Hus Groß-ßcrUn. Schlachtenbild und Kriegsveteranen. Das Elend der Kriegsveteranen ist sprichwörtlich. Seit Jahren hören wir, wie unsere Patrioten den Veteranen ihre Sympathie versichern; fortgesetzt lesen wir Aufrufe in Zei- tungen mit hochtönenden Unterschriften für die Veteranen, Wir erleben Kornblumentage und Geldsammlungcn für die alten Leute und zum Schluß müssen wir immer wieder fest- stellen, daß an der Not und dem Elend der alten Krieger nicht das mindeste geändert ist. Der einzige Effekt dieser ganzen Veteranenfürsorge besteht darin. daß eine Anzahl Personen bei den Veranstaltungen ihr Profitchen gemacht und eine Reihe anderer Leute sich auf recht billige Weise den Mantel der Wohltätigkeit umgehängt haben. Jetzt ist ein neues Unternehmen aufgemacht worden, um für das Alter der Krieger von 70/71 zu sorgen. Ein Bild ist es, das als Mittel zum Zweck dienen soll: ein Schlachten- bild. Die Ausstellung des von Ungewitter und Wendling gemalten Panoramas:„Blüchers Rheinübergang bei Caub am denkwürdigen Neujahrsmorgen 1813/1814" soll das Zauber- mittel sein, um für die Kriegsveteranen Gold zu münzen. Ein besonderer Verein hat sich unter dem Namen: Verein Panorama Caub 1814 gebildet, welcher eine ständige Aus- stellung des Bildes in Charlottenburg veranstaltet. Und weil erfahrungsgemäß die besitzende Klasse an Zahl gering ist, aber auch gewöhnlich den Daumen auf den Beutel hält, wenden sich die Veranstalter an die breiteren Massen mit dem Er- suchen um Unterstützung des patriotischen Unternehmers. Wie uns von verschiedenen Gewerkschaftsvorständen mitgeteilt wird, sind ihnen ohne weiteres 100 Eintrittskarten zu dem Eintritts- preis von 75 Pfennig übersandt worden mit dem Bemerken, daß es sich um Vorzugskarten handelt und zum Eintritt nur gültig sind, wenn sie mit dem Vereinsstempcl versehen sind. Es ist bezeichnend, daß man jetzt schon an den Patriotismus der organisierten Arbeiter appelliert, uni die Not der alten Krieger zu lindern, wo man sich sonst nicht genug tun kann in der Verfolgung der organisierten Arbeiterschaft. In einem Aufruf heißt es: .Unterstützt unser Werk, indem Ihr uns helft! Beteiligt Euch durch häufigen Besuch des Panoramas und gebt damit zu er- kennen, daß Ihr Euch bewußt seid, aus welchem Boden die ge- sicherten Erwerbsmöglichkeitcn erblüht sind. Dieser Boden_ ist gedüngt mit den Gebeinen unserer Gefallenen und mit dem Schweiß und Heldenblut jener Mitkämpfer, die heute noch in unserer Milte leben I Ihrer keiner darf notleiden, d a S ist eine Forderung der nationalen Ehre!" Diese Worte mögen die Veranstalter der Bildausstellung an diejenigen Kreise richten, die den Ntitzen von der gesicherten Existenzmöglichkeit gezogen haben; an die Leute, die Hunderttausende und Millionen jährlich in ihre Taschen fließen lassen und somit von„der gesicherten Existenzmöglichkeit profi- tieren; nicht aber an die Arbeiter, die durch ihre Arbeitstraft zu dem Profit ihrer Ausbeilter täglich beitragen und selber auf dem Schlachtfelde der Arbeit verbluten müssen. Das Reich, der Staat und die besitzende Klasse haben die Pflicht, für die alten Kriegsveteranen zu sorgen, anstatt ihre Pflichten auf die Schultern der breiten Masse abzuwälzen. Es wird sich zeigen, daß es mit der Ausstellung des Schlachtenbildes nicht anders gehen wird, als mit den unkontrollierbaren Sammlungen an den Kornblumentagen: Die Veteranen hoffen und hoffen und werden von neuem enttäuscht I Wieder ein Drahtseilattentat! Ein Drahtseilattentat nach Henningsdorser Muster beschäftigt jetzt auch in Beelitz die Polizeibehörde. In diesem Falle hatten es die Täter jedoch nicht aus Automobilisten, sondern auf Rad- f a h r e r abgesehen. In der Lehninerstraß« befindet sich ein be- sonderer Weg für Radfahrer. In einer Höhe von etwa izh Meter wurde von Bubenhänden in einer der letzten Nächte ein ziemlich starkes Drahtseil quer über den Weg gespannt. Als kurz nach Mitternacht zwei Radler die Stelle passierten, wurden sie von dem Seil getroffen und samt den Rädern zu Boden geschleudert. Beide erlitten ziemlich erhebliche Berietzungen und mußten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Di« Ermittelungen nach den Urhebern des Attentats, das stark an das Verbrechen auf der Hennigsdorfer Chaussee und im Grunewald erinnert, waren bisher leider ohne jeglichen Erfolg. DaS Kaiserjnbiläum als Gaunerttick. Bon einer Gaunerin, die es auf bedürftige Frauen abgesehen hat, ist im Südosten der Stadt eine Witwe heimgesucht worden. Die gefährliche Person verschaffte sich Zutritt zu der Wohnung mit Hilfe eines Tricks, der ihr so recht zu der„gehobenen" Stim- mung des Jubiläumstrubels zu passen schien. Sie sagte, daß sie vom Bezirksvorstcher komme und zwar in Sachen des Regierungs jubiläums, zu dessen Feier die Witwen eine Unter st ützung erhalten sollten. Nachdem sie einge- lassen worden war, äußerte sie bald allerlei Wünsche, die darauf abzielten, die Wohnungsinhaberin auf eine paar Augenblicke aus dem Zimmer hinauszubringen. Sie bat um Kaffee, um einen Uhrschlüssel, mit dem sie ihre Uhr aufziehen wolle, auch wünschte sie Wasser für ihren Hund, der draußen sei. Nachher ergab sich, daß der Hund„davongelaufen" war, und nun verschwand auch sie selber, um ihn zu„suchen". Zr spät erkannte die Witwe, daß sie einer Gaunerin in die Hände gefallen war, die nur auf G e- legenheit zum Stehlen spekuliert hatte. Bon der„men- schenfreundlichen" fremden Frau, die ihr eine„Unterstützung" in Aussicht gestellt hatte, war sie um L M a r k bestohlen worden. Das Abenteuer eines bummelnde« Industriellen. Eine recht harmlose Aufklärung fand eine„Erpresser- a f f ä r e". mit der sich die Schöneberger Kriminalpolizei aus Per- anlassung der Polizeibehörde einer Provinzstadt zu beschäftigen hatte. Bei den Angehörigen eines jungen Industriellen lief von Berlin auZ ein dringendes Telegramm ein, in dem dieser um so- fortige Zusendung eines größeren Betrages bat. Ihnen kam aber die Sache höchst verdächtig vor, da der junge Mann sich seit einiger Zeit auf einer Reise durch Skandinavien befand und gar nicht gut in Berlin sein konnte, wenigstens nicht von seinen Angehörigen dort vermutet wurde. Deren Ansicht war sofort, daß dieser nur Erpressern in die Hände gefallen sein könne. Ihr« Vermutung teilten sie der dortigen Polizeibehörde mit. die sich mit der Schöne- berger Kriminalpolizei in Verbindung setzte, da das Geld nach einer Wohnung in der Vorbergstraße gerichtet werden sollte. Mehrere Kriminalbeamte wurden nun aufgeboten, um der mysteriösen Affäre nachzugehen. Nachdem festgestellt worden war. daß es sich um die Wohnung einer jungen Lebedame handelte, wurde ein Briefträger dorthin entsandt, um ausfindig zu machen, wer das Geld empfangen wolle. Dieser wunderte sich nicht wenig, bei der Bestellung gleich von drei Männern mit lautem Jubel begrüßt zu werden. Um Klarheit"m die Angelegenheit zu bringe», erklärten die mitgekommenen Beamten alle drei für verhaftet und brachten sie nach dem Polizeirevier. Hier klärte sich bald alles auf. Einer der drei war tatsächlich der Industrielle, während seine beiden Begleiter der Kellner und der Oberkellner eines hiesigen Vcrgnllgungslokals waren. Bevor noch die Zeit für die Reise durch Skandinavien ver- strichen war, hatte sich der Industrielle auf die Bahn gesetzt, um die restlichen Tage in Berlin zu verbringen, ohne jedoch seinen Angehörigen davon Mitteilung zu machen. Hier lenue er die junge Dame aus der Vorbergstraße kennen und machte mit ihr eine Ver- gnügungsfahrt durch Berlin und seine Nacht- lokale. Nachdem er schon fast den ganzen Rest seiner Reisegeldes ausgegeben hatte, kam er zuletzt in ein Vergnügungslokal, wo er mit seiner hübschen Begleiterin noch eine Zeche von mehreren hun- dert Mark machte. Als es ans Bezahlen ging, stellte sich heraus, daß er fast gar nichts mehr besaß. Der Kellner und der „Ober" glaubten, es mit einem internationalen Hochstapler zu hin zu haben und wollten ihn gleich verhasten lassen. Auf sein Drängen nahmen sie aber davon Abstand, obwohl sie seinen Erklärungen, daß er sich sofort Geld schicken lassen werde, nicht recht Glauben schenkten. Schließlich kamen sie mit ihm dahin überein, daß sie nach Schluß des Lokals ihn und seine Dame nach deren Wohnung be- gleiten würden, um dort gemeinschaftlich auf die Ankunft des Geldes zu warten. Ms nun die Kriminalbeamten kamen und sie alle drei verhafteten, glaubten die Kellner zuerst, es doch noch mit einem„internationalen Hochstapler" zu tun zu haben, bis die Angelegenheit nach der Vernehmung und den Nachprüfungen der Polizei ihre harmlose Aufklärung fand. Nach dieser Wendung der Sache schickten die Angehörigen das verlangte Geld. Reicher Kindersegen. In der Zeit der Geburtenminderung fällt reicher Kindersegen um so mehr auf. Mit dem 25. Kind hat in K ö n i g s w u st e r- hausen eine Frau K ö h n k e ihren Gatten beschenkt. Von diesem Viertelhundert sind aber im Laufe der Jahre den Eltern 20 Kinder weggestorben. 25 Kinder von einer Mutter ist übrigens keines- Wegs ein Rekord, der bisher unübertroffen wäre. Selbst in Berlin , dessen Kindersegen in den letzten Jahrzehnten besonders stark nachgelassen hat, ist noch in neuerer Zeit schon eine höhere Zahl erreicht worden. In den Jahren 1906 und 1999 wurde hier je ein 27. Kind zur Welt gebracht. Ein wildgewordenes Pferd im Biergarte«. In dem Gartenlokal„Spandauer Bock" wurde am Mon- tag durch ein Pferd ein schwerer Unglücksfall und eine große Pan»!k verursacht. Ein Schimmel, der in der Aus- spannung untergebracht worden war, machte sich frei und fand den Weg in den Garten. Unter den zahlreichen Gästen des stark- besuchten Lokals entstand beim Anblick des durch die Gänge traben- den Tieres allgemeine Aufregung und lautes Geschrei. Hierdurch scheu gemacht, setzte sich der Schimmel in Galopp und sprang über Tische und Stühle hinweg. Jetzt bemächtigte sich der Menge ein furchtbares Entsetzen, und mit wildem Angstgeschrei rannte alles durcheinander, wobei einige Frauen in Ohnmacht fielen. Das Tier stürmte durch den ganzen Garten, kam schließlich zu Fall und riß Tische und Stühle um. Im Stürzen begrub esdrei Frauen unter sich, von denen zwei leicht und eine am Bein schwerer verletzt wurde. Samariter, die in der Nähe waren, eilten herbei und leisteten die erste Hilfe. DaS Publikum drängte teils nach der Unfallstelle, zum größeren Teil aber nach dem Ausgang des Lokals, so daß in der allgemeinen Hast und Flucht leicht weitere Unfälle hätten entstehen können. Beherzte Männer warfen sich auf das am Boden liegende Pferd, hielten es fest und brachten es wieder auf die Beine, worauf es sich aus dem Lokal führen ließ. Für den Schuldigen, der das Tier entwischen ließ, dürfte die Sache ein unangenehmes Nachspiel haben. Das Skelett in der Kiste. Ein« schaurige Entdeckung machten Erdarbeiter beim Bau der Kreisbahn in der Nähe von F ü r st e n w a l d e. In der Nähe der Militärbadeanstalt stießen sie beim Ausschachten in einer Tuffe von drei Metern auf eine Kiste von ziemlich erheblichem Umfang. MS die Leute den Deckel öffneten, sahen sie ein menschliches Gerippe. Die sofort in Kenntnis gesetzte Kriminalpolizei stellt« fest, daß es sich um das Skelett einer Frau handelte. Man konnte noch deutlich die Spuren langer Haare konstatieren. Die Leiche war in die Kiste hineingezwängt worden und hat Wohl viele Jahre an der Fundstelle gelegen. Die polizeilichen Ermittelungen.haben noch nichts ergeben. „Räuberleben" in der Umgebung Berlins . Eine„Räuberhöhle" wurde am Sonnabend im Hofjagd- revier hinter Hermsdorf , unweit der Chaussee, die nach Froh. nau führt, durch einen Zufall entdeckt. Zwei junge Leute, die dott vorbeikamen, bemerkten den Eingang zur Höhle. MS sie sich darin umsahen, fanden sie eine ganze Menge Diedesbeuie. Sie denach- richtigten sofort die Polizei, die die Sachen beschlagnahmte. ES stellte sich dabei heraus, daß es Gegenstände waren, die aus Ein- brächen herrührten, die in der dortigen Umgegend in der letzten Zeit ausgeführt worden sind. Die Täter scheinen die Beutestücke zuerst hierher geschleppt, um sie dann bei Gelegenheft zu verkaufen. Wie der Befund ergab, hat ihnen die Höhle aber auch wiederholt als Lager gedient. Außer Speisereste fand man darin geleerte Wein- und Likörflaschcn, sowie Zigarren- und Zigarettenftummcl. Wie Stücke von Talglichten bewiesen, haben sich die„Höhlende- wohner" auch nicht gescheut, Licht in ihrer Behausung zu machen. Den versteckt liegenden Eingang zu dem unterirdischen Lager ver- deckten sie so mit Reisig und Blätterwerk, daß er nur schwer zu finden war. Rur einem Zufall ist eS zu verdanken, daß die Höhle entdeckt wurde. Zwei Kindermorde. Am Sonnabend abend fand eine Bewohnerin des Hauses Reichenberger Straße 119 im Keller in einer Ecke«in umfang- reiches Paket, das in graues Packpapier eingewickelt und mit starkem Bindfaden verschnürt war. Als sie Bindfaden und Papier entfernt hatte, zeigte sich zuerst eine gelbgeblümte Tischdecke, dann ein Roll- tuch, darauf ein weißes Damenhemd und darunter graue Sack- leinwand, in die die Leiche eines neugeborenen Mädchens, das ein weißes Hemdchen und eine weißgesticktc Jacke trug, eingewickelt war. Sie übergab den grausigen Fund der Revierpolizei, die durch den Arzt feststellen ließ, daß die Kleine nach der Geburt gelebt hatte und erstickt worden ist.— Eine zweite Leiche wurde Sonntag vor- mittag vor dem Hause Kronprtnzenufer 13 aus der Spree ge- landet. Es war die eines neugeborenen Knaben, die in eine Aus- gäbe der„B. Z. am Mittag" vom 4. Juni und graues Packpapier eingewickelt war._ Aus der Berliner Brandchronik. Vier größere Brände, von denen einer auf Brandstiftung zurückgeführt wird, beschäftigten die Berliner Feuerwehr in der Nacht zum Sonntag in der R o s e n t a l e r Straße 26, in der Steglitzer Straße 82, in der Neuen Schönhauser Straße 11 und in der Hennigsdorfer Straße 2 6. An der ersten Stelle stand eine Buchdruckerei, an der zweiten eine Tischlerei, an der dritten ein Fabrikgebäude und an der letzten der Dachstuhl des Quergebäudes in Flammen. In der H e n n i g s- dorfer Straße wird vorsätzliche Brand st iftung ver- mutet, denn als die Feuerwehr eintraf, fand sie, daß die Füllung der Bodentür herausgebrochen worden war. Man nimmt an, daß der Brandstifter die Füllung der verschlossenen Tür eingetreten hat, um in den Bodenraum zu gelangen und das Feuer anzulegen. Die Feuerwehr hatte auf dieser Brandstelle zwei volle Stunden zu tun.__ Brand in Wilhelmsruh . Ein Ladenbrand, der leicht größeren Umfang hätte an» nehmen können, alarmierte am Montag in Wilhelmsruh die frei» willige Feuerwehr. Am Nachmittag gegen 5 Uhr wurde bewirkt, daß in dem Kolonial warenge schüft von E. Klam - r o t h im Hause H a u p t st r. 12 Feuer entstanden war. Die auf gegebenen Alarm in kürzester Zeit zur Brandstelle eilende Feuer- wehr verschaffte sich Zutritt zu dem verschlossenen Laden, dessen Inhaberin nicht anwesend war. Es brannten Regale, in deren Nähe leicht brennbare Gegenstände, z. B. auch Spiritusflaschen, sich befanden, lieber die Entstehung des Brandes ist nichts bekannt. „Eine wüste Familicnszene." Zu der Notiz, die wir mit dieser Ueberschrift veröffentlichten, macht uns einer der darin erwähnten Söhne des Stubenmalers Cilinski eine ergänzende Mitteilung. Er sagt, es sei die Absicht der Söhne gewesen, den wieder betrunkenen Vater aus der Woh» nung zu drängen, um die Mutter vor ihm zu schützen. In dem entstehenden Handgemenge sei der Vater gegen die Mutter gerannt, die das Abendessen bereiten wollte, und dabei sei ihm aus einer zur Erde fallenden Schüssel heißes Wasser auf die Beine gespritzt. Der Vater habe dann auf Ausforderung seiner Söhne sich ange» zogen und die Wohnung verlassen, auf der Straße aber habe er sich zu Boden geworfen und sei schließlich von einem Schutzmann zur Unfallstation gebracht und später in das Krankenhaus über» wiesen worden._ Huö aller Melt.• "Vater wacht an der Grenze.... In einem der Wassertümpel, die sich im nordwestböhmischei» Braunkohlengebiet überall infolge des unterirdischen Raubbaues gy- bildet haben, in einer sogenannten Pinge, hat sich vor cinigsn Tagen die Bergarbeiterfrau Swatschek ertränkt, weil sie W.it ihren Kindern nicht länger hungern wollte, während ihr Mamn als k. und k. Reservist seit dem März Bosnien schirmte wifder jeden Feind. Erst zwei Tage nach ihrem Tode lief der ganze Be- trag der Reservistenunterstützung(166 Kronen für vier Personen und vier Monate) ein, um die die Familie seit Monaten vergeblich gebeten hatte. Den Mann beurlaubte man aus Bosnien nach Haus, gab ihm aber statt Reisegeld nur eine Bestätigung mit, daß die Staatskasse die Reise bezahle. Darauf borgte keine Bahnkäfse, der Mann mutzte sich durchbetteln. Selbst das Gesuch um Verläfngerung seines Urlaubes, damit er seine Kinder in vernünftige Pflqge geben könne, wurde ihm abgeschlagen. Vater wacht an der Grenze für des Reiches Herrlichsteit. Was schiert ihn Weib, was schiert ihn Kind... Das Erdbeben auf dem Balkan . Das Erdbeben vom 14. Juni war nach einönt in Bel grad angekommenen Telegramme, das der b u l g a r i s ch e n Zensur entging, eine wahre Katastrophe für die Stadt O r c o w i tz a. Zuerst traten dumpfe unterirdische Geräusche, die von Erdstößen begleitet waren, auf. Die Bevölkerung verließ darauf panikartig die�Häuser. Wewige Sekunden später bildete die ganze Stadt einen einzigen Trümmerhaufen. Viele Bewohner liegsn tot unter den Trümmern: eine große Anzahl verwundeter Per- sonen konnte in Sicherheit gebracht werden. U. a. wurde auch eine Zuckerfabrik vollständig zerstört. Der Chef- ingenieur fand den Tod; 40 Arbeiter der Fabrik wurden teils getötet, teils verletzt. Die Bügelfalte. In einem kleinen Orte nördlich von Berlin wurde kürzlich ein eigenartiger Vorgang beobachtet. Szene: Eine Landstraße, die ge» rade frisch geschottert worden ist. Eine Dampfwalze müht sich ab, die Straße zu glätten. Plötzlich entledigt sich der Mann, der das Lokomobil lenkt, seiner Beinkleider. Nanu, denkt der Zuschauer, wenn's dem Manu zu heiß wird, kann er doch zunächst seinen Rock ausziehen. Der Arbeiter aber legt die Hose säuberlich zusammen- gefaltet auf den glatten Weg vor seine Maschine, steigt auf und überfährt das Kleidungsstück; dann zieht er, als ob nichts geschehen wäre, seelenruhig sein Beinkleid wieder an, nickt dem Zuschauer freundlich zu und sagt erklärend:„De Biejclfaltel" Letzte Nachrichten. Rücktritt des serbischen Kabinetts. Belgrad , 22. Juni,(W. T. B.) Das gesamte Kabinett ist zurückgetreten._ Eine bulgarische Regierungserklärung. Sofia , 22. Juni,(W. T. B.) DaS Regierungsblatt Mir schreibt: Wir sind zu der Erklärung ermächtigt, daß die vom Temps veröffentlichte, Ivahrscheinlich aus serbischer Quelle stammende In- Haltsangabe des serbisch -bulgarischen Bündnisvertrages und das Zusatzabkommen falsch und tendiziös entstellt sind. Die Klauseln der Militärkonvention vom 29. Juni 1912 sind darin ohne die wesenlichen Abänderungen und Zusätze zftiert, die durch die Vereinbarungen der beiden Generalstäbe erfolgt sind. Im Artikel zwei des geheimen Zusatzabkommens ist die Verpflichtung Ser» bienS, jenseits der Linie Golemvrch-Ochridasse nichts zu verlangen, absichtlich weggelassen. Nun ist eS aber diese Verpflichtung, welcher sich Serbien entziehen will, was Bulgarien sich e n t s ch i e» den weigert, anzunehmen. Antlmilitaristische Kundgebungen. Paris , 22. Juni. (W. T. B.) In Brest veranstalteten gestern abend während des militärischen Zapfenstreiches mehrere Gruppen von AntiMilitaristen Kundgebungen gegen die drei- jährige Dienstzeit. Der Platzmajor ließ die Truppen sofort nach der Kaserne zurückführen.__ Zusammenstoß zweier Flugzeuge in der Luft. Wien , 22. Juni. Beim heutigen internationalen Flugiag in Aspern stieß der Apparat des Oesterreichers Stager in einer Höhe von 49 Metern gegen das Flugzeug des Franzosen M o l l a. Beide Apparate stürzten und wurden gänzlich zertrümmert. M o l l a wurde leicht, Stager und sein Passagier, Linien- schiffSleutnant Repalek. schwer verletzt. Noch ein Absturz. Tokio , 22. Juni. Leutnant T a k e d u, ein tüchtiger Flieger- offizier. ist mit''"em Doppeldecker abgestürzt und war auf der Stelle tot. Eine ansgchobene Räuberbande. Sosnowizc, 22. Juni. In dem Dorf Z a g u r z e bei Sosno- wize umzingelten russische Polizei und russisches Militär eine Räuberbande. Drei Banditen wurden getötet, ein vierter s ch w�e r verletzt.
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