Einzelbild herunterladen
 

In Königsberg wurde vom Kriegsgericht der Arbeitssoldat Karl Grade wegen Achtungsverletzung, Gehorsamsverweigerung und Beleidigung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Es Handell sich hier um einen krankhaft veranlagten Soldaten, dessen Vergehen darauf schließen lassen, daß er unmöglich geistig normal sein kann. Der Sergeant befahl ihm eines Tages, mehr Wasser in seine Waschschüssel zu gießen. Darauf erwiderte der An« geklagte, er hätte Wasser genug, und wenn der Herr Sergeant etwas von ihm haben wolle, sollte er ihn melden. Er hat dem Vorgesetzten gedroht, ihn beleidigt und dabei gesagt, ihm seien die Folgen seiner Handlungsweise gleichgültig, es sei ihm ganz egal, ob er ins Zuchthaus komme oder ob er einen Kopf kürzer gemacht werde. Den Unteroffizieren drohte er, sie, falls sie in seine Nähe kämen, mit dem Messer zu ersiechen. Auch dem Oberleutnant gegen» über verweigerte er den Dienst, wobei er sagte, daß er sich der Schwere seines Vergehens bewußt sei. Man zweifelte nun an seiner geistigen ZurechnungSfähigkeit und holte das Gutachten eines Oberarztes ein. Dieser stellte den An« geklagten in der Verhandlung als den TypuS eines Psycho« p a t i k e r s hin und erklärte, er sei teils infolge Erbbelastung, teils durch Alkoholgenuß degeneriert, freilich meinte der Sachverständige, dieser krankhaste Zustand sei noch nicht so hoch- g r a d i g, daß der Z 51 des ReichsstrasgesetzbuchS anzuwenden fei. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einem Jahre Gefängnis und zwar mit Rücksicht auf die.Schwere der Vergehen". Der An» klagevertreter hatte neun Monate Gefängnis beantragt. StraßetiKämpfe in Konftantinopcl. Konstantinopel , 13. Juni. Die Polizei hatte einen der Mörder des Grostwesirs Schewket Pascha in Pera in der Piräusstraße unweit des deutsche« General- konsulats festgestellt. Bei dem Versuche, ihn zu verhaften. entspann sich heute nachmittag um 3 Uhr ei« Feuer- g e f e ch t. das bis zur Stunde f4 Uhr 5 Minuten) noch anhält. Mehrere Personen find verwundet worden. Konstautinopel. 13. Juni. Der Mörder, dessen Verhaftung gemeldet wird. heisit Z i a. Bei dem Versuch, ihn festzn- nehmen, schost er den Leutnant Hilri, Ordonnanzoffizier des Stadtkommandanten Oberst Dscheral, in die Brust und den Untersuchungsrichter Saruel in den Fuß. Das Haus. in welchem sich anscheinend ungefähr acht Personen mit Revolvern und Gewehren verteidige«. so daß Polizei und Militirfeuerwehr es bisher nicht einnehmen konnten, ist übelberüchtigt und gehört einem englischen Untertan. Der englische Botschafter hat jedoch der Polizei das Eindringen erlaubt. Das ganze Stadtviertel ist abgesperrt: mehrere Leute solle» schon getötet sein. Konstantinopel , 13. Juni. Unter den bei Einnahme des Hauses in der Piräusstraße verhafteten Personen, befindet sich auch der Mörder des Großwesirs, Zia, selbst, sowie der ebenfalls wegen Teilnahme an der Ermordung Mahmud Schewkcts gesuchte frühere Rechtsstndent N a z m i. Konstantinopel , 13. Juni. In Stambul sind heute im ganzen löst Personen verhaftet worden. Die bisherige Untersuchung. Konstantinopel , 13. Juni. Blättermeldungen zufolge hat die Untersuchung über das Attentat bisher ergeben, daß sich im Automobil befanden: Topal Tewfik, der Chauffeur Dschewal, Tscherkcß Abdurrahran, Sohn des Obersten Nazmi, der im Jahre 1908 außer Dienst gestellt wurde, ein Berufs- spicler und ein gewisser Nazmi, dessen Persönlichkeit noch nicht genau bekannt ist und der ein beschäftigungsloser früherer Rechtshörer sein soll. Bis gestern abend wurden etwa 40 Personen verhört, die Zahl der Schuldigen dürfte etwa 10 betragen. Mehrere Personen, die mit den Schuldigen in Verbindung standen, sind verhaftet worden. Bei der gestern im Hause Topals vorgenommenen Durchsuchung wurden 5 Revolver, eine Menge Patronen und Photographien entdeckt. Topal Tewfik war Besitzer eines Kaffeehauses und Mitglied der liberalen Entente. Vor einigen Wochen war er wegen Affichicrung regierungsfeindlicher Plakate verhaftet, aber bald wieder freigelassen worden. Sämtliche Individuen, die an der Tat unmittelbar beteiligt waren, gehören den unteren Ständen an. Die Situation auf dem Balkan . Die Mächte für die Demobilisierung. London , 13. Juni. Wie das Ncutersche Bureau erfährt, haben die Mächte sowohl der Türkei als den Verbündeten mitgeteilt, daß eine teilweise Demobilisierung emp- fchlcnswert wäre, um die friedliche Lösung der schwebenden Streitfragen zu erleichtern. Belgrad , 13. Juni. Die Vertreter der Großmächte über- reichten heute mittag der serbischen Regierung die Note, durch welche die sofortige Verminderung der äugen- blicklichen Kriegsstärken in Anregung gebracht wird. Die Stellungnahme Bulgariens . Sofia , 13. Juni. Auf bulgarischer Seite wird an dem Standpunkt festgehalten, daß daE unbestrittene Gebiet von Serbien geräumt und in der strittigen Zone ein Kondo­minium errichtet werden muß, bevor ein Schiedsgericht in Frage kommt. Tie Cholera im Okkupationsgebiete. Saloniki, 12. Juni. Infolge der zahlreichen Fälle von Cholera- e r k r a n k u n g e n, die in den Küstenstrichen von Doiran, Cavalla und Serres in den von den bulgarischen Truppen besetzten Gebieten festgestellt wurden, bat die griechische Regierung prophy- laktisch« Maßnahmen ergriffen, um einer Ansteckungsgefahr vorzubeugen. Sie hat eine sanitäre Zone zwischen den bulgarischen und den grie« chischen Truppen bestimmt und eine fünftägige Quarantäne für alle aus den verseuchten Gebieten herrührenden Gegenstände angeordnet und hat ferner ein Lazarett eingerichtet. Im Umkreis von 14 Kilo­metern ist auf der Linie Saloniki, Serres zwischen den bezeichneten Punkten keinerlei Verkehr gestattet. Dngarn. Neue» Kämpfe« entgegen. AuS Budapest wird uns vom 12. Juni geschrieben: Nach dem mit Schimpf und Schande verjagten Panamisten Lukacs wurde der Panamist und Gewaltmensch Tisza der Minister- Präsident von Ungarn . Man könnte füglich sagen der Minister- Präsident gegen Ungarn , denn das ganze, außerhalb des Re- gierungSklüngelS stehende Land erblickt in dieser Ernennung eine Provokation ärgster Art und ein Versuch zur Rettung des auf Dieb- stahl mit Gewalt gegründeten Regimes der Regierungspartei. Die Korruption, deren nur ein winziger Teil im Prozesse Dssy LukäcS enthüllt' wurde, und die Gewaltmaßregeln stehen im Dienste einer Politik, deren einziges Ziel die Vereitelung des allgemeinen Wahlrechts ist. Und so ist eS kein Zufall, daß der Graf Tisza, der typischeste Vertreter der Ge« walt- und Schandpolitik, die Verkörperung der wahlrechtsfeindlichen Reaktion ist. Er ist der Hort und die Hoffnung all jener an Zahl schwachen, aber an politischem und gesellschaftlichem Einfluß starken Gruppen, die die Klassenherrschaft der Gentry und die Rassenherr- schaff des magyarischen Adels, die feudale und nationale Unter- drückung unversehrt erhalten möchten. Er ist aber auch ihre letzte Hoffnung und ihr letzter Einsatz in diesem Spiele. Wird er sich behaupten können, dann ist die demo- kratische EntWickelung auf lange Zeit zurückgeworfen: sein Sturz würde aber nicht nur den Zusammenbruch seiner Partei, sondern auch de? alten Ungarn bedeuten, dessen repräsentativer Mann er ist. Der Ruf nach dem allgemeinen Wahlrecht wird immer stärker im Lande, es stoßen immer neue gesellschaftliche Schichten zum Wahlrechtsheer und die sich diesem Verlangen entgegenstemmende Regierung muß immer zu verwerflicheren und verzweifelteren Mitteln greifen, um den Sturz abzuwehren. Aber eine jede neue Gewaltmaßregel trägt die Erbitterung in neue Schichten, der Widerstand wächst, die Regierung greift zu noch stärkeren Mitteln und so treibt alles einer Situation zu, wo entweder der Widerstand zusammenbrechen oder aber eine gewaltsame Explosion erfolgen muß: die Existenz der Regierung stellt den Bestand des Staates in Frage. Das Kabinett Tisza bedeutet, daß die Methoden, die seit einem Jahre hauptsächlich im Abgeordnetenhause angewendet wurden, nun auch auf daü Land übertragen werden, denn man merkte, daß je unumschränkter die Regierungspartei im Reichstage hauste, um so stärker wurde der oppositionelle Geist im Lande. Nun wird der Graf TiSza versuchen, nach seiner Fasson auch im Lande«Ordnung zu machen". In seiner am Donnerstag abgegebenen Regierungserklärung stellte er ein Gesetz gegen dieZügellosigkeit" der Presse, ein anderes znm Schutze der Arbeitswilligen und noch etliche betreffend die Reform der Verwaltung in Aussicht! Die Presse muß mundtot gemacht werden, denn die Regierung besitzt trotz ihrer Frei- gebigkeit keine Presse. Nun wird den oppositionellen Blättern, nicht nur unserem Parteiorgan, scharf zugesetzt. Am T�ge der Ernennung des Grafen TiSza wurde das Kolportagerecht des' verbreitetsten bürger­lichen Blattes fbiS 200 000 Exemplare)«Az Est' entzogen und am Tage der Vorstellung deS neuen Kabinett» wurden außer unserem Parteiorgan.RöpSzawa" auch noch zwei bürgerliche Blätter konfisziert. Die sozialdemokratische Partei bereitet sich auf schwere Kämpfe vor, denn es ist ganz bestimmt, daß die Regierung Tisza gegen die sozialdemokratische Presse und gegen die freien Gewerkschaften einen Feldzug plant, der ein Ringen auf Leben und Tod sein wird. Aber die Regierung TiSza gefährdet nicht nur die innere Tut- Wickelung Ungarns , sondern ist ein Herd der internatio» nalen Kriegsgefahr. Nicht nur in diesem Sinne, daß sie eine neue(kleine) Wehrresorm ankündigt, sondern auch nach dem sie die brutale Unterdrückung der Nationalitäten fortsetzen, in Kroatien die Suspendierung der Verfassung weiter befürworten und damit die Kriegsgefahr an der südlichen Grenze der Monarchie verlängern wird.__ Ein Knebelgesetz. Budapest , 13. Juni. Im Abgeordnetenhause brachte der Justizminister eine Gesetzvorlage ein, in welcher für Majestätsbeleidigungen und für An- griffe auf die monarchische Regierungsform schwerere Strafen als bisher gefordert werden. Die Strafe für Majestätsbeleidigungen soll auf drei Jahre Gefängnis, diejenige für Agitation gegen das Königtum auf fünf Jahre Gefängnis erhöht werden. Die Vorlage wird da- mit begründet, daß die anfangs unterschätzte Bewegung, die zwar auch heute noch geringfügig sei, einen besonders leiden- schaftlichen und rohen Charakter angenommen habe, wodurch eine nachdrückliche strafrechtliche Verfolgung erforderlich ge- worden sei. Der bisherige Vizepräsident des Abgeordnetenhauses Paul B e ö t h y wurde einstimmig zum Präsidenten gewählt. Die Opposition blieb der Sitzung fem. frankreieb. Beschleunigter Offiziercrsatz. Paris , 13. Juni. Die Kammer hat heute vormittag den Gesetzentwurf angenommen, nach welchem die im zweiten Jahrgang die Militärschule besuchenden Schüler schon mit dem 11). Juli 1918, die Schüler des jetzigen ersten Jahrganges schon mit dem 1. Januar 1914 nach Ablegung deS Schlußexamens zu Unterleutnants ernannt werden können, um dem Mangel an Leutnants und Unterleutnants, der augenblicklich 1400 beträgt, abzuhelfen. Die Beratung des Gesetzes über die dreijährige Dienstzeit. Paris , 12. Juni. In der heutigen Sitzung der Kammer bekämpfte General Pedoya die dreijährige Dienstzeit. Er führte auS. er halte den Bestand von 67 000 Mann in der französischen gegenüber 73 000 Mann in der deulschcn Kavallerie für ausreichend: denn sie könnten alle an der Ostgrenzc verwendet werden, während die deutsche Kavallerie sich auf die Olt- und West« grenze berteilen müsse. Die Besetzung Nancys durch deutsche Truppen nach Ausbruch eines Krieges brauche nicht notwendig bedenkliche Folgen zu haben.(Bewegung.) Er glaube nicht an die Möglichkeit eines plötzlichen Angriffs an dieser Stelle oder an einer anderen. Im übrigen würde der Kampf von langer Dauer sein, und die Re» servisten an der Grenze könnten in 2 Stunden feldmarschmäßig aus- gerüstet sein.(Lebhafte Zurufe in der Mitte.) Pedoya war weiter der Ansicht, man rege daS Land auf, mißbrauche die Leichtgläubigkeit des Volkes und seine Unkenntnis militärischer Dinge, indem man von einer plötzlichen deutschen Invasion von 400 000 oder gar 800 000 Mann spreche. Man könne höchstens annehmen, daß starke Rekognoszierungsabteilungen die französische Grenze überschreiten würden.(Andrö Leftzvre unterbrach der Redner mit dem Zuruf: Vorhut! Widerspruch auf der äußersten Linken.) Pedoya erklärte weiter, zu behaupien, man könne zunächst nicht auf das Bündnis mit Rußland rechnen, hieße den Zusammenbruch dieses Bündnisse» konstatieren. Andrö Lefövre erwiderte, er habe niemals an der Treue und Aufrichtigkeit der Verbündeten Frankreichs gezweifelt. Er könne nicht zugeben, daß man wegen der Unzulänglichkeit des russischen Eisenbahnnetzes von einem Bankrott des Bündnisses spreche. Die Annahme einer Verzögerung der russischen Mobilmachung sei über- dies vielleicht eine pessimistische Hypothese. Hypothesen müßten jedoch stets pessimistisch sein, wenn es die nationale Sicherheit und Ver« teidigung gelte.(Beifall im Zentrum und bei einem Teil der Linken. Henry Patö führte als Berichterstatter aus, niemand denke daran, zu den ungerechten, durch das Gesetz vom Jahre 1905 auf- gehobenen Privilegien zurückzukehren, jedoch müsse Frankreich , obwohl eS zu den friedfertigsten Staaten zähle, jeder Invasion siegreich Wider- stand leisten können. Wir wollen lieber die verlangten Opfer tragen, erklärte Patb, als der Vernichtung anheimfallen, die von der Ver- wirklichen des alldeutschen Traumes ausgeht.(Beifall im Zentrum.) Die Anhänger des Friedens um jeden Preis täuschen sich. Eine neue Katastrophe würde den Sturz des Regimes nach sich ziehen, welches das nationale Interesse nicht gewahrt hat, das allen andern vorangeht. Jolh stimmte den Rednern zu, dle gegen den geringen Nutzen, den man auS dem Gesetz von 1905 gezogen habe, protestiert hatten.- Er kritisierte namentlich die Inferiorität der Luftflotte. Kriegs- minister Etienne erklärte, daß 12 Luflkreuzer in Auftrag ge- geben worden seien. I o l y fuhr dann fort und sagte, Frankreich sei in Europa nicht isoliert, aber eS fei unerläßlich, daß es so handele. alS ob es isoliert fei. Rußland müsse mit Frankreich die Anstrengung teilen, die durch die Vermehrung der deutschen Streitkräfte gefordert wer de. Frankreich müsse von Rußland verlangen, daß es die im Jahre 1910 von der Grenze zurückgezogenen Armeekorps wieder dorthin bringe. Rußland könne nicht nur eine Vcrteidigungs- stellung einnehmen. Wenn die Deutschen einen Teil ihrer Heercsverstärkungen gegen Rußland richteten, so sei der Grund mindestens der, daß sie einen plötzlichen Angriff befürchteten. Der Redner wünschte die Verwirklichung des Traums Viktor Hugos von den Vereinigten Staaten Europa«. Die Kammer beschloß darauf, in der nächsten Woche weitere Sitzungen zur Beratung des Gesetzes über die dreijährige Dienstzeit abzuhalten. Dann wurde die Sitzung aufgehoben._ Interpellation über die Soldatendemonstratrove«. Paris , 13. Juni. Der Abgeordnete für Nancy , Driant, interpellierte über die Zwischenfälle, die sich anläßlich der An- kündigung des Gesetzes über dle dreijährige Dienstzeit ereignet haben und richtete eine Anfrage an die Regierung, welche Maßnahmen sie gegen die revolutionären Organe zu ergreifen gedenke. Driant machte darauf von den Informationen Mitteilung, die er über De« monstrationen erhalten habe, die sich möglicherweise am 24. September bei der Entlassung der Jahresklasse ereignen könnten.(Zurufe auf der äußersten Linken: Das ist eine Denunziation I Zurufe und Widerspruch auf vielen Bänkeiu) Driant sagte, die Parole würde sein, daß die Leute sich so stellen würden, als wenn ihre Dienstzeit beendet sei, und würden am 24. Segtcmber in Zivilkleidung zu ihren Familien zurück- kehren. DaS würde eine beiondere Art von Fahnenflucht sein.(Bewegung und Widerspruch auf der äußersten Linken.) Der Abgeordnete Claujsat(unifizierter Sozialist) prvte- stierte gegen die HauSsuchungen, die in ganz Frankreich bei angeb- lichen AntiMilitaristen vorgenommen worden feien und dagegen, daß man bei einer Anzahl von Soldaten die Tornister untersuchte. (Abgeordnete auf der äußersten Linken begleiten die Rede durch häufige empörte Zwischenrufe.) Der Abgeordnete Colly unter» brach den Redner und sagte, die Regierung komme auf die Maß- regeln des verfallenen römischen Kaiserreichs zurück. Claussat ver- las zum Schlüsse seiner Rede einen Brief, in welchem dem General Pau, der die Untersuchung der Touler Zwischenfälle geführt hatte, vorgeworfen wird, er habe ohne Erbarmen die Jugend der Regimentervernichtet. Ministerpräsident B a r t h o u wandte sich gegen die Worte deS Vorredners, die auf den General Pau abgezielt waren. Barthou sagte, eS sei das Recht deS Redners, die Regierung, selbst in leiden« schastlicher Weise, anzugreifen, aber es sei unmöglich, General Pau wegen der getroffenen Maßnahmen anzugreifen, für welche die Re- gieruna verantwortlich sei und die volle Verantwortung übernehme. (Lebhafter Beifall in der Mitte und auf der Rechten.) Vartho» fügte hinzu, General Pau habe die Untersuchung mit tadelloser Kaltblütigkeit, Mäßigung und Unparteilichkeit geführt.(Beifall.) C l a u f s a t sagte zum Schluß, alle diese Haussuchungen seien wertlos gewesen. Die Sitzung wurde sodann auf nächsten Freitag vertagt. Portugal . Wieder ein Bombenattentat. Paris , 13. Juni. Mehrere Blätter veröffentlichen folgende Depesche aus Lissabon : Als sich gestern nachmittag die amt- lichen Persönlichkeiten zu eintm vom Gemeinderat veranstalteten Festessen begaben, explodierte eine Bombe. Die Zahl der Opfer ist noch unbekannt, ebenso weiß man noch nicht, ob eS sich um einen von den Monarchisten angestifteten politischen Anschlag handelt. Marokko. Die Kämpfe der Spanier. Paris , 13. Juni. Nach einer Meldung aus Tanger fand gestern nachmittags auch in der Gegend von Arfila ein heftiger Kampf zwischen Spaniern und Marokkanern statt, dessen Ergebnis in de« Abendstunden noch nicht bekannt war. Zahlreiche Stämme hätten den Befehl erhalten, sich den Aufständischen anzuschließen. So seien selbst die Eingeborenen der Gebiete von Fhak und Tanger nach Elksar abgegangen. Madrid , 13. Juni. Nach Meldungen, die das Kriegsministerium au§ Marokko erhielt, wurde gestern die Kolonne des Generals Primo de Ribera, als sie sich verproviantieren wollte, in ihrer neubesetzten Stellung bei Laurient in der Nähe der Brücke von BuSfeja in einen heftigen Kampf verwickelt, dessen Ergebnis noch unbekannt ist. Der Seepräfekt von Cadix telegraphierte dem Marineminister, daß das Kanonenboot.Lauria " 63 Mann, darunter 13 Verwundete der Besatzung der.Concha" aufgenommen habe. Der Kommandant der.Concha" sei auf der Brücke gefallen. Die Marokkaner hätten neun Gefangene gemacht; drei Mattosen würden vermißt. Schwere Berluste der Franzose«. Rabat , 13. Juni. (Meldung der Agance HavaS.) Oberst Mangin, der am 6. Juni in der Richtung auf Ksima, wo sich die Truppe« Moha Saids befanden, aufgebrochen war, mußte mehrere Anhöhen im Sturme nehmen. Die Verluste auf französischer Seite sollen 45 Tote, darunter einen Offizier, und 109 Verwundete be- tragen. Die französische Artillerie richtete verheerende Verluste in den Reihen des Feindes an. Oberst Mangin ist am 11. Juni nach der KaSbah von Tadla zurückgekehrt. Letzte JVachricbten. Gegen die Politik des Grafen Tisza. Budapest , 13. Juni. Im Gemeinderat von Budapest bean- tragte der Führer der demokratischen Partei, Dr. Vazsonyi� ein Mißtrauensvotum gegen das Kabinett TiSza. Bürgermeister B a r c z y stellte hierauf einen Vermitte- lungsantrag» in dem die Hauptstadt den Wunsch ausdrückt, daß der leidenschaftliche Kampf der Parteien bald beendet sein möge und die normal? Wirksamkeit des Parlaments Wiederher- gestellt werde. Die Stadtvertretung fordert ferner die EntWicke- lung deS Staatswesens und die Erhaltung der öffentlichen Frei- heilen, widrigenfalls sie im Falle deren Verletzung die Regierung nicht unterstützen könne. Hierauf zog Vazsonyi seinen Antrag zu- rück, und der Antrag des Bürgermeisters wurde einstimmig an­genommen. Keine Kursänderung in der türkischen Regierung. Konstantinopel , 13. Juni. (W. T. B.) Die Ernennung des Prinzen Said Halim zum Großwesir zeigt, daß der bisherige Kurs der Regierung beibehalten werden soll: denn Prinz Said besaß wohl im Kabinett am meisten das Vertrauen Mahmud Schetmets, der sich besonders in Fragen der auswärtigen Politik'im weitesten Maße auf Said verließ. Prinz Said ist ein europäisch erzogener und europäisch denkender moderner Mann, der Enkel des berühm- ten Aegypters Mehmcd Ali, ein ergebener Anhänger des Komitees und bei verschiedenen diplomatischen Aktionen erprobt, wie bei den türkisch -italienischen Friedensverhand- lungen.