auch ankommen mag, nicht mehr befreit werden. Ihre anfänglichenSeitensprünge wegen des eigenmächtig errichteter Unternehmer-arbeitZnachweiseS und der Aufhebung der allgemeinen Lohn-erhöhung werden ihnen durch Eingreifen der Zentralinstanzen nochentgeltet werden. Und auch die Differenzen, die in dielen Ortenwegen der Auslegung der Ziffer 4 des neuen Schiedsspruchs ent-standen find, nach der die während der Aussperrung in größeremIlmfange durchgesetzten Lohnerhöhungen allgemein durchgeführtwerden sollen, werden ihre Erledigung finden. Denn mit dem Aus-schlachten des bekannten Schreibens der drei Unparteiischendurch den Unternehmerverband, der dazu nur durch eine ein-seitiae Darstellung des dem Schreiben zugrunde liegendenTatbestandes gekoinmen ist, werden sich die Gehilfenorganisationennicht so leichten Kaufes abfinden. Sie werden den jetzt wegenihrer allgemeinen Abfuhr ans Rache sinnenden Unternehmern nichtsvon ihren Errnngenschaften preisgeben. Die Entschlossenheit undAusdauer der Gehilfen und ihrer Organisation während des zwölf-wöchigen Kampfes wird den rachedürstenden Scharfmachern einedeutliche Warnung sein.Ist jetzt die Arbeit außer im Rheinland und Hamburg fast aus«nahmslos wieder aufgenommen, so wird sicher auch hier bald eineRegelung erfolgen. Es wird dann die Zeit der örtlichen Berhand-lungcn zur endgültigen Festsetzung der örtlichen Beiträge und zurstrikten Durchführung der getroffenen Abmachungen folgen und, wiedie Gegensätze durch die sinnlose Aussperrung nun einmal verschärftworden find, noch manche Auseinandersetzung zwischen den beteiligtenFaktoren mit sich bringen._ES geht auch anderS.Der Streik bei der Metallgießereifirma Rautenbach in Waldbei Solingen geht weiter. Bekannt ist der Streik geworden durchdie umfangreichen Revolverschießereien der Streikbrecherkolonnen.Daß ein großer Teil des Bürgertums und die arbeitende Bevölke-rung des Solinger Bezirks für die Revolverhelden keine Sympathienhegen, ist selbstverständlich. Aber immer gab es noch Geschäftsleutein der Stadt und Umgebung, die glaubten, gut fahren zu können,wenn fie an die streikbrechende Färbergesellschast in die Fabrik ihreWaren lieferten. Diesem Verfahren ist die organisierte Arbeiterschaftmit ziemlichem Erfolge entgegengetreten. Auch die christlich organi-sierten Arbeiter beteiligen sich an dem Boykott gegen solcheGeschäftsleute, die Waren an die Streikbrecher liefern. Als einGeschäftsmann sich gegen diese Haltung der Gewerkschaftschristenwandte, stieg das christl. Gewerkschaftskartell dem Herrn in derOrtspreffe u. a. wie folgt aufs Dach:»Bekanntlich bedienen sich bestreikte Unternehmer in den letztenJahren der sogenannten Färberkolonne, das heißt, fie schließen mitdem Agenten Färber während eines Streiks einen Vertrag ab,wonach sich der Agent verpflichtet, auswärtige Arbeiter als Streik-brecher anzuwerben, um die Forderungen der bis dahin im Betriebetätig gewesenen Arbeiter erfolgreich abschlagen zu können. Dieseberufsmäßigen Streikbrecher üben also eine Tätigkeit aus, die fürdie streikenden Arbeiter außerordentlich nachteilig wirkt.Außerdem sind sie eine große Gefahr für den übrigen Teil derArbeiterschaft: denn sobald die Färberkolonne in dem einen Betriebmit Erfolg tätig gewesen ist, werden diese Elemente bei dernächsten Gelegenheit naturgemäß auch in anderen Betrieben inAnwendung kommen. Bilden die berufsmäßigen Streikbrechersomit eine wirkliche Gefahr für die gesamte Arbeiterschaft, sokann derjenige Geschäftsmann, welcher an diese Leute Waren liefert,nicht mehr als Unbeteiligter angesehen werden. Im Gegenteilhilft er diesen Elementen durch seine Lieferungen ihre arbeiter-schädigende Tätigkeit erleichtern. Verlangt nun ein Teilder Kundschaft, zum Beispiel die Arbeiter-kundschaft des betreffenden Bäckermeisters, daßer die Lieferungen an die berufsmäßigenStreikbrecher einstellt, so ist dieses eben einbilliges Verlangen und keinUnrecht. Auch keinnackter Gewalts st andpunkt/Wir halten es für selbstverständlich, daß gewerkschaftlich organi-sierte Arbeiter diese Stellungnahme der Gewerkschaftschristen in derBoykottfrage gutheißen. Wir möchten dieselbe Solidarität nur auchfür alle anderen Kämpfe wünschen. Nur Haltens die.Christen' leidernicht immer so. Beim Bergarbeiterstreik im Ruhrrcvier haben diechristlichen Organisattonen ruhig zugesehen, wie auS ihren und ihnennahestehenden Kreisen heraus Geschäftsleute aufgefordert wurden.an Streikendekein« Waren zu liefern. Da wirkt eseinmal sehr wohlwend, wenn man konstatieren kann, daß eS imchristlichen Gewerkschaftslager auch anders geht.Die Arkriter des EmaillierwcrkcS Rhenania in Düsseldorfbefinden sich seit sechs Wochen im Streik, weil_ ein neuer Direktordie Arbeitsverhältnisse wesentlich verschlechtern will. Die Firma gibtsich große Mühe, Arbeitswillige zu bekommen und inseriert inDeutschland und Oesterreich in allen möglichen Blättern.�—_ DerMeister Schmitz, welcher die Arbeitswilligen anwirbt, erzählt ihnen,daß die Fabrik vergrößert würde, ein Streik sei nicht vorhanden.Die EmmllierwerkSarbeiter werden ersucht, ihre streikenden Kollegendurch Fernhaltung deS' Zuzuges zu unterstützen.Neue Differenzen beim Hafenbau in Cuxhaven.Durch Verhandlungen mit dem Deutschen Transportarbeiter-verband wurden die Differenzen, die zwischen der Hanseatischen Bau-gesellschaft und ihren Baggerern entstanden waren, am Sonnabendbeendet. Die Baggerer wollten am Montag die Arbeit wieder auf-nehmen. Wider Erwarten lehnte aber die Hanseatische Baugesellschaftdie Wiedereinstellung der Streikenden ab und erklärte, daß sie andereArbeiter bekäme. Erst wenn diese eingetroffen find, sollten, wennnoch Plqtz vorhanden, die Streikenden eingestellt werden. Am Dienstagtraf dann auch ein Trupp Holländer ein, die es aber ablehnten, inArbeit zu treten. Das Vorgehen der Firma ist unverständlich,zumal in der bürgerlichen Presse darauf hingewiesen wurde, daßdie schnelle Fertigstellung des neuen Hafenbeckens erforderlichund deshalb eine schnelle Einigung wünschenswert sei. DerTransportarbeiterverband hat alles getan, um die Fortsetzung derArbeiten zu ermöglichen; doch die Hanseatische Ballgesellschaft willes anders. Sie gibt den deutschen Arbeitern nicht, was recht undbillig ist, sondern fördert durch deren BrotloSmachung die Einführungholländischer Arbeiter. Kein Wunder ists, daß es auch an anderenArbeitsplätzen dieser Firma, wie in Neuhof, Rendsburg usw. gärt.— Der Hamburger Staat wird nun mit der Fertrgstellung desHafenbeckens warten müssen, bis der Hanseatischen Ballgesellschaft esgenehm ist, die Arbeiten fortzusetzen.— Der Betrieb in Cuxhavenruht und Arbeitsangebote sind zu verweigern.Auslanck.vor Arbeitsangebote»«ach Brüssel wird gewarnt. Der belgischeVerband der Arbeiter in der Wagenindustrie meldet, daß in dergrößten Fabrik in Brüssel seit dem 28. Mai ein Streik ausgebrochenrst. und zwar bei Dieteren FröreS in Jxelles-lez-Brüffel. Aussicherer Quelle verlautet, daß die Unternehmerorganisatton die Hilfeder Unternehmerverbände im Auslande angerufen hat, um Streik-brecher anzuwerben.— Vor Arbeitsangeboten nach Brüssel sei alsodringend gewarnt.Der Bäckerstreik in Paris, der fast einen Monat gedauert hat,ist jetzt beendet.Schneider, nehmt keine Arbeit nach Petersburg an!Viele Schneider Berlins und anderer Großstädte haben vonden Agenten der größten und solidesten Petersburger Firmen derfeinen KonfektiopSbranche verlockende Angebote erhalten. Diesenwortreichen Versprechungen ist folgendes entgegen zu halten: Derseit Wochen ivährende Streik bei diesen Firmen ist noch rmmernicht beigelegt. Bestreikt find ea. 00 Betrieb» mit über 1000 Ar«heitern. Die Streikenden fordern: 1. eine geringe Aufbesserung desTageS- und Stücklohnes, 2. die Bewilligung von Wohnungsgeldernoder mindestens eine etwas bessere Ausgestaltung der äußerst un-hygienischen, dumpfen und schmutzigen Schlafstellen bei den Arbeit-gebern und 3. die Bewilligung von Kostgeldern an Stelle der fastdurchweg miserablen Beköstigung durch die Arbeitgeber. Der Ver-such, Schneider in Kiew und Odessa anzuwerben, ist mißglückt. DieAgenten obiger Firmen sind nunmehr auf der Suche nach Ersatznach Deutschland gereist. Die Petersburger Schneider appellieren andas Solidaritätsgefühl der deutschen Kollegen und erwarten, daßdie Bemühungen der Agenten auch in Deutschland vergeblich seinwerden.l3. Genkrlllversammlllvg der Mcker und Konditoren.Frankfurt a. M., 3. Juni.Dritter Verhandlungstag.DaS einleitende Referat für dieStatutenberatunghielt heute zu Beginn der Sitzung der Verbandsvorsitzende All-mann- Hamburg, der die Anträge des Verbandsvorstandes aus-führlich begründete. Am wichtigsten ist die Neuregelung der Bei-tragSfrage. Die Beiträg« in der niedrigsten Staffel, bei einemLohn bis zu 14 Mk,, sollen von 25 auf 30 Pf. erhöht werden, weilder Verband heute ganz bedeutende Zuschüsse aus den höherenBeitragsstaffeln an die niedere Beitragsstafsel zahlen mutz undweil die Streikunterstützung für diese Klasse unbedingt erhöhtwerden muß. Auch kommt hinzu, daß in fast allen anderen Orga-nisationen die weiblichen Mitglieder mindestens 30 Pf. pro Wochezu bezahlen haben. Die bisher fakultativ eingerichtete Beitrags-klaffe zu 1 M. soll obligatorisch eingeführt werden, und zwar füreinen Wochenlohn von mehr als 32 M. Die den Zahlstellen vonden Wochenbeiträgen verbleibenden Anteile in den beiden nie-drigsten Beitragsstaffeln müssen etwas erhöht, können zum Aus-gleich dafür aber in der höchsten Staffel um 5 Pf. erniedrigtwerden. Es entspricht den erhöhten Pflichten der Mitglieder inder Staffel zu 1 M., daß sie auch bei Arbeitslosigkeit pro Tag2 M. Unterstützung, ebenso wie bei Krankheit, beziehen können.Auch ihre Streikunterstützung mutz entsprechend der Steigerungin den unteren Beitragsstaffeln etwas erhöht werden. Dagegen solldie Umzuasunterstützung und das Sterbegeld an Angehörige ver-storbener Mitglieder so bestehen bleiben, wie in der Beitragsstaffelzu 75 Pf. A l l m a n n betonte hierzu, im Grunde genommenkomm« bei den Vorschlagen des Vorstandes nur eine ganz geringeBeitragserhöhung heraus. In der obersten Staffel sei sie nurganz verschwindend gering, in der niedrigsten betrage sie 5 Pf.Im Lauf« der letzten drei Jahre, in denen der Verband sehr vieleArbeiterinnen als Mitglieder aufgenommen habe, sei von andererSeite öfters darauf hingewiesen worden, daß wir die einzige Ge-werkschaft wären, die noch den Beitrag von 25 Pf. für Arbeite-rinnen hätte. Man habe sogar schon gesagt, der Bäckerverbandmache infolge der niedrigen Beiträge für die Arbeiterinnenanderen Verbänden Konkurrenz.Der Redner begründete bann den Vorschlag, das Gau-leitersystem zu beseitigen. Die zuständigen Bezirks-leiter sollen einen Teil der Funktion der bisherigen Gauleiterübernehmen. Die Gauleiter sollen als Sekretäre mit in die Haupt-Verwaltung eintreten. Dem Berliner Gauleiter Hetzfchold wirdaber zugestanden, daß er seinen Wohnsitz in Berlin behalten kann.Die Grundsätze für die Wahlkreiseinteilung sollen gerechter ge-staltet werden. Bis zum Verbandstage 1910 waren die großenZahlstellen in ihrer Vertreterzahl ungerecht eingeengt— mehr als5 Delegierte durfte keine Zahlstelle entsenden—, und seit dem Ver-bandStage 1910 haben die großen Zahlstellen eine unVerhältnis.mäßig große Delegiertenzahl. Auf je 300 Mitglieder kommt schonein Delegierter. Der Vorstand schlägt nun vor, daß in Zahlstellenmit 150 bis 1200 Mitgliedern auf je 300 Mitglieder 1 Delegierterkommt; in Zahlstellen mit mehr als 1200 Mitgliedern sollen aufdie ersten 1200 Mitglieder ebenfalls 4 Delegierte, dagegen auf jeweitere 500 Mitglieoer ein weiterer Delegierter kommen.An das Referat schloß sich eine ausgedehnte Debatte, inder die Delegierten lebhaft zu den Vorschlägen deS VorstandesStellung nahmen und die Anträge ihrer Zahlstelle begründeten.Der Hauptpunkt war die Beitragsfrage. Zahlreiche Rednerwandten sich gegen eine Beitragserhöhung. Man könne doch nichtauf jedem VerbandStag die Beiträge erhöhen. Auf die schlecht be-stellten Kollegen und besonders Kolleginnen müßte Rücksichtgenommen werden. Für die Arbeiterinnen sei der Beitrag von25 Pf. hoch genug. Ebenso stark wurde der Vorstandsvorschlag,den bisher freiwilligen I-Marl-Beitrag obligatorisch einzuführen,bekämpft. Auf keinen Fall könne man der vorgeschlagenen Lohn-grenze für diese Klasse von 32 M. zustimmen. Diese sei zuniedrig gegriffen. ES wurde angeregt, die Lohngrenze für diesehöchste Klasse auf 35 oder 40 M. festzusetzen. Für die Lehrlingewäre ein Beitrag von 25 Pf. auch zu hoch, ein solcher von 10 Pf.sei genügend. Die vom Vorstand empfohlene Erhöhung der Streik-Unterstützung wurde begrüßt. Verlangt wurde, daß die Bestim-mungen im jetzigen Statut, wonach„Mitglieder der im Kampfbefindlichen Branche am Streikort«, die während des Kampfes ingeregelten Geschäften arbeiten, allwöchentlich mindestens denzehnten Teil ihre? Wochenlohnes zur Unterstützung der Streikkenden beizutragen haben", gestrichen werden. Die Vertreter dergrößeren Orte wandten sich gegen jede Beschränkung ihrer Dele-giertenzahl.Sämtliche Anträge wurden schließlich der StatutenberatungS-kam Mission überwiesen.In einer geschlossenen Abendsitzung, die sich sehr lange hinzog.behandelte der VerbanhStag taktische Maßnahmen beiLohnbewegungen,____.Hus der Partei.Weltausstellung in Gent.Die Genter Parteigenossen vom.Vooruit' haben ein Komiteegebildet, um die ausländischen Genossen, die die Weltausstellung be-suchen, zu empfangen und ihnen alle wünschenswerte Auskunft zuerteilen. Gefellschastsbefuche find 8 Tage vorher zu melden. Aus-kunstsstelle ist:-'Voorint", Ons Huis, Vrijdagmarkt(Marche duVendredi). Briefadresse:-Vooruit", Partei-S ekretaxiat, Ona Huis,Maxohö du Vendredi, 8, Sand.Wahlrechtsdrmonstration in Holland.Amsterdam, 2. Juni. sEig. Ber.) Die heutige Wahlrechts-demonstration war von kühlem, frischem Wetter begünstigt. Esnahmen 8000 Personen an ihr teil, darunter nicht nur die Amster-damer Arbeiter, sondern auch die aus der nächsten Umgebung, wieden Städten Utrecht. Leiden, Haarlem, Zaandam usw.— Von einermehr oder weniger bemerkbaren ArbeitSruhe konnte keine Rede fein;diese konnte auch kaum erwartet werden. Von 6 Tribünen aufeinem ausgestreckten Gelände, in der Nähe deS Konzertgebäudes.etzten Redner die Bedeutung deS Tages auseinander. Nach Schlußdes Meetings, auf dem die Frauen erfreulicherweise ingroßer Anzahl erschienen waren, wurde der Aufzug aufgestellt.Es bewegte sich dann, unter Begleitung von 7 Musikkorpsund 169 Bannern und Emblemen, durch den 5. und 9. Amster-damer Wahlkreis. Wie gebräuchlich, machte berittene Polizeidem Aufzuge freie Bahn. Es dauerte'/, Stunden, bis er an denpalierbildenden Zuschauern vorbeigeschritten war, um schließlichin siebenten Wahldistrikt, auf dem Westermarkt. aufgelöst zu werden.Aus der Meetingrede des Genossen T r o e l st r a sei hervorgehoben.daß die Demonstration zwar als erfolgreich anzusehen sei. er rufeaber die Arbeiter auf, sich bereit zu halten, wenn sie von der Leitungaufgerufen würden, wiederum einen vielleicht nötigen.RotenDienstag' abzuhalten, oder, wenn im Parlament die letzten Schlägefielen, 5i« über da« allgemein, Wahlrecht entscheiden, sich daraufgefaßt zu machen, die ökonomische Macht der Arbeiterklasse zur volle«Geltung zu bringen.In Rotterdam waren 5000 Demonstranten da, in Arnheim 26Y0,Groningen 1500, in Leeuwarden 2500. Abends gab es in kleinerenStädten ebenfalls Meetings, und Aufzüge, die massenhaft besuchtwaren, so in Utrecht von 2000, in Helder 3000, in Heeren von 1000,Assen über 1000 Arbeitern usw.Aus der italienischen Partei.Rom, den 2. Juni.<Eig. Ber.) Die Turiner Parieisektion hateinen gewissen D e l B o n d'i o, der seit mehr als 20 Jahren derPartei angehörte, aus der Organisation ausgestoßen. Del Bondiowar Verwalter einer Hilfskasse der Eisenbahner, bei der sich einFehlbetrag von über 200 000 Lire herausstellte, während alle Bücherin beispielloser Unordnung gefunden wurden. Der ganze Tatbestandist derart, daß kaum Zweifel an der Schuld Del Bondios bestehenkönnen. Die Parteiseklion hat daher auf Ausschluß erkannt, nachdemDel Bondio bereits nach Bekanntwerden des Skandals die von ihmals Sozialist bekleideten öffentlichen Aemter niedergelegt hatte.Die Sprachgruppen der amerikanischen Parteiweisen nach den Berichten der Uebersetzersekretäre durckigängig einestarke Zunahme an Mitgliedern und Vereinen auf. Der Zuwachsim letzten Jahre ist etwa 40 Proz. Weit größer aber ist die Steige-rung der agitatorischen Arbeit und der Ausbau der Presse. EinHauptaugenmerk soll nun der Erwerbung des Bürgerrechts durchdie Einwanderer zugewandt werden. Weitaus am stärksten ist diefinnische Gruppe mit über 13 800 Mitgliedern und 32 736Dollar Einnahmen, wovon 5362 für ihre Bildungsorganisation.Es folgen: die deutsche Gruppe mit rund 4800, die polnische(3470), jüdische(2700), südslawische(1900), tschechische(1400), un-garische(1100), skandinavische(1010), italiensche(700), slowakische(500). Man darf die Parteitätigkeit der einzelnen Nationen nichtnach der Stärke dieser Gruppen beurteilen. Die deutsche Gesamt-parteiexekutive zeigt, wie stark die Deutschen in der allgemeinenParteiorganisation mitarbeiten. Aehnliches wird für die Judenund die Skandinavier gelten.Die deutsche Gruppe begann ihre Tätigkeit am 1. Märzd. I. Im März wurden 3042, im April 4177 Marken abgesetzt.Uebersetzer im Bureau der Gesamtpartei ist Genosse Dreifuß.Vom Markenabsatz im April kamen auf die Staaten: New Uork1320, das benachbarte New Jersey 540, Ohio 650, Illinois 400, Wis-consin 231._Der Dreibund der Arbeiterbewegung.Die zweite Konferenz der Vertreter des englischen G e-nassen schafts Verbandes, des parlamentarischen Komitees desGewerkschafts kongresses und des Landesausschusses der A r-beiterpartei, der unter Vorsitz des Abgeordneten Hendersonin Manchester tagte, kam zur einstimmigen Annahme der von denverschiedenen Körperschaften gemachten Vorschläge. Man beschloß,den beteiligten Organisationen die Bildung eines gemeinsamenständigen Ausschusses mit der Bezeichnung: Vereinigter Genossen-schafts- und Arbeiterausschuß zu empfehlen, der aus je drei Ver-tretern des Genossenschaftsverbandes, der englischen und schottischenGrotzeinkaussgesellschaften, des Gewerkschaftskongresses und derArbeiterpartei bestehen soll. Ein Unterausschuß soll die Beschlüsseder Konferenz formulieren und der Beschlutzfassung der beteiligtenOrganisationen unterbreiten.pollreilicbes, Gerichtllches ufw,Die brutale Polizei.Vor einem glänzenden Reifall bewahrt worden ist die B r e S-lauer Polizei. Gelegentlich der Wiederkehr des 25. Todes-tages des früheren Reichstagsabgeordneten Genossen MarKays er brachte die„Volks wacht" einen Erinnerungsartikel,in dem u. a. auch die Rede davon war, daß Max Kayser ourch diedamalige Polizei brutal behandelt worden war. Durchdie Feststellung der Tatsachen fühlte sich sonderbarerweise der jetzigePolizeipräsident v. Oppen beleidigt und stellte Strafantrag, obwohlseit dieser Zeit mehr als ein Polizeipräsiden: von Breslau ge-kommen und gegangen ist. Die Staatsanwaltschaft, die auch tat-sächlich Anklage erhob, mutz wohl im letzten Augenblick eingesehenhaben, daß die Blamage für sie und für ihren Schützling zugroß geworden wäre, wenn es zur Verhandlung kommen würde.Dem Verantwortlichen, Genossen Förster, wuroe mitgeteilt, daßdas Verfahren gegen ihn in dieser Sache eingestellt ist.Mit Bedauern freigesprochen.Mehr als alle Verurteilungen der letzten Jahre ist ein frei-sprechendes Urteil der Breslauer ersten Strafkammer gegen die„Volks wacht" kennzeichnend für den Geist der dortigen Justiz.In Lissa(Posen) hatte ein Rekrut Selbstmord verübt. Das„Lissaer Tageblatt" brachte über deu Fall einen Bericht, der offen-bar daraus angelegt war, die Gründe des Selbstmordes zu ver»schleiern. Unser Parteiblatt fragte daraufhin:.Was mutz dem Selbst-mord vorangegangen sein, wenn man auf diese Weise der Oeffent-lichkeit Sand in die Augen zu streuen versilcht?'Und die Anklagebehörde ftagte sich, ob sich nicht daraus ein»Beleidigung konstruieren läßt. Aber wer sollte beleidigt sein? Nun.selbstverständlich das Bataillon, dem der Rekrut angehört hatte, unddementsprechend lautete die Anklage.Der Staatsanwalt beantragte deshalb auch in der Verhandlungam Dienstag gegen den Genossen Förster als verantwortlichenRedakteur 200 M. Geldstrafe. Der Vorsitzende LandgerichtsdirektorM u n d r y verkündete dann, das Gericht habe leider auf Frei-sprechung erkennen müssen. Das Gericht stehe auf dem Standpunkt,daß eS der.VolkSwacht" auch in diesem Falle darauf angekommensei, die militärischen Behörden herabzusetzen, der Bericht sei aber\0allgemein gehalten, daß nur der Kriegsminister hätte Strafanttagstellen können, und von diesem liege leider ein Strafantragnicht vor._Jugendbewegung.Ein niueS„Lernmittel" für die Fortbildungsschule.Wie überall will die von oben befohlene Jugendbewegung auchin dem Arbeiterstädtchen Schkeuditz bei Halle nicht so recht vor-wärtSgehen. Der Regierungspräsident von Merseburg, dervor gar nicht langer Zeit in einem an die ihm untergeordnetenBehörden gerichteten Erlaß von„unerhörtem TerroriSmuSder Sozialdemokraten" fabulierte und Material zu einem Zucht-hauSaesetz Wider die Arbeiterjugend zu sammeln aufforderte, ord-nete daher ein Zwangsabonnement auf die durchaus polittsche Zeit-schrift:„Wir sind Deutschlands Jugend"— heraus-gegeben von dem von der Regierung angestellten Bezirksjugend-Pfleger H e m p r ich- Merseburg— an Stelle deS bisher an derFortbildungsschule gebräuchlichen Lesebuchs an. Den Schülern,die sich weigerten, mit dem Gelde ihrer Eltern den verstecktenKampf gegen die Arbeiterjugend zu unterstützen, ließ der Bürger-meister Schmidt folgendes Belehrungsschreiben zugehen:Schkeuditz, den 22. Mai 1913.„Der Herr Regierungspräsident in Merseburg hat an-geordnet, daß von Ostern d. I. ab an der hiesigen gewerb-lichen Fortbildungsschule au Stelle des bisher benutz-ten Lesebuchs die Zeitschrift„Wir sind Deutsch.l a n d S I u g c n d" von den Schülern benutzt wird. D i e Z e i t-schrift wird von der Schule geliefert und jederSchüler hat hierfür 60 Pfennig jährlich zu be-zahlen.Nach Anzeige des Herrn Leiters der gewerblichen Fort-bildungsschule weigern Sie sich, die Zeitschrift zu halten und da?geforderte Lesegeld hierfür zu entrichten.Nach§ 6 des bestehenden OrtSstatutS, betreffend die g«.werbliche Fortbildungsschule in Schkeuditz vom 30. August igfe,stnh Sie verpflichtet« die gl» nötig bezeichneten Lernmittel zu he-