bort ein ungeheurer Druck ausgeübt, um sie in die gelbe Zwangs..bewegung" hineinzubringen und von der Partei fernzuhalten.Trotzdem stieg die Mitgliederzahl im ganzen Kreise in dem Zeit-räum von neun Monaten von 1036 auf 1182. Der Abonnentenstandder Partelpresse stieg von 2S43 auf 2SS2. Gcwertschaftlich organi-stert find im Kreise 3642. Es sind 13 Ortsgruppen vorhanden.Die Elnnahme betrug 2663 M. Die Zahl der Gemeindevertretcrist auf 46 gestiegen. Im vorigen Jahre ist zum ersten Male derZehnpfennigwochenbeitrag eingeführt worden, womit gute Er-fahrungen gemacht worden sind. Zum ersten Male wurde in denKreisvorstand eine Genossin gewählt. Die Parteitagsdelegaiurwurde dem Bezirkssetretär Eberlc-Görlitz übertragen.Dem Bericht des Zentralvorstandes deS sozialdemolra-tischen Wahlvcrcins für den 17. hannoverschenW a h l k r e i s ciünehmen wir, daß eine lebhafte Agitation ent-faltet worden ist. Am 7. Juli 1912 fand der erste von der Polizeigenehmigte Festzug zum Parteifest statt. Der Zug wies 5600 Teil-«ehmer auf.— Bei der Landagitation wurden 22 060 Landboten,8000 PolkSkalender und 6000 Polksblättcr verbreitet. Gemeinde-Vertreter in Landorten haben wir 13. in Harburg und Wilhelms-bürg, dank der herrlichen hannoverschen Städte- und Landgemeinde-Ordnung keinen! Ortsvereine im Wahlkreise gibt es 10. neuge-gründet wurden 3. Die Mitgliederzahl nähert sich dem achtenTausend. Die Kassenverhältnisse sind sehr gut. Das Harburger..Volksblatt" steht, trotz der hohen Ausgaben für Neubau, Neuein-richtung, Vermehrung des Personals auf gesunder finanziellerGrundlage. Die Abonnentenzahl ist 12000. An Strafen und Gerichtskosten wurden im verflossenen Jahr 1143 M. bezahlt. Dieam Sonntag in Harburg stattgcfundene Kreisgencralversammlunggab ihrer Zufriedenheit über die Geschäftsführung Ausdruck. Be-schlössen wurde, den Parteitag mit drei Delegierten zu beschicken.Angenommen wurde folgender Antrag:»Die heutige Generalversammlung beschließt, den Partei-vorstand zu ersuchen, auf die Tagesordnung des diesjährigenParteitages die Agrarfrage zu setzen. Es soll eine Studienkom-Mission eingesetzt werden, die sich mit dieser Frage zu beschäftigenhat. Die Ergebnisse sind dem nächsten Parteitage zu unter-breiten."Der Sozial de mokratischc Verein für Schwarz-�urg-Rudolstadt hielt am 25. Mai seine diesjährige General-Versammlung ab. Das Ländchen hatte bei der letzten Volkszählung100 683 Einwohner in 7 Städten, 153 Dörfern und 14 Gutsbezirken.Tie Zahl der eingetragenen RcichstagSwähler betrug bei der letztenWahl 22 026. Abgegeben wurden ISSN Stimmen, wovon GenosseHofmann-Saalfeld 10 164 und der bürgerliche Kandidat 9264 er-hielt. Der Verein zählte am 31. März 46 Ortsgruppen mit 2226männlichen und 520 weiblichen Mitgliedern, die in 69 Orten wohnen,ein Mehr gegen das letzte Jahr von 415. In 6 Städten gibt es14 sozialdemokratische Stadtverordnete und in 24 Gemeinden 50 Ge-meinderatsmitglieder. Der Bericht über die Tätigkeit des Land-tagcs befriedigte die Generalversammlung nicht völlig, immerhinwurde von allen Seiten anerkannt, daß unter den gegebenen Ver-Hältnissen nicht mehr für die werktätige Bevölkerung herausgeholtwerden konnte. Die Presse hat sich in letzter Zeit recht günstig ent-wickelt, so daß an eine Erweiterung des Umsangcs herangetretenwerden konnte. Der Abonnentenjtand beträgt im Fürstentum2410 in 50 Filialen.Im ReichStagSivahlkreiS Schwarzbnrg-Sonders-Hausen hat sich die Mitgliederzahl unserer Parteiorganisationum 148 vermehrt, sie beträgt jetzt 1596(116 weibliche Mitglieder).Am Sonntag wurde in Arnstadt eine Kreisgencralversammlungabgehalten. Aus dem Bericht des Kreisvorstandes ist noch zu ent-nehmen, daß die Partei im Landtag durch einen Abgeordneten, in4 Städten durch 18 und in 12 Landgemeinden durch 24 kommunaleAbgeordnete vertreten ist.— Anschließend an den Bericht über dieTätigkeit des Genossen Bärwinkel im Landtage wurde eineResolution angenommen, in der dem einzigen sozialdemokratischenVertreter der Dank ausgesprochen und gleichzeitig dagegenprotestiert wird, daß seine Tätigkeit von gegnerischer Seite alsgegen die..Würde des Hauses" verstoßend bezeichnet wurde.— Fürdie seit Neujahr erscheinende„Volkszeitung" lKopfblatt der Er-furter„Tribüne", wurde durch einstimmigen Beschluß derAbonnementSpreis pro Monat von 60 auf 70 Pf. erhöht. Kreis-»orort bleibt Arnstadt.polbiedlestts, Cmchtitcfcea ulw,Pressprozefi.Wegen angeblicher Beleidigung deS Stadtrots in EisenburglSachsen-Altenburg), begangen durch eine Notiz in der„ÄltenburgerVolkszeitung", wurde Genosse Dilreiter, der Verantwortlicheunseres Ältenburger Parteiblattes, zu einer Geldstrafe von150 Mark verurteilt. In der unter Anklage gestellten Notiz wardie Ausweisung einer unterstützungsbedürftigen alten Frau, dienach einem Orte in Schlesien zuständig war, besprochen und kritisiertworden.___Hus Induftrie und Handel.Balkankrieg und Textilindustrie.Das blutige Ringen der Völker im Orient hat auch der Textil-lnoustrie recht schmerzende Wunden geschlagen. Nicht nur inDeutschland, sondern in allen entwickelten Industrieländern warendie Wirkungen des Krieges zu spüren. Einen geradezu katastropha-len Charakter, wie bisher noch nie, nahm die Krisis in Oesterreichund in der jungen Textilindustrie Rumäniens an. Gelbst das be-deutendste Land der Textilindustrie der Welt, Groß-britannien, spürte die Folgen der gestörten Warenzirkulation.Die britische Baumwollindustrie besitzt in den Balkanstaaten sehrgute Kunden. Der Bezirk Manchester liefert allein für 13% Millionen Pfund Sterling Textilwaren dorthin. Rumänien und dieTürkei stehen unter den Garnkunden Englands an vierter Stelle;in der Getvebeausfuhr steht Rumänien und die Türkei an dritterStelle. Beide Länder importieren mehr als zweimal soviel anBaumwollwaren aus England, als alle übrigen Staaten Europaszusammengenommen. Die Garnausfuhr aus England nach derTürkei. Rumänien und Bulgarien ging iin letzten Quartal 1912auf 4,6 Millionen Pfund zurück, im gleichen Zeitraum des Vor.jahreS betrug diese 7,9 Millionen Pfund. Die Ausfuhr von Ge-weben sank von 120 auf 80 Millionen Pfund.In Deutschland machen sich ähnliche Wirkungen je längerje mehr bemerkbar. Sosort nach Beginn des Krieges zeigten sicherhebliche Erschütterungen. Eine Anzahl Betriebe der DekleidungS-brauche und kleinere Branchen hatten allerdings durch die dringen-den und erhöhten Anforderungen der kämpfenden Armeen einenintensiven Beschäftigungsgrad zu verzeichnen. In allen übrigenZweigen aber gab es Unsicherheit und Zeichen beginnender Krise.Das Moratorium(gesetzlich verordneter Zahlungsaufschub) Ser-biens, Griechenlands und Bulgariens, die fast vollständige Ein-stellung der Bankeniätigkeit. die plötzliche Einstellung des TranS-Ports der Warenkollis durch die Postverwaltung, die Sistierungder Güteraufnahmen durch die Eisenbahnverwaltungen, die zahl-reichen Bankrotte alter und großer Handelshäuser, ganz besondersin Rumänien und Oesterreich— 90 Proz. aller rumänischenGrossisten kamen nach österreichischen Feststellungen in Zahlung»-schwierigkeiten— die fortgesetzt drohende Gefahr weiterer politischerVerwickelungen und die Unsicherheit, ob die ausstehenden Forde-rungen jemals realisiert werden können und ivann dieses der Fallsein wird, alles das störte die nach langer Stagnation im Ausstiegbegriffene Konjunktur der deutschen Textilindustrie und brachted-deutende Verluste. Große Firmen, wie die WollenwcbereiA. Münch in Gera, kamen in Zahlungsschwierigkeiten. ES wurdegemeldet, daß die Firma mit 850 000 M. in den Balkanstaatenengagiert sei. Nach einer Meldung der„Frankfurter Zeitung" sinddie Mitglieder des„Verbandes sächsisch-thüringischer Webereien"mit 3 Millionen Mark am Balkan interessiert. Nicht unerheblicherSchaden entstand auch dadurch, daß bei Beginn des Krieges alleunterwegs befindlichen Waren einfach ausgeladen wurden, langeZeit ungeschützt den Unbilden der Witterung ausgesetzt waren undviele Monate auf Ablieferung warten oder den Rückweg antretenmußten.Die Ausfuhr von Textilwaren nach dem Balkan ging bei Be-ginn des Krieges sofort zurück. Das vierte Ouartal 1912 zeigt er-hebliche Ausfälle. Das bedeutete verminderte Beschäftigung. DerRückgang hat bis beute angehalten. An einigen Positionen unsererAuSfuhrftatiftik sei das nachgewiesen. Die Ausfuhr seidenerPosamentierwaren nach Bulgarien. Griechenland, Serbien und derTürkei sank im ersten Quartal 1913 gegen erstes Quartal 1312 von163 auf 39 Doppelzentner. Die Ausfuhr von Plüschen sank in denvier genannten Staaten von III Doppelzentner auf 30 Doppel-zcntner, die Ausfuhr wollener Kleiderstoffe von 5686 aus 1678Doppelzentner, die Aussuhr baumwollener Stoffe von 6175 auf2357 Doppelzentner. Reben dem Rückgang der Ausfuhr nach denkriegführenden Staaten steht eine durch den Krieg verursachteSenkung der Ziffern unseres Textilwarenexports nach Rumänienund Oeftcrreich-Ungarn.Neben diesen direkten Ausfällen geht eine indirekte B e e i n-trächtigung des Beschäftigungsgrades der deutschenTextilindustrie einher. Wie bereits bemerkt, wurde die vom Kriegverursachte Verschlechterung des Geschäfts für die österreichischeTextilindustrie zur Katastrophe. Der infolge der MilitärtranSportehervorgerufene Wagenmangel auf den Eisenbahnen verschärfte dieStockung des Warenabsatzes. Die Erzeugung wurde eingeschränkt,Arbeiter wurden zu Tausenden entlassen. Trotz alledem aberhäuften sich die Warenlager. Vom Juli bis einschließlich Dezember1911 haben die österreichischen Baumwollwebereien 2,3 MillionenStück Ware verkauft, in der gleichen Zeit des Jahres 1912 mir0,6 Millionen Stück. Momentan wird die Situation verschärftdurch den am 10. April dieses Jahres von den serbischen Handels-kammern über österreichische Waren verhängten Bohkott. Durch denunterbundenen Absatz der Baumwollwebereien wurden die Baumwollspinnereien in Mitleidenschaft gezogen. Vom Garnverlauskonnte keine Rede mehr sein. Die Unternehmer bestürmten dieRegierung mit Eingaben um Abhilfe. Schließlich wurde eine großeErportaktion eingeleitet. Exportvergütungen wurden gewährt. Dasführte zu einem forcierten Garriabfluß nach den deutschen undholländischen Märkten. Selbst bis nach England sollen österreichischeGarne gegangen sein. Auch die Baumwollwebereien traten mit dendeutschen Unternehmungen auf vielen Plätzen in scharfe Konkurrenz.Tie Ausfuhrziffern beleuchten den geschilderten Vorgang. In denersten drei Monaten 1913 wurden aus Oesterreich Baumwollgarne.bis zu Nr. 47 in Deutschland eingeführt 23 608 Doppelzentnergegen nur 1049 Doppelzentner im ersten Ouartal 1912.Nach Holland führte Oesterreich im Januar und Februardieses Jahre» 5075 Doppelzentner aus gegen 46 Doppelzentnerim ganzen Jahre 1912. Die scharfe Konkurrenz der österreichischenSpinner auf dem holländischen Markte führte zu einer Reduktionder deutschen Garnaussuhr nach den Niederlanden. Die Garn-ausfuhr Deutschlands nach den Niederlanden sank in den erstendrei Monaten dieses Jahres um 4090 Doppelzentner. Die Folg«der forcierten Ausfuhr von Garnen nach Deutschland durch dieösterreichische Baumwollspinnerei ist der Schrei der deutschenUnternehmer nach vorübergehender Erhöhung der Zölle gegenOesterreich. Einige deutsche Baumwollspinnervereinigungen habenentsprechende Wünsche geäußert. Eine Bindung der Zölle durchHandelsverträge ist nicht vorgesehen. Ter„Verband der deutschenBaumwollgarn-Berbrauchcr" ist dem Verlangen der Spinner ineiner Eingabe an das Reichsamt des Innern entgegengetreten.MeS in ollem: die Schädigungen der deutschen Textilindustriedurch den Balkankrieg sind viel größer als anfänglich angenommenwurde. Wie furchtbar aber mögen erst die Wunden sein, die einKrieg der großen Kulturnationen schlagen würde. Deshalb: Kampfgegen die Kriegs- und RüstungspatriotenlDi« chinesische Revolution hat nicht nur die Siaarsverfassungverändert, sondern auch in außerordentlich starkem Maße die Lebens-aewohnheiten der Chinesen. Symptomatisch ist dafür die radikaleBeseitigung des Zopfes. Aber auch die Kleidung ist zum Teil„reformiert", d. h. europäisiert worden. Findige Händler, besondersJapaner, haben sich das zu Nutzen gemacht und europäischeKleidungsstücks fertig eingeführt. So wird jetzt aus Hankau be-richtet, daß dort eingeführt wurdenWert1912 1911Hüte.... 254 829 16 302 M.Anzüge... 176 648 21 043„Schuh«... 74103 8776.Handschuhe.. 65 121 9 678„Ein Rückschlag ist allerdings schon eingetreten. ES hat sich ge-zeigt, daß die Chinesenkleidung für die Bevölkerung bequemer,billiger und praktischer ist, und ein großer Teil der jungen modernenChinesen kehrte deshalb zur alten Tracht zurück. Die Folge war,daß die auf Spekulation eingeführten Kleider zum Teil mit Verlustabgestoßen werden mußten. Für das Landvolk und überhaupt fürdie Allgemeinheit der Bevölkerung wird in absehbarer Zeit� dereuropäische Anzug nicht in Frage kommen. Anders ist es mit Hüten.Das Zopfabschneiden im mittleren und südlichen China war allgemeinund der Chinese bedarf jetzt einer Kopfbedeckung.Die Lag« des Eisenmarttcs ist noch immer stark abgeschwächt.DaS geht auch auS dem Bericht des Stahlwerksverbandes hervor:Der H a lb z e u g markt zeigt infolge der Ungewißheit derweiteren Gestaltung des internationalen Eisenmarttes auch im In-lande nicht mehr ganz die bisherige Stärke und Anspannung. DieVerbraucher halten unter dem Druck der auf dem Weltmarkt ge-fallen«» Preise zurück, und der Abruf ist weniger dringend alszeither. Das gleich« gilt vom Auslandsmärkte, wo seitens der belgi-sehen und der französischen Werke Preisreduktionen erfolgten. InGroßbritannien besonders trägt die unnatürliche Lage des Warrant-Marktes sowie die llllöglichkeit eines Au'sstandes in der zurzeit sehrgut beschäftigten Schisfsbauindustrie zür Unsicherheit des Marktesbei und veranlaßt ein« abwartende Haltung der Verbraucher. MitRücksicht auf diese Umstände imirde der Verkauf im Jnlandc für dasdritte Vierteljahr zwar zu den bisherigen Preisen, aber mit einererhöhten Unterstützung der Ausfuhr der Halbzeug weiterver-arbeitenden reinen Werke freigegeben.In schwerem Oberbaumaterial liegt das Geschäft nachwie vor günstig, und der Anfang Mai vorliegende Auftragsbestandübertrifft den der Vergleichszeit deS Vorjahres um nahezu 400 000Tonnen. Auch die Aussichten sür die nächste Zukunft können alsgünstig angeseben werden. In Gruben schienen war der Ab-ruf für die getätigten Abschlüsse befriedigend. Am Auslandsmärkteherrschte infolge d«S Rückganges auf dem belgischen Eisenmarkteein scharfer Wettbewerb der belgischen Werte. In Rillen-s ch i e n e n ist die Lage im Inland« sowohl wie im Auslande nachwie vor sehr günstig. Die Lieferwerke können sür diescs Jahr kaumnoch etwas übernehmen und sind zum Teil bis zum Sommer desnächsten Jahres schon besetzt. In F o r m e i s e n hat sich das Früh.jabrsgeschäft infolge der ungünstigen Lage des, abgesehen vom hobenGeldstande, auch steuerlich überlasteten Baumarktes bis setzt in be-scheiden«« Grenzen bewegt. Der Spezifikationseingang ist noch de-sriedigend, und die eingehenden Neuaufträge werden fast ausnahms-los mit kurzen Fristen gegeben, beruhen also aus einem wirklichdringenden Bedarf, während für langfristige Abschlüsse weiterZurücklmltung geübt wird.Eine wichtige Aenderung der Zolltarifvvrlage in Amerika wirdzugunsten der einführenden Staaten vorgenommen werden. DieVorlage sieht einen sünsvrozentigen Vorzugszoll für Waren vor,die auf amerikanischen Schiffen eingeführt werden. Der Staats.sekretär hat nun dieser Tage dem Vorsitzenden der Finanzkom-Mission des Senats erklärt, daß diese Bestimmung der Tarisvorlageunzweifelhaft eine Verlegung von Pertragshflichten darstellt. DieSonderkommission des Senats wird daher beantragen, diesen Para-graphen zu st r e i ch e n.Der Routenkampf beendet. Zwischen der Canadischen Eisen.bahngesellschast und der Nordatlantischen Dampferkonvention warein Routenkampf ausgebrochen, weil die Canada Gesellschaft widerden Willen der Konvention eine Linie Kanada— Trieft einrichtete.Jetzt scheint der Kampf beendet, denn ein Telegramm meldet auSHamburg: Nachdem die Canada Pacific Eisenbahngesellschast ihrenZwischendecksfahrpreis nach Kanada von 90 aus 120 M. erhöht hat,sind die nordallantischen Dampfichifislinien diesem Vorgehen ge-folgt.— Die Auswanderer zahlen also die Kosten des Kampfesund Friedensschlusses.Soziales.Die Kruppsche Fabrik von einer anderen Seite.Ein Gegenstück zu den vielen Aufmerksamkeiten, welche dieFirma Friedr. Krupp den in den Werken mit der Abnahme vonKriegsmaterial usw. beschäftigten Offizieren und Beamten erweist,denen sie nicht nur eine opulent« Verpflegung mit Wein, sondernauch Dienstmädchen, Toilettenseife, Servietten, Putzmittel, Puderusw. zu einem lächerlichen Preise besorgen läßt, stehen die zahl-reichen, zum Teil harten Geldstrafen, mit denen die Arbeiter schonbei der kleinsten Unpünkfichkeit und bei dem geringsten Verstoßgegen die Anordnungen bedacht werden. Schon in der am Krupp-schen JubiläumStage, dem 7. August 1912 in der Essener„Arberter-zeitung" mitgeteilten Strafliste wurde auf diese zum Teil hortenStrafabzügc hingewiesen. Die Firma Hai für diese Geldstrafenschon vor ziemlich 50 Jahren eine mehrfach abgestufte Strastareausarbeiten lassen, die zum Teil erhöht, auch heute noch besteht.Wie vielfach sie angewendet wird, kann man auch an einer andern,zum Andenken aufbewahrten, für die Arbeiter des Bandagenwalz-Werkes vom 5. bis zum 28. Februar 1868 erlassenen Straflrft« er-sehen. Diese Liste lautet:Art de» VergehensBetrugUnehrlichkeit.....Rachlässigkeit in der Arbeitdo.do.do.do.Fehlerhafte Arbeit...Schlafen in der Arbeitszeitdo.Streik.......UngehorsamBummeln........Unerlaubtes Ausbleiben...do».„„do.»».do.„»»do.•••do...Schnapsholen.......Unterlassenes Abgeben d. Rummeroder Richtabmelden in derMenage........Nummer nicht abgenommen..Nummer nicht abgegeben oderhängen gelassen.....do.Zu spät gekommen.....do......do......do......do......Trunkenheit........Unerlaubtes Verkaufen vonBrotmarkeu.......Zahlder bestraftenArbeiter111115371ö12251181419411131836114189121Höhe der StrafeTaler I Sgr.! Pf.1561510—7 66—151015515—10|—7 I 616.-10—7 1 66.—1 A105215107521866,—per Friedrich KruppH.....Man ersteht aus dieser Liste, daß in 24 Tagen, einschließlich3 Sonntagen, auf der Betriebsabteilung»imdageuwalzwerft einereinzigen, aber noch lange nicht der größten Betriebsabteilung, allem432 Strafen in Höhe von 2% Silbergroschen bis 1 Taler und imGesamtbetrage von rund 217 M. erkannt wurde, davon allein333— 77,08 Prozent, also über drei Viertel wegen Zuspätlommcn.Wer nicht zur Minute da war, wurde eben notiert. Herr AlftedKrupp Pflegte zu sagen:„Die Straf« soll den Bestraften ihre Fehlerabgewöhnen." Ob er mit diesen Strafen seinen Arbeitern„ihreFehler abgewöhnt" hat. wissen wir nickt; aber er selbst ist mitihnen der reichste Mann in Deutschland geworden. Wie viele Ar»beiter dadurch zu früh in'« Grab gehetzt worden sind, wird freilichnie festgestellt werden können.Lieber ins Gefängnis-IS in die preußische Fürsorgeerziehung.Wie schlimm es um die preußische Fürsorgeerziehung destelltist, zeigt wieder einmal deutlich folgender Fall: Aus der oft»preußischen Erziehungsanstalt Eichhos war kürzlich der Fürsorge.zögling Albert Kirschning auS Tilsit entlausen. Er wurde schließelich von der Polizei gefaßt und machte, da» Geständnis, er hätte m-teinem Kollegen zusammen eine Anzahl schwerer Einbruchsdiebstähleverübt. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet, doch die ergab,daß der Fürsorgezögling sich falsch beschuldigt hatte, und zwar nurdeshalb, damit er statt in die Erziehungsanstalt in das Gefängniskomme. Er sollte aus der Untersuchungshaft nach der Erziehung»-anftalt gebracht werden. Um aber den Transport nach dort unterallen Umständen zu verhindern, überfiel er den Beamten, der ivnabholen wollte, in der Zelle und schlug ihm mit der Ofentür derartüber den Kopf, daß der Mann besinnungslos zusammenbrach.? erFürsorgezögling wurde darauf gefesselt, worauf sein Weiter-tranSport erfolgte. Die preußische Fürsorgeerziehung züchtet alsoVerbrecher, anstatt die jungen Leute zu ordentlichen Menschen zumachen.Kinderarbeit.Die Rittergutsverwaltung in Wandersleben l Gothaische Do.man« aus preußischem Gebiet) beschäftigt jetzt jeden Tag ungefähr50 Schulkinder aus dem Dorfe beim Rübenziehen auf dem Felde.Die Kinderchen. eS sind fast alle Jahresklassen beteiligt, erhaltenfür den Nachmittag je 10 und 15 Pfennige'LlrbeitSlohn? Sie müssenimmer fleißig arbeiten und in der bekannten gebückten Haltung aufden Dämmen entlang: sie sind stets unter Aufi'icht des Inspektors.damit für den horrenden Lohnsatz auch„genügend" Arbeit geleistetwird. Abends find die Kleinen natürlich vollständig kaputt und nichtmehr imstande, ihre Schulaxbriten zu machen.