hoffen daher, daß auch Sie für die„Kaiier-Jubiläumsstiftung für bedürftige Veteranen" einen einmaligen Beitrag zeichnen werden. DcZ Präsidium: d. Lhnker. Edwin Graf Henckel v. DonnerZmarck General der Infanterie, Mitglied des Abgeordnetenhauses. Präsident. stellv. Präsident.' Nachdem Patriotismus und Dankbarkeit den Veteranen keine Hilfe bringen konnte, tut es vielleicht die Eitelkeit und Ordenssucht._ Besteuerung der Gewerkschafte». In der letzten Zeit war verschiedentlich im Zusammenhang mit dem vielberufenen Wehrbeitrag die Rede davon, die Kasten der Gewerkschaften für die Opfergabe an den Militarismus heranzuziehen. Gewisse.Arbeiterfreunde' halten diese Gelegenheit für außer- ordentlich geeignet, die Gewerkschaftskassen zu schröpfen. So ganz leicht wird sich das aber nicht machen lasten und eS ist sehr fraglich, ob sich der schöne Plan verwirklichen lasten wird. Aber während sich die Steuersucher im Reich im Schweiße ihres Angesichts abmühen, einen Weg zu finden, die Gewerkschaften bluten zu lasten, hat der fürstlich reußische Steuerfiskus dieses Problem im Handumdrehen gelöst. Dort werden die Gewerkschaftszahl st ellen zur Einkommen st euer herangeholt. Ob diese geniale Idee im ganzen Gebiet des Weltreichs R e u ß jüngere Linie durchgeführt wird oder ob der hochweise Stadt- gemeindevorstand von Schleiz die Besteuerung der Gewerkschafts- Zahlstellen nur als eine örtliche Errungenschaft detrachtet, sei dahin- gestellt. Jedenfalls haben verschiedene in Schleiz domizilierte Gewerkschaften einen Steuerzettel zugeschickt bekommen. So sollen z. B. die Holzarbeiter, deren Zahlstelle in Schleiz einige Sll Mit- glieder zählt, für das Steuerjahr 1913 an staatlicher Einkommen- steuer 18,69 M. und an Gemeindeabgaben 21,79 M., zusammen also 49,39 M. zahlen. Der Plan ist sehr fein angelegt. Wäre es möglich, die Gewerkschaften auf diese Weise zur Einkommensteuer heran- zuziehen, dann kämen, wenn man den Schleizer Maßstab zu Grunde legt, ganz riesige Summen zusammen, viel mehr, als bei der einmaligen Abgabe in Gestalt des Wehrbeitrages. Der Entdecket der Sleuerpslicht der Gewerkschaften in der guten Stadt Schleiz wird sich aber mit dem Bewußtsein trösten müsten, es recht gut gemeint zu haben. Zu holen ist für den SteuerfiskuS nichts bei den Gewerkschaftszahlstellen, da diese leider kein Einkommen haben und somit auch kein? versteuern können. Eine Blamage. Während der ReichStagSersatzwahl 1912 wurde in dem Kreise Stolpe-Lauenburg von den Liberalen ein Flugblatt verbreitet, das dw Ueberschrift.Konservativ-junkerlicher WeihnachtSzauber' trug und besten Titelblatt ein mit Lichtern geschmückter Weihnachtsbaum zierte. In diesem Flugblatt, das die Unterschrift trug.Der Stolper Bauern- verein Bandt-Schmaatz, Lenke-Ritzow, Voß-Veddin' wurde in einer drastischen Weise die Taktik der Wahlteiter in den Gutsbezirken kritisiert, die durch Abgabe von Branntwein und Zigarren die Wähler zu beeinflussen suchten. Natürlich erregte die Charakierisierung die konservativen Gemüter auf das heftigste und man schrie nach dem Staatsanwalt. Natürlich ließ sich dieser nicht lange bitten und eS begann eine Nachforschung nach dem Verfaster des Flugblattes. Unzählige Vernehmungen fanden statt, bis der Kandidat der Liberalen. Peter Schwuchow- Steglitz. Direktor und Chef- redakteur des Vereins der Kornbrennereibesitzer und der Preßhefe- sabrikanten Teutschlands(E. V.) als Verfaster ermittelt wurde. Stolz kündete man damals an, daß man dem Ausgang des Prozesses mit großer Rufle entgegensehe. Nun ver- öffentlicht aber das amtliche Kreisblatt folgende Erklärung: .Die in dem von mir anläßlich der ReichStagSersatzwahl im Dezember 19l2 verfaßten Wahlflugblatt.Kqnservativ-junkerlicher WeihnachtSzauber' enthaltene Schilderung, wie sich.in der fernen Verschwiegenheit der entlegenen ländlichen Guts- und Wahlbezirke das junkerliche Wahlgeschäft vollzogen habe,' entbehrt jeder Grundlage. Ich bin nicht in derLage,«inen Vor- gang aus dem Landkreise Stolp anzuführen, der als Grundlage oder Beweis für meine Darstellung dienen könnte. Demgemäß bekenne ich. daß auch die in dem Flugblatt aus meiner Schilderung gezogenen Folgerungen und die im Zusammenhang damit weiter gemachten Ausführungen hinfällig sind. Ich widerrufe alle in dem gedachten Flugblatt enthaltenen tatsächlichen und anderen Behauptungen und Ausführungen und bitte um Zurücknahme des Strafantrages. gez. P. Schwuchow.' Die in dem Wahlkreise erscheinende konservative.Zeitung für Hinterpommern' bemertt dazu: Herr Peter Schwuchow ist nach diesem, einem gefährlichen Absturz gleichenden Bitt- und Bußgang natürlich ein politisch toter Mann. Er darf sich nun aber wenigstens seiner Frei- h e i t freuen. Beiläufig hätte schon das politische Vorleben deS Herrn Peter Schwuchow die Liberalen hindern sollen, diesem Herrn eine liberale Kandidatur zu übertragen! Wo war da die Aufsicht? In Allenstein und Sensburg haben gegen zehn Feldwebel lange Zeit hindurch schwere Betrügereien verübt, was erst kürzlich ans Tageslicht gekommen ist. In der Hauptsache hatten es die.Herren Vorgesetzten' auf die paar Pfennige Löhnung ab- gesehen, die der Mannschaft zustand, an sie aber nicht abgeführt wurde. Im Laufe der Jahre sind von einigen Feldwebeln mehrere Tausend Mark MannschaftSgelder unter« schlagen worden,©ine Anzahl Feldwebel find bereits ab- geurteilt. So erhielt wegen Unterschlagung und Betruges der Vize- seldwebel und Aufseher des Militärarresthauses Paul Höpfner sechs Monate Gefängnis. Dieser Vorgesetzte nahm den Mannschaften, die Haftstrafen zu verbüßen hatten, die Gelder ab und gab sie ihnen nicht mehr zurück. Der Feldwebel Eutner und der Vizeseldwebel JatzkowSki erhielten je ein Jahr Gefängnis. Vier andere Feldwebel wurden in Sensburg festgenommen und in Lyck zu längeren Ge- fängnisstrafen verurteilt. Jetzt sind wieder in Allenstein drei weitere Feldwebel in ein Verfahren wegen Unterschlagung ver- wickelt. Zwei von ihnen, die Feldwebel Röhl und Manske, die im 16. bezw. im 14. Jahre dienen, sind in Untersuchungshaft genommen worden. Auch ihnen wird zur Last gelegt, einer großen Anzahl Soldaten, die von 1999 bis 1912 dienten, Gelder unterschlagen zu haben. Bei beiden handelt eS sich um 3009 Marjl unterschlagener Gelder. Man stellt aber noch weitere Ermittelungen nach strafbaren Hundlungen an. Das Gudc des Balhanhncgca. Die Unterzeichnung des BarfriedenS. London , 30. Mai. Der Präliminarfriede ist um 12 Uhr 40 Minuten unterzeichnet worden. Sämtliche Friedensdelegierte verließen gemeinsam um 1 Uhr 30 Minuten den St. Jamespalast. Sie unterhielten sich dabei in freundschaftlicher Weise. London , 39. Mai. Das Reuterfche Bureau meldet: Der Friedens- vertrag wurde Punkt zwölf Uhr unterzeichnet, fünf Minuten nach- dem sich bic Konferenz versammelt hatte. Als die Delegierten an. kamen, war Sir Edward Greh im Konferenzzimmer noch nicht an- wesend. Die Delegierten wurden von einem Beamten des Lord- kanzleramles empfangen. Wenige Augenblicke später trat Grev ein und richtete an die Delegierten in französischer Sprache einige Wort«, in denen er die Befriedigung des Königs und der Regierung über die Unterzeichnung des Friedens im James-Palast aussprach. Er erklärte, es sei das beste, den Vertrag sofort zu unterzeichnen, und er würde dann an die Konferenz eine ausführlichere An» spräche richten. Die Abschriften des Vertrages wurden darauf den verschiedenen Delegierten eingehändigt, die ihre Unterschriften daruntersetzten. Nachdem dieses geschehen war, erhob sich Sir Edward Grey und wandte sich nochmals an die Konferenz in französischer Sprache. S k u l u d i s antwortete als der Senior der Delegierten und dankte -dem König und der britischen Regierung, Osman Nizami Pascha sprach in ähnlicher Weise, worauf sich D a n e w zu einer Rede erhob. Er bemerkte zunächst, daß er im Augenblick der Unter- Zeichnung des Friedensvertrages die Tatsache konstatiere, daß er von den Mächten Zusicherungen betreffend die türkcsch-bulgarcsche Grenzlinie erhalten habe; er fügte hinzu, daß es hinsichtlich der Finanzkommission in Paris hieße, daß die Verbündeten mit den Delegierten der Großmächte auf gleichem Fuße stehen würden. Greys Rede zum Friedeusschluß. London , 30. Mai. In seiner Rede sagte Sir Edward Grey : Ich hoffe gern, daß Sie alle den Entschluß, den Sie soeben getroffen haben, mit dem Gefühl der Genugtuung und Erleichterung betrachten werden. An diesem Gefühl werden auch die anderen Mächte teilnehmen, die neutral geblieben sind, die aber beständig gewünscht haben, den Frieden im In- teresse der Ruhe Europas wiederhergestellt zu sehen. Wir verhehlen uns nicht, daß noch Fragen zu lösen sind, bevor ein vollständiges Uebereinkommen erzielt wird, aber ich glaube gern, daß der Abschluß dieses Friedens die Regelung dieser Fragen erleichtern und das Wohlwollen und das Interesse der anderen Mächte, dessen bin ich sicher, für sie alle vermehren werde. Grey sprach darauf sein Vergnügen aus, mit den De- legierten in so häufige und freundschaftliche Beziehungen ge- treten zu sein und schloß: Von ganzem Herzen wünsche ich, daß der hier geschlossene Friede eine vollständige Beruhigung zum Ergebnis haben möge, damit jeder Staat seine stark an- gespannten Hilfsguellen wiederherstellen, seine Gebiete ent- wickeln und die Wohlfahrt und das Glück seines Volkes und das Gedeihen seines nationalen Lebens sicherstellen kann. Die serbisch -bulgarische Berstimmuug. Sofia , 30. Mai. Der offiziöse„Mir" kritisiert das Expose des serbischen Ministerpräsidenten und sagt, die Serben hätten alle Brücken abgebrochen. Wenn die bul- garische Armee nicht noch bei Tschataldscha und Bulair stände, hätten die Serben niemals den Mut gefunden, so aufzutreten. Sie seien eines gleichen Kampfes unfähig und Helden aus dem Hinterhalt. Saloniki, 30. Mai. Der serbische Kronprinz hat gestern in Köprülü eine Besichtigung der dort zusammengezogenen serbischen Truppen vorgenommen, deren Stärke auf 90 000 bis 100 000 Mann angegeben wird. Eine Zusammenkunft des serbischen und des bulgarischeu Ministerpräsidenten.----------- Wien , 30. Mai. Wie das„Neue Wiener Abendblatt" aus Belgrad meldet, wird sich Ministerpräsident Pa. schitsch morgen nach Zaribrod begeben, wo er am Nachmittag mit dem bulgarischen Ministerpräsidenten Geschow zusam- mentreffen wird. Der serbische Gesandte in Sofia , Spalai- kowitsch, wird der Konferenz beiwohnen. Oefterräd). Finavzreform. Tie schweren innerpolitischen Kämpfe der letzten Jahre haben ein Anziehen der Steuerschraube, das die Regierung natürlich längst wünschte und das die ständig gesteigerten Rüstungen seit langem notwendig machten, bisher verhindert. Nun aber läßt es sich nicht länger aufschieben. Es ist des- halb ein Finanzplan dem Parlament vorgelegt und von der deutsch -bürgerlich-christlichsozialpolnischen Mehrheit auch schon so ziemlich autgeheißen worden. Er besteht darin, daß die höheren Stufen der Einkommensteuer eine geringe Erhöhung erfahren sollen, jedoch soll die Steuerpflicht auch weiter wie schon bis jetzt bei einem Einkommen von 1200 Kronen be- ginnen. Die Branntweinsteuer soll gewaltig erhöht und durch ein weiteres Gesetz den Provinzen(„Königreichen und Län- dern") die völlig freie Verfügung über die Beträge einge- räumt werden, die ihnen der Staat überweist. Unsere Genossen haben ein Gegenprojekt ausgearbeitet, nach welchem das steuerfreie Existenzminimum, der Teue- rung entsprechend, von 1200 auf 1600 Kronen hinaufgesetzt. die höheren Sleuerstufen wesentlich erhöht, die Branntwein. steuer jedoch nicht erhöht und der hierdurch entstehende Aus- fall durch die Beseitigung der Schnapsliebesgaben gedeckt werden soll. Endlich sollen die Länder verpflichtet werden, die ihnen überwiesenen Betrage auch wirklich zu dem in Aus- ficht genommenen Zweck, nämlich zur Erhöhung der Lehrer- gehälter zu verwenden._ Zur Spionageafsäre Redl. Die Entlarvung des österreichischen Oberst Anton Redl als Spion hat in militärischen Kreisen große Aufregung verursacht. Es scheint aber, daß der Skandal noch größer wird. Aus Wien wird bürgerlichen Blättern berichtet: „Man hat Anhaltspunkle, daß eine Redl nahestehende, in Galizien wohnend« Persönlichkeit ibm werktätige Hilfe geleistet. Weiter ist vor kurzem ein Offizier aus Galizien , der auch in die Affäre Jandritsch verwickelt ist, kürzlich nach Rußland geflüchtet. Es verlautet, daß auch noch eine höherstehende militärische Person. lichkeit in die Affäre verwickelt ist. Während man noch vor einigen Jahren kaum ander« als zu- gründe gegangene Existenzen zum Spionagegeschäft verwanote, hat Rußland in den letzten Jahren große Mittel dafür aufgewandt, um aktive Offiziere als Spione zu gewinnen. Im Dezember 1912 wurde der Hauptmann Theodor Kutzig in Galizien verhaftet, im April die beiden Brüder Jandritsch, von denen der eine Kriegs- schüler, der andere bis kurz vor seiner Verhaftung aktiver Offizier war, und in oen abgelaufenen letzten zwei Monaten sind in Galizien allein neun Damen verhaftet worden, von denen er- wiesen ist, daß sie sämtlich mit Offizieren in Verbindung standen und der Spionage verdächtig sind. ES ist auch einwand fier festgestellt, daß Redl auch in Prag mit verschiedenen Mittelspersonen., darunter russischen Agenten, die von Wien nach Prag kamen, in Beziehung stand. Man hat sich dieser Personen bereits vergewissert, mehrere Verhaftungen stehen bevor. Hier wird ferner bestimmt erklärt, daß der Prager russische Konsul SchukowSki mit Redl in Verbindung stand und schwer kompromittiert ist." Nach amtlichen Meldungen hat Oberst Redl seine Beziehungen zu einer fremden Macht im Jahre 1991 aufgenommen. Festgestellt ist, daß er allein im vergangenen Jahre eine Summe von mehr als 399 999 Kronen von dieser fremden Macht erhallen hat. Sein Kommen nach Wien , das bekanntlich mit dem Selbstmord endete, veranlaßt« nicht ein Brief, sondern eine Drahtnachricht, die mit dem Stichwort seines Wiener Mitarbeiters versehen war. Die beiden Jandritsch ballen das Wort verraten. Als Erpresser wird hauptsächlich ein junger Ulanenoffizier genannt, der verhastet worden ist. Ein Borstoß gegen den sozialdemokratischen Bizepräsidenten Pernerstorfer. Wien , 30. Mai. In der heutigen Sitzung des Abge- ordnetenhauses verlangte der Rüthens Wissilko in einer Anfrage an den Präsidenten volle Klarstellung der Affäre Redl. Der Obmann des Deutschen Nationalverbandes. Dr. Groß, protestierte gegen einen vom Vizepräsidenten Pernerstorfer in der Münchener Zeitschrift„M L r z" veröffentlichten Artikel, in welchem scharfe Angriffe gegen den Deutschen Nationalverband erhoben werden. Redner fragte den Präsidenten, ob er diese unanständige Schreibweise eines Mitgliedes des Präsidiums mit der Stellung eines Vizepräsidenten für vereinbar halte.(Lebhafter Beifall.) Der Präsident erklärte sich außerstande, die außerhalb des Hauses gemachten Aeußerungen Pernerstorfers zu zensieren. Der Sozialdemokrat Dr. Adler wies im Namen des abwesenden Vizepräsidenten Pernerstorfer die Kritik des Ab- geordneten Groß auf das entschiedenste zurück. Hierbei kam es zu lärmenden Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern des Deutschen Nationalverbandes und Sozialdemokraten. anganu Der Panamaprozeß des Ministerpräsidenten. Budapest , 30. Mai. Heute wurde das Beweisverfahren in dem Prozeß v. Lukacs- Desh abgeschlossen. MS erster Zeug« wurde der Sekretär der nationalen Arbeitspartei, Rainer, per- nommen, der über die Verwaltung des Wahlfonds nähere Auf- schlüsse gab. Er erklärte, daß zu seinen Händen nur 60— 80 000 Kronen angewiesen worden seien. Er habe auf Anweisung deS Vorsitzenden des Exekutivausschusses nur für gesetzliche Wahlkosten Auszahlung vorgenommen; ob die Wahlen mehr Geld verschlungen hätten und wohin die anderen Gelder deS Wahlfonds geflossen seien, darüber könne er keinen Auffchluß geben. Er habe niemals für Wahlzweckc Geld von einer Bant erhalten. Der Wahlfonds habe übrigens mit einem Defizit abgeschlossen, daS zurzeit noch unbeglichen sei. Hierauf wurde der frühere Unterrichtsminister Graf Johann Zichh als Zeuge vernommen, nachdem ihn der Kaiser von der Verpflichtung zut Wahrung deS Amtsgeheimnisses entbunden hat. Der Zeuge erklärte, daß ihm über den Wahlfonds wenig bekannt sei; er wisse nur von 509 999 Kronen, von denen der Ministerpräsident im Abgeordnetenhause gesagt habe, daß sie ein Depot der Ungarischen Bank gewesen seien. Das sei in der Geschäftsgebarung des Finanzministeriums so üblich, und daS Depot sei übrigens auch an die Ungarische Bank zurückgezahll worden. Vorher habe der Ministerpräsident gegenüber Zichy diese 599 999 Kronen als eine Schenkung des ehemaligen Generaldirek- tors der Ungarischen Bank, Hofrats Elek, aus Anlaß der ihm zu» gedachten Berufung ins Magnatenhaus bezeichnet. Der Geldbetrag sei, als die Berufung nicht erfolgte, wieder zurückgezahlt worden. Ter Ministerpräsident habe Zichy gegenüber diesen Widerspruch damit aufgeklärt, daß Zichh ihn mißverstanden habe. Hierauf wurde das Beweisverfahren geschlossen. fnnkrdd). RegierutlgSmaßregeln gegen die GewerkschastsverLäude. Paris , 30. Mai. (Privattelegramm deS„Vor- wärt s".) Die heute in der Kammer eingebrachte GeWerk- Vorlage schreibt unter anderem für die Vorstandswahlen und Generalversammlungen der Gewerkschaftsunionen den Pro- porz vor. Außerdem sind, falls die Gewerkschaften sich einer Ueberschreitung ihrer beruflichen Interessen schuldig machen, für diese Fälle hohe Geldstrafen und sogar Auflösung der Verbände und Gewerkschaften vorgesehen. Die Auflösungen sollen durch Ausspruch des Gerichts in Kraft treten. Die Angebrachte Vorlage zeigt so recht die Illusion der Regie- rung. die die gegenwärtige Opposition des Proletariats und die in der Gewerkschaftsbewegung herrschenden Gegensätze für ihre Zwecke ausnützen will, um die Gewerkschaften und Verbände zu desorganisieren. Außer dem von den Refor- misten längst geforderten Proporz und erweiterter RechtS- fähigkeft der Gewerkschaften enthält die Vorlage nur Bestim- mungen, welche sich für die Gewerkschaften als Peitsche und Zuckerbrot darstellen. Selbstmord aus Abneigung gegen das dritte Dienstjahr. Paris , 39. Mai. In der Kaserne von EtampeS erschoß sich ein Soldat mtt seinem Dienstgewehr. Bei dem Toten wurde ein Brief an sein« Borgesetzren gefunden, in dem er erklärte, daß er sich dal Leben nehme, weil er nicht noch ein drittes Jahr dienen wolle. Der Fall hat in Etampes große Aufregung und peinliches Auffehes hervorgerufen, um so mehr als der Tote allgemein als zuvev, lässiger»no gewissenhafter Soldat galt. Spanten. Demission des Ministeriums RomanoneS. Madrid , 30. Mai. Das Kabinett RomanoneS ist zurück» getreten. China . Unruhe» in Shanghai . Shanghai , 29. Mai. (Meldung de» Reuterschen Bureau».) In den ersten Morgenstunden sind heute bei einem ziemlich bedeutungslosen Angriff auf das Arsenal in Kiangan in der Nähe von Shanghai zwei Mann getötet und vier verwundet worden. Der Angriff war wahrscheinlich politischer Natur und hatte den Zweck. Unruhen zu erregen, um der Regierung Ungelegenheiten zubereiten. Gerüchte von großen Zusammenziehungen chinesischer Trupp« ftud« keine Bestätigung. �"
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten