jr-His so. wr,.., Z Keilllge des„UllMlirts" Aerlllltt Uslksdllltt. M»w.ch.25 Z-ÄISIO. Nolk im SchsfzKIeid. Lon Zeit zu Zeit gefällt sich die bürgerliche Presie darin, über oen Niedergang oder den Rückgang der Sozialdemokratie zu fabu-- lieren. Seit der Reichsverband zur Bekämpfung der Sozialdemo- kratie die bürgerliche Presse mit Stoff versorgt, erscheinen, regel- mäßig wiederkehrend, wie das Mädchen aus der Fremde, Artikel iuld Notizen, in denen den gläubigen Lesern das Märchen vom Rückgang der Sozialdemokratie aufgetischt wird. Dabei gedeiht unsere Partei auf das Trefflichste. Sie verstärkt fortgesetzt ihren Einfluß auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens und veranlaßt die herrschende Klaffe, von der Regierung— ihrer Sachwalterin— energischere Schritte gegen die„sozialdemokratische Gefahr' zu verlangen. Auch gegenwärtig wird in der bürgerlichen Presse viel Tinte verspritzt über den Rückgang der Sozialdemokratie. Den Anlaß dazu bietet der Umstand, daß nach Berichten verschiedener Organisationsleitungen in einer Reihe von Parteiorten die Zahl der organisierten Parteimitglieder und auch die Zahl der Leser der Parteipresse eine Abnahme erfahren hat. Wer die sozialdemokratische Bewegung kennt, weiß, daß immer ein Auf und Ab zu verzeichnen ist; nur mit dem Unterschiede, daß dieses Auf und Ab einmal größer, ein andermal kleiner war, daß eS aber im großen und ganzen immer frisch und munter vor- w ä r t s ging. Dieses Auf und Nieder tritt besonders vor und nach größeren Aktionen, besonders bei Wahlbewegungen, in die Er- scheinung und wird gesteigert, wenn eine größere Wirtschaftskrise an- hebt. In einer solchen Situation befinden wir uns jetzt. Gerade weil die Anhänger der Sozialdemokratie von einer Krise am schwersten getroffen werden, äußert sich bei ihnen auch am schwersten die Folge der Krise, die in größerer Arbeitslosigkeit, verbunden mit Not und Entbehrung, zum Ausdruck kommt. Die bürgerlicher Presse gibt sich einer Selbsttäuschung hin, wenn sie eine zeitweilige Abnahme von organisierten Parteigenossen und Lesern der Parteipresse ohne weiteres gleichstellt mit einem Rückgang der Sozialdemokratie überhaupt. Ob außer den oben an- geführten Ursachen noch innere Gründe, die kürzlich in der Groß- Berliner Generalversammlung von Rednern in einer Selbstkritik be- rührt wurden, einen erheblichen Einfluß hierbei ausüben, ist mehr sekundärer Art. Bezeichnend ist aber, wie ein Blatt, wie die„Volkszeitung', die sich heute noch ein demokratisches Mäntelchen umzuhängen sucht, sich mit dieser Erscheinung abzufinden sucht. Sie nimmt die Manieren des Reichsverbandes an und redet von einer Art.TerroriZmuZ', die unsere Partei treibe. In einem Leitartikel betitelt:„Rückgang der Sozialdemokratie' faselt die„Volkszeitung': „Wie sieht es heute nnt vielen Mitgliedern der sozialdemo- kratischen Partei aus? Wie kommen viele von ihnen in den Wahlverein? Die Kollegen in der Werkstatt erkläre» dem Ar- beitsgenossen einfach, wenn er Wert darauf lege, als anständiger Arbeiter betrachtet und behandelt zu werden, müsse er sich dem Wahlverein anschließen und den.Vorwärts' abonnieren. Da hilft kein Widerstreben, der Bien muß. Bei der Pressung zum Parteimitglied braucht gar kein.Terrorismus' im schlimmsten Sinne des Wortes ausgeübt zu werden. Schon die gesellschaftliche Aechtung der Kollegen, mit denen man täglich zusammen arbeitet, können nur ganz rück- gratfeste Männer ertragen. Der Wahlverein hat ein neues Mitglied, aber zugleich auch einen inneren Feind. Bei solchen Zwangsmitgliedern kann natür- lich von Opferfreudigkeit keine Rede sein. Zudem find ihre Zwangsbeiträge schon so hoch, daß sie schwer genug daran zu knabbern haben. Die Knebelung der Gesinnungsfreiheit jedoch, der sie in vielen Werkstätten wehrlos ausgesetzt sind, macht sie zu stillen, aber um so erbitterteren Feinden der Partei. Wenn dann die Versuchung an sie herantritt, durch den Beitritt zu„gelben" Werkvereinen wirtschaftliche Vorteile zu erreichen, so sind sie— dadurch erklärt sich zum großen Teil das rapide Anwachsen dieser unerfreulichen Gebilde— nur zu schnell dabei, auch wenn sie ihrer ganzen Gesinnung nach den koalitions- feindlichen Bestrebungen dieser Werkzeuge des Unternehmertums abgeneigt sind. Bietet sich ihnen doch hier eine Gelegenheit, dem viel schlimmeren Gewissenszwang der sozialdemokratischen Vertrauensmänner in der Werkstatt zu entfliehen. So untergraben die Z w a n g s m i t g l i e d e r den inneren Bestand der sozial- demokratischen Organisation, und so besorgen die Parteifanatiker mit ihrer terroristffchen Agitationsmethode die Geschäfte der Feinde der Arbeiterschaft. Unabhängige Zeitungen aber, die diesen Sach- verhalt gerade aus ihrer ehrlichen Arbeiterfreundlichkeit heraus offen schildern, werden von der sozialdemokratischen Parteipresse. die hier lediglich für ihren eigenen gefährdeten Abonnentenstand schreibt, als„arbeiterfeindlich' gebrandmarkt!' Soweit die demokratische„Volks-Zeitung", ganz im Stile der Scharfmacher. Sie beweist damit, daß ihr nicht nur jedes Verständnis für die sozialdemokratische Bewegung abgeht, sondern daß sie auch unsere Bewegung mit einem Haß verfolgt, wie er nicht schärfer in den Unternehmerblättern, der„Post', den „Neuesten Nachrichten' und der„Rheinisch Westfälischen Zeitung" zum Ausdruck kommt.' Weil unsere Genossen von ihrem Recht Gebrauch machen, ihre eigenen Kollegen auf ihre Klassenlage auf- mertsam zu machen, ihnen die Pflicht nahelegen, sich in Reih und Glied niit ihren Klassengenossen zu stellen im Kampfe gegen das Ausbeutertuin, deshalb treiben sie„Terroris- niuS", deshalb üben sie einen„Zwang auf ihre Arbeitskollegeu" aus! Eine solche Ansicht kann nur jemand vertreten, der da meint, Unternehmer und Regierung hätten dauernd Anspruch, brave, ge- fügige Arbeitersklaven zu haben. Und dann das Gerede von den Zwangsbeiträgen! Ganz im Sinne der urreaktionären preußischen Minister Dallwitz und Lentze! Arbeiterfeindlicher kann kein Blatt schreiben, wie daS die .Volkszeitung' hier wieder einmal gezeigt hat. Klassenbewußte Arbeiter wissen, was sie von dem Geschreibsel der.Volkszeitung' zu halten haben, die im Sinne des Reichsverbandes, unter Um- hängung eines demokratischen Mäntelchens vorgibt, Arbeiterinteressen zu vertreten. Ein Wolf im Schafskleid! Oartei- Btogelegenkeiten. 6. Wahlkreis. Zu dem Konzert des Philharmonischen Orchesters am f*- Juni in der Vrauerei Königstadt sind noch Billetts zu haben im Bureau des Wahlvereins, Gerichtstr. 71. . Neukölln. Den jungen Genossen und Genossinnen zur Kennt- nlsiiahiux, daß heute bei Bartsch, Hermannstr. 19 1, die Versamm- rung der Jugendsektion stattfindet. Der Beginn ist auf 8 U h r NMge,etzt. damit es einer Anzahl Funktionare möglich ist, an einer anderen Veranstaltung teilzunehmen. Auf der Tagesordnung sieht: i. Vortrag des Redakteurs y.?':0 b über;..Hohenzollerngeschichte". 2. Diskussion. 3. Ver- Angesichts des wichtigen und zeitgemäßen Themas wird um rege Agitation unter den jungen Arbeitern und Arbeiterinnen Neuköllns ersucht. Stralau. Am Donnerstag, den 26. Juni, abends 8 Uhr, im Lokal Steinicke, Alt-Stralau Nr. 5: Generalversammlung. 1. Aufnahme neuer Mitglieder. 2. Bericht der Funktionäre. S. Diskussion. 4. Neuwahlen. 5. Anträge. 6. Verschiedenes. Köpenick . Heute, den 25., abends 8% Uhr, Wahlvereinsversammlung im Stadttheater(kleiner Saal). � Zossen . Am Donnerstag, den 26. d. M., im Lokal Scherler: Wahlvereinsversammlung. Tagesordnung: Aufnahme neuer Mit- glieder, Bericht von der Kreis- und Generalversammlung von Groß-Berlin, Vortrag/ Königs-Wusterhauscn. Am Donnerstag, den 26. Juni, abends 8 Uhr im Lokale des Genossen Wilh. Kodanek: Außerordentliche Generalversammlung des Wahlvereins. Auf der Tagesordnung steht unter anderem ein Vortrag des Genossen Max Groger über das Thema:„Was nun?' sowie einzelne Ersatzwahlen der Funk- tionäre und Stellungnahme zum Sommerfest. Lerlmer Nachrichten. Ter städtische Schulgarten. Hinter Nieder-Schönhausen-Nordend an der Straße nach Blankenfelde fällt kurz vor dem Gelände der Ferienspielplätze ein Grundstück auf, das dicht hinter dem Zaun mächtige Spaliere und Gestänge zeigt. Das ist der neue städtische Schulgarten. Noch ist er nicht ganz fertig, nicht in vollem Maße lieferungsfähig für die Großberliner Schulkinderarmee. Einstweilen wird auch der alte, im Humboldthain an der Gustav-Meyer-Alleebelegene städtische Schulgarten herangezogen, dessen Fläche dem Gesamtbedarf längst nicht mehr genügte. Zudem wird hier der Pflanzenbestand durch den benachbarten Betrieb der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft geschädigt. Kleinere Schulgärten an verschiedenen anderen Stellen reichten auch nicht aus und erwiesen sich als unzweckmäßig, so daß die städtischen Körperschaften sich zu der großzügigen Blanken- seider Anlage entschloffen. Die Bedeutung eines solchen Schulgartens ist noch viel zu wenig bekannt. In erster Reihe steht der Lehrzweck, in zweiter der Schauzweck. Es werden also in gräßerer Menge vorzugsweise heimische Pflanzen an- gezüchtet und das ganze Jahr hindurch, im Sommer natürlich vermehrt, an sämtliche städtische Schulen, durch besondere Verträge auch an andere Schulen, für den botanischen Unterricht geliefert. Diese Massen- lieferung, in 250 Arten schon mehr als eine halbe Million Pflanzenexemplare jährlich, will für rund 250 000 Volksschulkinder und für etwa 50 000 Schüler und Schülerinnen anderer Lehranstalten etwas heißen, zumal die Lehrpflanzen in mög- lichst frischem Zustande in den Schulen eintreffen sollen. Man sieht also schon hieran klar den Unterschied von dem Dahlemer Botanischen Garten, der seiner Bestimmung entsprechend vorzugsweise ausländische Pflanzen aufweist und neben seinem öffentlichen Charakter dem reinen Anschauungs- Unterricht für Schüler, Studierende und Laien, überhaupt für jeden Interessenten und Naturfreund, dient. Zwar wird der Blankenfelder Garten, wie das schon seit Jahren bei dem Schulgarten im Humboldthain der Fall ist, auch zur freien, unentgeltlichen Besichtigung später zugänglich sein, aber nur auf besondere Anmeldung. Ganze Schulklassen wandern mit ihren Lehrern schon jetzt hinaus, um an dem zu lernen, was nicht gut nach der Schule geliefert werden kann. Der überragende Vorteil gegen alle bisherigen städtischen Schulgärten besteht in der mehr der Naturwirklichkeit angepaßten Art der Anlage. Was in den Garten gehört, erscheint auch hier als Garten. Besonders interessant-ist ein„Bauern- garten", in dem das Angenehme mit dem Nützlichen der- Kunden ist, die Rose und die Nelke dicht bei dem Gemüse, bei Kohlköpfen, Kartoffeln und Obst steht. Das erinnert lebhaft an unsere Laubenkolonien. Wasserliebende Pflanzen sind an Rieselgräben und an einem Karpfenteich vereinigt. Die mär- kische Heide mit Erika ist ebenso vertreten wie ein Stück Land- Wirtschaft und ein märkischer Miniaturwald mit allem, was im Walde gedeiht, vom' Brombeerstrauch, Wacholder und Waldmeister bis zur Tanne, Buche und Birke. Von besonders praktischem Werte werden auch die noch nicht ganz fertigen Gift- Pflanzenbeete sein. Ein Vivarium mit lebenden Tieren (Schlangen, Eidechsen, Fröschen usw.) soll noch kommen, ferner eine morphologisch- biologische Abteilung, die veranschaulicht, welcher Umbildung lebende Pflanzen fähig sind. Der Magistrat hat endlich in weiser Vorsorge auch an sich selbst gedacht. Der Schmuck der Jnnenräume des Rathauses fiir alle möglichen, oft recht überflüssigen Empfangs- und Festgelegenheiten ist modern geworden. Erwürbe, wollte man die Blumen kaufen, ein Heidengeld verschlingen. Vorläufig erreichten allerdings die in den Gewächshäusern am Humboldthain an der Gustav- Meyer-Allee untergebrachten Blumen und Gewächse diesen Zweck. Große Besitzerwerbungen der Stadt Berlin . Wie wir hören, beabsichtigt die Stadt Berlin ihren Besitz an Grund und Boden in großem Umfange zu erweitern. Die Stadt Berlin hat bereits im Jahre 1909 größere Wald- und Landflächen bei Schönwalde-Chorin erworben. Während damals etwa 1000 Hektar erworben wurden, soll die jetzt geplante Besitzerweiterung etwa 4480 Hektar umfassen. Als solche ist die Erwerbung der Herrschaft Lanke in Aussicht genommen. Die Herrschaft Lanke liegt in den Kreisen Nieder- und Oberbarnim und gehört zum Familien- fideikommiß des Grafen Redern. Die Besitzung hat eine Größe von etwa 4480 Hektar, von denen etwa drei Viertel Waldboden, der Rest Ackerland umfaßt. Zu Lanke gehören u. a. der Liepnitzsee mit der Insel Großer Werder, der Obersee, die Krumme Lanke, der Hellsee, jene bekannten Ausflugspunkte, die zu den schönsten Teilen der Mark zählen. Bon Berlin, Stettiner Bahnhof, erreicht man Lanke entweder über Bernau , Biesenthal oder über Reinickendorf -Rosenthal -Wandlitz . Ein erheblicher Teil der Besitzung ist zurzeit an den Geheimen Kommerzienrat v. Friedländcr-Fould verpachtet, der auch ein Vorkaufsrecht beansprucht Dem Vernehmen nach sind jedoch Vereinbarungen zwischen den Beteiligten gesichert, auf Grund deren Herr v. Friedländer-Fould sich bereit erklärt Hai, sein Vorkaufsrecht nicht auszuüben. Der Magistrat tut gut daran, rechtzeitig an eine Besitzerweiterung zu denken. Zur Erfüllung der der Stadt obliegenden Aufgaben er- weist sich die Ausdehnung städtischen Geländes als eine dringende Notwendigkeit. Das ist, abgesehen von allen anderen Aufgaben, um so mehr notwendig, als der FiSkuS drauf und dran ist, den Groß- Berliner Gemeinden für teures Geld unter unglaublich harten Be- dingungen fiskalischen Wald aufzuhängen, um sich femer eigenen sozialen Verpflichtungen zu entziehen. Sorgt die Gemeinde durch Besitzerweiterung zugleich für Erholungsmöglichkeit ihrer Einwohner, so kann sie um so leichter die ungeheuerlichen Forderungen deS Fiskus die Stirn bieten. Die Stadt braucht dann weniger Geld dem Fiskus hinzuwerfen und ist„Herrin im eigenen Hause'. Umzugstermin k Nach dem Gesetz vom 30. Juni 1834 und der Bekannt- machung vom 26. März 1870 sind bei den bevorstehenden Umzugsterminen zu räumen: 1. Kleine, aus höchstens zwei Zimmern und Zubehör bestehende Wohnungen, am 1. Juli d. I. 2. Mittlere, aus drei oder bier Zimmern nebst Zu- behör bestehende Wohnungen bis zum 2. Juli d. I., mittags 12 Uhr. 3. Große, mehr als vier Wohnzimmer umfassende Wohnungen, bis zum 3. Juli d. I., mittags 12 U h r. Die Inhaber von Wohnungen, die aus drei Wohn- zimmern und Zubehör bestehen, müssen jedoch c i n Wohn- zimmcr, und die Mieter von Wohnungen nnt mehr als drei Wohnzimmern mit Zubehör zwei Wohnzimmer schon am- 1. Juli d. I.— vollständig geräumt— dem künftigen Wohnungsinhaber zur Verfügung stellen. Diese Bestimmungen beziehen sich nicht auf die Räumung von Geschäftslokalen. Deren Räumung richtet sich nach den Bestimmungen des Mietsvertrages._ Ein unaufgeklärter Leichenfund. Ein noch unaufgeklärter Leichenfund, der auf ein' Verbrechen schließen läßt, beschäftigt die Behördein Auf Hennigsdorfer Gebiet wurd Montag nachmittag von Ausflüglern eine bis zur Unkennt- lichkeit verweste und völlig unbekleidete Leiche entdeckt, die mit dem Gesicht auf der Erde lag. Sie benachrichtigten von ihrem Funde den Hennigsdorfer Amtsvorsteher, der sofort mit mehreren Polizei- beamten und einem Arzte nach dem Fundort eilte. Dieser liegt ungefähr 1% Stunden von Hennigsdorf nach Velten entfernt, in dem sogenannten Veltener Eichenhain des Falkenhagener Forstes, der aber noch zu Hennigsdorf gehört. Es ergab sich, daß sich infolge der Verwesung rtzcht mehr feststellen ließ, ob es sich um die Leiche einer männlichen oder weiblichen Person handelt. Wie es scheint, ist die Leiche auch von Tieren angefressen worden. Auf Tierfraß glaubt man auch die Wunden zurückzuführen, die wie Verletzungen aussehen. Die Kopfhaut der Leiche scheint völlig abgefressen worden zu sein. Einzelne zerstreut um die Leiche herumliegenden Haare sind etwa handlang. Das läßt darauf schließen, daß es sich um die Leiche eines Mannes handelt. Nach dem Grade der Verwesung zu urteilen, hat die Leiche schon mehrere Wochen dort gelegen. Man sah von einer genaueren Besichtigung der Leiche ab und ließ sie in ihrer Lage, damit Dienstag vormittag beim Gerichtstermin noch alles unverändert ist. Der Erste Staatsanwalt des Landgerichts III ist mit mehreren Gerichtsärzten bereits nach dem Fundort gefahren. Montag abend beschränkte man sich darauf, die Umgebung abzu- suchen. Irgendwelche Kleidungsstücke fand man nicht, dagegen in einer etwa 10 Meter entfernt gelegenen Lichtung eine Stelle, auf der ein Kampf stattgefunden zu haben scheint. Der Boden war dort völlig zertreten. Von diesem Platz aus führte ein Schleiffpur nach der Leiche. Man rechnet deshalb damit, daß die Person hier Übeö�"'' fallen und von dem Mordbuben dorthin geschleppt worden ist. Es ist nicht anzunehmen, daß diese itt der Havel gebadet und dann im Walde herumspaziert ist, denn das Wasser liegt über eine halbe Stunde von dem Fundort entfernt. Wer die Person ist, wird sich schwer feststellen lassen, da eine Beschreibung auch nicht annähernd gegeben werden kann. Zu dem Leichenfund wird uns weiter mitgeteilt, daß die Ge- richtskommission gestern mittag am Fundort erschien. Auch ei« Berliner Kommissar sowie Beamte des Erkennungsdienstes waren dorthin gefahren. Die Leiche wurde photographiert, ebenso die nähere Umgebung und der Platz, auf dem der Kampf stattgefunden haben soll. Der Termin ergab, daß es sich wahrscheinlich um die Leiche eines Knaben von ungefähr 14 Jahren handelt. Ob aber ein Lustmord oder irgendein anderes Verbrechen vorliegt, kann noch nicht bestimmt gesagt werden. Die Leiche wurde nach Beendigung des Termins nach Hennigsdorf gebracht. Dort sind inzwischen schon verschiedene Vermißtanzeigen von verschiedenen Personen einge- laufen, die alle nachgeprüft werden, ob sie mit der aufgefundenen Leiche irgend etwas zu tun haben. Im Laufe des gestrigen Nachmittags erließ der RegieruttgS- Präsident von Potsdam auf Vorschlag des Ersten Staatsanwaltes vom Landgericht III Krause folgende amtliche Bekanntmachung: „Am 23. Juni d. I. ist nachmittags im Walde bei Velten , unweit der Gastwirtschaft Heidekrug, die halbverwest«, völlig un- bekleidete Leiche einer etwa 14 bis 16 Jahre alten männlichen Person gefunden worden. Der gutgepflegte, muskulöse Körper ist etwa 1,50 Meter groß. Die Länge der Füße beträgt 28 Zentimeter. Die blonden Haare sind 4 bis 5 Zentimeter lang, die Zähne gut erhalten und vollzählig. Der Tod ist vermutlich schon vor drei bis sechs Wochen ein« getreten und anscheinend auf gewaltsame Einwirkung eine? Dritten zurückzuführen. Auffallend ist es, daß das Zungenbein und' der Kehlkops ' fehlen. Es besteht daher die Möglichkeit, daß diese Teile von dem Täter entfernt worden sind. Es sind bisher keine Kleidung?- stücke in der Nähe der Leiche gefunden worden, bis auf ein paar defekter, schwarzgefärbter, früher gelb gewesener Schnürstiefel, die etwa 10 Meter von der Leiche entfernt lagen. Auf die Ermittlung des Täters hat der Regierungspräsident von Potsdam eine Be- lohnung von 1000 Mark ausgesetzt." Abgestürzt. Beim Fensterputzen abgestürzt und tödlich verunglückt ist gestem mittag der 25 Jahre alte, unverheiratete Fensterputzer Hermann Kühn. Kühn stellte, um ein Fenster im ersten Stock des Hauses Rankestr. 34 zu putzen, seine Leiter außen auf da» Gesims, ohne sich, wie es Vorschrift ist, anzuseilen. Beim Arbeiten glitt die Leiter aus und er fiel mit ihr auf den Bürgersteig und zwar so unglücklich, daß er auf der Stelle verstarb. Nachdem ein Arzt seinen Tod fest- gestellt hatte, wurde die Leiche von der Polizei beschlagnahmt und nach dem Schauhause gebracht._ Die Sonntagsarbeit in den Laubenkolonien. Ein offiziöse Meldung besagt, daß nach den Vorschriften der jetzt für den Landespolizeibezirk Berlin geltenden Polizei- Verordnung vom 15. Mai dieses Jahres solche Arbeiten ge- stattet sind, wie dies im§ 2 der Polizeiverordnung zum Aus- druck gebracht wird. Denn wenn im 8 1 Buchstabe bestimmt sei, daß die gewöhnlichen Landarbeiten und die öffentlich de- merkbaren Arbeiten u. a. verboten sind, so ist im 8 � Ziffer 4 bessimmt, daß dies Verbot keine Anwendung findet auf Arbeiten, welch« in Zier- und Hausgärten oder diesen gleich zu achtenden
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