• zogen durch die Straßen Budapests und demonstrierten gegendie Regierung. Die Oppositionspartei beschloß, am Mittwochan der Reichstagssitzung teilzunehmen.Am Mittwoch, vormittag 9 Uhr, verließ die Oppositionihr Klublokal und zog, begleitet von Riesemnengen> nach demReichstag. Im Beratungssaal verlas der Führer der Oppaiition. I u st h, ein Manifest. Als Präsident T i s z a denBeratungssaal betrat, brach ein furchtbarer Sturm los.. Dieb, Betrüger, gib das gestohlene Geld heraus! Du hastauch gestohlen!" so wurde ununterbrochen gerufen. Tiszatonnte nicht zu Worte kommen. Bei dem Eintritt desMinisterpräsidenten Lukacz steigerte sich der Sturm„Dieb, Panamist, hinaus mit dem Schurken!" tönte es vonallen Seiten. Tisza und die Regierung mußten den Saalverlassen.Tisza gab nun der neuen P a r I a in e n t s w a ch e denBefehl, in den Beratungssaal zu marschieren und die Opposition zu umzingeln. Hauptmann Geröe kommandierte denTrupp, ungefähr 159 Mann. Beim Einmarsch in den Saalbrachen die Abgeordneten in Pfuirufe aus. HauptmannGeröe zog den Degen und hieb ztveimal auf den AbgeordnetenHedervary ein, der blutend zusammenstürzte. Die Folge warein gewaltiger Tumult. Gendarmen umstellten den Be>ratungssaal. Als Tisza dann wieder den Saal betrat, derließ die Opposition unter lauten Verwünschungen auf ihnden Sitzungssaal. Tisza eröffnete die Sitzung, erklärte, daßder Offizier von Abgeordneten beschiinpst worden sei undeinen am Kopf verwundet habe. Da der Offizier dem Mili-rärgericht unterstehe, werde der Fall diesem Gericht übergeben.Sodann verkündete Lukacz die Demission der Regie»r u n g. Das Haus vertagte sich auf unbestimmte Zeit.Auf den Straßen herrschte äußerst reges Leben. Die Ar»beiter großer Fabriken verließen schon um 8 Uhr die Arbeit:ungefähr 29 999 Mann stark zogen sie, immer verstärkt durchArbeitslose und Neugierige, nach dem Parlament. Vor demParlament stand ein großes Aufgebot von Militär. Gendar-men und Polizei. Die Arbeiter wurden zurückgedrängt, siezogen auf große Plätze, hielten dort Versammlungen ab. DiePolizei ließ sie gewähren. Der Verkehr stockte vollständig/Mittwochabend werden sich wahrscheinlich die Demonstrationenwiederholen.. �Tie offiziöse Darstellung.Budabest, 4. Juni. Etwa 80 Abgeordnete der Opposition zogenvom Klub der Justhpartei ins Abgeordnetenhaus, von einerlärmenden Volksmenge begleitet, die in der Nähe des Parlaments-gebäudcs aufgelöst wurde. Die Oppositionellen erschienen im Ab-geordnetenhausc, wo der Abgeordnete von Justh ein Manifest der-las, in welchem er gegen das System der Arbeitspartci heftige Angriffe richtete, gegen die Einschränkung der Redefreiheit und denWeiterbestand des Systems protestierte und die Vcrtvirklichung desradikalen Wahlrechts forderte. Als Ministerpräsident von Lukaczin der Sitzung erschien, wurden ihm von den Oppositionellen Be-schimpfungen zugerufen. Leidenschaftliche Szenen ereigneten sichauch beim Erscheinen des Grafen Tisza. Tie Regierungsparteibrachte dem Ministerpräsidenten und dem Grafen Tisza lebhafteOvationen dar. Es entspann sich ein Wettstreit zwischen Be-schimpfungen und Ausbrüchen der Begeisterung. Der Präsidentversuchte vergebens, Ruhe herzustellen, rief die heftigsten Ruhe-jtörer zur Ordnung und erklärte, sie. an den Ausschuß, verweisen zuwollen. Als die Lärmszenen kein Ende nehmen wollten, wurdedie Sitzung aufgehoben und die Parlamentswache schritt ein. Beiihrem Erscheinen wurde die Parlamentswache stürmisch mit Pfui-rufen und höhnischen Zurufen empfangen. Von Erregung über-mannt, stürzte sich der Hauptmann der Parlamentswache Geröeauf einen der Ruhestörer, das Mitglied der Kossuth-Partei Heder-Vary, und versetzte ihm zwei flache Hiebe. Hedervary wurde ausdem Saal gebracht. �Hierauf wurden einige Ruhestörer entfernt,welche der Aufforderung, sich zu entfernen, nach einigem Sträubenmit heftigen Verwünschungen folgten. Die Parlamentswache zogdann ab und im Saale verblieben nur einzelne Mitglieder derOpposition, die durch den Ausschließungsbefehl des Präsidentennicht betroffen waren. Bei Wiedereröffnung der Sitzung erhobensich die im Saale gebliebenen Mitglieder der Opposition, schleudertenTisza die ärgsten Beschimpfungen, wie Schurke, Mörder! zu. undverließen den Saal. Darauf meldete Ministerpräsident von Lukaczan, daß daZ Kabinett seine Demission überreicht habe. Alsdannvertagte sich daS Haus unter Ovationen für TiZza und Lukacz.poUtifche deberHcht.Das«chluhergebms der preußischen Landtagswahlen.Es sind Dem früherenendgültiggewähltKonservative..... 148jfreifonferbatiöeNationalliberale....Fortschrittliche VolksparteiZentrum.......Polen........Dänen.......Sozialdemokraten....Antisemiten......Wild........53733910312210oLandtaggehörten an155€06537103142,61summa—443Blaffenftillitand und Verhandlungen.Der Waffenstillstand von Poischwitz, für die Dauer von bei«lausig sieben Wochen am 4. Juni abgeschlossen, war nur eine Kulissehinter der sich die entscheidenden Momente des Sommers abspielten:die Rüstungen wie die Verhandlungen.Einmal ging eS dabei um England, da? an der.Freiheit" deröstlichen Staaten Europas insofern brennend interessiert war, als esvoraussah, daß nach der Niederwerfung Frankreichs diese»Freiheit" nichtsanderes sein werde als der Rückfall in das achtzehnte Jahrhundert.daS will sagen: in einen Zustand, der die Befürchtungen der britischenWeltkrämer wegen einer Konkurrenz dieser Länder auf dem Welt-markt überflüssig machte. War die französische Revolution mit all'ihren Begleiterscheinungen nur ein Aufftand der Geldwirtschast gegendie Naturalwirtschaft gewesen, so ging Englands eifriges Strebenletzten Endes wieder dahin, Europa in die Naturalwirtschaft zurück-zuschleudern. Daher schmierte es denn unermüdlich mit Millionenund Abermillionen den' Kriegswagen der feudalen Mächte gegenNapoleon. Ohne den Aufschwung seiner Industrie, für die schondaS Maschinenzeitalter begonnen hatte, wäre eS Englandnimmer möglich gewesen, diese gewaltigen Summen für dieFestlandskriege aufzubringen, ohne diese gewaltigen Summenwiederum wären vor allem die Freiheitskriege unmöglich gewesen.Aber während für das verarmte Preußen im Frühjahr 1813 einerasche und ausgiebige Barzahlung dringendste Notwendigkeit war,zögerte England diese Zahlung hin, um möglichst große Vorteileherauszuschlagen. Wenn es darauf ausging, dem Haufe Hannover.das die englische KönigSkrone trug, ein großes Reich in Nord«deutschland auf Kosten Preußens zu verschaffen, so war daSnicht nur welsische HauSmachtSpolisik, sondern ein König«reich Hannover mit weitgesteckten Grenzen warf Handels«politisch für England beträchtlichen Nutzen ab. denn eSbrachte die ganze deutsche Nordseeküste und damit einengroßen Teil Deutschlands zum mindesten auf wirtschaftlichemGebiete unter englische Oberhoheit. Darum ein langes Hin undHer von Verhandlungen zwischen Berlin und London, bei denen inergötzlichster Weise um das Fell deS Bären gestritten wurde,«he ernoch die Kugel im Leben sitzen hatte. Schließlich verstand sichPreußen, das von England am liebsten aus daS Territorium jenseitsder Elbe zurückgedrängt worden wäre, zu dem Versprechen, demHause Hannover außer seinen alten Erblanden eine Gebiets-Vermehrung von 2ö0- bis 300000 Menschen zuzugestehen—schon jetzt wurden, noch ehe sie ihr Herzblut für die»Freiheit" gegeben, die Völker wie Viehherden von denPotentaten verschachert. Dafür verhieß England vom 1. Julibis Ende des JahreS die Zahlung von 636 686 PfundSterling in monatlichen Raten. Am 26. Mai 1815 wurde im eng-lijchen Unterhause festgestellt, daß England i» der Zeit von 17S3bis 1815 auswärtigen Staaten nicht wenig« als 46 Millionen PfundEs hat noch eine Stichwahl in Berlin 12 ftattzufmden.Ter neue Landtag ist wieder vorwiegend agrarisch. Einegroße Zahl von Abgeordneten. 114, bezeichnet sich selbst aus»drücklich als Landwirte. Aber hinter einer Reihe von an-deren Bezeichnungen wie Landrat, Ritterschaftsdirektor usw.verbergen sich auch noch Agrarier. Allein 93 werden von der„Täglichen Rundschau" dem Großgrundbesitz zugezählt. Ver-waltungsbeamte wird der neue Landtag 22 als Mitgliederzählen, nicht eingerechnet in diese Verwaltungsbeamten sindaber die Landräte, die für sich gerechnet in einer Stärke von35 Mann in den Landtag einziehen. Zu den Verwaltungs-beamten und Landräten kommen noch ein Dutzend ehemaligeStaatsbeamte vom Kolonialgouverneur bis zum Ministerial-direktor bis herunter zum Oberförster. Auch ein DutzendOffiziere ziehen in den Landtag«in. Eine starke Gruppebilden auch die Furisten. Der Landtag wird nicht wenigerals 31 Rechtsanwälte und 41 Richter zählen. Der Handels-stand ist mit 14 Abgeordneten vertreten.Ein freisinniges Urteil über die freifinnig-nationalliberaleWahlverbrüderung.Das„Berliner Tageblatt" übt heute, leider Wochen undMonate zu spät, eine vernichtende Kritik an der Haltungder fortschrittlichen Parteileitung, die das Heil für die Fortschritts-Ktrtei und die zu erringende Wahlrcform rätselhafter Weise ineinem Zusammengehen mit den wahlrechtsfeindlichen National-liberalen erblickte. Das„Berliner Tageblatt" konstatiert, daß dieStärkung der nationallibcralen Fraktion im preußischen Ab-geordnetenhause absolut kein Gewinst für eineliberale Politik bedeute, weil ja in der natwnalliberalenFraktion sich nunmehr die»Blume des Altliberalismus in ihrervollen Kraft entfaltet" habe. Sinnbild: ein Kleeblatt mit den 3 F.Friedberg, Fuhrmann, FlathMann. Auch ohne den auf der Streckegebliebenen Leidig sei das eine so reaktionäre Gesellschaft, daß dieSache der Wahlreform bei dieser nationalliberalen Fraktion in dieallerschlimmsten Hände geraten sei. Dann fährt das»BerlinerTageblatt" wörtlich fort:„Was für ein Interesse hat eigentlich die Fortschritt-liche VolkSpartes daran, dem alt liberalen Trium-virat Friedberg. Fuhrmann, Flathmann zuso ungeahnten Erfolgen zu verhelfen? So-lange die Partei im Wahlkampfe stand, mutzte man das Bündnisrespektieren, auch wenn man ihm innerlich mit der stärkstenZurückhaltung gegenüberstand. Jetzt, wo nichts mehr daran zuverderben und kein teures Haupt mehr zu gefährden ist, kann eSgar nicht? Wichtigeres geben als die Frage: was fürein Interesse hat der Fortschritt daran, einen nach rechtssich entwickelnden Nationalliberalismus umgehend über dieSicherheit ftiner. linken Flanke zu beruhigen? Was für einenSterling oder S20 Millionen Mark an Hilfsgeldern gezahlt habe.Davon erhielten— eZ ist in diesem Zusammenhange die Ausstellungnicht uninteressant—:125 087 Pfd. Sterl.263 581.Braunschweig. �.Hessen-Darmstadt...Bayern....... 501017».,Hepen-Kassel..... 1 406 127,Hannover...... 2 280 107»»Oesterreich...... 2 414 882»Preußen...... 3 375 664»»Schweden.».»». 3 813 411»%»Rußland...... 5 075159»Portugal.»•••■ 9 333 35o»»Die englischen Krämer machten dabei nach zweierlei Richtungengute Geschäfte: einmal, indem sie ihre Kriege von den Festlands-staaten wie von Söldnern führen ließen und zum zweiten, indemsie häufig anstatt in barem Gelde in hoch berechneten KriegSmate-rialicn zahlten und derart noch erkleckliche Gewinnst« einstrichen.So klagten auf dem Festland allgemein die Interessenten der Waffen-industrie, daß sie durch die englischen Lieferungen schwer geschädig t würden.Nicht minder unerquicklich waren die Verhandlungen um SchwedensHilfe. Seit der ftanzösische Marschall Bernadotte durch Napoleon zum Kronprinzen von Schweden befördert worden war.erstreckte sich all sein banaler Ehrgeiz auf Ländergewinn und Macht-Vermehrung. 1803 hatte Schweden Finnland an Rußland eingebüßt.Als Ersatz gierte Bernadotte nach dem Besitz von Norwegen, daS freilichnoch zu Dänemark gehörte. Bon vornberein hatte mit dem Scharf-blick, der ihn nur selten verließ, der Freiherr vom Stein voraus-gesagt, daß dieses schwedisch« Bündnis nur verderblich auf die deutschenDinge einwirken werde. DaS zeigte sich gleich zu Anfang, als B e r n a-dotte von dem preußischen König die Bürgschaft für seine norwegischenAspirationen erpreßte, mit der Klausel sogar, daß Dänemark ge-gebenenfallS mit deutschem Gebiet entschädigt werden sollte. Not-gedrungen bequemte man sich doch um so eher zu diesem bitterenZugeständnis, als man von Bernadotte allgemein Große» er-wartete und er manchen als„ein zweiter Gustav Adolf, als RetterDeutschlands" erschien.Entscheidend aber»bar für die Entwicklung der Lage daS Ber,hältnis der Verbündeten zu Oesterreich. Der Maifeldzug hatte klarund deutlich gezeigt, daß ohne die tätige Mitwirkung diefeS Staatesan eine wirkliche Niederwerfung Napoleons nicht zu denke»! sei.Nun lag allerdings den Machthabern Oesterreichs, dessen diplomatischeGeschicke der raffinierte Metternich leitete, an der BefreiungDeutschlands vom Joch der Fremdherrschaft auch nicht ein Deut.Bielmehr war. da die Wasser einmal aufgewühlt waren, im Trübenzu fischen, all ihr Bestreben. Als im Frühjahr 1813 in Preußendas Volk aufstand und den König mitriß, war die NeigungMetternichs und der Seinen weit mehr auf der SeiteNapoleon», der sich zum Lorkäncpfer d«.Ordnung' gegen1 die»Anarchie' aufgeworfen hatte, als auf d« Preußen», da» jeneWert bat es, ein allgemeines Schutz- und Trutzbündnisabzuschließen, wenn es von der Gegenpartei hinterher will-kürllch durchbrochen wird? Oder baben es die National-liberalen in Sangerhausen, in Weitzensels-Naum»burg-Zeitz, in Halle-Hersord- Bielefeld etwanicht vorgezogen, unter Bruch des allgemeinen Abkommens, daSGeschäft mit der Rechten zu machen? In Brandenburghat die Tatsache, daß sie die Konservativen erfolglos um einBündnis anbettelten, sie nicht abgehalten, dennoch einem kon-servaliven Kandidaten ihre Unterstützung zuzuwenden! Manmuß schon sagen: bei einem solchen Verhalten nationalliberalerWähler ist die derbe Lehre wohlverdient, die die Sozialdemokratiedieser Partei mit der doppelten Moral erteilte, indem sie ihreKandidaten in Breslau und Liegniy„eini tunkte" und nur demFortschrittler zur Wahl verhalf. Vi u ß t e man aber— das istdie e r n st e st e Frage, die die fortschrittliche Wählerschaft an ihreWahlstrategen zu richten haben wird~ um in v i e r Wahlkreisenkrassen Undank von den Nationalliberalen zu ernten, ihnen vor-her noch drei Sitze, in Posen-Land/ Hirschberg und Hagen,zum Geschenk machen?"Das„Berliner Tageblatt" bestätigt hier nur das, was w i rÜber die wahltaktische Haltung des Freisinns in unserem gestrigenArtikel ausführten. Statt ernsthafte politische Erwägungen maß-gebend sein zu lassen, statt die Frage einer Wahlreform in denBordergrund zu rücken, hat sich die Fortschrittspartei bei ihrem Zu-sammengeheu mit den Nationalliberalen ausschließlich von Er-wägungen des kleinlichsten Mandatsschachers leiten lassen. UndeS ist nur eine verdiente Ironie des Schicksals, daß die National-liberalen sich nicht einmal im Mandatshandel als zuverlässigeKontrahenten bewiesen haben!Das„Berliner Tageblatt" gibt schließlich der FortschrittlichenVolkspartei den verständigen Rat:„Wenn der Wahlkampf etwas dargctan hat, so ist es dieUnzweckmäßigkeit der bisherigen fort schritt-lichen Operationsbasis, als welche ein Ab-kommen mit den Nationalliberalen.in erster Linie erstrebt wird.Ein Gemisch von Scharfmachern alter Schule, alt-nationalliberalen Dunkelmännern, Nutz-nießern des industriellen Wahlfonds, ver-ärgerten B a u er n b ü n d le r n und alldeutschenIdeologen gewährt keinen sicheren Rückhalt.Man soll in künftigen Kämpfen die Lperationsbasis nach linksverlegen, das scheint aussichtsvoller zu sein."So einleuchtend dieser Rat ist, so wenig sicher sind wir doch.daß ihn die fortschrittliche Parteileitung in künftigen Fällenbeherzigen wird!Drollige Naivität!Verschiedene Jreisinnsblätter. darunter auch die„V o s s i»'che Z e i t u n g". wagen die köstliche Behauptung aufzu-stellen, daß im Wahlkreis EImshorn-Pinnebergdie Sozialdemokratie den Konservativen erfolgreiche Hilfegeleistet" habe. Tic„Vossischc Zeitung" begründet ihre cnt»schieden originelle Auffassung folgendermaßen:„Tort wurde der bisherige freikonservatwe Abg. Graf Moltkein der Stichwahl gegen den Sozialdemokraten von Elm mit 214gegen 120 Stimmen wiedergewählt, nachdem im ersten Wahlgang204 freikonservative, 117 sozialdemokratischeund für den Reichstagsabgeordneten Fegter113 fortschrittliche St i m m e n abgegeben waren. Terfortschrittliche Kandidat war also mit nur vier Stimmen Mehr-heit durch den Sozialdemokraten aus einer für diesen aussichts-losen Stichwahl verdrängt worden. Das war nur dadurch möglich geworden, daß die Freikonservativen mit Hilfeder Sozialdemokratie sieben fortschrittlich«W a h lma n nS ma nd a t« für ungültig erklärt hatten."Die Ungültigkeitserklärung der sieben fortschrittlichenWahlmänner wollen wir aus dem Spiel lassen. Auch dieVossische Zeitung" wird ja wohl nicht ernstlich verlangen.daß die Wahlvorschriften verletzt werden sollen. Waren sieaber verletzt, so mußten eben die Wahlmänner für ungültigerklärt werden!Stand aber die Stichwahl zwischen dem F r e ik o n s e r-v a t i v e n und dem Sozialdemokraten, so wäre es die Pflichtdes Freisinns gewesen, für den Sozialdemokraten ein».Ordnung" mit der.Anarchie" zu bedrohen schien. Als FürstSchwarzenberg im Frühjahr 1313 zu Unterhandlungen inParis weilte, versicherte er dem französischen Kaiser, nicht» wider»strebe seinem Monarchen mehr als eine Wendung der Dinge, diealle geheiligten Bande zwischen Fürsten und Völkern aufzulösen strebeund. wie es in Preußen jetzt der Fall sei, den Souverän nur an dieSeite seines Volkes stelle, und meinte, man müsse alle An-strengungen darauf wenden, die jakobinische Gärung zu erssicken, diesich täglich mehr ausbreite. Auch stand, schon damals wegenseiner slawischen Kronländer. Oesterreich in einem Gegensatz zu Ruß«land, der es ihm nicht rätlich erscheinen ließ, sich allzu eifrig undallzu schnell in die Arme der Verbündeten zu werfen.Familienrücksichten allerdings spielten keine Rolle. DaßNapoleon die österreichische Kaisertochter geheiratet, war einemdespotischen Kaltblüter von dem zynischen Schlag des»guten Kaiser»Franz" ganz und gar gleichgültig. Seine Politik war die PolitikMetternichs, die dadurch, daß Oesterreich sich als mächtigenFriedensvermittler gab. möglichst viel mit möglichst geringenMitteln herausschlagen wollte, wenn es irgend ging, natürlichohne Krieg. Darum waren denn die Friedensbedingungen.auf die Metternich die Verbündeten wie Napoleon festzulegenstrebte, derart, daß weder Oesterreich noch der Franzosenkaiser dabeizu kurz kamen. Die illyrischeir Provinzen sollte Napoleon an Oester-reich zurückgeben, das Herzogtum Warschau unter Oesterreich.Preußen und Rußland aufteilen lassen, die Oderfestungen räumenund die Selbständigkeit der Hansastände wiederherstellen. Für dieVerbündeten war das ein mehr als magerer Brocken, und wennN a p o l e o n auf dieser Grundlage den Frieden angenommen hätte.wäre ihm seine eigentliche Macht über Deutschland fastungeschmälert gelassen wordew der große Freiheitskrieg inSchimpf und Spott ausgelaufen. Die Verbündeten traten denn auchin dem Vertrag zu Reichenbach am 27. Mai den österreichischenFriedensvorschlägen in der Voraussicht bei. daß Napoleon ablehnenund damit Oesterreich, wie in dem Abkommen vereinbarr war, in dieArme der Koalition treiben werde.Die Voraussetzung trog nicht. Napoleon hatte große Hoff-nungen auf den Plan gesetzt. Rußland von der Koalition abwendigzu machen. Als diese Hoffnungen gescheuert waren, dachte er be»weitem nicht daran, Oesterreich aus seiner selbstsüchtigen Bermurler-rolle Nutzen ziehen zu lassen und wie» die Friedensvorschläge um ,obrüsker ab. al» sie ihm die Räumung von Gebietsteilen zumuteten.die er noch unbestritten besetzt hielt, und als er sich noch»mm« alsden Sieger fühlte. Die berühmte Zusammenkunft zwischenNapoleon und Metternich am 26." Juni in Dresden über-zeugte beide Teile, daß für den Frieden nicht» mehr zu hoffen war.Gleichwohl wurde der Waffenstillstand bis zum 16. August verlängert,da auch beide Teile zu neuen Rüstungen Zeit brauchten.Unter diesen Umständen war der Friedenskongreß u» Prag eineitles Possenspiel, dessen unechte Flüsterlaute von d�, Geklirr d«Waffen in Preußen, Rußland. Oesterreich und Frankreuh übertont wurde.