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bort ein ungeheurer Druck ausgeübt, um sie in die gelbe Zwangs. .bewegung" hineinzubringen und von der Partei fernzuhalten. Trotzdem stieg die Mitgliederzahl im ganzen Kreise in dem Zeit- räum von neun Monaten von 1036 auf 1182. Der Abonnentenstand der Partelpresse stieg von 2S43 auf 2SS2. Gcwertschaftlich organi- stert find im Kreise 3642. Es sind 13 Ortsgruppen vorhanden. Die Elnnahme betrug 2663 M. Die Zahl der Gemeindevertretcr ist auf 46 gestiegen. Im vorigen Jahre ist zum ersten Male der Zehnpfennigwochenbeitrag eingeführt worden, womit gute Er- fahrungen gemacht worden sind. Zum ersten Male wurde in den Kreisvorstand eine Genossin gewählt. Die Parteitagsdelegaiur wurde dem Bezirkssetretär Eberlc-Görlitz übertragen. Dem Bericht des Zentralvorstandes deS sozialdemolra- tischen Wahlvcrcins für den 17. hannoverschen W a h l k r e i s ciünehmen wir, daß eine lebhafte Agitation ent- faltet worden ist. Am 7. Juli 1912 fand der erste von der Polizei genehmigte Festzug zum Parteifest statt. Der Zug wies 5600 Teil- «ehmer auf. Bei der Landagitation wurden 22 060 Landboten, 8000 PolkSkalender und 6000 Polksblättcr verbreitet. Gemeinde- Vertreter in Landorten haben wir 13. in Harburg   und Wilhelms- bürg, dank der herrlichen hannoverschen Städte- und Landgemeinde- Ordnung keinen! Ortsvereine im Wahlkreise gibt es 10. neuge- gründet wurden 3. Die Mitgliederzahl nähert sich dem achten Tausend. Die Kassenverhältnisse sind sehr gut. Das Harburger  ..Volksblatt" steht, trotz der hohen Ausgaben für Neubau, Neuein- richtung, Vermehrung des Personals auf gesunder finanzieller Grundlage. Die Abonnentenzahl ist 12000. An Strafen und Ge­richtskosten wurden im verflossenen Jahr 1143 M. bezahlt. Die am Sonntag in Harburg   stattgcfundene Kreisgencralversammlung gab ihrer Zufriedenheit über die Geschäftsführung Ausdruck. Be- schlössen wurde, den Parteitag mit drei Delegierten zu beschicken. Angenommen wurde folgender Antrag: »Die heutige Generalversammlung beschließt, den Partei- vorstand zu ersuchen, auf die Tagesordnung des diesjährigen Parteitages die Agrarfrage zu setzen. Es soll eine Studienkom- Mission eingesetzt werden, die sich mit dieser Frage zu beschäftigen hat. Die Ergebnisse sind dem nächsten Parteitage zu unter- breiten." Der Sozial de mokratischc Verein für Schwarz- �urg-Rudolstadt hielt am 25. Mai seine diesjährige General- Versammlung ab. Das Ländchen hatte bei der letzten Volkszählung 100 683 Einwohner in 7 Städten, 153 Dörfern und 14 Gutsbezirken. Tie Zahl der eingetragenen RcichstagSwähler betrug bei der letzten Wahl 22 026. Abgegeben wurden ISSN   Stimmen, wovon Genosse Hofmann-Saalfeld 10 164 und der bürgerliche Kandidat 9264 er- hielt. Der Verein zählte am 31. März 46 Ortsgruppen mit 2226 männlichen und 520 weiblichen Mitgliedern, die in 69 Orten wohnen, ein Mehr gegen das letzte Jahr von 415. In 6 Städten gibt es 14 sozialdemokratische Stadtverordnete und in 24 Gemeinden 50 Ge- meinderatsmitglieder. Der Bericht über die Tätigkeit des Land- tagcs befriedigte die Generalversammlung nicht völlig, immerhin wurde von allen Seiten anerkannt, daß unter den gegebenen Ver- Hältnissen nicht mehr für die werktätige Bevölkerung herausgeholt werden konnte. Die Presse hat sich in letzter Zeit recht günstig ent- wickelt, so daß an eine Erweiterung des Umsangcs herangetreten werden konnte. Der Abonnentenjtand beträgt im Fürstentum 2410 in 50 Filialen. Im ReichStagSivahlkreiS Schwarzbnrg-Sonders- Hausen hat sich die Mitgliederzahl unserer Parteiorganisation um 148 vermehrt, sie beträgt jetzt 1596(116 weibliche Mitglieder). Am Sonntag wurde in Arnstadt   eine Kreisgencralversammlung abgehalten. Aus dem Bericht des Kreisvorstandes ist noch zu ent- nehmen, daß die Partei im Landtag durch einen Abgeordneten, in 4 Städten durch 18 und in 12 Landgemeinden durch 24 kommunale Abgeordnete vertreten ist. Anschließend an den Bericht über die Tätigkeit des Genossen Bärwinkel im Landtage wurde eine Resolution angenommen, in der dem einzigen sozialdemokratischen Vertreter der Dank ausgesprochen und gleichzeitig dagegen protestiert wird, daß seine Tätigkeit von gegnerischer Seite als gegen die..Würde des Hauses" verstoßend bezeichnet wurde. Für die seit Neujahr erscheinendeVolkszeitung" lKopfblatt der Er- furterTribüne", wurde durch einstimmigen Beschluß der AbonnementSpreis pro Monat von 60 auf 70 Pf. erhöht. Kreis- »orort bleibt Arnstadt. polbiedlestts, Cmchtitcfcea ulw, Pressprozefi. Wegen angeblicher Beleidigung deS Stadtrots in Eisenburg lSachsen-Altenburg), begangen durch eine Notiz in derÄltenburger Volkszeitung", wurde Genosse Dilreiter, der Verantwortliche unseres Ältenburger Parteiblattes, zu einer Geldstrafe von 150 Mark verurteilt. In der unter Anklage gestellten Notiz war die Ausweisung einer unterstützungsbedürftigen alten Frau, die nach einem Orte in Schlesien   zuständig war, besprochen und kritisiert worden.___ Hus Induftrie und Handel. Balkankrieg und Textilindustrie. Das blutige Ringen der Völker im Orient hat auch der Textil- lnoustrie recht schmerzende Wunden geschlagen. Nicht nur in Deutschland  , sondern in allen entwickelten Industrieländern waren die Wirkungen des Krieges zu spüren. Einen geradezu katastropha- len Charakter, wie bisher noch nie, nahm die Krisis in Oesterreich  und in der jungen Textilindustrie Rumäniens   an. Gelbst das be- deutendste Land der Textilindustrie der Welt, Groß- britannien, spürte die Folgen der gestörten Warenzirkulation. Die britische   Baumwollindustrie besitzt in den Balkanstaaten sehr gute Kunden. Der Bezirk Manchester   liefert allein für 13% Mil­lionen Pfund Sterling Textilwaren dorthin. Rumänien   und die Türkei   stehen unter den Garnkunden Englands an vierter Stelle; in der Getvebeausfuhr steht Rumänien   und die Türkei   an dritter Stelle. Beide Länder importieren mehr als zweimal soviel an Baumwollwaren aus England, als alle übrigen Staaten Europas  zusammengenommen. Die Garnausfuhr aus England nach der Türkei  . Rumänien   und Bulgarien   ging iin letzten Quartal 1912 auf 4,6 Millionen Pfund zurück, im gleichen Zeitraum des Vor. jahreS betrug diese 7,9 Millionen Pfund. Die Ausfuhr von Ge- weben sank von 120 auf 80 Millionen Pfund. In Deutschland   machen sich ähnliche Wirkungen je länger je mehr bemerkbar. Sosort nach Beginn des Krieges zeigten sich erhebliche Erschütterungen. Eine Anzahl Betriebe der DekleidungS- brauche und kleinere Branchen hatten allerdings durch die dringen- den und erhöhten Anforderungen der kämpfenden Armeen einen intensiven Beschäftigungsgrad zu verzeichnen. In allen übrigen Zweigen aber gab es Unsicherheit und Zeichen beginnender Krise. Das Moratorium(gesetzlich verordneter Zahlungsaufschub) Ser- biens, Griechenlands   und Bulgariens  , die fast vollständige Ein- stellung der Bankeniätigkeit. die plötzliche Einstellung des TranS- Ports der Warenkollis durch die Postverwaltung, die Sistierung der Güteraufnahmen durch die Eisenbahnverwaltungen, die zahl- reichen Bankrotte alter und großer Handelshäuser, ganz besonders in Rumänien   und Oesterreich 90 Proz. aller rumänischen Grossisten kamen nach österreichischen Feststellungen in Zahlung»- schwierigkeiten die fortgesetzt drohende Gefahr weiterer politischer Verwickelungen und die Unsicherheit, ob die ausstehenden Forde- rungen jemals realisiert werden können und ivann dieses der Fall sein wird, alles das störte die nach langer Stagnation im Ausstieg begriffene Konjunktur der deutschen   Textilindustrie und brachte d-deutende Verluste. Große Firmen, wie die Wollenwcberei A. Münch in Gera  , kamen in Zahlungsschwierigkeiten. ES wurde gemeldet, daß die Firma mit 850 000 M. in den Balkanstaaten engagiert sei. Nach einer Meldung derFrankfurter Zeitung  " sind die Mitglieder desVerbandes sächsisch-thüringischer Webereien" mit 3 Millionen Mark am Balkan interessiert. Nicht unerheblicher Schaden entstand auch dadurch, daß bei Beginn des Krieges alle unterwegs befindlichen Waren einfach ausgeladen wurden, lange Zeit ungeschützt den Unbilden der Witterung ausgesetzt waren und viele Monate auf Ablieferung warten oder den Rückweg antreten mußten. Die Ausfuhr von Textilwaren nach dem Balkan   ging bei Be- ginn des Krieges sofort zurück. Das vierte Ouartal 1912 zeigt er- hebliche Ausfälle. Das bedeutete verminderte Beschäftigung. Der Rückgang hat bis beute angehalten. An einigen Positionen unserer AuSfuhrftatiftik sei das nachgewiesen. Die Ausfuhr seidener Posamentierwaren nach Bulgarien  . Griechenland  , Serbien   und der Türkei   sank im ersten Quartal 1913 gegen erstes Quartal 1312 von 163 auf 39 Doppelzentner. Die Ausfuhr von Plüschen sank in den vier genannten Staaten von III Doppelzentner auf 30 Doppel- zcntner, die Ausfuhr wollener Kleiderstoffe von 5686 aus 1678 Doppelzentner, die Aussuhr baumwollener Stoffe von 6175 auf 2357 Doppelzentner. Reben dem Rückgang der Ausfuhr nach den kriegführenden Staaten steht eine durch den Krieg verursachte Senkung der Ziffern unseres Textilwarenexports nach Rumänien  und Oeftcrreich-Ungarn  . Neben diesen direkten Ausfällen geht eine indirekte B e e i n- trächtigung des Beschäftigungsgrades der deutschen  Textilindustrie einher. Wie bereits bemerkt, wurde die vom Krieg verursachte Verschlechterung des Geschäfts für die österreichische Textilindustrie zur Katastrophe. Der infolge der MilitärtranSporte hervorgerufene Wagenmangel auf den Eisenbahnen verschärfte die Stockung des Warenabsatzes. Die Erzeugung wurde eingeschränkt, Arbeiter wurden zu Tausenden entlassen. Trotz alledem aber häuften sich die Warenlager. Vom Juli bis einschließlich Dezember 1911 haben die österreichischen Baumwollwebereien 2,3 Millionen Stück Ware verkauft, in der gleichen Zeit des Jahres 1912 mir 0,6 Millionen Stück. Momentan wird die Situation verschärft durch den am 10. April dieses Jahres von den serbischen   Handels- kammern über österreichische Waren verhängten Bohkott. Durch den unterbundenen Absatz der Baumwollwebereien wurden die Baum­wollspinnereien in Mitleidenschaft gezogen. Vom Garnverlaus konnte keine Rede mehr sein. Die Unternehmer bestürmten die Regierung mit Eingaben um Abhilfe. Schließlich wurde eine große Erportaktion eingeleitet. Exportvergütungen wurden gewährt. Das führte zu einem forcierten Garriabfluß nach den deutschen   und holländischen Märkten. Selbst bis nach England sollen österreichische Garne gegangen sein. Auch die Baumwollwebereien traten mit den deutschen   Unternehmungen auf vielen Plätzen in scharfe Konkurrenz. Tie Ausfuhrziffern beleuchten den geschilderten Vorgang. In den ersten drei Monaten 1913 wurden aus Oesterreich Baumwollgarne. bis zu Nr. 47 in Deutschland   eingeführt 23 608 Doppelzentner gegen nur 1049 Doppelzentner im ersten Ouartal 1912. Nach Holland   führte Oesterreich   im Januar und Februar dieses Jahre» 5075 Doppelzentner aus gegen 46 Doppelzentner im ganzen Jahre 1912. Die scharfe Konkurrenz der österreichischen Spinner auf dem holländischen Markte führte zu einer Reduktion der deutschen   Garnaussuhr nach den Niederlanden. Die Garn- ausfuhr Deutschlands   nach den Niederlanden sank in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 4090 Doppelzentner. Die Folg« der forcierten Ausfuhr von Garnen nach Deutschland   durch die österreichische Baumwollspinnerei ist der Schrei der deutschen  Unternehmer nach vorübergehender Erhöhung der Zölle gegen Oesterreich  . Einige deutsche   Baumwollspinnervereinigungen haben entsprechende Wünsche geäußert. Eine Bindung der Zölle durch Handelsverträge ist nicht vorgesehen. TerVerband der deutschen  Baumwollgarn-Berbrauchcr" ist dem Verlangen der Spinner in einer Eingabe an das Reichsamt des Innern entgegengetreten. MeS in ollem: die Schädigungen der deutschen   Textilindustrie durch den Balkankrieg sind viel größer als anfänglich angenommen wurde. Wie furchtbar aber mögen erst die Wunden sein, die ein Krieg der großen Kulturnationen schlagen würde. Deshalb: Kampf gegen die Kriegs- und Rüstungspatriotenl Di« chinesische Revolution hat nicht nur die Siaarsverfassung verändert, sondern auch in außerordentlich starkem Maße die Lebens- aewohnheiten der Chinesen. Symptomatisch ist dafür die radikale Beseitigung des Zopfes. Aber auch die Kleidung ist zum Teil reformiert", d. h. europäisiert worden. Findige Händler, besonders Japaner, haben sich das zu Nutzen gemacht und europäische Kleidungsstücks fertig eingeführt. So wird jetzt aus Hankau   be- richtet, daß dort eingeführt wurden Wert 1912 1911 Hüte.... 254 829 16 302 M. Anzüge... 176 648 21 043 Schuh  «... 74103 8776. Handschuhe.. 65 121 9 678 Ein Rückschlag ist allerdings schon eingetreten. ES hat sich ge- zeigt, daß die Chinesenkleidung für die Bevölkerung bequemer, billiger und praktischer ist, und ein großer Teil der jungen modernen Chinesen kehrte deshalb zur alten Tracht zurück. Die Folge war, daß die auf Spekulation eingeführten Kleider zum Teil mit Verlust abgestoßen werden mußten. Für das Landvolk und überhaupt für die Allgemeinheit der Bevölkerung wird in absehbarer Zeit� der europäische   Anzug nicht in Frage kommen. Anders ist es mit Hüten. Das Zopfabschneiden im mittleren und südlichen China   war allgemein und der Chinese bedarf jetzt einer Kopfbedeckung. Die Lag« des Eisenmarttcs ist noch immer stark abgeschwächt. DaS geht auch auS dem Bericht des Stahlwerksverbandes hervor: Der H a lb z e u g markt zeigt infolge der Ungewißheit der weiteren Gestaltung des internationalen Eisenmarttes auch im In- lande nicht mehr ganz die bisherige Stärke und Anspannung. Die Verbraucher halten unter dem Druck der auf dem Weltmarkt ge- fallen«» Preise zurück, und der Abruf ist weniger dringend als zeither. Das gleich« gilt vom Auslandsmärkte, wo seitens der belgi- sehen und der französischen   Werke Preisreduktionen erfolgten. In Großbritannien   besonders trägt die unnatürliche Lage des Warrant- Marktes sowie die llllöglichkeit eines Au'sstandes in der zurzeit sehr gut beschäftigten Schisfsbauindustrie zür Unsicherheit des Marktes bei und veranlaßt ein« abwartende Haltung der Verbraucher. Mit Rücksicht auf diese Umstände imirde der Verkauf im Jnlandc für das dritte Vierteljahr zwar zu den bisherigen Preisen, aber mit einer erhöhten Unterstützung der Ausfuhr der Halbzeug weiterver- arbeitenden reinen Werke freigegeben. In schwerem Oberbaumaterial liegt das Geschäft nach wie vor günstig, und der Anfang Mai vorliegende Auftragsbestand übertrifft den der Vergleichszeit deS Vorjahres um nahezu 400 000 Tonnen. Auch die Aussichten sür die nächste Zukunft können als günstig angeseben werden. In Gruben schienen war der Ab- ruf für die getätigten Abschlüsse befriedigend. Am Auslandsmärkte herrschte infolge d«S Rückganges auf dem belgischen Eisenmarkte ein scharfer Wettbewerb der belgischen Werte. In Rillen- s ch i e n e n ist die Lage im Inland« sowohl wie im Auslande nach wie vor sehr günstig. Die Lieferwerke können sür diescs Jahr kaum noch etwas übernehmen und sind zum Teil bis zum Sommer des nächsten Jahres schon besetzt. In F o r m e i s e n hat sich das Früh. jabrsgeschäft infolge der ungünstigen Lage des, abgesehen vom hoben Geldstande, auch steuerlich überlasteten Baumarktes bis setzt in be- scheiden«« Grenzen bewegt. Der Spezifikationseingang ist noch de- sriedigend, und die eingehenden Neuaufträge werden fast ausnahms- los mit kurzen Fristen gegeben, beruhen also aus einem wirklich dringenden Bedarf, während für langfristige Abschlüsse weiter Zurücklmltung geübt wird. Eine wichtige Aenderung der Zolltarifvvrlage in Amerika   wird zugunsten der einführenden Staaten vorgenommen werden. Die Vorlage sieht einen sünsvrozentigen Vorzugszoll für Waren vor, die auf amerikanischen   Schiffen eingeführt werden. Der Staats. sekretär hat nun dieser Tage dem Vorsitzenden der Finanzkom- Mission des Senats erklärt, daß diese Bestimmung der Tarisvorlage unzweifelhaft eine Verlegung von Pertragshflichten darstellt. Die Sonderkommission des Senats wird daher beantragen, diesen Para- graphen zu st r e i ch e n. Der Routenkampf beendet. Zwischen der Canadischen Eisen. bahngesellschast und der Nordatlantischen Dampferkonvention war ein Routenkampf ausgebrochen, weil die Canada Gesellschaft wider den Willen der Konvention eine Linie Kanada   Trieft einrichtete. Jetzt scheint der Kampf beendet, denn ein Telegramm meldet auS Hamburg  : Nachdem die Canada Pacific Eisenbahngesellschast ihren Zwischendecksfahrpreis nach Kanada   von 90 aus 120 M. erhöht hat, sind die nordallantischen Dampfichifislinien diesem Vorgehen ge- folgt. Die Auswanderer zahlen also die Kosten des Kampfes und Friedensschlusses. Soziales. Die Kruppsche Fabrik von einer anderen Seite. Ein Gegenstück zu den vielen Aufmerksamkeiten, welche die Firma Friedr. Krupp   den in den Werken mit der Abnahme von Kriegsmaterial usw. beschäftigten Offizieren und Beamten erweist, denen sie nicht nur eine opulent« Verpflegung mit Wein, sondern auch Dienstmädchen, Toilettenseife, Servietten, Putzmittel, Puder usw. zu einem lächerlichen Preise besorgen läßt, stehen die zahl- reichen, zum Teil harten Geldstrafen, mit denen die Arbeiter schon bei der kleinsten Unpünkfichkeit und bei dem geringsten Verstoß gegen die Anordnungen bedacht werden. Schon in der am Krupp- schen JubiläumStage, dem 7. August 1912 in der Essener  Arberter- zeitung" mitgeteilten Strafliste wurde auf diese zum Teil horten Strafabzügc hingewiesen. Die Firma Hai   für diese Geldstrafen schon vor ziemlich 50 Jahren eine mehrfach abgestufte Strastare ausarbeiten lassen, die zum Teil erhöht, auch heute noch besteht. Wie vielfach sie angewendet wird, kann man auch an einer andern, zum Andenken aufbewahrten, für die Arbeiter des Bandagenwalz- Werkes vom 5. bis zum 28. Februar 1868 erlassenen Straflrft« er- sehen. Diese Liste lautet: Art de» Vergehens Betrug Unehrlichkeit..... Rachlässigkeit in der Arbeit do. do. do. do. Fehlerhafte Arbeit... Schlafen in der Arbeitszeit do. Streik....... Ungehorsam Bummeln........ Unerlaubtes Ausbleiben... do». do.»». do.»» do. do... Schnapsholen....... Unterlassenes Abgeben d. Rummer oder Richtabmelden in der Menage........ Nummer nicht abgenommen.. Nummer nicht abgegeben oder hängen gelassen..... do. Zu spät gekommen..... do...... do...... do...... do...... Trunkenheit........ Unerlaubtes Verkaufen von Brotmarkeu....... Zahl der bestraften Arbeiter 1 1 1 1 15 3 7 1 ö 1 2 2 5 1 1 8 14 1 9 4 1 11 3 1 8 36 114 189 1 2 1 Höhe der Strafe Taler I Sgr.! Pf. 15 6 15 10 7 6 6 15 10 15 5 15 10| 7 I 6 16.- 10 7 1 6 6. 1 A 10 5 2 15 10 7 5 2 18 6 6, per Friedrich Krupp  H..... Man ersteht aus dieser Liste, daß in 24 Tagen, einschließlich 3 Sonntagen, auf der Betriebsabteilung»imdageuwalzwerft einer einzigen, aber noch lange nicht der größten Betriebsabteilung, allem 432 Strafen in Höhe von 2% Silbergroschen bis 1 Taler und im Gesamtbetrage von rund 217 M. erkannt wurde, davon allein 333 77,08 Prozent, also über drei Viertel wegen Zuspätlommcn. Wer nicht zur Minute da war, wurde eben notiert. Herr Alfted Krupp Pflegte zu sagen:Die Straf  « soll den Bestraften ihre Fehler abgewöhnen." Ob er mit diesen Strafen seinen Arbeiternihre Fehler abgewöhnt" hat. wissen wir nickt; aber er selbst ist mit ihnen der reichste Mann in Deutschland   geworden. Wie viele Ar» beiter dadurch zu früh in'« Grab gehetzt worden sind, wird freilich nie festgestellt werden können. Lieber ins Gefängnis-IS in die preußische Fürsorgeerziehung. Wie schlimm es um die preußische Fürsorgeerziehung destellt ist, zeigt wieder einmal deutlich folgender Fall: Aus der oft» preußischen Erziehungsanstalt Eichhos war kürzlich der Fürsorge. zögling Albert Kirschning auS Tilsit entlausen. Er wurde schließe lich von der Polizei gefaßt und machte, da» Geständnis, er hätte m-t einem Kollegen zusammen eine Anzahl schwerer Einbruchsdiebstähle verübt. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet, doch die ergab, daß der Fürsorgezögling sich falsch beschuldigt hatte, und zwar nur deshalb, damit er statt in die Erziehungsanstalt in das Gefängnis komme. Er sollte aus der Untersuchungshaft nach der Erziehung»- anftalt gebracht werden. Um aber den Transport nach dort unter allen Umständen zu verhindern, überfiel er den Beamten, der ivn abholen wollte, in der Zelle und schlug ihm mit der Ofentür derart über den Kopf, daß der Mann besinnungslos zusammenbrach.? er Fürsorgezögling wurde darauf gefesselt, worauf sein Weiter- tranSport erfolgte. Die preußische Fürsorgeerziehung züchtet also Verbrecher, anstatt die jungen Leute zu ordentlichen Menschen zu machen. Kinderarbeit. Die Rittergutsverwaltung in Wandersleben   l Gothaische Do. man« aus preußischem Gebiet) beschäftigt jetzt jeden Tag ungefähr 50 Schulkinder aus dem Dorfe beim Rübenziehen auf dem Felde. Die Kinderchen. eS sind fast alle Jahresklassen beteiligt, erhalten für den Nachmittag je 10 und 15 Pfennige'LlrbeitSlohn? Sie müssen immer fleißig arbeiten und in der bekannten gebückten Haltung auf den Dämmen entlang: sie sind stets unter Aufi'icht des Inspektors. damit für den horrenden Lohnsatz auchgenügend" Arbeit geleistet wird. Abends find die Kleinen natürlich vollständig kaputt und nicht mehr imstande, ihre Schulaxbriten zu machen.