen des Zarismus. London , 21. Mcn.((big. Ber.). Der russische Genosse Ada- m o w i t s ch(der unter dem Namen Arles schreibt), von dessen Verhaftung durch russische Schergen in Alexandrien wir schon berichtet haben, hat durch den„Daily Citizen" einen Appell an Großbritannien gerichtet. Das ergreifende Schreiben hat folgen- den Wortlaut: „Aus der Gefängniszelle wende ich mich an die Regierung Großbritanniens . Ich bin ein Russe. Vor fünf Jahren verließ ich Rußland , nachdem ,ch meine politische Rechnung mit der russischen Regierung beglichen. Ich brachte ein Jahr im Ge- sängnis zu, ehe ich verhört wurde, und ich wurde dann freige- sprochen. Als ich aus dem Gefängnis kam, verließ ich das Land. Seit der Zeit hat mein Fuß dre russische Grenze nicht überschritten. Vor IL Monaten forderten mich die Matrosen der russischen Handelsflotte, deren Gewerkschaft ich im Jahre 1S06 vorstand, auf, eine Berufszeitung für sie herauszugeben und zu redigieren. Ich nahm das Anerbieten an und ging nach Konstantrnopel. Zwölf Monate lang versorgten mich die Matrosen mit Geldern und literarischem Material, während ich ihre Zeiwng leitete. Um Konfiszierung und Strafen zu vermeiden, wurde sie in Europa in versaziedenen Städten gedruckt. Keine einzige Rümmer kam in Rußland heraus. Als der Balkankrieg ausbrach, ging ich nach Alexandrien und setzte meine Arbeit hier fort. Und nachdem ich fünf Monate hier gelebt hatte, als ich gerade im Begriff war, Alexandrien zu verlassen und nach Europa überzusiedeln, wurde ich auf Ver- langen des russischen Konsuls ins Gefängnis gesperrt. Welches Schicksal erwartet mich? Darüber kann kein Zweifel bestehen. ES steht mir die Auslieferung, der Transport nach Rußland und die Zwangsarbeit bevor; denn auf alle, die wegen irgendeiner Teilnahme— fei es durch Taten oder Geldunter- stützungen— an dem Organ unserer Seeleute verhaftet worden find, wendet die russische Regierung die Klausel des Strafgesetz- buches an, die Zwangsarbeit(Katorga) �verhängt, und ich bin sicher„schuldig", den Moria!"(„Der Seemann") geschrieben, redigiert und veröffentlicht zu baden. Doch e!)« ich den russischen Behörden ausgeliefert und in irgendeiner sibirischen Gefängniszelle lebendig begraben werde, will ich das Gesetz und die Ursache wiflen. weswegen alles dies getan wird. Ich weiß nicht, an wen ich mich mit dieser Frage wenden soll, und deshalb wende ich mich mit ihr an die, denen ich vertraute, als ich nach Alexandrien kam. Ich sehe britische Soldaten auf der Straße, die britische Flagge weht hier. Dieser Flagge vertraue ich mich an. Ich wende mich an die, die diese Flagge hier hissen, an das britische Volk, an die britische Re» gierung, die. dieses Volk vertritt. Ich will wissen, warum ich, der ich in Rußland kein politisches oder sonstiges Verbrechen begangen habe, hier meiner Freiheit beraubt werde und der ruffischen Regierung auSge- liefert werden soll. Ich will wissen, weshalb die Unantastbarkeit meinet Woh- nung mißachtet worden ist, weshalb alle meine Manuskripte, das Resultat der Arbeit vieler Jahre, und die in meiner Korre- spondenz enthaltene intime Seite meines Privatlebens, meine Korrespondenz, die ich vertrauensvoll mit mir führte, daS Eigentum feindseliger Fremder geworden ist.. Ich will serner wissen, warum ich wegen meines Verbrechens— wenn das. was ich getan, ein Verbrachen ist— nickt nach dein Gesetze des Ortes, wo es verübt wurde, sondern nach den barbarischen, erbarmungslosen Gesetzen dsS Landes, daS ich verlassen, abgeurteilt werden soll. Ich will mich nicht der Verantwortlichkeit entziehen. Ich wußte nicht, hoc) weiß ich es heute, ob eS nach dem Gesetz deS Ortes ein Verbrechen ist, in seinem eigenen Zimmer zu sitzen und Artikel über russische, deutsche, britische und andere See- laute der Handelsflotte für eine in Wien oder Paris für ruf- fische Seeleuie gedruckte Zeitung zu schreiben; aber ich weiß, daß niemand unschuldig sein kann, weil er die Gesetze nicht kennt, und ich bin vollkommen bereit, meine Schuld zu sühnen. doch möge mir der Gerichtshof de« Landes sagen, wessen ich schuldig bin und welche Strafe ich verwirkt habe. Denn als ich meine Arbeit hier begann, übernahm ich die Verantwortlich- kcit lediglich vor den Gesetzen dieses Landes. Ich bitte nicht um Gnade; ich verlange Reckt Und Gerechtig. keit. Ich wende mich an den unparteiischen Richter, den der große russische Flüchtling Hertzen mich achten gelehrt hat. Hertzen, der wegen seines Vertrauens zur britischen Gercchtig- keit das„Rule Britannia" der Marseillaise vorzog. Run, ich weiß, daß nichts leichter ist, als das Schicksal und daS Leben eines Menschen zu zermalmen und weiterzugehen. ES war dem mächtigen Rom leicht, einen aps dem Stamme Israel an» Kreuz zu schlagen. Doch schreit nicht die an ihm verübte Ungerechtigkeit noch heute nach 2000 Jahren zur Menschheit empor und hat der mächtige Pontius Pilatus in den Augen der ihm folgenden Geschlechter die Schuld von seinen Händen gewaschen? Von meiner Gefängniszelle aus will ich warten, um zu sehen, ob das britische Volk, dessen Sinn für Gerechtigkeit und Ehre ich mich anvertraut habe, denselben Weg wandeln wird, und von der Regierung, die das Recht hat, den Willen de« Volkes kundzugeben, werde ich eine Antwort erwarten. Michael A d a m o.w i t sch. Redakteur de«„Moriak ", des Organs der russischen Handelsflotte; im Gefängnis„Hadra" zu Alexan- drien als Gefangener Rr. 620." Wird die englische Regierung die jämmerliche Rolle eines PontiuS Pilatus übernehmen und den Genossen Adamowitsch der russischen Regierung ausliefern?'DaS englische Volt sagt ein- stimmig: Nein! Von Tag zu Tag mehren sich die Proteste gegen die beabsichtigte Auslieferung des russischen Genossen, die von dem Volke als eine unerhörte Besudelung heS guten Namens der Nation betrachtet werden würde. Ter obige Brief hat in eng- lischen Volkskreisen einen mächtigen Eindruck gemacht. DoUand. Nene Forderungen des Militarismus. Amsterdam , 23. Mai. (Privattelegramm des„Vor- wärts".) Das liberale Haager„Vaterland" bringt die Nachricht, eine Staatskommission, die die Frage der Reorganisation der oft- indischen Kolonien zu studieren hatte, habe ihren Bericht eingeliefert, die Regierung aber werde mit der Publikation dieses Berichtes bis nach den Wahlen warten, weil die darin für militärische Zwecke ge- forderten Summen nicht geeignet seien, die Stimmung für die Wieder- wähl der klerikalen Mehrheit zu verbessern. Es ist merkwürdig, wie vorsichtig die Regierung in letzter. Zeit geworden ist. Die Behandlung der die Lebenslage der Arbeiter aufs schwerste gefährdende» Zolliarisvorlage. die Verleihuug eines Ordens an den kompromiltierten christlich-jüdischen Baron Lehmann, und jetzt die militärischen Rüstungen in Indien — alles wird bis nach den Wahlen verschoben! Da» hat wenigstens das eine Gute, daß die Wähler wissen, was sie»ach den Wahlen zu erwarten haben, falls sie so einsältig sein sollten, der klerikalen Mehrheit wiederum für vier Jahre die Macht zu verleihen. CMna. Die politische Situation. London , den 23. Mai 1913.(Privattelsgramm des„Vorwärts".) Nach einem Pekinger Telegramm des Korrespondenten des„Daily Telegraph " vollzieht sich zur- zeit in China eine bemerkenswerte Entwicklung. Die provisorische Regierung hat mit den Führern der Kuomingtang in- bezug auf die Fünfmächteanleihe ein Kompromiß dahin geschloffen, daß ein parlamentarisches Komitee die Ausgabe der Anleihegelder überwachen wird. Der Korrespondent erklärt weiter. I u a n s ch i k a i habe keinen Augenblick zu früh ein- gelenkt; der provisorische Präsident sei von zehntausend Feinden umringt und praktisch ein Gefangener in der ver« botenen Stadt. Aus Furcht vor einem Attentat wage er sich nicht zu rühren, obwohl er über mindestens 130(XX) Sol- baten verfüge; ihm müsse jetzt klar werden, daß China fortan verfassungsmäßig durch das Parlament regiert werden müsse oder daß er sonst langsam sein eigenes Todesurteil zeichne. Eue der parteu Anläßlich der fünfzigjährigen Wiederkehr des Gxündungstages der Sozialdemokratischen Partei ffnd dem Parteiborstand folgende Glückwunschtelegramme zugegangen: Amsterdam , den 23. Mai. Die sozialdemokratische Arbeiterpartei Hollands beglückwünscht von ganzem Herzen ihre deutsche Bruderpartei zum fünfzigjährigen Gedenktag ihrer Gründung. Seit fünfzig Jahren steht die deutsche Sozial- demokiatie als die hervorragendste Trägerin des größten Kultur- gedankeiis unserer Zeit. Es war der holländischen Partei stets ein Stolz und eine Ehre in ihre Spur zu treten und sie beglückwünscht heule die deutsche Sozialdemokratie, an erster Stelle auch die deutsche Arbeiterklaffe. Sie beglückwünscht auch das Proletariat der ganzen Kultnrwelt, denen die deutsche Sozialdemokratie als Vorbild und Stütze in ihrem Befreiungskampf unüberwindlich vorangeht. Wir gedenken heute mit Euch Eurer großen Toten: Liebknecht, Auer und Singer. Auch gratulieren ivir aufs herzlichste dem lieben Genosseu Bebel. Es lebe die deutsche Sozialdemokratie! Es lebe die Internationale! Der Parteivorstand der sozialdemokratischen Arbeiterpartei Hollands . Bliegen, Borsitzender; van Kuykhof. Sekretär; Vandergoes, Hermaus. Matthysen, Schaper, Spiekmann, Troelstra, Wibaut. » Petersburg , 23. Mai. Die sozialdemokratische Fraktion der ReichSduma sendet ihren brüderlichen Gruß der deutschen Sozialdemokratie zum fünfzigsten Jahrestage der Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeilervereins und wünscht ihr weiteren Sieg im ruhmreichen Kampfe. Hoch daö deutsche Proletariat! Hoch die internationale Sozial- demokratie! Das Generalstreiksreforeiidum tu Italien . Rom , 21. Mai. (Eig. Ber.) Wie erinnerlich, halte nach_ dem letzten Truppencxzeß von Rocca Prior« der Vorstand der sozia- listischen Partei Italiens eins Tagesordnung angenommen, die das Proletariat aufsorderle, im Falle einer tieuen Arbeitermetzelei den Generalstreik zu proklamieren. Daraufhin hatte die Konföderation der Arbeit ein Referendum über diese Frage unter den ihr an- geschlossenen Organisationen angesagt. Das Ergebnis der am 30. April zum Abschluß gelangten Abstimmung, das soeben bekannt gegeben wüid, ist das folgende: An der Abstimmun2..beteiliglen sich 38 Arbeiterkammern. 10 Zentral- verbände, 2 Gewerkschaften von Berufen, für die kein Zentral- verband existiert;/.' dem Vorschlag deS Generalstreiks stimmten zu. öhne sich über di» Dauer zu äußern: 16 Arbeiterkammern, 1 Zemralverband; für den Generalstreik von böchstenS 48 Stunde» stimmten 3 Arbeiterkammern, 2 Zentralverbände. 2 Gewerkschaften; für den Generalstreik ohne Zettgrenzen stimmten 10 Arbeiterkammern: gegen den Generalstreik(oder für ihn nur mit besonderen Bedingungen) 5 Arbeiterkammern, 7 Zentralverbände; der Abstimmung enthielten sich 17 Arbeiterkammern, 0 Zentralverbände unv 7 Gewerkschasten. AuS diesem Ergebnis zieht das Zentralkomitee der Konföderation den Schluß, daß sich die Mehrzahl wohl für einen Proteststreik mit beschränkter Zeitgrenze, nicht aber für einen Generalstreik im eigent- lichen Sinne ausgesprochen hätte. Ein Generalstreik mit der Absicht, die Regierung vor dem Macht- aufgebot des Proletariats zur Kapitulation zu bringen, ist vom „Aoanti" gepredigt, von Genossen wie Prampolini nnd T u r a t i bekämpft worden. Das Referendum zeigt sehr deutlich. daß die Mehrheit der organisierten Arbeiterschaft von einem solchen Streik nichts wissen will: diese Mehrheit wird durch die Zentral- verbände und nicht durch die Arbeiterkannnern dargestellt. Die Arbeiterkammern schließen viel mebr lokalistische Elemente ein, als die Zentralverbände und sind zum Teil ganz von Syndikalisten be- herricht. Bei der Organisierung eines Streiks ist aber ihr Einfluß jedenfalls ausschlaggebender, als der der Zentralverbände. Der Ausgang des Referendums läßt die Frage offen, ob man ans eine einmütige Aktion des Proletariats rechnen kann. Eine große Schwierigkeit für jede derartige Bewegung., die das ganze Land um- fassen soll, liegt auch in der Ungonauigkeit, die dem Begriff des Polizeiexzesses anhaftet. Die ersten Meldungen über derartige Er- eignisse stammen immer auS offizieller Quelle und sind narürlich ganz und gar unzuverlässig; auch gibt es Exzesse gegen Arbeiter, die durchaus nichr unter den Begriff der von der Partei gemeinten Uebergriffe fallen. In anderen Fällen kann man über die Auf« fassung durchaus im Zweifel fein, so, wenn eS sich um brutales Vorgehen der Polizei gegen eine von Landarbeitern gebildete Prozession handelt. Bis man sich über all diese Vorfragen klar ge« worden ist, kann an Stelle der einmütigen Massenkundgebung schon eine Reihe belangloser lokaler Kundgebungen getreten sein, in denen das Proletariat seine Kräfte vergeudet, ohne die beabsichtigte Wirkung auf die herrschenden Klassen auszuüben. Der Generalstreik ist nicht nur Sache des guten Willens der Massen, sondern auch et» organisatorische« Problem von großer Be- d e u t u n g. Wir glauben, daß annähernde Einstimmigkeit des organisierten Proletariats nur eine der Vorbedingungen ist. Frei- lich kamt ein Generalstreik ohne Vorbereitung wie ein Gewitter über die_ Bourgeosie hereinbrechen, aber von diesem Generalstreik ist natürlich nicht die Rede, sobald man gerade die Mittel und Wege erwägt, einen Generalstreik vorzubereiten. Jugendbewegung. Vom Kampf gegen die Arbeiterjugend. Von dem Harburger Schöffengericht wurde die frei« Arbeiterjugend als politischer Berein erklärt. Der Arbeiter- sekretär Müller nnd neun Genossen, darunter fünf Jugendliche, waren angeklagt worden, teils als Vorstandsmitglieder, teils als Mitglieder die Bestimmungen des VsreinsgesetzeS dadurch übertreten zu haben, daß sie es ablehnten, die Satzungen und die Liste der Vorstands« Mitglieder einzureichen. Die Verhandlung erbrachte nicht den Schatten eines Beweises, daß gegen vereinsgesetzliche Bestimmungen in der freien Arbeiterjugend verstoßen wurde. Trotzdem erfolgte die Verurteilung von drei Genossen zu je IL M.; fünf Jugendliche er« hielten 10 M. Geldstrafe. Als Argumente für die Verurteilung resp. „Feststellung", daß eS sich um einen politischen Verein handele, dienten Artikel aus dem.Volksblatt", das Jugend- lieber buch und unsere„Arbeiterjugend". Gegen da« Urteil ist Berufung eingelegt worden.
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