Einzelbild herunterladen
 

Jr. 139. 30. Jahrgang.

1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Gewerkschaftliches.

Berlin   und Umgegend.

Freitag, 6. Juni 1913.

Seine Aussagen aber dienten den Scharfmachern mit Schuldige sei, der die geheime Wahl" seit elf Jahren illusorisch ge­als gerngesehenes Material zur Knebelung der Arbeiter- macht hat. Diese Auffassung gründet sich auf eine von Glode ab bewegung. gegebene Erklärung, wonach das Schema der Stimmzettel vom Hauptvorstand vorgeschrieben sei. Diese Wendung, die durch die Kürze des Berichtes bedingt war, kann allerdings zu Mißverständnissen Veranlassung geben. Glocke hat zum Ausdruck gebracht, daß die Zahlstelle Berlin   schon seit längerer Zeit bei Urabstimmungen die Gesamtverband in Gebrauch sei. gleichen Stimmzettelschema verwende, wie es bei Urabstimmugen im

=

Ein Schwurzeuge der Scharfmacher. Ein sensationeller Prozeß, der mit Rücksicht auf die jetzige Verhätfchelung der Arbeitswilligen und ihrer Treiber von Die Aussperrung im Malergewerbe. Hoher Bedeutung ist, begann am Mittwoch vor der Halleschen Straffammer. Angeklagt ist der Maurermeister William Altona, Wandsbek   und Umgegend, weigern sich, die Die Arbeitgeber des Malergewerbes von Hamburg  , Pfeiffer, der in unzähligen Streifprozessen anläßlich der Schiedssprüche der Herren Unparteiischen zur Bei den Urabstimmungen im Gesamtverbande war es letzten Bauhandwerkerstreits gegen eine große Anzahl Maurer Schaffung des Reichstarifvertrages durch allerdings seither Brauch, und dieser Brauch wird auch fünftig und Bauarbeiter als schwurkräftiger Zeuge auftrat und da zuführen. Eine Versammlung der Gehilfenschaft nahm und Buchnummer auf den Stimmzettel schreibt, denn der beibehalten werden müssen, daß der Abstimmende Namen durch viele Familienväter unglücklich machte. Die Anklage letthin hierzu Stellung und beschloß, weiterhin im Hauptvorstand, der die Abstimmung leitet, muß die Möglichkeit Lautet zunächst auf Verleitung zum Meineide, Ab- Kampfe zu beharren, um den Lohn- und Arbeits- haben, sich dagegen zu schützen, daß sich unberechtigte an der Ab gabe falscher eidesstattlicher Versicherungen, bedingungen des Reichstarifvertrages Geltung zu verschaffen. ftimmung beteiligen. Betrug, Urkundenfälschung usw. Bei einer nur für den Ort gültigen Ab­Mit Pfeiffer sind auch dessen Frau und Tochter in die 1200 Arbeiter. Die Arbeitgeber sind nunmehr krampf- geschieht seither schon in der Art, daß nur der zur Abstimmung zu Gegenwärtig stehen noch im Kampfe zirka stimmung, läßt sich diese Kontrolle in anderer Weise ausüben. Sie Untersuchung gezogen und noch neun weitere Personen unter haft bemüht, Arbeitswillige heranzuziehen. Hierzu begelassen wird, der sich durch sein Mitgliedsbuch ausweisen kann. Anklage gestellt worden. Zu der Verhandlung sind zunächst nuken dieselben auch die Berliner Morgen ist gemacht worden, weil bisher dieses Schema bei Abstimmungen Die Unterschrift auf dem Stimmzettel ist entbehrlich; der Vordruck vier Tage in Aussicht genommen, und nachdem wird sich Pfeiffer noch vor dem Schwurgericht wegen Mein- post". Eine Annonce versucht, 2000 Malergehilfen zur Ab- benutzt wurde. Es hätte auch des Notschreis in der Volls- Zeitung" Pfeiffer noch vor dem Schwurgericht wegen Mein- reise von Berlin   nach den Elbstädten zu veranlassen. Die nicht bedurft; eine Anregung in der Generalversammlung hätte eides zu verantworten haben. Pfeiffer hat im Schwören eine solche Sicherheit und Kollegenschaft von Berlin   wird deshalb ersucht, den Werbungen völlig genügt, um den anstößigen Vordruck zu beseitigen, der sich Fertigkeit erlangt, daß er sich u. a. von einem Flugmaschinen- der Hamburger Malermeister nicht Folge zu leisten. nur deshalb so lange erhalten konnte, weil ihn bisher niemand als erbauer Bandasch eine Forderung von 20 000 M. zuge­Zuzug nach Hamburg   ist unbedingt fern- Mißstand empfunden hat.

schworen und andere zum Weitschwur verleitet haben soll. Das zuhalten! auf betrügerische Weise erworbene Geld soll der Arbeits­willigenfreund und Agent in Kneipen mit Damenbedienung berpraẞt haben.

Berichtigung. In dem Bericht über die Versammlung der Rohr­leger und Helfer in der letzten Nummer des Vorwärts" ist ein Druckfehler enthalten. Siering hat nicht gesagt, daß Wiesen­thal zu gleicher Zeit eine Versammlung von 8 Personen abhalte", sondern er sprach von 28 Personen.

Deutfches Reich.

Heimarbeit und Heimarbeiterlohnbewegung in der Lederhandschuhindustrie.

Oeffentliche oder geheime Abstimmung? Unter den Mitgliedern der Zahlstelle Berlin   des Deutschen Pfeiffer benimmt sich in der Verhandlung wie alle Ehren- über die Frage vorgenommen worden, ob der Wochenbeitrag ein­Solzarbeiterverbandes ist fürzlich eine Urabstimmung männer gleichen Schlages. Er heult und erklärt, reuevoll vor schließlich des örtlichen Zuschlages auf der seitherigen Höhe von seine Richter zu treten, um mildernde Umstände zu erlangen. 1,25 m. erhalten bleiben, oder ob er auf 1,15 M. ermäßigt werden Als im Gefängnis der Herr Pastor zu ihm gekommen sei und soll. Die Abstimmung erfolgte in verschiedenen Lokalen mittels vormittag 250 Schmiede und Schlosser die Arbeit nieder. In den In den Linke- Hofmann- Werken in Breslau   legten am Mittwoch­gesagt habe, Pfeiffer tun Sie Buße, da habe er sofort die Stimmzetteln, auf welchen sich am Schluß ein Vordruck für Namen letzten Wochen haben sich die Arbeitsverhältnisse derart verschlechtert, Wahrheit gesagt. Dabei schwindelte Pfeiffer aber im Verlaufe und Buchnummer des Abstimmenden befand. Durch diesen Vordruck daß die Arbeiter es nicht mehr aushalten konnten. Ein Entgegen­der Verhandlung ungeniert weiter. Bei dem Falle der Aus- fühlte sich ein Mitglied in seinem Gewissen bedrängt, er schüttete tommen auf die Wünsche der Arbeiter lehnte die Direktion rundweg plünderung des Bandasch rückte der Arbeitswilligenfreund mit sein Herz in der Volks- Zeitung" aus. Diese fühlte sich in ab. Alle Ausständigen gehören dem Metallarbeiterverband an. nicht weniger als neun gefälschten eidesstattlichen Versicherungen Geschichte eine große Staatsaftion. Insbesondere suchte das Blatt der Rolle des Schützers der bedrängten Unschuld und machte aus der im Gericht an. Auch Frau und Tochter soll er zu Eides- einen Gegensatz zwischen dem Verhalten der Sozialdemokratie, die berlegungen verleitet haben. Es wurde dem Pf. vorgehalten, sonst stets für geheime Abstimmung eintritt, und dem Holzarbeiter­daß er gelegentlich in einer Kneipe gesagt habe:" Es ist verband zu konstruieren, der die öffentliche Abstimmung praktiziert. Von den nicht viel über 3000 mit dem Zuschneiden in der Leder­doch gut, wenn man Freunde hat, die sich Demgegenüber sei zunächst darauf hingewiesen, daß der Ver- handschuhindustrie beschäftigten männlichen Bersonen werden 350 bis zur Verfügung stellen, wenn man Eide   gleich hinkt. Richtig ist, daß es nicht nur sozialdemokratischer Grund- 400 als Heimarbeiter beschäftigt. Diese Zahl erscheint zwar gering, braucht." Seine Komplicen und Eideshelfer soll Pfeiffer fat ist, sondern daß auch in jedem demokratischen Gemeinwesen alle sie beträgt aber immerhin zirka 12 Prozent der überhaupt als Klub- Kanone" bezeichnet haben. Wahlen geheim sein müssen. Zwischen einer Wahl und einer Ab- beschäftigten Gehilfen und fie wird für einzelne Be­Die von Pfeiffer Verführten bedauern schwer, sich mit die Braris in den Barlamenten erinnert; dort finden die Wahlen, fat Heimarbeiter beschäftigten, ein Hemmnis, für erstere Lohn­stimmung besteht aber doch ein gewisser Unterschied. Es sei nur an triebe, die neben den Fabrikarbeitern einen größeren Prozent­diesem gemeingefährlichen Mann eingelassen zu haben. Der 3. B. der Präsidenten, geheim statt, während in manchen wichtigen erhöhungen zu erzielen. Ein Beispiel dafür ist die Handschuh­wohlhabende Zeuge Bandasch hatte, bevor er sich mit Pfeiffer Fällen namentlich abgestimmt wird. Doch das nur nebenbei. macherlohnbewegung bei der Firma M. u. P., Händel in einließ, 100 000 M. geerbt; jetzt besitzt er nur noch 11 000 M. 3m vorliegenden Falle hätte die bewegliche Klage über die Ge- Grimma  . Dort fam es wegen einer äußerst bescheidenen Lohn­Pfeiffer, ein sog. schlichter Mann aus der Werkstätte, wiffensbedrängnis bei der Angabe des Namens auf dem Stimm- forderung zum Streit, der aber verloren ging, da sich die bestreitte abancierte zunächst durch seine Dienste als Arbeitswilliger, zettel einen Sinn, wenn der einzelne aus seiner Abstimmung Firma durch Vergebung von Heimarbeit helfen konnte. dann wurde er Polier, Arbeitswilligenagent, permanenter einen Nachteil zu erwarten gehabt hätte. Man braucht aber Von den Handschuhfabrikanten wird Heimarbeit vergeben, um Schwurzeuge gegen Streikende, und schließlich machte er nur das Ergebnis der Abstimmung zu betrachten- 5799 stimmten an den Arbeitslöhnen, an den sonstigen Produktionskosten, wie schnelle Karriere als Maurermeister. für die Beibehaltung, 5382 für die Ermäßigung des Beitrages Miete, Licht, Heizung, Einrichtung der Betriebsräume, deren In­Den Meisterkollegen um zu erkennen, daß sich die Anhänger der beiden Ansichten so standhaltung und Reinigung als auch an den Versicherungs­Pfeiffers liegt der Prozeß schwer in den Gliedern, und auf ziemlich die Wage hielten. Bei solchem Stimmenverhältnis einen beiträgen Ersparnisse zu erzielen. Aber trotz dieser Benachteiligung unsere Justizverhältnisse wird er ein eigentümliches Licht Nachteil von seiner Abstimmung zu erwarten, zeugt doch von einer gegenüber den in den Fabriken beschäftigten Gehilfen nehmen werfen. Denn wo William Pfeiffer, der sich jetzt seit fünf übertriebenen Aengstlichkeit. Ueberdies sind solche Urabstimmungen nicht wenige Handschuhmacher gerne Heimarbeit an, sobald sie am Monaten wegen Meineids in Haft befindet, gegen Streitende doch nur eine Ausnahme; in der Regel werden die Abstimmungen Fabrikationsorte ihres Aufenthalts im Berufe eine Beschäfti­als Belastungszeuge auftrat, da wurden alle Entlastungs- in den Versammlungen durch Handaufheben vorgenommen, ohne daß gung aus irgendeinem Grunde nicht erhalten können, nicht abreisen zeugen in den Hintergrund gedrängt. Pfeiffer war gewisser- sich jemand durch diese öffentliche Abstimmung in seinem Gewissen wollen, oder überhaupt der Heimarbeit wegen der vermeintlichen maßen der Rocher de bronce der Anklagen. Ja es war da­größeren Bequemlichkeit" den Vorzug geben. mals so weit, daß die Verteidiger in Streitprozessen auf Ver­nehmung von wahrheitsliebenden Entlastungszeugen ver­zichteten, weil man befürchtete, Pfeiffers Gegenzeugen könnten in Haft genommen werden.

Kleines Feuilleton.

bedrängt fühlt.

über die legte Generalversammlung der Holzarbeiter gebracht hat, Aus dem Bericht, den der Vorwärts" in der Mittwochnummer fchließt nun die Bolts- Beitung", daß ihre Kritik geholfen hat. Sie brudt den Vorwärts"-Bericht ab und zieht aus ihm das Ergebnis, daß der Hauptvorstand des Holzarbeiterverbandes der allein

"

unerhebliche Entwickelung feinen Staubes. Lungenerkrankungen, Das Zuschneiden der Lederhandschuhe verursacht eine nicht Schwindsucht sind die unter den Handschuhmachern am häufigsten vorkommenden Krankheiten. Von dem Heimarbeiter werden diese Nachteile nicht beachtet; er ist infolge geringerer Entlohnung genötigt,

-

Notizen.

Darsteller könne der Schwankfigur des ölig- salbungsvollen findisch­eitlen Dichtermannes, der sich sogar auf seine Aehnlichkeit mit einem russischen Großfürsten etwas einbildet, soviel belustigende Komit ein­Gegen die Tartüffs des Patriotismus. Auf einem Bankett, das berleiben, daß den Hemmungen, die in dem Stück ſind, die Kraft Berlin   an Erich Schmidts Stelle abgelehnt. Abgeschreckt hat ihn, Albert Köster   hat, wie nun bestätigt wird, den Ruf nach Sonntag in Paris   zur Erinnerung an Emile Zola   veranstaltet gelockter, sich im Rhythmus sanfter Phrasen selbst berauschender sehen ist, wesentlich auch die Befürchtung, durch allzugroße St epräs ausgehen würde. Waßmann tat auch das möglichste. Sein braun wie aus der Begründung der Ablehnung in der Voss. Ztg." zu er= wurde und dem mehr als 300 Freunde und Verehrer des ver- Dolf van Erkelenz, mit dem gepflegten Vollbart und den storbenen Dichters beiwohnten, hielt anatole France eine be- roten Kinderbäckchen war ein ebenso natürlich wie humoristisch fentationspflichten in der wissenschaftlichen Arbeit behindert merkenswerte Rede, in der er auf die gegenwärtige politische Lage burchgeführter Typ, der auch in den verrücktesten Situationen, zu werden. in Frankreich   anspielte. Wir sind hier versammelt", sagte er, um was die schauspielerische Mimik anlangt, noch ein Gepräge der Bei solchem Standpunkt paßt er freilich nicht unter die hohen­den fünften Jahrestag des Einzuges Emile Zolas ins Bantheon zu Echtheit bewahrte. Aber halten ließ sich das Stüd trotz alledem zollernschen Leibgardisten. Im Hintergrunde einer Standidatur des feiern, und unsere Huldigung gilt nicht bloß dem großen Schrift nicht. Zwischen Komödienintentionen und Schwankeinfällen pendelte Grazers Bernhard Seuffert   taucht jetzt wieder Gustav Roethe  steller, der sein Leben dem Kampf gegen das triumphierende es unsicher hin und her und des temperamentvollen Glans entbehrt besser den Pflichten, die Stöster nicht passen, zu fügen wissen. Er ist als Anwärter für den vakanten Bosten auf. Der würde sich freilich Verbrechen widmete, sondern auch seiner Lebensgefährtin, die es in einem Falle so sehr wie im andern. Es fehlt die Firigkeit an Herz ihm gleichtam, dieser bewundernswerten Frau, die gut vorgeschult. in den Tagen der Prüfung weibliche Anmut mit männlichem im Ausspielen der ullenden Trümpfe. Mute vereinte. Meine Aufgabe wäre mit dieser doppelten Hul­Theaterchronit. Die Direktion Meinhard und Bernauer digung erfüllt, wenn ich nicht auch diejenigen begrüßen wollte, welche in einem Welthotel ein paar Tage leibhaft an Stelle jener figurieren tember d. J. mit der Premiere von Raoul Auernheimers Lustspiel zufrieden, daß er, der Doppelgänger einer taiserlich russischen Hoheit, wird ihr drittes Theater, das Komödienhaus, am 15. Sep­fich hier in treuem Gedenken an Bola zusammengefunden haben, darf. Der Hotelier, für den die gelegentlichen Besuche des Peters- Das Paar nach der Mode" eröffnen. und dadurch den Beweis erbringen, daß sie nichts von dem, was burger Wundertieres eine äußerst lukrative Reklame sind, braucht

Ban Erkelenz, der journalistelnde und reimende Snob, ist sehr

-

-

-

Prof. Lang­

fie in bergangenen Tagen getan, bereuen. Es genügt jedoch nicht, dem Boeten gar nicht lange zuzureden, die Rolle des Angekündigten ausstellung in Karlsruhe   1915 fielen die brei ersten Preise an die wie viele glauben mögen, ein für allemal gerecht zu sein; man vor dem Chorus der erwartungsvollen Gäste zu übernehmen. Ein blau- Berliner Maler Schlier, Meyerhufer und Plontke. - Kunst chronit. Jm Plakatwettbewerb für die Große Kunst­muß sich das Gerechtsein vielmehr zur Lebensregel machen. blütig erhabener Oberfellner gibt ihm Unterricht in den Gepflogenheiten Hammer wurde zum Präsidenten der nächstjährigen Großen Ber Man tann allerdings die Gerechtigkeit nicht als Beruf aus des Originals, im Stiefelschmeißen und russischen Fluchen. Aber üben; dem Irrtum unterworfen, wie alle Menschen, würden noblesse oblige! Harte Stämpfe hat der sittsame Dichter, der sich liner Kunstausstellung gewählt. wir nicht wagen, uns als Beispiel für gerechtes Empfinden an- mit Lieb- und Leidenschaften bisher immer nur beim Reimen be­zuführen. Die Möglichkeit eines Frrtums würde jedoch weit seltener schäftigte, in seiner Fürstenqualität mit sentimentalen Misses und schule für Musit in Charlottenburg   wurde gestern enthüllt. Adolf - Das Joachim Denkmal in der Akademischen Hoch­sein, wenn wir die beiden Hauptursachen menschlicher Irrtümer, den Egoismus und die Furcht, genauer erkennen würden. Die Feinde zudringlichen Mimmis zu beſtehen. Alles Mögliche setzt seiner Seelen- Hildebrand hat es geschaffen. der Gerechtigkeit und der Wahrheit ändern sich so wenig, daß fie fürst. Schließlich erscheint als Retterin die mißtrauisch gewordene ruhe zu: Spigel, Scheinattentate, der plötzlich auftauchende Groß-- Deutsche Naturwissenschaftliche Gesell. immer leicht erkennbar find. Wie sie während der Affäre" waren, Gattin, die ihn nach einem fleinen Rofetteriegepläntel in Gnaden haft. Die Ortsgruppe Berlin   veranstaltet am Sonntag, den so find sie auch heute noch: sie sind die Förderer von Zwietracht und Haß, die Panikerreger und die Unheilstifter, die Leute, welche bei wieder aufnimmt. Neben aßmann& Erkelenz   trat in der 8. Juni, einen geologischen Ausflug durch den Grune= allen Herausforderungen und Agitationen und Attentaten am Werte flotten Darstellung vor allem der ultige aristokratische Oberkellner wald. Treffpunkt früh 8 Uhr am Bahnhof Stegliz, Rückkehr gegen find, die Tartuffs des Patriotismus, die allzeit bereit sind, uns mit Biensfeldts sehr markant hervor.

einem geweihten Messer zu ermorden. Bürger! Begeistert und angeregt burch die großen Beispiele, deren wir heute gedenten, sollt Ihr Front machen gegen die Machenschaften der Feinde der Gerechtig feit und der Wahrheit, des Friedens und der Freiheit, des Völker­rechts und des Staatsvermögens und der ſittlichen Werte der ge famten Menschheit. Wendet euch, wenn es das Staatswohl und den Schutz der Zivilisation gilt, nicht an die Regierungen der Gewalt­tätigkeit und der Reaktion, nicht an die Geschäftspatrioten, sondern an alle physischen, wissenschaftlichen und moralischen Kräfte unserer großen und edelmütigen Demokratie, an unser startes Pro­letariat; dann wird man sehen, auf welcher Seite die festesten Stützen des nationalen Geistes und des Bodens, der uns so am Herzen liegt, stehen!" Diese zündenden Worte des berühmten Dichters haben natürlich in nationalistischen Streisen einen Sturm der Ent­rüftung hervorgerufen.

Theater.

Rammerspiele des Deutschen   Theaters: Raiser­liche Hoheit." Lustspiel von J. A. Simons- Mees. Waß­mann, dessen ironisch feine Charakterisierungskunst den französischen  Komödien Freund Teddy" und" Die Eroberung von Berg- op- Zoom" wesentlich zu dem lang anhaltenden Erfolg in den Kammerspielen berhalf, hat auch in diesem holländischen Lustspiel eine Rolle, die feiner Art vortrefflich liegt. Das mag ein Grund gewesen sein, das Lustspiel Staiserliche Hoheit" anzunehmen. Man rechnete wohl, der

-

Humor und Satire.

Oberkellnerwald. 2 Uhr.

Heb' immer Treu' und Redl'ichkeit... ( Revidierte Faffung.)

Betrüge Gott   und alle Welt, von Strupeln unbeschwert, nimm, was dir in die Hände fällt, wenn es dem Feind gehört.

Verleit' auch and're zum Betrug, Verrat und Meineid schwör'n,

so tommst du bald mit Fug und Lug daheim zu hohen Ehr'n.

Kein Mittel sei dir zu gemein, du edler Offizier,

nur muß dem Feind es schädlich sein, dann gt es sicher dir.

Ja, der heißt Zierde der Armee, der tüchtig stehlen kann;

er tommt geschwinde in die Höh' und ist ein Ehrenmann.

Drum Stehlt, Spion und Offizier, dem Feinde, was ihr könnt! Dem Vaterlande dient ja ihr, das stolz sich chriftlich nennt.

dt.

-

-

Das Tonkünstlerfest in Jena  , das 48. des Allgemeinen Deutschen Musikvereins  , hat begonnen. Die bisher auf­geführten Werte jüngerer Komponisten Karl Ehrenberg  , Ostar Ulmer, Desire Thomanin haben keine Ueberraschungen über das technische Können hinaus gebracht. Frederik Delius   fiel mit einem Werk gegen frühere Tondichtungen ab.

-

-Dichter und Verleger. Bei C. G. Börner in Leipzig  wird demnächst folgender Brief verkauft, den Gottfried August Bürger   seinem Verleger schrieb: Da, Bursche, ist neues Manuskript. Du willst mich aber nur furanzen, denn das neuliche ist gewiß noch nicht alle... Hänge dich nur immer auf, Trompeter! Dann gehe ich zu einem anderen Verleger.. Wenn ich mich aber aufhänge, so fresse ich die andere Halbscheid vom Mipt. auf Komm mit einer braven Tasche von Geld zurück, Tausendsasa! Bring's nicht durch! Spiele mir ja kein l'hombre, als mit deinem lieben, dich zwiebelnden Autor."

-Wiener Theaterzensur. Die Neue Wiener Bühne wollte das Stück, Schauspiel" von Dstar Kokoschka zum erstenmal aufführen. Es wurde aber von der Zensur verboten.

Ein neuer Höhenrekord. Die französischen   Aero­nauten Bienaimé, Senouques und Jacques Schneider haben mit ihrem Freiballon Jcare  " in senkrechtem Aufstieg die Höhenmarfe der 10 Stilometer überfahren und mit einer Leistung von genau Franz. 10,081 Meter den bisherigen französischen   Höhenrekord gebrochen.