fdjrift fiu Abschaffung der Kreisregierungen erklärt. Das Zentrumsuchte diese Vereinfachung der StaatSverivaltung lediglich auS demGrunde zu vereiteln, weil die katholische Stadt Ellwangen der Sitzeiner Kreisregierung ist. Gestutzt auf die Verschiebung in der Zu-sammensetzung der neuen Kammer, arbeitet nun das Zentrumauf die Aufhebung de» früheren Beschlusses hin, und der Bauern-bund leistet ihm willig Gefolgschaft.Nachdem alles vorbereitet, auch einige Doppelmandatare tele-graphisch aus dem Reichstag herbeigeholt waren, trat das Zentrummit einem raffiniert formulierten Antrag hervor. In dem Moment,in dem der Bolksparteiler H a u ß m a n n zu diesem Antragesprechen und Ueberweisung an einen Ausschuß beantragen wollte.setzten Zentrum und Bauernbund mit Hilfe einiger Rational-liberaler den Schluß der Debatte durch. Eine heftige Ge.schäftSordnungSdebatte, in der das gewalttätige Vorgehen derRechten gekennzeichnet wurde, war die Folge. Genosse Keil ver-langte Verschiebung der Abstimmung über den Zentrumsantragbis Freitag. Äuck das wurde von der gesamten Rechten miteiner Stimme Mehrheit abgelehnt, obgleich im neuen Landtagmit Rücksicht auf die unsicheren Mchrbeitsverhältnisse die Ver-einbarung getroffen und bisher durchgeführt wurde, wichtige Ab-stimmungen jeweils auf den Beginn der folgenden Sitzung zu ver-tagen. Als nunmehr über den ZcntrumSantrag namentlich ab-gestimmt werden sollte, verließen die Sozialdemokraten und Volks-parteiler bis aus die zur Kontrolle zurückgebliebenen Abgy. Hauß-mann und Keil geschlossen den Saal. Damit war die Beschluß-Unfähigkeit herbeigeführt. Tic Sitzung mußte abgebrochenwerden. Am Beginn der noch einer Viertelstunde folgendennächsten Sitzung sab sich der Präsident veranlaßt, nun selbst dieVerschiebung der Abstimmung bis Freitag vorzuschlagen, und diegesamte Rechte mußte nun zustimmen, nachdem noch einmal einestürmische Geschästsordnungsdebatte stattgefunden hatte. Jetzt ersterschienen die Mitglieder der sozialdemokratischen und Volkspartei-lichen Fraktion wieder im Saal. Die Etatbcratung wurde bei dennächsten Titeln fortgesetzt.Der Verlauf der Sitzung offenbart mit aller Deutlichkeit so-wohl die brutale Gewalttätigkeit der schivarz-blauenParteien als auch die Hilflosigkeit des konservativen Präsidentenvon Kraut. Wiederholt wurden von Keil und Hautzmann grobeVerstöße des Präsidenten gegen die Geschäftsordnung festgestellt.Bei der Freitag nun stattfindenden Abstimmung wird die Rechtedie Mehrheit erlangen, da auch einige Nationalliberale aus Gründender KirchturmSpolitik für die Erhaltung der Kreis vgicruiigcnstimmen werden.Tcutschritter Oertel.Unsere Feststellungen über die Geschichtssälschungen der.Deutschen Tageszeitung" in Sachen des Deutschrstterordenshaben Herrn Oertel und seinem Knappen Dr. Wiederdermaßen die Sprache verschlagen, daß keiner von beiden, ob-wohl wir trostreich auf das echt agrarische Hausmittel derdrei Kognaks hinwiesen, sich bis heute gerührt hat. Oder istdas Schweigen des Bundesblattcs dahin zu deuten, daß essich zu der Auffassung des Hauptmanns O e h l e r und des„Vorwärts" über die negativen Tugenden des Ordens bc-kehrt hat?(Srotzc Arbeitsloseudemoustration in Breslau.Breslau, 29. Mai. jPrivattelegromm.) Im Breslauer GeWerk-ichaftShause fand heute nachmittag«ine Arbeitslosenversammlungstatt, an der mehr als 2000 Personen teilnahmen. Nach der Ver--sommlung strömten die Arbeitslosen»ach dem Ringe, wo im Rat-Hause die Stadtverordnetenversammlung tagte. Die Polizei schrittein. die verfügbaren Kräfte aus der ganzen Stadt wurden zusammen-gezogen, Polizisten zu Fuß und zu Pferde drangen in die Arbeits-losen ein und zerstreuten sie. Hierauf wurde der Ring und daZRathaus von einem starke» Polizeiaufgebot stundenlang besetzt ge-halten. Mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen.Ultramontane Geldmacherei.Die»Kölnische Bolkszeitung" hat sich vor einiger Zeit gegenden unkontrollierbaren Bettelbriefbetrieb gewandt. Dieser Bettel-driefbetrieb floriert ziemlich stark. Er dient der Gchnorrerei fürKirchen oder sonstige kirchliche Einrichtungen und geht meist voneinzelnen interessierten Geistlichen aus. DaS rheinische ultra-montan« Blart wendet sich nun nicht gegen die Bettelei an sich,dieser unkontrollierte und dezentralisierte Betrieb ist ihr nur umdeswillen verhaßt, weil der Reinertrag in keinem Verhältnissteht zu den Unkosten. In Nr. 4S2 vom 27. Mai geht die„KölnischeVolksztg." einem Pfarrer Beyer in Groß-Lichterfelde-Berlin zu Leibe,der sich auf dem Gebiete der Bettelbriefe besonders betriebsam ge-zeigt hat und der den Einwand der„Kölnischen VolkSzeiwng" nochmit dem Hinweis auf die Sammelarbeit des BonifaziusvereinS undseine Unkosten pariert. ES wird dem Pfarrer Beyer vorgehalten,daß bei zwei Bettelbriesiintemehmungen die Unkosten 66,66 und55,19 Prozent— in Zahlen: von 45000: 60000 und von143 000: 90 000 M.— betragen haben. Bei dem BonifazüiSvereinaber beliefen sich die Unkosten nur auf 9,54 Proz.Der ganze Streit interessiert nichtultramontane Kreise schließlichweiter nicht; von Interesse ist lediglich, welch« ungeheuren Summendie ultramontane Bettelei auZ dem Volke herauszieht. Der Boni-faziusverein hat im Jahre ISlt eine Einnahme von 1 580 432 M.gehabt, und um diese Einnahme zu erzielen, allein für Druckkostcn150 813 M. ausgegeben. Einzelne Diözesen haben Riefensummenaufgebracht, so Breslau 379 000, Münster 175 000, Freiburg 242 000,Köln 154 000, Paderborn 211000 und Prag 308 000 M. Prag hatallerdings von dieser Einnahme rund 102000 M. wieder allein für Druck-kosten verbraucht. Die Geldmacherei deS BonifaziusvereinS steht unterKontrolle. Darauf tun sich die klerikalen Gegner der unkontrolliertenBriefbetrelei viel zugute. Daran, daß diese Geldsummen dem Volkeentzogen werden, nehmen sie natürlich leinen Anstoß.— Run kommtaber hierzu noch der Bettelbriefbetrieb, der nicht weniger einbringt.Daß er nicht unter Kontrolle steht und daß die hohen Unkosten einengroßen Teil der Gaben ihren Zwecken entziehen, mag für die Geberund für die konkurrierenden klerikalen Sammelstellen unangenehmsein. An der Dache selbst, daß Riesensummen jahraus, jahrein denultramontanen Organisationen in ihre Kassen geleitet werden, ändertda» nichts.Rekrutenschinderei im hannoverschen Königsnlanen-Regiment Rr. 13.Der im Oktober v. I. bei der 2. Eskadron des hannoverschenKönigSulanen-Regiment« eingetretene Ulan Busse hatte ständigunter den Schikanen und Mißhandlungen der sogenannten„altenLeute" zu leidew namentlich war es der G e f r e i t e D ä u m e-I a n d, aus Lauingen bei Königslutter gebürtig, der denBuffe peinigte, wo er konnte. Einen besonderen»Ulk" schien dieserMensch darin zu erblicken, den Rekruten nach dem Stande seinesVaters zu fragen und den Busse, wenn er darauf wahrheitsgetreuantwortete:„Herrschaftlicher Kutscher" so lange miteinem Stocke zu verprügeln, bis der arme Teufel ant-»ortete: ,Mkin Vater ist Miftkutscheri' Am 3. Märznun verübte der genannte Gefreite einen besonder? gemeinen Streich,indenr er den Busse von hinten mit einer Trense überdenKopfschlug, sodaß Buffe mit lautem Aufschrei besinnung»-loS in die Knie sank. Der Lümmel hatte den Rekruten auch mitder Trense in die Augen getroffen.Nun war guter Rat teuer. Däumeland führte sein Opfer zu-nächst an einen Brunnen, um die Wunde zu kühlen, wobei sich Bussemehrfach erbrechen mußte. Dann schafft« Däumeland den Schwer-verletzten auf seine Stube und bettelte nuir, er möge doch dieSache nicht anzeigen und sagen, er sei mit demGesicht auf eine Mulde gefallen. In seiner Angst vorden„Dreijährigen" und aus persönlicher Gutmütigkeit schwieg derMißhandelte auch zunächst. Als sich indes die Verletzung der Augenals so schwer herausstellte, daß Busse inS Lazarett geschafft werdenmußte, kam die Sache zur Meldung und es wurde nun eine Unter-suchung gegen den gewalträtigen Gefreiten eingeleitet.Am 27. d. MtS. kam die Angelegenheit vor dem Kriegsgerichteder 19. Division in Hannover zur Verhandlung. Und nun leugneteDäumeland feiger Weise seinen heimtückischen Angriff von hintenund suchte die Sache so hinzustellen, als ob er nur mit einem Gurtnach einem Pferde geschlagen und unbeabsichtigt den Busse, den ernicht gesehen, getroffen habe. Es schien auch fast, als ob er mitdieser Lüge durchkommen sollte, denn die übrigen Soldaten, die alsZeugeil vernommen wurden, wollten alle nichts gesehenhabe», hielten auch mit ihren Aussagen derart zurück, daß dieAnklage sich lediglich auf die Angaben deS Verletzten stützen konnte.Der Mißhandelte, der noch jetzt im Lazarett liegt, war dannaber in der Verhandlung in der Lage, noch einen anderenRekruten namens Stalten fuß als Zeugen nennen zu können,der den brmalen Angriff des Däumeland aus unmittelbarerNähe gesehen hatte. Und nun beschloß das Gericht, diesen sofortaus der Kaserne herbeischaffen zu lassen, bevor eranderweit»bearbeitet" werden konnte. Stoltenfutz, der sich auSFurcht vor den»alten Leuten" nicht gemeldet hatte, aber zweioder drei Tage nach dem Vorfall dem Rekruten-vifizier Meldung erstattet haben will(!>, bekundetein sehr bestimmter Weise den hinterlistigen Angriff de§ Gefreiten mitder Trense. Nunmehr gab'S kein Leugnen mehr und schließlich be-lannte sich der Rekrutenschinder denn auch schuldig. Der Stabs-arzt Dr. Osteroth bekundete, daß bei Busse die Sehkraft de»verletzten linken Auges uur noch in sehr geringem Grade vorhandenund für das praktische Leben so gut wie verloren sei! Aber auch das g e-s a in t e Sehvermögen sei so angegriffen, daß Busse aufderStraße»och geführt werden müsse. Das Kriegsgericht ahndetediese Brutalität eine? gemeinen Soldatenschinders mit siebenMonaten Gefängnis. Der Anklagevertreter hatte ein Jahrund einen Monat beantragt.Erwähnt werden mag noch, daß der Zeuge Stoltenfuß durch seineAussage eine ganze Anzahl Zeugen vor dem wifsentliche» Meiueidebewahrte. Denn nachdem nun die Wage der Justiz sehr zu un--gunsten des Angeklagten sank, da traten plötzlich die vecetdetenZeugen, die sich vorher auf nichts besinnen konnten, einer nachdem anderen mit nachträglichen sehr pofitiven Berichtigungen ihrerAussage hervor! Auf einen dieser Zeugen wirkte die plötzliche Veränderung der Sachloge derart ein, daß er ohnmächtig zu werdendrohte und aus dem Saale geführt werden mußte.In wie vielen Fällen mögen wohl die Rekrutenschinder mit ihrenLügen auf Grund ähnlicher Vorkommnisse durchkommen?Das Sncle cZes Lalkankrieges.Bevorstehende Unterzeichnung deS Friedensvertrages.London. 29. Mai. Räch der„Times" ist es so gut wiesicher, daß der Friedensvertrag morgen von samt-lichen Delegierte» unterzeichnet werden wird.Bulgariens Eile.London, 29. Mai. Die das Reutersche Bureau erfährt,ist der im Namen der Verbündeten abgefaßte Protokoll-entwurf gestern spät abends an sämtliche Kriegführenden ge-schickt worden. Bulgarien wird den Friedens-vertrag morgen im Auswärtigen Amt unterzeichnen,wie es von der englischen Regierung gewünscht wird, dochwird die bulgarische Abordnung nicht an der Versammlungteilnehmen, die von den anderen Verbündeten für heute nach-mittag vereinbart wurde, um die Protokolle zu beraten, derenFassung Bulgarien nicht billigt und die nach dem Wunscheder anderen Verbündeten gleichzeitig mit dem Vertrage unter-zeichnet werden sollen. Bulgarien ist der Meinung, daß dieAufwerfung der Protokollfrage im gegenwärtigen Zeitpunktneuen Debatten Tür und Tor öffnen würde. Dieserbischen Delegierten haben heute mittag Anweisung erhalten, den Vertrag zu unterzeichnen.Es ist sicher, daß auch Griechenland ihn unterzeichnenwird. Der Protokollentwurf enthält Artikel bezüglich einerKonvention, die nach dem Friedensschluß beraten und unter-zeichnet werden soll,Serben und Bulgaren.Fn einer ausführlichen Rede, die der serbische Minister-Präsident P a s i t s ch in der Skupschtina hielt, forderte er dieRevision des Bündnisvertrages mit Bulgarien. Serbien hätteweit größere Opfer gebracht, als im Vertrage vorgesehenwären, und müßte deshalb durch GebietScntschädigunaenschadlos gehalten werden. In Sofia haben diese Er-klärungen allgemein einen peinlichen Eindruck hervor-gerufen. Die amtlichen Kreise zeigen sich jedoch gefaßt undmeinen, daß die Ausfiihrungen Pasitsch' noch nicht dasletzte Wort in der bulgarisch-serbischen Frage bedeuten.Die sozialdemokratische Friedentzstimmr.Belgrad, 29, Mai.(Skupschtina.) In der Debatte erklärte der Sozialdemokrat Lapcevic. die Sozial-dcmokratie fordere Beschleunigung des Abschlus-ses des Friedens und die A n st r e b u u g einerKonföderationderBalkan staaten statt der gegen-seitigen Verhetzung.Erklärungen der griechische« Regierung.Paris, 29. Mai. Nach einer Meldung an« Athen ist Griechen-land entschlossen, der italienischen Regierung amtlich die Rcutrali-sierung des Kanals von Korfu und die Einsetzung einer inter»nationalen Kommission vorzuschlagen, welche, wie beispielsweise dieDonaukommiffion, über die genaue Aufrechterhaltung der Neutralitätzu wachen hätte. Nach einer weiteren Meldung aus Athen hat diegriechische Regierung sich amtlich bereit erklärt, in dem Zwist mitBulgarien den Schiedsspruch der Großmächte anzunehmen.Ein griechisch-bnlgarischeS Gefecht.Athen, 29. Mai.(Meldung der Agence d'AtheneS.) Rachdenidie Bulgaren auf den Höhen von Prawitsch Kanonen aufgestellthatten, griffen sie am 27. Mai von hier aus ohne jede Beran-lassung eine griechische Kompagnie an; über den Verlaufdieses neuen Angriffs ist noch nichts bekannt.Meuterei griechischer Truppen.Sofia, 29. Mai.(P. C.) Das 1. und 7. Jnfanterie-Regimentder 2. griechischen Infanteriedivision, die in der Umgebung vonSaloniki einquartiert waren, haben heut« gemeutert. Sieweigerten sich, einem Marschbefehl, der sie nach Nigrita dirigierte,Folge zu leisten. Jnfolgedeffen wurden einige Slbteilungen. die sichbesonders schwerer Insubordinationen schuldig gemacht hatten, vonanderen Truppen entwaffnet und gefangen genommen.Die meuternden Truppen werden streng bewacht.frankrneb.Die HeereSvorlagc.Paris, 29. Mai. In parlamentarischen Kreisen verlautet, daßdie Regierung fest entschlossen sei, die Heeresvorlagenoch vor dem 14. Juli in der Kammer wie im Senate zur Er-ledigung zu bringen. Ein Mitarbeiter des Echo de Paris teiltmit, mehrere Minister hätten ihm erklärt: Entweder ist das Ministerium gestürzt, oder das Militärgesetz ist vom Parlament biszum 14. Juli bewilligt. Die Regierung ist namentlich infolgeder durch die Treibereien deS Allgemeinen ArbeiterverbandcS hervorgerufenen Kundgebungen von der Ueberzeugung durchdrungen,daß die Militärvorlagcn rasch zur Abstimmung gebracht wer-den müssen. Nach der Aufnahme, welche die vorgestrige Rede desMinisterpräsidenten bei der ungeheuren Mehrheit der Kammer ge-funden hat, sind wir fast sicher, daß dieselbe Mehrheit trachtenwird, die Debatte rasch durchführen zu können.Die„B a t a i II e syndicaliste" schreibt über die vom Mi-nistcrpräsidentcn Barthou in der gestrigen Senatsfitzung ange-kündigte strafrechtliche Verfolgung des AllgemeinenArbciterverbandcs: Wie will die Regierung diese Versal-gung einleiten? Wie will sie den Allgemeinen Arbeiterverband aus.lösen? Sie mühte zu diesem Zwecke alle Gewerkschaften, alle Ver-bände und alle Arbeitsbörsen unterdrücken, kurz, das ganz« Ge-bäude zerstören, weiches die Arbeiter Frankreichs zur Verteidigungihrer Rechte und Freibeiten errichtet haben. Die Führer derArbeitervereinigungen warten mit Ruhe undNeugierde die neuen Heldentaten des Mini st e-r i u m s ad.Der sozialistische Deputierte C l a u s a t beabsichtigt, den Justiz-minister in der heutigen Kammersitzung über die in Clerwont-Ferrant in der Redaktion des dem früheren Deputierten Varennegehörigen Blattes Lämi du pcuple vorgenommene Haussuchungzu interpellieren. Es heißt, daß der Polizeikommissar von Cler-mont-Ferrant diese Haussuchung auf eigene Faust vorgenom-men habe.Ein Protest des GewerkschaftsverbnudcS.Paris, 29. Mai. In dem Ä u f r u f, den der AllgemeineArbeiterverband aus Anlaß der letzten Haussuchungenerlassen hat, heißt cS: Die Durchsuchungen fanden in Abwesenheitder Leiter der Gewerkschaften und der sonstigen Verbände statt.Wenn unter den von der Polizei beschlagnahmten und mit-genommenen Papieren morgen plötzlich kompromittierende Schrift-stucke entdeckt werden sollten, dann fragen wir: Welche gesetzlicheBürgschaft ist unS dafür geboten, daß diese Schriftstücke nicht fürdie Zwecke der Anklage gefälscht worden sind?.Eine internationale Kanone.Paris, 29. Mai. Unter der sensationellen Ueberschnst:„Wiec» Deutschland gelingen wird, in den Besitz einer französischen Ka-nonc zu gelangen", veröffentlicht beute der..Matin" einen Artikel,m dem er die Behauptung aufftellt. daß sich das Haus Kruppauf Umwegen in den Besitz des französischen Feldgeschützes»Deport'Modell 1911 gesetzt und nach diesem Muster ein« ganze AnzahlGeschütze für Deutschland angefertigt habe. Die Kanonesei zunächst, nachdem sie die französische Heeresverwaltung abge->lehnt, an die italienische verkauft worden. Die italienische.Industrie sei aber nickt imstande, die. Kanone zu fabrizieren. Vonder französischen Erfindung wird daher nur Krupp profitieren.Hätte sich Krupp direkt an Frankreich gewandt, um das Modell zuerwerben, würde Frankreich sich geweigert haben, es nach Deutschland zu verkaufen. Die italienische Eewerbung der Kanone istalso nur eine Fassade des deutschen Hauset. Nicht Italien, son»dern Deutschland wird von der genialen Erfindung Deport» pro,fiticren.Italien.Ras,.Rom, 29. Mai. Die Kammer bat nach langer Beratungdie W a h l N a s i s f ü r u n g ü I t i g erklart.England.Anerkennung der Kongoanncxio».London, 29. Mai. Im Unterhaus erklärte StaatssekretärG r e y bei der Erörterung der auswärtigen Lage, die Regierunghabe, versprochen, mit der Anerkennung der Annexion de» Kongozurückzuhalten, vis Konsularberichte gezeigt hätten, daß die wirk»lichc Lage im Kongo in Uedereinstimmung mit den vertrag-lichen Verpflichtungen des ursprünglichen Kongostaates sei. DieBerichte zeigten jetzt, daß die Verhältnisse sich vollständig gegenüdcrdenen unter der alten Herrschaft geändert hätten, und da die Lagesich so wesentlich gebessert hätte, sei der Zeitpunkt ge-kommen, wo es weder zu rechtfertigen noch wirklich förderlich wäre.die Anerkennung zu verweigern, welche ausdrücklich oder praktischvon fast allen Ländern gewährt worden sei. Ein weitere» Zurück.halten der Anerkcnung würde Belgien gerechten Grund zur Klagegeben und würde jene herzlichen Beziehungen verschlechtern, die mitder belgischen Regierung aufrechtzuerhalten.Großbritanniensernstester und aufrichtiger Wunsch sei.Stach kurzer Debatte wurde der Befriedigung über di« bessere«Zustände am Kongo Ausdruck gegeben und der Anerkennungder Annektion des Kongostaats sei t en S B el g i en Szugestimmt.Rußland.Unterdrückung der Redefreiheit.Petersburg, 29. Mai. In der gestrigen Sitzung derReichsduma hielt der Sozialdemokrat Tscheidze heider Beratung des Budgets für die orthodoxe Kirche eine dieorthodoxe Kirche beleidigende Rede. Als ibm darauf dasWort entzogen wurde, protestierte der Redner und dasMitglied der Arbeitspartei K e r e n S k p im Namen derRedefreiheit gegen diese Maßregel. Nach weiteren Erörte-rungen wurden Tscheidze für drei und K e r e n s k ß fürfünf Sitzungen ausgeschlossen. Infolgedessen ver-ließ d i e g e s a in t e O p p o s i t i o n zum Zeichen des Pro-testes den Saal, worauf der Präsident unter dem Beifallder Rechten und der Nationalisten die Sitzung schloß.