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Aus der sozialdemokratische» Reichstagsfraktiou. Die Fraktion bestimmte in ihrer Sitzung vom Mittwoch zum Redner für die dritte Lesung der Militärvorlage den Genossen Scheidemann.   Die Fraktion war einsümmig der Meinung, daß unsere Vertreter in der Budgetkoinmission bei der zweiten Lesung der Verstärkung des Kriegsschatzes gegen diese Vorlage zu stimmen haben. Oesfentlich bekanntgegebener Militärboykott. In K e m b e r g(Kreis Wittenberg  ) hat die Polizei ein neues Mittel zur Schädigung der Wirte gefunden, die sozialdemokratische Bersammluugen bei sich dulden. Während bisher MilitärbohkottS der Oeffentlichkeit gegenüber geheim behandelt und nur den Interessierten bekanntgegeben wurden, erlietz die Kemberger Polizei im dortigen.Generalanzeiger' folgendes Inserat: Bekanntmachung I Das königl. Generalkommando deS IV. Armeekorps hat unterm 31. Mai d. IS. über das Gasthaus.Zur preußischen Krone' hier- selbst daS dauernde Milttärverbot verhängt. Die Polizeiverwaltung. Dr. Schiffer. DaKemberg keineGarnison hat, kannder Zweck der Veröffentlichung nur sein, die Beamten, Angestellten und sonstigen abhängigen Personen des Städtchens zu beeinflussen. Das gilt natürlich nicht als Terra- riZmuS. In Kemberg   wurde den Gewerkschaften kürzlich auch ein Umzug verboten, weil durch ihn die.die verbrecherischen Be- strebungen der Sozialdemokratie gefördert' würden. Der Strafrechtsausschuh. Der mit der Ausarbeitung eines Vorentwurfs zum Strafgesetz- buch betraute Ausschuß wird vom 16. Juli bis 16. August eine Ferienpause machen. Der Ausschuß hoffr mit seinen Arbeiten im Sväthcrbst fertig sein zu könne». Dann wird der Entwurf zunächst den Bundesregierungen zur Stellungnahme zugehen. Der Ein- führungSgesetzentwurf wird erst dann aufgestellt, wenn der neue Strafgesetzentwurf in seinen Grundzügen feststeht. Die Situation auf dem ßalhan. Bulgariens   Stellung zur Demobilisierung. Sofia  , 17. Juni.  (Meldung der Agence Bulgare.) Die b u l- garischc Antwort auf die serbische Note bezüg- lich der Demobilisierung hebt u. a. hervor, daß die Konzentrierung bulgarischer Truppen an der serbischen Grenze keineswegs den Charakter und die Tragweite habe, welche Serbien  ihr beimesse. Die militärischen Maßnahmen der Bulgaren   seien nur die Folge der militärischen Maßnahmen der Serben. Die von der serbischen Negierung ausgedrückte Befürchtung, daß die bulgarische Regierung in der gegenwärtigen Krise sich etwa nicht von dem Gefühle der Solidarität zwischen den Verbündeten leiten lasse und nicht alle friedlichen Mittel zur Lösung der Streitfragen erschöpfen wolle, sei also nicht begründet. Was die serbische Forde- rung anlangt, die Konzentricrung der bulgarischen Truppen sofort einzustellen und gleichzeitig die Effektivstände auf ein Viertel zu reduzieren, hebt die bulgarische Regierung hervor, daß sie schon am 13.(26.) April der russischen Regierung vorgeschlagen habe, ihre SchiedSrichtcrrollc aufzunehmen, daß aber dieser Vorschlag in Serbien   kein sympathisches Echo gefunden habe. NichtSdesto- weniger nahm die bulgarische Regierung, stets von dem Gefühle und den Ideen der Brüderlichkeit und Freundschetft beseelt, die dem Vertrage zugrunde liegen, jetzt noch die gleichzeitige Redu- zierung der gegenwärtigen Esfektivstände auf ein Viertel an, indem sie unter dem Titel eines serbisch  -bulgarischen Kondominiums in jenen mazedonischen Gebieten, welch« auf Grund deS Artikels 2 de» geheimen Zusatzabkommens zum Bündnisvertrage die strittige Zone bilden, aus bulgarischen und serbischen Truppen in gleicher Zahl gebildete Okkupationskarps läßt, die dort bleiben sollen, bis die schiedsrichterliche Entscheidung gefällt ist. Da aber die gleich. zeitige Demobilisierung unter gegenseitiger Kontrolle eine relativ lange Zeit in Anspruch nehmen könnte, und da die Anrufung des vorgesehenen Schiedsspruches wirksamer gemacht würde durch den Willen, die Liquidierung friedlich zu beendigen, schlägt die bul- garische Regierung der serbischen Regierung vor, daß in den ersten Tagen, die der Ueberreichung dieser Antwort folgen werden, die beiden Verbündeten durch Vermittelung der russischen Regierung erklären, daß sie den Kaiser von Rußland   bitten, sein Recht als Schiedsrichter auszuüben auf Grund des Bündnisvertrages und der Zusatzabkommen, sowie der Memoranden, welche die beiden Parteien binnen einer Woche überreichen werden. Bulgarien   macht Schwierigkeiten. �Wien  , 18. Juni. Wie dieNeue Freie Presse" aus Sofia  meldet, hat die Regierung beschlossen, niemanden nach Peters- bslrg zu entsenden, sondern noch fünf Tage zu warten, ob Serbren bis dahin die bulgarische Forderung nach Einsetzung eines Schiedsgerichts auf der Grundlage des serbisch-bulgari- schen Vertrages erfüllen wird. Scharfe Sprache Bulgariens   gegen Griechenland  . Sofia  , 18. Juni.  (Meldung derAgence Bulgare".) Die Regierung beauftragte ihren Vertreter in Athen  , bei der grie- chnchen Regierung neuerlich in der energischsten Form gegen die fortgesetzten Verhaftungen von B u l g a r e n in den von griechischen Truppen besetzten mazedonischen Ge> bieten wwle dagegen zu protestieren, daß die Gefängnisse von Saloniki   mit Bulgaren   überfüllt seien, und daß viele Bul  - garen nach Griechenland   gebracht würden. fraukreicd. Der sozialistische k�ampf gegen die dreijährige Dienstzeit. Paris  , 18. Juni. Kammer. Jaurds setzte heute seine gestrige Rede fort. Er erklärte. Deutschland   denke nicht nur an einen plötzlichen Angriff, indem es die beiden jüngsten Reserveklasfen den aktiven Beständen eingliedere, sondern es denke an einen Massenangrisf. Die deutschen   Strategen hätten für die erste große Schlacht 1 300 000 Mann vorgesehen. Bei allen Manövern fänden in Deutschland   Massenübungen von Reservisten statt. Tie deutsche Militärvorlage ziele darauf hin 60 000 Mann jährlich mehr auszubilden, um in kurzer Zeit über 500 000 Mann mehr verfügen zu können. Metho- disch würde die Offensive mit bedeutenden Truppenmaffeu vor- bereitet. Diese Gefahr verkennen, hieße die Nation über Ge- fahren hinwegtäuschen. Wenn Frankreich   nicht überflutet werden wolle, müsse es, um gegen eine Invasion Widerstand feisten zu können, sich darauf vorbereiten, von der ersten Stunde an die Gesamtheit der organisierten Streitkräfte in Linie zu bringen. Es sei geboten, die Grenze mit den Truppen aus dem Osten und Norden zu decken, um eine vollständige Konzentrierung abzuwarten und uin nicht zerstreute Arnieen »n den Rachen des Wolfs zu jagen, wie es Napoleon III.  getan habe. I a u c d s fuhr fort, es sei eine Legende, daß er- die «vuzentrierung aller Streitkräfte in dem strategischen Dreieck Moret, Fontainebleau  , Monterau predige, wobei der Rest des Gebietes im Stiche gelassen würde. Jaurds lobte von neuem die Reserven und erklärte, für die Unabhängigkeit des Landes werde man alle Bürger auffordern, sich zu stellen. Der Redner machte der Regierung den Vorwurf, sie opfere dem Erfolge des Gesetzes über die dreijährige Dienstzeit den wahren Schutz des Vaterlandes, der in der Verstärkung der Festungen bestände. Man werfe ihm vor, er sei für eine Kon. zentrierung nach rückwärts, indem man z. B. Reservisten aus den Grenzgebieten nach Epernah zur Einkleidung schicke. (Lebhafter Beifall.) Bei der Kritik über die Art und Weise. wie der Minister und Reinach das Minimum des Effektiv- bestandes berechneten, sagte Jaur�s, dieser Effektivbestand sei kein philosophisches System, sondern ein politisches Hilss- mittel.(Beifall auf der äußersten Linken und einem Teil der Linken.) Jaurds fuhr fort: Der Minister sei mit patrioftscher Hast vorgegangen, durch die eine Prüfung der Zahlen un- möglich gemacht wurde. Er erblicke eine der Gefahren des Gesetzesvorschlags darin, daß auf dieses Gefetz alle Macht. Aufmerksamkeit und Opferfähigkeit der Nation abgelenkt werden.(Der frühere Kriegsminister Messimy spendete bei diesen gegen das Gesetz gerichteten Worten Beifall.) Jaurds erklärte, sein Ziel sei, stufenweise das Berufsheer zu ver- ringern und dafür die Kraft des Nationalheeres zu stärken. Er werde mit den Republikanern leidenschaftlich das Gesetz über die zweijährige Dienstzeit verteidigen und werde ver- suchen, der Militärreaktion, die unfähg sei, das Vaterland zu beschützen, eine Niederlage beizubringen, durch die jegliche Rückkehr zur Offensive verhindert werden würde. Jaurds schloß: Je schwächer Ihre innersten Gründe sind, um so schwärzer müssen Sie vor dem Lande malen, um das Gesetz zur Annahme zu bringen, und um so mehr müssen Sie un- kluge Worte reden. Wir haben die Ueberzeuguna. daß wir der nationalen Verteidigung und dem Weltfrieden dienen, an dessen Erhaltung die Republik mithelftn muß.(Lebhafter Beifall auf der äußersten Linken und einem Teil der Linken.) Die Diskussion wird morgen nachmittag fortgesetzit werden. Wie sich die Militaristen räche». Nancy  , 18. Juni. Das Kriegsgericht verurteilte von fünf Soldaten, die sich am 18. Mai geweigert hatten, in der Patrouille mitzumarschieren, welche die Meuterer auf dem Uebungsfelde von von Dammartin-leS-Toul verhaften sollte, zntei zu einem Jahr und drei zu zwei Jahren Gefängnis. Keiner von ihnen ist Mitglied des Arbeitsverbandes. Die Angeklagten er- klärten, sie feien ermüdet gewesen, da sie schon einen Marsch hinter sich hatten, und hätten nicht die Bedeutung ihrer Weigerung erkannt. Alle versicherten, nicht gehört zu haben, daß der Hauptmann an sie eine besondere Aufforderung zum Gehorsam gerietet habe. Die Anklage wies besonders auf die Rolle deS Arbeitsverbandes hin und auf das Komplott, daS beabsichtigt habe, besonders die Truppen im Osten zu desorganisieren. Das den fünf Angeklagten zum Vorwurf gemachte Vergehen besteht genau genommen darin, daß sie sich ge- weigert hätten, das Bajonett aufzupflanzen. Italien  . Zum Mailänder   Generalstreik. Rom  , 16. Juni.  (Eig. Ber.) Auf ein« schwere Provokation hat daS Mailänder   Proletariat mit einem ernsten und folgen- schweren Entschluß geantwortet. Ein Gericht hat e» gewagt, 18 streikende Metallarbeiter, die während der Streikbewegung der vorigen Woche von der Polizei wahllos aufgegriffen worden waren, zu schweren Freiheitsstrafen zu verurteilen. Mehr als 17 Jahre Gefängnis sind über die 13 verhängt worden, gegen die als einzige Belastungszeugen Polizisten auftraten. Und unter den Verurteilten befand sich neben mehreren halbwüchsigen Burschen auch ein gereifter und ruhiger Mann, dem niemand eine Gewalttat zutrauen konnte, der Sekretär der Mailänder   Metallarbeitersektion, den man auf eine Polizistenaussage hin zu 1) Jahren G e- fängnis verurteilt hat. Zunächst hat die syndikalistische Unione sindacala den Protest- streik proklamiert, dem dann in einer Sitzung, der der Parteisekretär Lazzari beiwohnte, auch die lokale Arbeiterkammer beitrat. Ende deS Generalstreiks. Rom  , 18. Juni.<P ri v atte l e g r a m m deSL o rw ärt S".) Heute wurde daS Ende deS Mailänder Generalstreiks be- schloffen, nachdem die Behörden alle wähprnd deS Streiks Verhafteten freigelassen nnd versprochen hat, daß die Apellationsvrrhandlung im Prozeß Baschi innerhalb«ineS MonatS stattfinden soll. Der Zweck deS Streiks ist somit erreicht. Die Arbeitsaufnahme erfolgte ohne Zwischenfälle. Anmerkung der Redaktion: DaS gestern an dieser Stelle mitgeteilte Privattelegramm über den Mailänder   Generalstreik ist uns unterm 17. Juni zugegangen, ist aber am 16. Juni auf- gegeben und von der Zensur zurückgehalten worden. Spanien  . Unruhe» in Barcelona  . Paris  , 18. Juni. Ueber den Grenzort Cerböre(OstpyrenSen) wird gemeldet: in Barcelona   fanden in der Nackt Zusammen- rottungen auf der Rambla statt. Die Menge stieß Rufe auS wie: Nieder der Marokkokrieg! Hoch die Republik  ! Die Polizei hieb mit der flachen Klinge eln; einige Personen sind verletzt und mehrere verhaftet worden. DoUand. Die Parlamentswahlen. Amsterdam  , 18. Juni.  (P r i v a t t e le g r a in m des V o r w ä r t s".) Die Stimmenzahl der Sozialdemokratie ist von 82 000 auf 143 000 gestiegen. T r o e l st r a ist wiederge- wählt. Die Sozialdemokratie steht noch in 21 Stichwahlen. Bisher sind gewählt 41 Klerikale, 11 Liberale, 1 Sozialdemo- krat. Es haben im ganzen 47 Stichwahlen stattzufinden. Die Wiederkehr einer klerikalen Mehrheit dürfte nach dem Stande der Stichwahlen ausgeschloffen sein. LKlua. Ei« rnsfisch.chinesischer Zwischenfall. Hankau. 18. Juni.  (Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur.) In einer Straße vor der russischen Nieder« k a s s u n g starb plötzlich ein Chinese. Eine große Menschenmenge sammelte sich an und begann, da man den Verdacht hatte, der Chinese sei von Russen getötet worden, die Niederlassung anzu- greifen. Zum Schutze der Niederlassung sind Torpedoboote an- bekommen, eine Jägerabteilung und eine Kompagnie nordchinesischer Truppen ist konsigniert. Eue der parteu Aus den Organisationen. Eine Konferenz der Arbeiter-Bildungsausschnsse des AgitationSiezirks Niederrhein. wurde am Sonntag in Düsseldorf   abgehalten. Vertreten waren sämtlich« 14 Wahlkreise durch 38 Delegierte aus 31 Orten. Seit Bestehen der Bczirksorganisation, die vor bald zwei Jahren vom Bezirksparteitag in Elberfeld   löll beschlossen wurde, hat sich die Zahl der örtlichen Bildungsausschüssc verdreifacht. Die Bezirks­organisation hat eS ermöglicht, daß die Kurse unserer Wander- rcdner systematisch organisiert werden konnten. Ein Vortrag der Genossin Klara Zetkin  -Stuttgart   zum 30. Todestage von Karl Marx  , der das LÄen und die Werke des Begründers des wissen- schaftlichen Sozialismus behandelte, wird in den nächsten Tagen im Verlag« unseres Elberfeldcr Parteigeschäfts als Broschüre er- scheinen. Dieser Vortrag wurde an fünf Orten des Bezirks ge- halten. Unter den zahlreichen sonstigen wissenschaftlichen Veran- staltungcn seien auch die Vorträge deS schwedischen Polarforschers Prof. Dr. Otto v. Nordenskjöld   von der Universität Gothenburg  über seine Südpolforschungen erwähnt. Sehr groß ist auch die Zahl der vom Bezirksausschuß vermittelten künstlerischen Veran- staltungen. Erwähnt sei nur, daß an vier Orten des Bezirks die Aufführung von Emil Rosenows BergarbeitertragödieDie im Schatten leben' durchgesetzt wurde. An einer Tournee des be- kannten Vortragskünstlers Robert Koppel   und dessen Frau Mar- aarethe Koppel-Pechy unter Begleitung des Komponisten James Rothstein waren 20 BildungSauSschüffe deS Bezirks beteiligt. Auch sonst war der Bezirksausschuß erfolgreich bemüht, das geistige und künstlerisch« Leben im Industriegebiet zu fördern. Die Diskussion gab ein« Fülle neuer Anregungen für die Zukunft. Der sozialdemokratische Verein für Torgau  - Liebenwerda hielt am Sonntag seinen Kreistag, an dem 62 Delegierte teilnahmen, ab. Obwohl im Berichtsjahr neben 190 Mitgliederversammlungen 29 öffentliche Volksversammlungen statt-' fanden und neben 78 000 Flugblättern 16 200 Volkskalender ver- breitet worden sind, ist kein Mitgliederzuwachs eingetreten. Die Mitgliederzahl betrug am 1. April 1774, die Zahl der Leser des Halleschen Volksblattes" 1939, die derLeipziger Volkszeitung" 160. Die gewerkschaftlich Organisierten haben sich im Kreise von 3486 auf 3717, also um 228, vermehrt. Fortschritte machte auch die Jugendbewegung: von den bestehenden 21 fast ausschließlich länd- lichen Distrikten haben bereits 12 Jugendausschüsse, von denen einige so gut gearbeitet haben, daß in ihrem Dorfe kaum noch ein Jugendlicher übrig ist, der nicht dieArbeiter-Jugend' abonniert hat und Anteil an der Bewegung nimmt. In den Gemeindever- tretungen dringt unsere Partei erfolgreich vor. In drei Städtchen und 27 Landgemeinden zählen wir 71 Arbeitervertreter gegen 63 im Vorjahre. In der Diskussion wurde von den Distriktsleitern, genau so wie auf dem Kreistag des Nachbarkreises Wittenberg- Schweinitz bitter darüber geklagt, daß die zahlreichen Bauhand- werker aller Art, die die Woche über in den Großstädten Berlin  , Dresden   und Leipzig   arbeiten, der Parteibewegung ihrer Wohnorte nur noch wenig Juteresse entgegenbringen, während sie bis vor einigen Jahren noch als die einzig treibenden Kräfte sehr erfolg- reich gewirkt haben. Der Kreistag beschloß mit 31 Hegen 21 Stirn» men, statt des 30 Pf. MonatS  -, jetzt den 10 Pf.-Wochenbeitrag ein- zuführen, was noch vor einem halben Jahre in einer Urabstimmung mit V, Mehrheit abgelehnt worden war. Zum Parteitag wurde der Reichstagskandidat Menzel- Bitterfelo delegiert. Da die Anstellung eines Parteisekretärs, an die man im Vorjahre schon dachte, infolge des ausgebliebenen Aufschwunges nicht zur DiS- kussion gestellt werden konnte, wurde dem wiedergewählten Vor- sitzenden Genossen Naumann- Mühlberg eine erhöhte Entschädi- gnng zugesprochen, um ihn noch mehr als bisher für die AgitationS- arbeit fteizustellen. Der sozialdemokratische Verein für den Wahlkreis Fürstentum Lippe tagte am Sonntag in Detmold  . Berichtet wurde, daß die Zahl der Mitglieder im abge- laufenen Geschäftsjahre sich von 1044 auf 1176 gehoben hat. Da- runter befinden sich 87 weibliche Mitglieder. Die Zahl der OrtS- gruppen beträgt jetzt 30. In 16 Gemeinden wirken 39 unserer Vertreter. Der bisherige Vorstand wurde wiedergewählt und den Vorschlägen des Vorstandes über die Aenderung deS Statuts zugestimmt. Den Bericht über die Landtagstätigkeit der Fraktion erstattete Genosse Schmuck. Von der Wahl eines Delegierten zum Parteitage in Jena   wurde Abstand genommen, weil eine be- vorstehende Ersatzwahl zum lippeschen Landtage die finanziellen Mittel der Organisation in Anspruch nimmt. In der Kreiskonferenz des Kreises Remscheid-Lennep- Mettmann wurde nach einem Referat des Genossen Reichs- tagsabgeordneten D i t t m a n n überdie preußischen Landtags- wählen und die deutsche   Politik" folgende Resolution einstimmig angenommen: Die Kreiskonferenz des Kreise? Lennep-Remscheid-Mett» mann erkennt an, daß die bisherigen Mittel zur Erringung eine? Wahlrechts für Preußen erschöpft sind. Sie stellt deshalb den Antrag, auf die Tagesordnung des Deutschen   Parteitages zu setzen: Der Landtagswahlkampf in Preußen, und welche Mittel sind in Anwendung zu bringen, um ein /Wahlrecht zu erringen, das dem Volkswillen und den demokratischen Grundsätzen entspricht?' pollrelUches, Gmctmicbes uftv. DaS Versammlungsrecht in Kleinstaaten. Am 27. April sollte in Schötmar  (Lippe  ) unter freiem Himmel eine Volksversammlung stattfinden, um zu der neuen Heeresvorlage Stellung zu nehmen. Das F ü r st- liche Verwaltungsamt zu Schötmar   versagte aber die Genehmigung, da die Versammlung, die zur HeevcSvorlage im sozialdemokratischen Sinne Stellung nehmen solle, auf eine provo- katarische Demonstration gegenüber dem anoerS denkenden Teil der Bevölkerung hinauslaufe und dieser Teil dadurch zu enrüsten- den Gegenkundgebungen herausgefordert und so die öffentliche Sicherheit gefährdet würde. Aus eine Beschwerde unserer Genossen an die Fürstliche Regierung lehnte diese jetzt ab, dem VerwaltungSamte eine Rüge zu erteilen, da die beabsichtigte Er- örterung der neuen Heeresvorlage im Sinne der sozialdemokra- tischen Partei an einer Hauptverkehrsstraße sehr leicht zu Gegen- kundgebungen Andersdenkender Anlaß hätte geben können, und die Annahme einer Gefährdung der öffentlichen Sicherheit wohl zu rechtfertigen sei. In der Begründung des Entwurfs zum ReichsvereinSgesetz heißt es ausdrücklich, daß die Entscheidung über die Erteilung der Genehmigung nicht dem willkürlichen Ermessen der Polizeibehörde überlassen bleiben soll, vielmehr stellt der Entwurf bestimmte Bor- aussetzungen auf, unter denen allein die versammlungspolizeiliche Genehmigung versagt werden darf. Im Landtage wird deshalb die Regierung weitere Auskunft über ihre RcchtSauffassung geben müssen. Letzt* N�cbncbten. Bon demehrlichen Makler" Rußland. Sofia  , 18. Juni.  (P. C.  ) Rußland   hat in den letzten Tagen, wie dieWcfchedmija-Post' versichert, bedeutende Pferde- und Mnnitionstransporte nach Serbien   gesandt. Mehrere russische  Dampfer mit Transportschiffen im Schlepptau haben die Donau  Passiert. Wie eS heißt, sollen in den letzten Togen 6000 russische  Pferde in Serbien   eingeführt worden sein. Mit bitterer Ironie bemerkt die Zeitung dazu, daß Rußland   wahrscheinlich zum Wohle er slawischen Sache Serbien   gegen die Bulgaren   bewaffne.