». 130 30.?.h.� i Keilllge des„Pormörts" petliner PolksliliittReichstag152. Sitzung. Dienstag, den 27. Mai 1813.nachmittags 2 Uhr.Am BundeSratstisch: Kommissare.Präs. Saempf begrüßt die Abgeordneten nach der Pfingstpause,dankt der Kommission für die Förderung der Wehrvorlage.Auf der Tagesordnung steht zunächst folgendeAnfragedes Abg. S o s i n s k i(Pole) vom 24. April:Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß in dem Wirtschaft-lichen Kampfe, welcher zurzeit im oberschlefischen Kohlenbezirk schwebt,die Polizeibehörden in gesetzwidriger Weisegegen die Bergarbeiter Partei nehmen, insbesondereunter Verletzung reichsgesetzlicher Vorschriften Versammlungen derArbeiter grundsätzlich verbieten bezw. auflösen, z.B. in.Königshütte, Orzegow, Michelkowitz, Janow und im ganzen KreisePleß?Direktor im Reichsamt des Innern Lehma»»: Eine Verletzungreichsgesetzlicher Vorschriften durch die Polizei würde der Reichs-leitung erst dann Gelegenheit zum Eingreifen geben können, wenndie Zentralbehörde des betreffenden Bundesstaates zu den VorgängenStellung genommen und in ihrem Entscheid eine mit den Grund-sätzen des Reichsvereinsgesetzes nicht zu vereinbarende Stellung ver-treten hätte. Nach der Auskunft der preußischen Negierung hat dieserFall nicht vorgelegen. Es ist überhaupt nur in ganz vereinzeltenFällen Beschwerde erhoben worden. Im übrigen ist seitens derpreußischen Regierung in keiner Weise eine Anordnung ergangen,daß die Polizei Versammlungen irgendwie behindern solle. Eshaben in den genannten Orten vom 19.— 27. April 163 Versammlungen, davon 129 unter freien» Himmel, stattgefunden. Nur ganzwenige sind nicht genehmigt worden. In zwei Fällen, wo die Ge-nehmigung versagt war, hat der Regierungspräsident das Verbot- selbst aufgehoben.Petitionen.Eine Petition von peitsionierten und als Beamten wieder-angestellten Offizieren bittet um eine A e n d e r u n g des Offiziers-p e n si o n s g e s e tz e s und zwar Aenderung der Sätze, bis zu derenHöhe die Militärpension neben dem Zivildicnsteinkommen bezogenwerden kann.Die Petition wird nach kurzer Debatte als Material über-Viesen.Die Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine und das GewerbegerichtBremen bitten um Einsetzung eiiieS Reichseinigungsamtesoder einer Zentralstelle für Förderung der Tarif-Verträge im Reichsamt des Innern. Die Kommission beantragtUeberweisung.Abg. König(Soz.)hebt die große EntWickelung der Tarifverträge hervor, die Wohl eineZentralstelle erfordern würden. Aber von dem jetzt in der Reichs-regierung herrschenden»sozialpolitischen' Geist, wie er sich bei allengroßen Streiks nnd sonstigen Anlässen gezeigt hat, ist ein demsozialpolitischen Fortschritt dienendes Vorgeben doch nicht zuerwarten, zumal die Regierung unter dem Einfluß derUnternehmer steht. Wie die Unternehmer jeden Fortschritt ausdem Gebiete der Sozialpolitik bekämpfen, hat wieder die Frühjahrs-Versammlung der Eisenhüttenleute bewiesen, wo man sehr scharfgegen den jetzigen Staatssekretär geredet hat, dem es doch nicht ge-lingen werde,»die Seele der Arbeiter zu eroberp.' Wie wenig diejetzige Zeit den sozialpolitischen Maßnahmen günstig ist, hat' ja erstwieder die Reichsversicherungsordnung bewiesen. Ver-langt man doch heute umgekehrt Ausnahmegesetze allerArt gegen die um ihre Freiheit ringenden Arbeiter.Präs. Kaempf: Ich bitte Sie, sich nicht zu weit vom Themazu entfernen.Abg. König(Soz.):Das gehört dazu. Wir erstreben zunächst eine Sicherung desKoalitionsrechts.Präs. Kaempf: Ich muß Sie bitten, sich meiner Anordnungzu fügen.Abg. König:Ein Reichscinigungsamt hätte nach unserer Auffassung erst einenZweck, wenn als Vorbedingung Reichsarbeitsämter ge-schaffen würden.(Bravo! bei den Sozialdemokraten.)Abg. Schwarz(Z.): Die bürgerlichen Parteien haben sich wieder-holt für ein Reichseinigungsamt ausgesprochen. Zwangsbefugnissewollen wir einem solchen Amt ebensowenig einräumen wie der Vor«redner. Aber zur Verhinderung großer Streiks und Aussperrungenkönnte ein solches Amt segensreich wirken.kleines fciälleton.Friedcnsstiftmig kontra Friedensarbeit. Die Art und Weise, wiedie norwegische Leitung der Nobelschen Friedensstiftung ihres Amteswaltet, ist im Laufe der Jahre schon so oft klar zutage getreten, daßman sie als einen die Friedensbewegung fördernden Faktor schonlängst nicht mehr in Betracht zieht. In früheren Jahren ist es dochwenigstens der Fall gewesen, daß ein Mann, wie der SchwedeA r n o l d s o n, der cm Jahre der schwedisch-norwegischen Unions-lösung an der Seite der schwediichen Sozialdemokratie mannhastgegen die großschmedischen Kriegshetzer auftrat, den Nobelpreis er-hielt. Aber seitdem es immer klarer zutage tritt, daß die einzigewahrhafte Friedenswchr das internationale Proletariat ist, hat diese»Friedensstiftung' alles getan, um diese einzigen wahren Friedens-freunde zu ignorieren. Für sie existiert nicht die gewaltige Friedens-arbeit I a u r s S, nicht die Friedensarbeit deS Brüsseler sozialistischenBureaus, und da das bedeutendste FriedcnSwerk der letzten Jahr-zehnte, die Berner Konferenz, von sozialdemokratischer Seileangeregt, organisiert und gefördert wurde, hielten die Herren vonder Nobelschen Friedensstiftung den Zeitpunkt für gekommen, zumAngriff gegen— die Sozialdemokratie vorzugehen.Ihr Sekretär Ragevald Moe veröffentlicht im»Norske Jntelle-genssedler' einen Artikel über die Friedensbewegung und die Sozial-demokralie, in dem er behauptet:„Die Soziali st en wollennicht die Forderungen der hi st orischen und natio-nalen Verhältnisse anerkennen. Nichts hassensie erbitterter, als den Kampf der Nation em fürihre Selbständigkeit und innere Sammlung."»Die sozialistische Friedenspropaganda beruht auf einer brutalen, jadirekt empörenden Verleugnung des historischcns Werdens und derTradition.' Mit diesen Worten quittiert der Sekretär der„Friedens'-stiftung das letzte Werk der Sozialdemokratie, die Berner Konferenz,und reißt sich damit selbst die Friedensmaske herab.Aber nicht genug daran: der Generalsekretär der interparlamen-tarischen Friedensunion in Brüssel Chr. L. Lange— der bis vorvier Jahren Sekretär der Nobelschen Friedensstiftung war— undder Herausgeber der»Friedenswarte' A. H. Fried— der vorzwei Jahren den Friedensnobelpreis erhielt!— habe» kürzlichArtikel veröffentlicht, die die bürgerliche Friedensarbeit besprachenund dabei zu Schlüssen kamen, die der sozialdemokratischen Kritikdieser bürgerlichen Friedensarbeit sehr nahe kamen. Und weil diesezwei bürgerlichen Friedensfreunde nach Mitteln für eine wirlungS-vollere bürgerliche Friedensarbeit suchen, fällt der»Friedens'sekretärüber seinen Vorgänger im Amt und über den FriedenspreiSträgerwütend HerlAbg. HäHnle(Vp.) spricht ebenfalls für den Antrag der Kam-Mission.Abg. Behrens(Wirtsch. Vg.) betont die Notwendigkeit der Schaffungeines solchen Amtes im Interesse des sozialen Friedens.Es ist doch Sache des Reichstags, antisozialen Einflüssen auf dieReichsregierung nicht nachzugeben, darum verstehe ich nicht denStandpunkt der Sozialdemokratie.Abg. Brey(Soz.):Sind denn Herrn Behrens die Bestrebungen nicht bekannt, diedaS Koalitionsrecht verschlechtern und die Straf-bestimmungen verschärfen wollen? Sie sind getragenvon einflußreichen Persönlichkeiten. Natürlich fürchten wir nichtsolche Bestrebungen im Reichstag, sie sind zwar da drüben(nachrechts) auch vorhanden, aber es ist ja dafür gesorgt, daß dieseBäume zunächst nicht in den Himmel wachsen!(Sehr gut! bei denSozialdemokraten.) Weiß denn Herr Behrens nicht, daß auchder christliche Gewerkschaftskongreß gefordert hat: Erst Koalitionsfreiheit, dann Reichseinigungsamt! Undan dieser Resolution dürfte Herr Behrens auch beteiligtgewesen sein. Wir wollen, daß zuerst die Vorfragegelöst werde. Wo aber haben wir die Anerkennungder Koalition durch den Staat, in den Staatsbetriebenund sonst überhaupt in Deutschland? I(Sehr wahr I bei den Soz.)Daß die Gewerkschaften durchaus nicht alle Differenzen durch denStreik, sondern möglichst viele in gütlichem Einvernehmen zu lösenbestrebt sind, ist bekannt und auch durch die amtliche Statistik nach-gewiesen. Die Unternehmer, namentlich die großen aber habenkeineswegs den Willen, sich Einigungsbestrebungen zu fügen. Wirstimmen für die Ueberweisung zur Berücksichtigung,fordern aber als Vorbedingung volle Koalitionsfreiheit.(Bravo Ibei den Sozialdemokraten.)Ueberweisung zur Berücksichtigung wird beschlossen.Mehrere Petitionen verlangen1. Erhöhung der PfändbarkeitSgrenze des Dienst-einkommens von Privatangestellten. 2. Herberführung einer gesetz-lichen Bestimmung, daß bei den Privatangestellten und Arbeiternebenfalls wie bei Beamten nur e i n T e i l des 1S<X) M. übersteigenden Einkommens der Pfändung unterworfen sei.Die Kommission beantragt Uebergang zur Tages-o r d n u n g.Abg. Giebel(Soz.)begründet einen Antrag, die Petitionen zur Berücksichtigungzu überweisen, soweit sie daruin ersuchen, für Arbeiter, Privat-angestellte und Beamte die pfandfreie Summe der Löhne und Ge-hälter zu erhöhen. Angesichts der durch unsere verkehrte Wirtschafts-Politik herbeigeführten allgemeinen Verteuerung der Lebenshaltungist dies Verlangen nur zu berechtigt. Auch das Verlangen, die über1599 M. hinausgehenden Bezüge von Arbeitern und Angestellten nurzum Teil pfändbar zu machen, ist durchaus berechtigt, um so mehr,als die Angestellten mit höheren Gehältern in der Lage sind, ihrganzes Einkommen dadurch pfandfrei zu machen, daß sie den über1599 M. hinausgehenden Betrag vertraglich ihrer Frausichern. Ich bitte Sie daher, unserem Anfrage zuzustimmen.(Bravo! bei den Sozialdemokraten.)Abg. Chrysant(Z.) ist für den Kommissionsantrag, denn daSKleingewerbe müsse gegen Schuldenmacherei geschützt werden.Abg. Marquardt(natl.) wünscht Erhöhung der Pfändbarkeits-grenze.Abg. Dr. Haas(Vp.) befürwortet einen Antrag seiner Freunde,wonach die Privatangestellten genau so behandelt werden sollen wiedie Beamten, daß also ein Teil ihres Einkommens, das über 1599hinausgeht, von der Pfändung freigegeben werden soll. Damit wirdden Gläubigern wie den Schuldnern ein Dienst erwiesen.Abg. Hoch(Soz.):Daß hier etwas geschehen muß, darüber sollte eigentlich gar keinStreit mehr bestehen. Es ist äußerst bezeichnend, daß gerade dasZentrum nicht ein Wort für die Notlage hat, in die die Arbeiterdurch die jetzigen Bestimmungen kommen.(Sehr wahr! bei denSozialdemokraten.) Bezeichnend war auch, daß der nationalliberaleRedner für unseren Antrag sprach, obgleich ein Antrag der National-liberalen vorliegt, der lange nicht so weit geht. Herr M a r q u a r d tist offenbar das Paradepferd, das die Nationalliberalen denWählern gegenüber vorgeschickt haben. Das Existenzminimum von1599 M., das 1877 festgelegt wurde, reicht heute natürlich langenicht mehr aus. Seine Erhöhung muß die erste Voraussetzung sein.Der Arbeiter muß einen Schutz dagegen haben, daß seine Arbeits-kraft nicht dem Schuldner verkauft wird.(Sehr wahr I bei denSozialdemokraten.)Das Lohnbeschlagnahmegesetz muß geändert werden— es istnur die Frage: wann? Ein Warenhausbesitzer mit Hunderten An-gestellten hat erklärt, daß das heutige Gesetz auch denr Gläubigernichts nützt, weil der Angestellte ja' doch mit 1599 M. nicht-auS-Unser norwegisches Bruderorgan leuchtet diesem„Winkelschreiberaus dem NobelhouS" gründlich heim und konstatiort, daß dienorwegische Nobelsche Friedensstiftung jetzt ganz unter demEinfluß ihreS Obmannes, des Rüstungsfanatikers Lövland, Ministeraußer Dienst, stehe. Hat inan früher auch schon geahnt, welcher Geistin dieser Hauptstütze der bürgerlichen Friedensbewegung steckt, so istes jetzt öffentlich bewiesen.Die Bedeutung des Eberswaldcr Goldfundcs besprach ProfefforDr. Schuchardt in der Maisitzung der Anthropologischen Gesellschaft.Einen Anhalt für Vermutungen über das Alter des Fundes hatman in dem Goldblech, den Goldbarren und dem Stück sog.Sckimelzkönig, Rohstoffen� und Arbeitsmitteln also, die neben denzahlreichen Ringen nnd Schalen lagen. Schuchardt schließt daraus,daß diese Schalen und Ringe, die der mittleren Hallstattkultur, alsodem 7. bis 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung angehören,auch im Fundgebiet verfertigt wurden und nicht, wie Montclius fürderartige Funde im Norden annimmt, von Süden her eingeführtwurden. Die Gefäße fügen sich dem Zeitkreise der sogenanntenLausitzcr Kultur ein, der auch das Königsgrab am Seddinsce und dieRömerschanze am Nedlitzseee chigehören. Die Lausitzer Kultur er-streckt sich bis Thüringen, Böhmen und zur Nord- und Ostsee undist den Semnonen zuzusprechen, dem Kernvolk der Suewen, die nachTacitus in diesem Gebiet gesessen haben.Humor und Satire.Hoch zeitsaus st ellung.Zum kunstgewerblichen MuseumStrömt tolles Weibsvolk, Trupp an Trupp.Begeht vielleicht sein JubiläumEin deutscher Fraucn-WahlrechtSklub?Ach nee: dort drängelt sich, man denke,Der Modedämchen bunter Troß,Seitdem zur Schau die BrautgeschenkeMan auszustellen sich entschloß.Ja, dort bestaunst du seiuster Güte,O Mensch, von Ehrfurcht überhaucht,Was solch ein sürstliches GeblüleAn seidnen Unterhöschen braucht!In Ordnung hält die AmazonenDurch Polizisten, scharf bewehrt,Ein Leutnant, den man forsch sieht thronenVorm Hauptportal auf hohem Pferd.kommen kann und er daher geht oder auch entlassen wird, weilsich einehrenhafter Unternehmer sagt, daß mit diesem Lohn der Beamtenicht auskommen kann und zu Unterschlagungen, An-nähme von Schmiergeldern usw. gezwungen würde I DerStaatssekretär, dem sein Gehalt bewilligt ist, läßt sich hier e i n f a chnicht mehr sehen, statt uns Rede zu stehen. Wir fordern, daßder Reichstag endlich sich auch seiner sozialpolitischenPflichten bewußt werde und die Regierung durch Annahmeunseres Antrages auffordere, ein so notwendiges Gesetz zum Schutzevon Arbeitern und Angestellten einzubringen.(Bravo! bei den Sozial-demokraten.)Abg. Strack(natl.) betont im Gegensatz zum Abg. Marquardt.daß der Gläubiger ein Recht auf die Pfändung des Gehalts desSchuldners haben müsse. Aber der Gläubiger hat auch ein Interesseam wirtschaftlichen Weiterkommen des Schuldners. Wir denkendurchaus sozial, müssen aber auch die Schädigung weiter Volkskreisedurch die NichtVerwirklichung eines Rechtsgrundsatzes zu vermeidentrachten.Abg. Haas(Vp.) polemisiert gegen Abg. Hoch und bemerkt, daßin Baden die A r b e i t e r die anständigsten Schuldner seien undihre Schulden nach Möglichkeit zahlen. Tatsächlich sind bei demjetzigen Rechtszustand die Gläubiger oft die armen Teufel und dieSchuldner leben wie die Millionäre!(Sehr wahr! auf verschiedenenBänken.)Abg. Hoch(Soz.):Wenn die Gegner aus der Praxis der Gläubiger sprechen, sowir aus der der Arbeiter und Angestellten, die in Schulden geratensind, vielleicht wegen eines Unfalls oder sonst aus irgendwelchenUrsachen beim besten Wollen nicht zahlen können und denen nunder Lohn beschlagnahmt wird. Deshalb muß das Gesetz geändertwerden. Die Rechtsprechung berücksichtigt bei Pfändungen doch auch,ob es sich um notwendige Gebrauchsgegenstände oder etwa umLuxus handelt.Es handelt sich doch auch manchmal um Abzahlungskäufe u. dgl.,die den Leuten in verwerflicher Weise aufgedrängt werden.— WennLeuten mit 6999 M. Einkommen ein Drittel beschlagnahmt werdenkann, so ist dagegen nichts zu sagen, aber ein Mann mit 1799— 1899 M.kann keinen Pfennig entbehren. Ich stelle fest, daß ich nur für dieLeute eintrete, die ihre Schulden nicht bezahlen können! DieRechte und das Zentrum haben aber gar kein Recht, sich hier so fürdie Handwerker zu erhitzen, deren Interessen sie bei den Schutzzöllen,bei der Reichsfinanzreform, den Militärvorlagen usw. in schwersterWeise verletzt haben I(Sehr wahr I bei den Sozialdemokraten.—Unruhe rechts und im Zentrum.) Das Reichsgericht hat festgestellt,daß die Einkommenssicherungsverträge keine Umgehung des Gesetzesdarstellen. Das sind sie auch nicht!(Sehr wahr! bei den Sozial-demokraten.)Unter Ablehnung der Anträge der Sozialdemokraten und Fort-schrittler wird die Petition gemäß dem Antrage Bassermann alsMaterial überwiesen.Eine Petition auf Unterstellung der Arbeiter in Gärtnerei-und Gartenbaubetrieben unter die Gewerbe-Ord-n u n g beantragt die Kommission, als Material zu überweisen.Abg. Stolle(Soz.)spricht für einen Antrag, diese Petition zur Berllcksichtignng zu über-weisen. Heute ist die Rechtsprechung ganz verichieden. Teilweisewerden die betr. Arbeiter einfach zur Landwirtschast gerechnet, teil-weise als gewerbliche Arbeiter betrachtet. Ein solcher Zustand ist aufdie Dauer ganz unhaltbar. Der Wunsch der Petenten ist um so be-rechtigter, als bekanntlich in verschiedenen Gesindeordnungen, denendie landwirtschaftlichen Arbeiter unterstehen, noch ganz vors int-flutliche Bestimmungen enthalten sind, die zum Teil sogareine leichte körperliche Züchtigung der Arbeiter ge-statten.(Hört! hört!) Ich bitte deshalb, unserem Antrage zuzu-stimmen.(Bravo! bei den Sozialdemokraten.)Abg. Behrens(Wirtsch. Vgg.) beantragt Zurückweisunglder Petitionan die Kommission. Dort müsse die Regierung, die bereits 1996Erhebungen iu dieser Frage angestellt habe, Auskunst geben, wie eSmit der in Aussicht gestellten gesetzlichen Regelung stehe.Abg. Stadthagen(Soz.):Die Sache ist durchaus spruchreif. Wenn wir die Petition jetztzur Berücksichtigung überweisen, so heißt das. daß die Regierungendlich mit einem Gesetz kommen soll. Verweisen wir sie zurück, soist es möglich, daß die Petition in diesevSession nicht mehr erledigtwird.Damit schließt die Debatte. Die Petition wird an die Kom-Mission zurückverwiesen.Das Haus vertagt sich.Nächste Sitzung: Mittwoch 2'/zUhr.(Interpellation Albrecht(Soz.) betreffend die Ausnahmegesetze für Elsaß-Lothringen.(Staatsangehörigkeitsgesetz.)Schluß 5Vz Uhr.Nur nach und nach läßt er passieren,Die CrSme der ganz- und halben Welt,Die keifend zum HineinspazierenSich straßenlang hat aufgestellt.Ha wilder Kampf! Man könnte wähnen,Hier geht's erbittert Zahn um Zahu,Denn manche werden zu Hyänen,Bloß um zuerst dem Tor zu nah'n.Froh blickt der Spießer mit der nettenErwägung auf den Riesenschweif:„Na, Gott sei Dank: für SuffragettenSind wir in Preußen noch nicht reif!'Moppel.Gestatte eine Anfrage, veranlaßt durch verschiedent-liche Ehrenhändel der letzten Zeil.Wenn einer eine Ohrfeige bekommt, so soll er nach dem Offiziers-ehrenrccht den Beleidiger zusammenhauen:nach gewöhnlichem Ehrenkodex ihn fordern;noch bürgerlichem Rechte ihn verklagen;nach dem Natur- und Menschenrechte die Ohrfeige zurückgeben;als Philosoph sie einstecken undnach der Bibel auch die andere Backe zum Streiche bieten.Ich frage also, was soll' ein anständiger Mensch tun, wenn ereine Ohrfeige bekommt?(»Der Morgen.')Notizen.— Erich Schmidts Nachfolge auf dem BerlinerUniversitätskatheder für deutsche Literaturgeschichte ist vom KultuS»Ministerium dem Leipziger Professor Albert K öfter angetragenworden. Köster, ein Fünfzigjähriger, der aus Homburg stammt, hatüber den jungen Goethe, über die dramaturgische Bedeutung Schillersund besonders über Gottfried Keller und seine Beziehungen zuTheodor Storm Arbeilen veröffentlicht, die ihm in Literaturkreisenguten Ruf verschafft haben.— Eine Urheberrechtszentrale für bildendeK u rr st wird, wie es scheint, unter lebhafter Beteiligung derKünstlerschafl zustande kommen. Sie soll besonders das ReproduktionS-geschäft regeln und zwar durch Bekämpfung der Gratishergabe deSUrheberrechts an Reproduktionen künstlerischer Werke.— Die Auflösung der Berliner Sezession will,wie es heißt, Paul Cassirer, der Vorsitzende der Sezession, in eineraußerordentlichen Generalversammlung vorschlagen. Er möchte die»Opposition zum Schweigen bringen' und weiß keinen anderen Weg.