Die bereinigten Senate meinen nämlich, die Kabinettsordermüsse ausgelegt werden im Sinne der damaligen Zeit; die Privat«lehrer müßten also überwacht werden auch in religiöser undpolitischer Beziehung, und politisch Verdächtige könnten keinen Er-laubnisschein bekommen. Verdächtig war in jener Zeit FriedrichLudwig Jahn, der sich des Hochverrats schuldig gemacht hatte,„weil er die höchst gefährliche Lehre von der Einheit Deutschlandsaufgebracht hat". Demnach dürfte also doch ein Schulerlaubnis-schein auch allen denen, die auf dem Boden der heuligen deutschenVerfassung stehen, nicht erteilt werden. Zu solchen wunderbarenKonseguenzen führt diese Entscheidung!Zwei Parteiveteranen gestorben.Am Donnerstag wurde auf dem Friedhof der FreireligiösenGemeinde in der Pappelallee der 64 Jahre alle ZimmererKarl Dietze zu Grabe getragen. Der Verstorbene, derzuletzt im 4. Wahlkreise wohnte, war ein altes Parteimitgliedund hat unter dem Sozialistengesetz der Partei treffliche Dienste ge«leistet. Im Jahre 1878 schloß Dietze sich dM Partei au, zu einerZeit, wo unsere Genossen gehetzt und geächtet wurden. Mannhastund opferbereit hat Dietze die schwere Zeit des Schandgesetzes mitüberwinden helfen. Dietze hat besonders in Niederbarnim denschwierigen Kampf für Verbreitung unserer Ideen geführt, immer invordersten Reihen stehend. Er gehörte längere Zeit als VertreterNiederbarnims dem Zentralkomitee an und hat auf diesem schwierigenPosten sowie in allen Situationen, in die er kam, enist und ziel-bewußt für unsere Sache gestritten. Wenn später sein Alter es ihmweniger ermöglichte, in der bisherigen Weise tätig zu sein, so solldem treuen Parteiveteran der Dank der Partei nicht gemindert undseiner ehrend gedacht werden.Am 11. Juni ist nach achtjähriger Krankheit der Tapezierer«meister Heinrich Klotz im Alter von 65 Jahren gestorben. Klotz,der sich schon in früher Jugend unserer Partei anschloß, ließ cS sichEnde der 70 er und Anfang der 80 er Jahre besonders angelegensein, unsere in schamloser Weise verfolgten Genoffen in der uneigen-nützigsten Weise zu unterstützen und denen gastliche Aufnahme zugewähren, die, durch die Fuchtel des Sozialistengesetzes mitder Ausweisung bedacht, genötigt waren, heimlich nach Berlinzu kommen, um ihre privaten Berhältniffe zu ordnen, obwohl erselber darunter zu leiden hatte.Die Beerdigung dieses Veteranen findet heute nachmittag4'/, Uhr von der Leichenhalle des städtischen ZentralfriedhofeS inFriedrichsfelde aus statt.Ein Lnstmörder verhastet.In Berlin verhastet wurde gestern wegen eine? Lustmordes inSchlesien der 19 Jahre alte aus Bautze im Kreise Frankenstein ge«bürtige Bäcker und Konditor Max Weigel, der früher inBerlin in der Lehre war und im September vergangenen Jahresin einer Bäckerei in Wilmersdorf als Gehilfe arbeitete. Weigel istjener Unhold, der vor vier Wochen in Zadel in Schlesien, am16. v. M. die sechs Jahre alte Tochter Emilie des OberschwcizersSchneider vergewaltigte und dann erwürgte.Die JubiläumSauSschmückung, die vorzugsweise Unter den Lindenund am Pariser Platz weit vorgeschritten ist, hat durch den gesternniedergegangenen Guß arg gelitten. Die Fahnen und Girlandensind durchnäßt und hängen wie Scheuerlappen von den Gebäuden;die Blumen find vom Sturm zerzaust und die Pappmasten völligdurchgeweicht. Man wird wohl wieder von neuem anfangen müssen.Die Automobilisten huldigten gestern im Stadion dem Kaiserdurch Herrenfahren, Jagdspringen. Hindernissahren, Damenreitenund Freistockspringen. 500 mit Blumen geschmückte Kraftwagenführte der Kaiserliche Automobilklub vor. Die starken Regengüssemachten den Huldigern einen argen Strich durch die Rechnung.Vier Woche« tot in der Wohnung gehangen.Wir brachten gestern die Mitteilung, daß in einer Wohnungim Hause Metzer Str. 2b der ftricgsinvalide Theodor Ratzow, dervon seiner Frau getrennt lebte, tot aufgefunden wurde und daß fest«gestellt werden konnte, daß Ratzow schon seit vier Wochen tot seinmußte. Zu diesem auffälligen Vorgange wird uns berichtet: Ratzow,der gern trank, erhielt wöchentlich drei bis vier Mal von seiner inder Belforter Straße wohnenden Ehefrau warme? Esten zugesandt.Am 14. Mai ersuchte Ratzow eine Nachbarsfrau, seiner Frau mitzu«teilen, daß er sich sehr krank fühle. Als die Ehefrau am Mittagdas Esten bringen wollte, wurde die Wohnung nicht geöffnet.Am 17. Mai machte ein Hausbewohner dem Hauswirt Mit-teilung, daß R. seit drei Tagen sich nicht habe blicken lassen und daßer sich vielleicht ein Leid angetan haben könnte, da er Selbstmord»abficöten geäußert habe. Der Hauswirt wehrte ab. Am20. Mai wurde von einem Hausbewohner dem Polizeireviervon dem Verdacht Kenntnis gegeben. Auf dem Revier soll ge-antwortet worden sein, es sei Sache de« Hauswirts, sich um die An«gelegenheit zu kümmern. Auch ein in der Ramlerstraße wohnenderBekannter R.'S, der auch von den Selbstmordabfichten durch eine vonRatzow an ihn gerichtete Karte erfahren hatte, sei vom Polizeirevierebenfalls an den Hauswirt verwiesen worden. Der Wirt sei alleinPolizei, er müste die Wohnung öffnen. Aber es geschah nichts. Erst,als dieser Tage im Hause Reparaturen vorgenommen werden sollten,mußte die Wohnung geöffnet werden. Dabei wurde die an der Tür-klinke hängende Leiche des R. gefunden, die schon ganz in Verwesungübergegangen war.Wir wollen hier nicht feststellen, ob die Polizei oder den Hau»-wirt der größere Teil der Schuld trifft. Hätte es sich um ein Ver«brechen gehandelt und um keinen Selbstmord, so hätte die Polizeidurch ihr passives Verhalten doch unbedingt einen geradezu unver-zeihlichen, gar nicht gut zu machenden Fehler begangen.Gesangsprobe im Achlosthof.Unter vielen Schulkindern herrscht seit Wochen eine gewisseErregtheit. Nicht weniger denn 7606 Kinder sind aus den ver-schiedensten Schulen und Klassen� herausgesucht worden, um amMontag, den 16. Juni, im Schloßhofe vor dem Kaiser zu singen.Aus diesem Anlaß werden die zum Singen bestimmten Kinder fort-gesetzt mit Proben und Uebungen belastet, die nachgerade geeignetsind, den regelmäßigen Schulunterricht zu gefährden. Da« zeigtesich gestern früh in besonders krasser Weise. Die 7000 Kinder warenbestimmt, im Schloßhofe eine Generalprobe abzuhalten, Sie wurdendeswegen vom Unterricht dispensiert und mußten bereits um 7 Uhrmorgens in der Nähe des Schlosses in der Alexanderlaserne an-wesend sein. Um 9 Uhr war man endlich so weil, daß im Schloß-Hofe die Aufstellung der Kinder erfolgt war und die Vorträgevor fich gehen konnten. Der Oberbürgermeister suchte sestzustellen,ob der Kaiser von der Stelle au», von der er den Bortragen zu-hören will, auch alleS genau verstehen könnte, und nahm gesterndeshalb den„Standpunkt" des Kaisers ein.OhnmachtSanfälle find diesmal nur einige leichtere vorgekommen.Verloren und gefunden wurden am Sonntag, den 8. Juni, beimArbeitersportsest in Weißensee eine Reihe ton Gegenständen.Efl wird gebeten, die Gegenständ« beim Genoffen F. Keller,Grüner Weg 29, abzuholen oder abzugeben.Vorort- Nachrichten.Lichtenberg.Die letzte Stadtverordnetenversavimlung hatte zunächst von einemneuen Akt vcrkehrsfreinidlichcn Fiskatismus Kenntnis zn nehmen.Die Stupiverordnetenversammlung hatte beschlossen, die Eisenbahn-Verwaltung zu ersuchen, am Bahnhof Rummelsburg einen zweitenZugang zu schaffen. Die vom Magistral eingereichte Petitionm dieser Sache beantworicte die Eisenbahnverwaliung ablehnend.Sie erkenne ein Bedürfnis für den zweiten Zugang nicht an. Aber.man wolle gnädigst den ansgeiprochenen Wünschen entgegen-kommen. Nur eine Bedingung sei zu erfüllen: die Sladtverwalmngmüsse die erforderlichen Baulosten und auch die Betriebskosten über-nehmen.— Die Erfahrungen bei der Ueberführung an der Gürtel-slraße, die die Eisenbahn� auf Kosten der Stadt ausführte, haben denGeschmack an solchen Geschäften gründlich verdorben. Rummelsburgwird demnach keinen zweiten Zugang erhalten. Sodann lag eineAnfrage vor. die den Zweck hatte, den Magistrat zu einer Vorlagebetreffend eine Stiftung saus Anlaß der Jahrhundertfeier) zu ver-anlassen.� Gewünscht wurde dos Znrversügungstellen eines städtischenGrundstücks als Spielplatz. Oberbürgermeister Z i e t h c n erklärte,der Magistrat plane eine dcmcntiprechende Vorlage. GenosseGrauer führte aus, daß die Schaffung eines Spielplatzes ja schonbeschlossen worden sei, der Byzantinern bedürfe es gar nicht.Ttadiv. Schachtel beantragte, eine Vorlage betreffend den Ab-schluß von Verträgen niit FriedrichSselde in öffentlicher Sitzung zuverhandeln, damit die Bürgerschaft in der Rachbargemcindeerfahre, daß nicht Lichtenberg, sondern die Verwaltung vonFriedrichsselde die Erledigung der Angelegenheit erschwere und ihreine unnötige Schärfe gebe. Mit Rücksicht auf die Sache selbstwurde der Antrag nach Abgabe der Erklärungen zurückgezogen.—Gegen den Eintritt des Genossen Grauer in die Schuldeputation hatdie Regierung Einspruch erhoben; der Magistrat beantragte deshalb,eine Ersatzwahl vorzunehmen. Die Versammlung wünschte Kenntnisvon dem Schriftwechsel zu erlangen. Aus diesem Grunde erfolgteVertagung. Zu einer langen Erörterung kam es sodann in der Turn-hallcnfrage. Die Stadtverordnetenversammlung hatte beschloffen,allen Turnvereinen die �chulturnballen zur Verfügung zustellen. Der Magistrat hat es nicht für nötig gehalten,dem Beschlüsse zu entsprechen oder die Genehmigung derRegierung einzuholen. Bei der bekannten Stellung der Reglerunghabe er das für zwecklos gehalten. Auf Anfrage des GenossenJohn erklärte der Oberbürgermeister, das Stadtbauaml habebereits ein Projekt für eine städtische Turnhalle ausgearbeitet. DieGenossen Grauer, Eisenstädt, John und Elias griffen den Magistratwegen seines Verhaltens an. Er hätte die Pflicht gehabt, sich alsBeauftragter der Stadtverordnetenversammlung zu fühlen, nicht alsfteiwillig in Vorahnung funktionierendes Organ der Klassen-regierung. Die bürgerlichen Stadtverordneten Schumacher undSchachtel kennzeichneten das Verhalten der Regierung als unklugund parteiisch. Der letztere beantragte, als Antwort auf das ein-seitige Verhalten der Regierung für alle Vereine die Hallen zuschließen. Genosse Grauer erklärte, daß unsere Genossen eine solcheRachepolitik ablehnten. Stadtv. Schumacher forderte daraufhin denMagistrat auf, schleunigst für die Erbauung einer städtischen Turnhallezu sorgen, damit man auf diese Weise endlich aus den unerquicklichenVerhältniffen herauskomme. Er faßte die Zusage deS Oberbürgermeisters in diesem Sinne auf. Einen Widerspruch hörte man nicht.Man kann demnach darauf rechnen, daß die Parteilichkeit und Kurz-sichtigkeir der Regierung unseren Turnvereinen recht bald zu einerTurnhalle verHilst.— Sodann beschloß die Versammlung, demMagistrat eine Petition der„Verbündeten Frauenvereine",die auf Schaffung eines Wohnungsamtes hinzielt, zur Be-rücksichtigung zu überweisen.— Mit geringen Aenderungengelangte dann die Magistratsvorlage betreffend Reorganisationder Armen- und Walsenpflege zur Annahme. Der Antragunserer Genoffen, anstatt der vorgeschlagenen 25 Bezirke, deren 56einzurichten, wurde mit einer ganz geringen Majorität abgelehnt.Eine Vorlage, die die Einrichtung von neuen Lehrerstellen verlangt,gab dem Genossen John Gelegenheit, die hohe Frequenz besondersin den unteren Klassen zu beleuchten, er forderte, hier mehr Stelleneinzurichten. Die Majorirät ließ sich gern überzeugen, daßSparsamkeit das Empfehlenswerteste sei, sie bewilligte nurdie in der Vorlage geforderten Stellen, obwohl auch einLehrer einige Stellen mehr verlangte. Weil die Werks-deputation aus Anlaß der Projekte der Erbauung eines neuenGaswerks einige Informationsreisen unternommen hatte, inler-pellierten einige bürgerliche Herren unter Führung deS HerrnSchachtel. Sie verlangten Maßnahmen des Magistrats,„um denüberhandnehmenden Informationsreisen... vorzubeugen". DerMagistrat verteidigte die Informationsreisen als durchaus notwendigund zweckentsprechend. Die Aussprache vcranlaßte den bürgerlichenStadlverordnelen Schumacher zu erklären, daß er gegenüber solchenVersuchen, die Bewegungsfreihett der Deputationen einzuschnüren, dieVerantwortung für Beschlüsse von einschneidender Bedeutung ab-lehne. Zum' Protest gegen seine Freunde verließ er sodanndie Versammlung. Sachlich gab Genoste Tüwell dieselbe Erklärungab. Unsere Genossen hatten folgende Interpellation eingebracht:„Ist der Magistrat gewillt, der Entscheidung des Bezirksausschussesin Sachen der Aufstellung der Wählerlisten zur Stadtverordneten«Versammlung schon jetzt Rechnung zu tragen? Insbesondere, willder Magistrat bei Aufstellung der neuen Wählerliste entsprechend derbisherigen Rcchtsanschauung den Fiskus, die G. m. b. H. und dieGenossenschaften außer Betracht lassen?"— Befremdlicherweise er-klärte der Magistrah er sei nicht in der Lage, die<vom 36. Maidatierte) Interpellation zu beantworten. In der nächsten Sitzungwird er Rede stehen müssen.Reinickendorf.Aus der Gemeindevertretung. Der Vorsitzende, BeigeordneterR e i ch h e l m, gab zunächst Kenntnis von einem Schreiben derGroßen Berliner Straßenbahn. In diesem verlangt'sie für die Aus-sührung einer von ihr angeregten Straßenbabnverbindung durchdie Kopenhaaener Straße eine Entschädigung, falls die Gemeindedem Projekt der Verlängerung der Hoch- und Untergrundbahn„Neu-kölln— Gesundbrunnen" nach Reinickendorf ihre Zustimmung gebenwürde. Durch diese neue durch nichts gerechtfertigte Forderungwird die so notwendige Strahenbahnverbindung nach Romenthal unddie Verbindung der östlichen und westlichen OrtSteile Reinickendorfsaufs neue ernstlich in Frage gestellt. Die Feststellung der Gemeinde-kaffenrechnung war seinerzeit zurückgestellt worden, nachdem GenosseSchönberg diverse größere Abweichungen gegenüber dem Etats-Vorschlag bemängelt hatte. In einer neuen eingehenden Vorlagewerden jetzt die erforderlichen Ausklärungen gegeben. Aus Anlaßdes Regierungsjubiläums des Kaisers verlangte der Gemeindevor-stand vor kurzem die Bewilligung einer Summe von 366 M., welchedem Verband der größeren Landgemeinden Preußens zwecks einerVeteranenspende überwiesen werden sollten. Unsere Genossen hattendagegen, unter Ablehnung der Zusammenkoppelung mit irgendeinemhöfischen Feste, beantragt, daß der Gemeindevorstand der Gemeinde-Vertretung baldigst eine Borlage unterbreiten solle, die die Mittelfordere zur Sicherung eines sorgenfreien Lebensabends bedürftigerVeteranen Reinickendorfs. Der Gcmeindevorstand empfahl nun ineier Vorloge, den ortsangehörigen Veteranen, deren Einkommengeringer als 1566 M. ist. eine Spende von 56 M. zu bewilligen. DieGemeindevertretung stimmte dem zu. Das Statut der Sparkastesoll dahingehend geändert werden, daß die Sparkaste auch den Giro«und Scheckverkehr pflegen kann. Außerdem sollen vorübergehendzur freien Verfügung stehende Gelder in kurzfristigen prima Bank-wechseln angelegt werden dürfen. Einem Abkommen mit dem Eisen-bahnnstus"wegen Pachtung einer Fläche am Bahnhof Schönholzwurde zugestimmt. Hier soll die längst geforderte Bedürfnisanstalterrichtet werden. Die Pumpstation in der Klixstrahe soll durch Be-schaffuug einer neuen, den gesteigerten Anforderungen entsprechen-den Pumve erweitert werden. Die erforderliche Summe von26 066 M.' wurde bewilligt. Die seinerzeit noch nicht ausgebauteerste Gemeindeschule ist überst'illt. Die Schule soll deshalb voll aus-gebaut werden. Zu den vorhandenen 18 Klaffen sollen durch einenErweiterungsbau 12 neue errichtet werden. Die hierzu erforderelichen 115 600 M. sollen durch„Pump" beschafft werden. In derDiskussion wendete sich Herr Busch gegen den Ausbau; er wurdeaber gegen seine Stimme beschlossen. Ein Teil des im Besitze derGemeinde befindlichen Grundbesitzes ist„baureif" geworden, alsosieht es bei unseren Bürgerlichen fest— jetzt wird er verkloppt.Der augenblicklich schlechten Konjunktur auf dem Grundstücksmarktverdanken wir, daß wir noch besitzen, was„von den Vätern wirererbt". Ein Bebauungsplan ist seit mehreren Jahren fertig, ganzSchema— Kitsch. Der Verbandsausschuß Groß-Berlin hat dannauch das Produkt des bis zum Erbrechen angewandten Lineals be-anstandet und sich sogar erkühnt von dem zirka 46 Hektar großenTerrain ein Zehntel, also etwa 4 Hektar als„Grünflächen" zufordern. Groß Halloh!— Ablehnung! Aber nun kommen sogar dieversierten Tiger des Grundstückshandels und erklären das Reißbrett-schema für unverkäuflich. Das Gelände ist sehr unvorteilhaft aufge-teilt; es ist nichts dabei zu verdienen. Das zieht auch bei uns.Also eine Abänderung des Bebauungsplanes. Das Gemeindebau-amt zieht noch einige neue Linealstriche auf den alten Plan. Jetztsieht jeder Laie— der Plan ist rettungslos dahin. Nur schleunigeFlucht in die Oefsentlichkeit kann retten. Und endlich der erstevernünftige Gedanke. Ein Wettbewerb! Und der Gedanke siegtauch in unserer Gemeindevertretung. 6666 M. sollen für die Preiseausgelobt werden. Zu Schiedsrichtern sollen außer drei Mitgliedernder Gemeindeverwaltung der Gemeindebauinspcktor und drei devbekanntesten Städtebauer(Gögge, Möhring und Jansen) gebetenwerden.Ter Jahresbericht deS Gewerbe- und KaufmanoSgerichtS für ISISist endlich erschienen. Derselbe zeigt, daß die Geschäftstätigkeit desGewerbe- und Kaufmannsgerichts gegen das vorhergehende Jahreine geringere gewesen ist. Namenilich ist eS das Baufach, ein-schließlich der baugewerblichen Handwerksbetriebe, das eine ganzbedeutende Verminderung von Streitfällen auszuweisen hat, waSjedenfalls auf die geringere Bautätigkeit zurückzuführen ist. ImBerichtsjahre sind an gewerblichen Streitigkeiten anhängig gemachtworden 158 Streitsachen. 26 unerledigte Fälle wurden aus dem Vor-jähre übernommen, so daß im ganzen 173 gegen 222 Streitfälle im Vor«jähre zu erledigen waren. In 22 Fällen erhoben mehrere Klägerdurch gemeinschaftlichen Antrag Klage. Die Zahl der Kläger überhauptbetrug 196 gegen 275 im Vorjahre. In 172 Fällen rraten Arbeiterals Kläger gegen Arbeitgeber auf, in einem Falle Arbeilgeber gegenArbeitnehmer und in fünf Fällen klagten Arbeiter desselben Arbeil-gebers untereinander. Von den 178 Streitsachen entfielen auf dasBaugewerbe 43(71), Fabrikbetriebe 53(72), Fuhrwerksbetriebe 21(14), Handwerksbetriebe 27(35) und auf sonstige Betriebe(Eis-Händler, Restaurateure usw.) 29(36) Fälle. Auf Antritt, Auslösungdes Arbeitsverhältnisses, Zeugnis. Lohnbuch usw. entfielen 8(10)Fälle, aus Leistungen aus dem Arbeitsverhältnis 133(176) Fälle,Rückgabe von Zeugnissen, Urkunden, Gerätschaften, Kautionen usw.12(18) Fälle. Ansprüche auf Schadenersatz oder auf Zahlung vonVertragsstrafen waren 61(56) Fälle zuverzeichnen. DerWerr deS Streitgegenstandes betrug in 69 Fällen bis zu 26 M.,in 36 Fällen bis zu 50 M.,in 35 Fällen bis 100 M. und in 22 Fällen über 100 M. Das niedrigsteKlageobjekt betrug 1 M.. das höchste 390 M. Von den Streitsachenwurden 39 Fälle durch Zurücknahme der Klage oder Nichterscheinender-Parteien erledigt. Im Bergleichswege 54 Fälle, durch Per«säumnisurteil 35 Fälle, während 31 Fälle mit einem Endurteil ab«geschlossen und 18 Fälle unerledigt in das neue Jahr übernommenwurden. Die Prozeßdauer betrug in 29 Streitsachen bis zu einerWoche, in weiteren 29 Fällen bis zu zwei Wochen, in 39 Fällen biszu einem Monat, in 52 Fällen bis zu drei Monaten und in 11 Fällendauerte dieselbe länger als drei Monate. Zur Erledigung der an«hängig gemachten Prozesse waren 251 Termine noiwendig, die an33 Gerichtstagen abgehalten wurden, hiervon wurde an 22 Tagenohne und 11 Tage mit Beisitzern verhandelt. Als Einigungs-amt und auch für Gutachten brauchte das Gericht nicht an«gerufen zu werden. Die aufgewendeten Kosten seitens derGemeinde für das Gewerbegericht beliefen sich auf 466,13 M. DasKaufmannSgericht batte 25 Streitsachen gegen 30 im Vor-jähre zu erledigen. In allen Fällen traten Handlungsgehilfen alsKläger gegen Prinzipale auf. Hier betrug das niedrigste Klage«objekt 54,65 M., während das höchste sich auf 1027,65 belief. DurchVergleich wurden 11 Fälle erledigt. Endurleile wurden 4 aus«gesprochen, während die übrigen durch Zurücknahme der Klage, Nicht«erscheinen zum Termin und Versäumnisurteil erledigt wurden. DieProzeßdauer betrug auch hier in drei Fällen über drei Monate. Dieaufgewendeten Kosten seitens der Gemeinde für da? Kaufmanns-gencht beliefen sich auf 44 M.Pankow.DaS hiesige Gewerbegericht hatte sich im Berichtsjahre 1912 mit278 Klageiachen zu befassen, wozu 88 Beschlutz- und 14 Spruchsitzungen erforderlich waren. Von den Streitigkeiten richteten sich2 gegen Arbeitnehmer und 276 gegen Arbeitgeber. Hiervon entfielenauf das Baugewerbe(einschließlich der baugewerblichen Handwerks-betriebe) 99, auf Fabrikbetriebe aller Art 55, auf Brauereibetriebe 6,auf RestaurationSbetricbe 20. auf Fuhrwerksbetriebe 14, auf Hand-Werksbetriebe 43 und auf sonstige Betriebsarten 43 Sacken. Es wurdenerledigt: durch Bergleich 70, durch Zurücknahme der Klage 55, durchVerzicht 14, durch Anerkenntnis 1, durch BersäumniSurteil gegenKläger 7, gegen Beklagte 44, durch andere Endurteile 63. durchNichterscheinen der Parteien 5 Streitigkeilen. 19 Klagen gingen un«erledigt in das Jahr 1913 über. Von den 63 durch Endurteil er«ledigten Fällen wurde 14mal nach dem Klageantrag, 14mal aufteilweise Verurteilung und 35mal auf Abweisung der Klage erkannt.Berufung wurde in 4 Fällen eingelegt. Hiervon wurde in einemFalle daS Urteil des GewerbegerichtS bestätigt, in einem Falle ab«geändert und in einem Falle aufgehoben. Der vierte Fall fand imBerichtsjahre noch keine Erledigung. Von den aus dem Vorjahre(1911) in das Berichtsjahr übernommenen 2l Streitsachen wurdenerledigt: durch Vergleich 6, durch Klagezurücknahme 1, durch Verzicht2, durch Versäumnisurteil 7, durch Verurteilung nach dem Klage-antrage 1, durck teilweise Verurteilung 1 und durch Abweisung derKlage 3. Als EinigungSamt gemäߧ 34 de« Ortsstaluts ist daSGewerbegericht nicht in Aktion getreten. Ebenso sind Gutachten undAnträge gemäß ß 48 des OrtSstatutS und§ 75 deS Gewerbegericht»-gesetzeS im Berichtsjahre nicht abgegeben worden. Bemerkt magnoch werden, daß auf Antrag der Arbeitnehmerbeisitzer von der Ge«memdevertretung die Erhöhung der Zahl der Beisitzer jeder Kategori«von bisher 9 auf 12 beschlossen wurde. Die ErgänzungS-, Ersatz«und Neuwahl findet in diesem Jahre statt.Oranienburg.«us der Stadtverordnetcnsitzung. In der Versammlung vom21. Mai cr. wurde w geheimer Sitzung einem Plane zugestimmt.wonach voraussichtlich noch im kommenden Winter auch unser Ortmit Leucht-, Koch- und Heizgas versorgt werden soll. ES mu�5die Gründung einer»Gaswerkvereinigung Niederbarnimvorgenommen. Die letzte Sitzung des Niederbarnimer Kreistageshat sich ebenfalls mit der Sache beschäftigt und die Gründung gut-geheißen. Wir haben über die Angelegenheit in der Freitag-nummer eingehend berichtet. Der Beichluß der Stadtverordneten.Versammlung vom 21. Mai cr. macht für daS ZustandekommendeS Unternehmens aber insofern Schwierigkeiten, als er die Beilegung des Sitzes der Gesellschaft nach hier zur bestimmten Vod»aussetzung macht. Im Interesse des baldigen Zustandekommensdes Unternehmens ist der Beschluß dahin abzuändern, daß d«Sitz der Gesellschaft nicht von vornherein Oranienburg rst. aberder Wunsch zum Ausdruck kommt, bei der nächsten sich metendenGelegenheit den Sitz von Berlin nach Oranienburg zu verlegen.Der Landrat des Kreises vertritt die Ansicht, daß der Sitz des Gas«wertes unser Ort sein müsse, daß diese Forderung aber aus peak.tischest Gründen jetzt nicht zur Bedingung gemacht werden dürfe.da eine Verweigerung eine unübersehbare Hmauischiebung derganzen Angelegenheit zur Folge habe. Der Bürgermeister v. Loebellversicherte, daß. wenn er nickt dc« volle Eewißhett Hab«, dah Ora.Nienburg in jeder Weise Rechnung getragen werbe,«r diese vor«läge gar nicht unterbreitet hätte. Hierauf gelangte der Magistrat»«