große Masse der Wehrpflichtigen, das um so erbitternder in einem Jahre wirkt, das der Erintterungan die Volksopfer vor hundert Jahren gewidmetist, und in dem mit großem Gepränge das Jubiläum einesMannes gefeiert wird, der einst feierlich die Parole ausgegeben hat, daß das Heer als Waffe gegen den„innerenJeind" dienen solle.Die Debatte geht am Sonnabend weiter. Bei der Abstimmung werden wir sehen, wie sich die bürgerlichen Parteienzu solchen Anträgen stellen, deren Annahme eine wirklicheVerbesserung unseres gegenwärtigen Heereswesens bedeutenwürdod___Die„fflarconiatmoiplläre".London, 10. Juni.(Eig. Ber.) Der nie endenwollende„Marconiskandal" hat in England eine„Marconiatmosphäre" er-zeugt, die zurzeit den Bestand der liberalen Regierung gefährdeteTic ganze Affäre hat im Laufe der Zeit einen jo verwickelten Eharakter angenommen, daß es schwer ist, sich in den Neben- und Irrwegen zurechtzufinden. Aber gerade diese Kompliziertheit, dieseMischung der verschiedensten Finanz- und politischen Interessenmacht den Vorfall für alle die sehr beachtenswert, die die politischeEntwicklung Englands verfolgen. Ursprünglich handelte es sich beidem Marconisall um einen Kontrakt, den die britische Regierung mitder englischen Marconigesellschaft im März des vorigen Jahreszwecks Errichtung von 6 Funkentelegraphenstationen zur Vcrbindung des britischen Weltreichs geschlossen hatte. Dieser Kontraktwurde heftig kritisiert, und zwar hauptsächlich(wie es sich späterherausstellen sollte) von Leuten, die an dem Nichtzuftandekommendes Vertrags ein materielles Interesse hatten. Zunächst war einemit der Marconigesellschaft rivalisierende Gesellschaft daran intercssiert, daß das Parlament den Vertrag nicht ratifiziere. Dannhatten die-Baissespekulanten, die sogenannten Bären, die währendder schon vor der Zeichnung des Kontrakts einsetzenden wilden Marconispekulation den Kurs der Marconiaktien herunterzudrücken be-strebt waren, ein sehr großes Interesse daran, die Kritik zu unter-stützen und ihren eigenen Senf Hinzuzutun. Und schließlich fandensich noch die journalistischen Sensationsmachcr klerikal-antisemitischantiparlamentarischen Gepräges ein, um von der Jagd zu Profi-ticren. Aus der Behauptung, daß der Vertrag die Marconigesell-schaft zu sehr begünstige, wuchs bald die Anschuldigung, daß derVertrag durch Korruption entstanden sei,-Ter geschäftsführendeDirektor der englischen Marconigesellschaft Godfrey JsaacS ist näm-lich der Bruder des englischen Justizministers Sir Rufus Jsaacs.Es wurde nun mehr oder minder deutlich die Verdächtigung aus-gesprochen� daß der Direktor der Marconigesellschaft durch seinenBruder den Postminister'Samuel zur Zeichnung des Kontrakts be-trogen habe. Da alle drei Personen Juden sind, erlebte man baldeine regelrechte antisemitische Hetze seitens eines Häufleins kleri-kaler Reaktionäre, die von den Herren Belloc und Cecil Chestertongeführt werden. Ciegen den letzteren erhob der Direktor der Marconigesellschaft eine Anklage wegen Beleidigung. Der Fall kam nachlanger Verzögerung vor einigen Tagen zum Abschluß. HerrChesterton fiel jämmerlich rein. Seine Verteidigung wird ziemlichtreffend durch die Worte des Richters gekennzeichnet, der bei derFällung des Urteils bemerkte, daß die Anschuldigungen, die der An-geklagte in seinem Blatte erhoben, von einer-unbesiegbaren Un°wissenheit und Voreingenommenheit" zeugten. Chesterton wurde zueiner Geldstrafe von 100 Pfund und zur Tragung der schwerenKosten des Verfahrens verurteilt. Er hatte jedoch die Genugtuung,das Vorleben des Finanzmannes aufzudecken, und dieses Inter-mczzo zeigte der Welt wieder einmal, daß die Akkumulation desKapitals'nicht auf dem Wege der Enthaltsamkeit und des Sparensvor sich geht, sondern— nur auf weniger ideale Weise.Dieses penetrante klerikal- antisemitisch- antipavlamentarischeParfüm der-Marconiatmosphäre" scheint sich nunmehr verflüchtigtzu haben. Aber eine andere Ingredienz macht sich jetzt um so deutlicher bemerkbar. Schon während des wilden Spiels mit denMarconiaktien tauchten Gerücht« auf, daß sich Minister durch ihreKerrntnis, daß der Marconikontrakt gezeichnet werden würde, be--reichert hätten, indem sie die Aktien zu einem billigen Preise auf»kauften, um sie während der Hausse wieder loszuschlagen. Di«Gerüchte nahmen immer bestimmtere Formen an. Man nanntean der Börse die Namen deS Schatzkanzlers, des Justizministers,des Postministers. Die Regierung sah sich schließlich im OktoberdeS vergangenen Jahres genötigt, eine parlamentarische Unter»suchungSkommiffion einzusetzen, die die Borgeschichte des Marconi-kontrakts erforschen sollte; dem Parlament sollte der Kontrakt erstzur Genehmigung vorgelegt werden, wenn die Kommission Berichterstattet hätte. Seit vielen Monaten sitzt nun diese Kommissionund vernimmt Zeugen. Die Leute, die die Korruption der Ministeraufdecken sollten, die Koryphäen des Anklägerchors, versagten ingeradezu lächerlicher Weise. Der„große Finanzmann" Lawson zogall« sein« Anschuldigungen zurück und der deutschfresserische hohePriester des heiligen Jingo Herr Maxse, der englische Derouledc,versuchte seinen Rückzug durch eine freche Herausforderung desParlaments zu rechtfertigen. Man ließ den armen Schacher, dessenGehirnverrenkungen ja doch niemand ernst nimmt, schließlich laufen.Und doch war an dem Gerücht etwas Wahres, obwohl geradedies den Anklägern der Minister unbekannt war. Im Oktoberde« Jahre» 1912 hatten die Minister im Parlament erklärt, daßsie zu deiner Zeit mit englischen Marconiaktien etwas zu tun ge-habt hätten. Zweifellos stimmte das. Doch vergaßen sie zu sagen,daß verschieden« von ihnen zu Anfang des vorigen JohreS einen-llutter"(Geschäftchen) mit amerikanischen Marconiaktiengemacht hatten. Dieses Geschäft war vielleicht die Grundlage allerder Gerüchte über die Korruption der Minister. Erst zu Anfangdiese» Jahres fühlten sie sich bemüßigt, öffentlich bekannt zu geben,daß der Schatzkanzler Lloyd Georg«, der Finanzminister JsaacSund der Haupteinpeitscher der liberalen Partei Master of Elibank(jetzt Lord Murray) einige Tausend amerikanische Marconi-aktien gekauft und einen Teil davon wieder verkauft hatten. Dieamerikanische Marconigesellschaft soll nun nicht? mit der englischenMarconigesellschaft, die den Regierungskontrakt bekommen hat, zutun haben; Tatsache ist aber, daß die amerikanischen Aktien mitden englischen stiegen. Lloyd George suchte dieses Geschäft vor derUntersuchnngskommission damit zu erklären, daß er eS nicht alsSpekulation, sondern als Jnvesticrung für seine alten Tage be-zeichnet«, wenn er nicht mehr Schatzkanzler sein und als„armerMann", wie er sich trotz seines JahreSgehaltS von öOO Pfund nannte,seine'Ersparnisse nötig haben würde. ES fragt sich nun, ob diesesGeschäft der Minister, zu dem ihnen der Bruder deS Finanzministers einen Wink gegeben haben soll, korrupt zu nennen ist.E» ist kaum anzunehmen, daß sich die Minister einer korruptenHandlung bewußt waren, als sie die amerikanischen Aktien kauften;denn die Gefahr, ertappt zu werden, war doch zu groß, liegen dochdie Listen der Aktienbesitzer zu jedermanns Einsicht offen da. Eswird ihnen daher jetzt von ihren Gegnern auch nur Mangel an-Diskretion und Feingefühl" vorgeworfen. Am inefften Auffehenhat aber die gestern bekanntgeworden« Tatsache hervorgerufen,daß Lord Murray nicht nur für sich und seine Kabinettsfteunde,fondern auch für die liberale Partei, deren Gelder er alsChief Whip verwaltete, amerikanische Marconiaktien gekauft Hai.Das kam bei der Vernehmung des Konkursverwalters eines flüch-tigen Maklers heraus, der für Lord Murray und die liberaleParteikasse Gelder investierte. Die liberale Parteikasse soll miteiner Forderung von 30 000 Pfund an der Konkursmasse beteiligtsein. Wenn man bedenkt, daß Lord Murray, der.Organisatordes Sieges", bor wenigen Monaten seine viewerfprechende politischeLaufbahn urplötzlich aufgab, um Leiter eines großen Geschäfts»Unternehmens zu werden, daß er augenblicklich im fernen Ecuadorin geschäftlichen Angelegenheiten weilt, so kann man begreifen, wiegünstig die Lag« für das Entstehen von allerlei Gerüchten undVerdächtigungen ist: was die-Marconiatmosphäre" ist. Dazukommt, daß das Uniersuchungslomitee zu einem Tummelplatz derParteileidenschaft geworden ist. Man hat dort den eigentlichenZweck der Untersuchung fast ganz vergessen und beschäftigt sichhauptfächlich nur noch mit Nebenfragen, die geeignet erscheinen,dem Gegner eins auszuwischen, wobei die liberale und konservativePresse natürlich tüchtig mitmacht. Die Konservativen halten dieSituation für günstige um die Regierung zu stürzen. Zwar wagensie sich nicht aus Furcht, daß die Liberalen ihre schmutzige Wäscheans Tageslicht ziehen könnten(wie Lloyd George ja auch schongedroht hat) offen heraus; aber sie geben sich die redlichste Mühe,dem Volke Abscheu gegen das Ministerium einzuflößen.Und wirklich hat auch daS Ansehen der liberalen Regierung beiden Massen schwer gelitten.-Was ist denn mit meinem LloydGeorg« loS?" fragt sich der liberale Arbeiter, der in dem beredtenSchatzkanzler bisher den Sankt Georg gesehen hat, der daS Volkvon dem Drachen der Not und der Armut befreien wollte.-Alser in Limehoufe gegen die Reichen und Mächtigen der Welt wetterte,glaubten wir, daß er es wirklich ernst meinte, daß er die Wechsleraus dem Tempel jagen würde. Und hier sehen wir ihn mittenuntdr den Wechslern im freundschaftlichsten Verkehr."— Herr LloydGeorge wird sich auf Ueberraschungen vorbereiten müssen. Wenner demnächst wieder zu einer Massenversammlung spricht, wird ihmaus dem Hintergerunde das fatale Wort en-tgegenfchallen: Mareonil♦•♦'London, 13. Juni. Der Bericht der mit der Untersuchung inSachen des von der Regierung mit der Mareoni-Gesellschaft ab-geschlossenen Vertrages beauftragten parlamentarischen Kam-Mission spricht die Minister von jedem Mißbrauch und von jederArt von Korruption frei, indessen findet der von der unionisti-chen Minderheit der Kommission redigierte Bericht einige Ministertadelnswert hinsichtlich des Kaufes von Aktien der amerikanischenMareoni-Gesellschaft, deren Verwalter Godrey Jsaacs gleichzeitigGeneraldirektor der englischen Marconi-Gesellschaft ist.von Gerhart Hauptmann zu einem schlesischen Magnatenüber dieses Festspiel in entschieden ablehnender Weisegeäußert. Wir haben Veranlassung, anzunehmen, daß der Krön«prinz die zuständigen Instanzen von seiner Auffassungin Kenntnis gesetzt hat und bereit ist; die Konsequenzen zuziehen."Auch unser Feuillctonmitarbeiter hat bekanntlich mancherleiEinwendungen gegen die historische Treue und den poetischenWert des Breslauer Hauptmann-Festspiels gemacht. DieseAusstellungen richteten sich gegen den kulturhistorischen undästhetischen Wert des Festspiels. Der Entrüstungssturm aber,der inzwischen von Kriegervereinsvorsitzenden. Universitäts-hämorrhoidariussen und Zentrumspfäfftein gegen das Ge»legenheitsstück des schlesischen Dichters inszeniert worden ist,der trotz all seiner Schwächen der stärkste deutsche Dramatikerdes letzten Menschenalters bleibt, zielt nicht gegen dichterischeund historische Mängel des Festspiels, sondern einzig undallein gegen dessen trotz aller Verschwommenheiten und Schief-heiten modern-menschlichen Geist. Die ganze geistige Richtungpatzt den Hurrapatrioten und Dunkelmännern nicht.Da aber der im Namen von 236(XX> Vereinsmitgliedernhöchst eigenmächtig produzierte patriotische Unverstand eineshalben Dutzends von Kriegervereinsvorsiandsmitgliedern nichtausreichte, um die Festspiele zu inhibieren, und da auch dasAufgebot etlicher akademischer Zöpfe und Tröpfe der Oeffent-lichkeit ebenso wenig imponierte wie der Aufmarsch dermobilisierten Zentrumsmannen, hat die schlesische Rückwärtsercisich einen neuen Verbündeten verschrieben, den Kronprinzen.Daß der Kronprinz jemals ernstlichere historische Studiengetrieben, ist nicht bekannt geworden. Wohl aber hat er einBuch über Reiseerlebniffe und Jagdabenteuer geschrieben.Warum auch nicht? Aber ein forscher Jäger braucht deshalbdoch noch nichts von Geschichtsvorgängen zu verstehen. Undvollends hat noch nie eine Seele, nicht einmal eine holz-böckische Reporterseele, etwas davon erfahren, datz der Krön-Prinz literarische Interessen pflege.Wenn aber trotzdem jetzt der Kronprinz gegen GerhartHauptmann ins Feld geführt werden soll, so ist das die arm-seligste Retirade unserer Rückwärtser, die gedacht werden kann.Der Kronprinz soll die„Konsequenzen ziehen". Ja welchedenn? Datz er keine Autorität in literarischen Dingen, nahmdoch schon bisher alle Welt an! Soll er etwa den Militär-boykott nicht nur über die Festspiele, sondern über Breslauverhängen? I Denn die Zurückziehung seines„Protektorats"würde doch nur ein Schlag ins Wasser sein.pol'tilcbe deberficbtDas Steuerkompromist.Ueber die vertraulichen(I) Besprechungen zwischen denLiberalen und dem Zentrum macht die Scherlpresse folgendeAngaben:-An die Stelle der Erhöhung der Matrikularbeiträge soll dieermögenszuwachssteuer treten. Wie die Regierungvorgeschlagen, soll zwar das KindeSerbe, nicht aber das Gatten-erbe herangezogen werden; veranlagt ssoll aber diese Steuer ent-gegen dem RegierungSentwurf nicht alle zwei, sondern alle dreiJahre werden... Alle Vermögen unter 20 000 M. bleiben steuer-rei. Dafür bat man aber die Steuersätze gegenüber der Regie-rungSvorlag« bedeutend erböht. Di« Staffel beginnt mit 1 Proz.tatt Vi Proz. Außerdem sind für die Besteuerungen des Kindes-erdes besondere Erleichterungen vorgesehen. So soll ein Kind, dasdem Betrieb der Eltern mitgearbeitet hat, für jedes Jahr derMitarbeit 750 M. als steuerftei angerechnet erhalten. Fernerbleiben alle Erbanfälle unter SO 000 M. steuerftei, wenn ein un-mündiges Kind trotz der Erbschaft pekuniär schlechter gestellt ist alsvor dem Tode des Ernährers. Mit diesen Erleichterungen sollendie hauptsächlichsten Einwände der Konservativen gegen die Besteuerung des KindeSerbeS beseitigt werden.Daneben ist noch eine klein« Reichsvermögenssteuerin Vorschlag gebracht'worden; man könnt« sie vielleicht ein«-Reichs-ergänzungSsteuer" nennen. Im Kompromiß heißt sie-F e st st« l-lu n g sg e b ü h r". Es soll von jedem Vermögen bei der jedes-maligen dreijährigen Veranlagung, gleichviel, ob.der Betreffendeeine Vermögenszuwachssteuer zahlt oder nicht, eine Abgabe von20 Pf. pro 1000 M. erhoben werden. Das macht etwa ein Drittelder preußischen Ergänzungssteuer aus. Man befürchtet allerdings,daß der Bundesrat gegen die Einführung dieser Abgabe sich sträubenwerde.Wenn auch gestern in der Budgctkommission das Erbrechtdes Reiches beschlossen wurde, so rechnet man doch nicht mitseiner Einführung. Wie schon mitgeteilt, wird auch die bestehend«Wertzuwachssteuer für Grundstück« ganz aufgehoben,so daß dieser Wertzuwachs künftig mit dem übrigen besteuert wird.und zwar einfacher und geringer als eS jetzt der Fall ist. Die vor-gesehene Herabsetzung des Be s i tz we ch s e l st e m p e l S auf dieHalste soll nicht erst 1917, sondern sofort in Kraft treten. Dafürbleibt die erhöhte Zucker st euer dauernd erhalten.Um den Ausfall an Einnahmen zu decken, wird die bestehendeReichserbschaftssteuer erhöht, und der Anteil derBundesstaaten an dieser Steuer von Vi auf% herabgesetzt.Ueber die Beseitigung des Reichsstempels schweben noch die Ver-Handlungen.Die Ausgestaltung der Stempelsteuer ist in folgenderForm qedacht: Bei der Besteuerung der Mtiengesellschaften undGesellschaften mit beschränkter Haftung sollen die Regierungsvor-schlage unverändert bleiben. Der Versicherung» st empelfür Unfall- und für Feuerversicherungen von Immobilien sollganz fortfallen und der bei Lebens- und sonstigen Feuer-Versicherungen erheblich h- rabgesetzt werden.Ueber die Staffelung des Wehrbeitrages schweben noch Ver-Keine Teuerungszulagen, sondernaber wann?Familienzulagen—Handlungen.Den Ertrag der Ver-läufig auf 120 bis 130'lionen aus der beibehalStempeln, etwa 7 Milluaus der FeststellungsgebdingS 10 Millionen durch'nszuwachssteuer berechnet man vor-neu Mark. Man erwartet 40 Mil»suckersteuer, 30 Millionen aus dender Erhöhung der Erbschaftssteuer,"illionen Mark, von denen aller->W ll der bestehenden Wertzuwachs-steue r abzuziehen find.Di« Zustimmungdec eumsstehtaus.es kamin seiner gestrigen FraktionSsitzr. i zu keinem Beschluß. Wieverlautet, widerstrebt der agrariso».' des Zentrums jedwederBesteuerung des Kindeserbes. Die Vi.'S Kompromisses rechnenauf den Anschluß der Reichspartei un».'Wirffchaftlichen Ver-einigung."Nach Mitteilungen von anderer Seite ist auch die Be-steuerung des Gattenerbes enthalten. Das Kompromißstößt sowohl beim Zentrum als namentlich auch bei den Kon-servativen vorläufig noch auf Widerspruch. Auch die s ä ch-fische Regierung verharrt in ihrem Widerstand gegenjede Art von Reichsvermögenssteuer. Dagegen setzt sich die„Germania" heute mit großem Nachdruck für das Kompro-miß ein._Der Kronprinz gegen Gerhart Hauptmann?Die„Schlesische Volkszeitung" schreibt:„Wie wir au? einer Quelle erfahren, die wir als gut in-formiert ansehen müssen, hat sich der K r o n p r i n z. der Pro-tektor der JahrhundertauSfiellung, nach der Lektüre des FestspielsDas preußische Abgeordnetenhaus hatte in einer Reso-lution die Staatsregierung ersucht, in einem Nachtrahsetatfür das Etatsjahr 1913 kinderreichen Unterbeamten undmittleren Beamten mit einem 3000 M. nicht übersteigendenGehalt in allen Verwaltungen unter Abstufuna nach derZahl der Kinder Teuerungszulagen zu gewähren. Wie eineoffiziös bediente Korrespondenz meldet, hat die Regierungbeschlossen, dieser Resolution jetzt keine Folge zu geben;sie will jedoch in eine eingehende Prüfung über die Frageder Gewährung von Familienzulagen eintreten. Dasheitzt nichts anderes, als die Frage der Zulagen für dieunteren und mittleren Beamten aüf die lange Bankschieben.Daß auch der Beschlutz des Dreiklassenparlaments nichtsals eine bewußte Täuschung war. ist von sozialdemo-kratischer Seite im Abgeordnetenhause gründlichst dargelegtworden!_Kaiserjubiläum und Grostindustrie.Der Verein der Industriellen des Regierungsbezirks Kölnversendet dieses Rundschreiben:Köln, den 3. Juni 1918.An unsere Kölner Mitglieder!Bon einigen Seiten, besonders in der Presse, ist die An«.egung gegeben worden, die Industriearbeiter am Montag, den10. Juni, anläßlich der 2Sjährigen Regierungsfeier des Kaisers,nachmittags zu beurlauben. Es erheben sich gegen diesen Vor«schlag doch erhebliche Bedenken, erstens mit Rücksicht auf die daraussich ergebenden Verufsfälle, dann auck in Anbetracht dessen, daßbei der Menge der Feiertage eS nicht im Interesse der Arbeiterliegen kann, die Arbeit au einem halben Tage ruhen zu lasten.Nachdem auch der Arbeitgcberverband � für den Bezirk dernordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl«industrieller in Düsseldorf seinen Mitgliedern mitgeteilt hat,daß die maßgebenden Firmen sich geeinigt haben, dem auchdort laut gewordenen Wunsche vorbedachter Art aus betriebstech«nischen Gründen nicht Rechnung zu tragen, empfehlen wir unserenMitgliedern, unter allen Um st än den zu vermeiden,daß eine allgemeine Einstellung der Betriebean dem bezeichneten Nachmittage stattfinde.dagegen denjenigen Arbeitern, die aus trif«tigen Gründen, z.B. als Mitglied der patrio»tischen Vereine oder Inhaber öffentlicherAemter usw. Urlaub zu haben wünschen, diesenzu erteilen, jedoch nicht unter Fortzahlung des Lohnes.HochachtungsvollDer 1. stellv. Borfitzende Der Geschäftsführer(gez.) O. Rhazen.(gez.) Paul Steller.Der 1. Vorsitzende des Scharfmachervereins ist GeheimerKommerzienrat V o r st e r, freikonservativer Landtagsabqcord-neter, Mitbegründer und hervorragendes Mitglied des Reichs-Verbandes gegen die Sozialdemokratie.£>. Rhazen ist derGeneraldirektor der Deutzer Gasmotorenfabrik.Selbstverständlich verzichten die sozialdemokratischen Ar-beiter gern auf einen Feiertag aus solchem Anlaß. Tenpatriotischen Arbeitern ist aber zu gönnen, datz sie für dieTeilnahme am Jubilieren durch Lohnentziehung bestraftwerden sollen.Die Proletarier mögen sich ein Beispiel an den Groß-industriellen nehmen, denen der ganze Jubiläumsrummel zu-wider ist, sobald es an den G e l'd b e u t e l geht. Die HerrenScharfmacher werden sich zwar gern an den Festessen be-teiligen, aber nur, wenn die Tausende Arbeiter inihren Fabriken inztbischen dafür sorgen, datz auch andiesem großen patriotischen Tage der Gold ström desMehrwerts keine n Augenblick versiegt!Militärische Schreckensurteile.DaS Danziger Kriegsgericht verurteilte den Musketier Winklerzu sechs Jahren und den Musketier Chikoretzki zu neun Mo-naten Gefängnis. Beide gehörten dem InfanterieregimentSft. 128 an. Sie trafen eines Tages auf der Straße einen Unter-offizier, mit dem sie in Streit gerieten. Sie sollen ihn dabei tätlichangegriffen haben, und Winkler hat dabei von seinem SeitengewehrGebrauch machen wollen! Das Kriegsgericht erkannte wegenBeleidigung und tätlichen Angriff« auf einen Borgesetzten auf dieungeheuer hohe Strafe.