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Zu der Vorluge zur Kenntnisnahme betreffend die auf dem Gelände des ehemaligen Johannisstiftcs zu errichtende An- statt für Leichtkrankc bemerkt Stadtv. Dr. Weyl(Soz.): Der Magistrat teilt uns mit, daß er dein Beschluß der Versammlung in allen Punkten beigetreten sei, bis auf den letzten, hinsichtlich dessen er sich vorbehält, zu prüfen, wann dergeeignete Termin" gekommen sein wird:»Dunkel ist der Rede Sinn." Ich habe seinerzeit mit einigen Kollegen aus dem Ausschuß konstatiert, daß man aus dem, was der Bürgermeister hier meint, nicht recht schlau werden kann. Die Sache lag doch so: Wir hatten geglaubt, über die Vorlage hinausgehen zu sollen und eine Reihe von Gebäuden, die leer oder zur Vermietung bereit stehen, mit in das Krankenhaus einzubeziehen. Außer der Turn- Halle sei hierzu aber ein Gelände nötig, eine Wiese hinter der Halle. Bei der Beratung dieser Materie hier im Plenum meinte Kollege R c i m a n n, dieser Beschluß des Ausschusies sei nach seiner und seiner Freunde Ansicht nur dann gutzuheißen, wenn die paar Wortezum geeigneten Termin" hinzugefügt würden. Der Ausschuß hätte sich sicherlich damit einverstanden erklärt.»Als zu einem geeigneten Termin", das heißt, daß, wenn an die Er- richtung des Krankenhauses' gegangen wird, wir auch dieses Ge- lände in Anspruch nehmen wollen. Nun will der Magistrat prüfen, wann der geeignete Termin gekommen sein wird. Was unter dem Vorbehalt der Prüfung zu verstehen, ist nicht klar. Ich möchte den Bürgermeister um eine einwandfreie Erklärung bitten. Bürgermeister Ncicke: Wir haben uns erlaubt zu sagen, wir wollen prüfen, wann der geeignete Termin gekommen sein wird, glauben aber, daß es in diesem Jahre nicht mehr der Fall sein wird; man hätte es auch etwas deutlicher sagen und kürzer fassen können. Stadtv. Dr. Weyl: Jetzt ist die Sache allerdings klarer gefaßt, aber warum muß es denn so lange dauern, bis ein in seinen Grund- lagen bereits vorhandenes Haus errichtet wird. Die Gelder sind doch in den Etat bereits eingestellt, und selbst mit unserer Hochbaw Verwaltung müßte doch das Krankenhaus bis zum Schluß des Etat& jahres fertigzustellen sein. Wenn es dann heißt: wir brauchen das Gelände und es soll dann überantwortet werden, dann sind wir einverstanden. Bürgermeister Dr. Reicke: Hierin liegt ein Mißverständnis- eS handelt sich nur um das außerhalb gelegene Gelände, worauf gar keine Häuser zu stehen kommen. Stadtv. Dr. Weyl: Der Ausschuß hat damals einstimmig ge- meint, auch diese Wiese sei für die Zwecke des Krankenhtuses nor- wendig; wir glaubten, dieses Gelände sollte eingezogen werden. Zur vorteilhaften Arrondierung des städtischen Grundbesitzes an der C h r i st i a n i a st r a ß e und zur F r e i l e g u n g der Stockholmer Straße schlägt der Magistrat den Ankauf des Grundstücks Koloniestr. 16/17 und Stockholmer Straße 2 für 256 060 M. vor. Stadtv. Manasse iSoz.): In der Abteilung II ist ein Vorkaufs recht eingetragen. Wir wissen sehr wohl, wir müssen es über- nehmen. Es ist aber Sache der Verkäufer, sich mit denen, die sich als Verkäufer eingetragen haben, zu einigen. Stadtrat Rast: Ich kann keine Auskunft darüber geben, ob dies Recht von den Besitzern ausgeübt wird; sollte es der Fall sein, so würde ich dagegen erklären, daß wir irgendwelche Entschädigung zahlen. Die Vorlage wird angenommen. Dem Vorstand des Viktoriahauses für Krankenpflege sollen ab 1. Januar tgl.? die zur Angeskelltenversicherung für die in den städtischen Anstalten beschäftigten Viktoria- s ch w e st e r n zu leistenden Arbeitgeberbeiträge mit 17 560 M. bis 31. März 1614 erstattet werden. Es liegt ein sozialdemokratischer Antrag auf Ausschuß- b e r a t u n g der Vorlage vor. Stadtv. Dr. Wehl: Am 28. November vorigen Jahres brach- ten wir einen Antrag zur Abänderung des Gemeindebeschlusses vön 1961 wegen Bewilligung von Ruhegeldern ein. Damals wurde eine gemischte Deputation zur Prüfung der Frage eingesetzt, die seit nunmehr zwei Monaten ihre Verhandlungen erledigt hat. Bis heute ist uns aber keinerlei Mitteilung darüber zugegangen, was für eine Vorlage wir erhalten werden. Wir sollen 17 566 M. Arbeitgeberbeiträge für die Vikwriaschwestern geben. Ter Stellung- nähme des Magistrats wird die unftige entsprechen. Stadtrat Fischbeck erklärte, es liege nicht im Interesse der Arbeiter, wenn man ihnen einen Rechtsanspruch auf Ruhegeld und Invaliden- Versicherung gewährleiste, sofern sie als Saisonarbeiter beschäftigt sind. Er führte aus. daß im Falle der Fortsetzung der freiwilligen Versicherung die Arbeiter in ihren Rechten ebenfalls gekürzt wer- den. Es handelt sich in erster Linie um die Frage der Viktoria- schwestern. Die Versammlung hat wiederholt den Wunsch aus- gesprochen, das Biktoriahaus zu verstadtlichen. Wir lassen diesen Schwestern, bessere Behandlung und Bezahlung zuteil werden als den Berliner   Schwestern. Außer der Bewilligung ihrer Ansprüche, zahlen wir seit dem 1. April 1903 für jede Schwester 56 M. für einen Pcnsionsfonds. Wie soll denn nun dieser Beitrag bestehen bleiben, wen wir in Zukunft die Beiträge für die Arbeitgeber be- zahlen? Aber hier bei den Schwestern liegen die Sachen doch anders, als der Stadtrat Fischbeck von den Arbeitern bemerkte; jene sind doch nicht vorübergehend beschäftigungslos. Der Magistrat könnte also, wenn es sich um städtische Schwestern hanoelte, nicht nur die 17 566 M. sparen, sondern auch die von den Schwestern selbst gezahlten Beiträge. Wenn nun gegen- wärtig das Haus erklärt, seine Finanzen reichten nicht zur Be- zahlung der Arbeitgeberbeiträge aus, dann mag es liquidieren, braucht nicht mehr bei der Stadt betteln zu gehen, und dann können wir es übernehmen; die Schwestern ivären dann auf die denkbar beste Art entschädigt und versorgt. Ich erbitte also AuS- kunft vom Magistrat darüber, ob er in der Frage der Verstadtlichung in diesem Sinne mit ernstlichen Erwägungen bereits vorange- gangen ist.(Beifall bei den Sozialdemokraten.) Stadtv. Sachs tritt aus ähnlichen Gründen der Verweisung der Vorlage an einen Ausschuß bei. Stadtrat Toflein: Die gemischte Deputation zur Frage der Angestelltenversicherung hat ihre Arbeit beestdet; die entsprechende Vorlage wird der Versammlung in Kürze zugehen. Stadtv. Goldschmidt I'tl. L.) erklärt sich ebenfalls einverstanden, bittet aber dringend, die Vorlage noch vor den Ferien zu bringen. Der Ausschußantrag wird angenommen. Das an der Oberspree gelegene Restaurationsgrundstück S a d o w a" bei Coepenick beabsichtigt der Magistrat für 286 666 Mark zu erwerben, um es eventuell für den Bau eines Gas- Werks mit zu verwenden. Die Versammlung beschließt demgemäß. Von dem Grundstück desVereins für Berliner C t ad t m i ss i on" soll ein Gelände von ca. 1684 Quadratmeter zur Durchlegung der Brachvogelstraße für 356 666 M. erworben werben. Die ungemein langwierigen Verhandlungen mit dem Verein haben endlich zu einer Einigung geführt. Die Vorlage wird ohne Diskusston angenommen. Schluß der öffentlichen Sitzung 7 Uhr. 12. verbaudstag hn Kuchliinder. Stuttgart  . 18. Juni 1913. Dritter Berhandlungstag. Im Schlußwort zu dem Punkt Lohnbewegungen ging Verbandsvorsitzender Kloth-Berlin eingehend auf die Aus- führungen der Diskussionsredner ein. In der Frage des Reichs- tarifs wies Redner darauf hin, daß der Verband schon 1916 in Erfurt   erklärt habe, kein Gegner des Reichstarifs zu sein. Im Buchbindergewerbe seien jedoch jetzt die Vorbedingungen für einen Reichstarif nicht vorhanden, es fehle eine Zentralorganisation� der Arbeitgeber, wie sie bei den Buchdruckern bestehe. Ten Drci-Städte- 5Larif zu verallgemeinern, sei nicht so leicht; es beständen selbst innerhalb der drei Städte noch Sondertarife. Kloth polemisiert dann gegen die Ausführungen Knalls. Der Ablauftermin sei für sie keine gleichgültige Sache, er berge sehr große Gefahren für die Zukunft in sich. Im Buchbindergewerbe dürften die Verhältnisse wesentlich anders liegen als im Steinsetzergewerbe. Der Stutt- garter Delegierte Hemminger habe sich ja recht schnell von Knoll belehren lassen; Henzminger solle aber nur einmal den Stutt garter Kollegen sagen, es sei gleichgültig, ob der Drei-Städte-Tarif am 1: Mai, 1. Juli oder 1. Oktober ablaufe, dann werde er finden, daß die Kollegen anderer Meinung wären. Wenn die Arbeitgeber einen anderen Ablauftermin wollen, dann doch nur, weil sie glaubten, daß er für sie günstiger sei. Durch einen ungünstigen Ablauftermin könnten für die Organisation große Schwierigkeiten entstehen; da wäre es doch töricht, wenn man dem Verlangen der Arbeitgeber auf Verlegung des Ablauftermins ohne weiteres nach geben würde. Die Holzarbeiter hätten mit Erfolg das Bestreben der Unternehmer, einen einheitlichen Ablauftermin festzusetzen, zurückgewiesen. Bezüglich der Frauenarbeit betonte Kloth, im Drei-Städte-Tarif sei genau festgestellt, was als Frauen- und was als Gehilfenarbeit anzusehen sei, danach sollten sich die Kollegen richten. In der Frage des freien Sonnabendnachmittags nimmt Kloth den Standpunkt ein, daß zunächst eine tägliche Ver kürzung der Arbeitszeit anzustreben ist. Bei der Abstimmung über die Anträge wurde lediglich folgender angenommen: In Erwägung, daß der Drei-Städte-Tarif(Berlin  . Leipzig  . Stuttgart  ) bei Berechnung der Akkordarbeiten mehr und mehr über das ganze Reich an Bedeutung gewinnt, beschlieht der Vet bandStag, daß zur Erneuerung des Tarifs zu den Beratungen Vertreter aus den größeren Orten resp. aus den Bezirken hinzu- gebogen werden. Welche Orte resp. Bezirke teilnehmen sollen, bestimmt der Verbandsvorswnd." Dem Vorstand überwiesen wurde ein Antrag, daß alle ab- geschlossenen und noch gültigen Tarife und desgleicheu alle in Zu- kunft zum Abschluß gelangenden Tarife den Zahlstellen des Ver- bandcs in einer angemessenen Anzahl Exemplaren zur Verfügung zu stellen sind. Mit großer Mehrheit abgelehnt wurde der Antrag Hannover  , daß zur Erklärung eines Streiks eine Zweidrittel- Mehrheit genügen soll. Ueber die Finanzlage des Verbandes referierte»hierauf Kassierer Haueisen(Berlin  ). Die Eni- Wickelung der Organisation habe eine Richtung genommen, die nicht vorauszusehen gewesen sei. Die Zahl der weiblichen Mitglieder habe sich enorm gesteigert, sie sei heute schon höher als die der männlichen Mitglieder. So erfreulich die Organisierung der weib- lichen Arbeitskräste sei, müsse man diese EntWickelung doch auch mit ein�n nassen Auge betrachten, da die weiblichen Mitglieder die Finanzkraft des Verbandes sehr stark in Anspruch nehmen würden. Leistung und Gegenleistung müßten aber nach Möglichkeit in Ueber- einstimmung gebracht werden. Bisher würde jedoch für die Weib- lichen Mitglieder mehr aufgewendet, als sie an Beiträgen entrichten. Eine Uebersicht des Verbandes über die finanzielle Leistung und Belastung der einzelnen Beitragsklasscn in der Zeit vom I.Januar 1968 bis 31. Dezember 1912 gibt folgendes Bild: In der ersten Beitragsklasse(Beitrag 26 Pf.) beträgt die Mehrausgabe gegenüber der Einnahme an Beiträgen 36,21 Proz. und in der zweiten Klasse (35 Pf.) 4,96 Proz. Bei den Beitragsklassen der männlichen Mit- glieder werden Ueberschüsse erzielt, nämlich in der dritten Klasse (56 Pf.) 23,92 Proz., und in derchierten Klasse(Beitrag ohne In- validcnkasse 65 Pf.) 18,71 Proz. Der Referent betonte bei Be- prechung dieser Ergebnisse, die Zahlen zeigten die unbedingte Not- wendigkeit, eine Besserung eintreten zu lassen. Er wirft die Frage auf, ob es in der gegenwärtigen Zeit möglich ist, den Beitrag zu erhöhen. Die erste Beitragsklasse solle auch künftig von einer Bei- tragserhöhung verschont bleiben, denn die schlecht entlohnten Arbeite- rinnen könnten nur bei einem niedrigen Beitrag für die Orgarn- sation gewonnen werden. In der ztveiten Klasse sollte jedoch der Beitrag von 35 Pf. auf 46 Pf. erböht werden. In der dritten und vierten Klasse sei zurzeit eine Erhöhung nicht notwendig. Zeige es ich bei den bevorstehenden Kämpfen, daß die Finanzen des Ver- bandes zu sehr in Anspruch genommen werden, dann könnte der Vorstand ja Extrabeiträge ausschreiben. Die Einreihung in die einzelnen Klassen stand den Mitgliedern bisher frei, die weiblichen Mitglieder konnten in die erste oder zweite Klasse, die männlichen in die dritte oder vierte Klasse eintreten. Der Vorstand schlägt nun vor, daß die Zugehörigkeit zu den einzelnen Klassen sich nach dem Verdienst richtet. Die weiblichen Mitglieder sollen bei einem Wochenverdienst bis zu 12 M. zur ersten Beitragsklasse, über 12 M. Verdienst zur zweiten Klasse gehören. Die männlichen Mitglieder ollen bei einem Verdienst bis 15 M. der zweiten Klasse angehören, bei 15 M. bis 24 M. Verdienst der dritten und bei einem Wochen- lohn von über 24 M. der vierten Beitragsklasse. Jugendlichen Ar- beitern unter 16 Jahren und Lehrlingen soll gestattet sein, in die erste Beitragsklasse zu steuern. Neben dieser Reuregelung der Bei- träge unterbreitet der Vorstand noch eine Reihe anderer Vorschläge, die eine Einschränkung der Unter st ützungen zur Folge hätten. So wird beantragt, die Erhöhung der Karenzzeit iir ausgesteuerte Mitglieder bei Arbeitslosigkeit von 26 Wochen auf 39 Wochen zu erhöhen. Während der Dauer von Krankheit und Arbeitslosigkeit sollen keine Beiträge bezahlt werden dürfen. Die Arbeitslosenunterstützung soll in der ersten Klasse bei ein- bis drei- jähriger Mitgliedschaft um 15 Pf., von 75 auf 66 Pf. pro Tag, reduziert werden, die Höchstsumme nur 18 M.(bisher 22,56 M.) betragen. Auch die Krankenunterstützung soll in der ersten Klasse reduziert werden und anstatt 46 Pf. nur 36 Pf. pro Tag, bis zur Höchstfumme von 12 Mk.(bisher 16 Mk.) betragen. Ueber die finanziellen Leistungen der Mitglieder für lokale und onstige Zwecke verbreitet sich dann der zweite Verbandsvorsitzende Härder- Berlin. In der Debatte wandten sich die ersten Redner gegen die Vorschläge des Vorstandes, besonders gegen die Beschränkung der Unterstützungseinrichtungen. Die Diskussion wird morgen fortgesetzt. Hklgischei GcwcrWchaftsliongrcß. Brüssel, 16. Juni.  (Eig. Ber.) In der VormittagSsitzung beschäftigte sich der Kongreß mit ver- 'chiedenen Vorschlägen über das finanzielle Auskunft?- b u r e a u, daS den Zweck hat, der gewerkschaftlichen Bewegung Material und Dokumente über di« finanziell« Situation der In- dustrie und der kapitalistischen   Organisationen zu liefern. ES wird u. a. vorgeschlagen, die aus dem Saldo der ausgelösten Rückver- icherungSkasse für Streiks und Aussperrungen vorhandenen 3666 Fr. diesem Auskunftsbureau zur Verfügung zu stellen. DeBrouckere spricht für den Borschlag, diese Summ« der Bildungszentrale zu Überwelsen. Di« Bildungszentral« leiste un- schätzbare Dienste der Parteibewegung, und man dürfe sie nicht außerhalb des Parteirahmens stellen und sich auf die Großmut einiger bürgerlicher Idealisten verlassen. Die 3666 Fr. werden gegen 27 Stimmen der BilbungSz«ntrale zugewiesen, mit dem ?ns«mbl« der Fragen wird sich die Gewerkschaftskommisfion be- 'chäftigen. Es wird dann auch die Auflösung der RückversichcrungSkasse, die seit Januar bereits suspendiert ist und deren Bestand durch die neutralistische Reorganisation zwecklos geworden war, definitiv be- chlossen. In den Vorstand der Gewerkschaftskommission wurden die Ge- nossen So lau und Back wieder-, die GcnossenJ a q u e m o t t e und M a r t e l neugewählt. In der Wahl der beiden neuen Mit- glieder drückt sich sichtlich der Wunsch aus, in die Führung des Ge- werkschaftslebens einen frischeren Hauch zu bringen und die von verschiedenen Seiten vermißte Initiative einsetzen zu sehen. Die Nachmittagsitzung war mit der Diskussion über die Re- form des Lehrlingswesens und des Fachunter« r i ch t s ausgefüllt. Die interessante Debatte, die sich dem gedruckt vorliegenden Be. richt anschloß, zeigte in einigen Punkten, so in bezug auf die Rolle der gewerkschaftlichen Kontrolle und die Verwaltung und Organi- sation des Fachunterrichts, einige Divergenzen, und der Kongreß entschied sich auch für keine abschließenden Formeln, sondern be- schränkte sich darauf, die vom Berichterstatter R e n a r d, dem kenntnisreichen Fachmann in dieser Frage Renard ist Direktor einer Fachschule in Saint Ghislain   im Hennegau   zusammen­gestellten Leitsätze zur Kenntnis zu nehmen und der bereits er- nannten Studicnkommission die weiteren Klärungsaufgaben zu überlassen. Bezüglich der Reform des Lehrlingswesens enthalten die Leit- sätze u. a. die Forderung nach gesetzlichen Bestimmungen, die den Eintritt von Lehrlingen in die Werkstatt erst vom 14. Lebensjahr gestattet; Verbot der Nachtarbeit für Kinder und Frauen unter 18 Jahren; eine Einschränkung der täglichen Arbeitszeit für Kinder und Frauen bis mindestens zum 17. Lebensjahre, um ihnen den Besuch der Fachschule zu ermöglichen; die Einführung ein«? Lohn- Minimums für die verschiedenen Etappen der LehrlingSzeit; das Recht der gewerblichen Kontrolle; Ausstellung eines Lehrlingszeugnisses; Ausdehnung der Kompetenz der Gewerbe- gerichte und der Arbeitsinspektionen zum Zwecke der Ueberwachung de? Lehrlingswesens usw. Diese Leitsätze werden einstimmig angenommen, worauf der Kongreß nach Erledigung einiger innerer organisatorischer Ange- legenheiten um 4 Uhr vom Präsidenten S o l a u geschlossen wird. Die Verhandlungen des Kongresses regten nicht zuletzt durch die starke kritische Seite und den ehrlichen polemischen Geist der DiS- fufsion die innere Festigung und die geistig« Belebtheit an. zu der sich die belgische Gewerkschaftsbewegung in der letzten Zeit erhob. Das starke Bedürfnis nach frischer, kräftiger Führung, nach Jni- tiative, nach Straffheit der Leitung und Taktik, daS die Kritik des ersten Tages belebte, bildet ein erfreuliches Gegenstück zu den zahlenmäßigen Fortschritten und der organisatorischen Verinner- lichung, die der letzte Bericht der belgischen Gewerkschastslommission verzeichnet.__ üuq Induftric und Handel. Lage des deutschen   Arbeitsmarktes. Die Verschlechterung des Geschäftsganges in verschiedenen Zweigen der Metall« und Maschinenindustrie, der elektro- technischen Industrie, im Holzgewerbe uiw. sowie die Depression im Baugewerbe haben eine weitere Zunahme des Andranges amdeutschen Arbeits markte zur Folge gehabt. DaS Verhältnis von Angebot und Nachfrage war im Mai d. I. nicht nur ungünstiger als im Vormonat, sondern auch weientlich schlechter als im Vergleichsmonat 1912. Auf je 166 offene Stelleu kamen durch- schnittlich 128,9 Arbeitsuchende gegen 123.5 im April d. I. und 117,6 im Mai 1912. Für die Monate April und Mai der Jahre 18961913 ergaben sich nachstehende Andrangsziffern: Jahr' April Mai Jahr April Mai 1966 166,3 161,5 1916 136.6 133,3 1967 92,8 163,7 1911 167,6 112,6 1963 141,8 161,5 1912 116,7 117,6 1969 137,8 143,7 1913 123,5 128,9 Die Entwickelung der ArbeitSmarkllage im laufenden Jahr» muß als sehr unbefriedigend bezeichnet werden. In den Monaten Januar bis Mai kamen nämlich auf je 166 offene Stellen durchschnittlich Arbeitsuchende: 1912.. 1913.. Zu- resp. Abnahme. Die Ungunst gegegenüber dem Vorjahre trat am stärksten am ArbcitSmarkt für Männliche hervor. Bei den Weiblichen ist das Angebot von Arbeitskräften noch immer geringer als die Nach- frage. Für beide Kategorien wurden nämlich folgende Andrangs- ziffern berechnet: Männliche 1912 194,8 152,6 128,6 131,9 133,4 de» 1913 161,8 161,4 141,6 146,9 149,1 Arbeitsmarktes Differenz 6.1 Januar Februar März. April... Mai.. 133,4 149,1 4-15,7 87,8 91,6+ 8,8 Die Lage deS Srbeitsmarktes in den einzelnen LandeSteilen zeigt je nach dem Vorherrschen bestimmter Gewerdezweige oder der Landwirtschast eine sehr verschiedene Entwicklung. In Ost- und West Preußen   und Posen stand die Andrangsziffer mit 96,6 um 26,7 unter dem Niveau deS Vorjahres. In Schlesien   hat sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage gegen Mai 1912 verschlechtert. Für»Brandenburg  , Pommern   und Meck- l e n b u r g ergibt sich eine leichte»Besserung. Von 117.46 auf 158,77 stieg die Audrangsziffer in Berlin  . Auch im König  - reich Sachsen   zeigt sich eine Verschlechterung gegenüber dem Vorjahre. DaS gleiche gilt von der Provinz Sachsen  . Thüringen   und Anhalt. In den Hanse st ädten. in Schleswig-Holstein   und Hannover   steht die Andrangs- Ziffer ebenfalls über dem Niveau des»Vorjahres. In Westfalen  und Hefsen-Nafsau zeigt sich eine beachtenswerte Besserung. Die Lage des ArbeitSmarkles der Rheinprovinz   hat sich im Vergleich zum Vorjahre nicht wesentlich verändert. Auch in Hessen  und Elsaß-Lothringen   war dre Entwicklung befriedigend. In den übrigen süddeutschen LandeSteilen ist jedoch durchweg eine Vorschlechtermig eingetreten. Die Konzentration im Brannkohlenbergbaa. Zu einer beherrschenden Großmacht im rheinischen Braunkohlen« bergbau entwickelt sich immer mehr die Rheinische Aktien- >e's«llschast für Braunkohlenbergbau und Brikett- a b r i k a t i o n in Köln  . Ihre Gesamtförderung betrug im ver- gangenen Jahre über 5 Millionen Tonnen. ES wurden 626 197 Tonnen Braunkohlen und 79 669 Tonnen Ton abgesetzt und l 424 874 Tonnen BrikettS hergestellt. Von 4 756 006 Tonnen Gesan.tabsatz des Kölner  »Braunkohlenbrirett-BerkaufsvereinS sind das ca. 30 Proz. Die SyndikatSbeieiligung beträgt 1435 661 Tonnen, wozu noch 143 675 Tonnen der BeißelSgrube und 158 646 der Clarenberg-«kl.- Ges. kommen. Insgesamt sind in der Gesellschaft mehr ls ein Drittel der S h n di k a« S r d er ung ver- in igt. Die Rhein  . Akt.-Ges. für Braunkohlenbergbau usw st�lll i»e Vereinigung folgender früher selbständigen Werke dar: Skl.-Ges. Fortuna, Gewerkschaften Sibnllagrubc. Gräfrath  . Donatus und Lüfte und Gruhlwerk. Zu ihrem Konzern gehören außerdem die Gewerl- schaft BeißelSgrube. die Clarenberg Akt.-Ges. für Kohlen- u»d Ton- industrie in Frechen   bei Köln  , sowie die Akt.-Ges. Rhein  , sches Elek- trizitätSwerk und die G. m. b. H. Elektrizitätswerk Mülheim a. Rh. Als neueste Erwerbung ist die Pachtung der Grube Carl zu buchen. die Eigentum der Gewerkschaft deS Eisensteinbergwerk« Bellerhammer ist. Aus dieser Grube soll der Förderbetrieb eingestellt und nur die BrikettfabrU weitergeführt werden. md 13.4 im Mai 1912); m der Ausfuhr 821. r an evaren und >.1 an Gold und Silber(gegen 716,6 und 7.4 im Mai 1912); st, den fünf Monaten Januar Mai d. I.: ln der Einfuhr 4547,5 an Waren und 132.6 an Gold und Silber(gegen 4473,3 und 39.7 im enlfprechenden Zeiträume 1912); in der« u S f u h r 4187.6 an Waren und 46.5 an Gold und Silber(gegen 8494,6 und 68,0 im entsprechenden Zeiträume 1912.)