Der TOgeorfmett S e f e b r e sagte, indem et die Zahlen, die er in seiner vorigen Rede angegeben hatte, berichtigte,, seit 1906 habe Deutschland für seine Rüstungen nicht 1293, sondern 1319 Millionen aufgewendet, während Frankreich dafür nur 683 Mil» lionen ausgegeben habe. Diese Zahlen sprächen eine beredte Sprache.(Beifall. Lärm auf der äußersten Linken.) Der Redner fuhr fort, ein plötzlicher Angriff würde bedeuten, daß der Krieg schnell zu Ende geführt werden solle. Dies läge im Interesse Deutschlands wegen seiner finanziellen Unterlegenheit. Aus diesem Grunde seien die strategischen Eisenbahnlinien zwischen der West« grenze und der Weichsel stark vermehrt worden.— Ministerpräsident Barth»» unterbrach den Redner und sagte: Dies ist durch den preußischen Kriegsminister vor der RcichStagskommissio» bestätigt »v»rdrn.(Bewegung.)— Lefevre rechtfertigte sodann die Zurück« ziehung der russischen Linientruppen aus Polen , wo sie in schlechter Stellung gestanden hätten, genau so wie gewisse französische Trup- Pen im Jahre 1876. Lefevre ging dann des längeren auf die zu- gunsten der dreijährigen Dienstzeit sprechenden Gründe etn und bat zum Schluß die Kammer, den Gegenentwurf Augagneur zurückzu- weisen und den Entwurf der Regierung und der Kommission an- zunehmen.(Lebhafter Beifall im Zentrum, auf der Rechten und auf verschiedenen Bänken der Linken.) Rußland. Die Antwort auf Deutschlands Rüstungen an der Ostfront. Petersburg, 24. Juni. Die Reichsduma verhandelte über den Etat der Kanzlei des Kriegsministeriums. Der Referent Zweginzew erklärte. Rußland stehe gegenwärtig vor den bei« spiellosen Anstrengungen, welche ein befreun- deter Nachbar st aat zur Entwicklung seiner Kriegsmacht mache. Die Reichsduma sei berechtigt, von den Leitern des Kriegsministe- riumS Aufklärungen darüber zu verlangen, was sie zur W i e d e r- Herstellung des gestörten Machtverhältnisses zu unternehmen planen. Der Chef des General st abs erklärte, die Tätigkeit des Militärressorts sei, wie immer, auf die Kampfbereitschaft der Armee gerichtet. Sie habe sich in den letzten Jahren, insbesondere im Vorjahre, durch den intensiven Bau von Festungen und die Ver- sorgung der Haubitzdivisionen mit neuen Haubitzen und der In- fanterie mit Maschinengewehren gekennzeichnet und sei bereits abgeschlossen. Der Chef des Generalstabs führte weiter die Maßnahmen an, welche da? Kriegsministerium zum Zwecke der schnelleren Deplacierung der Armee sowie zur Vervollkommnung des Aufklärungsdienstes und der Aviatik getroffen habe. Das Ministerium habe dem Wunsche der Duma gemäß die Frage des Baues von Chausseen im westlichen Gebiet aus- gearbeitet. Das Projekt der Ausarbeitung des Bahn- netzeS zu strategischen Zwecken sei in der Ausarbeitung begriffen. Von den Balkanereignissen beeinflußt, welche alle Staaten gezwungen hätten, den Bestand ihrer Kriegsmacht zu prüfen, habe das Kriegsministerium Maßregeln getroffen, um die Armee mit allem Nötigen, was ihr zur Kriegsbereitschaft fehlte, zu versehen. Das Militärressort habe bereits eine Gesetzesvorlage betreffend eine bedeutende Verstärkung der russi» schen Wehrkraft und die Formierung neuer Trup. p e n t e i l e bei der Infanterie, Kavallerie und den andern Waffen- gattungen sowie eine Reorganisation der Feldartil- l e r i e im Sinne der Vermehrung der Anzahl der Geschütze in der Feldartillerie der Armeekorps ausgearbeitet. Zum Schlüsse sagte der Generalstabschef: Alle diese Maßregeln legten dem Va- terlande große Opfer an Leuten und Geld auf. Das Militär- ressort sei der Reichsduma dankbar für die Bewilligung des dies- jährigen Kontingents, das die Mittel gegeben habe, um zu Neu- formierungen zu schreiten. Künftighin seien jedoch noch weitere große Mittel erforderlich. Da» Kriegsministerium hoffe, daß die Reichsduma dem Kriegsressort durch Verstärkung der Ar- mee zu einem Bestände verhelfen werde, der es ermögliche, die Gesamtmacht zur Verteidigung des Vaterlandes und zum Schutze der FriedenSintcressen zu entfalten, wenn ein machtvolles Wort des Kaisers die Armee auf das Feld der Ehre rufen sollte. Petersburg, 2S. Juni. Reichsduma. In der gestrigen Abendsitzung erklärte, auf verschiedene Anfragen erwidernd, der Generalstabschcf, daß im Laufe des Jahres, seitdem im Ministerium eine Abteilung für Flugwesen bestehe, sich die Zahl der Flugzeuge verzehnfacht habe. Das Ministerium werde nicht eher ruhen, als bis in jedem Armeekorps eine Fliegerabteilung eingerichtet sei, die in Kricgszcitcn die Aufklärung sichert. Das Ministerium habe die erste Gelegenheit ergriffen, um die Zahl der Lenkballons zu verdoppeln, wobei es Luftschiffe großen Maß- stabeS, sogenannte Luftdreadrwughts neuester Systeme, erworben habe. Diese seien mit den neuesten Vervollkommnungen aus- gestattet und hätten Maschinengewehre, Bombenwerfer und Tele- graphenapparate. Deutschland habe zwar elf Lenkballons, jedoch bloß acht davon entsprächen den russischen Großlenlballons. Alle sechs russischen LenkballonS könnten sich mit den deutschen messen. Dabei komme in Betracht, daß Deutschland zwei Kriegsfrontcn habe. Rußland aber bloß eine. Marokko.' Verlustreiche kämpfe der Tpauier. Madrid , 24. Juni. Wie der Kriegsminister bekannt gibt, hat gestern zwischen einer von dem Oberleutnant Alcantara be- fehligten Abteilung des Generals Sylvestre und Marokkanern des . Gharbstammes ein Kampf stattgefunden. Die Marokkaner wurden unter großen Verlusten geschlagen. Die Spanier hatten zwei Verwundete. Bei der Rückkehr der Kolonne nach Arzila wurde ein Artillerieleutnant durch eine verirrte Kugel getötet. Madrid , 22. Juni. Wie aus Tetuan amtlich gemeldet wird, zogen die feinde zahlreiche Kontingente zusammen, um die spani- schen Truppen anzugreisen. Diese ergriffen darauf die Offensive und warfen den rkeind nach einem erbitterten Kampf unter er- heblichen Verlusten zurück. Auf Seiten der Spanier wurden drei Offiz'-re und dreißig Soldaten getötet, fünf Offiziere, darunter ein Oberst, und 48 Soldaten ver- mundet. Amtlich wird aus La räche gemeldet, daß von den spanischen Truppen zwei Gefechte geliefert worden sind, das erste zwischen Tzcnin und Talza. das zweite zwischen Talza und Elksar. Auf Seiten der Spanier fielen zwei Leutnants und vier Soldaten. Ter Feind ließ 27 Tote und ziei Gefangene zurück. Hus der Partei. Das Leichenbegängnis des Genossen Kaden gestaltete sich ZU einer machtvollen Demonstration der D r e s- dener Arbeiterschaft. Dem Sarge voran marschierten in langem Zuge die Genossen des vierten Kreises, dessen Ver- toter der Verstorbene 15 Jahre hindurch gewesen. Dem Sarg folgten zunächst die Angehörigen, dann die Vertreter bes Parteivorstandes, der sächsischen Parteiinstanzen, der Relchstags- und Landtagsfraktionen, endlich die Deputationen au» dem Lande. Ihnen schloffen sich die beiden anderen Dresdener Kreise' an. Nach fast zweistündigem Marsche er- reichte der Zug das prächtige Krematorium. Am Sarge sprachen Landtagsabgeordneter W i r t h für den vierten Kreis, Landtagsabgeordneter Schulze- Kossebaude für den Landesvorstand, Reichstagsabgeordneter Molkenbuhr für den Parteworstand und die Reichstagsfraktion, Reichs- tagsabgeordneter Bock für die Kontrollkommission und end- lich Reichstagsabgeordneter Gradnauer. Unter den prächtigen Klängen der Orgel und dem leise hereindringen. den Gesang einer gewaltigen Sängerschar senkte sich der Sarg in die Tiefe._ Totenliste der Partei. In Gablenberg bei Stuttgart ist am Sonnabend wieder ein alter Kämpfer aus der sozialistengesetzlichen Zeit, Moritz Schröter, im Alter von 62 Jahren gestorben. Am 12. Oktober 1848 in Volkmarsdors bei Leipzig geboren, schloß Schröter sich sofort nach seinem Auslernen als Schriftsetzer der Gewerkschaft und der Partei an und hat stets, wenn es galt, seinen Mann ge- standen, ohne lange etwaige Folgen in Betracht zu ziehen. So wurde er schon 1868 in Leipzig wegen Eintretens für die Ge- hilfenintereffen verschiedentlich gemaßregelt und verließ später, um einen verheirateten Kollegen unterzubringen, freiwillig seinen Arbeitsplatz; hierauf war er in Werdau und Gera tätig. Nach einigen Jahren in die Heimat zurückgekehrt, machte er 1873 den großen Leipziger Buchdruckcrstreik mit und wurde 1878, unmittelbar nach Inkrafttreten des Sozialistengesetzes, von den Genossen seines Geburtsortes in den Gemeinderat gewählt, bis er Ansang Juli 1881 nach Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Leipzig „von Gesetzes wegen" binnen dreimal 24 Stunden seinen Wirkungskreis verlassen mußte, Frau und sechs Kinder ohne Mittel zurücklassend. Alle Anstrengungen, auswärts festen Boden zu ge- Winnen und Wieoer sein zerstörtes Familienglück aufzubauen, schlugen fehl, bis er endlich Ende 1882 in Stuttgart beim Genossen Dietz als Schriftsetzer, später als Korrektor Stellung erhielt. Sofort nahm Schröter die Arbeit für Partei und GeWerk- schaft wieder auf und wurde mehrmals mit Vertrauensämtern be- traut. Hauptsächlich die Buchdrucker, an deren Spitze er 1894 bis 1900 als Gauvorsteher stand, haben seinem Wirken viel zu verdanken. polizeiliches» Sein ehrliches ufw» Preßprozesse. Wegen angeblicher Beleidigung eines Gendarmecicwachtmeisters wurde von der Erfurter Strafkammer Genosse P e tz o l d als verantwortlicher Redakteur der„Tribüne" in Erfurt zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, obwohl Genosse Petzold am Tage des Erscheinens zener Notiz, in der die Beleidigung gefunden worden war, gar nicht in der Redaktion anwesend sein konnte, da er auswärts einen Gerichtstermin wahrnehmen mußte. Sein Name war nur aus Versehen mit als„Verantwortlicher" in der Druckform stehen geblieben._ Jugendbewegung. Literatur. Wie soll man wandern? Anleitungen und Winke von Engelbert Graf. Die Schrift ist von der Zentralstelle für die arbeitende Jugend Teutschlands herausgegeben worden, um zur Förderung auter Jugendwanderungen beizutragen. Die Wanderungen der arbeitenden Jugend sollen nicht nur der körpcr- lichen Erholung und geistigen Erfrischung, sondern auch der gci- stigen Fortbildung unserer Jugend dienen. Dazu die Jugend- Wanderungen auszugestalten ist allerdings keine so leichte Auf- gäbe. Hierbei den Funktionären unserer Jugendbewegung be- hilflich zu sein, ist der Zweck der Schrift. Der Verfasser, ein alter Praktiker im Wandern, gibt eine reiche Fülle erfolgreich erprobter Ratschläge für die Organisation und Durchführung rechter Jugendwanderungen. Somit dürfte die Schrift, die für den Jugendleiter kaum entbehrlich ist, von jedem Freund genußreichen Wandern» begrüßt werden. Der Preis der 32 Seiten starken Broschüre beträgt im Buch. Handel 20 Pf., die Jugendlichen erhalten sie durch die Jugend- auSschüsse und-vereine billiger. Bestellungen sind an die Buchhandlung Vorwärts, Berlin SW. 68, Lindenstr. 69, zu richten. Komm zu uns! Ein Weckruf an die junge Arbeiterin. Von Luise Zietz . Mit einer Reproduktion des BildeS:„Die junge Bergarbeiterin" von Meunier und einem Gedichte:„Die Arbeit" von Emma Döltz , herausgegeben von der Zentralstelle für die arbeitende Jugend Deutschland». Zu bezichen durch die Buch- Handlung Vorwärts in Berlin SW. 68. Preis 20 Pf. Die Verfasserin weiß in einer dem Empfindungs- und Auf- fassungsvermögen der jungen Arbeiterin angepaßten Form die Auf- gaben der proletarischen Jugendbewegung darzustellen und die zunge Leserin für die Kulturbewegung der jungen Arbeiterschaft zu begeistern. Die weiteste Verbreitung dieser wirkungsvollen AgitationS- schrift unserer Jugendbewegung ist um so wünschenswerter, da die bürgerlichen„Jugendpfleger" mit Hilfe des Geldes der Steuer- zahler für ihre unehrlichen und arbeiterfeindlichen Bestrebungen neuerdings auch die weibliche Jugend der Arbeiterschaft ein- zufangen trachten. Für die Agitation ist von der Schrift eine besondere Ausgabe hergestellt worden, von der 1000 Exemplare 10 M. kosten. Hus Industrie und Kandel . Die Getrcide-Eiufuhrscheine. Die Handelsvertragsvereins- korrespondenz schreibt:„Der durch unser Einfuhrschcinsystem forcierte deutsche Roggenexport hat der russischen Regierung bekanntlich Anlaß gegeben, die Einführung eines EingangSzolleS für Roggen in Rußland und Finn- land in die Wege zu leite». Wenn auch die Klagen der russischen Agrarier stark übertrieben sein sollten, wie es den Anschein hat, so ist doch die peinliche Tatsache nicht aus der Welt zu schaffen, daß unser seit 1906„verbessertes" Einfuhrscheinsystem für unsere handelspolitischen Beziehungen mit dem Aus- lande immer mehr ein Stein des Anstoßes wird. Die Bereinigten Staaten von Amerika erheben seit dem vorigen Jahre einen„Ausgleichszoll" auf die prämiierte deutsche Ausfuhr von Mühlenfabrikatcn und Hülsenfrüchten, und die be- treffende Verordnung ist bis jetzt trotz des amtlichen deutschen Pro- testes nicht zurückgezogen worden. Mit der Schweiz haben wir einen Zollkrieg wegen der gleichen Frage vor einigen Jahren mit Mühe und Not und nach langen Verhandlungen vermieden. Auch in Norwegen und in den Niederlanden sind schon Klagen laut geworden. Es wäre daher. wirklich an der Zeit, daß gelegent- lich der Revision der Handelsverträge, wenn nicht schon vorher, dieses unglückliche deutsche Einfuhr;cheinshstem ebenfalls einer fachgemäßen Revision unterzogen werden würde, selbstverständlich unter möglichster Wahrung der berechtigten Interessen de« deutschen Getreideexportes. Eine Reform würde sich auch im Interesse der Reichsfinanzen sehr empfehlen. Wachsen doch die Zoll ver- gü tun gen von Jahr zu Jahr in unheimlicher Progression: im ersten Quartal 1911 wurden 38,8 Millionen Mark vergütet, im ersten Quartal 1912: 41,9 Millionen Mark, im ersten Quartal des laufenden Jahres bereits 21,2 Millionen Mark.(!)* In der Tat muß die völlige Beseitigung des Skandals, daß die Ausfuhr von Brotfrucht prämiiert wird, während im Inland Teuerung herrscht, immer wieder gefordert iverden. Ter Eifcamarkt. In der Hauptversammlung des Stahlwerks- Verbandes, die Mittwoch stattfand, wurde über die Geschäfts- läge folgendes berichtet: In Halbzeug ist der Bedarf in- folge der schwächeren Beschäftigung der reinen Walzwerke zurück- gegangen. Mit Rücksicht auf die zurückgegangenen Preise der leichten Walzfabrikate wurden heute die Jnlandpreise für das dritte Quartal um fünf Mark pro Tonne herabgesetzt. Im A u s l a n d e liegt das Geschäft ebenfalls st i l l e r. In Großbritannien veranlaßt die Ungewißheit über den Aus- gang der im Schiffsgewerbe schwebenden Arbeiten Schwierigkeiten, die erst im Laufe des nächsten Monats sich entscheiden dürsten, die Werften zur Zurückhaltung im Abruf. Die seitens der belgischen und französischen Werke erfolgten Preisherabsetzungen wirken ebenfalls hemmend auf das Geschäft ein. Das Geschäft in schwerem Oberbaumaterial hat von seiner' seitherigen günstigen Verfassung noch nichts eingebüßt. Von den Preußischen Staatsbahnen wurde der Hauptbedarf in kleinem Eisenzeug für das Etatsjahr 1914 aufgegeben, der entsprechend dem höheren Schienenbedarf gleichfalls den des Vorjahres übertrifft. Auch von Kleinbahnen wurden in den letzten Wochen Aufträge auf schweres Material erteilt. Vom A u s l a n d e gingen weitere größere Au- fragen auf schwere Schienen ein, die zum Teil bereits zu Ab- schlüssen führten. In groben Schienen wurden die Abschlüsse für das dritte Vierteljahr in etwa derselben Höhe getätigt, wie im zweiten Vierteljahr. Der Spezifikationseingang ist recht beftie- bigend. In Rillenschienen sind die Werke nach wie vor sehr an- gespannt und vielfach nicht in der Lage, die beanspruchten Liefer- termine einzuhalten. Das F o r m e i s e n g e s ch ä f t leidet immer raxh unter den andauernd schlechten Geldverhältnissen, unter denen der Baumarkt schwer darniederliegt. An vielen Stellen ruht die Bautätigkeit fast vollständig, und darin ist erst ein Um- schwung zu erwarten, wenn die erforderliche Erleichterung auf dem Geldmarkte eingetreten sein wird. Die Abnehmer beschränken sich daher zurzeit auf die Deckung des notwendigen Bedarfs. Auf dem Auslandsmarkte wird teilweise ebenfalls Zurückhaltung geübt, Soziales. Sexualpndagogifche Tätigkeit. „Sexualpädagogische Tätigkeit" lautete das letzte Thema auf der Jahresversammlung� die die„Deutsche Gesellschaft zur Be- kämpfung der Geschlechtskrankheiten" in Breslau (nicht in Berlin , wie es in dem letzten Referat hieß) abhielt. Die Diskussion hier- über, welche durch ein Referat von Dr. Chotzen-Breslau eingeleitet wurde und an der sich Vertreter verschiedener Ortsgruppen, Frauen und Schulmänner beteiligten, zeigte, daß trotz der großen Schwierig- leiten, welche sich der sexualpädagogischen Tätigkeit der Gesellschaft und der Schulärzte entgegenstellen, doch jetzt allerorten das Ver- ständnis für die Notwendigkeit einer fachgemäßen sexuellen Er- ziehung der Jugend im Zunehmen begriffen ist. Die erschreckend große Verbreitung der Geschlechtskrankheiten schon unter der halb- wüchsigen Jugend auf der einen Seite, die segensreiche Wirkung der bisherigen Bemühungen der Gesellschaft auf der anderen Seite haben auch eine große Zahl der bisher widerstrebenden Pädagogen aus Gegnern zu überzeugten Anhängern dieser Be- strcbungen gemacht. Viel hierzu beigetragen haben auch die in vielen Städten eingerichteten sexual-pädagogischen Fortbildungs- kurse für Lehrer und Lehrerinnen. Auch die Notwendigkeit, bei den Eltern das Verständnis für dieses wichtige Problem zu wecken und die Mittel und Wege, wie dies geschehen könne, wunden in der Diskussion eingehend erörtert. Damit hatte die Versammlung ihr Ende erreicht._ Hetzte Nachrichten* Das Ergebnis der holländischen Stichwahlen. Amsterdam , 25. Juni. (Privattelegramm des „V o r w ä r t s".) Nach den heute stattgcfundenen Stich- Wahlen ist das Ergebnis der Kammerwahlen folgendes: Die Klerikalen sanken von 59 auf 45, die Liberalen stiegen von 34 auf 35, die Sozialisten von 7 auf 18. Der Ausgang der Wahlen ist eine zerschmetternde Niederlage für die Kleri- kalen und ein glänzender Sieg für das allgemein.e, Wahlrecht._ Oesterreich-Ungarn und die Balkanstaaten. Wien , 25. Juni. (P. C.) Die offiziöse„Wiener Allgemeine Zeitung" präzisiert in einer ersichtlich vom Ballplatz stammenden Mitteilung die Stellung Oestetreich-Ungarns : Die Monarchie wünscht auf das lebhafteste die Beilegung des Konfliktes zwischen der. Balkanstaaten. Der Modus, durch welchen diese» Ziel erreicht wird, kann Oesterreich-Ungarn ganz gleichgültig sein. Erst wenn ein definitives Resultat, sei es durch eine direkte Einigung der Balkanstaaten, sei es auf dem Wege eines Schiedsspruches, an den Tag treten sollte, wird die Monarchie zu dieser Teilung der er- oberten Gebiete Stellung nehmen und untersuchen, ob dadurch ihre Interessen nicht tangiert werden. Denn eS ist selbstverständ- lich, daß weder eine Vereinbarung der Balkanstaaten unter-* einander, noch ein auf Grund dieser Vereinbarung gefällter S ch i e d S s pr u ch für Oesterreich-Ungarn irgendwelche ver- bindliche Kraft besitzen. Der bulgarisch -serbische Zusammenstoß. Belgrad , 22. Juni. (W. T. B.) Nach amtlichen Berichten ver- suchten größere bulgarische Truppenmassen durch einen nächtlichen Ueberfall sich der serbischen Stellungen längs des ZlatowoflüsscS zu bemächtigen. Sie wurden nach blutigem Kampf zurückge- schlagen. An maßgebender serbischer Stelle wird die Hoffnung ausgedrückt, daß der Vorfall keine weiteren Kreise ziehen werde. Albanische Freiwillige für Serbien . Saloniki , 22. Juni. (P. C.) Die Serben haben eine große Anzahl albanischer Freiwilliger für den Fall eines Krieges mit Bulgaren angeworben. Sie erhalten 20 Dinar monatlich, reich- liche Tagesrationen und außerdem freien Tabak garantiert. Mehrere tausend Albaner sind bereits in Werissowit im Wilajet Kossowo versammelt, um eingekleidet zu werden. Eine menschliche Bestie. Gotha , 22. Juni. (W. T. B.) Eine auf dem Gute Großfahner beschäftigte polnische Arbeiterin nahm nach einem Streit mit ihrem Manne ihr 6 Wochen altes Kind, legte es auf den Hackklotz und schlug ihm mit der Axt den Kopf und beide Beine ab. Sie beging den Mord zu der Zeit, als der von ihr mißhandelte Mann zum Gendarmen gegangen war. Die Mörderin wurde verhastet._ Ter Streik im Randgebiet. Kapstadt , 25. Juni. (W. T. B.) Infolge der Streiklage im Randgebiet werden in den verschiedenen Städten der Union Truppen bereit gehalten, um im Notfalle nach dem Randgebiet abzugehen. Nach Benoni, in der Nähe der Kleinfontein-Mine, sind 120 Mann berittener Infanterie abbefohlen worden, Eisenbahnunglück in Kanada . Ottawa , 22. Juni. (W. T. B.) Vier Waggons eine» Zuges der Canadian-Paciflcebah» sind in den Ottawafluß gestürzt. 15 Per» sonen sind getötet worden. Die Leichen von 4 Männern, 3 Fr<ven und einem Kinde wurden aus dem Flusse geborgen. Der Zug war stark mit Einwanderern, besonders schottischer Nationalität, besetzt.
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