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Nr. 131. 30. Jahrgang.

Reichstag  .

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 29. Mai 1915.

153. Sigung. Mittwoch, den 28. Mai 1913, nachmittags 2 Uhr.

Am Bundesratstisch: Dr. Delbrüd.

Auf der Tagesordnung steht zunächst die Interpellation Albrecht( Soz.) und Genossen betreffend Einschränkung des Vereins- und des Preßgefehes in Elsaß- Lothringen  . Staatssekretär Dr. Delbrüd erklärt sich bereit, die Interpellation Ende der Behe zu beantworten. Es folgt die

zweite Beratung des Reichs- und Staats­angehörigkeitsgesetzes.

§ 1 lautet nach dem Kommissionsbeschluß: Deutscher   ist, wer die Staatsangehörigkeit in einem Bundes­staate oder die unmittelbare Reichsangehörigkeit befigt."

Ein Antrag Herzog   beantragt Wiederherstellung des§ 1 der Regierungsvorlage, wonach die Reichsangehörigkeit durch die Staats­angehörigkeit in einem Bundesstaate erworben wird. Abg. Landsberg( Soz):

Gleichberechtigung der deutschen   Frauen

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möchte ich doch fragen: sind denn die Menschen um der Geseze und felige Bestimmung des dänischen Staatsrechts zu Staatslojen Verträge wegen da, oder die Gesetze und Verträge der Menschen gemacht und nun ein Fangball sind in den Händen der preußischen wegen.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Der Deutschen  , die Behörden! Geht einer dieser 2000 Staatenlosen in der Nordmart einen Staatenlosen heiratet, will die Kommissionsmehrheit die Preußens eine Ehe ein, sei es mit einer Dänin, einer Staatenlosen deutsche   Staatsangehörigkeit lassen. Hier scheint also die Ehe nicht oder einer Preußin, dann wird von ihm verlangt, daß er aus dem als ein so inniges Band angesehen zu werden, daß es in ihr nicht Gebiet, in dem er sein ganzes Leben lang gewohnt, wo er seine verschiedene Staatszugehörigkeiten geben dürfte. Eine Konsequenz Familienbeziehungen hat und die Arbeitsverhältnisse fennt, ab­des durch die Vorlage geschaffenen Rechtszustandes müßte sein, daß wandert nach dem rein deutschen   Gebiet, dessen Sprache er nicht ein auch eine Ausländerin, die einen Deutschen   heiratet, ihre Staats- mal beherrscht; und wenn er sich nicht fügt, wird er au angehörigkeit behält. Wir beantragen für diesen Fall, ihr ein gewiesen mit seiner Frau, auch wenn diese bis Recht auf den Erwerb der Staatsangehörigkeit des Mannes zu ihrer Verehelichung Deutsche   gewesen ist.( hört! hört! bei den geben. Wir haben weiter beantragt, daß Deutschen der Erwerb Sozialdemokraten.) Unter diesen Verfolgten sind Leute, deren einer anderen deutschen   Staatsangehörigkeit erleichtert werden soll. deutsche   Staatsangehörigkeit bon preußischen Gerichten festgestell: Schon jetzt hat jeder Deutsche ein Recht auf Aufnahme in jeden ist, was aber die Verwaltungsbehörden nicht gelten laffen. Bundesstaat, wenn nicht das Freizügigkeitsgeset seine Abweisung es sind darunter, wie Abg. Hanssen hier mitgeteilt hat, Männer, die oder Ausweisung gestattet. Es ist nicht einzusehen, warum dann in der deutschen Armee gedient, ja jogar solche, ihr Blut im Kriege für noch die Behörden bei der Frage der Aufnahme überhaupt mit- die Deutschland   bergossen zureden haben sollen. Jeder Deutsche   wird selbstverständlich dort, haben.( Lebhaftes Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) wo er seinen Wohnsiz nimmt, auch Staatsbürger sein wollen. Die preußische Regierung hat diese Angaben nicht dementieri! Die Verbündeten Regierungen haben diesem unserem Antrage( Buruf bei den Sozialdemokraten: Echt preußisch!) Wo ist schlie widersprochen, obgleich sie sich damit selbst mit ihrer lich ein Staat, von Rußland   immer abgesehen, der Einbürgerunge Absicht in Widerspruch setzen, die mehrfache Staatsangehörigkeit anträge verschieden beurteilt, je nach dem Glaubensbekenntnis innerhalb des Deutschen Reiches im Prinzip abzuschaffen. Die Ver- des Antragstellers und der namentlich Juden unbedingt Wir hoffen, daß in einer nahen Zukunft das Prinzip der un- bündeten Regierungen haben gegen unseren Antrag eingewendet, zur i dwe ist, wenn sie nicht gerade besondere Protektion haben. mittelbaren Reichsangehörigkeit allein zur Durchführung gelangt, man müsse darauf sehen, daß jeder Deutsche   einen Ausweis für Wenn ein solcher da wir den lebhaften Wunsch haben, daß jeder Bürger des Reichs feine Staatsbürgerschaft habe. Nun, ich weiß nicht, ob Mißbrauch getrieben das Bewußtsein haben möge, unmittelbarer Angehöriger des Deutschen   bürgerschaft durch ein Papier nachzuweisen, wenn nicht etwa einer wird mit dem freien Ermessen, dann muß dem durch gefelime auch nur jeder hundertste Deutsche   in der Lage ist, feine Staats­Reichs zu sein. Wir behalten uns vor, eine Resolution in diesem Sinne zu unterbreiten. feiner Ahnen dekoriert oder geadelt wurde, oder unter seinen Bestimmungen ein Ende gemacht werden. Die Kommissions. als Beamter eingestellt wurde und da mehrheit aber hat den§ 7a beschlossen, der die preußische Braris Den Antrag auf Wiederherstellung der Regierungsvorlage lehnen Vorfahren einer als ( Heiterfeit links.) mir ab. Der Entwurf der Regierung hatte zum Ausgangspunkt durch das Staatsbürgerrecht erhielt. Wir auf das ganze Reich überträgt, so daß fernerhin fein Bundes den§ 21 des jezigen Reichs- und Staatsangehörigkeitsgefeges, wo haben weiter den Eventualantrag gestellt, das Staatsbürger- staat eine liberalere Praris walten laffen darf. Wlan fagt, daß dies nach nach fiebenjährigem Aufenthalt im Auslande ein Deutscher recht an den Erwerb des Unterstützungswohnsizes zu knüpfen. im Interesse des Reiches nötig fei. Aber das Reich ist 42 Jahre feiner Reichsangehörigkeit verlustig ging, wenn der Deutsche  Das hiergegen erhobene Bedenken, daß Bayern   den Unter- lang ohne diese Bestimmung ausgekommen und dadurch nicht ges es unterlassen hatte, seinen Namen in die Matrikel stüßungswohnsiz noch nicht habe, ist dadurch beseitigt, daß fährdet worden. Kann man einem Bundesstaat das Vertrauen nin des zuständigen Konsuls eintragen zu laffen. Die Erkenntnis Bayern   den Antrag beim Bundesrat gestellt hat, das Gesez über entgegenbringen, daß er nicht selbst prüfen wird, ob eine Ein bürgerung dem Wohle des Reiches nachteilig sein würde? der Regierung, diese Bestimmung zu beseitigen, tonnte der Reichstag   den Unterstützungswohnfis auch in Bayern   einzuführen. dazu benutzen, um das Gesetz überhaupt von dem Staub der Ver­Schließlich haben wir in der Kommission den Versuch gemacht, Denkt man den Gedanken zu Ende, daß das Reich überall da dürfe oder müsse, 100 es interessiert ist, gangenheit zu reinigen. Diese günstige Lage hat die Kommission persönlich einwandfreien Ausländern, die eine gewisse Zeit in eingreifen leider nicht genügend ausgenutzt. Sie hat zwar den Regierungs- Deutschland gewohnt haben, ein tommt man zu eigentümlichen Konsequenzen, die vielleicht der entwurf in Einzelheiten verbessert, ist dabei aber mit unverkenn Recht auf Einbürgerung Regierung nicht sehr gefallen werden. Schließlich geschieht nichts in barer Baghaftigkeit vorgegangen, hat wertvolle Anträge zu gewähren, mindestens aber solchen Ausländern, die aus der Ehe wenn zum Beispiel in einem Bundesstaat ein Wahlsystem be­einem Bundesstaat, was nicht für das Reich von Interesse wäre. zurüdgewiesen, ja, sie hat fogar eine erhebliche Ver- zwischen einem Ausländer oder Heimatlosen und einer bis zur steht, das elend und widersinnig und dessen Reform eine schlechterung des Rechtszustandes gutgeheißen. Diese liegt Eheschließung deutschen   Frau hervorgegangen sind, darin, daß fortan nicht mehr jeder Bundesstaat souverän solchen Ausländern, die in Deutschland   geboren sind und sich der Bevölkerung entrechtet und sie deshalb Landesverdrossen endlich der wichtigsten Aufgaben der Gegenwart ist, das die breiten Massen ift auf dem Gebiete der Einbürgerung.( Hört! hört bis zur Volljährigkeit ohne wesentliche Unterbrechung bei den Sozialdemokraten.) Es fönnen vielmehr von einem der Deutschland   aufgehalten haben. Personen der letzten Kategorie Sozialdemofr.) wollen Sie dann dem Reich die Möglichkeit geben, in und reichsverdrossen macht.( Stürmisches Sehr gut! bei den übrigen Bundesstaaten Bedenten gegen die Einbürgerung erhoben sind doch zweifellos Deutsche  , sie haben keine andere Heimat, dieses Wahlsystem von sich aus zu ändern.( Erneutes lebhaftes Sel werden, und die Entscheidung, ob das Bedenken berechtigt ist, trifft haben deutsche Schule und Bildung genossen und ihre Duldung in gut! bei den Sozialdemokraten.) Stonsequent wäre es eigentlich der Bundesrat. Diese erhebliche Verschlechterung im§ 7a des Deutschland   beweist am besten, baß gegen sie nichts einzuwenden Man hat sich begnügt, in dem§ 7a zu sagen, daß die Bedenken, die Gesezes wird dadurch nicht behoben, daß man hineingeschrieben hat, ist. Infolgedessen ist es ein dringendes Gebot, wenigstens diesen ein Bundesstaat gegen eine Einbürgerung erhebt und über die der die Bedenken müßten auf Tatsachen gestützt werden. Deutschen   einen Anspruch auf die Einbürgerung zu geben. Bundesrat entscheidet, nur auf Tatsachen gestigt werden Wir haben in der Kommission nach verschiedenen Richtungen Man hat das abgelehnt, veil angeblich nirgendwo in der Welt tönnen, welche die Besorgnis rechtfertigen, daß die Einbürgerung des Anträge gestellt, deren Annahme dem wahren Fortschritt erheblich ein Recht für Ausländer auf Einbürgerung bestehe. Wenn unsere Antragstellers das Wohl des Reiches oder eines Bundesstaates ge gebient hätte. Zunächst haben wir die Anträge gut sind, so würde das doch kein Grund sein, sie abzufährden würde. Wer kontrolliert das? Schon jetzt wird doch kein lehnen, am allerwenigsten in einem Lande, das doch bekanntlich Bundesstaat sich mit dem mächtigen Preußen in Widerspruch gefest in der Welt boran ist.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) haben. Denten Sie doch daran, wie manche Bundesstaaten bei beantragt. Nach dem Gesetz verlieren die deutschen   Frauen in dem Aber eine ganze Reihe von Staaten haben gesetzliche Be- den Schiffahrtsabgaben ihre wichtigsten Interessen Preußen geopfert Augenblid der Eheschließung ihre Staats- und Reichsangehörigkeit. ftimmungen, die unseren Anträgen vollkommen entsprechen, so baben. Die deutsche   Frau wird also behandelt als ein Appendix( Anhängsel) Belgien  , Frankreich  , Italien   also Staaten, in denen doch ein des Mannes, den sie heiratet. Aber unser Antrag, der Frau das Nationalgefühl herrscht, das man uns gern als vorbildlich hin- Die preußische Regierung hat uns versichert, daß tone felbe Recht zu gewähren, das der Mann hat, wurde von jämt stellt.( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Der Entwickelung fessionelle Momente nicht in Betracht kommen sollen, ebenso­lichen bürgerlichen Parteien abgelehnt. Es ist dieses Nationalgefühls scheint aber das Einbürgerungsrecht für solche wenig wie bisher. Aber am 5. Februar 1901 verordnete der unbegreiflich, daß dieselben Herren, die sonst das National- Ausländer" in feiner Weise hinderlich zu sein. Wir aber haben preußische Minister des Innern: Nach den in diefer Beziehung be gefühl so außerordentlich hoch schätzen, eine deutsche nicht einmal die Bestimmung durchsetzen können, daß Fa stehenden Grundsäßen ist die Naturalisation der im Inland geborenen Frau mit dem Verlust der Reichsangehörigkeit bestrafen, milien, die seit zwei Generationen in Deutschland   leben, oder aufgewachsenen Söhne ausländisch- jüdischer Gewerbetreibenden wenn sie einen Ausländer heiratet. Noch dazu in einem bis zum Beweis des Gegenteils als Deutsche   zu gelten im allgemeinen auf die Fälle zu beschränken, in denen die Erfüllung Gefeß, das nach der Absicht seiner Väter dem Deutschtum Kräfte er- haben. Wenn die Behauptung, daß kein Staat jemals soweit ges der Militärdienstpflicht nach amtsärztlichem Gutachten als halten soll. Ueber die Proteste der Frauen hat man sich hinweg- gangen sei, wie es Deutschland   nach unseren Anträgen tun soll, so gesichert zu erachten ist; Ausnahmen sollen nur zugelassen werden, gesezt, was um so wunderbarer ist in einer Beit, in der sich alle richtig wäre, als sie in Wirklichkeit falsch ist was würde das wenn besondere Umstände in dem einen oder anderen Fall Barteien mit Recht die politische Mithilfe der Frauen befagen? Wo in aller Welt ist ein Staat, der die Einbürgerung die Einbürgerung als im staatlichen Interesse wünschenswert er­recht gern gefallen lassen, und sozusagen Amazonenforps fo weit einschränkt, wie Deutschland   und namentlich Preußen. scheinen laffen." Die preußische Regierung hat erklärt, fie fönne gebildet haben. Sollen denn die Frauen lediglich Pflichten haben Nennen Sie mir einen Staat natürlich von Rußland   abgesehen nicht zugeben, daß dieses Schreiben das Bestehen besonderer Grund­und feine Rechte? Man hat gesagt, das Band der Ehe sei so der grundsätzlich Gesinnungen ächtet, wie es Preußen tut, fäße für die Behandlung der Einbürgerungsanträge ausländischer innig, daß für verschiedene Nationalitäten innerhalb der Ehe für den die Einbürgerung eines Sozialdemokraten oder eines Juden in Preußen beweise.( Hört! hört! links.) In Königs­fein Raum sei. Als ob die deutsche Frau nicht mehr deutsch freigewerkschaftlich Organisierten niemals in Betracht kommt und berg   lebt eine ganze Anzahl russischer Kommiffionäre empfände, wenn sie nicht mehr den deutschen   Namen hat! Mit dem der durch seine Polizei bei jedem Einbürgerungsantrag nachforschen deren Tätigkeit die beiderseitigen Handelsbeziehungen so not­selben Recht könnte man berlangen, daß in einer Ehe nur das läßt, ob der Mann nicht vielleicht sozialdemokratische Versammlungen wendig ist, daß an ihnen auf Verwendung der Handelskammer religiöse Bekenntnis des Mannes gelten dürfe. Dann hat besucht oder sozialdemokratische Zeitungen lieft?( hört! hört! bei die Niederlassung gestattet hat. Eine ganze Reihe dieser Kommissio man gesagt, eine Reihe von Gesezen und internationalen Verträgen den Sozialdemokraten.) Nennen Sie mir einen Staat, der es fertig näre hat deutsche   Frauen geheiratet. Diese deutschen   Frauen hätten die Zugehörigkeit der Eheleute zum gleichen staatlichen bekommen würde, Heimatloje so zu behandeln, wie das haben die größten Schwierigkeiten zu überwinden, dami Verbande zur Voraussetzung. Angenommen, das wäre richtig, so Breußen gegenüber den Unglücklichen tut, die durch eine unglück- man auch ihnen das Verteilen im Inland gestattet.( Hört! hört:) famte übrige Handel entbehren. Jeder Handeltreibende hat einzelne| als ein Lodruf; Rudolf Lorenz, der bewährte Begründer mehrerer Briefe, Entwürfe, Attenkopien und vor allem ältere Juventarstücke. Hin ernsthafter Naturtheater, weiß, welche hohen künstlerischen Ver­damit zu den Männern der Wissenschaft. Jedes Material, das zur Bernich pflichtungen ihm die Erinnerung an Kainz seinen Ansporner Die Sammelwut. Der Deutsche  " sammelt. Er sammelt des tung bestimmt ist, läßt sich sammeln und ordnen. Bei Lebensmittelfirmen und Berater auferlegt, und diese erste Aufführung war ein Sammelns wegen. Recht wohl fühlt er sich aber erst, wenn er dem können die Chemiter zu Hilfe gezogen werden, um die Inventarstücke guter Anfang, der für die weitere Arbeit werben wird. Der natürlichen Spieltrieb einen wissenschaftlichen Schein geben tann. aus älterer Zeit der unverdienten Vernichtung zu entziehen. Alles Spielplan, den Lorenz für den Sommer entworfen hat, nennt nun Der Deutsche   ist sehr ernst. Alles muß einen Zwed haben. Die was besteht, ist wert, daß es gesammelt wird. Raum für alles hat Werke, die sich für die Freilichtbühne bereits als geeignet erwiesen Kunst hat ihn nicht und deshalb erscheint sie dem Deutschen   zwecklos. das Archiv. haben: lauter Dramen von dichterischer Bedeutung, fast sämtlich 11m ihr aber doch eine Daseinsberechtigung zu geben, wurden die Das Deutsche   Buchhandlungsarchiv hat die letzten Möglichkeiten erste Werke der deutschen   und der Weltliteratur: Schiller  , Philologen erfunden. Sie beschäftigen sich im wesentlichen damit, für Philologen erschöpft. Trauernd steht nur der ehrbare Zumpen Goethe, Shakespeare  , Grillparzer  . Die Kraft solcher Dichter ge­der Menschheit die Kunst zu verleiden, indem sie sie zu ſammler vor den leeren Müllfästen. Freudig atmet die deutsche Kunst hört allerdings dazu, wenn das dramatisch geformte Leben in dem einer Angelegenheit der sogenannten Gebildeten machen. In auf. Sie ist die Gebildeten los und kann sich wieder dem freien himmeloffnen, breitausliegenden Raume des Naturtheaters be­der Schule als Lehrer, an der Universität als Geheime Menschen in die Arme werfen. stehen will, Grillparzers Drama war diesem Raume gewachsen. Regierungeräte. Sie zählen Goethes   Verse ab, untersuchen 3weifellos, es ist in die eng begrenzenden Dimensionen der ge= Schillers Totenschädel, spüren Heines Liebschaften nach. Sie kennen Heinrich von Neders Feldpostbriefe wurden vor einiger Zeit schlossenen Bühne hineingeformt; aber über die räumliche Auf­die Schulden Mozarts, die Ohrenkrankheit Beethovens und die Ghen in sozialdemokratischen Blättern zuerst im Vorwärts" der lockerung fam es bei der gestrigen Aufführung ohne schwere Be­Richard Wagners. Sie betreten die Stätten, die ein großer Mensch Oeffentlichkeit unterbreitet. Das hat nun einige Blutsverwandte einträchtigung hinweg. Nur der breitgefaßte Teßte Aft schien betrat. Sie sammeln seine Fußtapfen, seine Asche, seinen Aschbecher, des verstorbenen Dichters schlimm gewurmt. Sie geben in einem dem großen Raum merklicher zu widerstreiten. Aber die kunst. seine Federhalter, seine Zinte, soweit sie nicht so vertrocknet ist, wie Münchener Blatt Erklärungen ab, daß sie mit den Beröffentlichun bewußte Regie weiß ihr mit besonderen Schwierigkeiten bepflanztes das eigene Gehirn. gen nichts zu tun hätten und sie bedauerten. Die Münchener   Feld erfahren zu beadern. Der Hintergrund mit seinen durch Aber die Zeiten sind schlecht. Tausende haben schon gesammelt, Bost" dient diesen Herren mit der erforderlichen Verwahrung gegen Baum, Busch und Wege getrennten drei szenischen Bauten stützt die was in den Kehricht gehört. Die geistigen Münfästen sind über die Unterstellung, daß wir dem Andenken H. v. Reders   ein Unrecht Akustik, die. von allen Sprechpläßen aus schlechtweg vorzüglich ist füllt. Nicht der geringste Zumpen der Klassiker blieb unverwertet. zugefügt haben, wenn wir seine guten Beziehungen zu unserer und schauspielerisch bis auf geringe Verfehlungen sehr wirksam aus. Uebrig blieben nur die Philologen. Arbeitslose. Die lebenden Bresse hervorhoben. Unser Münchener   Parteiorgan stellt ausdrüd- genügt wurde. Mit den schauspielerischen Kräften, die Rudolf Künstler leben eben noch. Sie dürfen erst nach dreißig Jahren lich fest, daß der Verstorbene vielfach Beiträge an den Süddeut- Lorenz für sein Werk gewonnen hat, ist ein Gelingen der Arbeit verwertet werden. Da hilft den Arbeitslosen das neugegründete schen Bostillon"( der damals von Eduard Fuchs   redigiert wurde) möglich. Erna Maneggs Medea, Karl Bernhardts Jason sicherten Deutsche   Buchhandelsarchiv. Warum soll man, so sagten und an den Wabren Jacob" geliefert hat. Wie er bei der die Wucht des mit unerbittlicher Notwendigkeit zu Schredenshöhen fich die Herren, nur Gegenstände und Schriftstücke berühmter toter Reichstagswahl gestimmt hat, wissen wir aus seinem eigenen rachedürftender Leidenschaft emporgetriebenen Dramas. Sie haben Künstler sammeln? Nein, man sammle alle Gegenstände und alle Munde. Wir haben auch noch Briefe von ihm, in denen seine physisch die ausdauernde Kraft, die das Theater im Freien fordert Schriftstücke. Die Archivare haben Arbeit und unter ihrem Gehirn Ansicht über das herrschende System noch viel drastischer zum Aus-( die Darstellerin der Gora hatte sie nicht), aber man wird auch wird alles Wissenschaft. durd kommt, als in den veröffentlichten. Man verschone uns also sagen dürfen, die Freilichtbühne half ihnen und dem Werfe. Eine Das Deutsche   Buchhandelsarchiv richtet an alle Buchhändler und mit dem Vorwurf der mangelnden Bietät, sonst müssen wir deut. Schauspielerin von großem Ruf, die vor einigen Jahren noch die Verleger( wörtlich) dic Anfrage, ob sich in Ihrem Besize licher werden." Reder blieb bis an sein Ende ein ehrlicher Haffer Medea mit den sprecherischen Mitteln, die das flassische Drama Material befindet, das zur Bernichtung bestimmt ist, oder das Sie, jedes Unrechts und jeder Unterdrüdung. Das zeigen feine zum entwickelt hat, zu verförpern suchte, machte die Gestalt durch das ohne es der Vernichtung preisgeben zu wollen, im Interesse der Teil schwermütigen Gedichte aus den fünfziger Jahren so gut wie laute Uebermaß leidenschaftlicher Erregung schier unerträglich. Sier Raumausnugung gern ausscheiden würden, oder das bei Ihnen seine späteren Schöpfungen. Daß er darin nicht nachgelassen hat, aber schliff die Naturbühne die höchsten Ekstasen der Leidenschaft Lagert, ohne für Sie von Wert zu sein oder in absehbarer Zeit einer beweist das Lied vom armen Kunrad, das den aussaugerischen sehr zweckmäßig ab. Mit dem Ergebnis: das Leben, das dort auf Ordnung und Verwendung entgegen zu sehen..." Das alles Nittern und Pfaffen mit dumpfen Trommelmarschton in die der Bühne rang, wurde wirklicher. Das Kainztheater spielt fortan sammelt bon nun ab das Deutsche   Buchhandelsarchiv. Ohren geschict wurde. Dies Lied entstand in den neunziger täglich, und in einigen Tagen wird alles, was an der Herrichtung Ausdrücklich gewünscht werden: Geschäftspapiere, Briefwechsel Jahren und ist zu finden in der Auswahl Rederscher Gedichte, die des Bühnenplazes und des in flachem Halbrund vor die Bühne ge­und einzelne Briefe, Konzepte und Entwürfe, Aften und Aften vor nicht langer Zeit im Rese"-Berlag herausfam. legten Zuschauerabteils heute noch fehlt, erfreulich fertig sein. topien, Inventarstide aus älterer und alter Zeit." Das alles wird dort gesammelt, registriert, numeriert, und für ewige Zeiten Humor und Satire. aufbewahrt. Rein Löschblatt aus älterer Zeit, feine Faktur aus An Elsaß  . alter Zeit fann mehr umfommen. Jeder Briefwechsel findet seinen Das Josef Kainz  - Theater, die Freilichtbühne am Herausgeber, jedes Konzept seinen geistreichen Erklärer, jede Atten- Kleinen Wannsee, hat gestern am späten Nachmittag feine Auf­fopie feinen originalen Doktor. führungen mit Grillparzers Medea", diefer Tragödie der ent­Die bekannten ungeahnten Perspektiven eröffnen sich wieder einmal. fesselten Leidenschaften, begonnen. Der Name des Theaters, das Mas dem deutschen   Buchhandel nichts mehr wert ist, kann auch der gel auf dr oberen Uferterraffe des Seefanals angelegt ist, ist mehr

Kleines feuilleton.

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Theater.

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Tja, tja, liebes Elsaß, wir gehen aufs Janze, Wir schmettern taputt, was uns stört. Bir lehren dich Heil dir im Siegestrange Mit Staatsanwalt, Zuchthaus   und Schwert.

frd.