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steht, der Sieg wird bei den gerechtfertigten Forderungen des Lölkes und bei der Demokratie sein!(Lebhaftes Bravo I bei den Sozialdemokraten.) Kriegsminister v. Hceringen: Was der Abgeordnete zuletzt sagte, das können wir ruhig erst mal abwarten.(Heiterkeit und Beisall rechts.) Ich kann nur wiederholen, dah die Garde keine Avancementsvorzüge hat. Früher existierten solche, jetzt nicht mehr. Ich habe nicht geleugnet, daß Schwierikeiten bei der Mobilmachung der Garde vorhanden sind; aber ich habe hinzugefügt, daß diese Schwierigkeiten durch besondere Mahnahmen behoben worden stv> Wenn in Südwestafrika keine Beförderun- gen von Unteroffizieren und Soldaten zu Offizieren vorgekommen sind, so liegt das daran, daß die einzelnen Mannschaften dort nicht so lange im Felde geblieben sind wie 1870/71, (Sachen und Widerspruch b. d- Soz.) Sie sagen immer, ich hätte erklärt:Erst die Garde, dann das Vaterland!" Wenn man gesehen hat, wie Sie in der Kommission das monarchische Fun da» ment des Heeres angriffen, mußte num sich fragen, cb die Vorlage das Opfer eines Entgegenkommens da- gegen ertragen könne. Mit aller Entschiedenheit weise ich die Behauptung zurück, daß die Armee sozial» d e m o k ra t i s ch sei. Zwischen ihr und Ihnen(zu den Soz.) klafft ein stockwerkstiefer Abgrund; die Armee ist und bleibt für Kaiser u n d R e i ch, Sie aber sind nur für das Reich ohne Kaiser! (Sehr wahr! b. d. Soz.. Beifall rechts.) Abg. Tr. Müllcr-Meiningen(Pp.): Ter Abg. v. Graefe hat hier eine provokatorische Rede gehalten.(Schreiender Widerspruch des Abg. Kreth.) Ter Hitzantisemitismus des Abg. v. Graefe ist bezeichnend für das gegenwärtige geistige Niveau der konser - vativen Partei.(Sehr wahr! links.) Ter geistige Vater der kon- scrvativen Partei, Julius Stahl (der bekanntlich getaufter Jude war) mühte sich im Grabe umdrehen.(Heiterkeit und Zustimmung links. Abg. Oertel(k.) ruft': Tann aber links herum! Er- ncute Heiterkeit.) Der verunglückte Flieger Abramowitsch war Jude und der e r st e D e u t s ch e, der im Hererokrieg fiel, a u ch c i n e r. Was sagen Sie dazu, Herr v. Graefe? Wollen Sic die Kohn und Manasse, die Sie doch aus dem Offizierstand ausschließen, auch Pom Wehrbeitrag ausschließen?!(Sehr gut! links.) Ich habe die Junker nicht angegriffen, Sic, die Halb- junker, könnten frph sein, wenn Sie den alten nackensteifen preußi­schen Junkern glichen! Auf Bismarck berufen Sie sich? Wie hat er die Junker gebrandmarkt und den Kampf gegen die Parlamentsjunker als eine Aufgabe der Krone bezeichnet! Der frühere Llriegsminister v. Einem hat noch vor ein paar Jahren und zwar mit Bedauern zugestanden, daß sich ganze Regimenter, die Ihlll, 1806, 1870 bürgerliche Offiziere aufwiesen, inzwischen zu rein adeligen Regimentern umgebildet haben. Und dann kommt so ein konservativer Abgeordneter, der eben erst h i n e i n g e s ch m e ck t hat(Sehr gut! und Heiterkeit links.) und will uns die Bevorzugung des Adels abstreiten! Ueber alle Statistik aber geht Abg. v. Graefe lachenden Mundes hinweg.(Abg. Kreth: Dafür versteht er etwas von der Armee! Lachen links.) Ich habe 1008 das kolossale Ueberwiegen des Adels in den höheren Offiziers- stellen nachgewiesen: allesZufall"! Gleichberechtigung?Besteht ja schon!" Tie Engländer, die TiSraeli, von dem vielleicht sogar v. Graefe schon was gehört hat, an die Spitze gestellt hattet,, schämcn sich solcher antisemitischen Mätzchen(unausgesetzteWitze" des Abg. Kreth); sie achten ihre Lords, iveil sie an der Spitze der Kultur stehen nicht wie unsere T a l M l j u n t e r I(Abg. Oertel erhebt sich in seinem ganzen Umfang, schallende Heiter- keit links.) Wir werden in unserem Kampf für unsere gerechten Forderungen nicht nachlassen.(Beifall link«. Höhnisches Bravol rechts.) Abg. Zubeil(Soz.): Wir haben uns über die Rede des Abg. p. Grac�e nicht auf- geregt. Wir betrachten sie vielmehr als ein vorzügliches A g t t a- tions mittel.(Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Mir ist es durchaus nicht cingesallen, das ganze Offizierskorps der Beschimpfungen und Mißhandlungen der Mannschaften zu beschul- digen. Was ich behauptet habe, ist nur, daß nicht bloß Unter- offiziere, sondern auch Offiziere sich an den Tötlichleiten und Schimpstvorten betei'igt haben, deren sich oie Soldaten wehr- los ausgesetzt sehen. Dem Kriegsmintster wird doch auch bekannt fein, daß vor dem Krieg 1870 Offiziere von ihren Regt- m e n t e r n v e rieht werden mußten, weil sie bei ihren Sol- datcn zubeliebt">oaren.(Heiterkeit bei den Sozialdemokraten.) Was ich über den Premierleutnant v. R o o n gesagt habe, halte ich aufrecht- Er hat seinen Burschen erschossen oder erstochen.(Hört! hört! bei den Sozialdemokraten,) Sein Ver­halten war so, daß ote gesamte Bürgerschaft Gubens empört war. Was dieser Menschenschinder an uns verbrochen hat, wird jeder bestätige», der 1874 in Guben gedient hat. Daß kurz nach dem Feldzug ein Edelster der Nation die Soldaten in dieser Weise behandelt hat, sei am Schluß eer Debatte nochmals festgestellt.(Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Kriegsmiinster v. Heeringen; Der Abg. v. Normann, der die Gubener Verhältnisse aus dem Jahre 1870 kannte, hat gesagt, daß der Premierleutnant p. Roon ein vortrefflicher und wohlwollender Vorgesetzter war.(Zuruf bei den So- zialdemokralen: Natürlich!) Er ist im Kriege zweimal verwundet worden iiiw hat das Eiserne Kreuz bekommen, ifcört! hört! recht».) Ich muß dagegen protestieren, daß hier auf Vorgänge zunickge- i" W". die so weit zurückliegen.(Beifall rechts.) Selbst- verständlich kommen ai.ch Uebergrtffe der Offiziere vor, denn die Offiziere sj�p keine Engel. Auch im Kriege sind Miß- �k>ex daß Offiziere wegen zu großer belieb. heit von ihre» Regimeniern kurz vor dem Kriege haben verietzt werden müssen, ist nicht vorge- k o m m e N.(Widerspruch beiden Soz.) Ich wehre mich vor allein gegen me Lerallgemeinerungcn des Ahg. Zubeil, in denen ich r t itz0*0// Beleidigung des deutschen Offizierkorp» erblicken muß. WeSyalb hat sich übrigens per Abg. Zubeil eine solche Be- Handlung von v«r,i v. Roon gefallen lassen?.Sehr gut! recht». Lachen bei den Soz�) iie Tistusiion schließt. Tie sozialdemokratischen Anträge werden a o g e l e n t, die fortschrittlichen Anträge gegen die Rechte angenommen.» u p 8 v-�te£i(?l!: Donnerstag, 2 Uhr. Fortsetzung. Schluß Aijjte Kkneralversainuilung des Uerimdks der ileutscheu önchdrucktr. D a n z i g. 16. Juni. Ter Vervan�tas beginnt seine Arbeiten, nachdem der Ver- baiidSvorsitzendc o p l i n die Tagung offiziell eröffnet und der Vorsitzende des Danziger Orisvereins das Programm der örtlichen Veranstaltungen bekanntgegeben hat, mit der Wahl verschiedener Kom misiienen. An auswärtigen Gästen sind anwesend: Staut- n e r- Stuttgart für da« Internationale Buchdruckcrsekretariat, R e i s Ni Ü l i e r-»nd D w o r a c e l- Wien für die Buchdrucker und Schrift., ießer Oesterreich«. e i n d l. und R o t b- n st e i n- Audavost für d>e Kollegen Ungarns und L or t i h o st- Pari« für den französischen Buchdruckerverband. Außerdem wohnen Vertreter de» Verbandes Per Buch- und Steindruckereihilfsarbeitcr und der Lithographen und Sieindrucker den Verhandlungen bei. An Stelle des von der Gen-raltommission delegierten Vertreters Jansson. der verhindert ist, übernimmt �öbl in die Vertretung der �enerallommissio». was e'.nigc Heiterkeit hervorruft. Nachdem der Vorsitzende mit anerkennenden Worten des ver- storbenen langjährigen Gauvorstehcr« Klapproth- Hannover ge- damt, verweist er auf den Umstand, daß es heute gerade Jahre sind, seitdem von Leipzig aus der Aufruf an die Kollegen erging, Organisation ins Leben zu rufen und daß es die Lehrlings- Suchterei und die damit verbundene Lohndrückerei waren, welch« «IS Hauptgrund« für die Notwendigkeit der Organisation angeführt wurden, fcchan damals sei von den Kollegen der Wert der Tarif- Gemeinschaft erkannt, denn man habe sich nicht nur mit der Organi- sierung der Gehilfen begnügt, sondern einen Aufruf auch an die Prinzipale zum Zwecke der gemeinsamen Bekämpfung der Schleuder- preise gesandt. Redner weist dann ferner an einigen Vorkommnissen »ach, daß Scharfmacher im rheinisch-westfälischen Bezirk darauf Hinarbeilen, die für das Gewerbe segensreich wirkende Tarif- gemeinschaft zu zerstören und konstatiert die volle Einmütigkcft der Gehilfenschaft in bezug auf die prinzipielle Auffassung von der Notwendigkeit der Beibehaltung d«r Tarifgemeinschaft. Zu Punkt l der Tagesordnung: Bericht des Vorstandes und Genehmigung des Rechcnschaftsvmchtö nimmt E i fl c r(Vorstandsmitglied) das Wort. Er weist in kurzen Ausführungen auf den gedruckt vorliegenden Geschäftsbericht hin. Ter Mitgliederbestand stieg in der Berichtszeit von 61 924 auf 67 278. Ta in Teutschland etwa 74 000 Buchdrucker beschäftigt sind, so stehe» demnach inkl. der Gutenbcrgbündler nur noch etwa 6000 Kollegen außerhalb der Gehilfeiiorganisation. Eine ebenso erfreuliche Weitcrentwickelung hat die Tarifgemein- s ch a f t genommen. Tie Zahl der tariftrcuen Firmen ist in den beiden Berichtsjahren von 7650 auf 8051 angewachsen und die Zahl der tariftreuen Orte von 2158 auf 2242. Das Zusammenarbeiten von Prinzipalen und Gehilfen zur Bekämpfung der Schleuder- konkurrenz hat sich als sehr zweckdienlich für das Gewerbe erwiesen. Der technische Fortschritt innerhalb deS Berufes hert eine ganz erhebliche Mehreinführung von Setzmaschinen gebracht, was insofern ungünstig auf das Arbeitsverhältnis eingewirkt hat, als sich eine steigende Arbeitslosigkeit bemerkbar machte, was sich wiederum in den Ausgaben an Arbeitslose zeigte. Betrug doch die Arbeits- lose»Unterstützung in den beiden letzten Jahren 2 072 249 Mark! In Verbindung mit der Arbeitslosigkeit ist auch die Reise- unter st ützung auf 411 030 M. angewachsen. Wenn nun auch die beiderseitige Jnteresiengemeinschaft die Notwendigkeit des Festhaltens an der Tarifgemeinschaft bedingt, so wurde doch mehrfach von Unternehmerseite versucht, die infolge des starken Vordringens der Setzmaschine eingetretene größere Arbeitslosigkeit gegen die Gehilfen auszunutzen. Und auf der vor- jährigen Generalversammlung der Unternehmerhauptorganisation ging man dazu über, für die nächste Tarifrevision(1016) die An- sammlung eines Abwehr- und Streikfonds zu beschließen. Die Tarifrevision im Jahre 1016 wird demnach anscheinend nicht so glatt ablaufen wie die letzte im Jahre 1011. Der Verband wird schon jetzt seine Vorbeugungsmahregelii zu treffen wkssen. Sein Vermögen in der Hauptkasse betrug am Schlüsse des Geschäfts- jahres 9 768 791 M. gegen 8 998 458 M. des Vorjahres. Dazu kommt noch ein Bestand in den Lokalkassen von rund 3 Millionen Mark, so daß das Gesamtvcrmögen des Verbandes über 12 Millionen Mark beträgt. Neben den enormen Reise- und Arbeitslosenunter- slützungen gab der Verband in den beiden letzte» Jahren 1 884 330 Mark an Krantenunterstützung aus, 693 132 M. I n v a- l i d e u u n t e r stü tz u n g. 191 574 M. Sterbeunterstützung, 84 139 Mark für U m z u g s k o st e n. 12 000 M. für Rechtsschutz ufw. Die Gesamtsumme der gezahlten Unterstützungen beträgt in den Jahren 1911/12 5 350 569 M. Außerdem wurden au« den Gaukassen noch Zuschüsse zu den Unterstützungen in Höhe von über 800 000 M. gezahlt. Natürlich müssen solch enormen Ausgaben auch ent- sprechende Einnahmen gegenüber stehen. Diese belaufen sich in der Berichtszcit auf insgesamt 7 003 278 M. Aus der Statistik ergibt sich ferner, daß im Jahre 1911 4 Proz. und im Jahre 1912 Proz. der Mitglieder arbeitslos waren. Die Kranken- z i f f e r ist dagegen in den beiden Jahren von 3,15 Proz. auf 3,75 Prozent gesunken. In der nun beginnenden Diskussion erkennt M u s s i a l- Berlin die Tätigkeit des Verbandsvorstandes in sehr lobender Weise an, auch in bezug auf die Beseitigung von Streitigkeiten innerhalb der Sparten, wünscht ober«inen Ausbau des gedruckten Rechen- schaftsberichts, was Sch w e i n e s b e i n- Bremen unterstützt. Letzterer wünscht auch noch, daß der Verbandsvorstand auf ver- leumderische Broschüren der Gegner gleichfalls mit Broschüren ant- Worten möge, weil die Abwehrartikel imKorrespondent" nicht dort gelesen würden, wo man die Broschüren umsetze. Steinhardt- Hamburg beantragt die Verteilung einer Bro, schüre an die Delegierten, in welcher Berkommnisse imHamburger Fremdenblatt" klargelegt werden. Da Döblin au» taktischen Gründen den Antrag abzulehnen bittet, so entspinnt sich hierüber eine längere Debatte, die schließlich mit der Annahme eine« An- trage« endet, welcher besagt, daß eS jedem Delegierten freisteht, der Generalversammlung geeignet erscheinende« Material zu unter- breiten. Im Verlauf der weiteren Diskussion werden dem Verbands- vorstände eigentliche Monitas über seine geschäftliche Tätigkeit nur in kaum nennenswerter Weise gemacht, dagegen wird von mehreren Delegierten eine öftereAbbürstung" der Gutenbergbündler gewünscht, damit auch die jüngeren Kollegen von vornherein wissen, init was für Leuten man eS zu tun habe. Dem traten der Ver- lxindsvorstand und die große Mehrheit der Redner entgegen. Bei der Bedeutungslosigkeit der Gutenbergbündler würde es verkehrt fein, auf ihr Geschrei einzugehen. Höchstens könne man sie bei besonderen Anlässen mal in entsprechender Weise kennzeichnen. Eine lebhafte Auseinandersetzung führt ein Zusammenstoß zwischen Döblin und dem Hamburger Delegierten Steinhardt herbei, da Sieinhardl dem Vcrbandsvorsitzenden den Vorwurf macht, daß durch sein Eingreifen in die Angelegenheit mit dem Verlage der Großeinkaufsgcnossenschaft die Kollepen nicht zu ihrem Rechte ge- kommen seien Steinhardt wirft dem Verbandsvorsitzenden Engherzigkeit vor und ungerechtes Behandeln der Gehilfen, die keine Rechte hätten�worauf Döblin erwidert, daß er darauf verzichte, den Beifall Steinhardts zu erringen. E« genüge ihm die Desavouierung Steinhardts durch die übrigen Hamburger Dele- gierten. Die von Steinhardt empfohlene Taktik sei eine solche, wie sie wohl geübt sei, als die Gewerkschaftsbewegung noch in den Kinderschuhen gesteckt habe. Schweinitz. Hannover hält Stein- Hardt für unbel«hrbar und stellt sich ganz auf den Standpuntt Döblin«. Da aber auch P r ö p p e r- Hamburg da« Verhalten de« Herrn Kaufmann von der GroheinkaufSgesellschaft scharf kriti- siert, so kommt eS über den Zusammenstoß der 78 Gehilfen in der Genoffenschaft mit Herrn Kaufmann noch zu einer längeren Debatte. P r ö p p e r muß �zwar zugeben, dah sich die Kollegen in formeller Bcziebung Verstöße gegen die tariflichen Bestimmungen haben zuschulden kommen lassen, ist aber der Meinung, daß die Verstöße des Herrn Kaufmann gegen den Tarif viel bedeutender sind und daß er erst die Gehilfe» zu ihrem Vorgehen provoziert habe. Döblin betont, daß es ihm fern liege, Kaufmann in Schutz zu nehmen, aber man dürfe dessen Verhalten nicht der Genossenschaft entgelten lassen. Trotz aller- Worte bleibe die Tat- sacke bestehen, dah die Gehilfen für ihre plötzliche Kündigung keinen tariflichen Grund gehabt hätten. Und hierdurch sei die Situation erst für die Gehilfe» verschlechtert worden. Man hätte der Orggni- sation einen größeren Dienst erwiesen, wenn man vorsichtiger gewesen wäre. Nach dieser Aussprache wird der Geschäftsbericht des Vorstandes gegen eine stimme(Steinhardt) genehmigt. Graßmann,»weiter Vorsitzender, leitet sodann die Be- ratungen über die Anträge auf Abänderung der Unterstützung«. einrichtungcn mit Darlegung der finanziellen Verhältnisse und der Wirkung der Anträge ein und stellt in Aussicht, daß an die Er- füllung der meisten Wünsche nicht zu denken sei, gibt dagegen zu. dah ein gerechter Ausgleich zwischen Leistung und Gegenleistung '-ehlt. Den richtigen Weg zu finden, soll Aufgabe der morgen beginnenden Diskussion sein. It. Knikralmfoliiiuliing der Aeutfchen Metall ittbeiter. Breslau , 16. Juni 1913. Die Verhandlungen begannen mit den üblichen Begrüßungs, ansprachen. Die Reihe der ausländischen Begrüßungsredner er- öffnet Hansen. Er spricht für die dänischen und zugleich für die schwedischen Metallarbeiter. Beer, der Vertreter der Oester- reicher, betont, daß die Erfahrungen der deutschen Metallarbeiter auch die Oesterreichcr zu guten Erfolgen geführt haben. Bardos, der Vertreter der ungarischen Metallarbeiter, kann mitteilen, daß. seine Organisation heut auf 27 000 Mitglieder angewachsen ist. Dad g so n, der Vertreter der Engländer, betont, daß die eng- lischen bürgerlichen Blätter den Deutschen als Englandfrcsser schil- dern, er habe in dem brüderlichen Händedruck der deutschen Metall- arbeiier nur Freundschaft gefunden. Die Arbeiter in Eng- l a n d w o l l e u keinen Krieg!(Wiederholter Beifall.) Nach dem Vertreter der Schweizer Metallarbeiter Dürr sprechen noch Sanpe für die deutschen Kupferschmiede und Scheffel für den Zentralvervand der Maschinisten und Heizer. Die serbischen Metallarbeiter konnten keinen Vertreter ent- senden. Der frühere Vertreter uud"/». seiner Kollegen wurden im Feld getötet. Schlicke faßt alle Begrüßungsreden in der Antwort zu« sammen, daß die deutschen Metallarbeiter sich mit den Metall- arbeitern der anderen Länder immer als eine brüderliche inter - nationale Familie fühlen werden. Auch der Deutsche Metall- arbeiterverband sei dafür, daß der Jndustneverbani aus normaler Entwickelung heraus entstehen und herauswachsen muß. Nach der Mittagspause wird durch S e e m a n n-Königsberg ein v-rläusiger Bericht der MandatspriifunsSkom Mission erstatict. Es liegen eine ganze Anzahl Proteste vor.-Für den zum badischen Landesparteitag gehenden Parteisekretär H a h n- Mannheim wird ein Ersatzmann telegraphisch berufen werden. Hahns Disposition wird als ein Unrecht an der Metallarbeiter. tagung gekennzeichnet. Gegen den Delegierten Müller- Mühl. heim mußt« plötzlich eine Untersuchungskommission eingesetzt wer- den. Müller hat geradezu unglaublich gegen die Verbandsinter- essen gehandelt; es bestehen Zwei je l an seiner Zurechnungsfähig- keit. Es wurde beschlossen, einen Ersatzinairn zu berufen. In Hamburg mußte auf Anordnung deS Verbandsvorst-rndes wegen der Aufstellung einer besonderen Kandidatenliste durch ein- zelne kleine Bcrufsgruppen die Wahl der Delegierten nochmals vorgenommen werden. Gegen diese Maßnahme des Haupwor- siandes ist ein Protest eingelaufen, die Anordnungen des Vor- standes werden von der Generalversammlung gebilligt. In Bremen haben bei der Wahl Unregelmäßigkeiten stattgefunden, aber auch ohne diese Vorkommnisse wären die anwesenden Bremer Delegierten glatt gewählt werden. Deswegen werden die Mandate für gültig erklärt. Nach der Wahl des Vorstandes werden die Anträge auf BeHand- lung der Arbeiteverhältnisse in der Schwereisenindustrie, Stellung zur ungeteilten Arbeitszeit und der Ferienfrag« in der Metall- industrie abgelehnt. Ein»euer Tagesordnungspunkt wird ringe. fügt; er lautet:Das Ko a l i t i o n s r e ch t, die Hand. habung des Reichsvereinsgesetzes und deren Wirkung auf die Arbeiter". Dieses Thema wird in ge« schlössen«! Sitzung verhandelt werden. » Breslau . 17. Juni 1918. Der zweite Sitzungstag beginnt mit einer Kranzniederlegung am Grabe Lassalles. Die Breslauer Polizei war nicht auf ihrer berühmten Höhe; sie glänzte durch Abwesenheit. Der am Grabe niedergelegte Kranz trug die Lassallesche Widmung:Wer die Macht hat. hat das Recht; strebt nach der Macht, dann gewinntJhrdas Rech t.". Die Generalversammlung gibt den Delegierten, die als Reichs- tagsabgeordnete zu einer wichtigen Abstimmung nach Berlin müssen, Urlaub. Nun beginnt die Beratung de» 2. Punkte? der Tagesordnung: Berichte de« Borstande« und Ausschusse» und Beratung etwaiger Anträge zu diese« Punkte und dem Verbandsorgan- Daö Wort hat nun der Verbandsvorsitzende Schlicke» Gtutd« gart: Kollegen und Kolleginnen! Schon gestern sagte ich. daß der Gedanke des I»du st ri ev e r ba n d e s marschiere. Der Vorstand steht auf dem Standpunkt, daß sich Liebe nicht er- zwingen läßt, bestimmte Voraussetzungen der Entwickelung müssen vorhanden sein. Grenz st reitigteiten haben wir leider nicht nur mit anderen Verbänden, sondern auch in den eigenen Reihen. Die Richtung des Vorstandes ist: ES kommt nicht darauf an, in einem gewissen Betriebe alle vereinigt zu haben, die Schlosser oder Dreher genannt werden; es kommt darauf an, daß alle in einem Betriebe Beschäftigten einheitlich organisiert sind. Wir müssen zur Betriebs- und Jndustrieorganisation kommen. Die Re» solution deS Hamburger Gewerkschaftskongresses trägt der Ent. Wickelung der Metallindustrie nicht Rechnung. Neben der Forde. rung des JndustrievcrbandeS gehört die der Betriebsorganisation. Gegenüber den laufenden Strenigkeiten steht der Vorstand auf dem Standpunkt, wenn Vernunftgründe nicht überzeugen, dann müssen wir genau so handeln wie die. die sich nicht überzeugen lassen wollen. Aber die Tatsachen sprechen so klar, daß eine baldige Ver» ständigung möglich sein muß> Vorstand und Mitglieder sind bei einer so großen Organi. sation, wie wir sie darstellen, selbstverständlich nicht immer einig. Da» trifft im besonderen auf den Zeitpunkt zu. mit dem ein Kampf zu beginnen hat. Wir dürfen nicht nervös werden, wenn die Unternehmer es wollen. Den Zeitpunkt eines Kampfes müssen immer wir Arbeiter bestimmen. Bedenklich ist. daß an verschiedenen Orten die Leitungen Forderungen aufgestellt haben. die den Arbeitsnachweis der Unternehmer betreffen. Wir lehnen den Unternehmerarbeitsnachweis strikte ab. wir dürfen dann nicht Forderungen, die ihn angehen, aufstellen. Der Unternehmer» arbeitsnachweis muß mit anderen Mitteln bekämpft werden. Er muß dann aber zur grundsätzlichen Position werden. Neben- fragen, die geeignet sind, unsere Kraft im Kampfe zu zersplittern, haben wir viele; z. B. die Verkürzung der Arbeitszeit. Früher verstand man darunter nur tägliche Verkürzung; heute ist bei den Unternehmern der Sonaocndnachmittagschluß aktuell: sie kommen nach ihrer Meinung so billiger weg. Wir haben keine Ursache, darauf hereinzufallen. Mit der durchgehenden Arbeitszeit sind wir noch nickt zur Klarheit gekommen. Die Mehrheit des Vorstandes ist der Meinung, daß sie nur eingeführt Iverden kann, wenn der Achtstundentag für die Metallarbeiter durchgesetzt ist. Selbstverständlich nehmen wir auch die geringste Arbeitszeitverkürzung dann, ivenn wir in anderer Form nichts erhalten wurden. Die Arbeitszeit darf aber nicht verkürzt wer- den, um nachher einen höheren Verdienst durch Ueberzeitarbeit zu erzielen. Wenn solche Uebersiunden geleistet werden, dann sollten sie gar nicht bezahlt werden!(Beifall.) Die Unternehmer machen mit den bezahlten Ueberstunden das beste Geschäft. Der Vorstand ist der Meinung, dah die Solidarität bei großen Kämpfen so aufgefaßt wird, daß durch Umlageverfahren die Kosten aufgebracht werden. Das wirkt ganz anders als der Klingelbeutel. (Sehr richtig!) Nun zu den Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Ver- bandeS, dazu muß gesagt werden, daß wir keine Ursache haben. die Wäsche, die durch das Tragen schmutzig geworden ist. auf vem Markte zu waschen. Es wird in vielen Anträgen mehr Agitation, Statistik und Konferenztätigkeit verlangt. Statistiken machen aber auch Arbeit und die Zahlstellen unterstützen un« durchaus nicht. Zur Gewerkschaftsschule und zur Parteischule liegen auch Anträge vor. Die Tätigkeit der Parteischule sehe ich sehr skep» tisch an. Schwerverständliche Wissensgebiete werden dort gelehrt, der Besuch der Parteischule selbst erweckt bei unseren jungen Leuten Hoffnungen, die nicht erfüllt werden können. Nun komme ich zum V e r b a n d s o r g a n. Unser Redakteur S ch e r m ist bis jetzt immer gelobt worden. Wenn die Redaktion, die in letzter Zeit so grob angegriffen worden ist. fest um sich gehauen hat. so war da» nicht nur ihr gutes Recht, sondern auch ihre Pflicht. Der Vorstand kann dies nur billigen. Die Fülle der allgemeinen An» träge zwingt den Vorstand, zu sagen, daß neben vielem Selbstver-