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Nr. 140. 30. Jahrgang.

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1. Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt.

Gewerkschaftliches.

Die gelbe Seuche als Gefchäft.

,, Betr.: Werkvereine. Leipzig , Marienplatz 2, den.. Mai 1913. Herrn..

Berlin und Umgegend.

Sonnabend, 7. Juni 1913.

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Schließlich sei noch bemerkt, daß der Roman Rot oder Gelb?"| Grund der Statistik über die Lohnverhältnisse der hier in Betracht in der Hauptsache auf Metallarbeiter zugeschnitten ist, trotzdem kommenden ungelernten Arbeiterschaft festgestellt: Es verdienten in dürfte er sich aber als Aufklärungsschrift auch für andere Industrien dem Betriebe 8 Kollegen bei einem Stundenlohn von 40 Pf. pro eignen. Woche( zu 58 Stunden) 22,20 m., 59 Kollegen bei einent In Erwartung recht baldiger Rüdäußerung zeichne ich Stundenlohn von 42 Pf. pro Woche 23,36 M., 258 Kollegen bei mit vorzüglicher Hochachtung ganz ergeben 44 Pf. pro Woche 24,52 M., 19 Kollegen bei 45 Pf. pro Woche Die gelbe Seuche hat nicht nur auf manche charakter­Hermann Zieger." 25,15 M., 122 Kollegen bei 46 Pf. pro Woche 25,70 M., 8 Kollegen schwache Arbeitertreise forrumpierend gewirkt, sondern auch den Der Eifer, den hier der Verlag entwickelt, ist verständlich. bei 47 Pf. pro Woche 26,25 M., 72 Kollegen bei 48 Pf. pro Woche Geschäftssinn gewisser Leute geweckt. So hat sich auf An- Je schwärzer( oder röter!) er die freien Gewerkschaften malt, 26,85 m., 31 Kollegen bei 50 Pf. pro Woche 28 M., 33 Kollegen bei regung von großzindustrieller Seite" der Verlag von Hermann besto reichlicher rinnt der Angstschweiß der Industriellen, desto 52 Pf. pro Woche 29,17 M. Und nur von 34 Kollegen seien höhere Bieger in Leipzig bewogen gefühlt, auf eine vom Metall- reichlicher laufen aber dann auch die Aufträge ein. Und Verdienste wiſchen 30,35 M. und 33,85 M. feſtgeſtellt. arbeiterverband( Ortsverwaltung Leipzig) herausgegebene Bro- darauf fommt es am Ende doch an. So muß die gelbe wie sehr die fraglichen Arbeiter einer Lohnzulage bedürften. Was Diese Aufstellung spreche von selber laut und vernehmlich dafür, schüre: Gelb oder Rot?" eine Gegenbroschüre:" Rot Seuche auch geschäftskundigen Verlegern zum besten dienen. nun den Einwand angehe, die A. E.-G. sei nicht in der Lage, oder Gelb?" herauszugeben, die er in nachstehendem be­die Löhne zu erhöhen, und am allerwenigsten im Turbinenwerk, merkenswerten Schreiben den Industriellen empfiehlt: so mögen, außer der oben wiedergegebenen Notiz im Vorwärts", auch hiergegen einige Zahlen angeführt werden, die aus einem im Mai 1913 von der A. E.-G. selber zu Reklame Die A. E.-G. will keine Zulagen bewilligen! zwecken herausgegebenen Heftchen entnommen Vor einiger Zeit traten die freien Gewerkschaften mit einer Die Backer, Lagerarbeiter, Hilfs, Hof, Transportarbeiter usw. in d. Die Gesellschaft habe danach 1903/04 35 Turbinen, 1907/08 Propagandabroschüre Gelb oder Rot?" hervor, die in Form eines Romans vom Wesen der Werkvereine eine völlig falsche Dar- von der A. E.- G.- Turbinenfabrit( uttenstraße) waren 131 Turbinen, 1909/10 174 Turbinen, 1910/11 284 Turbinen und stellung gab und hauptsächlich die Absicht verfolgte, diejenigen Ele- am Donnerstag in den Arminiusjälen" zahlreich zu einer 1911/12 312 Turbinen fabriziert. Und während die Pferdekräfte der Betriebsversammlung zusammen gekommen, die der Deutsche 1903/04 hergestellten Turbinen 11 600 waren, hatten die 1911/12 her­mente in den roten Organisationen zurückzuhalten, die der gelben Be- Transportarbeiterverband veranstaltet hatte. Es handelte sich um gestellten Turbinen 735 600 Pferdekräfte. Es sei also ein steter Auf­wegung zuneigten. Die 27 jeitige Broschüre wurde an verschiedenen Orten die zehnprozentige Lohnerhöhung, die für die in Betracht kommenden schwung des Turbinenwerks zu verzeichnen. Und da solle für die Be­in Mengen an die Arbeiter verteilt und ihnen in die Wohnung zu etwa 700 Arbeiter gefordert worden waren. Der Arbeiter dürftigsten der Arbeiter, für die Hilfsarbeiter, keine Lohnerhöhung mög gesandt. Sie ist verhältnismäßig geschickt geschrieben und offenbar ausschuß berichtete über das Ergebnis der Verhandlung mit der lich sein?! Auch der Reingewinn der A.E.-G. sei gestiegen. Er habe 1910/11 geeignet, die ruhige Entwickelung der Werkvereinsbewegung zu Betriebsdirektion. Der Direktor Blumenthal vom genannten schon über 22 Millionen Mark und 1911/12 über 24 Millionen Mark schädigen. Es ist dies um so mehr der Fall, weil die Einkleidung Turbinenwert habe, so wurde ausgeführt, einige Tage nach betragen. Im übrigen glaube er nicht, daß der Generaldirektor des Tertes in Roman form die Arbeiter und deren Frauen der Unterbreitung der Wünsche der Kollegen kurz und bündig at henau mit dem Verhalten des Betriebsdirektors Blumenthal auch tatsächlich zum Lesen veranlaßt, was bei Flugblättern und erklärt, daß er auf die Forderungen nicht eingehen einverstanden sein werde. Direktor Rathenau habe vor zwei Jahren Streitschriften sonst weniger der Fall zu sein pflegt. Außerdem könne. Er habe sich einfach auf den Standpunkt gestellt, daß die auf einer Aktionärversammlung betont, die Lohnverhältnisse der gibt aber die Romanform dem Verfasser die Möglichkeit, sich vom Boden der Tatsachen viel weiter zu entfernen, als dies bei Streit- Teuerung nicht so groß sei. Auch meinte er, andere Firmen zahlten A. E. G.- Arbeiter hätten sich in letzter Zeit durchaus gehoben, denn noch weniger. Auf Einwendungen sei er nicht eingegangen, habe er könnte erklären, daß selbst Lehrlinge und auch Arbeiterinnen im schriften oder sonst zulässig ist. Zweifellos ist der Versuch, die aber dafür eingeworfen, das Elend der Arbeiter rühre daher, daß Durchschnitt einen Stundenlohn von 65 Pf. verdienten, und es gäbe Verdrehungen und falschen Darstellungen des Romans nur durch sie zu früh heirateten. So trete ein Betriebsdirektor einer großen eine Reihe Arbeiter, die selbst 1 M. und mehr pro Stunde schrieben. Flugblätter von gelber Seite aus zu widerlegen, ungenügend. Millionengesellschaft indirekt für eine Beschränkung des Kinderfegens Das habe nun nicht ganz zugetroffen, wie obige Zahlen zeigten; Der Schlag muß vielmehr mit gleicher Waffe pariert werden. Auf Anregung von großindustrieller Seite hat es ein als ein, während andere Kreise den Arbeitern Antipatriotismus vor die Betriebsdirektoren mögen ihm aber alles so schön dargestellt Fachschriftsteller bekannter und mit der Industrie in engster Be- würfen, wenn sie den Kinderſegen einzuschränken suchten. Dabei sei haben. Jedenfalls erhoffe Redner vom Generaldirektor Rathenau , ziehung stehender Ingenieur unter dem Pseudonym Hermann übrigens das heiratsfähige Alter der Arbeiter in den letzten 10 Jahren daß er, wenn er von der Versammlung und der Lage der Dinge er­Martin unternommen, ebenfalls in Romanform unter der Weber- bereits um 6 Jahre gestiegen. Direktor Blumenthal habe sie für fahre, fich ins Mittel legen und den Direktor Blumenthal veranlassen und von seinem starr ablehnenden schrift: Not oder Gelb? eine Entgegnung auf die sozialdemo- feine ablehnende Stellungnahme auf die angeblich schlechte Konjunktur werde, zu verhandeln Deshalb aber dürften nicht die Brücken ab­kratische Tendenzschrift zu schreiben, in der die Behauptungen der hingewiesen. In einem wunderbaren Gegensatz dazu stehe die just selben gründlich widerlegt werden. Dabei sind die neueren Ver- vor einigen Tagen( Dienstag) im Vorwärts" veröffentlichte Notiz gebrochen werden, sondern es müßten weitere Verhandlungen folgen. In einer späteren Versammlung sei dann weiter Stellung zu handlungen über die Werkvereinsfrage, namentlich die Aus- folgenden Inhalts: führungen in der Versammlung der Delegierten des Zentral­Die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft teilt mit, daß entgegen nehmen. anders lautenden Angaben die Zahl der Beschäftigten keineswegs verbandes Deutscher Industrieller, der Bund", die Arbeitgeber­Die Versammlung beichloß nach weiterer Distuffion gegen zwei zeitung" und sonstiges aktuelles Material ausgiebig benugt und, zurüdgegangen sei, vielmehr seien die starken vorjährigen Afford Stimmen, die Subkommission des Arbeiterausschusses zu beauftragen, auf das Verständnis des Arbeiters zugeschnitten, in die Handlung ziffern der A. E.-G. sowohl in bezug auf die fattuierten Umfäße, nochmal zu verhandeln und die Direktion auf die Situation auf­verflochten. als auch die vorliegenden Aufträge durch die Ziffern des laufen- merksam zn machen. den Jahres erheblich überschritten."

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Außer der Widerlegung der sozialdemokratischen Verdrehungen berfolgt der neue Roman die Absicht, den Werkvereinsmitgliedern Was sei nun richtig? Was Direktor Blumenthal sage, oder das erforderliche Agitationsmaterial an Tatsachen zur Abwehr was im Vorwärts" stehe. Einen eigenartigen Eindruck mache auch fozialdemokratischer Angriffe in die Hand zu geben, aus den folgende Aeußerung des Direktors Blumenthal: Er könne eine Ant Reihen der sozialdemokratischen Organisation und der unorgani- wort geben auf den Hinweis auf die niedrigen Löhne der ungelernten sierten Arbeiter den Werkvereinen neue Mitglieder zuzuführen, den Arbeiter, nämlich: die gelernten Arbeiter verdienten zuviel. Wenn Boden für die Gründung neuer Werkvereine vorzubereiten und so vom Direktor gleichsam ein Keil zwischen die Arbeiterschaft zu die beteiligten und fernerstehenden Kreise durch eine Schilderung treiben versucht werde, so dürften sich die Ungelernten dadurch nicht des Milieus in den gelben und roten Organisationen aufzuklären, beeinflussen lassen in ihrem Verhältnis zu den Gelernten, sondern um der Verhätschelung der Streitgewerkschaften durch doktrinäre ihre Antwort könnte nur die fein, sich noch straffer zu Lehrer und deren urteilsschwachen Nachbetern entgegenzuwirken. organisieren und auf diese Weise zu austömmlichen Löhnen zu kommen, Die Ziele des Antwortromans Rot oder Gelb?" dürften am die in einem angemessenen Verhältnis zu den Löhnen der Gelernten besten durch eine Verbreitung derselben durch die Industrie selbst ständen. erreicht werden und zwar durch Vermittelung der bestehenden In der nun folgenden Diskussion tam vielfach eine recht erregte Werkvereine, durch Verteilung vor dem Fabriktor und namentlich Stimmung gegenüber der runden Ablehnung des Betriebsdirektors auch durch Zusendung in die Wohnung der Arbeiter ohne Rücksicht zum Ausdruck. Einige Redner verlangten, man solle gleich be­auf die wirtschaftliche Stellung derselben. Um solche Verbreitung schließen, ob man nicht mit einem Streit antworten wolle. Andere zu ermöglichen, ist der Preis des Romans mit Umschlag auf 20 Pf. traten aber dafür ein, es erst mit nochmaligem Berhandeln im für das Stüd festgelegt, also bei der zirka hundertseitigen guten zu versuchen. Allgemein war man aber der Meinung, daß Broschüre auf dem buchtechnisch geringsten Maß belassen, doch der Stand der Löhne der Ungelernten unbedingt eine Erhöhung wird bei gleichzeitiger Bestellung einer größeren Anzahl durch erfordere und diese energisch verlangt werden müsse. Verminderung der Portospesen noch eine weitere Herabsetzung Fromke, der Vertreter des Transportarbeiterverbandes, führte möglich sein. Der Verfasser wird Ihnen für alle Abänderungs- u. a. dazu noch aus: Man müsse sich wundern über den im Bericht vorschläge, zu denen Sie der überfandte Korrekturabzug etwa anregt, des Ausschusses schon gekennzeichneten Standpunkt des Herrn danken. Ich bitte deshalb, mir solche Vorschläge zugänglich zu Direktors Blumenthal, der doch sicher ein liberaler Mann sein wolle, machen, um sie an den Verfasser weiter leiten zu können. aber wie ein Stonservativer rede und handle. Redner habe auf

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Kleines feuilleton.

zentren? Da, wo die Menschen zusammenströmen? am ehesten sich das Bedürfnis einstellt, einen Brief zu expedieren? Keine Spur.

Er hängt da, wo ihn niemand bermutet. In fleinen Neben Der Kampf um den Sezessionspräsidenten. Die Konflikte, die straßen, verstedt, niemals an einer Ede. Fast immer muß man die Wahl des Kunsthändlers Cassirer zum Vorsigenden der Sezeffion laufen, um zu ihm zu gelangen. Eine Ungeschicklichkeit? Mehr. nach sich ziehen mußte, sind in hellem Brand. In einer zweiten| Ein Symptom. Generalversammlung wurden am Freitagabend die Proteste der Wer bestimmt das? Nun, Beamte der Post. Wonach gehen sie, Refufierten weiter verhandelt.

Die Opposition hat sich entschlossen, deutliche Fragen zu stellen, nämlich: 1. Welche Kunstwerke sind vom Künstler selbst ausgestellt und stehen noch in seinem alleinigen Eigentum?

2. Welche Kunstwerke stehen im Eigentum Dritter und sind nur mit Erlaubnis des Künstlers ausgestellt? a) Welche von den Kunst­werken find verkäuflich? b) Welche von diesen Kunstwerken stehen im Eigentum des Herrn Paul Cassirer oder an welchen von diesen Kunstwerken steht Herrn Paul Cassierer ein Verfügungsrecht oder eine Gewinnbeteiligung irgendwelcher Art zu und welche von diesen Stunstwerken find verkäuflich?"

Das find in der Tat entscheidende Fragen, die sich wohl schon mancher vorgelegt hat, der die jüngste Sezeffionsausstellung fritischen Blides durchmustert hat.

In der Tat, man wußte nicht, wo der Salon Caffirer anfing und wo die Ausstellung. Jedenfalls müssen diese beiden Faktoren völlig rein voneinander gehalten werden. Denn Ausstellungen sind bisher nicht dazu veranstaltet worden, um die Interessen von Kunst­händlern zu fördern.

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wenn sie es bestimmen? Nun ficher nicht nach den Verkehrs­bedürfnissen. Sondern nach dienstlichen Gesichtspunkten. Und das ist so deutsch , so behördenmäßig, daß es sich zu betrachten lohnt. Man dente sich ein großes Geschäft so geleitet, daß der Besizer sagt: Ja, aber um vier müssen wir schließen, denn da muß ich zum Stat!" Man stelle sich das vor: länger als zwei Wochen würde es nicht gehen, dann wäre die Pleite da. Hier geht es schon hundert Jahre so, und die Pleite wird aufgehalten, weil alle zahlen müssen.

Was sind das für Leute, die da fizen? Welche Kurzsichtigkeit, welche Unfähigkeit, zu entdecken, was wir brauchen. Aber es ist noch

etwas anderes.

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Es ist die unglaubliche Ansicht, daß wir der Institution wegen da find. Daß es ganz gleich ist, wie wir uns mit den dumm auf gehängten Säften abfinden, wenn nur der interne Dienst flappt. Aber der ist uns ganz egal. Wir wollen gut bedient werden, wie die Leute, die man dafür bezahlt, das machen, ist ihre Sache. Ich kann mir nicht helfen, dieser blaue häßliche Kasten ist mehr, als man von ihm verlangen kann. Er ist ein Symbol. Ein Symbol für den preußischen Staatsbeamten. Denn er ist von Natur aus leer, hängt an der verkehrten Stelle

Werhalten abzugehen.

Die Tarifbewegung der Töpfer.

In einer am Donnerstag abgehaltenen Versammlung der Ver­trauensmänner des Töpferverbandes berichtete Segawe, daß durch einen Bericht über eine Unternehmerversammlung bekannt geworden sei, die Unternehmer beständen darauf, daß der neue Tarif bis zum 31. März 1916 abgeschlossen werden solle. Es werde sich also, wie schon vorauszusehen gewesen sei, weniger um die Lohnfäße als vielmehr um die Dauer und den Ablauftermin des Tarifs handeln. Wenn die Unternehmer beabsichtigen, die Tarif­föhne herabzusehen, so könne man allerdings verstehen, daß sie den Tarif auf möglichst lange Zeit abschließen wollen. Auch sei zu be­denken, daß der 31. März 1916 der Ablauftermin des Bauarbeiter tarifs sei. Wenn die Unternehmer im Töpfergewerbe bisher ver­sicherten, sie würden in der Tariffrage nicht gemeinsame Sache mit den Bauunternehmern machen, so scheine diese Versicherung jetzt widerlegt durch das Verlangen, den Ablauf des Töpfertarifs gleich­zeitig mit dem Ablauf des Bauarbeitertarifs festzusehen. Ange­sichts der Haltung der Unternehmer sei wenig Hoffnung auf eine Einigung zum Abschluß eines neuen Tarifs vorhanden, denn auf das Verlangen der Unternehmer könnten die Töpfer nicht eingehen. Wahrscheinlich werde also am 1. Juli, nachdem der jebige Tarif ab­gelaufen sei, eine tariflose Zeit eintreten. Vor allen Dingen hätten die Kollegen die Pflicht, während dieser Zeit fest zur Organisation zu stehen, damit die Konjunktur, wenn sie sich wieder gebessert habe, ausgenutzt werden könne.

die Gesangvereine dieses Vorbild nicht nach? In Dresden sang der Tannhäuser" am ersten Pfingstmorgen in einem großen Volkspark und Tausende freuten sich der sinnigen Einleitung des Festes. Db in Großstadt oder Bauerndorf: kein Gesangverein sollte sich zu vornehm halten, auf Straßen und Pläzen auch dem schlichten Wolf seine künstlerischen Gaben auszuteilen. Es wird dankbar sein. Nicht nur zwischen den vier Wänden singen! Jeder Verein müßte es fich zur schönen Pflicht machen, vor oder nach der Uebungsstunde in der Woche einmal auf einem freien Plaz still zusammenzutreten und einige seiner Lieder zum besten zu geben.

Vielleicht macht einer unserer Arbeiterchöre einmal die Probe aufs Exempel, was die Berliner Polizei von dieser Kultur­betätigung denkt.

Notizen.

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- Theaterchronit. Die Aufführung von Tristan und folde" in der Krolloper mußte um einige Tage verschoben werden, dafür findet Sonnabend eine Wiederholung von Lohen­grin" statt. -Kunst chronit. Zum Leiter der nächstjährigen Großen Berliner Kunstausstellung wurde Prof. Karl Lang= hammer gewählt. Professor Theodor Wehl, einer unserer hervor­ragenden Hygieniker, Dozent an der Technischen Hochschule in Char­ lottenburg , ist gestorben. Von seinen Werken sind das Handbuch der Hygiene" und das umfassende Handbuch der Arbeiterkrankheiten" bekannt geworden. Auch mit Fragen der städtischen Hygiene hat sich W. besonders befaßt.

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Die opponierenden Künstler bringen in einer Denkschrift weiteres Material bei, das die Situation flarstellt und die Zusammenhänge und ist nie da, wenn man ihn braucht. Eine Volkssternwarte, die mit einem großen Re­von Kapital und Künstlertum aufdedt. Sie führen aus: Die demoralisierenden Tendenzen des Kunsthändlers Cassirer Gesang auf öffentlichen Plägen. In der Köln . 3tg." finden wir fraktor und allen Errungenschaften der Himmelstechnit" ausgestattet als Präfident zeigen fich, wie in der außerordentlichen General- folgende Anregung: Der alte Uhland hat gut reben: Singe, wem werden soll, beabsichtigt eine Freie Vereinigung von Freunden der bersammlung erörtert werden könnte, insbesondere darin, daß er Gesang gegeben. Die meisten Menschen schämen sich heute zu fingen. Astronomie" in Dresden zu gründen. Der Nachfolger Gabriel Seidls. Mit Gabriel von den neugewählten Vorstandsmitgliedern, namentlich soweit sie Das kann man selbst auf der Landstraße, wie faft überall, erfahren. ihm bis dahin entgegengetreten waren, sofort in seinem Salon Schreitet ein fingendes Paar fröhlich daher, so wird es sofort stumm, Seidl, dem heimgegangenen Münchener Bautünstler, verliert das Kollektivausstellungen veranstaltete; daß er mit einer ganzen Reihe jobald es in die Nähe der ersten Häufer kommt oder auch nur ein Deutsche Museum in München den Meister, der den großen Mann, Weib oder Kind sich zeigt. Unser Volf wird dadurch immer neuen Bau für die Sammlungen entworfen und die architektonische von Künstlern, die er" machen" will, langjährige Verträge schließt ärmer an Schäßen des Gemüts, die in den alten schönen, harmlos Leitung der Ausführung in Händen hatte. Der Vorstandsrat des und sich den Einfluß auf ihre ganzen Produktionen sichert, und daß er auch andere Stünster in petuniäre Abhängigkeit von sich und mit innigem Behagen gesungenen Liedern ruhen. Sie werden Deutschen Museums hat nunmehr beschlossen, Prof. Emanuel Seidl , bringt. Daß auf diese Weise Herrn Cassirer unwillkürlich eine bergessen. An die Stelle des guten Volksgefanges tritt der fab- den Bruder des Verstorbenen, mit der Weiterführung zu betrauen. Der unverbesserliche Druckfehler. Mit dem Mehrheit innerhalb der Sezession erwächst, bedarf keiner weiteren freche Operettenschlager. Das ist schon oft beklagt worden. Auch in der Schule hat man dem Volksgesang wieder mehr Druckfehlerteufel tämpfen Götter selbst vergebens das hat der Ausführung. So lange diese Zustände fortdauern und die Ausstellung Liebe geschenkt. der Sezession eine Filiale des Salons Caffirer genannt werden muß eine sterbende Blume ist schwer zu Geograph Brun einmal erfahren müssen, wie die Rassegna ( und auch von seinen eigenen Freunden genannt wird), kann es nicht in einen frischen Boden pflanzt. Vielleicht, wenn man sie, wie ein erfahrener Gärtner, Nazionale" erzählt. Er schickte in die Druckerei einen geographischen möglich sein, die wahreu Werte der modernen Kunst festzustellen. Es und üble Gewohnheiten heute den Sinn für guten Voltsgefang be- über dem Meeresspiegel läge. Beim Korrekturlesen verbesserte Brum Wenn harte Lebenspflichten Artikel, in dem von einer Hochfläche die Rede war, die 36 000 Fuß bedarf daher einer gründlichen Reinigung, um den Künstlern ihre brohen, so sollte man seine Schönheiten um so eifriger zeigen: nicht den Zahlenirrtum und strich eine Null weg, bei der nächsten Freiheit im Schaffen zurückzugeben. Es wäre ein Segen für die gesamte Kunstwelt und besonders nur in den lebungsräumen der Gesangvereine und gegen Eintritts- Korrektur aber las er nicht 3 600, sondern die Hochebene war in­geld an für das Berliner Kunstleben, wenn Herr Cassirer sich mutig genug sondern auf der breiten Straße des Lebens, in der weiten Deffent ein etwas higiger Mensch: er schrieb an den Rand 36 000 Fuß! Liederabenden", die man nur im Festkleide besuchen kann, zwischen auf 3 600 000 Fuß angewachsen. Nun war der Geograph zeigen würde, die Konsequenzen aus der durch ihn verschuldeten lichkeit. In vielen Städten, so in Dresden , ist es schöne Gitte 36000 000 Bestien! Den Erfolg sah er, als er die fertig ausgedruckte Situation zu ziehen." daß an bestimmten Tagen auf freien beliebten Plätzen ein Musik- Arbeit vor sich hatte der Sezer hatte taltblütig gedruckt, daß auf Wo hängt er? Nämlich der Briefkasten. Der Berliner Brief- forps spielt. Die Vorübergehenden lauschen gern dieser Kunst und der Hochebene, bie 36 000 000 Fuß über dem Meeresspiegel läge, faften. An den Häusern gewiß, aber wo? An den Verkehrs- nehmen von ihr auch wohl ein Stüd mit nach Hause. Warum ahmen 36 000 000 Tierarten lebten!

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retten.

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